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Folgen des neuen Missbrauchsgutachtens für die Kath. Kirche

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Themenstarter
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Liebe Je.de-User.
die Missbrauchsvorwürfe gegen (vorwiegend katholische) Priester liegen schon seit geraumer Zeit schwer auf der Kirche.
Jetzt aber hat die Sache m.E. eine völlig neue "Qualität" bekommen. Denn nun ist ausgerechnet der Mann ins Zentrum der Vorwürfe gerückt, der bislang als "Stellvertreter Christi auf Erden" in den Augen vieler katholischer Christen quasi unantastbar war und dessen Wort für manche unter ihnen als absolut verbindlich und wahr galt.
Gerade habe ich das Ergebnis einer Umfrage gelesen, nach der nur noch 27% der Deutschen die Katholische Kirche als vertrauenswürdige Instanz ansehen.

Im Nachhinein kann sich die Katholische Kirche wohl glücklich schätzen, dass Benedikt XVI vor Jahren sein Amt von sich aus aufgegeben und sich aus dem Kirchenalltag zurückgezogen hat. Ansonsten hätte sie nach Auffassung vieler Mitmenschen einen überführten Leugner und Vertuscher als Oberhaupt, also einen überführten Lügner als Stellvertreter Christi.
Starker Tobak - ich weiß.
Priester, Bischöfe und Kardinäle können strafversetzt und abberufen werden - aber was ist mir einem (ehemaligen) Papst? Wie soll die Kirche also damit umgehen? Und was ist mit kirchlichen Beschlüssen aus der Zeit, als Benedikt noch Papst war - können die dann heute noch uneingeschränkt gelten?

Besonders erschüttert hat mich die Weltfremdheit dieses alten, meines Erachtens inzwischen ziemlich senilen Mannes, als er betonte, dass die beschuldigten Priester ihren Missbrauch ja nicht "innerhalb der Kirche" begangen hätten. Als gingen die Untaten, die ein Priester als "Privatmann" begeht, die Kirche nichts an.
Ich habe den Eindruck, dass Benedikts ganzes Trachten zwar darauf abzielt, die Institution Kirche aus der Angelegenheit rauszuhalten, dass er aber gar nicht mehr merkt, wie sehr er damit erst recht die Doppelzüngigkeit des Systems aufzeigt und demaskiert.

Leider scheint der derzeitige Papst Franziskus in seinen Entscheidungen (und vielleicht auch mit seiner Lagebeurteilung) nicht gegen den Einfluss einer kleinen, aber starken Clique konservativer Hardliner durchsetzen zu können. Aber vielleicht bietet die aktuelle Entwicklung auch die Chance zum Befreiungsschlag. Denn wenn er sich nicht jetzt endlich zu Reformen aufraffen und diese durchsetzen kann - wann dann?

Danke für eure Meinungen.
Dschordsch

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love.israel
Beiträge : 125

Als 1999 die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs der Odenwaldschule publik wurden, waren auch Missbrauchsfälle katholischer Priester in der Diskussion. Damals sprach man von 400 bis 800 Fällen in katholischen Schulen in Westdeutschland. Das war bedauerlich, aber bei Zehntausenden von Schülern doch eine überschaubare Zahl. Aber die Zahl stieg kontinuierlich an, fanden sich doch hier und dort immer wieder neue Fälle sexuellen Missbrauchs.

Eine neue Qualität hatte dann der Skandal um das Kloster Ettal, in dem Jungen in den Kellerräumen von Herren begutachtet und missbraucht wurden. Es wurde eine nachhaltige und rtransparente Aufarbeitung versprochen. Heute, 10 Jahre später, will niemand mehr über das Thema reden und Nachfragen stören nur.

Vor ein paar Wochen (14.9.2021) gab es eine Studie zum Missbrauch im Bistum Hildesheim (auf der Homepage dort nachzulesen). Und wer dachte, nach Kloster Ettal könnte es nicht schlimmer kommen, wurde mal wieder enttäuscht.
71 Tatverdächtige, darunter 45 Kleriker. Ein Bischof (Janssen), der sich nicht um das Schicksal der Kinder kümmerte, skandalöse Zustände in den Heimen in Kauf nahm und sogar den damaligen Geschäftsführer von Adveniat angewiesen hatte, den monatlichen Lohn eines im Ausland stationierten Priester auf das Konto eines anderen Priesters zu überweisen, damit die deutsche Polizei den Aufenthaltsort des Priesters nicht herausfindet. In zwei Fällen kann nicht ausgeschlossen werden, dass der damalige Bischof selbst zwei Kinder missbrauchte.
2164 aktuelle und ehemalige (auch hochbetagte) Mitarbeiter/innen wurde zu diesem Vorgängen befragt.

Aber um Kinder und Frauen zu missbrauchen muss man nicht katholisch sein (die Odenwaldschule zeigt es). Auch in den evangelischen Landeskirchen gibt es immer wieder Missbrauchsvorwürfe, aber die Presse fokusiert sich gern auf die katholische Kirche.

