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Landkarte für ein Säkulares Zeitalter

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dasboeh
Themenstarter
Beiträge : 15

Hallo zusammen.

Ich weiß, es wird nicht gern gesehen, wenn man sich in einem Forum anmeldet, um dann "Werbung" für etwas zu machen. Und auch ich persönlich mag das eigentlich nicht.

Aber wir suchen noch dringend nach Mitleser*innen in unserem Reading Club, in dem wir das Werk des kanadischen Philosophen Charles Taylor "Ein Säkulares Zeitalter" lesen wollen.

Ich glaube nämlich, dass es in unserer Zeit immer schwieriger wird, authentisch Christ zu sein (und in diesem Subforum geht es ja um dieses Thema). Man selbst hat zwar vielleicht viele Antworten gefunden und möchte seinen Glauben an das Evangelium von Jesus teilen, aber irgendwie kommt davon bei den Mitmenschen oft nichts an. Wir haben gute, existentielle Antworten im Gepäck, aber die scheinen entweder gar nicht zu den Fragen der Menschen um uns herum zu passen, bzw. scheint es so als hätten viele fast keine Fragen mehr nach Gott, dem Sinn des Lebens, dem Tod, nach Schuld usw. Hier kommt es aber aus das Wörtchen "fast" an. Denn irgend etwas ist schon mit unserer Zeit - nur was?
Vielleicht brauchen wir für unsere Zeit und unsere Gesellschaft, in der wir leben eine Art Landkarte, die uns hilft unser Säkulares Zeitalter zu vermessen und dadurch besser zu verstehen, ja vielleicht dadurch mutiger und authentischer unser Christsein zu leben und zu teilen.
Das oben genannte Buch von Charles Taylor möchte solch eine Landkarte sein; und es zu lesen - so glaube ich - kann sehr gewinnbringend für viele sein. Leider ist es oft nicht leicht zu verstehen.

[gestrichen, bitte unser Werbeverbot beachten - MfG Orleander]

Antwort
33 Antworten
Lombard3
Beiträge : 4292

Unterschied zwischen authentisch / unauthentisch Christ-sein

Veröffentlicht von: @dasboeh

Ich glaube nämlich, dass es in unserer Zeit immer schwieriger wird, authentisch Christ zu sein (und in diesem Subforum geht es ja um dieses Thema)

Welche Kriterien gehören für dich dazu, dass man authentisch Christ ist und welche, dass man nicht authentisch Christ ist?

Werden Christen hier nicht in Klassen eingeteilt?

Biblisch würde mir da eigentlich vor allem das Gleichnis von den Schafen und den Böcken einfallen.

Meinst du das?

lombard3 antworten
2 Antworten
dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15

Liebe Lombard3.

Nein, nein. Mir ist es ganz fern, hier irgendwelche Kategorien aufzumachen und danach jemanden einzuteilen. Mit "authentisch" meine ich einfach eine bestimmte innere Einstellung, einen inneren Wunsch, dass Handeln und Sprechen mit dem eigenen Denken und der inneren Motivation dazu übereinstimmt.

Als Gegenprobe: "nicht-authentisch" wäre dann, (1) Dinge zu machen oder zu sagen, zu denen ich keine innere Überzeugung habe oder (2) den inneren Wunsch zu haben, etwas zu tun oder zu sagen, und diesem nicht nachzugehen, also nicht in die Tat umzusetzen.

Ich hoffe, jetzt ist es besser verständlich geworden.

dasboeh antworten
Lombard3
(@lombard3)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 4292

Hallo Dasboeh,

danke für deine Antwort.

Veröffentlicht von: @dasboeh

Ich hoffe, jetzt ist es besser verständlich geworden.

Ja.

lombard3 antworten


Sternenbluete
Beiträge : 867
Veröffentlicht von: @dasboeh

ch glaube nämlich, dass es in unserer Zeit immer schwieriger wird, authentisch Christ zu sein

Das war doch immer schwierig.

Das was du da anpreist sind für mich alter Wein in neuen Schläuchen.

sternenbluete antworten
1 Antwort
dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15
Veröffentlicht von: @sternenbluete

Das war doch immer schwierig.

Ja, ich geb' dir voll recht (!), aber es war von Epoche zu Epoche immer anderen Bedingungen unterworfen. Sprich: jede Zeit hat ihre eigenen Herausforderungen.

