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Ruhetag Samstag oder Sonntag?

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Flutterby
Themenstarter
Beiträge : 164

Hallo zusammen,

durch diverse Beiträge des adventistischen TV-Senders "Hope TV" bin ich mit der Frage nach dem "richtigen" Ruhetag für Christen konfrontiert worden. Adventisten glauben ja, dass dies der Samstag ist, weil dieser dem 7. Tag des jüdischen Kalenders entspricht und Gott diesen seinem Volk in den "10 Geboten" als Ruhetag "verordnet" hat. Im Folgenden zitiere ich aus einer E-Mail-Anfrage an Home TV und würde gerne Eure Ansicht dazu erfahren.

Aus der E-Mail (meine Anfrage wurde mit F: gekennzeichnet und die Antworten mit A:):

F: Womit ich nicht mit den Adventisten übereinstimme, ist die Festlegung des Ruhetags auf den Samstag, nur weil das nach jüdischer Zählung der "7. Tag" sein soll, und zwar aus folgenden Gründen:

- In Deutschland (und anderen christlichen Ländern) gilt nicht der jüdische Kalender und auch nicht die jüdische Wochentagszählung. Bei uns ist der Sonntag der "7. Tag" der Woche. Auch heißen unsere Wochentage ganz anders als die jüdischen. Unsere Wochentage sind sogar nach heidnischen Götzen benannt...

A: Der Sabbat der Bibel ist der siebte Tag der Woche, nämlich der Samstag. Bei uns steht auf den Kalender meistens der Sonntag am Ende der Woche. Das kam aber erst durch die Kalenderreform 1975. Früher war es der Samstag, wie wir auch aus unseren Wochentagsnamen ersehen können. Sonntag, Montag, Dienstag, – Mittwoch (er steht genau in der Mitte der Woche) – Donnerstag, Freitag, Samstag. Jesus und die Apostel feierten den Ruhetag am Samstag und auch die heutigen Juden bezeichnen den Samstag als Sabbat. Der Auferstehungstag, der von allen Christen als Sonntag bezeichnet wird, war der erste Tag der Woche (Mt 28,1; Mk 16,9).

Die Gründe für diese Reform waren – soweit mir bekannt – dass man die Arbeitstage der Woche (Montag - Freitag) bei Kalendern in einem Block haben wollte und das Wochenende extra als Einheit absetzt. Damit kommt auch der traditionelle (nicht der biblische!) Ruhetag der Woche, der Sonntag, zum Schluss der Woche. Das soll bei Planungen eine bessere Übersichtlichkeit bewirken.

Aber diese Überlegungen spielen letztlich keine Rolle bei der Frage, was der Wille Gottes in Bezug auf seinen Ruhetag ist und wie wir herausfinden, welcher das heute konkret ist.

F: - Selbst wenn man (wie z.B. in den USA) den Samstag als den 7. Tag festlegen würde (wobei das nur die Zählung betrofft, nicht aber die Tatsache, dass auch dort der Sonntag als Ruhgetag gilt): Weiß man denn überhaupt, ob die heutigen Wochentage noch "synchron" sind zu denen vor x-tausend Jahren? Ich verweise nur auf die Kalenderreformen in der Vergangenheit (s. auch Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kalenderreform).

A: Die Kalenderreformen haben nicht die Reihenfolge der Wochentage verändert

„Für den Übergang bestimmte Gregor XIII. weiterhin, dass auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 (julianisch) direkt Freitag, der 15. Oktober 1582 (gregorianisch) zu folgen hatte, womit 10 Tage übersprungen wurden (unter Beibehaltung der Wochentagfolge).“ https://de.wikipedia.org/wiki/Julianischer_Kalender

„Bei der Suche nach einem geeigneten Zeitpunkt für die Reform war die Wahl auf den Oktober gefallen, da der Kalender für diesen Monat vergleichsweise wenige Heiligenfeste enthielt und die ausgelassenen Tage auf diese Weise nur eine geringe Störung des Heiligenkalenders verursachten. Wegen der hohen Bedeutung des Sonntags im Christentum unterbrach die Reform nicht die Abfolge der Wochentage. Auf Donnerstag, den 4. Oktober, folgte Freitag, der 15. Oktober. Alle Sonntage im julianischen Kalender sind auch Sonntage im gregorianischen.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Gregorianischer_Kalender#Zuordnung_zwischen_Kalenderdaten_und_Wochentagen_(Sonnenzirkel)

