Drei Fragen zum Gebet
Hallo liebe Leute,
ich bin zwar zeit meines Lebens Christ und habe früher auch gebetet - so "richtig" praktizierend, also mit Jesus als Mittelpunkt meines Lebens, aber erst seit diesem Jahr.
In den letzten Tagen und Wochen ergaben sich mir drei Fragen zum Gebet, die ich euch hier gerne stellen möchte:
1)
Ich besuche erstmals seit circa vier Wochen einen Hauskreis. Am Ende des Hauskreises kann jeder seine Gebetsanliegen vorbringen. Danach betet jeder, der möchte, für ein oder mehrere Anliegen. Beim letzten Mal habe ich mich erstmals getraut, für ein Anliegen zu beten. Während ich im persönlichen, stillen Gebet meist ungezwungen bin, fällt es mir in der Gemeinschaft schwer, für die anderen hörbar zu beten.
Später kam mir in meinem stillen Kämmerlein eine Frage in den Sinn: Wie ist das eigentlich, wenn Gott einen ganz anderen Plan hat und mein Gebet einfach nicht oder auf andere Weise erfüllt? Muss ich ein schlechtes Gewissen dem Anliegenden gegenüber haben, weil ich vielleicht irgendetwas falsch gemacht habe? Verrückter Gedanke - denn gibt es beim Gebet ein richtig oder falsch!? Kann ich mit Gott nicht so sprechen, wie mir der Schnabel gewachsen ist und beten wie ich möchte? Ich lege ja gerade damit mein Bitte bzw. das Anliegen des anderen in seine Hände. All das ist mir bewusst und trotzdem bleibt da ein flaues Gefühl, was wohl der Gebetsanliegende denkt, wenn es schief geht.
Im konkreten Fall habe ich für die Partnerin eines Hauskreisteilnehmers gebetet, die in der nächsten Woche ein Vorstellungsgespräch hat. Ich habe um Mut und Zuversicht für sie gebetet und dass sie den Job bekommt und Freude an der Arbeit hat.
2)
Früher betete ich zu Beginn immer "Lieber Gott ..." und sprach Gott direkt an. Das Gebet ist auf viele verschiedene Arten möglich. Manche beten "Himmlischer Vater" oder "Herr im Himmel" oder "lieber Herr Jesus" oder einfach nur "Vater" oder "Herr". Wie sprecht ihr im Gebet Gott oder Jesus an - macht es (für euch) einen Unterschied? Warum betet ihr so - aus Gefühl oder Gewohnheit? Oder wechselt ihr vielleicht sogar auch?
3)
Ich würde gerne mehr über die Gebetspraxis erfahren. Kennt ihr gute Bücher, Videos oder Podcasts, die dieses Thema behandeln?
Ich freue mich über eure Ansichten, Erfahrungen und Tipps.
Liebe Grüße
Morgen
Hej @morgen 🙂
Veröffentlicht von: @morgenWährend ich im persönlichen, stillen Gebet meist ungezwungen bin, fällt es mir in der Gemeinschaft schwer, für die anderen hörbar zu beten.
Du hast hier schon gute und hilfreiche Antworten bekommen, so möchte ich nur auf das eingehen, wo ich selbst ähnliche Erfahrungen habe; nämlich aus meiner ersten Gemeinde. Gott führte mich damals, ein paar Jahre, nachdem wir uns kennenlernten - oder vielmehr ich ihn, seine Kraft und seine Liebe -, in eine Gemeinde, wo ich auch sofort überall teilnahm, weil mich alles interessierte. Ich war wie ein trockener Schwamm, der alles aufsaugte.
Auch bei den Gebetstreffen ging es mir ähnlich wie dir. Ich war "gehemmt", etwas zu sagen, weil da eben auch immer wieder diese Gedanken kamen: das Richtige zu sagen, nichts falsch zu machen, niemandem auf die Füße zu treten, sich nicht lächerlich zu machen etc. - Irgendwann fiel mir etwas auf (ich vermute, es war Gott, der mich drauf aufmerksam machte). Da "passieren" Dinge in mir. Ich verband miteinander, dass Gottes Reich Geist ist, dass Satan ein Meister der Lügen ist, der Vater der Lüge sogar, und dass das alles in Gedanken geschieht - und das alles ein "Kampffeld" (manch einer mag diesen Begriff nicht) ist. Gottes Gabe an uns ist unter anderem, gegen "schlechte" oder "falsche" Gedanken, gegen Lügen anzukämpfen, gegen sie anzugehen. Wie? Mit der Wahrheit, die wir von Gott kennen. In meinem Kopf halte ich quasi die einen Gedanken gegen die anderen und halte die schlechten damit auf und/oder vernichte sie, schicke sie dahin zurück, wo sie hergekommen sind.