Veröffentlicht von: @sternenbluete

Das was du da anpreist sind für mich alter Wein in neuen Schläuchen.

Na besser alter Wein, als gar kein Wein! 😊

dasboeh antworten
Lucan-7
Beiträge : 23291

Der Glaube heute ist stärker...
Was deine Werbung betrifft, so ist die tatsächlich wohl nicht gerne gesehen, ich denke da wird noch was kommen... aber da du ja auch einen Diskussionsbedarf hast schreibe ich da nochmal etwas dazu.

Ich frage mich nämlich, ob unser Zeitalter wirklich so "sekulär" ist und früher "gläubiger" war.

Denn früher übte die Kirche in erster Linie politische Macht aus. Religionsfreiheit gab es nicht, Zweifler wurden verfolgt und waren oft in Lebensgefahr.
Da muss man sich dann schon fragen, wie "echt" denn der Glaube damals eigentlich war. Es war selbstverständlich, dass man in die Kirche ging, wollte man nicht gesellschaftlich ausgegrenzt werden. Glaube war ein selbstverständlicher Teil des Lebens, der nicht in Frage gestellt wurde.

Heute ist das anders. Heute sind Menschen, wenn wir mal von Europa reden, frei zu glauben - oder auch nicht. Menschen gehen nur dann in die Kirche, wenn sie wirklich überzeugt sind.
Sie werden nicht in einen Glauben hineingepresst, sondern entscheiden sich, aus persönlichen Gründen, ganz bewusst dafür Christ zu sein.

Es gibt viele Strömungen und Bewegungen, die zeigen, dass den Menschen der Glaube wichtig ist - und mehr bedeutet, als regelmäßig in die Kirche zu trotten, weil es halt jeder tut und man dazugehören will.

Mich selber als Atheist irritiert das immer wieder, weil die Gründe für mich kaum nachzuvollziehen sind (Die Sehnsucht allerdings schon...), und ich frage mich auch immer wieder, warum die Religion immer noch - trotz Kirchenaustritten - eine so große Rolle spielt.

Das soll jetzt kein "Gegenentwurf" sein, aber vielleicht eine Anregung...

lucan-7 antworten
5 Antworten
dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15
Veröffentlicht von: @lucan-7

Das soll jetzt kein "Gegenentwurf" sein, aber vielleicht eine Anregung...

Vielen Dank. Ich finde solche Anregungen immer gut. 😊

Veröffentlicht von: @lucan-7

Heute ist das anders. Heute sind Menschen, wenn wir mal von Europa reden, frei zu glauben - oder auch nicht. Menschen gehen nur dann in die Kirche, wenn sie wirklich überzeugt sind.
Sie werden nicht in einen Glauben hineingepresst, sondern entscheiden sich, aus persönlichen Gründen, ganz bewusst dafür Christ zu sein.

Genau, das ist ja der große Unterschied zu früher. Vor ca. 500 Jahren war es eben nicht möglich, nicht an Gott, die Götter, höhere Mächte usw. zu glauben, denn - so nennt es Taylor - das selbst war "porös", d.h. durchlässig für alle möglichen Mächte, die auf es einwirken (ich meine das nicht als Fakt, sondern dass Menschen sich so selbst verstanden haben). Heute jedoch ist das Selbst ein "abgepuffertes" ("buffered self" im engl. Original). Es versteht sich als nicht mehr abhängig, als autonom. Erst hier kann ja so etwas wie Authentizität, also freier Glauben, wie du ihn beschreibst entstehen. Doch dieser Glaube ist jetzt ein immer angefochtener. Jede Art von Glauben (selbst atheistischer) ist heute nur eine Deutung von vielen und daher immer herausgefordert und muss als eine Weltdeutung unter vielen begründet und evtl. auch verteidigt werden (sieh dir nur die vielen Wissenschaftsskeptiker an, die seit den letzten Jahren wieder wie Pilze aus dem Boden schießen).

Wie es nun dazu kam, das will Taylor untersuchen. Das haben schon viele gemacht, aber er interessiert sich vor allem für das "wie". Also wie konnten sich die Verstehensbedingungen des Glaubens generell wandeln. Und das ist schon recht interessant, wie ich finde (nicht nur für Gläubige, sondern doch gerade auch für Atheisten und Agnostiker), wenn wir unsere Zeit auch unter dieser Perspektive verstehen wollen.

