Entscheidungen für Patienten treffen
Folgendes Problem: Ich arbeite in einem mobilen Pflegedienst und kaufe regelmäßig für einige Patienten ein. Manche von denen sind dement, oder haben anderweitig körperliche und geistige Krankheiten, weswegen einige rechtlich nur beschränkt entscheidungsfähig sind und einen gesetzlichen Betreuer haben.
Ich bekomme also ein Budget was den Patienten gehört, über das wir verfügen und mit dem ich dann einkaufe. Manche Patienten haben wenig Geld, deshalb achte ich darauf günstig einzukaufen. Manche können noch klar denken und sich formulieren und wenn die Wünsche klar sind, z.B. "Bloß kein Bio!", dann gehe ich darauf ein.
Nun zu dem Problem: In bestimmten Fällen habe ich einen Spielraum, indem ich für den Patienten entscheide.
Ich strebe unter anderem darnach, so viel Leid wie möglich zu vermeiden und ich fühle mich nicht gut dabei, z.B. Produkte von unglücklichen Tieren zu kaufen und damit indirekt zu unterstützen, dass denen weiter Leid zugefügt wird. Oder Tüten aus Plastik, wenn es auch recykelte zu kaufen gibt. Also immer, wenn ich die Wahl hab zwischen mehr oder weniger Leid und ich mich für mehr Leid entscheide, geht es mir schlecht.
Nun ist es aber so, dass die Patienten nicht ausdrücklich gesagt haben, kauf bitte die teuren Produkte aus der besseren Tierhaltung und der weniger starken Umweltbelastung. Und umso mehr ich mich für weniger Leid entscheide, umso teurer wird es und umso mehr mache ich eigentlich nicht, was ich glaube, was der Patient sich wünscht, sondern was ich mir wünsche.
Andererseits denke ich mir, wenn mir schon die "Macht" gegeben wurde, zu entscheiden, sollte ich das dann nicht auch annehmen und tun was ICH für richtig halte? Und dann frage ich mich wieder, ob ich nicht tun sollte, was ich glaube, was der Wille des Patienten wäre, wenn er entscheiden KÖNNTE.
Ich komme mir so egoistisch vor, wenn ich tue was ich will aber wenn ich tue was ich glaube dass der andere wollen würde fühle ich mich schlecht, weil damit noch mehr Leid zugefügt wird.
Und ehrlich gesagt, sträubt sich was in mir, bei denen, die sich noch ausdrücken können zu fragen: "Ist Ihnen eigentlich wichtig, dass die Tiere glücklich waren und der Umwelt weniger Schaden zugefügt wird, sodass Sie dafür bereit wären, mehr zu bezahlen?", aus Angst, dass die einfach sagen: "Nö.", und ich dann sozusagen unwiderbringlich jedes Mal entscheiden muss mehr Leid zuzufügen.
Wahrscheinlich ist es den meisten nämlich einfach egal oder war den meisten egal, bevor sie geistig nicht mehr klar denken konnten und es beschwert sich auch keiner und wenn sich einer beschwert, gehe ich ja auch darauf ein.
Aber wenn es den meisten egal ist, dann würden sie vielleicht doch lieber die günstigeren Produkte mit mehr Abwechslung wollen..
Was ist das RICHTIGE?
Du kreist um das Leid der Tiere, das du nicht wirklich verhindern kannst, weil andere die Billigware trotzdem kaufen.
Was ist mit dem Leid der hilflosen Patienten, wenn sie noch merken, dass ihre Wünsche übergangen werden?
Hast du wirklich "Macht" übertragen bekommen, oder nicht vielmehr Verantwortung?
@deborah71 Ob ich überhaupt "Macht" habe, weiß ich nicht. Deshalb hab ich es in Anführungszeichen gesetzt. Was ist der Unterschied zwischen Macht und Verantwortung?
Ich schreibs mal so, dann wird es vllt deutlich.
Ich habe Macht und mach was ich will. > Blick auf : Ich, meiner, mir , mich.
Ich habe Verantwortung für dich und tue das Bestmögliche für dich. > Blick auf: dich, mir anvertraut.
@deborah71 Ah ja. Ich versteh was du meinst. Also hab ich "Macht", aber auch "Verantwortung", bezogen auf den Patienten bekommen. Da stimme ich dir zu. Meine Job ist auf das Wohl des Patienten zu schauen, nicht auf das Wohl der Tiere.
