Zu viel Gesang im kirchlichen/christlichen Umfeld - wem geht es noch so?
Hallo zusammen,
und zwar fällt mir immer mehr auf, dass mich bei christlichen Veranstaltungen, Gottesdiensten, usw. zunehmend die starke Fixierung auf den gemeinsamen Gesang stört. Ich singe überhaupt nicht gerne & finde es schade, dass das einen so großen Teil des Gottesdienstes o.Ä. einnimmt.
Nicht, dass ich Musik an sich nicht mag, ganz im Gegenteil, aber oftmals denke ich mir, es würde eine leise klassische Musik, z.B. Klaviermusik im Gottesdienst als Hintergrundmusik vollkommen ausreichen - verbunden mit beispielsweise mehr Impulsen aus der Bibel, mehr Meditation, mehr gemeinsamer Austausch...
Ganz habe ich den Besuch von kirchlichen Veranstaltungen noch nicht aufgegeben, aber ich spüre mehr & mehr, dass mir das mehr Kraft zieht als gibt; ich finde es für mein Glaubensleben umso viel schöner & bereichernder, mich in eine leere Kirche zu setzen, dort die Stille zu genießen oder draußen zu meditieren.
Bitte diesen Thread nicht als Angriff sehen, an alle die, die gerne singen, für diejenigen freut mich das 🙂
Mich würde mal interessieren, wie ihr zu diesem Thema steht.
Viele Grüße
@coffeeandbible Das gemeinsame singen ist eine Folge der Reformation. Luther hat gesehen, die Leute singen Lieder und auf diese Lieder einen frommen Text gemacht. Ich gehe inzwischen wenig in den Gottesdienst, da ich nicht mehr so gerne singe. Früher gab mir das Singen ein Gemeinschafsgefühl und im Religionsunterricht habe ich gelernt Gottesdienstlieder sind gesungene Gebete. Daher der Gesang und ich höre immer wieder, wenn es neue Lieder gibt, die Gemeinde hätte zu wenig gesungen.
Ich kenne Leute, die singen im Gottesdienst nicht mit, hören nur zu. Ein Bibelgesprächskreis wäre vielleicht etwas für dich. Die Liebenzeller Gemeinschaft bietet so etwas bei uns an. Da wird zwar auch gesungen, aber der Großteil dieser Stunde ist gemeinsames Bibellesen und ein Gespräch über das was man gelesen hat.
@coffeeandbible In vielen Gottesdiensten sind leider Kirchenlieder die einzigen geistlich aufbauenden Elemente. Wenn Du nicht singen magst, dann sing einfach nicht mit und freu Dich an dem Text. Grade wenn es alte Kirchenlieder sind, bekommst Du da theologisch gegründete Lehre mit, die Du möglicherweise in der Predigt vermisst hast.
@coffeeandbible Interessant, eine solche Sichtweise ist mir neu. Mir geht es wenn, dann eher umgekehrt. Aber natürlich spielt auch die Qualität eine Rolle, ich mag auch nicht jede Lobpreismusik. Sowas kann z.B. einfach zu laut sein. Dann könnte ich schon verstehen, wenn es nervt.
@coffeeandbible Für mich ist das Singen ein wesentlicher und wichtiger Teil des Gottesdienstes. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, was gesungen wird, sondern über wen oder zu wem wir singen. Würde im Gottesdienst jetzt "Layla" oder irgend ein anderer Schmu gesungen werden würde ich wahrscheinlich dem Gottesdienst fernbleiben, aber das ist Gottseidank nicht der Fall. Stattdessen singen wir über Gottes Größe, wir singen Ihm zu und wir erheben ihn mit unserer Stimme.
Vom Kirchenvater Augustinus soll der Satz stammen "Wer singt, betet zweimal". Und das stimmt auch, viele unserer Lieder, die wir singen, sind ein Gebet. Manche ein Gebet des Dankes, manche ein Gebet des Bittens. Es gibt auch klagende Lieder. Und man sollte beachten, dass auch die Psalmen alles Lieder waren, deren Melodie leider vergessen wurde.
That all being said: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass in manchem Gottesdienst, wo englische Lieder gesungen werden, dann keine Freude am Gesang empfinde wenn die Englisch-Sprachkenntnisse des Sängers denen eines ehemaligen Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten gleichen. Yikes.
Veröffentlicht von: @mr-kStattdessen singen wir über Gottes Größe, wir singen Ihm zu und wir erheben ihn mit unserer Stimme.
Das mit den Texten habe ich mir so noch nicht überlegt, ich werde einmal bewusster darauf achten. Ich habe ebenfalls häufig versucht, mir bewusst zu machen, dass das Singen an sich ja einen guten Grundgedanken hat, Gott dadurch gepriesen & groß gemacht wird...
Aber dennoch habe ich meine Schwierigkeiten mit der Omnipräsenz des gemeinsamen Singens in der Kirche, kann nichts damit anfangen, finde es langweilig & lästig. Da ist mir z.B. der katholische Rosenkranz in seiner Grundform noch sympathischer (na okay, da wird ja zeitweise auch gesungen, wenn auch nicht ganz so viel 🤣 )
Vielleicht hinkt der Vergleich etwas, aber wie ein Mensch, der grundsätzlich nicht gerne liest, nichts damit anfangen kann, ganz egal, wie gut die Inhalte auch sein mögen...
Dass das ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt, finde ich tatsächlich auch nicht, liegt aber größtenteils daran, dass ich eher das Gefühl habe, es wird im Gottesdienst zwar geträllert, was das Zeug hält, aber nach dem Gottesdienst gehen viele doch einsam wieder ihrer Wege (vielleicht war ich bisher aber auch nur in den falschen christlichen Kreisen unterwegs.)