Dr. Peter Caspari schreibt in den Statements der Experten zum Bistum Hildesheim:
Die katholische Kirche zeigt ein organisationskulturell verankertes
Unvermögen, zwischen legitimen und illegitimen Sexualitätsformen zu unterscheiden. Nichtsdestotrotz mischt sie sich seit jeher in machtvoller und anachronistischer Weise in die menschliche Sexualität ein. Symptom dieses Widerspruchs sind mächtige, emotional/sozial/sexuell bedürftige Kleriker, die andere Menschen mit der Ausübung ihrer Sexualität schädigen.

Es mangelt an einer glaubwürdigen Begründung, weshalb die katholische Kirche im Bereich des Sexuellen überhaupt den Anspruch auf gesellschaftliche Einflussnahme erhebt.

love-israel antworten
5 Antworten
paramaribo1954
(@paramaribo1954)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 524
Veröffentlicht von: @love-israel

Eine neue Qualität hatte dann der Skandal um das Kloster Ettal, in dem Jungen in den Kellerräumen von Herren begutachtet und missbraucht wurden. Es wurde eine nachhaltige und rtransparente Aufarbeitung versprochen. Heute, 10 Jahre später, will niemand mehr über das Thema reden und Nachfragen stören nur.

Veröffentlicht von: @love-israel

Vor ein paar Wochen (14.9.2021) gab es eine Studie zum Missbrauch im Bistum Hildesheim (auf der Homepage dort nachzulesen). Und wer dachte, nach Kloster Ettal könnte es nicht schlimmer kommen, wurde mal wieder enttäuscht.
71 Tatverdächtige, darunter 45 Kleriker. Ein Bischof (Janssen), der sich nicht um das Schicksal der Kinder kümmerte, skandalöse Zustände in den Heimen in Kauf nahm und sogar den damaligen Geschäftsführer von Adveniat angewiesen hatte, den monatlichen Lohn eines im Ausland stationierten Priester auf das Konto eines anderen Priesters zu überweisen, damit die deutsche Polizei den Aufenthaltsort des Priesters nicht herausfindet. In zwei Fällen kann nicht ausgeschlossen werden, dass der damalige Bischof selbst zwei Kinder missbrauchte.
2164 aktuelle und ehemalige (auch hochbetagte) Mitarbeiter/innen wurde zu diesem Vorgängen befragt.

Es ist wirklich Unfaßbar.....

Braucht es jetzt eine erneute Reformation?

paramaribo1954 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3630

Der springende Punkt

Veröffentlicht von: @love-israel

Die katholische Kirche zeigt ein organisationskulturell verankertes
Unvermögen, zwischen legitimen und illegitimen Sexualitätsformen zu unterscheiden.

Da liegt des Pudels Kern!

Veröffentlicht von: @love-israel

Es mangelt an einer glaubwürdigen Begründung, weshalb die katholische Kirche im Bereich des Sexuellen überhaupt den Anspruch auf gesellschaftliche Einflussnahme erhebt.

Aber solange man Kinder im religionsunmündigen Alter weiter in Klerikerhände gibt, als wenn die durch ihren Gottesglauben in irgendeiner Weise pädagogisch besonders qualifiziert wären, solange wird sich da nichts ändern.

Da sollten halt auch mal die Eltern drüber nachdenken, wem sie aus welchen Gründen ihre Kinder überantworten.

jack-black antworten
paramaribo1954
(@paramaribo1954)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 524
Veröffentlicht von: @jack-black

Da liegt des Pudels Kern!

etwa auch mit Hunden?

paramaribo1954 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3630
Veröffentlicht von: @paramaribo1954

etwa auch mit Hunden?

😀 😀 😀
Ja, da war die Sprichworteritis mit mir durchgegangen.

jack-black antworten
paramaribo1954
(@paramaribo1954)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 524

😛❤😯😯

paramaribo1954 antworten


Tagesschimmer
Beiträge : 1247

Von außen betrachtet hatte die katholische Kirche für mich zwei gravierende Vorteile: Geld und Einheit. Es war aber auch klar, dass beides mit viel irdischer Kraft zusammengehalten wurde.

Das, was seit Luther im evangelischen Spektrum mehr oder weniger offen ausgetragen wurde, wird nun auch in der katholischen Kirche sichtbar. Zerbruch ist immer auch eine Chance. Ich hoffe in dieser Situation auf die Gabe und den Mut meiner katholischen
Geschwister, diese Chance in aller Konsequenz zu ergreifen. Für uns alle gilt, dass Gott uns alle Dinge zum Guten mitwirken lässt. Ihm laufen die Dinge nie aus dem Ruder.