Ja genau. Und ich würde das Wort "Macht" austauschen in 'Ermessensspielraum' in Absprache mit dem Patienten bzw den Angehörigen oder deinen Vorgesetzten.
Dann seid ihr alle auf der sicheren Seite.
@deborah71 Also erst einmal, leiden die Patienten nicht wirklich daran. Vielleicht verhindere ich dadurch bloß etwas mehr Freude am Essen, weil es dann weniger Abwechslung gibt. Und das vermutlich auch nur teilweise. Wahrscheinlich wäre es sogar gesundheitlich etwas besser für die, die besseren Produkte zu kaufen.
Und ich kann das Leid der Tiere ja verhindern, indem ich einfach nicht nachfrage und tue was ich will. Dann werden nämlich z.B. weniger Produkte aus Massentierhaltung gekauft und die Produktion wird ja auch angepasst an das Kauf Verhalten der Menschen. Ich ändere also ETWAS. Ob die anderen auch etwas daran ändern wollen oder nicht, das kann ich eh nicht entscheiden.
Also erst einmal, leiden die Patienten nicht wirklich daran.
Das weißt du nicht wirklich. Gerade Demenz-Patienten brauchen ihre gewohnten Sachen und Abläufe gegen die die Erkrankung begleitende Angst.
Vielleicht verhindere ich dadurch bloß etwas mehr Freude am Essen, weil es dann weniger Abwechslung gibt. Und das vermutlich auch nur teilweise.
Du verringerst hier ihre mögliche Lebensqualität, beraubst sie darum.
Es wäre gut, wenn du einen anderen Weg finden würdest, deine Tierliebe auszuleben, wo es nicht auf Kosten der dir Anvertrauten geht.
@deborah71 Hm, oke. Das mit den gewohnten Abläufen wusste ich nicht. Ob das wirklich den gewohnten Ablauf stört, wenn sie z.B. Freilandeier statt Bodenhaltung bekommen, das glaub ich aber nicht. Ein ausgedachtes Beispiel für eine Einkaufliste wäre: Dunkles Brot, weicher Käse fettreduziert, 4x Joghurt, Kaffee, Milch, Leberwurst, Eier, Mülltüten etc.
Und bevor ich eingestellt wurde, haben unterschiedliche Menschen unterschiedliche Marken gekauft. Also es ist nicht so, dass die an eine ganz bestimmte Marke gewöhnt wären.
Dann wäre das ja sogar gut, wenn es weniger Abwechslung gibt für die Demenz Patienten. Dachte das würde gegen die teureren Produkte sprechen. Es gibt ja z.B. weniger Joghurts aus besserer Tierhaltung wie Joghurts aus der schlechteren.
Das erste Maßgebliche ist dein finanzielles Budget, worüber du verfügen darfst und die Wünsche des Patienten. Möglicherweise gibt es auch Bestimmungen in einer vorhandenen Patientenverfügung. Natürlich schmeckt ein Freilandei besser als eines aus der Legebatterie oder Stallbodenhaltung. Dagegen Eier von einem Zweinutzungshuhn haben für den Patienten keinen weiteren Vorteil und sie kosten fast das Doppelte. Da müsste deine Tierliebe zurückstehen.
Wichtig ist, dass du den dir anvertrauten Menschen und sein Wohl über das Tier stellst.
Dazu gehört auch, dass du dich mit den Patienten über ihren Willen unterhältst, solange das noch möglich ist (auf dem Weg in die Demenz). Dann kann er sich auf dich verlassen und du brauchst keine Angst haben.
Je mehr Verständigung da ist, um so mehr Sicherheitsgefühl wird dem Patienten vermittelt und erleichtert ihm das Leben. Gerade der Bereich, gestern gings noch und heute fehlt wieder eine Fähigkeit ist der kritischste angstauslösendste, bis in ein bestimmtes Stadium der Demenz. Und dir geht es dann auch besser mit festem Entscheidungsboden unter den Füßen.
@deborah71 Nur damit ich auf alle Argumente eingegangen bin: Ich mache die Einkaufslisten in der Regel nicht. Da steht immer das Selbe drauf und was davon nachgekauft werden muss. DIE MARKEN darf ich aussuchen. Auf spezielle Wünsche wird auch eingegangen. Soviel noch zum Thema Verständigung.