„Es gibt keine Hinweise, dass die Abfolge der sieben Wochentage seit ihrer Einführung jemals unterbrochen worden wäre, auch nicht durch die Kalenderreform des gregorianischen Kalenders. Damit stellt sie den regelmäßigsten Bestandteil des julianischen sowie des gregorianischen Kalenders dar.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Woche

F: - Das gesamte gesellschaftliche Leben ist auf den Sonntag als Ruhetag ausgerichtet. Wann, wenn nicht am Samstag, sollen vollzeitlich Berufstätige Erledigungen machen? Sonntags sind die Geschäfte, Wertstoffhöfe usw. geschlossen. Sonntags soll man keinen Krach machen (z.B. Renovierungsarbeiten etc.), um nicht die hierzulande geltende Sonntagsruhe zu stören (dies wäre auch egoistisch der übrigen Bevölkerung gegenüber).

A: Da gebe ich Ihnen völlig Recht: Die Umstellung des Ruhetages auf den Samstag bringt schon einige Herausforderungen und Opfer mit sich. Gar keine Frage. Das es aber auch (zur Zeit) relativ problemlos geht zeigen die vielen Christen auf der Welt und auch bei uns, die es genauso machen.
Natürlich sollten sabbathaltende Christen auch Rücksicht auch ihr Mitmenschen nehmen und nicht deren Sonntagsruhe stören. Das gebietet schon die goldene Regel.

F: - Beim Apostelkonzil wurde beschlossen, dass den "Heidenchristen" (also uns) keine jüdischen Gesetze auferlegt werden sollen, die schon die Urväter nicht halten konnten, außer 4 Dinge (siehe Apostelgeschichte 15). Christen brauchen sich z.B. nicht beschneiden zu lassen und feiern auch kein Passah-Fest.

A: Dahinter steht die wichtige Frage: Welche Gesetze des Alten Testamentes gelten auch für Christen?

Wenn wir die Gesetze in den fünf Büchern Mose näher betrachten, fallen uns zunächst vier Hauptgruppen auf:

1. Das Sittengesetz (Zehn Gebote) zeigt die Sünde und die erforderte Gerechtigkeit. Es ist unveränderlich gültig (Hebräer 10,16).

2. Das Zeremonialgesetz (Opfervorschriften, Regeln für den Gottesdienst usw.) zeigt den Weg zur Erlösung von der Sünde. Es fand seine Erfüllung im stellvertretenden Opfer Christi für uns. Deshalb gilt es heute nicht mehr (Hebräer 10,1.9). Doch sein Prinzip bleibt weiterhin gültig: Wer sündigt, muss sterben. Aber er kann leben, wenn ein Stellvertreter für ihn stirbt. Dieser Stellvertreter ist Christus.

3. Die Judizialgesetze (Staatsgesetze) gelten für die Staatsform der Israeliten (Theokratie). Sie haben für uns keine direkte Bedeutung mehr.

4. Die Gesundheitsgesetze sollten weiterhin (unter Ausschluss der zeremoniellen Anweisungen) beachtet werden, weil Gott nicht nur unser geistliches, sondern auch unser körperliches Wohlergehen möchte (1. Korinther 6,19.20). Manche Vorschriften für Hygiene und Ernährung müssen dabei in unsere Zeit übertragen und aktualisiert werden.

Eine solche Differenzierung entspricht jedoch typisch unserem griechischen Denken, das alles klar gliedern und in seine einzelnen Elemente aufteilen möchte. Das ist aber – abgesehen von den Zehn Geboten – nicht immer möglich, weil manche Gebote in keiner der vier Gruppen untergebracht werden können.

