Einem Ruf folgen
Es gibt immer wieder Menschen, die - oft schon in jungen Jahren - einen starken Ruf in ihrem Herzen verspüren, und diesem Ruf auch folgen. Manche sagen auch, dass sie gar nicht anders können als dem Ruf zu folgen, oder dass sie gestorben wären, wenn sie ab einem bestimmten Punkt ihres Lebens nicht endlich dem Ruf gefolgt wären. Dieser Ruf führt aber nun offensichtlich nicht jeden Menschen zu einem Leben als Christ, zur Kirche oder gar zur Missionierung. Aber meiner Beobachtung nach führt der Ruf in allen Fällen zu einem sinnerfüllten und segensreichen Leben, zu einem Leben, das von Mitgefühl und Nächstenliebe geprägt ist, und im besten Sinne gute Frucht bringt. (Um ein paar Namen als Beispiele für solche Menschen zu nennen: Jürgen Wagner, Wolf-Dieter Stohrl, Hinnerk Polenski; bei Bedarf googeln)
Nun wäre es ein sehr seltsames Gottesbild, das davon ausgeht, dass diese Menschen - sofern sie nicht explizit an Jesus glauben - fehlgeleitet sind. Denn was wäre das für ein Gott, der eine solche Täuschung zulassen würde.
Folgt daraus (aus gott-gläubiger Perspektive) nicht unmittelbar, dass der Weg, den Gott für jeden einzelnen Menschen vorgesehen hat, sehr individuell ist und überhaupt nicht darin bestehen muss, ein nach außen hin "christliches Leben" zu führen?
Mich interessiert Eure Meinung dazu. Ich würde mir wünschen, wenn keine "Querulanten" die Diskussion übernehmen, denen es gar nicht um das Thema geht, oder die hier gar nicht (weil nicht gläubig) angesprochen sind.
@suchender_345ab
Mir stellt sich hierbei die Frage, auf was sich dieser jeweilige Ruf gründet. Nach einem Ruf von Gott sieht es für mich nicht aus, sondern vielmehr von einem starken Wunsch geprägt, in dem sich diese Leute dann in ihrem Element befinden. Und ja, ich persönlich glaube, dass Gott solche Täuschungen zuläßt.
Richtig ist aus meiner Sicht, dass Gott für einen jeden einzelnen Menschen einen Plan hat, der Ihm vertraut. Christliches Leben, also ein - Leben mit Gott - hat immer auch Außenwirkung.
@adjutante Worauf sich der Ruf gründet? Für mich ganz klar: Eine tiefe Sehnsucht im Herzen, die meiner Ansicht nach nur Gott da "hineingelegt" haben kann. Warum nimmt ein Mensch große Schwierigkeiten, Unsicherheit und Verachtung durch seine Mitmenschen auf sich (wie nicht wenige von denen, die einem solchen Ruf konsequent gefolgt sind)? Ich gehe davon aus, dass das für niemanden angenehm ist. Ein Weltbild, in dem hier Täuschungen vorliegen, ist für mich nicht vereinbar mit einem christlichen Gottesbild.
@suchender_345ab
ich sag es mal so: es gibt sogar Christen, die sich in einer Berufung täuschen können.
@adjutante Sagt wer? Ich meine, wer entscheidet, ob so eine Täuschung vorliegt? Angenommen, wir könnten das von außen betrachtend beurteilen, nach welchen Kriterien würden wir es beurteilen?
@suchender_345ab
Sagt wer? Nun, das hab ich gesagt. Aber es gibt auch Hinweise in der Bibel, dass Gott es zuläßt. Dass Gott Menschen laufen läßt ... zum Beispiel, weil sie sich nicht um Gott kümmern, nicht nach ihm fragen ...
Wenn Gott ruft, dann wird das von innen und außen bestätigt. Durch das Wort Gottes und durch andere Christen.
@adjutante Die äußere Bestätigung durch andere Christen sehe ich aufgrund meiner Beobachtungen sehr kritisch. Wenn man eine Ideologie übernimmt, die den jeweiligen anderen Christen in den Kram passt, wird das sehr gerne von denen bestätigt. Ansonsten habe ich eher erlebt, dass man sich gegenseitig einen Bund mit dem Teufel unterstellt.
@suchender_345ab
Klar.
Doch dem ist nicht so, wenn etwas durch das Wort Gottes bestätigt wird.
@adjutante Die Christen fühlen sich ja alle durch das Wort Gottes bestätigt, egal was sie glauben und wen sie verteufeln.