Ich denke gerade darüber nach, was das mit mir machen würde. Allzu lang dauert es ja nicht mehr (mal abgesehen von der Demenz). Mir würde es schwer fallen, wenn sich jemand anders - und sei es mein Kind, meine Frau oder ein sonstiger Vertrauter - über meinen erklärten Willen hinwegsetzt, und seien seine Motive noch so "edel". Selbst wenn ich etwas "objektiv" falsch entscheide: es ist mein Leben, meine Verantwortung, meine Entscheidung.
Deinen Zeilen entnehme ich, dass es nicht das Problem ist, dass Du nicht weißt, wie Dein jeweiliger Patient sich entscheiden würde. Das ist gut und gibt Dir Entscheidungssicherheit. Es ist aber auch Dein Wegweiser, wie Du Dich in Deiner Stellvertreterposition verhalten musst. Entscheidungsspielraum hast Du m.E. in dieser Frage nicht.
Wie Salomo damit umgegangen wäre? Er hätte das teure, "gute" Produkt gekauft - und den Mehrpreis aus eigener Tasche bezahlt. Ganz schön doof, oder?
@v-radzuweit Tolle Idee. Nur das wäre in der Umsetzung zu kompliziert, da ich jedes Mal irgendwie ausrechnen müsste, was ich dazu lege. Nun könnte ich natürlich schätzen. Aber der Chef hätte bestimmt ein Problem sich damit zu beschäftigen und das muss ja auch abgerechnet werden. Und ich weiß garnicht, ob das Privatgeld überhaupt damit vermischt werden darf.
Ich sehe das unter bestimmten Umständen anders. Ich WÜNSCHE MIR ZUTIEFST, dass Jesus sich über meinen Willen hinwegsetzt, wenn ich denn einen hab, damit ich nicht das Schlechte entscheide, sondern was aus SEINER Sicht das Beste ist.
Ich will Jesus meinen Willen schenken, wenn ich denn einen hab. ER soll alles durch mich tun. Ich will überhaupt keine Wahl für das Böse. Ich will ja nicht das Böse.
Deine primäre Aufgabe ist es, mit dem Dir anvertrauten Geld 3ter wirtschaftlich, unter Berücksichtigung individuellet Belange desjenigen (religiöse Vorschriften, Unverträglichkeiten uvm.) umzugehen.
Deine persönlichen Präferenzen, ideologische Vorbehalte o.ä. haben an dieser Stelle bei Entscheidungen m.M.n NICHTS verloren.
Mit Deinem Geld kannst Du schalten und walten wie Du willst.
So wie Du das beschreibst, missbrauchst Du die Dir anvertraute "Macht" mMn
@scylla Das ist wieder das Argument mit dem Beruf. Darauf bin ich bei der selben Argumentation mit Tagesschimmer eingegangen, falls du das lesen magst. Das überzeugt mich nicht. Verstehst du, warum? Vielleicht kannst du mir weiter helfen, wenn ich einen Fehler im Denken hab.
Zitat:
@tagesschimmer Danke für deine Antwort. Ja, erst habe ich auch so gedacht. Also, dass ich vielleicht einfach machen sollte, was DIE wollen, auch wenn es mehr Leid zufügt, weil es einfach MEIN JOB IST. Dann habe ich an den Beruf als Soldat gedacht. Wenn jemand dem sagt: "Schieß die tot!", und der macht das, WEIL ES SEIN JOB IST. Und dann dachte ich mir: "Scheiße! Das ist kein Argument, an das ich mich halten kann.", und hab mich gefragt, ob ich kündigen sollte. Aber dann hab ich mir gedacht, wenn ich es nicht tue, tut es jemand anderes. Und dann hab ich mir gedacht, also wenn der Soldat weiter Menschen umbringt, weil es sonst ein anderer tut, dann ist das auch kein Argument. Und ja, natürlich ist es was anderes ob man einen Menschen oder ein Tier oder die Natur tötet. Und aus welchen Gründen man das tut. ABER ES GEHT UMS PRINZIP. Also einfach etwas tun, was ich nicht für richtig halte, nur weil es mein Job ist, das Argument überzeugt mich nicht.
@scylla Ja die Wirtschaftlichkeit ist schon ein Thema. Eigentlich ist ein Forum der falsche Ort das zu klären, dafür sind Vorgesetzte da. Wenn die Leute geistig fit sind könnte man sie fragen, bisher hat es sie ja nicht gestört die andere Tierhaltung zu kaufen.
