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Selektives Bibellesen - Kommentar von Blackhole.

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Blackhole
Themenstarter
Beiträge : 1112

Ich bin leider nurnoch selten hier, regelmäßige Teilnahme ist bei mir zeitlich nicht mehr drin, deswegen fasse ich meine Gedanken hier knapp zusammen.

Hier hat jemand durchaus den Finger in die Wunde gelegt und durchaus wahres gesagt.
Leider hat sich derjenige im Tonfall dann doch vergriffen, so daß er ermahnt werden musste, und ist dann wieder abgehauen. Schade!

Wir müssen alle so ehrlich sein, zuzugeben, daß niemand die Bibel liest, ohne eine gewisse Interpretation hineinzulegen.
Es geht auch nicht anderst. Denn wenn wir z.B. alle Vorschriften im Buch Levitikus buchstabengetreu befolgen, haben wir den Tierschutz, das Ordnungsamt, das Gesundheitsamt und die Staatsanwaltschaft am Hals.

Wir sind also gezwungen, eine Auswahl zu treffen, was wirklich wichtig ist.
Das Entscheidende daran ist jedoch, daß wir diese Auswahl begründen. Nur dann sind wir dabei redlich.
Warum halten wir uns an die 10 Gebote, nicht aber an die Opfervorschriften?

In sehr konservativen Kreisen ist es heutzutage Mode, sich am Thema Homosexualität festzubeißen und so zu tun, als ob mindestens die halbe Bibel aus einem Satz im Buch Levitikus bestünde.
Hier auf Jesus.de gab es vor so ca. 15 Jahren auch eine Phase, da drehte sich gefühlt jeder zweite Thread um dieses eine Thema.
Und vergangenes Jahr war ich erschüttert, als sich eine Transfrau hier gemeldet hat: Nach sehr schlimmen Erfahrungen in irgendeiner sehr sektiererischen evangelikalen Gemeinschaft ist sie glühend atheistisch mit einem riesigen Hass aufs Christentum. Das Gemeindeleben soll in weiten Teilen daraus bestanden haben, den Leuten einzubläuen: Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde, Homosexualität ist Sünde....
Es soll sogar zu einem Suizid gekommen sein.

Nun, das was heute Homosexuelle abbekommen, galt früher unverheirateten Müttern.

Die Fürsten und Diktatoren konnten mit ihren Untertanen machen was sie wollten. Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts waren Kirchenautoritäten mucksmäuschenstill, als, eine übelkeitserregende Szene, Massenmörder Francisco Franco Bahamonde einem Bischof den Bischofshut aufsetzte.
ABER WEHE EINE FRAU WAR UNVERHEIRATET SCHWANGER!!!!

Letzteres war über Generationen die schlimmste Sünde überhaupt.
Krieg, Massenmord, Sklaverei, Betrug: Alles Lappalien dagegen.

Die Angst, wegen einem möglichen Sexualkontakt ins Dorfgeschwätz zu kommen, prägte noch meine gerade erst verwitwete Großmutter väterlicherseits in den 1990ern.
Und daß ihre Ehe nicht glücklich gewesen war, muss eigentlich im Dorf auch bekannt gewesen sein.

Diejenigen die behaupten, besonderst treu und wörtlich an der Bibel zu hängen und nichts auszulegen, sind mit Vorliebe gerade bei Sexualgeschichten gelandet und haben damit unendliches Leid verursacht.

Willy Brandt wurde ja auch nicht in der Gemeindekirche getauft, weil unehelich. Und er hat sich sein Leben lang für seine uneheliche Herkunft geschämt.
Die selben Kirchenautoritäten die nur wenig später Jugendliche auf die grässlichsten Schlachtfelder schickten oder es guthießen daß sie dorthin geschickt wurden, trichterten ihm einen Schuldkomplex ein, weil seine Erzeuger keinen Trauschein hatten.

Aber wo in der Bibel steht, daß Sex ohne Trauschein die allerschlimmste Sünde wäre?
Ist es wirklich Bibel, oder ist es nicht eher Augustinus, mit seiner wahnsinnigen Angst vor allem Erotischen?

So, muss an dieser Stelle abbrechen und noch was anderes tun.