Bist herzlich eingeladen, mitzulesen. 😊

dasboeh antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @dasboeh

Vor ca. 500 Jahren war es eben nicht möglich, nicht an Gott, die Götter, höhere Mächte usw. zu glauben,

Doch, das war schon möglich, allerdings hatte man keine "Lobby" dafür. Wenn in den Bücherregalen - sofern Du überhaupt lesen kannst - nur die Bibel und christliche Exegeten stehen (vielleicht noch einige Heiden wie Platon, die vollkommen christlich assimiliert wurden), dann ist da nicht viel "Futter"; Du wärst allenfalls auf deine ganz eigenen philosophischen Gedanken angewiesen, die keinerlei Gleichgesinnte haben, weil es keinen Kreis dafür gibt; und wenn Du einen Kreis begründen willst, dann stehst Du im Verdacht der Häresie. Du kannst also den Weg der Veränderung allenfalls über den Weg der biblischen Exegese gehen (und mit einem dicken Fell); siehe Reformation.
Heute ist das Angebot da und dementsprechend die Nachfrage. Der moderne spirituelle Synkretismus ist ein Phänomen, das es gibt, weil es geht. Wenn Dir gar keine anderen Weltbilder zur Verfügung stehen, dann passiert da auch vergleichsweise wenig, sondern die religiöse Lage im Land ist relativ stabil und gleichbleibend.
Zudem ist es ein wesentlicher Aspekt, wenn politische Stabilisatoren wegfallen: das geschah dem Protestantismus in Deutschland. Die Evangelische Kirche hatte ja keinen Papst, aber sie hatte den preußischen Kaiser. Als das Kaiserreich zerfiel, brach für die Ev. Kirche in Deutschland erstmal eine Welt zusammen. Den Katholizismus hat das nie so stark getroffen, denn der wird ohnehin von Rom aus geführt und hat eine ganz andere Struktur.

"Säkular" sind die Menschen heute auch nicht. Man weiß wissenschaftlich mehr, das stimmt, und man ist viel schneller versucht, über Religion zu lächeln, aber man verlagert den Aberglauben oder den Kult einfach auf andere Dinge. Man schaue, in welcher Art und Weise Stars, Sportler, Models, Youtuber oder Gegenstände angepriesen und vergöttert werden; das sind die modernen Götter, das ist nichts anderes. Zudem ist auffällig, wie viele sich auf eine Wissenschaftlichkeit berufen, die sie selbst nur sehr begrenzt wirklich verstehen. Das hat sich einfach etabliert.

Anonymous antworten
dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15
Veröffentlicht von: @simonsson

Heute ist das Angebot da und dementsprechend die Nachfrage. Der moderne spirituelle Synkretismus ist ein Phänomen, das es gibt, weil es geht. Wenn Dir gar keine anderen Weltbilder zur Verfügung stehen, dann passiert da auch vergleichsweise wenig, sondern die religiöse Lage im Land ist relativ stabil und gleichbleibend.

Hallo Simonsson.

Vielen Dank für den guten Beitrag. Ja vielleicht, war mein Satz oben "war es nicht möglich" ein bisschen zu sehr zugespitzt. Sagen wir eher: "es war fast nicht möglich". 😊

Denn wie du schon sagst: die Menschen hatten kaum andere Weltbilder, damit aber auch kein anderes Selbstverständnis von sich. Es gab zwar immer bestimmte Eliten (z.B. im alten Griechenland - die Epikureer - die tatsächlich so etwas wie einen echten Atheismus/Agnostizismus vertraten), aber für das Gro der Menschen galt dies nicht. Das galt sogar nicht bis ins 20. Jhd. hinein, würde ich behaupten, denn selbst die Gedanken von Comte, Nietzsche, Marx, Freud etc. waren erst einmal nur Gedanken für wenige gebildete Eliten.

Und ja, auch die Wissenschaft nimmt heute, wie du richtig sagst, ein Feld ein, an das man irgendwie glauben muss, denn wer kann ich schon wirklich alles richtig verstehen? Das geht ja schon den Spezialisten in den einzelnen Fachdisziplinen so, dass sie nicht mehr ihr eigenes gesamtes Fachgebiet überschauen, geschweige denn die Nachbardisziplinen verstehen können (siehe die Zersplitterung der Fachwissenschaften an den Unis und die marginale interdisziplinäre Arbeit - von der Kluft zwischen Geistes- und Naturwissenschaften gar nicht zu reden).