Beim Großteil wird es am Ende des Monats auch nicht die Lebensqualität beeinträchtigen, da immer noch genug von der Rente da ist. Man ist das immer in einer Zwickmühle. Ein Zivi hat mal erzählt er muss einkaufen gehen, die Tochter sagt der Mann soll nicht mehr rauchen, er möchte aber Zigaretten haben. Geistig fit war er mit seinen über 90 Jahren, also wurden auch Zigaretten gekauft, da er das noch sagen konnte. Der richtige Weg, vor dem sich Pumuckl scheut, ist bei der Übergabe kurz zu sagen, ich habe z.B. die Freilandeier gekauft, oder ich habe das Fleisch gekauft, bei dem ich denke dass es den Tieren da besser geht, das ist ihnen doch recht? Der Großteil wird nichts dagegen sagen, aber Pumuckl macht sich keine Gedanken und stellt die Sorgen ins Forum.
Ich komme mir so egoistisch vor, wenn ich tue was ich will aber wenn ich tue was ich glaube dass der andere wollen würde fühle ich mich schlecht, weil damit noch mehr Leid zugefügt wird.
Und ehrlich gesagt, sträubt sich was in mir, bei denen, die sich noch ausdrücken können zu fragen: "Ist Ihnen eigentlich wichtig, dass die Tiere glücklich waren und der Umwelt weniger Schaden zugefügt wird, sodass Sie dafür bereit wären, mehr zu bezahlen?", aus Angst, dass die einfach sagen: "Nö.", und ich dann sozusagen unwiderbringlich jedes Mal entscheiden muss mehr Leid zuzufügen.
Es kommen hier verschiedene Aspekte zusammen. Und ich denke, dass es hier nicht nur EINE Richtlinie gibt, sondern verschiedene Aspekte, die zu unterschiedlichen Teilen zu berücksichtigen sind.
Das Allerwichtigste ist zunächst mal die Versorgung der Patienten mit dem Notwendigen, da sind sich wohl alle einig... du kannst nicht irgendwo Biofleisch kaufen, und dann reicht das Geld nicht mehr für den Rest der Woche... logisch, siehst du ja auch so.
Dann sind da jene Patienten, die sich gar nicht mehr äußern können. Für die hast du die Verantwortung übertragen bekommen, und dann kannst du auch nach deinem Gewissen entscheiden... bis zu gewissen Grenzen, weil die Patienten immer im Vordergrund stehen müssen. Aber hier kannst du natürlich auch auf die Herkunft der Produkte achten, auch wenn die Patienten selbst früher nicht so sehr darauf Wert legten. Es sollte nur keine massiven Auswirkungen haben, also nicht so, dass am Ende irgendwas fehlt oder sie deshalb sonst auf irgendwas verzichten müssen.
Und dann sind da die Patienten, die sich sehr wohl noch äußern können. Da solltest du dich nicht vor einer Frage drücken, auch wenn dir die Antwort vielleicht nicht gefällt. Vielleicht solltest du da weniger mit dem "Tierwohl" sondern eher mit der Qualität der Produkte argumentieren, die ja meistens auch wesentlich besser ist, wenn man mehr Geld investiert. Und an die Aussage der Leute solltest du dich dann natürlich auch halten, schließlich ist es trotz allem deren Geld...
@lucan-7 Danke für deine Antwort. Also meinst du, es ist besser zu tun was man für schlecht hält, weil ein anderer das so will als zu tun was man für gut hält, weil ich das so will? Habe ich damit nicht auch entschieden, das zu tun, was ich für schlecht halte? Und mich deshalb für das Schlechte entschieden? Wenn ich doch die Wahl hab zu tun, was ich für gut halte? Ist es in Wahrheit richtig, den freien Willen zu achten, wenn der schlecht ist?
Natürlich weiß ich nicht, ob ich wirklich Recht habe. Ich kann ja nur darnach handeln, was ich GLAUBE, das gut ist.
Und jetzt könnte jemand kommen und argumentieren: "Jaa aber wenn ich Menschen umbringe, weil ich die nicht mag und deren Willen nicht achte, wenn die leben wollen, weil ich es für richtig halte, dann wäre es nach deiner Argumentation richtig."
Aber in meiner Situation achte ich den Willen nicht, um Leid zuzufügen oder unwiderruflich jemanden zu töten, sondern UM LEID ZU VERHINDERN.