Vielleicht - wage ich zu träumen - wird es mal eine Schaar von Christen geben, die sich demütig eingesteht, dass niemand den goldenen Weg gepachtet hat. Der Leib Christi bringt nur viel Frucht, wenn jedes Glied sich mit dem Haupt so verbinden lässt, dass ein funktionierender Körper entsteht. Das wäre dann eine Erweckung des Begriffs „katholisch“.

tagesschimmer antworten
5 Antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 3 Sekunden

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @tagesschimmer

Vielleicht - wage ich zu träumen - wird es mal eine Schaar von Christen geben, die sich demütig eingesteht, dass niemand den goldenen Weg gepachtet hat. Der Leib Christi bringt nur viel Frucht, wenn jedes Glied sich mit dem Haupt so verbinden lässt, dass ein funktionierender Körper entsteht. Das wäre dann eine Erweckung des Begriffs „katholisch“.

Ein schöner Traum, den es gilt zu leben.
Aber er wird nur wahr werden, wenn Menschen sich nicht mehr in irdischen Strukturen klammern.
Nur Jesus ist der Führer, der Mittler, der Fürsprecher.
Kein Mensch steht zwischen Gott und den Menschen! Hat Jesus Priester eingesetzt, die Sein Wort den Menschen verkünden sollen? Nein! Jesus IST DER Priester, der einzige.

Anonymous antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19099

So ganz stimmt das nicht.

Jesus hat Petrus eingesetzt. Und die Apostel, seine Botschaft weiter zu geben.

tristesse antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1247

Du hast schon richtig geschrieben „klammern“. Irdische Strukturen wird es immer geben. Wenn ich an Einheit denke, dann auch an verschiedene Dienste, die einander dienen. Auch Gemeinden haben Schwerpunkte. Das ist alles gut, solange wir nicht übersehen, dass der tollste Arm nicht besser als die Leber ist.

Veröffentlicht von: @wolfskin

wenn Menschen sich nicht mehr in irdischen Strukturen klammern.

…und das, weil sie sich an Jesus klammern. Er macht es uns leicht, irdische Joche loszulassen und unsere gemeinsame DNA zu sehen.

tagesschimmer antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 3 Sekunden

Beiträge : 0

dann auch an verschiedene Dienste, die einander dienen.

Den Satz verstehe ich nicht. Bitte erkläre mal.
Alles andere kann ich so unterschreiben.

Anonymous antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1247

Gaben / Berufungen / Aufgaben - sowas in der Art meine ich.

tagesschimmer antworten
Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

Natürlich ist das sehr erschreckend! Es ist schändlich und eine Gotteslästerung, sollte ein "Vertreter Jesu Christi auf Erden" zum Vertuschen einer Straftat gelogen haben.
Aber zeigt es nicht sehr deutlich, wie lichtjahrweit "die Kirchensysteme" von dem Geist Jesu Christi entfernt sind?
Beweist es nicht genau das, was ich schon so oft behauptet habe, 'Jesus habe niemals gewollt, daß religiöse organisierte Strukturen aufgebaut werden'?
Denn welche religiöse Organisation ist frei von solchen Schandtaten?
Ich erinnere nur an die Australische Untersuchungskommission, die sich mit Kindesmissbrauch innerhalb religiöser Systeme befasst hat.

Und da kamen auch die sich sonst so über alle anderen erhaben wähnenden Zeugen Jehovas gar nicht gut bei weg.
Mich erinnert

Als gingen die Untaten, die ein Priester als "Privatmann" begeht, die Kirche nichts an.

an die Reaktion der ZJ. Bei ihnen gäbe es keine hauptberufliche Geistlichkeit, deswegen könne man Kindesmissbrauch nicht "Jehovas Zeugen" als Religionsorganisation vorwerfen, von denen aus werde alles zum Schutze der Kinder getan. Außerdem gäbe es keine offizielle Betreuung speziell für Jugendliche und Kinder, wie in den Kirchen, bei denen Hauptamtliche Schutzbefohlene betreuen.
Es gelte die "zwei-Zeugen-Regel". Sollte also der Vorwurf des Kindesmissbrauches bei den Ältesten (quasi 'Geistlichen' einer Gemeinde) angezeigt werden, könne gegen den Beschuldigten nur dann religionsdisziplinarisch vorgegangen werden, wenn das von zwei Zeugen bestätigt werde. Und so lange gelte der Beschuldigte als unschuldig.

Ist da irgendwo der Geist Jesu erkennbar? Wenn er denn in religiösen Gesetzen und Richtlinien schlummern sollte, wird man ihn nicht daraus erwecken können, weil ein solches Organisationssystem Jesus nie gebot.
Ja, mögt Ihr einwenden, aber es steht in der Bibel.
Richtig! Genau in dem Buch, das über fast 1000 Jahre fest in den Händen genau der Kirche war, um die es in diesem Foren-Beitrag geht und deren NT-Kanon nur durch ein Machtwort eines einzelnen festgelegt wurde und deren weitere Bücher als apokryph aussortiert wurden, weil sie den wachsenden religionsorganisatorischen Machtstrukturen abträglich gewesen wären.

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B'Elanna
(@belanna)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 1728
Veröffentlicht von: @wolfskin

und deren NT-Kanon nur durch ein Machtwort eines einzelnen festgelegt wurde und deren weitere Bücher als apokryph aussortiert wurden, weil sie den wachsenden religionsorganisatorischen Machtstrukturen abträglich gewesen wären.

