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Endzeit

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Queequeg
Themenstarter
Beiträge : 4197

Daran haben die Menschen geglaubt, seit sie über sich und ihre Welt nachdenken konnten. Speziell im Bereich christlichen Glauben war das zu allen Zeiten seit Jesu Tod, die Mutmaßung, dass das Ende von allem gerade bevorsteht.

Nun, ich glaube nicht, das ein solches Ende von außen kommt, zumindest nicht als Willensakt Gottes, der die Nase voll hat.

Aber was in biblischen Texten zuweilen als Drohung - oder wenn man es aus anderer Perspektive liest Verheißung - lesen kann, erscheint mir als völlig natürliche Folge einer allerdings verhängnisvollen Entwicklung.

"Corona" hat jetzt auch für den letzten Ignoranten erkennbar gemacht, wie verheerend wir allesamt mit der uns anvertrauten Welt umgehen und letztlich kaputt machen, was uns erhalten soll. Dazu muss man nicht erst nach Brasilien gehen und sich einen Bolsonaro ansehen, der gerade dabei ist, einen wichtigen Teil der Lungenfunktion der Erde zu zerstören. Das sind auch ganz hautnah wir, die wir in Supermärkten Fleisch und dessen Produkte essen, die in total unmenschlichen Verhältnissen produziert werden. Unmenschlich bezogen auf die Tiere und auf die, die sie verarbeiten.

Und bei den pflanzlichen Produkten aus dem Supermarkt ist es auch nicht anders. Keiner weiß, ob und wie sich Pflanzen "fühlen", aber auch hier arbeiten Menschen zu ihrer Fertigung unter Bedingungen, die niemand wissen will. Wen es interessiert, kann sich in Internet nach Avocado, Tomaten und Orangen informieren, wie die hergestellt, geerntet und vermarktet werden.

Das Problem ist nur, es ist unausweichlich, wir können es nicht ändern.

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Anonymous
 Anonymous
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Veröffentlicht von: @queequeg

Das Problem ist nur, es ist unausweichlich, wir können es nicht ändern.

Wer ist wir und was genau können wir nicht ändern?

Du bist ja meines Erinnerns Psychologe/Psychotherapeut. Da würde es mich ja interessieren, wie Du den Topos der Endzeit aus psychologischer Sicht verstehst.

Phänomenologisch denke ich, dass die Physik sich am Ende durchsetzen wird, ob es den betroffenen Menschen nun paßt oder nicht: mehr natürliche Ressourcen als nachwachsen zu verbrauchen geht auf Dauer nicht.

Ich hab mich gestern da ziemlich lange mit einem Bekannten drüber unterhalten, was diese ganze Nachhaltigkeitsdiskussion angeht.
Was ich aus dem Gespräch mitnahm ist erstens:
Das

Veröffentlicht von: @queequeg

"Corona" hat jetzt auch für den letzten Ignoranten erkennbar gemacht, wie verheerend wir allesamt mit der uns anvertrauten Welt umgehen und letztlich kaputt machen, was uns erhalten soll.

stimmt das ganz sicher nicht. Würden die Leute erkennen, was geschieht, würden sie handeln. Tun sie nicht.
Und den Grund kennst Du: der Leidensdruck ist nicht groß genug.

Das Narrativ von der freiwiligen Selbstbeschränkung des verantwortungsbewußten Verbrauchers ist nichts weiter als eine schöne Mär, gern vorgebracht von den Lobbyisten jener, die mit der unbezahlten Selbstbedienung an den natürlichen Ressourcen ihr Geschäft machen. Da liegt der Schlüssel, weswegen ich eben Dir widersprechen würde hinsichtlich der Aussagen "wir können es nicht ändern": wir können schon, wir müßten nur unser gesamtes Wirtschafts- und Politiksystem umkrempeln. Das wollen "wir" aber nicht, weil es "uns" noch viel zu gut geht.

In dem oben erwähnten Gespräch kamen wir auf den Massentourismus zu sprechen und dass der doch nun schnell wieder in Gang kommen muß (mit besonders niedrigen Flugpreis-Angeboten, wie gestern ein Ryanair-Sprecher ankündigte: "Damit wir unsere Flugzeuge voll kriegen!"). Weil die Leute doch im Urlaub schließlich nach Ägypten, in die Türkei, die Karibik und sonstwohin möchten. Wenn dieser Massentourismus nun teurer würde, so mein Gesprächspartner, so würde in den Urlaubsländern die Tourismus-Branche zusammenbrechen. Und das ginge doch nicht...
Tja, da würden dann Arbeitskräfte langfristig freigesetzt. Ist ja nicht so, als wenn es in den entsprechenden Ländern keine Arbeit zu tun gäbe... Wir sprachen über Ägypten. Dort könnten viele Leute händisch helfen, die Wüstenausbreitung zu stoppen (indem Bäume gepflanzt werden) oder wieder - wie einst in den Jahrtausenden der Pharaonen, in der Landwirtschaft arbeiten. Sobald der Umweltverbrauch hierzulande (Europa) per angemessener CO2-Steuer und Emissionsabgaben z.B. hinsichtlich der Wasserverschmutzung (Stichwort: Düngemittelverordnung in der Landwirtschaft) eingepreist würde, würden landwirtschaftliche Produkte aus den Urlaubs-Ländern auch wieder konkurrenzfähig. Das, was die Leute brauchen: Nahrung - würde überall auf der Welt teurer, d.h. wertvoller. Billige Agarexporte (warum muß/kann konkurrenzfähig Deutschland Schweinefleisch und Milchprodukte nach China exportieren?) aus Deutschland/Europa, den USA, Brasilien würden nicht mehr die Landwirtschaft in der "Dritten Welt" an die Wand drücken. Als Bauer in Ägypten hätte man wieder sein Auskommen und nicht nur dann, wenn man Baumwolle für europäische Jeans produziert.

Das alles wird geschehen. Vor einer weltweiten humanitären Katastrophe nie gesehenen Ausmaßes. Oder eben erst danach. Stichwort: Leidensdruck. Es wäre, rein was die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse angeht, den politischen Willen vorausgesetzt, machbar. Wir können es ändern. Aber wir wollen nicht. So, wie wir ja auch jederzheit mit dem Rauchen und Saufen aufhören könnten und es nur noch nicht ernsthaft wollen.

