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Sebastian Gäbs Online-Seminar: Gibt es einen Gott?

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Jack-Black
Themenstarter
Beiträge : 3604

Ich wußte nicht, ob ich diesen Thread lieber im Theologie- oder im Wissenschafts-Subforum starten sollte, hab mich dann aber doch für Theologie entschieden. Ob zu recht oder nicht, möge ein jeder selbst beurteilen, von mir aus darf die Moderation ihn auch gern verschieben. 🙂

Ich habe in der letzten Woche auf Youtube mir dieses Online-Seminar von Prof. Sebastian Gäb angeschaut. Der Mann ist Professor für Religionsphilosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, arbeitet also an einer nicht gerade schlechten Adresse... Eigentlich ist das eher eine Art "Vorlesung" statt eines Seminars, schließlich redet nur er. Nachfragen und Diskussionen sind da nicht enthalten.

 

Worum geht's? Um die philosophische Frage: Gibt es einen Gott?

Warum empfehle ich diese Vorträge hier? Weil in ihnen sehr viele Argumente abgehandelt werden, die in anderen Diskussionen hier im Forum immer wieder mal auftauchen. Nur eben klar strukturiert und ausführlich mit allen Pros und Contras im gedanklichen Zusammenhang dargelegt, während sie in anderen Diskussionen häufig einfach nur als selbstverständlich referenziert, als gültig (oder ungültig) vorausgesetzt werden - oder eben unbekannt sind.

Mir gefällt an dieser Vortragsreihe allein schon, wie sie beginnt. Als erstes wird nämlich erläutert, was überhaupt man als ein Argument zu verstehen habe. Bevor die eigentliche Frage - Gibt es einen Gott - überhaupt angegangen wird, hält sich Gäb sinnvollerweise ein ganzes Weilchen damit auf, darzulegen, welche Art von Argumenten überhaupt dafür oder dagegen sprechen können, bzw. wie ein gültiges Argument strukturiert sein muß. Allein damit kann man ganze erkenntnistheoretische Seminare füllen, aber er findet genau die richtige Dosierung: nach rund zwanzig Minuten weiß man das Nötige über Argumente, um den nachfolgenden Erörterungen über die Gottesfrage im philosophischen Sinne folgen zu können.

Diese Erörterungen sind dann Information pur, ich kann nur jedem, der sich für das Thema interessiert, empfehlen, sie sich anzuschauen. Gegebenenfalls auch in Wiederholung, wenn's einem mal zu schnell gehen sollte und man eine Passage zuerst für irgendwie unlogisch hält. Ab und an verspricht sich Herr Gäb einmal, korrigiert sich selbst aber meistens sofort oder es gibt kleine Brüche, die zeigen, dass er manche Stellen rausgeschnitten oder wiederholt hat.

Ich selbst habe - bis auf den letzten Vortragsteil, wo Gäb "aktuelle" philosophische Positionen zur Gottes- und Religionsfrage vorstellt - jetzt zwar nicht wirklich viel überraschend Neues gelernt. Aber vieles, das ich schon kannte und dann wieder vergessen hatte, habe ich da neu entdecken können, beispielsweise die Unterschiede zwischen den "Gottesbeweisen" von Thomas von Aquin und Anselm von Canterbury oder warum das "kumulative Argument" eben nicht in einem bloßen Auflisten, d.h. lediglich der Summe unterschiedlicher Argumente besteht.

Professor Gäb (der sich hoffentlich demnächst mal seinen Hipsternippel sowie den Fünftagebart scheren läßt 😉 ) verwendet eine sehr gut auch für Laien verständliche Sprache. Wichtige Fachausdrücke werden meist ausführlich erklärt, "Fachchinesisch" kommt praktisch nie vor. Zwar wird klar, dass  er als Zielpublikum Philosophiestudenten anspricht, aber eben Studenten, die noch kaum mehr Fachspezifisches wissen als das, was ein durchschnittlicher Abiturient so mitgekriegt haben dürfte. Er hat eine angenehm sonore Vortragsstimme und ganz wichtige Begriffe werden im Hintergrund schriftlich eingeblendet, sowie ab und an auch mal das Portrait eines Philosophen, über den er gerade referiert. Diese Einblendungen sind aber dankenswerterweise sehr, sehr unaufdringlich, an keiner Stelle versucht er, wie es in so vielen "Erklärvideos" auf YT geschieht, mit tollen Illus, Grafiken, Charts, Filmschnipseln und ähnlichen optischen Gimmicks einen inhaltlichen Punkt zu machen.

