Exilcampus für Havard-Flüchtlinge: Wenn ja - wohin?
Hallo Community,
Nachdem die USA immer mehr Anzeichen einer Selbst-Demontage statt eines Strebens nach Größe zeigt, drängt sich der Gedanke, die Flüchtlinge aus ruinierten akademischen Zentren in den USA ein Exil in Deutschland anzubieten.
Für Jahrzehnte war ein Trumpf der USA, dass sie die Top-Denker aus aller Welt wie ein Magnet anzogen, die dann dort eine Wissenschaft aufbauten, die die Weltspitze definierten. Als "Beifang" gab es die besten akademischen ausgebildeten Angestellten für alle möglichen Unternehmen, die innovativsten Unternehmen selbst und eine florierende Wirtschaft.
Für all die Staaten, die dies nicht hatten, ist die Situation in den USA grad ein Kairos Moment: Man kann Weltelite in sein Land holen und das Land, das die attraktivsten Angebote macht, wird die meisten Flüchtlinge auf sich ziehen.
Es wird die Idee eines Exilcampus in Deutschland diskutiert:
Wie findet Ihr die Idee?
Bitte bedenkt, dass das auf der einen Seite Geld kostet - und zwar, wenn es überhaupt eine Chance haben soll: sehr viel Geld.
Auf der anderen Seite ist das eine wirkliche Gelegenheit. Das Land, in dem sonst die Elite, ohne lange nachzudenken, sich hinorientierte, fällt aus. Die Karten werden neu gemischt und wer da gute Angebote macht, kauf ganz groß ein!
Aber braucht es dafür eine echte "Exil-Uni"? Exil-Uni klingt für mich nach einer Übergangseinrichtung. Nach einer Lösung, die, nachdem die Amis wieder zu Verstand gekommen sind, sich auflöst und die Gäste an den Ort entlässt, wo sie nach Jahrzehnte alter Tradition hingehören. Wollen wir das?
Wäre es nicht besser, jede Fakultät an jeder deutschen Uni würde sich Gedanken machen, wie man Wissenschaftler aus den USA bei sich integrieren könnte. Und dafür kann man Konzepte entwickeln und dann wird das mit üppigen Zuschüssen honoriert, wenn sich Gastwissenschaftler (gerne auch ganze Abteilungen!) und Gastgeberuniversität auf ein Konzept einigen. So blieben dann die Teams zusammen und kämen gleich noch in ein Umfeld, in dem sie schon Kollegen kennen und wo sie viel stärker als isoliert eine Sache voranbringen können.
Wenn es denn eine Exil-Uni geben soll - wo sollte die hin? Harvard hat Meeresnähe. Vielleicht ist das etwas, was die Exilanten nicht missen möchten. Eine Stadt mit einer gerne auch alten Uni als Ort für die Exil-Uni? Oldenburg, Bremen, Hamburg, Kiel, Lübeck, Rostock, Greifswald ... Das fällt mir grad so ein. Vielleicht lieber was im Osten mit guter Verbindung zur Hauptstadt Berlin und Nähe zu den polnischen und letztlich auch ukrainischen Nachbarn - jener Region, die Aufblühen sollte, wenn Putin mal verstanden hat, dass es da für ihn nichts zu holen gibt?
Das sind so random ein paar Gedenken von mir.
Habt Ihr andere Ideen dazu?
LG
GoodFruit
Hi, ja so ähnlich denke ich das auch.
Für Deutschland ist es potentiell besser. Umso weniger unserer jungen Menschen studieren dann dort und bleiben dort hängen. Deshalb ärgere ich mich nicht deshalb.
Vielleicht haben die dort drüben einfach zahlenmäßig genug, das weiß ich nicht.

