»Wie schad, dass wir Saggsen gein Dialegd haben«
Hier kann alles hin zum Thema Dialekt. Vermutlich wird bald ein echter Sachse den oben zitierten Satz in korrektem Dächsisch (das gibt es, oder?) aufschreiben …
Immerhin, seit Prof. Siebs die Göttinger Aussprache zum Standard erhoben hat, ist der darin enthaltene Wunsch erfüllt: Die Sprache von Luther in Wittenberg, oder das Deutsch, das Goethe in Weimar lernte, um seinen Frankfurter Dialekt loszuwerden - das ist jetzt Dialekt …
Heute sind es meist Großstädter, die keinen richtigen Dialekt haben, sondern gerade mal dialektal eingefärbtes Deutsch …
Nu, dann du isch misch mal als Säggsin im Exil auden...
Was mich wundert, ist, dass unsere Kinder kaum Dialekt sprechen. Unser Sohn spricht ordentliches Hochdeutsch. Und unsere Tochter hat sich einen Mix aus Hochdeutsch mit Hang ins Fränkische (mit schwäbischem Hauch) angewöhnt. Wir leben seit über 30 Jahren im Badischen Unterfranken, die Kinder sind hier geboren.
Kennt Ihr die Sachsen-Muddi?
Mmmnnjjjooooaaaaaa, ick bin Berlina oda Berlinerin und spreche für gewöhnlich in meiner "Mundart" (manchmal höflich, manchmal, wie mir der Schnabel gewachsen ist 😉 ) ... aba ick berlina nich so "stark" wie zu Zilles Zeiten ... aba noch jenuch, dass andere, auch aus fernen Ländern, erkennen könn(t)en, dass ick Berlina bin.
Vermutlich wird bald ein echter Sachse den oben zitierten Satz in korrektem Dächsisch (das gibt es, oder?) aufschreiben …
Es gibt kein korrektes Sächsisch, es ist kein homogener Dialekt. Vor 40 Jahren konnte man noch hören, aus welchem Dorf einer stammte. Funktioniert dank Wende und Globalisierung heute nicht mehr. Aber es wäre eher "Saggsn" als "Saggsen"
Die Blüte des Sächsisch Leipziger Prägung findest du in Asterix auf Sächsisch. Inkl. Glossar im Anhang. Brauchst du nur noch einen Saggsn, der dir das vorliest.
Das ist wahr. Und im Ergebirge gehts auch anders zu als im Vogtland.
Ey, da soon eisch ooch emol ebbes do dezu.
Et ass jo wie't ass: De Kanner lieren kää Plaat mieh, weil iwweroll Hochdeutsch gefordert gitt. Et ass kaanen mieh do, mit däm ma noch kinnt plaat schwäätzen - de Aalen stierwen oous, an de Jongen lieren et nemmieh. Unn die ganz Ugehäraot Leit kännen ooch kää Plaat, weil se vu susswo kimmen. Globalisierung sät ma da dozu.
Et ass ja ooch niede so, als kinnt ma Platt lieren wie en Fremdsprooch. Dat muss ma schunn vun klää uff hieren mat senger ganzer Feinheiden und Nuangsen, suss isset eng Krampf.
In Württemberg geht ja folgendes Gerücht herum.
Als der Herrgott die Sprachen verteilt hat wurden die Schwaben vergessen. Was tun.
Da hot der Herrgott gsagt. Na, donn schwätzed ihr ebbe wie I.
(für Leute nördlich des Weißwurst-Äquators) Da hat der Herrgott gesagt, dann redet ihr eben wie ich.)
Wobei man in meiner Region jetzt nicht hört ob das Dorf jetzt badisch oder württembergisch ist und auch hier
hat der Württemberg 20 km weiter wieder andere Worte und je weiter es Richtung Stuttgart geht desto breiter wird es.
Bei uns schwätzt man, im Kreis Ludwigsburg heisst es mer schwätzet. In Württemberg gibt es Spätzle, bei uns in Baden Spatzen.
@jigal Ist es bei Euch nicht auch so, dass jedes Dorf so ein bissel einen eigenen Dialekt hat?
Ich gehöre hier ja zu den 'Eingeborenen' und die Dörfer im Umfeld haben alle so ein bissel einen eigenen Klang.
Das fällt einem Nicht-Regionalen natürlich nicht auf, aber es gibt schon Feinheiten.
Für die von Außerhalb ist es vermutlich wie bei uns mit den Saggsn - für die klingt alles gleich.
Ich find's übrigens lustig, bei 'Menschen von der Straße' im Fernsehen zu raten, wo sie wohl herkommen.
Mit alten Leuten ist es übrigens von Vorteil, wenn sie merken, dass man ihre Sprache spricht.
Und meine Kinder sind zweisprachig aufgewachsen - Dialekt von der mütterlichen Seite und (mehr oder weniger) Hochdeutsch von der väterlichen.
@chai Das war vielleicht mal vor hundert Jahren. Das hat sich vermischt als die Leute auch in andere Orte zur Arbeit gingen. Um 1820 wurde hier nach Salz gebohrt und mit den Arbeitern kamen Leute aus anderen Orten im Umkreis. Es sind also nur wenige Worte die deutlich anders sind. Ich habe einen Freund aus den Zeiten der Berufsschule. Etwa 10 km weg aber mehr im Umkreis 15 bis 20 km weg ist er unterwegs. Er hätte vermutlich mehr Probleme einen echten Heilbronner Dialekt zu verstehen wie ich im badisch-württembergischen Grenzgebiet. Vor 30 Jahren in der Schule in Heilbronn dachte ich nur, hätte ich jetzt anders gesagt. Das ist nicht nur die Begrüßung. In Württemberg sagt man Grüß Gott, hier grüßt man nach Tageszeit Guda Morga, Gudn Dach, guda Nobend. Wird aber auch weniger. Die Kinder reden fast alle nach der Schrift. Also als der Freund von eine Rolle sprach brauchte ich etwas als mir klar war er meint einen Zweiachsanhänger wie er in der Landwirtschaft üblich ist. Bei uns ist das ein Hänger oder Anhänger. Er sprach von Weihnachtsgutsel beim Weihnachtsgebäck, hat jetzt eine Frau aus meinem Ort und ich habe sie unterstützt in dem ich sagte. Das sind Bredlin (der Schwabe sagt Bredla). Gutsel ist bei uns das Bon Bon. Wird alles weniger und so starke Dialektwörter habe ich in den 70ern schon nicht mehr gelernt.
Es gibt da so alte Worte für den Kater, Wörter fürs schneien, für manche Frucht. Da haben wir schon die hochdeutschen Wörter verwendet und sicher viele Wörter die untergegangen sind. Es kann aber bei uns auch so sein, da beide Großmütter meiner Mutter nicht aus der Region kamen und auch andere Wörter mitbrachten. Die eine kam aus dem Schwarzwald und vielleicht hatte die Oma deshalb so viele französische Wörter wie Troittior Courage und Vis a vis in ihrer Sprache obwohl sie im Dritten Reich aufgewachsen ist. Denen hat das ja gar nicht gepasst. Meine Mutter verwendete sie aber nicht und ich somit auch nicht.
@jigal Da gibt's Schnittmengen.
Die Roll steht im Schopfe und die Weihnachtsgutsel haben wir der Mama früher immer geklaut.
Als Grußformel hat sich ein Hallo durgesetzt, das passt immer. Und irgendwann ging's in ein Moin über.
Aber ein Kater war hier schon immer ein Kater - wie heißt der bei Euch?