Es handelt sich hier einfach um Anweisungen für ein Volk, dass in enger Gemeinschaft mit Gott leben sollte, das glücklicher und gesünder sein und in Frieden und Sicherheit leben sollte und zahlreiche heidnische Einflüsse abwehren musste. Manche dieser Gebote sind deshalb auch für Christen beachtenswert. Wenn sie ein Segen für die Menschen damals waren, können wir sie jedenfalls nicht einfach als „alttestamentlich“ ablegen. Wir sollten uns vielmehr fragen, welche Grundsätze dahinterstehen und welche Bedeutung diese Grundsätze für uns heute haben. Dafür ein paar Beispiele:

5. Mose 23,13-14: Gott wünscht Hygiene und Sauberkeit. Hat Jesus dieses Gebot wirklich aufgehoben?

5. Mose 22,1: Ein weggelaufenes Tier sollte zum Besitzer zurückgebracht werden. Nur ein jüdisches Gebot, für Christen nicht verbindlich?

5. Mose 18,9-11: Gott verbietet Spiritismus und okkulte Praktiken. Brauchen sich Christen nicht daran halten, weil es ein alttestamentliches Gebot ist?

3. Mose 18,22.23: Gott verbietet geschlechtliche Verirrungen wie Homosexualität und Sodomie (Geschlechtsverkehr mit Tieren). Ein mosaisches Gebot, das für Christen nicht mehr gilt?

Diese Beispiele zeigen, dass die alttestamentlichen Gebote sinnvoll waren. Die dahinter stehenden Grundsätze vieler dieser Gebote sind sicherlich auch für Christen hilfreich. Deswegen sprechen Jesus und die Apostel nicht nur von den Zehn Geboten, sondern greifen auch Aussagen anderer mosaischer Gesetze auf und aktualisieren sie für die christliche Gemeinde (z. B. Apostelgeschichte 15,20; 1. Korinther 9,9-11).

Das ist nur eine kurze Einführung zu diesem Thema. Wenn Sie das näher interessiert, können Sie das auch in unseren kostenlosen Grundkursen zur Bibel weiter studieren.

F: - Interessant fand ich aber den in der Folge "Der Ruhe-Tag" der Sendung "die BIBEL. das LEBEN." genannten Aspekt, dass Gott für einen sorgt, wenn man sich dafür entscheidet, entgegen aller Widerstände den Samstag als Ruhetag zu halten. Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass davon der Segen Gottes oder gar die Errettung abhängt, wie man das aus dem Wikipedia-Artikel über die Siebenten-Tags-Adventisten herauslesen könnte. Ein wöchentlicher Ruhetag ist gut und sinnvoll, aber Jesus selbst sagte, dass der Sabbat dem Menschen dienen soll und nicht umgekehrt (Markus 2,27).

A: Ja, das ist eine wichtige Frage: Ist das Sabbat heilsnotwendig?

Ich hänge Ihnen eine Ausarbeitung über die Sabbatfrage an, damit Sie sich ein umfassenderes Bild darüber machen können. Sie werden darin lesen, wie der Sonntag entstanden ist, und dass es immer Christen gab, die in dieser Frage sich nicht an die kirchliche Tradition, sondern an die Bibel gehalten haben. Weil inzwischen weltweit etwa 400 Konfessionen zur biblischen Sabbatfeier zurückgekehrt sind, steht die Adventgemeinde damit nicht allein da, wenn sie auch zahlenmäßig die größte Gruppe bildet.

Wir machen die Heiligung des siebten Tags der Woche nicht zu einer Heilsfrage, weil der Mensch gemäß den Aussagen des Apostels Paulus nicht durch Werke gerettet wird, sondern auf Grund seines Glaubens an das Opfer Jesu für seine Schuld. Ewiges Leben erhalten wir also nicht durch Gehorsam Gottes Geboten gegenüber, sondern weil Gott es uns aus seiner Gnade und Liebe schenkt, und weil Jesus unsere Sünde auf sich genommen hat. Der Erlöste befolgt also Gottes Willen (den er z. B. in den Zehn Geboten niedergelegt hat) nicht, um gerettet zu werden, sondern weil er gerettet ist, d. h. aus Liebe und Dankbarkeit. Er betet also keine Götzen an oder tötet und stiehlt nicht oder bricht nicht die Ehe, weil er Christ geworden ist und nun Gottes Wünsche und seinen Willen erfüllen möchte. Genau in dieser Gesinnung möchten Adventisten auch den Sabbat verstanden wissen, der ja nur eines der Zehn Gebote ist.