Es geschieht eben auch etwas mit mir. Gott arbeitet an uns, während wir beten. - Ich brauchte sozusagen zwei Jahre, bevor ich meinen Mund auftat. Ich betete vorher innerlich mit, von Herzen, im Herzen. Mein damaliger Pastor sagte mir, auch das wird von Gott gesehen und hat Wirkung. (Heute weiß ich, dass Gott ja schuf, indem er sprach und es auch bei oder durch uns eine entsprechend andere Wirkung hat, als wenn wir Dinge "nur denken".) So konnte ich auch besser gegen diese Gedanken standhalten.
Auch geht es beim Gebet nicht wirklich um uns, sondern um den oder die anderen. Es geht um etwas Größeres. Es geht ums "Geben", um das Dasein für andere und so. Ich hoffe, das ist verständlich.
Veröffentlicht von: @morgenFrüher betete ich zu Beginn immer "Lieber Gott ..." und sprach Gott direkt an. Das Gebet ist auf viele verschiedene Arten möglich. Manche beten "Himmlischer Vater" oder "Herr im Himmel" oder "lieber Herr Jesus" oder einfach nur "Vater" oder "Herr". Wie sprecht ihr im Gebet Gott oder Jesus an - macht es (für euch) einen Unterschied? Warum betet ihr so - aus Gefühl oder Gewohnheit? Oder wechselt ihr vielleicht sogar auch?
Mein Gedanke: Rede einfach so mit jedem, wie du ihn kennenlernst, wie er sich dir vorstellt ... Ich habe Jesus, meinen Herrn, handeln sehen. Er hat mir die Liebe des Vaters gezeigt und der Vater sprach auch mal mit mir direkt. Ich verlasse mich da auf den "Mittler", den Heiligen Geist, wann ich wen wie anspreche. Er ist es auch, der uns in aller Wahrheit führt. Und er macht es gut. Sehr gut. 😉 Da kannste dich 100%ig drauf verlassen und ruhig sein oder bleiben. 🙂 Na klar hörte ich auch bei anderen hin und prüfte innerlich ... schaute halt, wie mein Inneres drauf reagiert und gehe dann dieser Spur nach ... (es kann also nie schaden, reflektiert zu sein).
Was mich bei dir oder deiner Wortwahl irritiert, ist, dass zwei Mal das "praktizieren" auftaucht. Das kenne ich so in meinem Glaubensleben nicht. Es ist eher eine Wortwahl aus dem Islam oder dem Buddhismus, also anderen Religionen. Mein Gott lebt und ich darf mit ihm leben und mit ihm Beziehung haben (weil er lebt). Er schenkt Gewissheit, er kam in seine Schöpfung. Mein Gott ist kein Gott, den man "beeindrucken" muss, den man "besänftigen" muss ... Er ist ein Gott der Liebe, der Vergebung, der Annahme, ein gerechter Gott, souverän und ewig. Das passt mir beides nicht zusammen (also wer mein Gott ist und das Wörtchen "praktizieren"). Woher kommt dieses Wort in deinen Wortschatz?
Vielen herzlichen Dank für eure tollen Erfahrungsberichte! Ich finde sie sehr ermutigend und sie geben mir neue Impulse.
Veröffentlicht von: @neubaugoereWas mich bei dir oder deiner Wortwahl irritiert, ist, dass zwei Mal das "praktizieren" auftaucht. Das kenne ich so in meinem Glaubensleben nicht. Es ist eher eine Wortwahl aus dem Islam oder dem Buddhismus, also anderen Religionen. Mein Gott lebt und ich darf mit ihm leben und mit ihm Beziehung haben (weil er lebt). Er schenkt Gewissheit, er kam in seine Schöpfung. Mein Gott ist kein Gott, den man "beeindrucken" muss, den man "besänftigen" muss ... Er ist ein Gott der Liebe, der Vergebung, der Annahme, ein gerechter Gott, souverän und ewig. Das passt mir beides nicht zusammen (also wer mein Gott ist und das Wörtchen "praktizieren"). Woher kommt dieses Wort in deinen Wortschatz?
Danke auch für deine sehr hilfreiche Antwort.
Das Wörtchen "praktizieren", habe ich gar nicht bewusst gewählt - ich habe es hier eingetippt, so wie mir beim Sprechen "der Schnabel gewachsen ist". Also unbewusst und ohne vorher darüber nachzudenken - es floss sozusagen dahin. Mit Praktizieren in dem Sinne meine ich nichts anderes, als Jesus in den Mittelpunkt meines Lebens stellen mit ihn und durch ihn leben. Praktisch gesehen meine ich nur, aktive Handlungen, die wir geschenkt bekommen haben, wie das Gebet, den Besuch des Gottesdienstes, des Hauskreises und das Wahrnehmen ehrenamtlicher Engagements.