Mein Nachbar, langjähriger Kettenraucher, ist, neunundvierzigjährig, an einer Rachenkrebserkrankung elendig krepiert. Will sagen: manche hören zu spät auf, lediglich zu können und entscheiden sich zu spät, endlich auch zu wollen. Das gilt im Kleinen wie im Großen. Für meinen Nachbarn ist das Ende gekommen. Aber wir anderen leben weiter, also nix mit Endzeit.
Und wenn unsere "liberalen Demokratien" sich zusehends auflösen zu autoritären Regimes des Zynismus (du sprachst Bolsonaro an), statt dass konstruktiv die Probleme gelöst werden, dann wird das auch nicht das Ende der Zeiten einleiten. Sondern nur das Ende einiger Jahre güldener Saturiertheit, wie wir sie in den letzten fünfzig Jahren erleben durften. Ist ja nicht so, dass wir, als Du und ich und Onkel Franz, tatsächlich darunter gelitten hätten, dass neben dem chinesischen Flußdelphin noch ein paar Millionen andere Arten während unserer Lebensspanne ausgerottet wurden. Hätten wir drunter gelitten, also echt existentiell gelitten, dann hätten wir schon vor Jahrzehnten revoltiert gegen eine Gesellschaftsordnung, die dafür verantwortlich war und ist.
Es ist uns egal. Nach uns - immerhin ist das hier ein Religionsforum und da paßt religiöse Bildhaftigkeit - immer schon die Sintflut.

Vielleicht. Vielleicht wächst der Leidensdruck aber auch noch rasch genug, dass wir das Ruder noch rumreissen.
Fridays for future hat ja schließlich recht und bevor die nächste bunte Kuh namens Corona durch's Dorf getrieben wurde, sickerte die Erkenntnis dessen ja mit hoffnungsvoll stimmender Geschwindigkeit in's Bewußtsein von uns Medienkonsumenten.
Insofern: hoffen wir mal auf einen schön heißen und trockenen Sommer und ein paar tüchtige Unwetter mit Milliardenschäden und genügend Todesopfern, dass darüber auf Seite eins berichtet werden muß. Damit die Verwalter der Aberbillionen, die ständig angelegt werden müssen, weltweit gezwungen werden, sich mit "nachhaltigen Investitionen" zu beschäftigen, weil allein die noch finaztechnisch sicher sein könnten.

Hören wir auf, an das Gute im Menschen (an den verantwortlichen Konsumenten) zu glauben. Vertrauen wir auf die Macht des Kapitals, das, erstmal nervös und dann womöglich panisch geworden, Berge zu versetzen imstande ist, vor denen die Politik kläglich die Waffen streckt: wenn das Großkapital irgendwann auf den Trichter kommt, ernsthaft, mit allem investitionspolitischen Nachdruck, wirksame CO2- Abgaben zu fordern - dann kann das noch was werden. Ob Tante Else sich dann darüber beschwert, dass ein Urlaub auf Malle ja praktisch unbezahlbar für sie werde und Onkel Fritz ein paar Barrikaden in der Stuttgarter Innenstadt errichtet um randalierend sein Recht auf Schweinekottelets für 3.99 das Kilo zu verteidigen, interessiert dann nicht mehr: wo gehobelt wird, fallen Späne.

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Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 4197

Schöner Traum

Veröffentlicht von: @blackjack

"Corona" hat jetzt auch für den letzten Ignoranten erkennbar gemacht, wie verheerend wir allesamt mit der uns anvertrauten Welt umgehen und letztlich kaputt machen, was uns erhalten soll.

stimmt das ganz sicher nicht. Würden die Leute erkennen, was geschieht, würden sie handeln. Tun sie nicht.

Das war auch eher sarkastisch bis appellativ gemeint. Den Grund, warum es nicht funktioniert hast Du genannt:

Veröffentlicht von: @blackjack

der Leidensdruck ist nicht groß genug

Veröffentlicht von: @blackjack

Hören wir auf, an das Gute im Menschen (an den verantwortlichen Konsumenten) zu glauben.

Ja, das sollten wir wohl. Aber die Alternative

Veröffentlicht von: @blackjack

Vertrauen wir auf die Macht des Kapitals, das, erstmal nervös und dann womöglich panisch geworden, Berge zu versetzen imstande ist

dürfte wohl nur ein Traum sein.

Übrigens ist Dein Beispiel von Ägypten gut und könnte ein Modell sein. Ich sehe nur nirgendwo, dass es auch nur in Ansätzen verwirklicht wird.

queequeg antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @queequeg

Das war auch eher sarkastisch bis appellativ gemeint.

So stimmt's dann auch. 😀

Veröffentlicht von: @queequeg

Aber die Alternative

Veröffentlicht von: @queequeg
Veröffentlicht von: @###user_nicename###

Vertrauen wir auf die Macht des Kapitals, das, erstmal nervös und dann womöglich panisch geworden, Berge zu versetzen imstande ist

dürfte wohl nur ein Traum sein.

Tatsächlich kann ich da gerade die einzige Alternative zur "relativen Endzeit", also zum globalen Zusammenbruch der Zivilisation aufgrund menscheninduzierter Umwelteinflüsse erkennen. Hintergrund dieses Gedankens ist das sich rasch schließende Zeitfenster, innerhalb dessen bestimmte Phänomene noch gehandlet werden können: Klimawandel, Plastikvermüllung, Zerstörung global notwendiger Biotope und Ressourcen (Regenwald, Insekten, Fische/Plankton).
Wer ist mächtig/einflußreich genug, so kräftig an den Stellschrauben zu drehen, damit hier in der noch verbliebenen Zeit das Notwendige geschieht?
Einzelne Konsumenten sind es nicht (der "verantwortungsbewußte Konsument" ist für mich als Konzept gestorben, eine glatte Lüge ist er, jedenfalls als Argument - damit will ich niemandem, der sich individuell verantwortungsbewußt verhält, den guten Willen, das Ideal absprechen, aber von der Effizienz her ist das eben eine quantité négligeable) und selbst einzelne Staats-Regierungen sind es nicht. Aber Geldanleger mit ihren Billionen-Fonds haben durchaus einen Hebel. Nimm als Beispiel die CO2-Emissionen bei der Stromgewinnung. Im Klein-Klein staatlicher Energiepolitik kann das Argument "Aber die Arbeitsplätze in der Lausitz!" schon zum Stolperstein werden, wenn man Braunkohlewerke stillegen will.
Aber wenn ein Billionen-Anleger sagt: "Tut uns leid, wir können Gelder nur dort anlegen, wo ökologisch nachhaltig gewirtschaftet wird und daher müssen wir uns aus dem Geschäft mit fossilen Energieträgern vollständig zurückziehen und investieren nur noch in Aktien von Energiekonzernen, deren Geschäftsmodel sich auf Wind- Sonnen- und Gezeitenstrom konzentriert!" - dann hat der lokale Politiker gar keine Alternative mehr, wenn er "zukunftsfähig" Arbeitsmarktpolitik betreiben will.
Großanleger, die langfristig investieren wollen/müssen (weil es da um Geld geht, dass sie ihren Kunden in zehn, fünfzehn, dreissig Jahren erst als Pensionszahlungen z.B. verläßlich zurückzahlen müssen), haben die nötige Recherche-Power, künftige Entwicklungen vorauszukalkulieren und für sie zählen eben nur die Gewinnchancen.