Also ich glaube nicht, dass man in JEDER Situation auf den Willen der anderen Person eingehen sollte.
Meine Frage ist, ob ich es in meiner Situation tun sollte und WARUM oder WARUM NICHT.
Ich versteh noch nicht den GRUND, für deine Argumentation, warum ich den Willen der Personen achten sollte, die entscheiden könnten, wenn ich sie frage.
Danke für deine Antwort. Also meinst du, es ist besser zu tun was man für schlecht hält, weil ein anderer das so will als zu tun was man für gut hält, weil ich das so will? Habe ich damit nicht auch entschieden, das zu tun, was ich für schlecht halte?
Es geht um einen Kompromiss. Es wird ja nichts Illegales von dir verlangt, und du hast ja trotzdem einen gewissen Handlungsspielraum. Ich hatte da selbst mal ein Beispiel... da ging es darum "Obst" für Pflegepatienten zu kaufen.
Die Pflegerin hatte die Wahl, und sie entschied sich dagegen, Kiwis aus Neuseeland zu kaufen, weil da zuviel Energie verbraucht wird und das nicht gut für den Klimaschutz ist. Was ja auch in Ordnung ist.
Hätten die Patienten aber ausdrücklich Kiwis haben wollen, dann wäre das was Anderes gewesen. Es ging um deren Geld, und deshalb konnten die natürlich auch bestimmen, was gekauft wird.
Weil es hier aber nur eine grobe Vorgabe gab hat die Pflegerin eben selbst entschieden, und das war OK.
@lucan-7 Ja, ich verstehe das mit dem Kompromiss. So hab ich es bisher auch gemacht. Zum Beispiel hab ich die Freilandeier gekauft und nicht die von Demeter, obwohl ich die von Demeter besser gefunden hätte, die waren aber DEUTLICH teurer. Oder ich hab mal ne Milch Schnitten als neue Abwechslung für eine Süßigkeit mitgebracht, die dem Patient geschmeckt haben. Zeitweise habe ich aber auch viel mehr Produkte gekauft, die in der Abstufung der Tierhaltung für besser beurteilt wurden, das waren dann meistens auch Bio Produkte. Zeitweise hab ich garnicht gekauft, was ich für richtig halte. Ich war wie Hin- und Hergerissen.
Jetzt frage ich mich, ob dieser Kompromiss vielleicht einer ist, den ich garnicht eingehen will. Im Sinne von: Mich macht glücklich 100 Tiere zu quälen, bevor sie umgebracht werden. Bitte mache doch einen Kompromiss und quäle nur 50 für mich.
Jetzt frage ich mich, ob dieser Kompromiss vielleicht einer ist, den ich garnicht eingehen will. Im Sinne von: Mich macht glücklich 100 Tiere zu quälen, bevor sie umgebracht werden. Bitte mache doch einen Kompromiss und quäle nur 50 für mich.
Es ist ja gut, wenn du dir Gedanken machst... aber vergiss nicht, in was für eine Welt wir leben. Du hast die Milchschnitte erwähnt. Wenn du dich einmal genauer erkundigst, was da in Inhaltsstoffen drin ist und welche Firma dahinter steckt, dann wirst du feststellen, dass das auch alles andere als "gut" ist.
Es ist nicht so, dass du in einen normalen Supermarkt gehen könntest, um alle notwendigen Produkte zu kaufen ohne dass irgendwo Menschen oder Tiere dafür gelitten hätten oder in irgendeiner Form geschädigt werden. Dafür läuft einfach viel zu schief auf der Welt... aber das war auch schon immer so.
Du kannst dir also allenfalls etwas Zeit nehmen und dir Gedanken machen, welche Produkte ein wenig besser sind als Andere, und dann eben diese kaufen.
Viel mehr ist nicht drin, und es hat wenig Sinn, die Ansprüche so hoch anzusetzen, dass du sie gar nicht mehr erfüllen kannst...
@lucan-7 Die Milchschnitte war ja auch nicht, was ich wollte. Sondern was ich geglaubt hab, was der Patient mag.. Oder genauer gesagt war sie glaube ich was ich wollte, weil ich seinen Willen als meinen angenommen hab - oder was ich geglaubt hab, was sein Wille ist. Wenn es denn eine freie Wahl gegeben hat.
Ja. Ich weiß.. Zu 0% Leid zufügen ist nicht möglich in diesem System.
Danke Lucan.
