Thomas von Aquin - Naturbegriff
Ich hänge gerade an dem Ausspruch von Thomas von Aquin fest:
gratia supponit naturam (et perficit eam)
„Die Gnade (Gottes) setzt die Natur voraus (und vollendet sie)“
Und zwar ist mir die inhaltliche Füllung des Begriffs „Natur“ nicht klar.
Bedeutet es, dass der Mensch ein Geschöpf Gottes ist?
Bedeutet es, dass der Mensch seiner Natur nach zwar gut geschaffen, aber nun ein Sünder ist und deswegen der Gnade bedarf?
Inwiefern ist die Natur die Voraussetzung der Gnade?
Vielleicht kennt sich jemand damit aus und kann es mir erklären, das wäre toll! Danke.
Veröffentlicht von: @janemarplegratia supponit naturam
Du liest natürlich Thomas von Aquin im Original. 😈
Selbstverständlich, wofür habe ich schliesslich das grosse Latinus gemacht!
Dann hast du ja einiges an Nüssen zu knacken.
In welchem Kontext ist dieser Ausspruch gefallen, worauf bezieht sich Thomas hier?
Veröffentlicht von: @janemarpleUnd zwar ist mir die inhaltliche Füllung des Begriffs „Natur“ nicht klar.
Dazu wäre dann eben der Kontext geeignet.
Das kann ich Dir nicht sagen, weil ich mich eben mit der sog. „scholastischen Theologie“, deren Vertreter Thomas ist, zu wenig befasst habe.
Ich lese gerade ein Buch, in welchem auch die christliche Anthropologie, also die Lehre vom und über den Menschen, ein Thema ist.
Und dort wird auf diesen Satz von Thomas von Aquin hingewiesen.
Die Gnade Gottes, welche etwas „Übernatürliches“ ist, also ausserhalb der Natur des Menschen liegt, ist in der Natur des Menschen verwurzelt, heisst es dort.
Ok, hab mir schon gedacht, dass dieser Satz im Kontext der "Natürlichen Theologie" steht.
Kurz gesagt, Gott kann mit dem Verstand begriffen werden und es gibt rationale Argumente, die für Gott sprechen.
In diesem Zusammenhang, deute ich den Satz dann so; "Die Gnade Gottes setz das Begreifen und erkennen Gottes voraus, und dieses wird dann durch die Gnade vervollkommnet."
Veröffentlicht von: @janemarpleUnd zwar ist mir die inhaltliche Füllung des Begriffs „Natur“ nicht klar.
Hier gibt es eine Abhandlung zum Thema (über deren Qualität ich nichts sagen kann): https://www.jstor.org/stable/23567125?seq=1#page_scan_tab_contents
Vielleicht hilft Dir das weiter.
Danke, ich schaue mal (und hole mal meinen Stowasser hervor...).