@kappa Was ich so gehört habe von der US Amerikanischen Highschool, so ist die Vorbereitung keinesfalls besser als ein deutsches Abitur. Die Mangelsituation im Bildungsbereich scheint ein globales Problem zu sein.
Was aber besonders an den USA war, das war, dass dorthin nur die Besten aus allen Ländern gingen. Damit war automatisch das Niveau im Internationalen Vergleich immer top.
Wenn dieses Ausbildungs- und Arbeitsfeld nun futsch ist, dann entsteht die Chance, dass andere Länder die internationalen Eliten abgreifen.
Aber bevor das geschieht, müssen erst einmal all die namenhaften Wissenschaftler untergebracht werden, die in den USA jetzt nicht mehr forschen können oder vielleicht auch forschen wollen. Wobei das für einen Amerikaner unter Umständen gar nicht so einfach ist, da hinauszukommen. Wenn Deutschland da auf die Schnelle was auf die Beine stellen kann, dann kann uns das zum großen Vorteil werden und wir sind dann die Weltspitze.
Für realistischer halte ich allerdings eine europäische Lösung bzw. ein europäisches Angebot.
Im Moment ist alles noch zu chaotisch... Trump sagt heute hier, morgen so. Und übermorgen ist alles wieder in Ordnung.
Man sollte also darüber reden, eventuell Vorbereitungen treffen... aber man sollte sich keine Illusionen machen über die Attraktivität deutscher Standorte im Vergleich zu US-Eliteuniversitäten, wenn in den USA alles nach Plan läuft..
Und wenn eines sicher, dann dass man sich noch nicht einmal auf das Trumpsche Chaos sicher verlassen kann...

@lucan-7 Im Moment ist alles noch zu chaotisch... Trump sagt heute hier, morgen so. Und übermorgen ist alles wieder in Ordnung.
Daran glaube ich nicht - jedenfalls nicht, wenn Trump noch lange so weitermachen darf.
Er ist auf dem Weg in eine geschlossene Gesellschaft. Er will ja Ausländer haben - allerdings weniger kreative Köpfe, denn vielmehr Experten für Apartheid und deren Wiedereinführung. Oligarchen, Rassisten, Pharisäer in Augustus´schen Sinne etc. sind willkommen. Damit kann man prima eine geschlossene Gesellschaft bauen, die alles aussaugt, was nicht fliehen kann.
In so einer Gesellschaft gibt es sehr wenige, sehr mächtige und reiche Menschen und jede Menge Sklaven oder Menschen, die unter Sklaven-ähnlichen Bedingungen leben.
Was Wissenschaft angeht, so ist die unter solchen Bedingungen mehr oder weniger unmöglich. Ich kann nicht auf der einen Seite eifrig die Lügen der Eliten eifrig abnicken - und auf der anderen Seite um Wahrheit bemüht sein. Und die Lügen gehören dazu - mit dem Bekenntnis der Annahme derselben als unterwürfige Geste und Empfehlung für eine Verwendung im System.
Wenn so ein System wirklich "groß" wird, dann nur gewaltsam. Und das ist ja auch genau der Weg, auf dem sich Russland befindet.
Das ist dann eine Größe, die nicht in kultureller Leistung gemessen wird - denn die ist da komplett unmöglich! Das ist eine Größe, die in der Zahl der unterdrückten Menschen und der Größe der unterdrückten Fläche gemessen wird.

Was Wissenschaft angeht, so ist die unter solchen Bedingungen mehr oder weniger unmöglich. Ich kann nicht auf der einen Seite eifrig die Lügen der Eliten eifrig abnicken - und auf der anderen Seite um Wahrheit bemüht sein. Und die Lügen gehören dazu - mit dem Bekenntnis der Annahme derselben als unterwürfige Geste und Empfehlung für eine Verwendung im System.
Wir wissen aber noch nicht genau, was sich am Ende durchsetzen wird. Momentan sitzen zwar Leute am Hebel, die von einer Diktatur träumen. Wir wissen aber noch nicht, ob sie sich durchsetzen werden.
Der letzte Abschnitt im Artikel des Tagesspiegels klingt so harmlos..... aber die pro palästina-Unruhen noch unter Biden habe ich nicht vergessen.

@deborah71 Ja, das ist in Problem. Schau mal:
Wobei ich nicht weiß, in welchem Umfang ausländische Studierende daran beteiligt waren. Wenn ich ins Ausland zum Studium gehe oder dort meinen PhD zu machen, dann habe ich was anderes zu tun, als zu demonstrieren ...
Das ist ein bisschen was anderes als ein Erasmus Studium ...