Wenn wir auch kein ewiges Leben verdienen können, wenn wir die Zehn Gebote (und damit auch das Sabbatgebot) befolgen, so ist es doch die Frage, ob wir es nicht wieder verlieren können, wenn wir auf Gottes Willen pfeifen und ihm ungehorsam sind. Wenn wir heidnische Götter und Bilder verehren, Gottes Namen missbrauchen, Eltern missachten, töten, stehlen, ehebrechen, lügen und neidisch auf das Eigentum anderer blicken. Wahrscheinlich wird niemand einen Menschen als erlösten Christen bezeichnen, der diese neun Gebote mit den Füßen tritt. Warum die Kirchen das vierte Gebot vom Sabbat dabei ausschließen, kann nicht mit der Bibel begründet werden.

Obwohl in dieser Frage alle Gebote gleich sind (es ist egal, an welchem Punkt man sich gegen Gottes Willen stellt), ziehen Adventisten dabei in Betracht, dass hier bei den meisten Christen die Erkenntnis über die Sabbatheiligung fehlt. Deshalb stellen wir den Diebstahl oder den Ehebruch nicht auf eine Stufe mit der Missachtung des biblischen Ruhetages.

Hätten Sie gefragt: „Ist das Halten des Gebotes ‚Du sollst nicht töten‘ heilsnotwendig?“, hätte ich genauso geantwortet: „Nein, wir werden nicht gerettet, weil wir niemanden umgebracht haben. Aber wir würden verloren gehen, wenn wir als Christen drauflos morden.“ Weil aber den meisten Christen nicht bewusst ist, welche Bedeutung die biblische Sabbatheiligung hat, und dass sie mit dem Sonntag nur einen heidnischen und kirchlich-traditionellen Feiertag begehen, eben deshalb kann ich das nicht ein zu eins auf das vierte Gebot übertragen.

Weil wir die Wünsche Gottes auch in Bezug auf das Sabbatgebot befolgen wollen, fallen Adventisten in unserer Gesellschaft auf, so wie Christen in atheistischen Staaten durch ihren Glauben und ihren Gehorsam den anderen Geboten Gottes gegenüber auffallen. Wenn aber Jesaja schreibt, dass auf der neuen Erde alle Menschen an jeden Sabbat Gott anbeten werden, dann sollten wir doch schon heute damit beginnen. Hier ist deshalb noch eine Reformation des christlichen Glaubens notwendig.

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Gelöschtes Profil
Beiträge : 18002

Mit Jesus ist jeder Tag ein Feiertag!
Hallo Flutterby,

der Sabbat hatte ja die Aufgabe, die Ruhe Gottes nach der Schöpfung der Welt und die Erlösung der Kinder Israels aus Ägypten zu bedenken:

Du sollst daran denken, dass auch du Knecht in Ägyptenland warst und der Herr, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm. Darum hat dir der Herr, dein Gott, geboten, dass du den Sabbattag halten sollst.

Christen warten allerdings auf die neue Schöpfung Gottes, die mit Christus ihren Anfang genommen hat, darum kann die Ruhe Gottes nach der alten Schöpfung nicht mehr Höhepunkt der Woche sein, sondern die Auferstehung Jesu Christi.

Wir Heidenchristen sind auch nie Knechte in Ägyptenland gewesen, daß wir den Sabbat halten müssten. Allerdings sind wir - wie alle Menschen - Knechte der Sünde gewesen. Daraus hat uns Christus befreit. Durch seine Auferstehung. Unübertrefflich.

Darum kommen wir Christen für gewöhnlich sonntags zusammen. Nicht um an Gottes "Pause" zu denken und zu faulenzen, sondern um sein Wort zu hören: Jesus Christus, den Anfang der neuen Schöpfung, der nicht allein Israel aus Ägypten geholt hat, sondern die ganze Welt aus der Gefangenschaft der Sünde und des Todes.