Zwei Beispiele, wo ich entsprechende "Hebel" am Werk sehe. Erstens die Versicherungsbranche. Es gibt Karten für Deutschland, anhand denen Versicherungen entweder Policen gegen Hochwasserschäden anbieten oder nicht. Diese Karten müssen die zukünftigen Risiken berücksichtigen. Das tun sie. Indem die zu erwartenden Risiko-Änderungen im Rahmen des globalen, aber auch des lokalen Klimawandels mit eingepreist werden. Zukünftig wir sich so mancher Bauherr also mit dem Szenario herumschlagen müssen, dass er sein Wunschprojekt an der vorgestellten Stelle nicht mehr versichert kriegt. Weil: Klimawandel. Das wird ihm nicht von irgendwelchen "linksgrün-versifften" Spinnern erzählt, sondern vom völlig ideal-freien, erzkonservativen Versicherungsberater. Der didaktische Effekt dürfte da um einiges höher sein: "Klimaskeptiker" ist man bloß solange, wie's nicht das eigene Portemonnaie betrifft.

Was das Hochwasserrisiko angeht, so sind nicht nur die auf CO2-Emissionen zurückzuführenden Faktoren entscheident, sondern z.B. auch die Flächenversiegelung rund um betroffene Flüsse und Bäche. Absehbar, dass immer mehr Kommunen vor das Dilemma gestellt werden, dass Gewerbeanlagen, aufgrund der mit ihnen einhergehenden Bodenversiegelung, dafür sorgen können, dass das Hochwasserrisiko in der Nachbargemeinde so sehr steigt, dass dort die Leute wegen steigender Versicherungsprämien auf die Barrikaden steigen. Da wird dann der eine Bürgermeister zum anderen sagen: "So geht's nicht, Kollege: Ihr baut euch da was hin und hab höhere Gewerbesteuer-Einnahmen und hier bei uns kriegen die Leute ihre Häuser nicht mehr bezahlbar versichert! Dagegen muß ich im Auftrag meiner Wähler vor Gericht ziehen!"
Notabene: nicht ein tatsächlich eingetretenes Hochwasser zwingt den Bürgermeister dann vor Gericht. Sondern das finanzielle Risiko, dass die Versicherung da zukünftig erkennt, zwingt die Vorort-Politiker, längerfristig zu kalkulieren als bloß bis zum nächsten Wahltermin.

Größerer Maßtstab: Integrierte, fossilefreie Verkehrssysteme. Mein Besuch (auch schon wieder drei Jahre her...) in China hat mich zu der Überzeugung gebracht, dass die kommen werden. Und zwar schneller, als die meisten wohl glauben. Die Endzeit ist nämlich, wenn man ein Kleinunternehmer/Lieferant in Shanghais ist, der sich alltäglich aus beruflichen Gründen durch den Verkehr drängeln muß, schon längst angebrochen. Alle zwei, drei Jahre versucht die Stadtregierung eine neue Strategie, um der Verkehrsprobleme inklusive des mit ihnen kommenden Smogs Herr zu werden. Da: in den Megacities in Asien - ist der Leidensdruck schon so hoch, dass Probleme grundsätzlich angegangen werden müssen und nicht umsonst hat der Elektromobilitäts-Boom von dort aus eingesetzt.
Der Verkehr in einer funktionierenden Megastadt der Zukunft muß zwei Kriterien erfüllen: erstens abgasfrei (wegen Smog usw.). Zweitens weniger Fahrzeuge. Aus Punkt zwei ergibt sich: das Privatauto hat keine Zukunft. Sharing-Modelle haben Zukunft. Und Integration, was auf eine Automatisierung des Fahrens hinausläuft. Die Rechnung ist so schwer eigentlich nicht: Das durchschnittliche Privatfahrzeug steht am Tag über 22 Stunden nur herum. Darüber hinaus geht ein Gutteil der Fahrtzeit dafür drauf, am Zielort nach einem Parkplatz zu suchen.
Wenn alle Fahrzeuge, wie andere Maschinen in der Wirtschaft, rund um die Uhr ausgelastet werden könnten, wäre die Anzahl der Fahrzeuge also theoretisch um zehn zu teilen, ohne dass dadurch weniger Fahrt-Leistung generiert würde. Die Lösung besteht in selbstfahrenden Autos, die je nach Bedarf jederzeit für jeden, der am Sharing teilnimmt, zur Verfügung stehen: immer zur rechten Zeit da, wo man einsteigen will. Technologische Voraussetzungen sind die KI für's Selbstfahren des Autos und die informationstechnische Integration: der Kunde muß sich sicher sein können, dass ihm ohne nennenswerte Verzögerung ein Fahrzeug auf App-Befehl zur Verfügung steht. Dabei dürfte klar sein: das funktioniert um so besser, je integrierter und größer die Sache aufgelegt wird. Wenn in einer Großstadt der Fuhrpark eines Sharing-Anbieters nur aus tausend oder meinetwegen auch fünftausend Wagen besteht, dann reicht das in Stoßzeiten hinten und vorn nicht - dann ist auch ein selbstfahrendes Fahrzeug im Bedarfsfall vielleicht noch fünf Minuten vom "Besteller" entfernt. Oder fünfzehn, wenn mal wieder Stau herrscht.
Aber wenn in derselben Stadt zweihunderttausend Sharing-Fahrzeuge vorhanden sind und diese nicht nur selbstfahrend sondern miteinander integriert sind (und so durch kluge Wegfindungsroutinen Staus im Vorfeld verhindern können) - dann kommt Musik in die Sache. Dann kann jeder Pendler sicher sein, rechtzeitig im Büro anzukommen. Immer. Man wird den Kunden alle Vorzüge des Individualverkehrs anbieten können - und ihn von den Nachteilen des Individualverkehrs befreien: Er braucht keine Garage. Keinen TÜV-Besuch. Er braucht sich nicht um's Tanken kümmern, um den Reifenwechsel, überhaupt um den ganzen Werkstatt-Krams. Er wird nicht genervt im Stau stehen (erstens, da es praktisch keine Staus mehr gibt, zweitens, weil er während der Fahrt nicht auf den Verkehr achten braucht, sondern statt dessen lesen, einen Film gucken, spielen, E-mailverkehr erledigen oder sich - Kinder, bitte weghören! - einen runterholen kann, während aus den Lautsprechern der Fahrgastkabine selbstverständlich auf seine Vorlieben abgestimmte Musik oder Nachrichtensendungen ertönen). Er verplempert keine Lebenszeit mit bloßer Fortbewegung.
Das ist ein ökologisch stimmiges, aber auch ökonomisch sehr leckeres Verkehrsmodell. Das sich aber nur dann durchsetzen läßt, wenn man entsprechende Summen zu investieren fähig und willens ist. In Hintertupfing wird das nicht anfangen. Sondern eben in einer der Megastädte. Wo dann ein weitsichtiger Anleger mal einen dreistelligen Milliardenbetrag in die Hand nimmt, weil seine Analyseabteilung ihm sagt: "Das ist der große Scheiß von morgen! Da müßt ihr mit dabei sein, die entsprechenden Softwareumgebungen müßt Ihr entwickeln, GOOGLE war 2010ner (gestern), TRAFFIC ist 2030er. Vermutlich rechnet es sich noch mehr, wenn ihr auch noch den Schienenverkehr mit integriert, den Schiffsverkehr, den Flugverkehr..."
Das kriegt kein Bürgermeister hin, keine Bundesland-Regierung. Die werden dann nur noch die entsprechenden Aufgaben abarbeiten (Genehmigungen für die Implementierung für smart-technolgien in die Straßen, welche den selbstfahrenden Autos das Navigieren erleichtern, beispielsweise). Auf Länderebene werden sie die notwendigen Gesetze verabschieden (die es z.B. erlauben, dass die Versicherungsgebühren für nicht selbstfahrende und somit den allgemeinen Verkehr behindernde und gefährdende Fahrzeuge in astronomische Höhen schießen, sodaß sich Otto-Normalverbraucher schlicht keine Fahrzeuganmeldung mehr leisten kann).

