Religiöse Urknall
In allen Kulturen der Weltgeschichte gibt es Erklärungen für das Dasein von allem, einschließlich des Menschen. Dabei sind sich die entsprechenden Schöpfungsmythen der Völker bei allen Unterschieden im Detail in ihren Grundstrukturen sehr ähnlich: Eine Macht, die außerhalb der irdischen Wirklichkeit existiert, hatte zuerst einmal alles substanziell erschaffen und dem dann eine Ordnung gegeben. Diese Macht wird so gut wie überall in irgendeiner Weise personifiziert verstanden und Gott genannt.
Die Vorstellungen, die dieser Anschauung zugrunde liegen, sind aber nicht vom Himmel gefallen und waren plötzlich da, sondern haben sich über Jahrhunderte und Jahrtausende auf Grundlage der menschlichen Lebensumstände in Bedrohung, Not, Angst und auch manchmal Freude entwickelt.
Ich kann überhaupt keinen Grund erkennen, dass das in der Entwicklung des christlichen Glaubens auf Grundlage des jüdischen anders sein soll. Wir haben ja in der Bibel Beschreibungen vor uns, die schon in der Zeit der fortgeschrittenen Kultivierung gebildet wurden. Von den Lebensumständen und „religiösen“ Bezügen der Menschen während der Steinzeit, als vor etwa 2,5 Millionen Jahren alles begann, ist in ihr jedenfalls nicht die Rede.
Einen religiösen Urknall, nachdem zu einem definierten Zeitpunkt auf einmal alles, was geglaubt werden kann, da war, sehe ich nirgendwo.
Als Begründer der Urknall-Theorie gilt der belgische Theologe, Priester und Physiker Georges Lemaître, der 1931 formulierte, aus einer Singularität, also von einem Punkt aus, d.h. von einem einzigen Ereignis heraus, sei das gesamte Weltall entstanden, vor ungefähr 13,7 Mrd. Jahren. Singularität bedeutet gleichzeitig, dass es vor diesem Punkt keine Materie, keine Zeit und keinen Raum gab, Zeit und Raum erst nach diesem Punkt da sind und Materie entsteht – nach und nach mit allen Elementen (, wobei schon der Begriff Punkt eigentlich falsch ist, denn ein Punkt deutet ja schon auf Materie).
Lemaître beschäftigte sich zwangsläufig auch mit der Frage nach der Vereinbarkeit von biblischer Schöpfungslehre und wissenschaftlicher Urknalltheorie. Die ansonsten den Naturwissenschaften oft zögerlich gegenüberstehende katholische Kirche berief ihn im Dezember 1940 aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen in die Päpstliche Akademie der Wissenschaften. 1960 wurde Lemaître Präsident der Akademie bis zu seinem Tod 1966. Und je mehr die Forschung weiterging, umso mehr verstehen wir den Zusammenhang von Schöpfung und der Entstehung des Universums als eins, als Gottes Werk. Denn die Schöpfungsgeschichte sagt nichts anderes als Lemaître: Von einem ging alles aus. Von Gott! Augustinus definiert den Schöpfungsvorgang „ex nihilo“ – aus dem Nichts. Tertullian erkannte spitzfindig, dass das Schöpfen aus etwas schon etwas voraussetzt, selbst wenn es ein Nichts sei, und postuliert den Schöpfungsvorgang „a nihilo“ – von nichts. Einig sind sich die Kirchenväter, dass Schöpfung ein andauernder Prozess ist (z.B. jedes gezeugte Leben ist Neuschöpfung).
Wir Menschen werden in Zeit und Raum geboren, sind aus vorhandener Materie entstanden. Mit dem Tod wird unsere Materie wieder unbelebter Bestand des Gesamtsystems Welt, relativ begrenzt auf unsere Erde, aber im Zusammenspiel der Milliarden Galaxien, die alle aus der Schöpfung hervorgingen.
Veröffentlicht von: @vigilaus einer Singularität, also von einem Punkt aus, d.h. von einem einzigen Ereignis heraus, sei das gesamte Weltall entstanden, vor ungefähr 13,7 Mrd. Jahren.
Wobei man korrekterweise sagen muss, dass der Begriff "Singularität" (im Regelfall) als Lösung aus den Einstein'schen Gleichungen herauskommt.
Genauer gesagt: Dort sind sie nicht lösbar (ähnlich wie bei einer Division durch Null keine Lösung gefunden werden kann).
Die meisten Modelle reichen meist nur kurz nach dem Urknall zurück - weiter zurückrechnen geht nicht.
So sehr bestätigt die Gleichungen Einsteins sind, ist es doch ein Hinweis, dass sie in diesem Extremfall keine Lösung geben (wie übrigens auch nicht im Extremfall eines Schwarzen Lochs).
Was ist ein "religöser" Urknall?
Veröffentlicht von: @vigilAls Begründer der Urknall-Theorie gilt der belgische Theologe, Priester und Physiker Georges Lemaître, der 1931 formulierte, aus einer Singularität, also von einem Punkt aus, d.h. von einem einzigen Ereignis heraus, sei das gesamte Weltall entstanden, vor ungefähr 13,7 Mrd. Jahren.