Aus Interesse bin ich mal in die Recherche gegangen und fand heraus, dass das Wort, auch im Christentum, gar nicht so abwegig ist. So ist selbst von christlichen Medien aus verschiedensten Richtungen von "praktizierenden Christen" die Rede. Ich führe hier nachfolgend eine kleine Auswahl an Beispielen an. Die Suchmaschinen spucken dazu eine Vielzahl an Ergebnissen aus. Vielleicht bin ich unbewusst von dieser Rede-/Schreibweise beeinflusst worden.
Liebe Grüße
Morgen
https://www.pro-medienmagazin.de/mehrheit-der-christen-praktiziert-glauben-nicht/
https://www.idea.de/artikel/studie-praktizierende-christen-fuehlen-sich-wohler
Hej @morgen 🙂
Danke für deine Rückmeldung.
Veröffentlicht von: @morgenAus Interesse bin ich mal in die Recherche gegangen und fand heraus, dass das Wort, auch im Christentum, gar nicht so abwegig ist. So ist selbst von christlichen Medien aus verschiedensten Richtungen von "praktizierenden Christen" die Rede. Ich führe hier nachfolgend eine kleine Auswahl an Beispielen an. Die Suchmaschinen spucken dazu eine Vielzahl an Ergebnissen aus. Vielleicht bin ich unbewusst von dieser Rede-/Schreibweise beeinflusst worden.
Es spielt Gott sei Dank keine Rolle, was mir andere (u.a. Medien) erzählen, wie es richtig zu sein hat. Das ist keine Quelle für mich. Die Quelle ist einzig Gott.
Veröffentlicht von: @morgenDas Wörtchen "praktizieren", habe ich gar nicht bewusst gewählt - ich habe es hier eingetippt, so wie mir beim Sprechen "der Schnabel gewachsen ist".
Unbewusste Dinge sagen eben auch etwas über uns aus. Da können wir nach den Wurzeln forschen ... 🙂 und viele Dinge dadurch eben auch bewusst(er) tun.
Mir fällt auf, dass ich die Dinge nicht so benenne wie du. Gut zu wissen, damit ich bei Missverständnissen doch eher da nachhake. 🙂
Veröffentlicht von: @morgenDanke auch für deine sehr hilfreiche Antwort.
Gerne. 🙂
Lieben Gruß
Veröffentlicht von: @neubaugoereEs spielt Gott sei Dank keine Rolle, was mir andere (u.a. Medien) erzählen, wie es richtig zu sein hat. Das ist keine Quelle für mich. Die Quelle ist einzig Gott.Unbewusste Dinge sagen eben auch etwas über uns aus. Da können wir nach den Wurzeln forschen ... 🙂 und viele Dinge dadurch eben auch bewusst(er) tun.
Hallo @neubaugoere,
danke für deine Antwort.
Ich wollte mich damit nicht verteidigen oder darstellen was "richtig" oder "falsch" ist - ich wollte nur aufzeigen, dass ich wahrscheinlich durch die allgemeine Verwendung des Wortes "praktizieren", eben auch im christlichen Zusammenhang, geprägt bin. Ich glaube auch nicht, dass es mir Gott übel nimmt, wenn ich das Wort in diesem Zusammenhang gebrauche, nur weil es Muslime oder Buddhisten in ihrem Umfeld auch tun.
Sicher ergibt das Forschen nach den Wurzeln Sinn, dort wo ich falsch liege oder unrecht handle. In diesem Fall ist es glaube ich kontraproduktiv, denn ich will ja eben keine künstliche Sprache entwickeln, die nicht mehr das aussagt, was ich rüberbringen möchte und nur noch feingeschliffen ist. Am Ende soll die Botschaft ankommen, und ich glaube, das ist mir gelungen - das zeigen mir deine und eure Reaktionen.
Einen schönen Tag dir.
Liebe Grüße
Morgen
Betten ist wie eine Liebeserklärung. Sie muss vom Herzen kommen. Dann macht dem Bettenden Freunde und dem Gott auch. Gott kennt Deine Bedürfnisse. Er erwartet bis Du Ihm persönlich es sagst. Du muss Ihm so einfacher es geht alles erklären auch dann wenn Du keine Bedürfnisse hast. Ihm anerkennen als den einzigen Gott auf Erde der Dir das Leben geschenkt hat und kannst Du heute auf dieser wunderbaren Welt die er für Dich gemacht hat, leben. Betten hat dann einen Sinn, wenn man mit Gott zusammenlebt. Es erfordert Disziplin und Geduld. Versuche kurz und bündig zu sein aber bleib treu. Bette für Dich und für alle die Deine Eigene sind. Mehr nicht. Jeder der Gesunden Verstand hat und eigene Verantwortung übernimmt, muss selber betten. Gemeinsames Betten ist eine Rituale Angelegenheit und kommt in der Liturgie vor. Begine immer mit dem Vater unser… ist ein guter Start der so oft wie möglich wiederholt werden muss. Weil wir alles was wir haben, dem Gott es verdanken.