Antwort
415 Antworten
neubaugoere
Beiträge : 15290

Es geht dir doch gar nicht um die Bibel/die Schrift, deren Auslegung oder um selektives Bibellesen allgemein.

neubaugoere antworten
1 Antwort
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2623

Sondern? Klingt so unvollständig.

lg Tatokala

tatokala antworten


B'Elanna
Beiträge : 1728

Hallo, BlachHole,

ohne alles gelesen zu haben eine kurze Nachfrage zu Deiner Intention für diesen Thread:
Möchtest du mit uns jetzt selektives Bibellesen diskutieren oder die fehlgeleitete Sexualmoral der Christenheit im Allgemeinen und im Besonderen?

belanna antworten
Miss.Piggy
Beiträge : 1940
Veröffentlicht von: @blackhole

Nun, das was heute Homosexuelle abbekommen, galt früher unverheirateten Müttern.

Das stimmt schon allein deshalb nicht, weil konservative Christen heute eine Minderheit darstellen und Menschen, die ihre Homosexualität in einer Partnerschaft oder anderweitig frei ausleben wollen, nicht gezwungen sind, sich in diesen Kreisen aufzuhalten.

Abgesehen davon herrscht unter konservativen Christen nicht die einhellige Meinung, dass sexuelle Sünden die allerschlimmsten Sünden sind und dass man "sexuelle Sünder" deswegen ganz besonders schikanieren muss. Also ich erlebe das jedenfalls nicht so.

Ganz im Gegenteil werden mittlerweile auch Seminare zu Pornografie oder sexuellem Missbrauch angeboten, weil man sich bewusst ist, dass Probleme mit der Sexualität durchaus auch in den eigenen Reihen thematisiert werden müssen.

Und falls du dich tatsächlich für plausible Begründungen für die konservative Sichtweise interessieren solltest – da gibt es durchaus interessante Denkanstöße. Ich nenne nur mal zwei Autoren, weil die auch auf deutsch verfügbar sind:

Ed Shaw hat ein Buch über das "Plausibilitätsproblem" geschrieben:
https://www.jesus.de/medien/buechertipps/ed-shaw-vertrautheit-wagen/

Sam Allberry, ebenfalls selbst "betroffen", vertritt eine konservative Sicht und begründet diese auch:
https://offen.bar/fuenf-dinge-fuer-den-umgang-mit-unserer-sexualitaet/
https://www.scm-shop.de/person/allberry-sam.html

miss-piggy antworten


Deborah71
Beiträge : 22983

..auf den du dich beziehst. Dieser hier

Der Thread mit dem Titel 'Selektives Bibellesen' ist ein anderer, dieser hinter diesem link nämlich: https://community.jesus.de/forum/ansicht/thread/thema/selektives-bibellesen.html

Einfach mal anmerk.... *Senftube wieder zuschraub*

deborah71 antworten
Lachmöwe
Beiträge : 1527

Dieser Thread ist wohl ein: Merk-auf-post!
... Danke, Blackhole.

Was mir so einfällt, so generell zum Thema: Es hat viel mit Einsicht zu tun. Und Einsicht (wie Erkenntnis) lässt sich gewinnen, aber nicht erzeugen. Es ist und bleibt auf Erden ein Prozess. Was wir dabei gewonnen haben - das ist es wohl, dass wir aus dem Leben mitnehmen...

seidenlaubenvogel antworten


andreas
Beiträge : 1806

Selektive Ethik
Ich habe mal der Sache eine neue Überschrift gegeben.

Ich finde es immer noch sehr sehr verengt, wenn man die Bibel hauptsächlich als Regelwerk zum Befolgen liest, selbst wenn es innerhalb der Ethik eine große Vielfalt gibt.

Aber auch die Frage, warum wir mit bestimmten Regeln unterschiedlich umgehen, verlangt offenbar nach einem Austausch.

Hier finde ich die Frage nach Opfervorschriften recht leicht zu beantworten: Mit dem Opfer Jesu sind sie beendet.

Aber was haben unsere Umgangssweisen mit sexual- und sozialethischen Fragen für Gemeinsamkeiten und Unterschiede?