Eben. Das wird allerdings von den meisten Gläubigen weltweit völlig ignoriert, scheint mir... für die meisten scheint die Urknalltheorie ein "atheistisches Gegenmodell" zur Bibel darzustellen... dabei ist es gerade umgekehrt: Lemaitre wurde von der etablierten Wissenschaft zunächst angefeindet, weil seine "Urknall" - Theorie für die Wissenschaftler zu "biblisch" klang.
Denn das schien ja fast so, als hätte da jemand gesprochen: "Es werde etwas!" - und *zack!* - war plötzlich das Universum da!
Das konnte die Wissenschaft natürlich nicht akzeptieren. Zumindest nicht so lange, wie die Wissenschaftler selbst nachrechneten... und feststellten, dass das Ganze ziemlich plausibel ist.
Nun hätte die Anerkennung der Wissenschaft unter Christen natürlich zu einer gewissen Freudenstimmung führen können... immerhin musste die Wissenschaft hier zugeben, dass ein gläubiger Theologe und Priester mit seiner Darstellung recht hatte!
Stattdessen erschien die wissenschaftliche Anerkennung vielen Gläubigen suspekt... wo kommen wir denn da hin, wenn Atheisten plötzlich biblische Aussagen glauben und bestätigen...?!?
Da muss man sich schleunigst distanzieren!
Und so wurde die von einem gläubigen Theologen erarbeitete Urknalltheorie zum "atheistischen Teufelswerk" erklärt, welches der Bibel entgegensteht (Zur Erinnerung: Es wurde von der Wissenschaft zunächst abgelehnt, weil es zu "biblisch" klang!)
Da fragt man sich dann irgendwann doch: Was wollt ihr Christen eigentlich...?
Veröffentlicht von: @lucan-7Da fragt man sich dann irgendwann doch: Was wollt ihr Christen eigentlich...?
Zumindest nicht unbedingt sachlich atgumentieren.
Es ist einfacher, aus Gefühlen heraus Statements abzugeben.
Veröffentlicht von: @lucan-7tattdessen erschien die wissenschaftliche Anerkennung vielen Gläubigen suspekt... wo kommen wir denn da hin, wenn Atheisten plötzlich biblische Aussagen glauben und bestätigen...?!?
Da muss man sich schleunigst distanzieren!
Ich kenne im RL keinen Christen, der sich davon distanziert.
Veröffentlicht von: @lucan-7Und so wurde die von einem gläubigen Theologen erarbeitete Urknalltheorie zum "atheistischen Teufelswerk" erklärt, welches der Bibel entgegensteht (Zur Erinnerung: Es wurde von der Wissenschaft zunächst abgelehnt, weil es zu "biblisch" klang!)
Das wird eigentlich von allen akzeptiert.
Wenn du in anderen christlichen Foren - z.B. mykath.de - einen Thread zum Thema Urknall und/oder Evolution aufmachst, schläft der in der Regel sehr schnell wieder ein, weil sich alle einig sind und nur selten jemand die Rolle des "Forendeppen" übernehmen möchte.
Veröffentlicht von: @lucan-7Da fragt man sich dann irgendwann doch: Was wollt ihr Christen eigentlich...?
Bei dem einen oder anderen Atheisten hier frage ich mich das umgekehrt auch manchmal: Einerseits kritisiert man die Fundamentalisten, die gegen besseres Wissen anglauben, anderseits wirft man den "gemäßigten" Gläubigen Inkonsequenz vor....
Veröffentlicht von: @suzanne62Ich kenne im RL keinen Christen, der sich davon distanziert.
Hier in Deutschland ist das eher unproblematisch. In den USA und der übrigen Welt sieht das aber schon wieder ganz anders aus.
Veröffentlicht von: @suzanne62Bei dem einen oder anderen Atheisten hier frage ich mich das umgekehrt auch manchmal: Einerseits kritisiert man die Fundamentalisten, die gegen besseres Wissen anglauben, anderseits wirft man den "gemäßigten" Gläubigen Inkonsequenz vor....
Inwiefern schließt das eine das andere aus?
Oh sehr interessant.
Wenn die Singularität aber im Grunde die Abwesenheit von den heutigen Dimensionen darstellt, warum geht man dann davon aus- das sich alles von einem Punkt aus - ausgebreitet haben muss? Im Grunde - gab es ja keinen lokalen Punkt davor. Es gab dann doch nur einem anderen Zustand der aus unbekannten Gründen - gewechselt hat in einen anderen?
Grüsse
Veröffentlicht von: @derneinsagerIm Grunde - gab es ja keinen lokalen Punkt davor. Es gab dann doch nur einem anderen Zustand der aus unbekannten Gründen - gewechselt hat in einen anderen?
Korrekt. Die uns zur Verfügung stehenden Gleichungen sind nicht in der Lage, diesen "Punkt" zu beschreiben. Daher muß die Beschreibung der Geschichte unseres Universums ja auch aus (heutiger) Sicht der Wissenschaft Sekundenbruchteile (aus unserer Sicht: ) vor dem Urknall enden.