Ich bezweifle sehr stark, dass das die einzigen Kriterien in der Selektion waren....

belanna antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 4 Sekunden

Beiträge : 0

Missbrauchsgutachtens für die Kath. Kirche vs. Missbrauchsgutachten bei JZ in Au
Auf www.saysorry.org sind erschreckende Zahlen zu den Missbrauchsvorwürfen gegen Jehovas Zeugen in Australien zu lesen.
Bei ca. 68000 Mitgliedern, ca.1800 Opfern und ca. 1000 Tätern scheint das relativ gesehen (Mitglieder/Opfer/Täter) das Verhältnis bei der kath.Kirche zu übersteigen, schrieb jemand.

Es komme niemand auf die Idee, die kath.Ki gegen JZ aufzuwiegen, so ganz nach dem Motto "schlimmer geht's immer"

Alleine die Tatsache, daß sich eine christliche Kirche dieser Übergriffe schuldig macht und sie versucht zu vertuschen, ist meiner Meinung nach ein Argument dafür, sich sehr kritisch mut ihr auseinander zu setzen.

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lhoovpee
Beiträge : 2836

Bei solchen Berichten muss ich immer an Lk 13, 27ff denken:
"27Und er wird sagen: Ich sage euch: Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid; weichet alle von mir, ihr Übeltäter. 28Da wird sein Heulen und Zähneklappen, wenn ihr sehen werdet Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen. 29Und es werden kommen vom Morgen und vom Abend, von Mitternacht und vom Mittage, die zu Tische sitzen werden im Reich Gottes. 30Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein."

Die Ersten (für mich hier die kirchliche Obrigkeit) werden die Letzten sein.
Die Letzten (die Opfer dieser Verbrecher) werden die Ersten sein.

Gleichzeitig muss ich aber sagen: Ich fühle mich unwohl solche Verse zu zitieren. Denn ich bin nicht berechtigt, zu Urteilen wer ins Himmelreich kommt. Nehmt daher mein Zitat eher als Hoffnung auf Gerechtigkeit.

Im hier und jetzt hoffe ich, dass die Kirche endlich konsequent Handelt. Ich befürchte aber, dass dies nicht geschehen wird. Ausreden, mehr wird nicht kommen.

lhoovpee antworten
1 Antwort
B'Elanna
(@belanna)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 1728
Veröffentlicht von: @lhoovpee

Gleichzeitig muss ich aber sagen: Ich fühle mich unwohl solche Verse zu zitieren. Denn ich bin nicht berechtigt, zu Urteilen wer ins Himmelreich kommt. Nehmt daher mein Zitat eher als Hoffnung auf Gerechtigkeit.

Danke für diesen Zusatz.

belanna antworten
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Themenstarter
Beiträge : 18002

Wer kennt sich da gut aus?
Auf welcher Basis wird so ein Missbrauchsgutachten erstellt?
Wie wird an die Prüfung von Vorwürfen herangegangen? Reicht da ein Vorwurf eines Opfers oder gibt es da Recherchen einer Gutachtenkommission?
Wie werden Vorfälle, die oft jahre-, jahrzehntelang zurückliegen, recherchiert und nachgewiesen?
Oder spielt die Zahl von mehreren Opfern und dargestellten Taten bei der Erstellung eines Missbrauchsgutachten eine Rolle?

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Novum
 Novum
(@novum)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 19
Veröffentlicht von: @banji

Wie wird an die Prüfung von Vorwürfen herangegangen?

Objektiv, durch eine Kommission.

Veröffentlicht von: @banji

Reicht da ein Vorwurf eines Opfers oder gibt es da Recherchen einer Gutachtenkommission

Die Komission wird tätig und prüft die Vorwürfe, gründlich.

Veröffentlicht von: @banji

Oder spielt die Zahl von mehreren Opfern und dargestellten Taten bei der Erstellung eines Missbrauchsgutachten eine Rolle?

Im Grunde wird jedes Opfer einzeln behandelt, und man sucht nach möglichen weiteren Opfern.

novum antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 4 Sekunden

Beiträge : 0

siehe www.saysorry.org

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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @worfler

Objektiv, durch eine Kommission.

Was heißt 'objektiv' in solchem Zusammenhang?

Veröffentlicht von: @worfler

prüft die Vorwürfe, gründlich.

Wie macht sie das?

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Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 4 Sekunden

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @banji

Auf welcher Basis wird so ein Missbrauchsgutachten erstellt?
Wie wird an die Prüfung von Vorwürfen herangegangen? Reicht da ein Vorwurf eines Opfers oder gibt es da Recherchen einer Gutachtenkommission?