@lucan-7 Aber ich kann ja auch in diesem System schon verhindern zu entscheiden, dass Tiere in Massentierhaltung gequält werden. Auch wenn ich dann vielleicht woanders noch Leid zufüge. Der Kompromiss, dass durch Transportwege oder Plastikverpackung die Natur geschädigt wird oder dass Menschen in Europa mit ihrem täglichen 8 Stunden Job unzufrieden sind ist für mich noch aushaltbar - mit dem Streben darnach zukünftig soviel Leid wie möglich zu verhindern.
Aber der Kompromiss Tieren Leid zuzufügen, wenn es auch anders geht nicht.
Und ich frag mich gerade, ob das jetzt bedeutet, dass in Wahrheit richtig ist ab Montag nicht mehr einzukaufen. Obwohl die Kündigungsfrist 2 Wochen beträgt.
Was spricht eigentlich noch gegen eine radikale Entscheidung meinen Job zu verweigern? Was sagt die Bibel dazu?
Mir ist gerade ein Argument eingefallen. Die wissen dort, dass ich gläubig bin. Wenn ich jetzt die Arbeit verweigere, dann würde jemand anders in den 2 Wochen die Produkte kaufen, ich hätte also nicht Leid dadurch verhindert. Aber vielleicht würde der Chef und die Kollegen dann ein schlechteres Bild von Christen bekommen. Eventuell würde das für eine reguläre Kündigung sprechen. Damit die Christen als gewissenhaft erleben, die zu ihrem Wort (im Vertrag) stehen. Vielleicht würden die meine Gründe für die Arbeitsverweigerung nämlich nicht in der Radikalität verstehen. Dieses Missverständnis könnte ein schlechtes Bild auf Christen und Jesus werfen und sie vielleicht von IHM entfernen. Bin mir aber nicht sicher mit dem Argument.
@pumuckl97 Ich denke, mit dem Verstand kommt man da nicht weit. Man kann nie alle Folgen seines Handeln abschätzen und dann richtig abwägen. Ich finde es super, dass Du bei dem Thema Tierwohl so klare Überzeugungen hast.
Ich kenne die Problematik ein bißchen, weil ich für mich selbst aus Gründen des Tierwohls kein Fleisch und keine Wurst kaufen würde, aber meine Kinder fast immer Fleisch essen wollen. Ich muss dann auch jedes mal abwägen, was gerade das Wichtigste ist. Ein Grundprinzip dabei ist, dass ich versuche nie gegen die Liebe zu handeln. Also, wenn ich merke, dass ich mein Herz hart machen muss um eine bestimmte Entscheidung zu treffen, ist das ein Indikator für mich, dass es die falsche Entscheidung ist.
Keine Ahnung, ob Dir das hilft. Im Privatleben sind die Möglichkeiten und Einschränkungen natürlich andere als im Berufsleben.
@suchender_2-0 Bin heute zur selben Überzeugung gekommen. Ich weiß einfach nicht, was richtig ist.
Eventuell würde das für eine reguläre Kündigung sprechen. Damit die Christen als gewissenhaft erleben, die zu ihrem Wort (im Vertrag) stehen. Vielleicht würden die meine Gründe für die Arbeitsverweigerung nämlich nicht in der Radikalität verstehen. Dieses Missverständnis könnte ein schlechtes Bild auf Christen und Jesus werfen und sie vielleicht von IHM entfernen. Bin mir aber nicht sicher mit dem Argument.
Ich denke, es gibt hier zwei verschiedene Typen von Gläubigen, mal grob vereinfacht gesagt. Die einen ziehen so eine Sache konsequent durch, wie du es hier beschreibst. Die stehen klar und konsequent zu ihrem Glauben, egal welche Konsequenzen das für sie persönlich hat. Und wenn sie gekündigt werden, na ja, dann ist das halt so... alles im Namen Jesu, da gibt es keine Kompromisse!
Wenn diese Leute ihren Glauben deutlich nach außen vertreten, dann kann das durchaus eine gewisse Bewunderung hervorrufen, zumindest einen gewissen Respekt für die Konsequenz, mit der sie ihren Glauben leben.
Andere Gläubige sind da nicht so sicher. Sie denken viel nach, sind grüblerisch, sehen verschiedene Seiten, wägen ab. Sie tun sich nicht leicht damit, eine Lösung zu finden, und wenn sie eine finden, dann sehen sie auch gleich die Nachteile. Weil es eben nicht immer so einfach ist und es immer zwei Seiten gibt, mindestens.