Zitat aus dem Wiki-Artikel zum Stichwort Universum:
Da die naturwissenschaftlichen Gesetze für die extremen Bedingungen während der ersten etwa 10 hoch −43 Sekunden (Planck-Zeit) nach dem Urknall nicht bekannt sind, beschreibt die Theorie den eigentlichen Vorgang streng genommen nicht. Erst nach Ablauf der Planck-Zeit können die weiteren Abläufe physikalisch nachvollzogen werden. So lässt sich dem frühen Universum z. B. eine Temperatur von 1,4 · 1032 K (Planck-Temperatur) zuordnen.
Veröffentlicht von: @queequegIch kann überhaupt keinen Grund erkennen, dass das in der Entwicklung des christlichen Glaubens auf Grundlage des jüdischen anders sein soll. Wir haben ja in der Bibel Beschreibungen vor uns, die schon in der Zeit der fortgeschrittenen Kultivierung gebildet wurden. Von den Lebensumständen und „religiösen“ Bezügen der Menschen während der Steinzeit, als vor etwa 2,5 Millionen Jahren alles begann, ist in ihr jedenfalls nicht die Rede.
Einen religiösen Urknall, nachdem zu einem definierten Zeitpunkt auf einmal alles, was geglaubt werden kann, da war, sehe ich nirgendwo.[/quote
Sehe ich auch nicht.
Irgendwie habe ich beim wiederholten Lesen den Eindruck,
da fehlt etwas?
Woher hast Du denn die Theorie mit dem "religiösen Urknall"?
Der ist mir neu, und er klingt für mich wie "taghelle Nacht" oder
"antichristlicher Christ" (damit sage ich nicht, irgend jemand der irgendwie glaubt ist so, sondern das ist nur eine Metapher um den Gegensatz zwischen "religiös" und "Urknall" zu beschreiben, den ich empfinde).
"Trockenes Wasser" oder so.
Wie gesagt, die Theorie eines religiösen Urknalls ist mir neu.
Lustige Vorstellung, welcher Gott in welcher Religion soll es denn da "knallen lassen" haben?
Irgendwie wundert es mich nicht wirklich, dass hier keine Antwort kam.
Es hätte mich auch sehr gewundert, wenn es da etwas gegeben hätte.
Aber ich kenne ja nicht alles und da darf es auch immer mal etwas mir Neues geben 😌
Ich habe hier nicht Alles gelesen, einem Beitrag von Queegeg habe ich entnommen, dass es seine eigene Theorie ist.
Nicht mal in der 7-Tage - Schöpfung (6 Tage-) gibt es irgendeinen Knall, wenn man die 24 Stunden = 1 Tag - Theorie der heutigen Tage (ohne Pole) ansetzt.
War wohl nur eine Metapher für den Gegensatz 6 Tage "gegen" Millionen (Milliarden?).
Veröffentlicht von: @karibu20Irgendwie wundert es mich nicht wirklich, dass hier keine Antwort kam.
Hallo karibu,
was Queequeg hier diskutieren wollte war die Frage, woher letztlich Religion rührt bzw. die Ansicht, die Welt sei so, wie der Mensch sie vorfindet, mit einem Mal von Gott geschaffen und "gesetzt" worden.
Diese und andere Aspekte ergaben sich aus der Debatte in einem anderen Thema. Deshalb hatte er ein neues Thema eröffnet.
LG
Simon
Knalle
Ruhig Blut. Nur im Wilden Westen wird erst geschossen und dann gefragt. Rechne einfach mal damit, dass ich schlicht bislang keine Zeit hatte.
Natürlich war es nur eine Metapher. Gegenüber 13,8 Milliarden Jahren, wovon man z.Z. ausgeht, wären 6 Tage wirklich ein "Knall". Wobei es natürlich da, wo es - noch - gar nichts gibt, sowieso keinen Knall geben kann.
Contradictio in adiecto
Veröffentlicht von: @karibu20Der ist mir neu, und er klingt für mich wie "taghelle Nacht" oder
"antichristlicher Christ" (damit sage ich nicht, irgend jemand der irgendwie glaubt ist so, sondern das ist nur eine Metapher um den Gegensatz zwischen "religiös" und "Urknall" zu beschreiben, den ich empfinde).
"Trockenes Wasser" oder so.
Der Begriff, nach dem Du suchst, lautet:contradictio in adiecto (Widerspruch in der/durch Hinzufügung). Wenn man sowas als rhethorisches Stilmittel - und nicht gleich als Denkfehler - versteht, wird es auch Oxymoron genannt.
Veröffentlicht von: @blackjackOxymoron genannt.
Hatte nicht so ähnlich der ehemalige Außenminister der USA seinen Chef Donald Trump bezeichnet?
Veröffentlicht von: @lombard3Hatte nicht so ähnlich der ehemalige Außenminister der USA seinen Chef Donald Trump bezeichnet?
Irgendwas mit "moron"? Schon möglich...
Stimmt.