Gehen wir als Arbeitshypothese davon aus, dass jede Art von Sex außerhalb der heterosexuellen monogamen Ehe in der Bibel genauso als Sünde gesehen wird wie die Ausbeutung der Armen zur eigenen Bereicherung. Auch wenn es für letzteres ungefähr 10x so viele Bibelstellen gibt, habe ich doch noch nie - aber bitte berichtigt mich - von einer Diskussion gelesen, ob ein Manager von Nestlé, Kik oder Heckler&Koch in der Kirchengemeinde mitarbeiten darf. (Ich habe jetzt bewusst den Manager als Beispiel gewählt, weil in der unteren Ebene es ganz andere Zwänge und Entschuldbarkeiten gibt.)

Ich habe allerdings die Diskussion über Unvereinbarkeiten sowohl mit "praktizierter Homosexualität" als auch mit Mitgliedschaft in rechtspopulistischen Parteien gelesen.

(Bei allen diesen Beispielen setze ich voraus, dass die Personen selbst sich in dieser je konkreten Hinsicht nicht als Sünder sehen.)

Es gibt also offenbar - bei gleicher Sündenlehre - unterschiedliche Konsequenzen, was Zugehörigkeit zum Mitarbeiterkreis einer Gemeinde angeht.

Woran liegt das?
Ich vermute , dass Gemeinden sich durch die einen konstatierten Sünden mehr in ihrer Identität in Frage gestellt sehen als durch die andere.

Ich beziehe mich hier ganz grob auf den Artikel "A tale of two Mars Hills", in dem die Frage gestellt wird, warum die Evangelikale Szene Mark Driscoll noch als einen der Ihren sieht, Rob Bell aber nicht. Die These des Artikels ist: "Identity Theology": Der eine stellte die Identität der Bewegung in Frage, der andere nicht.

In unserem Fall sieht man die Gemeindeidentität eher durch solche Sünden gefährdet, die mehr oder weniger bewusst als Teil der Identität der Person gesehen werden: Die unverheiratete Mutter, der schwule Mann, der Rechtspopulist etc. werden auch durchgehend als solche gesehen und nicht nur, während sie gerade Sex haben oder gegen Flüchtlinge hetzen. Der Nestlé-Manager ist hingegen in erster Linie der Nachbar, Bruder, Familienvater, Spender, der halt daneben auch sein Geld damit verdient, Menschen ihr Grundwasser wegzunehmen, was will man machen?

(Das heißt natürlich, dass die ganze Behauptung, man würde "den Sünder lieben, die Sünde hassen", streng genommen gelogen ist.)

Gibt es eine Möglichkeit, da rauszukommen?

Die nächstliegende Möglichkeit wäre, bei jeder Sache noch mal ihr Sünde-Sein zu hinterfragen. Gerade auf dem Gebiet der Sexualethik ist da ja gerade viel in Bewegung in der christlichen Landschaft.
Wie gut die Gründe da sind, ist in vielen eigenen Threads diskutiert worden.

Aber letztlich ist das Problem der Ungleichbehandlung von Sünden ja nicht gelöst, wenn man etwas nicht mehr als Sünde bewertet. Die konkrete Sache ist dann einfach nicht mehr Teil des Problems, das aber weiterhin besteht.
Spannender ist: Ist es erstrebenswert, zwei Dinge als Sünde zu sehen und gleich zu behandeln, und wenn ja, wie geht das?

Und ich glaube, ja, es ist erstrebenswert. Und es geht nur unter drei Bedingungen:
1. Entwicklung einer Sündenlehre, die weit über Ethik hinausgeht und Sünde in erster Linie als den Zustand sieht, in dem wir von Gott getrennt sind, für den Jesus starb und von dem wir im Glauben an Jesus befreit sind - unabhängig davon, ob wir in ethischen Fragen übereinstimmen.
2. Transparenz über die ethischen Linien und Werte der Gemeinde vor Ort und Regelung, dass zumindest im verkündigungsnahen Bereich nur mitarbeiten kann, wer diese Linien nach außen vertritt.
3. Ein Gemeindeverständnis, das Zugehörigkeit nicht mit Mitarbeit verwechselt.

