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Wie und warum Patriarchat?


Blackhole
Themenstarter
Beiträge : 1112

Archäologen finden immer mehrHinweise, daß das Patriarchat, also die Herrschaft der Männer über die Frauen, nicht aus der Steinzeit kommt, also nicht natürlich in uns angelegt ist.
Keineswegs haben die Frauen in der Steinzeit nur Beeren gesammelt und die Höhle hübsch dekoriert. Sie gingen ebenso wie Männer auf die Jagd.

Vielleicht gibt es hier Archäologen oder Anthropologen die erklären können, wie und warum die Menschheit größtenteils zum Patriarchat überging, obwohl wir heute sehen, daß es gravierende Nachteile hat:

- Die Unterdrückung der Frauen geht so weit, daß sie im Extremfall kaum noch als Individuum existieren.

- Frauen stehen im öffentlichen Raum ständig unter Verdacht, gleich mit dem nächstbesten Mann wild zu vögeln, und werden ohnehin nur unter dem Aspekt, mit wem sie wohl schlafen, gesehen. Das Leben der Frau ist, sobald sie aus dem Haus geht, von vorne bis hinten übersexualisiert.

- Auch für Männer sind die Nachteile gravierend: Sie können es sich nicht erlauben, als "weibisch" gesehen zu werden. Und "weibisch" ist alles was kompromissbereit, liebevoll, fürsorglich und Gewalt ablehnend ist.

- Durch die Überbetonung auf die männliche Kampfkraft wird, wie zum Beispiel im Europa des Mittelalters, technisches Knowhow verschwendet. Ein sagenhaftes Knowhow in der Metallverarbeitung floß hauptsächlich in Schwerter und Rüstungen und kaum in die Verbesserung der Lebensbedingungen. Die Baustatik kam wenigstens noch Kirchen zugute, auch die Städte profitierten, aber auf dem Land ansonsten nur Burgen.

- Die Fähigkeiten von Frauen werden verschwendet. Die intellektuellen Fähigkeiten von Mädchen werden so gut wie gar nicht gefördert.

- Auch die Fähigkeiten von Männern werden verschwendet, sofern diese als "weibisch" gelten.

- Patriarchale Gesellschaften sind aggressiv und neigen zu Kriegen. Krieg ist eine riesige Ressourcenverschwendung.

- Während die wenigen matriarchalen Gesellschaften die es noch gibt, z.B. auf Sardinien, eher egalitär sind, neigen patriarchale Gesellschaften zu Hierarchie und Unterordnung. Anführer wird aber nicht unbedingt immer der kompetensteste und fähigste Mann.

 

Entstanden ist das Patriarchat laut aktuellem Stand der Forschung gegen Ende der Steinzeit und zu Beginn der Bronzezeit und hat sich dann über fast die ganze Welt ausgebreitet.

Die Frage ist: Warum?
Profitieren tun wenige mächtige Männer, der Rest hat hauptsächlich Nachteile.

 

Die plausibelste Erklärung ist, daß es ein Teufelskreis war: Landbesitz wurde überlebenswichtig, die männliche Kampfkraft wurde gebraucht, um Land zu erobern und besetzt zu halten. Männer wurden daher besser ernährt. Frauen waren zusätzlich durch zu viele Schwangerschaften geschwächt. Auch wurden sie viel zu früh verheiratet, als noch gar nicht ausgereifte Persönlichkeiten, so daß Männer erstmal nur Mädchen kennenlernten, kaum gestandene, selbstbewusste Frauen. Innerhalb weniger Generationen muss ein galloppierender Niedergang der Frau stattgefunden haben.

Aber vielleicht haben hier mitlesende Archäologen und Anthropologen noch einleuchtendere und vor allem wissenschaftlich gut belegte Erklärungen.

Antwort
4 Antworten
Lucan-7
Beiträge : 21580

@blackhole 

Entstanden ist das Patriarchat laut aktuellem Stand der Forschung gegen Ende der Steinzeit und zu Beginn der Bronzezeit und hat sich dann über fast die ganze Welt ausgebreitet.