Überlege Dir für andere Wirtschaftsbereiche entsprechende Szenarien. Der Grundgedanke ist äußerst simpel: Nicht-nachhaltiges Wirtschaften ist kein gewinnträchtiges zukunfssicheres Geschäftsmodell. Es hat ja Gründe, weswegen die derzeit coronabedingt in die Bredouillie geratenen Fluggesellschaften Probleme haben, Geldgeber zu finden, die über die Krise hinweghelfen mögen: Für langfristig denkende Investoren wird eben immer fragwürdiger, wie lange das Geschäftsmodell dessen, der billige Flüge anbietet, überhaupt noch tragfähig ist.

Ich sage nicht, dass es so schön eintreffen wird, wie hier von mir als Szenario entworden (bin selbst eher pessimistisch!). Ich sage nur, dass ich hier, im Gewinninteresse derer, die das Kapital verwalten, den einzigen Hebel erkennen kann, der lang genug wäre, um den ökologischen Felsbrocken, der über unser aller Köpfen droht, noch beiseite zu wuchten, d.h. die den Thread überschreibende Endzeit noch abzuwenden.
Verantwortungsbewußtsein und Ideale scheinen mir da einfach zu kurz bemessen. 😉

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Queequeg
(@queequeg)
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Beiträge : 4197

Das hast Du glänzend analysiert und ich muss Dir in jedem Punkt recht geben. Insbesondere scheint mir auch das wirtschaftliche Interesse um Dimensionen wirksamer zu sein als jeder Idealismus.

Nur Deine Einschätzung zur Bedeutung des einzelnen Konsumenten sehe ich etwas anders. Natürlich wird der kein Rad auch nur einen Millimeter drehen. Aber ich sehe den Einzelnen auch weniger in einer globalen Verantwortung und mehr in einer lokalen. Wenn z.B. ein Nachbar in konstanter Blödheit auch sämtlichen Plastikmüll in die Biotonne wirft, macht das nicht die gesamte Umwelt kaputt, wohl aber den Humus, den unsere Wertstoffverwertung daraus herstellt und mir dann für meine Pflanzen zur Verfügung stellt. Wobei es ja überhaupt keinen Verzicht, keine Kosten oder unzumutbare Belastung bedeuten würde, den Plastikmüll lediglich in die Tonne daneben zu werfen.

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Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
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Veröffentlicht von: @queequeg

Aber ich sehe den Einzelnen auch weniger in einer globalen Verantwortung und mehr in einer lokalen. Wenn z.B. ein Nachbar in konstanter Blödheit auch sämtlichen Plastikmüll in die Biotonne wirft, macht das nicht die gesamte Umwelt kaputt, wohl aber den Humus, den unsere Wertstoffverwertung daraus herstellt und mir dann für meine Pflanzen zur Verfügung stellt.

Du hast mich da wohl falsch verstanden. Selbstverständlich trägt jeder einzelne Bürger sein Teil bei zum großen Ganzen. Und der blöde Nachbar wird, wie in Deinem Szenario dargestellt, dann schon zum Problem, auch, weil es ja Millionen von Blödmännern in der Republik gibt.

Der Punkt ist: wie kriegen wir ihn dazu, seiner Verantwortung gerecht zu werden? Indem wir ihm diese nur so recht per Ansprache und Aufklärungsveranstaltungen und dramatisch gestalteten Erklärvideos bewußt machen?
Nein. Sondern per gesetzlicher Regelung: Biomüllentsorgung ist kostenlos, wenn sich im Müll eben kein Plastik befindet. Hausmüllentsorgung (mit Plastik und Zeugs...) ist dafür teurer. Sauber getrennter Restmüll ist eine Ressource? Dann wird er für diese Ressource bezahlt, warum nicht? Letzte Woche hab ich mir angeschaut, wie bei uns der Müll abgefahren wird. Da steigt kein Müllmann mehr hinten auf den Wagen auf und ab. Da saß nur eine Frau am Steuer (interessanterweise ist das Lenkrad auf der rechten Seite...), die am Straßenrand stehenden Mülltonnen werden automatisch von einer Hebevorrichtung ergriffen und geleert. Was spricht dagegen, in diese Hebevorrichtung eine Waage einzubauen, sodaß genau erfaßt wird, wieviel Müll da gerade eingeladen wird? Was spricht dagegen, beim Biomüll (der wird hier bei uns noch nicht abgeholt, landet aber eh im Komposthaufen hinten im Garten...) kurz zu scannen, ob der "verunreinigt" ist? Technische Fragen, die zu lösen unser Land der Ingenieure und Maschinenbauer das richtige ist.