Such mal nach den Finanzierungsdaten der Universitäten unter Biden durch Geld aus Qatar.
Harvard hat Meeresnähe. Vielleicht ist das etwas, was die Exilanten nicht missen möchten.
Vor allem werden die Professoren ihr Gehalt nicht missen wollen 😛
Und das wird an amerikanischen Privatunis wie Harvard nicht gerade gering sein. Ob da unsere staatlichen Unis mithalten könne, mag ich zu bezweifeln. Aber das ist jetzt eher eine Vermutung als Wissen.

@lhoovpee Ich weiß nicht, ob bei einem wirklichen Wissenschaftler das Gehalt die entscheidendste Rolle spielt. Die haben meist ihrem Leben einer bestimmten Fragestellung gewidmet und es ist extrem bitter, wenn sie auf halbem Weg abbrechen müssen - obwohl sie da global als Koryphäe auf dem Gebiet gelten. Wenn dann ein Angebot kommt, weiterforschen zu können, dann ist das für sich schon extrem wertvoll. Klar muss man davon leben können - aber wenn Du wirklich so in der Wissenschaft drin bist, siehst Du das Gehalt eh als eine Art Alimentierung, die es dir ermöglicht, das zu tun, was Du besonders gut kannst und wo Du die Menschheit schon ein gutes Stück voran gebracht hast. Vielleicht ist das auch Abhängig von der jeweiligen Disziplin/ dem Fachgebiet des Forschers.

Sollten die Wissenschaftler aus den USA tatsächlich flüchten müssen, wird es aber eben mehr Möglichkeiten geben als nach Deutschland zu kommen.
Viel Ausschlaggebender wird für die meisten aber wohl so oder so sein, wo ihre internationalen Kollegen sind, mit denen sie schon Jahre zusammen gearbeitet haben.

@lhoovpee Viel Ausschlaggebender wird für die meisten aber wohl so oder so sein, wo ihre internationalen Kollegen sind, mit denen sie schon Jahre zusammen gearbeitet haben.
Es braucht aber nicht nur die Kontakte, sondern auch die Möglichkeit, kurzfristig Geld für Forschungsmöglichkeiten und Anstellungen zu beschaffen. Die deutsche Regierung wäre da ja grad in der komfortablen Lage, sich eine große Summe und damit politische Handlungsfähigkeit gesichert zu haben. Ich wünsche allen Beteiligen da Weisheit und auch Achtung vor den Geschädigten, was in erster Linie mal auch die Herkunftsuni sein dürfte.
Eine kindische Idee der deutschen Politik. Antisemiten haben wir schon genug. Wir brauchen nicht noch mehr davon.
Die Küstennähe halte ich für völlig irrelevant. Wenn Amis einen Campus in Deutschland suchen, dann werden es hauptsächlich die altbekannten Unistädte zB Heidelberg, Tübingen und Köln. Dazu wegen der exzellenten Erreichbarkeit und der Nähe zu US-amerikanischen Streitkräften sicherlich noch Frankfurt und Mainz.

@johnnyd Vielleicht braucht es von meiner Seite einen Perspektivwechsel auf die Situation:
Harvard ist keine staatliche Universität, an der die Regierung Leute entlassen kann.
Die Maßnahmen sind allesamt belastend für die Universität und fatal für ausländische Angestellte, von denen es sehr viel geben dürfte. Diesen Menschen könnte man neue Perspektiven anbieten.
Allerdings wird das Harvard kaum gefallen. Es sind ihre Angestellten und es ist Ihr Know-How. Und es ist das neben dem Angriff auf die wissenschaftliche Kompetenz der Großmacht vor allem auch ein Angriff auf ein Unternehmen, dass sich nicht wie gewünscht verhält.
Harvard wird reagieren müssen - allerdings könnte ich mir vorstellen, dass ein kleiner Sprung über die großen Seen nach Kanada der einfachste Schritt wäre. Auch Großbritannien wäre allein schon von der Sprache ein gutes Exil. Vielleicht ist ja zwischen Oxford und Cambridge noch ein Gelände verfügbar ... Dann würde man sich die Neuanschaffung von ner großen UB sparen und hätte auch sonst für wissenschaftliches Schaffen eine gute Infrastruktur.
Generell ist aber die Freisetzung von exzellent ausgebildeten Leuten immer eine große Chance für Länder, die da Mangel haben. Wer da eine Chance haben will, muss wissen, dass es die nicht umsonst gibt und so ein Kairos Moment schnell vorbei sein kann.