Und in alle diesem Kontext, ist es eben jetzt schon etwas anderes zu Glauben, Gott zu vertrauen, seinen Glauben praktisch in Gebet, Gemeinschaft, Nächstenliebe usw. zu leben. 😊
Ja, in diesem Kontext ist es auch noch einmal etwas völlig anderes, nicht an Gott zu glauben, als vor 100, 200 oder 500 Jahren. Und diese Geschichte, diese geschichtlichen Veränderungen finde ich so spannend.

dasboeh antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @dasboeh

Und diese Geschichte, diese geschichtlichen Veränderungen finde ich so spannend.

Ja, das finde ich auch.

Anonymous antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 23291
Veröffentlicht von: @dasboeh

Vor ca. 500 Jahren war es eben nicht möglich, nicht an Gott, die Götter, höhere Mächte usw. zu glauben

Wenn du damit auch den "Aberglauben" meinst, dann sicher. Der Glaube der Kirche wurde oftmals wenig respektiert, die Kirche selbst eher als Ordnungmacht wahrgenommen denn als Vorbilder auf dem Weg ins Himmelreich.

Veröffentlicht von: @dasboeh

Erst hier kann ja so etwas wie Authentizität, also freier Glauben, wie du ihn beschreibst entstehen. Doch dieser Glaube ist jetzt ein immer angefochtener. Jede Art von Glauben (selbst atheistischer) ist heute nur eine Deutung von vielen und daher immer herausgefordert und muss als eine Weltdeutung unter vielen begründet und evtl. auch verteidigt werden (sieh dir nur die vielen Wissenschaftsskeptiker an, die seit den letzten Jahren wieder wie Pilze aus dem Boden schießen).

Wie es nun dazu kam, das will Taylor untersuchen.

Da sehe ich, ehrlich gesagt, kein großes Verständnisproblem.
Ohne die Kirche als Ordnungsmacht und mit der Freiheit des Denkens muss es hier fast schon zwangsläufig zu einem Wettstreit kommen... das lässt sich sogar evolutionär begründen (Also, mit ähnlichen Modellen).

Veröffentlicht von: @dasboeh

Bist herzlich eingeladen, mitzulesen.

Danke sehr... aber ich denke, ich setze meine Prioritäten doch erst mal anderswo 😉

lucan-7 antworten


Gelöschtes Profil
Beiträge : 24559
Veröffentlicht von: @dasboeh

Ich glaube nämlich, dass es in unserer Zeit immer schwieriger wird, authentisch Christ zu sein

Ich bin da der gleichen Meinung wie Lucan. Noch nie in unserer Geschichte hatten wir mehr Religionsfreiheit als hier und heute. Jeder kann im Grunde machen und glauben was er will. Sogar Evangelische und Katholische können einander heiraten, und kaum einen juckt's noch..

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14 Antworten
dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15
Veröffentlicht von: @billy-shears

... und kaum einen juckt's noch..

Danke! 😊

Genau das meine ich! Das ist die veränderte Situation. Kaum einen juckt heute noch was du glaubst, und sei es an eine flache Erde. Kaum einen juckt es, was du aus diesem Glauben machst, außer natürlich du verletzt dadurch Menschen. Aber so lange du das friedlich machst... Wayne?

Aber genau dahin gab es eine geschichtliche Entwicklung. Das fiel nicht einfach vom Himmel. Ja, das hat auch viel mit Reformation, Religionskriegen, ja sogar bestimmter Veränderungen im theologischen Gottesverständnis des 13. Jhd. zu tun.