Nichts hat mehr verdient, gefeiert zu werden, als die Auferstehung Jesu Christi. In seinem Frieden dürfen wir ruhen. Nicht nur am Samstag. Nicht nur am Sonntag. Mit Jesus ist jeder Tag ein Feiertag!

Liebe Grüße und Segen,
Plueschmors.

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3 Antworten
Herbstrose
(@herbstrose)
Beigetreten : Vor 9 Jahren

Beiträge : 14194

👍

herbstrose antworten
Turmfalke1
(@turmfalke1)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 4122

Wunderbar! Besser kann man´s nicht sagen. Vielen Dank!

turmfalke1 antworten
DerNeinsager
(@derneinsager)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 1449

Schön formuliert!

derneinsager antworten


Miss.Piggy
Beiträge : 1929

Da du nach biblischen Begründungen gefragt hast: Es gibt noch Off 1,10, wo Johannes vom "Tag des Herrn" spricht, womit angeblich der Sonntag gemeint ist. Das geht zwar aus der Stelle nicht direkt hervor, aber anscheinend kann man es aus der Kirchengeschichte ableiten. Die frühen Christen nannten den Sonntag wohl den Tag des Herrn.

Damals war der Sonntag noch ein Arbeitstag. Deswegen glaube ich auch nicht, dass der Sonntag einfach den Samstag als Ruhetag ersetzen sollte und dass wir Christen nun den Sonntag als Ruhetag "einhalten müssen". Ich denke, er hat einen ganz eigenen Charakter.

miss-piggy antworten
DerNeinsager
Beiträge : 1449

400 Konfessionen hört sich gut an-, nur sind es insgesamt 35.000.

Die Mehrheit der Christen sieht es seit jeher nicht so. Alles falsch?

derneinsager antworten


Gelöschtes Profil
Beiträge : 18002

Werkgerechtigkeit durch die Hintertür

Veröffentlicht von: @flutterby

Wenn wir auch kein ewiges Leben verdienen können, wenn wir die Zehn Gebote (und damit auch das Sabbatgebot) befolgen, so ist es doch die Frage, ob wir es nicht wieder verlieren können, wenn wir auf Gottes Willen pfeifen und ihm ungehorsam sind.

Und somit haben sie eine Werkgerechtigkeit durch die Hintertür. Denn im Grunde sagen sie, wer sich nicht an die mosaischen Gebote hält, kann es verlieren gerettet zu sein. Da frage ich mich, haben die Adventisten kein Neues Testament? Wie lesen sie Paulus, der doch genau davor warnt, vor einer Rückkehr unters Gesetz? Wie verstehen sie Jesus, der es als nötig gesehen hat, das mosaische Gesetz aufzufrischen? Der bei dieser Gelegenheit gesagt hat "Wenn nicht eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer weit übertrifft, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen." (Mt 5,20)
Wenn unsere Gerechtigkeit die der peniblen Gesetzestreuen, die derjenigen die durch das genaue Einhalten des mosaischen Gesetzes im Alltag ihr Leben heiligen wollen, weit übertreffen soll, wie kann man dann meinen man solle es jenen Pharisäern und Schriftgelehrten gleich tun?

Wie kann man ernsthaft zu solchen Schlüssen kommen?

Veröffentlicht von: @flutterby

Weil aber den meisten Christen nicht bewusst ist, welche Bedeutung die biblische Sabbatheiligung hat, und dass sie mit dem Sonntag nur einen heidnischen und kirchlich-traditionellen Feiertag begehen, eben deshalb kann ich das nicht ein zu eins auf das vierte Gebot übertragen.

DER SONNTAG IST NICHT HEIDNISCH.