Wenn es richtig gut läuft, dann läuft es über eine staatlich bestellte Kommission wie in Australien.
"Ein Vorwurf eines Opfers" wird sehr gut begründet werden müssen. Mit unbegründeten Vorwürfen können Existenzen vernichtet werden und Menschen in den Selbstmord getrieben werden. Da wird ein einfaches "Herr Lehrer, ich weiß was" nicht ausreichen.
Das Problem ist die Beweislage. Meistens geschehen solche Abscheulichkeiten im Geheimen. Und der Erwachsene versucht das Kind damit zu Schweigen zu veranlassen, indem es ihm beispielsweise sagt "das ist jetzt unser Geheimnis, und wenn du das sagst, dann haben deine Eltern dich nicht mehr lieb". Das ist sehr perfide Manipulation. Damit verschließt man ein Verbrechen hinter dem Grundbedürfnis nach Liebe durch die Eltern. Kinder sind fast immer zu allem bereit, um die Liebe ihrer Eltern nicht zu verlieren.

Wie werden Vorfälle, die oft jahre-, jahrzehntelang zurückliegen, recherchiert und nachgewiesen?

Sicher ist man da auf die Mithilfe der Opfer angewiesen. Und das geht nur über Selbsthilfegruppen, Opfer-Hilfsorganisationen, usw.
Zudem sind ungeheuer viel Einfühlungsvermögen und vertrauensbildende Maßnahmen nötig, um ein Kind, oder Jugendlichen zum Reden zu bewegen.

Oder spielt die Zahl von mehreren Opfern und dargestellten Taten bei der Erstellung eines Missbrauchsgutachten eine Rolle?

Für mich würde bei der Verfolgung einer Straftat nicht die Art, wie die Straftat begangen wird eine entscheidende Rolle spielen, sondern dass diese Tat überhaupt gegangen wurde. Andere mögen das differenzierter sehen.

Entscheidend ist z.B. wie unser Gehirn eine Handlung verarbeitet.
Erinnerungen lassen sich durch suggestive Worte manipulieren. (siehe: Falsche Erinnerungen (Elizabeth F. Loftus) Veranstaltung: Klassische Experimente der Psychologie Dozent: Michael Niedeggen Referentin: Anna Susanna Lebioda - https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/arbeitsbereiche/allg_neuro/studium/seminar_loftus.pdf&ved=2ahUKEwiyk_mvzMf1AhUJh_0HHXr9CdgQFnoECAMQAQ&usg=AOvVaw2tN0LcRyytuzPC1ty0U0ff)

Die große Verantwortung einer Kommission liegt auch darin, in ihren Reihen zu 100% keine getarnten Pädophilen zu haben - also nicht den Bock zum Gärtner zu machen. Es sollte davon ausgegangen werden, daß das gar nicht immer so selbstverständlich ist.
Daß Pädophilie nicht in die Schublade passt, in der sich schmuddelige Neurotiker aus sozial schwachen Gesellschaftsschichten befinden, dürfte mittlerweile klar sein. Pädophilie verbirgt sich auch hinter blütenweißen Hemden, Krawatte und Maßanzug.

Interessant dürfte der Kontext dieser Menschen sein. Was führte zu der Pädophilie? Was ist da in ihrer Entwicklung schief gelaufen? Welche unverarbeiteten Traumatas haben diese Menschen? Welchen Druck übt das Leben, der Beruf, der gesellschaftliche Kontext, auf sie aus?
Das soll beileibe nicht zu einer Entschuldigung führen, nach dem Motto "der hatte so eine schwere, ungeliebte Kindheit". Aber es wird deutlich helfen, Präventivmaßnahmen zu erarbeiten, um diese Situationen für künftige Generationen zu minimieren, bzw. ganz zu vermeiden.

Ein Beispiel wäre ein Eltern-"Füherschein". Für jedes Gefährt, das ich öffentlich bewege, muss ich einen Nachweis erbringen, daß ich die Fähigkeit dazu besitze. Aber für ihre Kindern, Lebewesen(!!!) setzt man voraus, daß Eltern die Fähigkeit besitzen, ihnen Werte wie Liebe, Würde, ganz selbstverständlich angedeihen zu lassen, während sie selbst in kapitalistischen Systemen als billige Arbeitskräfte mit Niedriglöhnen verheizt werden. Liegen vielleicht auch dort Ursachen? Nur: wer will das wissen?

Anonymous antworten
Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

Vielen Dank für Deine Ausführungen. Da find eich vieles sehr nachdenkenswert, worüber man sich mitten im alltäglichen Leben keine Gedanken macht, aber sollte.
Das ist bestimmt unheimlich schwierig in so einer Kommission zu sein, einerseits die Not und das Leid Mißbrauchter zu erfahren, andererseits aber auch genau hinzusehen, um die Dinge gut zu erkennen und angemessen zu reagieren und zu beraten.
Da habe ich große Achtung vor.

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Goldapfel
(@goldapfel)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 1986

Je abgeschlossener ein System in sich ist, desto größer die Chance, dass es zu Missbrauch kommt.
Weil die Macht, die Deutungshoheit bei einigen
Wenigen liegt.
Siehe auch Odenwald Schule oder Leidtungssport in den USA
Überall, wo Offenheit herrscht und Licht rein kann, können Kinder sicherer sein.
Selber nicht die Augen schließen und Signale wahrnehmen, ein gutes Umfeld bieten, Eltern nicht allein lassen, kritisches Nachfragen,...
Nicht denken, nur weil etwas nicht sein darf, kann es auch nicht sein...
Das würde Überlebenden helfen.