andreas-wendt antworten
36 Antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22983

Wolltest du das in dem von dir eröffneten Thread posten oder echt hier?

deborah71 antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806

Hier 😊
In diesem so wie dem Vorgängerhtread geht es darum, das bestimmte ethische Linien zu ungunsten anderer selektives Lesen seien.
In meinem ist der Horizont noch etwas weiter, nämlich dahingehend, dass das Bibellesen unter ethischer Fragestellung an sich schon sehr selektiv ist.

andreas-wendt antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2623
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

habe ich doch noch nie - aber bitte berichtigt mich - von einer Diskussion gelesen, ob ein Manager von Nestlé, Kik oder Heckler&Koch in der Kirchengemeinde mitarbeiten darf

Interessante Idee!
Problem ist, daß man das je nach Bedarf interpretieren kann: ein Manager wäre z.B. kein böser Ausbeuter, sondern jemand, der seinen Betrieb unterstützt darin, als Arbeitgeber viele, viele Arbeitsplätze zu schaffen. Insofern wirkt er mit an einer besseren Welt und an Gottes Reich. Usw. usw. 😈

tatokala antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806

Die Interpretation gibt es selbstverständlich.
Aber offenbar fällt es bei dem einen leichter, so eine Rechnung aufzumachen, als bei dem andern.

andreas-wendt antworten
joe390
 joe390
(@joe390)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 466
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Auch wenn es für letzteres ungefähr 10x so viele Bibelstellen gibt, habe ich doch noch nie - aber bitte berichtigt mich - von einer Diskussion gelesen, ob ein Manager von Nestlé, Kik oder Heckler&Koch in der Kirchengemeinde mitarbeiten darf.

Das würde ich nicht so stehen lassen.

1. Es fängt damit an, dass man als Christ, der wirklich von Herzen Jesus nachfolgen und sich in sein Reich investieren möchte, kaum als Manager eines Rüstungskonzerns tätig sein wird (an dieser Stelle lasse ich mich nun ggf. korrigieren). Und wenn doch, denke ich sehr wohl, dass das Thema in der Gemeinde wäre. Zumindest in meiner Gemeinde wäre es Thema, denn ich würde es thematisieren. Und viele andere Gemeinden, die ich kenne, würden es sicher ebenfalls. Allerdings wäre die Frage, ob es dann auch nur halb so viel öffentliche Aufmerksamkeit erfahren würde, wie wenn sich eine Gemeinde gegen praktizierte Homosexualität ausspricht.

2. Ich denke an einen Vortrag der (nach eigenem Bekunden christlichen) Cheffin eines Spirituosenherstellers auf einer christlichen Konferenz. Das fand ich in der Tat befremdlich. Ich glaube, das Thema wurde durchaus mal in einem Interview angesprochen, dann verlief sich das wieder, allerdings war das dann eben auch einfach zeitlich erledigt. Wäre sie Mitarbeiterin in meiner Gemeinde, oder auch einfach nur Gemeindeglied, hätte ich ihr sicher mal ins Gewissen geredet, und viele meiner Freunde, die in Gemeindeleitungen ehrenamtlich aktiv sind, schätze ich genauso ein.

3. Bei den anderen von dir genannten Konzernen (Nestle & Co.) wird es in der Tat schwieriger. Eigentlich immer dann, wenn Unrecht um mehrere Ecken herum geschieht. Es wird halt schwer greifbar. Allerdings greifst du bewusst den Manager heraus und entschuldigst den einfachen Mitarbeiter. Fair ist das nicht. Auch einfach Mitarbeiter können den Job wechseln. Wenn man hingegen den einfachen Mitarbeiter entschuldigt, muss man auch dem Manager zugestehen, dass er als Christ versucht, sein Unternehmen auf gute Weise zu prägen, seinen Mitarbeitern ein faires Arbeitsumfeld zu schaffen und mit Geschäftspartnern, Kunden und Lieferanten aufrichtig umzugehen.