Das ist immer so das klassische Totschlagargument, das schlicht und einfach nicht wahr ist. Der Sonntag als Versammlungstag der Christen findet sich bereits in der Bibel (Apg 20,7; 1Kor 16,2; Offb 1,10), in der Didache aus dem 2.Jhdt und bei den Kirchenvätern. Bereits die erste Generation Christen, und damit also auch mit dem Segen derjenigen, die Jesus bereits aus Galiläa nachfolgten, versammelten sich bereits am Sonntag. Das ist also urchristlich! Wie viel deutlicher will man es denn noch haben?

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Blackhole
Beiträge : 1112

Ob Samstag oder Sonntag ist nicht wichtig. Wichtig ist nur, daß es alle 7 Tage eine Pause gibt, weil, wie Mediziner und Biologen inzwischen herausgefunden haben, der Mensch tatsächlich in einem Siebentagerythmus funktioniert.
Hier ein interessanter Artikel, der sich damit befasst daß die Woche wohl nicht kulturell geprägt sondern biologisch tief in uns verankert ist:
https://www.riffreporter.de/de/wissen/circaseptan

Die Frage, ob Samstag oder Sonntag halte ich persönlich für nebensächlich.
Wichtiger ist, den einen freien Tag die Woche vor Marktradikalen zu schützen. Denn es gibt bereits ernsthafte Versuche durch den Kapitalismus, das Wochenende abzuschaffen. Wir sollen jedenTag rund um die Uhr arbeiten und konsumieren.

Natürlich gibt es Berufe, für die ein festes Wochenende sowieso nicht infrage kommt. Ärzte und Pflegekräfte in Krankenhäusern. Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst... Ach, ich hatte übrigens letzten Sonntag THW-Einsatz. Gastronomie, Journalisten, ÖPNV... die Lokführer und Straßenbahnfahrer haben zwar teilweise frei, ausgedünnter Fahrplan, aber die Stellwerker sind nie verzichtbar. Wie einmal eine Krankheitswelle im Stellwerk Mainz gezeigt hat.
Ich selbst habe in meinem Hauptberuf, Verfahrensingenieurin, ein festes Wochenende, aber den Löwenanteil meiner Aufträge mache ich für die Chemieindustrie, insbesondere die BASF. Und da arbeiten die Schichten rund ums Jahr, ohne Wochenende und ohne Feiertage, denn man kann aus technischen Gründen eine Chemieanlage nicht einfach mal so für 1-2 Tage abschalten. Es ginge rein theoretisch in der Automobilindustrie, daß man da die Bänder einfach mal stillegt, aber die Automobilindustrie fertigt just in time, ohne große Lagerbestände. Die Teile kommen und müssen dann verarbeitet werden.

Wir haben also einerseits Sachzwänge die einen freien Sonntag für alle unmöglich machen (und die es ganz sicher auch schon bei den alten Israeliten gab, denn Bauern, insbesondere Viehzüchter, können sich nicht einfach weigern zu arbeiten wenn das Vieh gefüttert werden muss oder die Felder abgeerntet werden müssen).
Andererseits kapitalistische Versuche, das was wir an freiem Wochenende noch haben, endgültig auszuhebeln, nur für den Gewinn der Reichen wie z.B. Jeff Bezos.

blackhole antworten


Suzanne62
Beiträge : 7672

Christen steht es völlig frei, welchen Tag sie besonders heiligen wollen - sie können sogar "alle Tage gleich halten".
Ich bin sonst eher selten mit Paulus einer Meinung, aber denke ich: wo er recht hat, da hat er recht.
Wenn Christen, die aus dem Judentum konvertiert sind, gerne am Sabbat festhalten wollen oder wenn die Adventisten statt des Sonntags den Sabbat feiern wollen, dann ist das überhaupt kein Problem.
Und wenn fast alle anderen Christen statt des Sabbat den "ersten Tag der Woche als den Tag, an dem Christus von den Toten erstanden ist" (aus dem Hochgebet zur Sonntagsmesse) besonders feiern wollen, ist es auch kein Problem.
Man kann auch jeden anderen Tag feiern oder, wie gesagt, keinen besonders hervorheben.
Nur sollte man es - auch da stimme ich Paulus zu - "dem Herrn tun", also so, dass es Gott Ehre macht.

suzanne62 antworten
Seite 2 / 3
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