Die Motivation des Nachbarn zur sortenreinen Mülltrennung allerdings wird sich über seinen Geldbeutel wesentlich leichter steuern lassen als per Appellen oder "Informationen". Er ist nämlich nicht wirklich konstant blöd, sondern lediglich faul. Und hat keine Lust, den in der Plastifolie vergammelten Eisbergsalat da jetzt noch umständlich rauszuschälen (eklig, stinkig, am Ende suppt dabei noch was auf die gerade gescheuerten Küchenfliesen). Wenn ihm dann aber seine Biomülltonne statt der Rohstoffpauschale (pro Zentner fünf Euro immerhin!) am Monatsende dreißig Euro Verunreinigungs-Konventionalstrafe einbringt, dann gewöhnt er sich die laxe Mülltrennung schnell ab.

Ausserdem hatte ich eher an die "großen" Sünden gedacht, die wir Verbraucher täglich begehen. Du führst meines Erinnerns immer die Südfrüchte an, bei deren Produktion Sklavenarbeit mit im Spiel ist. Oder denke an den Fleischkonsum. An unser Reiseverhalten.

Eben unser Konsumverhalten ganz allgemein. Das ändert sich eben nicht merklich, weil aufgeklärte Verbraucher im Supermarkt und im Reisebüro sich "freiwillig vernünftig" entscheiden. Das ändert sich, wenn umweltschädlicher und menschenfeindlicher Konsum richtig teuer wird. Wenn die Jeans statt 29.99 ihren tatsächlichen Preis hat, weil der Ressourcenverbrauch für sie eingepreist wurde. Vielleicht hundertzwanzig Euro. Oder mehr. Wenn sich nur noch die Reichen einen Urlaubsflug nach Malle leisten können. Wie das eben so der Vorteil des Reichseins ist: man kann sich Luxus gönnen, der nicht allen offen steht.
Das geht nicht ohne gesetzliche Reglementierung und ohne eine Kontrolle der Regeln. Um beides versuchen sich Politiker und die sie bearbeitenden Lobbyisten bisher herumzudrücken, weswegen sie eben die Geschichte von der Verantwortung des aufgeklärten Konsumenten, der an der Supermarktkasse entscheiden kann, was und wie produziert wird, wieder und wieder erzählen. Und solange das Kapital damit kein Problem hat, wird es weiter so laufen. Bis dahin werden die Lobbyisten weiter von der "Freiheit" der Kunden faseln, wo sie einfach bloß ihren auf Kosten der Allgemeinheit fabrizierten Mist (genaugenommen also: ihr Diebesbeutegut) verticken wollen. Und auch die Politiker werden weiter behaupten, sie würden die Bürger nicht gängeln oder gar eine Ökodiktatur verhindern - obwohl sie schlicht nur nicht den Job, für den sie gewählt wurden und für den sie bezahlt werden: eine sinnvolle Organisation der Gesamtgesellschaft - machen möchten, weil das: gute, sinnvolle Gesetze beschließen - ja anstrengend sein könnte, anstrengender als Wahlkampfauftritte und Pressetermine.
Ich mache mir da keine falschen Hoffnungen. Sich selbst für's Allgemeinwohl aufopfernde Lobbyisten oder Politiker sehe ich in der Breite so wenige wie freiwillig den Biomüll sauber trennende Nachbarn. Aber wenn sie die Ängste vor einbrechenden Gewinnmargen umtreiben, bzw. vor Wählern, die eben ihre Repräsentanten abstrafen, wenn diese wirtschaftspolitisch die Zeichen der Zeit nicht zu erkennen vermögen...

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Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 4197
Veröffentlicht von: @blackjack

wie kriegen wir ihn dazu, seiner Verantwortung gerecht zu werden? Indem wir ihm diese nur so recht per Ansprache und Aufklärungsveranstaltungen und dramatisch gestalteten Erklärvideos bewußt machen?

Nee, ich hab ein Schild auf die Tonne gemacht mit großen Buchstaben un in rot geschrieben "nicht für Plastikmüll". Nützt nix. Das Problem ist nur, dass man nicht herausbekommt, wer das immer macht. Deshalb greift hier auch Deine einzig sinnvolle Lösung, es über den Preis zu regeln, nicht.

Aber Deine Ideen hierzu sind schon echt gut.

queequeg antworten
Tineli
 Tineli
(@tineli)
Beigetreten : Vor 2025 Jahren

Beiträge : 1380
Veröffentlicht von: @queequeg

Deshalb greift hier auch Deine einzig sinnvolle Lösung, es über den Preis zu regeln, nicht.

In Gemeinschaftsmüllanlagen ist das echt ein Problem. Am Ende war's immer keiner...
Für jeden eine eigene Mülltonne? Ist dann auch nicht so prickelnd, wenn vor'm Hochhaus 50 Restmülltonnen, 50 Biotonnen, 50 Papiertonnen, 50 Wertstofftonnen stehen....
Hier gibt es noch Entwicklungsbedarf!

tineli antworten
chubzi
 chubzi
(@chubzi)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 1287
Veröffentlicht von: @blackjack

Nein. Sondern per gesetzlicher Regelung: Biomüllentsorgung ist kostenlos, wenn sich im Müll eben kein Plastik befindet. Hausmüllentsorgung (mit Plastik und Zeugs...) ist dafür teurer.

Ich denke da eher an eine echte marktwirtschaftliche Müllentsorgung. Der Grundstückseigner ist verpflichten seinen Müll zu entsorgen, und der Entsorger muß gewährleisten das gesammelte Müll umweltverträglich genutzt wird. Wenn wir dazu kommen das der Entsorger den Grundstückseigner für den Müll bezahlt steckt der Entsorger in der Klemme. Die Stadt überwacht den Entsorger und der Grundstückseigner will möglichst viel Geld für seinen Müll. Müll ist ein Wertgut.

chubzi

chubzi antworten
Suzanne62
(@suzanne62)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 7662
Veröffentlicht von: @blackjack

In dem oben erwähnten Gespräch kamen wir auf den Massentourismus zu sprechen und dass der doch nun schnell wieder in Gang kommen muß (mit besonders niedrigen Flugpreis-Angeboten, wie gestern ein Ryanair-Sprecher ankündigte: "Damit wir unsere Flugzeuge voll kriegen!"). Weil die Leute doch im Urlaub schließlich nach Ägypten, in die Türkei, die Karibik und sonstwohin möchten. Wenn dieser Massentourismus nun teurer würde, so mein Gesprächspartner, so würde in den Urlaubsländern die Tourismus-Branche zusammenbrechen. Und das ginge doch nicht...