@adjutante Falls Du jetzt durch das Wort Gottes die Bibel meinst, wovon ich ausgehe.
@suchender_345ab Worauf sich der Ruf gründet? Für mich ganz klar: Eine tiefe Sehnsucht im Herzen, die meiner Ansicht nach nur Gott da "hineingelegt" haben kann.
Ist das wirklich zwingend so? Es gab und gibt auch Menschen, die "einem inneren Ruf folgend" in einen wie auch immer gearteten "heiligen Krieg" gegen Andersgläubige ziehen, der bis hin zu Selbstmordattentaten führen kann - ich rede jetzt nicht von Christen.
Oder auch viele "Befreiungsbewegungen", die erst gut anfingen, aber dann zum Teil in grausame Gewalttaten mündeten.
Hat auch diese "Sehnsucht" Gott in ihre Herzen gelegt?
@turmfalke1 Da könntest Du aber auch von Christen reden. Denn nicht wenige Christen sind auch "inneren Rufen" gefolgt, die zu schlimmen Gräueltaten geführt haben.
Ich rede von Menschen, die nicht von Ideologie und Hass angetrieben werden. Bei den genannten Selbstmordattentätern kann man zum Beispiel ganz klar erkennen, dass deren Handlungen ideologie-getrieben sind und nicht allein aus deren eigenem Herzen erwachsen.
Es gibt einen großen Unterschied zwischen Menschen, die eine Ideologie oder überhaupt Ideen von außen übernehmen und sich zu eigen machen, und denen die sagen: Ich höre jetzt auf die Stimme, die ich schon immer in meinem Herzen vernommen habe.
@suchender_345ab
Es gibt einen großen Unterschied zwischen Menschen, die eine Ideologie oder überhaupt Ideen von außen übernehmen und sich zu eigen machen, und denen die sagen: Ich höre jetzt auf die Stimme, die ich schon immer in meinem Herzen vernommen habe.
Und was, wenn diese "Stimme im Herzen" zu Gewalttaten aufruft?
@turmfalke1 Dass dem so ist, glaube ich nicht. Das ist für mich also ein Glaubenssatz. So wie es für die meisten Christen ein Glaubenssatz ist, dass Gott sich den Menschen durch die Bibel offenbart.
@turmfalke1 Hinzuzufügen wäre hier, dass auch einige schon die Bibel als Aufruf zu Gewalttaten verstanden haben.
@adjutante Zudem wäre zu bedenken: Wenn das Täuschungen sein können, müssen wir mit derselben Logik davon ausgehen, dass auch Christen, die dem (dann vermeintlichen) Ruf Gottes folgen, einer Täuschung unterliegen können. Wenn das so ist, gibt es für mich keine Grundlage für ein gelingendes Leben mehr.
@suchender_345ab
Was ist für dich die Grundlage für ein gelingendes Leben?
@adjutante Die eigene Berufung oder Natur erkennen und ihr folgen. Dabei stets den Kontakt zu seinem Herzen nicht verlieren und auf sein Herz hören. Gott spricht zu den Menschen über ihr Herz.
Schiller hat es sehr schön ausgedrückt: "Die Pflanze kann es dich lehren: Was sie willenlos ist, sei du es wollend - das ist's!"
@suchender_345ab Die eigene Berufung oder Natur erkennen und ihr folgen.
Erachte ich für gefährlich. Nicht umsonst steht in der Bibel, dass das Trachten des Menschen böse ist von Jugend auf. (1. Mose 8, 21) Der Mensch ist durch die Sünde verdorben.
Dabei stets den Kontakt zu seinem Herzen nicht verlieren und auf sein Herz hören. Gott spricht zu den Menschen über ihr Herz.
Zuerst spricht Gott zu uns durch Sein Wort.
Jeremia 17, 9: Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen?
Hebr. 13, 9: Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade,
Sprüche 3, 5: Vertraue von ganzem Herzen auf den HERRN und verlass dich nicht auf deinen Verstand.
@turmfalke1 Ich erachte es für viel gefährlicher, auf eine Bibelinterpretation (und damit auf Gedanken oder Verstand) zu vertrauen. Wie gesagt, nicht wenige haben daraus schlimmste Gräueltaten abgeleitet. Und viele leiten daraus ab, dass andere Christen des Teufels sind, wodurch es zu Spaltung und Hass kommt. Kurz gesagt: Die "Früchte" sprechen nicht dafür.