Und ich finde nun, sich mit dieser Geschichte auseinander zu setzen, bringt etwas, da man 1.) dadurch versteht, dass dies ein Zustand ist, der nicht so bleiben wird, der selbst wieder der Veränderung unterworfen ist und der wieder neue "geschichtliche Kräfte" frei macht. Und 2.) ist es ein Kontext in dem ich leben, in dem ich unbewusst meine Welt verstehe, aber eben auch die meisten Menschen meiner eigenen Kultur um mich herum, und ich mich daher ganz anders dazu stellen kann. Es hilft mir, Verständnis aufzubringen, für mich selbst und meine Mitmenschen und das wieder hilft mir persönlich, wieder freier meinen Glauben zu leben. 😊

dasboeh antworten
Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 24559
Veröffentlicht von: @dasboeh

Genau das meine ich! Das ist die veränderte Situation. Kaum einen juckt heute noch was du glaubst, und sei es an eine flache Erde. Kaum einen juckt es, was du aus diesem Glauben machst, außer natürlich du verletzt dadurch Menschen. Aber so lange du das friedlich machst... Wayne?

Worin siehst Du dann die Schwierigkeit "dass es in unserer Zeit immer schwieriger wird, authentisch Christ zu sein"? Ich verstehe dein Anliegen nicht.

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dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15
Veröffentlicht von: @billy-shears

Worin siehst Du dann die Schwierigkeit "dass es in unserer Zeit immer schwieriger wird, authentisch Christ zu sein"? Ich verstehe dein Anliegen nicht.

Ah, ok - ich glaube ich verstehe dich jetzt. Du störst dich ein bisschen an der Aussage, dass es "schwierig" sei, und meinst, es sei doch heute gar nicht schwierig, denn es wird ja jemandem keine Hindernisse in den Weg gelegt, den Glauben zu leben (danke Religionsfreiheit, anders als in anderen Ländern). Meinst du das so? Wenn du das so siehst, wie ich dich gerade interpretiere, dann hast du vollkommen recht, dann gibt es ja kein Problem.

Ich versuche es daher nochmal zu erklären, was ich mit "schwierig" meine. Und gleich vorne weg: das ist alles in unseren Kontext gesprochen; also ich meine im Kontext einer westlichen, pluralistischen Gesellschaft und Kultur. Ich zitiere hier auch nochmal, was ich weiter oben schon als Antwort an Lombard3 geschrieben habe:

Veröffentlicht von: @dasboeh

Mit "authentisch" meine ich einfach eine bestimmte innere Einstellung, einen inneren Wunsch, dass Handeln und Sprechen mit dem eigenen Denken und der inneren Motivation dazu übereinstimmt.

Als Gegenprobe: "nicht-authentisch" wäre dann, (1) Dinge zu machen oder zu sagen, zu denen ich keine innere Überzeugung habe oder (2) den inneren Wunsch zu haben, etwas zu tun oder zu sagen, und diesem nicht nachzugehen, also nicht in die Tat umzusetzen.

Schwierig ist also nicht, ob ich meinen Glauben leben kann oder nicht. Ob ich über meinen Glauben mit anderen reden darf, ob ich mich mit anderen z.B. zu einem Gottesdienst versammeln darf, etc. Schwierig ist das authentische Leben im zitierten Sinne, weil Glaube durch die vorgegebenen, strukturellen Verstehensbedingungen unserer Zeit immer angefochten und brüchig ist.
Und ich erlebe das schon in meinem eigenen Leben und auch wenn ich mich mit Freunden, Bekannten usw. darüber unterhalte, dass dieses "Auseinanderklaffen" für viele ein Problem ist und sich dadurch so Dinge manifestieren können wie völlig abgeschottete (fundamentalistische) Positionen, oder aber etwas gegenteiliges völlig belangloses. Und mir (bzw. Taylor) geht es darum zu fragen, was sind die Bedingungen dafür und wie können wir verhindern, nicht auf der einen wie der anderen Seite vom Pferd zu fallen. Zumindest halte ich das persönlich für eine legitime und wichtige Frage unserer Zeit.

dasboeh antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 23291

Vielleicht etwas übertrieben?

Veröffentlicht von: @dasboeh

Schwierig ist also nicht, ob ich meinen Glauben leben kann oder nicht. Ob ich über meinen Glauben mit anderen reden darf, ob ich mich mit anderen z.B. zu einem Gottesdienst versammeln darf, etc. Schwierig ist das authentische Leben im zitierten Sinne, weil Glaube durch die vorgegebenen, strukturellen Verstehensbedingungen unserer Zeit immer angefochten und brüchig ist.

Na ja, wenn du DAS für "Anfechtungen" hälst, nur weil du vor anderen Leuten hier und da mal deinen Glauben erklären musst... was sollen dann die ersten Christen nach Jesus (Von denen ja die Bibel ausführlich berichtet) oder Christen in anderen Ländern, in denen sie verfolgt werden sagen?

