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Identität im Internet

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Tamaro
 Tamaro
Themenstarter
Beiträge : 1743

Eine Kopie Eures Personalausweises bei der Kontoerstellung auf einer Internetseite hochladen, um damit Euer Alter zu bestätigen. Würdet Ihr das tun?

In der Schweiz wurde im letzten September vom Parlament ein Gesetz verabschiedet, das einen verbesserten Jugendschutz im Internet erreichen soll. Es geht also eigentlich um Jugendschutz, was online in der Praxis aber alle Nutzer betreffen könnte.

Durch dieses Gesetz wird von den Betreibern einer Internetseite/App, die ü18-Inhalte in Form von Videos anbieten verlangt, dass sie eine effektive Alterskontrolle ihrer Nutzer durchführen müssen. Das simple Anklicken eines Feldes, um zu bestätigen, dass das Alter von 18 Jahren erreicht wurde, soll in Zukunft also nicht mehr genügen (was ich auch nachvollziehen kann). Dies könnte auch weit verbreitete Anbieter wie Youtube, Netflix oder TikTok betreffen.

Derzeit ist noch unklar, wie das Gesetz in der Praxis genau umgesetzt werden soll, da eine geeignete Technologie, die dem Seitenbetreiber nur das Alter bestätigt und sonst keine weiteren Daten liefert (E-ID) noch nicht vorhanden ist, resp. dies in einer Abstimmung im Frühjahr 2021 klar und deutlich abgelehnt wurde. Aber Hauptsache, die Politiker haben schon mal ein Gesetz verabschiedet.

Wann genau dieses Gesetz in Kraft treten soll, ist noch unbestimmt und wird von der Regierung (Bundesrat) festgelegt, falls ein entsprechendes Referendum erfolglos bleibt.

Zweite Frage: Findet Ihr diese Form von Jugendschutz (Bestätigung des Alters per Ausweis) überhaupt nötig und effektiv, um Jugendliche vor problematischen Inhalten zu schützen? Sollen Jugendliche überhaupt vor solchen Inhalten geschützt werden oder wären Aufklärung und Prävention der bessere Weg?

 

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34 Antworten
Tamaro
 Tamaro
Themenstarter
Beiträge : 1743

Referendum eingereicht!

Wann genau dieses Gesetz in Kraft treten soll, ist noch unbestimmt und wird von der Regierung (Bundesrat) festgelegt, falls ein entsprechendes Referendum erfolglos bleibt.

Das hätte ich nie für möglich gehalten: Gestern - quasi in letzter Minute - wurde tatsächlich die benötigte Anzahl Unterschriften eingereicht, die für das Zustandekommen des Referendums nötig waren. Somit wird das Ende September vom Parlament (in der Schweiz) verabschiedete Gesetz vorerst auf Eis gelegt. Ob es eingeführt werden wird und wenn ja in welcher Formulierung, wird voraussichtlich durch eine Volksabstimmung entschieden werden.

Dabei sah es vor drei Wochen noch denkbar schlecht aus: innerhalb von drei Monaten kamen nur gut 20'000 von 50'000 benötigten Unterschriften zusammen. Doch innerhalb von gerade mal drei Wochen wendete sich das Blatt aber komplett, da  endlich auch kritische Artikel zum verabschiedeten Gesetz den Weg in die Medien fanden. Nur relativ wenige Gruppierungen - und vor allem kaum solche, die medial gut vernetzt sind - hatten offenbar ein Interesse am erscheinen solcher Artikel.

Dass das Referendum zustandekam ist vor allem auch deshalb erstaunlich, da keine der grösseren Parteien mitwirkte. Es handelt sich um eine Allianz von Corona-Skeptikern, Piratenpartei und der Operation Libero, einer sehr progressiven, eher kleinen politischen Bewegung (also eine ziemlich unheilige Allianz, die in diesem Punkt aber den gleichen Nenner hat), welche sich gegen die Einführung des Jugendschutzgesetzes engagiert.

 

tamaro antworten
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DerElch
(@derelch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 667

@tamaro 

 

Das hätte ich nie für möglich gehalten: Gestern - quasi in letzter Minute - wurde tatsächlich die benötigte Anzahl Unterschriften eingereicht, die für das Zustandekommen des Referendums nötig waren. Somit wird das Ende September vom Parlament (in der Schweiz) verabschiedete Gesetz vorerst auf Eis gelegt.

Da kann man in der Presse aber das Gegenteil lesen.

derelch antworten
Tamaro
 Tamaro
(@tamaro)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 1743

@derelch 

Da kann man in der Presse aber das Gegenteil lesen.

 

Leider beruhte mein obiges Posting auf Falschmeldungen und ich habe dies zu früh verfasst und gepostet, von daher sorry dafür.

Am Donnerstag, 19. Januar 2023, als die Unterschriftenbogen für das Referendum eingereicht wurden, war von seiten der Piratenpartei noch zu lesen, dass weit mehr als 50'000 Unterschriften zusammengekommen seien.

Am letzten Montag oder Dienstag hiess es von amtlicher Stelle aber, dass nur knapp die Hälfte der erforderlichen Unterschriften vorliegen würden. Die Piraten erklärten dies mit einer neuen Methode des Generierens von Unterschriftenbogen und der entsprechenden (doppelten?) falschen Auszählung.

Somit ist das Referendum in der Tat nicht zustandegekommen und die Regierung (Bundesrat) wird nun festlegen können, per wann und wie genau in Sachen Altersverifikation im Internet für uns in der Schweiz (und alle hier sich Aufhaltenden) verfahren wird.