Wenn Du sagst, dass Gott zu uns als erstes durch sein Wort spricht und damit die Bibel meinst, ist das wohl ein Glaubenssatz von Dir. Wenn ja, woher hast Du diesen Glaubenssatz? Hast Du eine Begründung dafür?
@suchender_345ab Ich erachte es für viel gefährlicher, auf eine Bibelinterpretation (und damit auf Gedanken oder Verstand) zu vertrauen.
Ich sprach auch nicht von einer Bibelinterpretation sondern von der Bibel selbst. Und da gilt es immer wieder demütig heranzugehen, um Leitung durch den Heiligen Geist zu bitten und auch den Austausch mit anderen Christen zu suchen.
Wenn Du sagst, dass Gott zu uns als erstes durch sein Wort spricht und damit die Bibel meinst, ist das wohl ein Glaubenssatz von Dir. Wenn ja, woher hast Du diesen Glaubenssatz? Hast Du eine Begründung dafür?
Das ist kein Glaubenssatz von mir, sondern es ist der Konsens vieler Christen, dass wir Gott durch Sein Wort erkennen, weil Er Sich darin offenbart hat und das letztlich auch das Selbstzeugnis der Bibel ist. Woher soll man denn sonst das Wesen Gottes kennenlernen wenn nicht durch Sein Wort?
@turmfalke1 Zur Bibel: Alles ist Interpretation. Wenn ich einen Satz in der Bibel lese, muss ich ihn irgendwie interpretieren oder eine Interpretation von anderen übernehmen. Die Bibel spricht ja nicht direkt zu Dir. Und da ist es nun mal so, dass verschiedene christliche Gemeinschaften zum Teil zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Ich habe allein 8 (!) grundverschiedene Ansichten unter Christen darüber gehört, was mit dem Menschen eigentlich nach dem physischen Tod geschieht. Da war so ziemlich alles dabei, von der kompletten Auslöschung der Existenz bis zur 2-Klassen-Gesellschaft im Himmel. Und alle behaupten, dass sie der heilige Geist leitet, und alle haben zur Begründung die passenden Bibelstellen parat. Wenn jemand sagt, dass er der Bibel vertraut, ist damit meistens eine bestimmte Bibel-Interpretation gemeint.
Zum Wort Gottes: Ja, das ist ein Konsens unter vielen, aber nicht unter allen Christen. Die katholische Kirche sieht es zum Beispiel ein bißchen anders. Die sagen im Prinzip: Wir haben die Bibel zusammen gestellt, also haben wir auch das letzte Wort. Aber der von Dir genannte Konsens ist auch ein Glaubenssatz, der mich etwas verwundert. Denn die Bibel ist ja nichts in Stein Gemeißeltes. Es gibt verschiedene Versionen und viele verschiedene Übersetzungen. Hinzu kommt, dass viele Menschen (vor allem früherer Zeiten) niemals eine Bibel zu Gesicht bekommen haben, und dass die Bibel zu vielen Themen nichts sagen kann, weil sie von Menschen früherer Zeiten geschrieben wurde.
Wenn man "bibel-treuer" Christ ist, muss man zudem ziemlich viel glauben, nämlich zum Beispiel, dass alle Autoren, Übersetzer und Kanon-Mitgestalter der heutigen Bibel(n) vom heiligen Geist geleitet wurden. Dazu würde ich erst mal sagen: Hm, weiß ich nicht, Digga 🙂
@suchender_345ab Ich würde mir wünschen, wenn keine "Querulanten" die Diskussion übernehmen, denen es gar nicht um das Thema geht, oder die hier gar nicht (weil nicht gläubig) angesprochen sind.
Wenn Du solche Querulanten ausschließen möchtest von der Diskussion, würde ich vorschlagen, entsprechende Threads im Unterforum "Jesus nachfolgen" zu eröffnen. Dort dürfen ungläubige Querulanten nämlich gar nicht mitdiskutieren.
@suchender_345ab Da fühlt sich einer angesprochen
Ja, selbstverständlich, wenn mir implizite Querulantentum unterstellt wird. Mein Hinweis war allerdings durchaus konstruktiv gemeint, da ich vermutete, dass es Dir bei der Threaderöffnung nicht gegenwärtig war: es gibt Unterforen hier, in denen sich Gläubige ganz ungestört durch uns Ungläubige austauschen können und wenn Du dazu ein Bedürfnist hast, warum dann nicht ein solches Unterforum wählen?