Da sehe ich, dass sich sehr wohl etwas ändert - und wahrscheinlich sehr gründlich und nachhaltig.
Nicht unbedingt aus Umweltbewusstsein oder weil man es scheiße findet, wie die Saisonarbeitskräfte in den Hotels und Ferienanlagen ausgebeutet werden.
Aber vielen steckt es noch in den Knochen, wie sie plötzlich festsaßen in in den wunderbaren exotischen Urlaubsparadiesen, wie sie tage- oder sogar wochenlang darauf gewartet haben, von der Bundesregierung zurückgeholt zu werden...und dass Heiko Maas die klare Ansage gemacht hat, dass es das so nicht noch mal geben wird, ist auch nicht vergessen.
Das ist nichts, was man noch einmal erleben möchte.
Ähnliches sehe ich bei der Änderung der Konsumgewohnheiten: der Appetit auf billiges Fleisch dürfte vielen Menschen gründlich und nachhaltig vergangen sein.

Veröffentlicht von: @blackjack

Vielleicht wächst der Leidensdruck aber auch noch rasch genug, dass wir das Ruder noch rumreissen.

Das, denke ich, passiert im Moment gerade.

suzanne62 antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 4197
Veröffentlicht von: @suzanne62

Da sehe ich, dass sich sehr wohl etwas ändert - und wahrscheinlich sehr gründlich und nachhaltig.

Ich hoffe das ja auch, fürchte aber, dass Deine Einschätzung sehr optimistisch ist.

queequeg antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @suzanne62

Da sehe ich, dass sich sehr wohl etwas ändert - und wahrscheinlich sehr gründlich und nachhaltig.

Ich sehe das nur sehr vage und konturlos, hoffe aber, dass Deine Augen hier einfach schärfer sind als meine.

Veröffentlicht von: @suzanne62

Ähnliches sehe ich bei der Änderung der Konsumgewohnheiten: der Appetit auf billiges Fleisch dürfte vielen Menschen gründlich und nachhaltig vergangen sein.

Vielen Menschen? Viele in welchem Bezugsrahmen? Frag mal in China nach, ob die Verbraucher dort von Tönnies schon was gehört haben... 😉 Und auch der Appetit deutscher Konsumenten läßt sich durch ein paar Skandale, die mit der Regelmäßigkeit von Wörtern am Sonntag durch die deutschen Medienwälter irrlichtern, nicht ernsthaft beeinflussen. Als ich gestern bei der Gartenarbeit den Grillfleisch-Duft vom übernächsten Nachbarn herüberwabern roch, reagierte ich innerlich mit "Oh, wie lecker, da würde ich jetzt gern mit am Tisch sitzen!", statt mit "Oh je, Tönnies, Arbeiteraubeutung, Massentierhaltung, ieh, Ekel!"
Wir sollten uns nicht selbst belügen, nur, weil das Erlogene wünschenswert wäre.
Aber nochmal: Wenn Deine Einschätzung treffender sein sollte als meine, dann wäre das wunderbar; und also hoffe ich, dass Du richtig liegst und ich von den zukünftigen Entwicklungen eines Besseren belehrt werde.

Nachtrag vom 25.06.2020 1242
[del]Medienwälter[/del] --> [del]Medienwälder[/del] --> Medienlandschaft 😀

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Lucan-7
Beiträge : 18495

Die Menschen sind so normal wie immer

Veröffentlicht von: @queequeg

Aber was in biblischen Texten zuweilen als Drohung - oder wenn man es aus anderer Perspektive liest Verheißung - lesen kann, erscheint mir als völlig natürliche Folge einer allerdings verhängnisvollen Entwicklung.

Es gibt keine "verhängnisvolle Entwicklung" ausser der, dass es der Menschheit immer besser geht. Nicht in dem Sinne, dass immer allen Menschen gut geht, aber zumindest doch einem immer größeren Teil.

Bildung und Versorgung verbessern sich, auch Kriege nehmen eher ab. Was angesichts der Zunahme der Gesamtbevölkerung erstaunlich ist, aber erst REcht Grund zur Hoffnung gibt.

Veröffentlicht von: @queequeg

"Corona" hat jetzt auch für den letzten Ignoranten erkennbar gemacht, wie verheerend wir allesamt mit der uns anvertrauten Welt umgehen und letztlich kaputt machen, was uns erhalten soll.

Nö. Überhaupt nicht. Der Corona Virus löst eine Krankheit aus, aber der hat nichts mit Ausbeutung, Kriegen oder Hungersnöten zu tun. Und die Wirtschafteinbrüche, die wir jetzt haben, werden nichts Grundsätzliches ändern. Der Kapitalismus läuft weiter wie gehabt.

Was wir allerdings gesehen haben - und auch das mag Anlass zur Hoffnung sein - ist die Tatsache, dass die Wirtschaft und das Kapital keinerlei Beitrag dazu leisten, für die Sicherheit der Menschen zu sorgen. Dafür musste die Politik einschreiten. Und es wäre zu wünschen, dass Menschen sich auf den Wert der Politik besinnen... und sich ernsthafte Gedanken darüber machen, von wem sie da eigentlich regiert werden.

Veröffentlicht von: @queequeg

Dazu muss man nicht erst nach Brasilien gehen und sich einen Bolsonaro ansehen, der gerade dabei ist, einen wichtigen Teil der Lungenfunktion der Erde zu zerstören. Das sind auch ganz hautnah wir, die wir in Supermärkten Fleisch und dessen Produkte essen, die in total unmenschlichen Verhältnissen produziert werden. Unmenschlich bezogen auf die Tiere und auf die, die sie verarbeiten.

Ja. Aber der Sauerstoffgehalt der Luft reicht ja noch, und das Fleisch schmeckt nach wie vor genau so gut. Eine Katastrophe sehen da wohl die wenigsten, fürchte ich. Also wird es erst einmal so weitergehen.

Veröffentlicht von: @queequeg

Das Problem ist nur, es ist unausweichlich, wir können es nicht ändern.

Was genau ist "unausweichlich"? Worauf willst du hinaus?

lucan-7 antworten
5 Antworten
Eldarion
(@eldarion)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 526
Veröffentlicht von: @lucan-7

Was wir allerdings gesehen haben - und auch das mag Anlass zur Hoffnung sein - ist die Tatsache, dass die Wirtschaft und das Kapital keinerlei Beitrag dazu leisten, für die Sicherheit der Menschen zu sorgen.