Ich weiß nicht, ob in diesem Thread hier überhaupt sinnvollerweise viel zu diskutieren sein wird, denn Prof. Gäb positioniert sich in der Sache selbst nicht wirklich. Was er vorträgt, ist meines Wissens in der Fachwelt weitgehend unbestritten, es sind letztlich religionsphilosophiegeschichtliche Tatsachen, über die er eine Übersicht bietet. Man kann selbstverständlich je nach eigener Meinung die einen Stellen wichtiger und richtiger, die anderen eher unwichtig oder sogar irrig betrachten. Aber am Ende beantwortet Herr Gäb die Ausgangsfrage eben nicht, sondern hat nur die bekanntesten unterschiedlichen Antworten samt ihren Begründungen und Gegenpositionen vorgestellt. Als jemand, der die Ausgangsfrage mit einem deutlichen Nein! beantworten würde, habe ich in dem Vortrag doch eine ganze Reihe von Argumenten mitbekommen, die für ein "Ja" sprechen und nicht von vorn bis hinten Unfug, sondern wohldurchdacht und um intellektuelle Redlichkeit bemüht sind. Umgekehrt denke ich, dass auch religiös längst überzeugte Gläubige darin Gegenargumente finden können, die sie bisher nie ernst nehmen konnten.

Unter'm Strich denke ich, dass die unaufgeregte, um Sachlichkeit und Neutralität bemühte Weise, wie hier der "Stand der philosophischen Forschung" auf Einsteigerniveau dargelegt wird, helfen kann, in kontroversen Diskussionen zum Thema Verständnis für die jeweils andere Seite zu behalten.

Persönlich mache ich diesen Thread auch auf, um bei Bedarf (in anderen Diskussionen) schnell auf ihn verlinken zu können, sobald mal wieder ein altbekanntes und in Herrn Gäbs Vortrag thematiertes Argument auftaucht, bei dem ich denke, dass es falsch oder verkürzt verwendet wurde, oder wenn es mir zu umständlich wird, schon wieder einen Gedankengang wie z.B. das Theodizee-Problem in ganzer Länge darzulegen.

Genaugenommen möchte ich hier nur eine - wie ich finde - wertvolle Ressource mit Euch teilen: Von einem Fachmann gut aufbereitete, d.h. leicht zu verstehende Informationen über die Gottesfrage.

Antwort
46 Antworten
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Beiträge : 18002

@jack-black 

auf Youtube

Gibt's davon irgendwo ne Version zum runterladen (zB Spotify)? Ich hör sowas am liebsten unterwegs, aber YouTube ist nicht so geil für's Datenvolumen.

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5 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21514

@billy-shears 

Gibt's davon irgendwo ne Version zum runterladen (zB Spotify)? Ich hör sowas am liebsten unterwegs, aber YouTube ist nicht so geil für's Datenvolumen.

Es gibt die Möglichkeit, so etwas in eine mp3 zu konvertieren.

 

lucan-7 antworten
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@lucan-7 

Du meinst so wie vor 10 Jahren? 😅

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Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21514

@billy-shears 

Du meinst so wie vor 10 Jahren? 😅

Du meinst, das ist ein Grund es heute nicht mehr zu tun?

Ist zumindest das einfachste... wenn auch eher halblegal, aber nun ja. Es wird ja kein Geld damit gemacht und auch keines vorenthalten...

 

lucan-7 antworten
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@lucan-7 

Du meinst, das ist ein Grund es heute nicht mehr zu tun?

Naja, ich hör ja daheim nur Vinyl.. 😉

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Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3604

@billy-shears Gibt's davon irgendwo ne Version zum runterladen (zB Spotify)?

 

Ich hab da auf die Schnelle nix gefunden, nutze allerdings auch spotify nicht.

jack-black antworten


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