Ich mag den Begriff Elternführerschein nicht.
Wer gibt da was vor?
Ich weiß, was du meinst, kann es auch nachvollziehen, aber mein Freiheitsdrang wehrt sich da 😉

goldapfel antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 4 Sekunden

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @goldapfel

Ich mag den Begriff Elternführerschein nicht.
Wer gibt da was vor?
Ich weiß, was du meinst, kann es auch nachvollziehen, aber mein Freiheitsdrang wehrt sich da 😉

Das war ein Vergleich, weil ein Führerschein für ein technisches Gerät das eine potentielle Mordwaffe ist sicher wichtig ist. Aber was ist mit Kindern?

Natürlich ist die Frage "wer gibt da was vor?" essenziell. Mir ging es dabei darum aufzuzeigen, daß Betriebslizenzen für wesentlich weniger wichtige Dinge vorgeschrieben sind.
Als mehrfacher Vater kann ich es durchaus beurteilen, daß Elternschaft nichts ist, was man mal so nebenbei macht.
Allerdings, da gebe ich Dir Recht, wäre auch mir der Gedanke an eine z.B. atheistische Vorgabe sehr unwohl.

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Goldapfel
(@goldapfel)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 1986

Mir ging es dabei darum aufzuzeigen, daß Betriebslizenzen für wesentlich weniger wichtige Dinge vorgeschrieben sind.

War mir schon klar, 😉

Sehe da aber keine Lösung durch einen sogenannten E. Führerschein.

Es geschieht ja während des Heranwachsen von Kindern schon einiges an Einflussnahme.
Wie in solchen Fällen üblich, wenn Menschen beteiligt sind, kann die sehr unterschiedlich ausfallen und unterschiedlich sowohl wahrgenommen werden als auch sich auswirken.
Menschen sind eben keine Maschinen...

goldapfel antworten


Lucan-7
Beiträge : 21574

Ist es denn schon vorbei...?
Mir ist hier gerade ein Artikel in der Zeit aufgefallen:

Reaktionen Bischof Georg Bätzing

Er wird dort mit den Worten zitiert: "Manchmal schäme ich mich auch, dass wir eine solche Vergangenheit gehabt haben."

Und da frage ich mich spontan: Was meint er mit "Vergangenheit"?

Natürlich ist es für die Opfer wichtig, dass die Menschen, die sich in der Vergangenheit schuldig gemacht haben, sich dafür verantworten müssen und Konsequenzen gezogen werden.

Es klingt aber auch so, als würden alle diese Verbrechen in der "Vergangenheit" liegen und würden aktuell nicht mehr vorkommen. Genau das ist aber das Problem: die Täter sind ja oft noch in Amt und Würden, und eine wirklich umfassende und vollständige Aufklärung wird es eh nie geben. Die Strukturen, die die Täter decken, sind immer noch da.

Mag sein, dass der ein oder andere Täter jetzt vorsichtiger und zurückhaltender agiert. Aber das Problem des sexuellen Missbrauchs ist kein Problem der "Vergangenheit" - es ist ein Problem der Gegenwart, hier und jetzt, nicht nur in Deutschland sondern überall auf der Welt!

Für die Opfer, die hier und jetzt immer noch von Tätern innerhalb der Kirche missbraucht werden ist diese Aussage ein Schlag ins Gesicht. Sicher, man weiss nichts Genaues... aber die Möglichkeit, dass diese Verbrechen nach wie vor gegenwärtig sind, muss auf jeden Fall eingeräumt werden!

lucan-7 antworten
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Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 5 Sekunden

Beiträge : 0

Meine Meinung: Menschen zählen scheinbar in großen Organisationen nicht, sondern nur zahlende Mitglieder. Und das sind Kinder noch nicht.

Anonymous antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973
Veröffentlicht von: @lucan-7

Und da frage ich mich spontan: Was meint er mit "Vergangenheit"?

Das ist ja nicht nur ein Problem der katholischen Kirche, sexuelle Gewalt gegen Kinder gab es ja in allen Bereichen (in Sportvereinen noch in viel viel größerem Ausmaß als in den Kirchen) und es ist ganz klar so: Es gibt durch die größere Sensibilität ganz klar weniger sexuelle Gewalt gegen Kinder als vor 10/20/30 Jahren. Auch in der katholischen Kirche.

johannes22 antworten
philtheol
(@philtheol)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 2
Veröffentlicht von: @lucan-7

Es klingt aber auch so, als würden alle diese Verbrechen in der "Vergangenheit" liegen und würden aktuell nicht mehr vorkommen. Genau das ist aber das Problem: die Täter sind ja oft noch in Amt und Würden, und eine wirklich umfassende und vollständige Aufklärung wird es eh nie geben. Die Strukturen, die die Täter decken, sind immer noch da.

