Eine Geschichte von Gott
Bitte hört Euch diesen Text an ...
Ich teile ihn mit Euch und er begleitet mich bis heute - ein frühes Bühnenstück des wunderbaren HERMAN VAN VEEN.
Bin gespannt auf Resonanzen:
https://www.youtube.com/watch?v=yraumkaF0NQ
L'Chaim
Das Gott von seinem Himmel auf die Erde kam und sich dann nicht in einer Kirche niederließ, sondern sich davor neben dem Mann auf der Bank, gefällt mir.
Vor geraumer Zeit bin ich zum Gottesdienst in eine Kirche gegangen, die ziemlich gut besucht war. Komischerweise war aber mitten drin eine ganze Bankreihe frei - bis auf einen Mann in der Nähe des Endes der Reihe. Mich hat das neugierig und bin hingegangen. Dann war es mir klar - er sah so ziemlich wie ein Obdachloser aus und roch nicht so doll, aber doch bedenklich. Ich habe mich dann neben ihn gesetzt.
Als nach dem GD alle rausgingen, habe ich von etlichen Besuchern böse Blicke mit auf den Weg bekommen. Aber ich denke, Gott hätte sich auch neben ihn gesetzt.
Hej AWHler,
kenne ich seit Jahrzehnten nahezu auswendig. Es ist ein Text, den ich immer und immer wieder (mal) gehört habe. Ein Text, der mich mehr und mehr in die Freiheit geführt hat. Ein Text, den ich von Anfang an faszinierend fand, bei dem ich mich aber auch fragte, ob man das so sagen darf. Und so etwa alle zwei Jahre, wenn ich den Text wieder mal höre, denke ich jedes Mal ein bisschen deutlicher: ja, das darf ich. Inzwischen habe ich aufgehört zu fragen.
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Und manchmal, wenn ich in einer Kirche innehalte und brennende Kerzen sehe, denke ich an "chamoistriefende Schubschtanschen, ausch denen Licht leckte..."
Liebe Grüße
fr 🙂 sch
Eine Ergänzung noch, die zum Schluss der Geschichte gut passt:
Vor "meiner" Kirche., wo ich zuletzt über 30 Jahre Pfarrer war, gab es einen Kirchenvorplatz mit Bänken und im großstädtischen Mileu saßen dort Tag für Tag Männer, die in ihrer "Alkohol-Geselligkeit" präsent waren. Zu Vielen hatte ich ein freundliches Verhältnis und wir hielten hin und wieder ein Schwätzchen, grüßten uns, nahmen einander freundlich wahr ...Ich nannte sie immer liebevoll "die Kollegen" 😉
An einem Samstagnachmittag schellte einer von ihnen und wies mich darauf hin, dass ein alter, offenbar verwirrter und desorientierter Mann mit auf der Bank saß, der nicht wusste, wohin mit sich. Auch ich fand es im Ansprechen nicht heraus und telefonierte ein paar Altenheime aus der Umgebung ab, ob sie jemanden vermissen würden - Fehlanzeige. Ein bisschen Zeit verging, der Mann saß noch da, und noch bevor ich das Odnungsamt oder die Polizei um Hilfe bitten konnte, schellte es nochmal - und einer der "Kollegen" sagte: "Wir nehmen ihn erstmal mit zu uns nach Hause, draußen wird es kühl, gleich läuft die Sportschau und dann sehn wir mal weiter ..." --- Die Sache ging dann gut aus, irgendwie kam der alte Herr wieder zu sich nach Hause (ich weiß nicht mehr die Details), aber ich war sehr berührt, dass "meine Kollegen" vom Kirchenvorplatz so selbstverstandlich den alten Mann nicht einfach sich selbst überließen.
Als die Kirchenglocken dann am Samstagabernd um 19.00 läuteten, war das Erleben schon sowas wie eine vorweggenommene Sonntagspredigt vom "menschenfreundlichen Gott" und von "kollegialer Nächstenliebe" ... Und daran muss ich seitdem jedesmal denken, wenn ich die Geschichte wieder höre.
Und schmunzle, weil wir 2004 unsere Kirche von innen umgebaut hatten (mit Kinderhaus und Kirchenkaffee-Bereich) zu einem hellen, freundlichen Kirchraum, in dem es nicht "leicht modrig roch", helle Bilder und frische Blumen immer ihren Platz hatten *lach*
L'Chaim
Gibt es eine Entstehungsgeschichte zu diesem Lied?
Ich habe nach irgendwas gesucht, aber nichts gefunden.
Ich denke, van Veen, der ja Geschichten, Texte & Lieder "über Gott und die Welt" schreibt, drückt damit sein "Gottesbild" aus, das einerseits menschfreundlich (statt bedrohlich, angst- und kleinmachend) ist - und das wenig mit dem zu tun hat, was er beschreibt (die dunkle, bedrückende und verurteilende Seite christlich-kirchlicher Lebens- und Glaubenswelten).
L'Chaim
Ich habe nach irgendwas gesucht, aber nichts gefunden.
Danke, dass du gesucht hast. Es gibt ja einige Lieder, die einen besonderen Hintergrund haben.
Ich habe ein Interview mit ihm zu seinem 80. Geburtstag gefunden.
"Interessante an Religion ist das Rätsel Gott": Liedermacher Herman van Veen über seinen Glauben
In seinen Texten ist ein unglaublicher Tiefgang und oft wird er unterschätzt und auf Alfred Judokus Kwak reduziert.
Schau mal genau das Cover des Weihnachtsliedes an der Krippe an, das weiter unten verlinkt ist: Ich habe es durch Zufall entdeckt, als der Cursor auf der vorwärts-Linie ein kleines Cover-Bild generierte. Die ganze Szene ist in einem Totenkopf. Die Berufung Jesu, für unsere Sünde zu sterben ist in der Krippenszene eingearbeitet.
Überhaupt hat Herrmann van Veen viele tolle Lieder geschrieben, die den Geist der Nächstenliebe widergeben, bzw. was dem entgegen steht z.B. Platz da ... ich habe keine Zeit.
Ja, das ist es. Ich mag vor allem seine Sprache bei diesem Lied. Ob das klappt, weiß ich nicht und kann es auch nicht kontrollieren, aber ich wünsche mir, dass das von ihm gespielt wird, wenn ich die große Wanderung antrete.
Veröffentlicht von: @queequegIch mag vor allem seine Sprache bei diesem Lied.....
Zur Sprache eine kleine LIVE-Anekdote:
HvV tut so, als würde er mitten im Konzert und auf der Bühne mit seiner kleinen Tochter telefonieren, wie jeden Abend.
Sie fragt (fiktiv) und er antwortet:
Wo ich heute Abend bin?...
In Deutschland ...
Was die Menschen hier für eine Sprache sprechen? ...
Sie sprechen Deutsch ...
Was das für eine Sprache ist?
(Kurze Pause ... danach mit dem van Veen'schen Sprach-Duktus:)
DAS IST HOLLÄNDISCH - MIT EINE GANZ MERKWÜRDIGE AKZENT!!!
....
Und hier noch ein Lied "Gott ist der Wind"
https://www.youtube.com/watch?v=dB4zO90DFHk
L'Chaim