In dem Punkt würde ich gerne widersprechen. Als vor ein paar Jahren mal wieder Ebola in Westafrika ausbrach, schossen die Aktien von Pharmaunternehmen, die Impstoffe herstellen, durch die Decke.
Ein verbesserter Impfstoff steht kurz vor der Zulassung.
Wenn es ein Mittel gegen Corona geben sollte, wird das weniger eine politische Initiative sein, sondern mehr eine wirtschaftliche.
Auch mit Pandemien lässt sich Geld verdienen.

eldarion antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 18495
Veröffentlicht von: @eldarion

Als vor ein paar Jahren mal wieder Ebola in Westafrika ausbrach, schossen die Aktien von Pharmaunternehmen, die Impstoffe herstellen, durch die Decke.
Ein verbesserter Impfstoff steht kurz vor der Zulassung.
Wenn es ein Mittel gegen Corona geben sollte, wird das weniger eine politische Initiative sein, sondern mehr eine wirtschaftliche.
Auch mit Pandemien lässt sich Geld verdienen.

Das ist allerdings nur ein kleiner Teil des Ganzen. Wenn Ebola auch in den Fabriken ausbrechen würde, wo der Impfstoff hergestellt wird, sähe die Sache plötzlich ganz anders aus.

Und genau das ist ja passiert: Corona hat die Wirtschaft zusammenbrechen lassen. Kapitalistische Lösungen, also Lösungen, die Gewinn versprechen, waren nicht in Sicht. Die moderne Marktwirtschaft mit ihrem Prinzip von Angebot und Nachfrage sah sich ausserstande, eine tragbare Lösung anzubieten.

Denn wäre die Wirtschaft an dieser Stelle voll durchgeschlagen, dann hätten für Mundschutz und Desinfektionmittel exorbitante Preise verlangt werden müssen... auch die Fluggesellschaften hätte ihre Preise gewaltig erhöht, um das Material herbeizuschaffen. Und am Ende wäre alles meistbietend versteigert worden.

Hier waren also andere Lösungen verlangt, um am Ende nicht alles zusammenbrechen zu lassen, weil die Politik nicht nur einzelne Konzerne, sondern die Gesamtheit berücksichtigen muss.

lucan-7 antworten
adelfos3
(@adelfos3)
Beigetreten : Vor 15 Jahren

Beiträge : 177
Veröffentlicht von: @lucan-7

Es gibt keine "verhängnisvolle Entwicklung" ausser der, dass es der Menschheit immer besser geht. Nicht in dem Sinne, dass immer allen Menschen gut geht, aber zumindest doch einem immer größeren Teil.

Ach ja? Geht es einem immer größeren werdenden Teil der Menschheit wirklich besser? Denke, das kann man bestenfalls geographisch behaupten (dort wo man auf kosten anderer lebt), aber selbst in der ersten Welt gibt es Hunger und Obdachlosigkeit. Nun, im Blick auf diese Menschen ist Deine Behauptung ein absoluter Hohn!

adelfos3 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 18495

Die Welt wird besser

Veröffentlicht von: @adelfos3

Ach ja? Geht es einem immer größeren werdenden Teil der Menschheit wirklich besser? Denke, das kann man bestenfalls geographisch behaupten (dort wo man auf kosten anderer lebt), aber selbst in der ersten Welt gibt es Hunger und Obdachlosigkeit. Nun, im Blick auf diese Menschen ist Deine Behauptung ein absoluter Hohn!

Nein, das ist eine Tatsache, die sich auch statistisch belegen lässt.

Die Welt wird besser

lucan-7 antworten
Suzanne62
(@suzanne62)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 7662
Veröffentlicht von: @lucan-7

Der Corona Virus löst eine Krankheit aus, aber der hat nichts mit Ausbeutung, Kriegen oder Hungersnöten zu tun.

Ob sich das Virus unter Kontrolle halten lässt oder sich ratzfatz ausbreitet hat sehr viel mit den Wohn- und Arbeitsverhältnissen der Menschen zu tun sowie mit ihrem Zugang zu sauberem Wasser und medizinischer Versorgung.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Was wir allerdings gesehen haben - und auch das mag Anlass zur Hoffnung sein - ist die Tatsache, dass die Wirtschaft und das Kapital keinerlei Beitrag dazu leisten, für die Sicherheit der Menschen zu sorgen.

Ich wüsste auch nicht, dass die die Wirtschaft dies jemals als ihre Aufgabe angesehen hätte. Aber es ist wohl jetzt dem letzten Anhänger der "reinen" Marktwirtschaft klar geworden, dass der Markt eben nicht alles richten kann.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Dafür musste die Politik einschreiten. Und es wäre zu wünschen, dass Menschen sich auf den Wert der Politik besinnen... und sich ernsthafte Gedanken darüber machen, von wem sie da eigentlich regiert werden.

Ja, ich hoffe auch, dass denjenigen, die bei den letzten Wahlen für rechtspopulistische Parteien gestimmt haben, klar geworden ist, dass von denen im Ernstfall eigentlich nichts zu erwarten ist.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Also wird es erst einmal so weitergehen.

Nicht alles kann so weitergehen, wenn wir diese Pandemie (die ja noch lange nicht vorbei ist) und die nächsten einigermaßen überstehen wollen. Da gibt es sowohl auf Deutschland und Europa bezogen als auch weltweit gesehen richtig viel zu tun.
Das fängt im Gesundheitswesen an, geht über die Abschaffung der Werkverträge in der Fleischindustrie und die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft und hört beim sozialen Wohnungsbau (der Ausbruch in Göttingen war, wie man heute weiß, weniger dem islamischen Zuckerfest, sondern vielmehr den beengten Wohnverhältnissen geschuldet) noch lange nicht auf.
Das ist ja nicht nur eine Frage der Solidarität mit den Schwächsten (die für mich als Christin zu den Basics meines Glaubens gehört), sondern liegt im ureigensten Überlebensinteresse eines jeden Menschen.
Banal gesagt: wer andere schützt, schützt auch sich selber.

suzanne62 antworten
Groffin
Beiträge : 1872
Veröffentlicht von: @queequeg

Das sind auch ganz hautnah wir, die wir in Supermärkten Fleisch und dessen Produkte essen, die in total unmenschlichen Verhältnissen produziert werden.