Grundsätzlich ist es ja so, dass das Gutachten, um das es geht, Fälle der Vergangenheit behandelt und keine offenen Verfahren. Bätzing sagt ja weiter: "Vertuscht, verdeckt wurde lange genug." Jetzt sei die Zeit der Wahrheit. Denn nur sie werde Freiheit bringen und möglicherweise auch neues Vertrauen schaffen.

Ich glaube, dass er weiß, dass das Problem noch nicht vom Tisch ist. Bleibt die Frage, ob jetzt wirklich die Zeit der Wahrheit ist - das haben wir ja 2010 auch schon gehört und damals war die Wahrheit schon lange überfällig.

Wenn du sagst, die Täter sind oft noch in Amt und Würden, muss man erst mal unterscheiden welche - die Priester, die Kinder missbraucht haben oder die, die für die Vertuschung Verantwortung tragen? Bei den Missbrauchstätern habe ich schon das Gefühl, dass sich hier - wenn auch zu langsam - durch entsprechende Präventionsrichtlinien und disziplinarische Maßnahmen die Lage gebessert hat und Missbrauchstäter es nicht mehr so leicht haben wie früher, ihren Missbrauch nach einer Versetzung fortzusetzen.

Bleibt die Frage nach den Verantwortlichen für die Vertuschung. Diskutiert wird ja viel über Benedikt XVI., der ist aber nicht mehr im Amt. Und das Fehlverhalten, das ihm - in vier Fällen - vorgeworfen wird, liegt vierzig Jahre zurück. Das macht es nicht besser, man sollte es allerdings berücksichtigen, wenn man ihm vorwirft, wissentlich die Unwahrheit zu sagen. Ich finde seine Einlassung mehr als unglücklich und hätte mir ein zumindest teilweises Schuldeingeständnis gewünscht. Die Bewertung seiner Rolle im Missbrauchsskandal als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst ist sicherlich einen eigenen Thread wert.

Zu den aktuellen Amtsträgern: Kardinal Marx wird Fehlverhalten in zwei Fällen vorgeworfen. Bei dem einen geht es um einen Priester, dem Missbrauch in den 60ern vorgeworfen wird. Hier wurde der Priester nicht sofort abgesetzt und der Fall erst nach sechs Jahren der Glaubenskongregation vorgelegt. Der Priester war bei Bekanntwerden der Vorwürfe schon pensioniert - also wahrscheinlich 75 oder älter, aber noch seelsorgerisch tätig.

Beim zweiten Fall geht es um einen Priester, der mit einer 16jährigen eine Beziehung hatte. Den Eltern war die Beziehung bekannt und anscheinend hatten sie nichts dagegen. Der Priester wurde wegen Zölibatsverstoß recht zügig entlassen, eine Meldung an die Glaubenskongregation unterblieb. Strafrechtlich relevant wäre der Fall, wenn ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Priester und der 16jährigen bestanden hätte. Das wollte aber wohl keiner der Beteiligten prüfen lassen.

Die Gutachter werfen Marx kein aktives Vertuschungshandeln vor, sondern vielmehr Desinteresse an den Opfern und an der Bekämpfung des Missbrauchs insgesamt. Auf der anderen Seite ist im Gutachten von Zeitzeugen die Rede, die Marx als jemanden einschätzen, der verstanden hat, worum es bei der Bekämpfung des Missbrauchs geht und ihm zutrauen, die notwendigen Schritte zu gehen. Ich persönlich verstehe nicht, warum er die Verantwortung seinem Verwaltungsapparat überlassen hat und die Fälle nicht zur Chefsache gemacht hat. Trotzdem halte ich ihn für einen Amtsträger, der für die Aufklärung des Missbrauchs in der Vergangenheit und die Bewältigung der zukünftigen Aufgaben - Wiedergutmachung und Prävention - eher förderlich ist. Selbst das Gutachten sieht Anzeichend dafür, dass er jetzt nicht nur verstanden hat, worum es geht, sondern auch sein Handeln entsprechend ändert.

Noch ein Zitat über Marx' damaligen Generalvikar:

Insgesamt ist bei den Gutachtern allerdings nicht der Eindruck entstanden, dass seitens des damaligen Generalvikars DDr. Beer damit die Absicht verfolgt wurde, des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger Beschuldigte gezielt und systematisch vor Sanktionen oder sonstigen (disziplinarischen) Maßnahmen zu bewahren – im Gegenteil. Soweit der damalige Generalvikar DDr.
Beer unmittelbar mit Vorgängen betreffend sexuellen Missbrauch Minderjähriger befasst war, lässt sich den diesbezüglichen Akten regelmäßig dessen Forderung nach einem konsequenten Vorgehen gegen Missbrauchsverdächtige im Rahmen des rechtlich Möglichen entnehmen;

(Seite 1098 des Gutachtens)

Es werden also durchaus Schritte in die richtige Richtung unternommen, auch wenn diese klein und langsam sind.