Du sagst zwar, du willst das jetzt nur auf den hiesigen Kulturraum beziehen... aber ohne Vergleiche bringt das nichts, also die Frage: Wie sähe das denn optimalerweise aus?

Wäre es besser, du würdest nur unter Christen leben, die deine Ansichten teilen?
Die Möglichkeit gibt es ja, man kann irgendwo mit Gleichgesinnten zusammenziehen und sich so weit wie möglich isolieren. Auch diese Freiheit gibt es hier.

Ich frage mich also, ob deine Probleme nicht doch ein wenig übertrieben sind...

lucan-7 antworten
dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15
Veröffentlicht von: @lucan-7

Ich frage mich also, ob deine Probleme nicht doch ein wenig übertrieben sind...

Du darfst das sehr gerne als übertrieben sehen. 😊

dasboeh antworten
Herbstrose
(@herbstrose)
Beigetreten : Vor 9 Jahren

Beiträge : 14194

Anfechtung

Schwierig ist das authentische Leben im zitierten Sinne, weil Glaube durch die vorgegebenen, strukturellen Verstehensbedingungen unserer Zeit immer angefochten und brüchig ist.

Unser Glaube wird vor allem dann angefochten, wenn Neid im Spiel ist. Beispielsweise, wenn wir sehen, dass es dem ungläubigen Nachbarn anscheinend gut geht und ihm alles zufliegt, während wir jeden Pfennig dreimal umdrehen müssen und das lang ersehnte Kind stirbt. Psalm 73 singt da ein Lied von.

Unser Glaube wird auch dann angefochten, wenn man in einem sozialistischen Land lebt. Klein Herbstie hätte alles haben können: Abi, erfolgreiches Mathe- oder Sprachstudium. Sie hätte nur Jufendweihe machen müssen, in die FDJ eintreten und anschließend in die SED.

herbstrose antworten
dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15
Veröffentlicht von: @herbstrose

Unser Glaube wird auch dann angefochten, wenn man in einem sozialistischen Land lebt. Klein Herbstie hätte alles haben können: Abi, erfolgreiches Mathe- oder Sprachstudium. Sie hätte nur Jufendweihe machen müssen, in die FDJ eintreten und anschließend in die SED.

Vielen Dank für deinen persönlichen Einblick. Ich kann mir vorstellen, dass diese Art äußerlicher Zwänge und Verbote extrem belasten sind.

dasboeh antworten
Herbstrose
(@herbstrose)
Beigetreten : Vor 9 Jahren

Beiträge : 14194

"Extrem" ist die Untertreibung des Jahrhunderts. 😀

herbstrose antworten
Ungehorsam
(@ungehorsam)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 3336

Unser Glaube wird auch dann angefochten, wenn man in einem sozialistischen Land lebt. Klein Herbstie hätte alles haben können: Abi, erfolgreiches Mathe- oder Sprachstudium. Sie hätte nur Jufendweihe machen müssen, in die FDJ eintreten und anschließend in die SED.

Ich hatte mir seit gestern überlegt, ob ich dazu etwas schreibe. Jetzt warst du die Erste.
Dann möchte ich noch ein bißchen ergänzen. Die Lehrer setzten alles daran, den Glauben der jungen Christen unter ihren Schülern in Mißkredit zu bringen. Entweder zogen sie ihn ins Lächerliche oder betonten die Schattenseiten in der Geschichte (Stichwort Kreuzzüge). Kurz und gut: wir hatten keinen leichten Stand. Da war es umso wichtiger, in der Gemeinde und in der Familie einen starken Rückhalt zu haben. Die jungen Männer kamen auch noch in große Nöte, wenn es um den Wehrdienst ging, denn in der DDR gab es keinen Zivildienst. Dank der energischen Fürsprache meiner Eltern blieb mir schon der Wehrkunde-Unterricht in Klasse 9 und 10 erspart. Auch während der Berufsausbildung gab es Wehrkunde. Daran mußte ich nun teilnehmen, aber immerhin blieb mir das Schießen erspart.
Aber wir fühlten uns auch als eingeschworene Gemeinschaft, und das gibt es heute nicht mehr.