Du isst Fleisch im Supermarkt?
Ich lege es mir lieber daheim auf den Grill. 😉

Veröffentlicht von: @queequeg

Keiner weiß, ob und wie sich Pflanzen "fühlen", ...

Dann bleibt letztlich nur Fingernägel kauen.

Veröffentlicht von: @queequeg

Das Problem ist nur, es ist unausweichlich, wir können es nicht ändern.

Ich überlege gerade, ob Du das wirklich glaubst, oder hier didaktisch eine Behauptung aufstellst, bei der Du Dir eigentlich Widerspruch erhoffst. 😉

Das Hauptproblem heutzutage ist die zunehmende Bevölkerung, bedingt durch bessere Lebensbedingungen.
Dass nicht alles gleich verteilt ist, war schon immer so - das könnte sich zwar ändern, allein glaub ich nicht wirklich daran.

Wenn Du tatsächlich an die Unausweichlichkeit glaubst und dadurch an die Apokalypse, warum diskutieren wir dann noch?

Veröffentlicht von: @queequeg

Daran haben die Menschen geglaubt, seit sie über sich und ihre Welt nachdenken konnten.

Stell Dich hinten an. Weitere Weltuntergangszsenarien müssen sich gedulden. Der offiziell nächste Weltuntergang ist auf das Jahr 2076 n.Chr. berechnet von Beda Venerabilis (Bede dem Ehrwürdigen).

groffin antworten
2 Antworten
Eldarion
(@eldarion)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 526
Veröffentlicht von: @groffin

Der offiziell nächste Weltuntergang ist auf das Jahr 2076 n.Chr. berechnet von Beda Venerabilis

Wie ist er darauf gekommen? Wär mal interessant, zu wissen.

An sich ist es erstaunlich, was die Menschheit alles überlebt hat.
Bisher waren wir Menschen - weltgeschichtlich betrachtet - doch extrem erfolgreich. Kein noch so großes Ärgernis hat uns ausgelöscht.

Laut Stephen Hawking werden wir uns selbst vernichten - oder durch einen Meteoriten vernichtet werden. Vorher müssten wir nur halt das Weltall besiedeln. Ist sicher leichter gesagt, als getan.

Mir fällt noch auf, dass die biblische Endzeit doch nur die Zeit vor der Widerkunft Jesu beschreibt. Ein Ende der Zeit - also ein Ende von allem - ist damit nicht gemeint. Oder irre ich mich da?

Wenn man mit der biblischen Auslegung nichts anfangen kann, bleibt die Überbevölkerung sicher die größte Bedrohung. Aber auch ein Zusammenbruch der Zivilisation wäre nicht das Ende aller Zeiten.
Vermutlich hatte Hawking recht. Solange uns nicht der Himmel auf den Kopf fällt, gibt es kein Ende aller Zeiten.

eldarion antworten
Groffin
(@groffin)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 1872
Veröffentlicht von: @eldarion

Wie ist er darauf gekommen? Wär mal interessant, zu wissen.

Er hat berechnet, dass Jesus 3942 Jahre nach Erschaffung der Welt geboren wurde und ging von einer 6000-Jahre Weltwoche aus (1 Tag = 1000 Jahre, 7 Tage Woche mit 6 Tagen für den Menschen und 1 Tag für Gott).

Veröffentlicht von: @eldarion

Mir fällt noch auf, dass die biblische Endzeit doch nur die Zeit vor der Widerkunft Jesu beschreibt. Ein Ende der Zeit - also ein Ende von allem - ist damit nicht gemeint. Oder irre ich mich da?

In der Bibel gibt es kein "Ende von allem". Jesus kommt wieder und richtet sein ewiges Reich auf. Es kommt zum Armageddon, dem Gericht und den Feuerpfuhl. Danach gibt es keinen Tod mehr.

Veröffentlicht von: @eldarion

Wenn man mit der biblischen Auslegung nichts anfangen kann, bleibt die Überbevölkerung sicher die größte Bedrohung.

Wie jeder Organismus wird sich auch der Mensch regulieren, wenn die Ressourcen zur Versorgung der Masse nicht mehr ausreichen. Da brauche ich keinen Hawking, der mir das erklärt.
Allerdings hat der Mensch durchaus die Mittel, auf die Entwicklung selbst einzugreifen. Die größte Hürde dazu ist "Einigkeit".

groffin antworten


adelfos3
Beiträge : 177

Was versteht ihr unter Endzeit
Es wird da ein theologisch - biblischer Begriff verwendet und mit Corona, Kraut und Rüben garniert, Einfluss der Filmindustrie ist auch feststellbar mit 2012, Zombies etc.
Biblische Erwähnungen des Endes der Zeiten hatten und haben Deutungsprobleme, darunter litt auch schon der Apostel Paulus welcher die Endzeit mit dem Kommen Christi gleichsetzt und das ursprünglich schon zu seiner Lebenszeit erwartet 1 Thess 4,17.
Endzeiterwartungen gab es unzählige, und oftmals erschienen in der Geschichte Ereignisse welche Menschen zu der Überzeugung kommen ließ jetzt sei es soweit - wie anlässlich von Pestzeiten, Seuchen oder der Weltkriege.
Es kommt aber auch der Zeitpunkt des eigenen Endes, auch so eine Endzeit. Eine, auf die man sich aber vorbereiten kann, dazu ruft Jesus immer wieder auf mit dem "kehrt um und glaubt an das Evangelium".
Einige bedeutende Schriftstellen zu Endzeit
Mt 24
Mk 13
Lk 21
2 Pet 3,3-4
1 Joh 3
2 Tim 3,1-5
1 Thess 4+5
Apok

adelfos3 antworten
Lombard3
Beiträge : 4292

Ausbeutung der Natur und schlimme Tierhaltung

Veröffentlicht von: @queequeg

Dazu muss man nicht erst nach Brasilien gehen und sich einen Bolsonaro ansehen, der gerade dabei ist, einen wichtigen Teil der Lungenfunktion der Erde zu zerstören. Das sind auch ganz hautnah wir, die wir in Supermärkten Fleisch und dessen Produkte essen, die in total unmenschlichen Verhältnissen produziert werden. Unmenschlich bezogen auf die Tiere und auf die, die sie verarbeiten.

Das finde ich auch schlimm (besonders die Tierhaltung).

Dämpfer tun dem Menschen glaube ich ganz gut ab und zu.

Leider ist es bei einem Fall wie Corona oder einer Pandemie (die nach Aussagen mancher früher oder später zu erwarten war) so, dass bei einigen die Existenz wegfällt und bei manchen auch die Gesundheit oder das Leben.

lombard3 antworten


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