 

tamaro antworten


lhoovpee
Beiträge : 2832

@tamaro

Theoretisch müssen in Deutschland Inhaltsanbieter schon jetzt das Alter prüfen. Aber die in der Realität halten sich die Seiten nicht an die geltende Gesetze. Siehe erst kürzlich die Sperrung vom Hamster, die sich einfach kurz eine neue Subdomain geholt haben, um die Sperre zu umgehen. Das zeigt sehr schön wie sinnlos DNS-Sperren sind. 

In Deutschland könnte eine Altersverifikation einfach über die eID gemacht werden. Da mittlerweile jeder ein Smartphone besitzt, braucht man sich auch kein zusätzliches Lesegerät mehr kaufen. Ich denke aber nicht, dass dies irgendwer umsetzen wird. Die Folge wäre lediglich, dass die Kunden dann halte illegale Portale besuchen. 

 

lhoovpee antworten
3 Antworten
Tamaro
 Tamaro
(@tamaro)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 1743

@lhoovpee 

 

Das zeigt sehr schön wie sinnlos DNS-Sperren sind.

 

Das sehe ich auch so. Meines Erachtens müssten Alterskontrollen direkt beim Aufstarten des Browsers erfolgen - oder noch besser, wenn die "sichere Suche" auf "aus" gestellt wird.

Somit wäre "sichere Suche an" ohne Alterskontrolle und "sichere Suche aus" (somit inkl. ü18-Inhalte) mit Alterskontrolle.

Aber da ich nicht vom Fach bin habe ich keine Ahnung, ob das so umsetzbar wäre.

 

tamaro antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 2832

@tamaro

 Meines Erachtens müssten Alterskontrollen direkt beim Aufstarten des Browsers erfolgen

Der Browser zeigt nur das an, was er von den Content Providern erhält. Selbst wenn hier ein Standard definiert werden würde, und die gängigen Browser-Hersteller die Altersprüfung implementieren (was unwahrscheinlich ist, da dafür ein Weltweiter Standard definiert werden müsste), würde man halt Browser XY nutzen, der den Standard ignoriert. Das Internet ist nun mal international und interessiert sich meist nicht für Staatsgrenzen.

Somit wäre "sichere Suche an" ohne Alterskontrolle und "sichere Suche aus" (somit inkl. ü18-Inhalte) mit Alterskontrolle.

Der Suchanbieter (Google, Bing, ...) kann dies implementieren. Er würde dadurch aber nur Anwender verlieren. Daher wird das kaum geschehen. 

Ich denke eine Altersverifikation im Internet ist so gut wie unmöglich durchsetzbar.

Und um es mal von der anderen Seite zu sehen: Wenn Menschen unter 18 ein Internetfähiges Gerät haben, dann gibt es dahinter immer eine 18+ Person, die diesen Internetzugang bezahlt. Und Betriebssystem wie Windows (Microsoft Family Safety), Android (Google Family Link), iOS (hat kein speziellen Namen; Geräte von Kindern können aber geregelt werden) haben alle Kinderschutzprogramme on Board. Eltern könnten diese jetzt schon nutzen. 

lhoovpee antworten
Tamaro
 Tamaro
(@tamaro)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 1743

@lhoovpee 

Der Browser zeigt nur das an, was er von den Content Providern erhält. Selbst wenn hier ein Standard definiert werden würde, und die gängigen Browser-Hersteller die Altersprüfung implementieren (was unwahrscheinlich ist, da dafür ein Weltweiter Standard definiert werden müsste), würde man halt Browser XY nutzen, der den Standard ignoriert. Das Internet ist nun mal international und interessiert sich meist nicht für Staatsgrenzen.

Das ist nun wirklich gut und glasklar beschrieben. 

Mal sehen wie sich die Sache weiterentwickelt. Ich hoffe, die Politik wird einen Weg finden, um das Gesetz nutzerfreundlich und ohne mit dem Datenschutz in Konflikt zu kommen, umzusetzen.

Ich würde auch nicht komplett ausschliessen, dass die beim gescheiterten Referendum beteiligten Gruppierungen v.a. auch etwas (schlau begründete) Unsicherheit verbreiten wollten, dies mit Unterstützung von ein paar ihnen wohlgesinnten Medien, um sich selbst ins Gespräch zu bringen.

 

Und Betriebssystem wie Windows (Microsoft Family Safety), Android (Google Family Link), iOS (hat kein speziellen Namen; Geräte von Kindern können aber geregelt werden) haben alle Kinderschutzprogramme on Board. Eltern könnten diese jetzt schon nutzen.

Ich fände es auch sinnvoller, wenn die Altersverifikation von dieser Seite her angegangen würde.

 

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DerElch
Beiträge : 667

@tamaro 

Eine Kopie Eures Personalausweises bei der Kontoerstellung auf einer Internetseite hochladen, um damit Euer Alter zu bestätigen. Würdet Ihr das tun?

Solange man es einfach umgehen kann, sicher nicht.

derelch antworten
1 Antwort
Tamaro
 Tamaro
(@tamaro)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 1743

@derelch 

 

Solange man es einfach umgehen kann, sicher nicht.

 

Ich hoffe, dass es auch später nie dazu kommen wird

Es kann ja nicht im Sinne eines Staates sein, dass plötzlich in zahllosen Ländern weltweit Menschen mit einem illegal erworbenen Personalausweis herumspazieren, damit Bankkonten eröffnen, das Konto überziehen und den Fehlbetrag nie zurückzahlen. 🙂 

 

tamaro antworten


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