Was die Strukturen angeht, "die die Täter decken": Auch hier gibt es ja durch den Synodalen Weg Reformbestrebungen, die kirchlichen Strukturen zu verbessern. Das wird allerdings dauern, weil dieser Prozess in Deutschland und vielleicht vergleichbar in den westlichen Industrieländern stattfindet. Da wo die Kirche wächst, werden die Strukturen noch nicht in dieser Weise in Frage gestellt. Für eine positive Entwicklung wäre ein weiterer Einfluss der deutschen Kirche auf die Weltkirche also gar nicht so schlecht, was gegen die Zerschlagungsphantasien einiger Kirchenkritiker spricht.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Für die Opfer, die hier und jetzt immer noch von Tätern innerhalb der Kirche missbraucht werden ist diese Aussage ein Schlag ins Gesicht. Sicher, man weiss nichts Genaues... aber die Möglichkeit, dass diese Verbrechen nach wie vor gegenwärtig sind, muss auf jeden Fall eingeräumt werden!

Wird jetzt schon etwas dampfplauderisch, oder? 😉 Im Ernst: Bischof Bätzing hat ja nicht gesagt, dass die Kirche mit den Maßnahmen, die ergriffen wurden und werden jetzt aufhören soll, nachdem er seine Scham für die Vergangenheit bekundet hat. Das soll ja vielmehr Antrieb sein, es in Zukunft besser zu machen. Zu den Aufklärungs- und Präventionsbemühungen der Kirche gibt es im Gutachten auch Einschätzungen, werd mir das darauf hin mal anschauen.

philtheol antworten
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Beigetreten : Vor 2 Jahren

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Veröffentlicht von: @philtheol

Die Gutachter werfen Marx kein aktives Vertuschungshandeln vor, sondern vielmehr Desinteresse an den Opfern und an der Bekämpfung des Missbrauchs insgesamt. Auf der anderen Seite ist im Gutachten von Zeitzeugen die Rede, die Marx als jemanden einschätzen, der verstanden hat, worum es bei der Bekämpfung des Missbrauchs geht und ihm zutrauen, die notwendigen Schritte zu gehen. Ich persönlich verstehe nicht, warum er die Verantwortung seinem Verwaltungsapparat überlassen hat und die Fälle nicht zur Chefsache gemacht hat. Trotzdem halte ich ihn für einen Amtsträger, der für die Aufklärung des Missbrauchs in der Vergangenheit und die Bewältigung der zukünftigen Aufgaben - Wiedergutmachung und Prävention - eher förderlich ist. Selbst das Gutachten sieht Anzeichend dafür, dass er jetzt nicht nur verstanden hat, worum es geht, sondern auch sein Handeln entsprechend ändert.

Da stimme ich mit dir absolut überein, denn Marx hatte sich zum eigenen Versagen bekannt und bekanntlich dem Papst seinen Rücktritt angeboten.

Anders sehe ich die Haltung des ehemaligen Papstes. Ich finde es erschreckend, wie er immer wieder die Schuld bei Anderen sucht. Damit meine ich jetzt nicht den behaupteten "redaktionellen Fehler" bezüglich des Treffens, an das er sich zuerst nicht erinnern konnte (weil angeblich abwesend). Denn wie ich dieses letzte Interview verstehe, machte er nun indirekt die Verhältnisse der 60-Jahre mit ihrer freieren Sexualmoral ("allgemeiner Sittenverfall") für die Missbrauchsfälle katholischer Priester verantwortlich. Also auch hier wieder: Schuldzuweisung an andere (Außenstehende) und an die Verhältnisse - aber bitte nicht an die Kirche und deren Vertreter und Mitarbeiter.

Meiner Meinung nach ist dieser Mann einfach zu alt und zu einseitig gepolt, um noch offen zu sein für Fakten, die nicht seiner Vorstellungswelt entsprechen. Und so geht es ihm halt nach wie vor nur noch um "die Kirche", von der er um jeden Preis Schaden abwenden will, während die Opfer zu verzeihen und dann zu schweigen haben.

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philtheol
(@philtheol)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 2
Veröffentlicht von: @bepe0905

Meiner Meinung nach ist dieser Mann einfach zu alt und zu einseitig gepolt, um noch offen zu sein für Fakten, die nicht seiner Vorstellungswelt entsprechen. Und so geht es ihm halt nach wie vor nur noch um "die Kirche", von der er um jeden Preis Schaden abwenden will, während die Opfer zu verzeihen und dann zu schweigen haben.

Ich habe mir den entsprechenden Aufsatz mal vorgenommen. Grundsätzlich finde ich es schon ziemlich anstrengend, wie Benedikt XVI. hier am eigentlichen Problem - dem Klerikalismus - vorbeiredet. Man mag ihm zugestehen, dass die gesellschaftlichen Entwicklungen eine Rolle gespielt haben, aber bestimmt nicht die entscheidende, die sein Aufsatz suggeriert. Glücklicherweise ist er rechtzeitig zurückgetreten und sein Nachfolger ist da schon etwas deutlicher in der Kritik am Selbstverständnis der katholischen Kirche - der katholischen Amtsträger. Bleibt zu hoffen, dass das Wirkung zeigt.

philtheol antworten
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