Nach meinem Eindruck gehörst du eindeutig zur zweiten Kategorie... und das ist auch völlig in Ordnung. Denn Nachdenken und abwägen ist wichtig, solche Leute werden gebraucht. Ich denke nicht, dass du eine Entscheidung konsequent und immer vertreten könntest, weil du eben auch die anderen Seiten siehst. Deshalb solltest du hier auch keine Schnellschüsse fabrizieren, weil du glaubst anders sein zu müssen, als du tatsächlich bist.
Zwar sagt Jesus, deine Rede sei ja, ja oder nein, nein, er fordert also einen klaren Standpunkt. Diesen klaren Standpunkt hast du allerdings: Du möchtest nicht, dass Tiere leiden, und das vertrittst du auch klar und deutlich.
Wie das dann in der Realität umgesetzt wird, das ist eine völlig andere Frage... auch Jesus selbst musste immer wieder Kompromisse machen, er hat auch nicht jedes Dorf, in das er kam, völlig umgekrempelt, sondern hat so in der Gesellschaft gewirkt, wie es ihm eben möglich war.
@lucan-7 Ja. Ich frage mich gerade, ob es auch sein kann, dass ich mehr Schaden durch die Kündigung zufüge, wenn sowieso jemand anders die Produkte aus der Massentierhaltung kaufen würde, das Leid der Tiere also nicht verringert wäre. Verringert wäre aber mein Geld. Und auch mit Geld kann man ja Gutes tun. Und wenn ich erstmal keinen Job habe, dann würden viele Menschen das wieder als Anstoß emfinden. Und vielleicht kann ich in meiner Situation mehr Menschen Jesus näher bringen, indem ich dort weiter arbeite. Und vielleicht ist es wichtiger, wenn nur eine Seele für die Ewigkeit gerettet und glücklich ist, als ob ich mich entschieden hab die Entscheidung der Patienten anzunehmen und Massentierhaltung zu unterstützen, wenn es sonst eh ein anderer getan hätte. Und umso länger ich drüber nachdenke, umso mehr bekomme ich den Eindruck, dass ich das Richtige mit dem Verstand eh nicht begreifen kann und auf mein Herz hören sollte. Mein Herz sagt glaub ich, dass ich langfristig betrachtet einen neuen Job brauche. Hab mir jetzt ein Buch über eine Auflistung mit Infos über mehr als 400 verschiedene Gemeinschaften und Öko Dörfer in ganz Europa bestellt. Und am Montag frag ich, ob ich bei einem Patienten das mit der Pflege ausprobieren kann. Das war sowieso schon Thema, weil einige Patienten sich das gewünscht hatten. Die sind einfach so wundervoll.
@pumuckl97 Du könntest daran arbeiten, dich auf gute Weise abzugrenzen und sachlich deine Arbeit tun. Dann würdest du dich nicht für Sachen schlecht fühlen, die gar nicht in deiner Entscheidungsgewalt liegen, sondern vielleicht sogar freuen, dass du deine Arbeit gut machst. Wo kannst du Verantwortung an die zuständige Person abgeben, an die Patienten, an deine Vorgesetzten, an Patientenvertreter?
@tagesschimmer Danke für deine Antwort. Ja, erst habe ich auch so gedacht. Also, dass ich vielleicht einfach machen sollte, was DIE wollen, auch wenn es mehr Leid zufügt, weil es einfach MEIN JOB IST. Dann habe ich an den Beruf als Soldat gedacht. Wenn jemand dem sagt: "Schieß die tot!", und der macht das, WEIL ES SEIN JOB IST. Und dann dachte ich mir: "Scheiße! Das ist kein Argument, an das ich mich halten kann.", und hab mich gefragt, ob ich kündigen sollte. Aber dann hab ich mir gedacht, wenn ich es nicht tue, tut es jemand anderes. Und dann hab ich mir gedacht, also wenn der Soldat weiter Menschen umbringt, weil es sonst ein anderer tut, dann ist das auch kein Argument. Und ja, natürlich ist es was anderes ob man einen Menschen oder ein Tier oder die Natur tötet. Und aus welchen Gründen man das tut. ABER ES GEHT UMS PRINZIP. Also einfach etwas tun, was ich nicht für richtig halte, nur weil es mein Job ist, das Argument überzeugt mich nicht.