@jack-black Gut, danke für den Hinweis. Das war mir in der Tat nicht bewusst.
Allerdings habe ich Dir nichts unterstellt. Ich hatte ganz andere Leute im Sinn.
@suchender_345ab
Nachdem das hier ein offenes Forum ist, ist es schon seltsam, den mod zu spielen und bestimmte Gruppen auszuschließen im Eingangspost.
@suchender_345ab
Ich will mich an der Stelle auch einmal kurz zu Wort melden, aber ich habe nicht vor hier lange mitzudiskutieren.
Was du hier beschreibst war damals einer der Gründe, weshalb ich mich dem christlichen Glauben zugewandt habe. Neben der Frage, was denn allgemein an diesem Glauben dran ist verband ich damit auch die Hoffnung nach einem Sinn im Leben, auch konkret mit der Frage, was ich denn in meinem Leben tun sollte. Mir gefiel der Gedanke, dass Gott einen Plan für jeden Menschen hatte - so ähnlich wie du es hier mit "Berufung" beschreibst.
Mir begegneten viele Menschen, dir mir sagten Gott hätte ihnen dieses oder jenes gesagt und sie hierhin oder dorthin geführt, um ihnen ihre Berufung zu zeigen. Bei einigen war das durchaus glaubwürdig, ich erinnere mich an einen Pfarrer, der wirklich in seinem Beruf voll aufging. Dieser Mann schien wirklich seine "Berufung" gefunden zu haben.
Andere hingegen sagten zwar etwas ähnliches über sich... wirkten dabei aber sehr unsicher, teils sogar unterschwellig aggressiv. Da war irgendetwas nicht in Ordnung... ich merkte zwar, dass da eine große Sehnsucht nach einer "Berufung" war, aber diese Leute schienen nicht mit sich im Reinen. Sie wollten einfach, dass es doch bitte wahr sein möge, dass sie für etwas Bestimmtes berufen waren... aber es schien nicht zuzutreffen.
Ich habe mich dann gefragt, wie man hier weiterkommt. Und dann dachte ich an die Aussage, dass man "sterben" und von "neuem geboren" werden muss. Ich denke, dass es da viele Missverständnisse bezüglich dieser Bibelstelle gibt. Ich selber denke mir, dass es darum geht, nicht seinen lauten und drängenden Gefühlen zu folgen, nicht seiner Angst, seiner Gier oder sonstetwas... sondern dem "Geist". Wenn man zu ängstlich ist, seiner wahren Berufung zu folgen wird man ebensowenig zufrieden werden, wie wenn man sich von seiner Gier oder anderen Dingen leiten lässt.
Lässt man aber diese Dinge hinter sich und wird "von neuem geboren" - dann vermag man vielleicht Gottes Stimme zu hören, die aber so leise ist, dass man sie erst dann versteht, wenn die lauten Töne in einem selbst verstummt sind. Hier, so dachte ich, sollte eigentlich der Weg zu finden sein.
Nun endete mein Versuch mit dem christlichen Glauben sozusagen vorzeitig, so dass ich hier nicht mehr weiter ansetzen konnte... zumindest nicht mit diesem Hintergrund.
Aber ich denke es ist kein Zufall, dass man Vergleichbares auch in anderen Religionen oder auch profanen Ansätzen bezüglich des Sinn im Leben findet. Ganz falsch kann es also nicht sein, denke ich...
@lucan-7 Danke für diesen sehr konstruktiven Beitrag! Das entspricht alles so ziemlich auch meinen Beobachtungen und Gedanken.
Ich kenne Beispiele von Menschen, die sehr nahe am physischen Tod dran waren, bevor sie anfingen ihrer Berufung zu folgen. Da wird der Begriff "neue Geburt" sehr anschaulich. Ich glaube außerdem, dass das viele Christen viel zu oberflächlich sehen und dass es ihnen an tiefer Erfahrung fehlt (niemand muss sich angesprochen fühlen).
@lucan-7 Als ich an dem Punkt angekommen war, den Du beschreibst, war es eine zumindest vorläufige Lösung für mich, mich der "christlichen Sprache" zu entledigen, und auch alle konkreten Glaubensinhalte über Bord zu werden, die ich ja letztendlich nur von anderen Christen übernommen hatte.
Heute denke ich auch, dass man den Weg vielleicht finden kann, wenn die lauten Töne verstummt sind. Tatsächlich ist mir vieles durch Zen-Meditation bewusst geworden, wo es ja unter anderem darum geht in die Stille zu kommen.