Die Frage ist: Warum?
Profitieren tun wenige mächtige Männer, der Rest hat hauptsächlich Nachteile.

 

Zweifellos hatte das System Vorteile, sonst hätte es sich ja nicht durchgesetzt. Und mit "Vorteil" meine ich nicht, dass es für die Menschen als Individuen Vorteile brachte, sondern eben als System an sich. Du hast es ja schon angedeutet: Möglicherweise hatte das rein militärische Gründe.

Was deine Gründe betrifft, die du aufführst, so stimme ich da vielem rein aus dem Bauchgefühl heraus zu... aber da müsste man noch mal genauer sortieren.

Denn die Frage, was eine effektive Gesellschaft ist, die sich gegenüber anderen Gesellschaften durchsetzt, ist etwas völlig Anderes als die Frage, welche Gesellschaft wir für erstrebens- und lebenswert halten.

Mal ganz radikal auf die Spitze getrieben: Was nützt eine Gesellschaft, in der sich alle wohlfühlen, wenn dieses System nach und nach in den Untergang führt, während eine tyrannische Gesellschaft, bei der ein Großteil der Menschen unterdrückt wird, sich als stark und durchsetzungsfähig erweist?

Vielleicht sollte man also ganz radikal erst einmal die Frage stellen, warum sich das Patriarchat durchsetzte, also welche Vorteile es hatte (das hast du hier ja getan) und sich dann die Frage stellen, ob diese Vorteile auch heute noch relevant sind.

Eine Sache erscheint mir jedenfalls offensichtlich: Eine Gesellschaft, die wie die Taliban die Frauen bis zur Bedeutungslosigkeit unterdrückt, verschwendet die Hälfte ihres Potentials. Und das ist in jeder Hinsicht nachteilig... allerdings wohl nicht nach den Werten der Taliban selbst, die stellen die Religion über alles, alles Andere (Fortschritt, Überleben der Gesellschaft, Versorgung...) ist unwichtig.

 

lucan-7 antworten


Jigal
 Jigal
Beiträge : 3836

@blackhole Also ich hatte bei Frau Merkel nie den Verdacht sie wolle "vögeln", die ersten Berichte über sie war sie eher unscheinbar und Helmut Kohl hat sie gefördert. Man hat sich über ihre Frisur lustig gemacht und die Firma Sixt hat aufgrund dieser Diskussion eine Cabrio-Werbung gemacht. Es ging glaube um einen guten Grund eine wilde Frisur zu haben.

jigal antworten
GoodFruit
Beiträge : 2609

@blackhole Bezüglich des historischen Übergangs zum Patriarchat fällt mir auf, dass dies der Beginn der Bronzezeit ist. Damit hat die Menschenheit erstmals ein Werkstoff mit dem sich Waffen, die mehr sind als zurechtgehauene Steine, fertigen lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass damit der Krieger sozial aufgewertet und auch praktisch bedeutsamer wurde. Er trug unter Einsatz seines Lebens dafür Verantwortung, dass die soziale Gruppe unbehelligt leben konnte.

Blackhole schrieb:- Auch für Männer sind die Nachteile gravierend: Sie können es sich nicht erlauben, als "weibisch" gesehen zu werden. Und "weibisch" ist alles was kompromissbereit, liebevoll, fürsorglich und Gewalt ablehnend ist.

Damit wäre doch spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo die "weibischen" Eigenschaften für das Überleben der Menschheit elementar geworden sind. Der Wettbewerb, das Gegeneinander statt miteinander - all das ist für alle belastend in einer Zeit, wo wir eigentlich gemeinsam große Ziele anstreben und große Veränderungen durchsetzen und etablieren müssen. Das kriegerische ist ein alter Zopf, der mehr als behindert.

Und doch sehen wir, dass ewig Gestrige immer noch und aktuell sogar ohne erkennbaren Grund kriegerisch oder kompetitiv machpolitisch unterwegs sind.