Zur Anfechtung kann beides führen: Glaubensfeindliches Klima wie in der DDR, aber auch faktische Religionsfreiheit, wie wir sie jetzt erleben dürfen, denn es bieten sich unzählige Alternativen.

ungehorsam antworten
Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 24559

Schwierig ist das authentische Leben im zitierten Sinne, weil Glaube durch die vorgegebenen, strukturellen Verstehensbedingungen unserer Zeit immer angefochten und brüchig ist.

Warum? Ich habe diesen Eindruck nicht.

Und ich erlebe das schon in meinem eigenen Leben und auch wenn ich mich mit Freunden, Bekannten usw. darüber unterhalte, dass dieses "Auseinanderklaffen" für viele ein Problem ist und sich dadurch so Dinge manifestieren können wie völlig abgeschottete (fundamentalistische) Positionen, oder aber etwas gegenteiliges völlig belangloses. Und mir (bzw. Taylor) geht es darum zu fragen, was sind die Bedingungen dafür und wie können wir verhindern, nicht auf der einen wie der anderen Seite vom Pferd zu fallen.

Es geht euch also darum, wie Du mit deinen Freunden und Bekannten redest?

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dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15

Schade. Ich glaube hier liegt nur noch Missverstehen vor. Wir sollten hier abbrechen. Danke dir trotzdem für deine Anregungen. 😊

dasboeh antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 23291
Veröffentlicht von: @dasboeh

Schade. Ich glaube hier liegt nur noch Missverstehen vor. Wir sollten hier abbrechen.

Sorry, wenn ich mich hier einmische... aber sind Missverständnisse nicht eher ein Grund, die Sache aufzuklären, statt einfach abzubrechen...?

lucan-7 antworten
dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15
Veröffentlicht von: @lucan-7

Sorry, wenn ich mich hier einmische... aber sind Missverständnisse nicht eher ein Grund, die Sache aufzuklären, statt einfach abzubrechen...?

Korrekt. Ich habe ja bemüht, das Missverständnis aufzuklären. Aber in dieser Form, des rein textlichen Austausches komme ich dann auch zeitlich einfach an meine Grenzen. 😊 Ist wirklich nicht böse gemeint. 😉

dasboeh antworten
Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 24559

Schade. Ich glaube hier liegt nur noch Missverstehen vor.

Das kann ich nicht einmal beurteilen, da ich nicht nachvollziehen kann was eigentlich dein Anliegen ist.. :-/

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maggie.x
Beiträge : 1687

Danke für deinen Hinweis. Ein interessantes Projekt. Ich habe bei wiki die Zusammenfassung von "ein säkulares Zeitalter" gelesen. ... Auch deine Website gefällt mir - beim ersten Quer-Drüber-Lesen.

Ich bin Freundin von gemeinsamem Lesen; bin aber selbst mitten in gemeinsamer Lektüre (Timothy Snyder; ziemlich schlicht, aber nicht schlecht 😊 )

jeddie-x antworten
3 Antworten
dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15
Veröffentlicht von: @jeddie-x

Danke für deinen Hinweis. Ein interessantes Projekt. Ich habe bei wiki die Zusammenfassung von "ein säkulares Zeitalter" gelesen. ... Auch deine Website gefällt mir - beim ersten Quer-Drüber-Lesen.

Vielen Dank. Das freut mich!

Veröffentlicht von: @jeddie-x

Ich bin Freundin von gemeinsamem Lesen; bin aber selbst mitten in gemeinsamer Lektüre (Timothy Snyder; ziemlich schlicht, aber nicht schlecht 😊 )

Wir wollen die Leserunden auch aufzeichnen, dann kann man das ganze auch nachschauen. 😊

dasboeh antworten
maggie.x
(@jeddie-x)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 1687
Veröffentlicht von: @dasboeh

Wir wollen die Leserunden auch aufzeichnen, dann kann man das ganze auch nachschauen. 😊

Eine gute Idee, aber auch das braucht dieselbe Zeit - auch wenn man sich die dann selbst einteilen kann. Ich will als nächstes Václav Havel und Viktor Klemperer mit meinem Mann lesen. Und als Lesegruppe für mehr Leurte anbieten das erste Buch von Assaf Zeevi.

jeddie-x antworten
dasboeh
(@dasboeh)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 15

Ui, das klingt auch sehr spannend!

dasboeh antworten


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