Was die Waffentechnik angeht, so haben uns zwei Weltkriege (und viele regionale Kriege danach) gezeigt, dass die Technologe, wenn sie zu mehr als zu Abschreckung dient, unverantwortlich hohen Schaden an Mensch und Material mit sich bringt. Die Menschheit kann sich das nicht mehr leisten und es ist ja auch zu sehen, dass erfolgreiche Kriege extrem selten werden - angefangen von Vietnam bis (hoffentlich bald ersichtlich) Russlands Überfall auch die Ukraine.

Moderen Kriegsführung und moderen Waffen sind hochpräzise und haben wenig mit dem martialischen Hauen und Stechen, dass uns die russische Armee als aus der Zeit gefallen Don Quijotes im Vergleich zur modernen Kriegstechnik, die der Ukraine heute mehr und mehr zur Verfügung steht, gemein. Für diese moderne Kriegstechnik sind die männlichen Fähigkeiten nicht unbedingt mehr so überragend vorteilhaft.

https://www.wuv.de/Themen/Markenstrategie/Recruiting-Spot-Nach-6-Jahren-wirbt-die-Bundeswehr-wieder-im-TV

Und wenn es um psychologische Kriegsführung etc. geht, dann haben die Mädels doch eh die Vorteile auf ihrer Seite - oder ist das jetzt ein Vorurteil meinerseits?

Was die Politik angeht, so haben wir ja sehr viele weibliche Politikerinnen in Top-Positionen, von denen sicher nicht alle, aber doch einige ihren deeskalierenden "weibischen" Charme schon eingebracht haben, um die Welt ein gutes Stück besser zu machen.

 

goodfruit antworten


Gelöschtes Profil
Beiträge : 18002

@blackhole 

Die Frage ist: Warum?

 

Die plausibelste Erklärung ist, daß es ein Teufelskreis war: Landbesitz wurde überlebenswichtig, die männliche Kampfkraft wurde gebraucht, um Land zu erobern und besetzt zu halten.

Nicht Landbesitz war entscheidend, auch wenn dies gerne dafür angenommen wird, die Entstehung des Patriarchats also gern mit dem Übergang zur Sesshaftigkeit angesetzt wird, sondern der Besitz an sich. Denn gerade aus Beispielen, wie wir sie aus den Erzvätererzählungen der Bibel kennen, wird deutlich, das Patriarchat war in nomadischer Lebensweise wohl nicht nur auch verbreitet, sondern wurde vielleicht sogar exzessiver ausgelebt.

Dabei gilt hier aber festzustellen, dass die nomadische Lebensweise wohl (deutlich?) älter ist als die sesshafte der Ackerbauern.

Diese eine Frage ist jedoch entscheidend: Wie sorge ich dafür, dass der Familienbesitz innerhalb der Familie bleibt? Hierbei erstmal unerheblich ob es um den Acker oder um die Viehherde geht.

Die Frage nach dem Erbe und das, bis zur Entwicklung des Mikroskops im 19. Jhdt, mangelhafte Verständnis der Zeugung, sorgte dafür dass Frauen Beschränkungen auferlegt wurden, für die es vorher keinerlei Bedarf gab. Insbesondere Beschränkungen die dafür sorgten, dass niemand anderes falsche Erben mit ihr zeugen hätten können und somit jemand anderes Anspruch auf den Familienbesitz, das Erbe hätte haben können. Die Frau wurde wie der Ackerboden bei der Aussaat betrachtet, in die der Mann seinen Samen einpflanzt. Wenn jemals ein anderer Mann auf diesem Acker gesät hat, konnte man(n) sich nicht sicher sein, ob der Erbe wirklich der eigene Erbe ist oder nicht.

Auch da wieder der Hinweis auf die Bibel, jegliche mosaischen Ge- und Verbote zum Thema Ehebruch haben vor allem die Frage nach dem rechtmäßigen Erben im Sinn. (siehe auch Leviratsehe)

Und wie wir aus der Völkerforschung entnehmen können, eine Jäger- und Sammlerkultur begünstigt(!) eher das Matriarchat.

Also nicht der Kampf um Land oder Besitz war für die Entwicklung des Patriarchats entscheidend, sondern die Frage nach dem Erbe und daraus folgernd das mangelnde Verständnis des Zeugungsvorgangs.

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