Nachtrag vom 15.02.2022 2046
Sehr schönes Beispiel übrigens, wie man auch im Einzelnhandel, wo ja auch zwischen den großen Kozernen und Ketten beinharte Konkurrenz herrscht, als Christ sein Umfeld als Manager und Geschöftsführer prägen kann: https://www.faktor-c.org/magazin/online-magazin/der-sonntag-gehoert-der-familie-und-der-kirche/

joe390 antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806

Danke für die Rückmeldung.

Veröffentlicht von: @joe390

Und wenn doch, denke ich sehr wohl, dass das Thema in der Gemeinde wäre.

Das heißt, dafür, dass ich von keiner solchen Diskussion gelesen habe, hast Du auch kein Gegenbeispiel, sondern wir beide sind auf der Ebene des Hypothetischen.

Veröffentlicht von: @joe390

Es fängt damit an, dass man als Christ, der wirklich von Herzen Jesus nachfolgen und sich in sein Reich investieren möchte, kaum als Manager eines Rüstungskonzerns tätig sein wird

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man in einer gefallenen Welt Waffen zur Verteidigung gegen Angriffe und damit zur Friedenssicherung für notwendig hält. Auch wenn ich dem Argument nicht ganz folgen mag, würde ich denen, die es so sehen, nicht ihre ehrlichen, ja christlichen Absichten absprechen.
Und ich frage mich gerade selbstkritisch, warum ich mit Wehrdienst an der Waffe kein theologisches Problem habe, mit der Herstellung derselben aber schon.

Veröffentlicht von: @joe390

Cheffin eines Spirituosenherstellers auf einer christlichen Konferenz. Das fand ich in der Tat befremdlich. Ich glaube, das Thema wurde durchaus mal in einem Interview angesprochen, dann verlief sich das wieder, allerdings war das dann eben auch einfach zeitlich erledigt.

In dem Zusammenhang fällt mir ein Gesprächsabend ein, den wir als Studenten mit Modedesigner hatten, der Christ war. Nachdem vieles geplänkelt war und keine Konflikte mit dem Glauben auftauchten, ich aber immer mehr an die jungen Mädchen denken musste, die sich von jeweils neuester Mode in ihrem Wohlbefinden und Selbstwertgefühl abhängig machen, wollte ich dann doch mal nach solchen Konflikten nachhaken. Ob es dafür hilfreich war, ihn mit einem Drogendealer zu vergleichen, würde ich heute wohl anders bewerten. (Wenn Du das liest: Tut mir echt Leid.)

Veröffentlicht von: @joe390

Es wird halt schwer greifbar. Allerdings greifst du bewusst den Manager heraus und entschuldigst den einfachen Mitarbeiter. Fair ist das nicht.

Mir ist schon klar, dass da eher ein gradueller als ein kategorialer Unterschied ist.

Veröffentlicht von: @joe390

dass er als Christ versucht, ... mit Geschäftspartnern, Kunden und Lieferanten aufrichtig umzugehen

Da hätte ich an die Kultur dieses Unternehmens fast mehr Anfragen als an den Waffenhersteller.

Aber nochmals Danke: Deine Rückmeldungen geben mir zu denken.

andreas-wendt antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3627

Interessante Ausführungen, danke dafür!

Hab mir jetzt mal den verlinkten Artikel durchgelesen. In dem taucht ein Begriff auf, den Du nicht weiter verfolgt hast: tribe. Also Stamm.

Das ist ein wenig schärfer als Deine Übersetzung "Bewegung" oder "Gemeindeidentität".

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Der eine stellte die Identität der Bewegung in Frage, der andere nicht.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

In unserem Fall sieht man die Gemeindeidentität eher durch solche Sünden gefährdet (...)

Ich weiß nicht, ob Du Dir der euphemistischen Tendenz so einer sprachlichen Verschiebung bewußt bist? Oder bin eher ich dadurch, dass ich mich gerade mit der "christlichen Rechten" in den USA beschäftige, allzu hellhörig und sehe überall böse Schatten? Bin mir grad nicht sicher. Jedenfalls würde ich unter Gemeindeidentität nochmal etwas anderes verstehen als üblicherweise mit "identity" gemeint ist (in der us-amerikanischen Diskussion).

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Gibt es eine Möglichkeit, da rauszukommen?

Will man das denn überhaupt? Wer will das - und wozu? In dem verlinkten Artikel wird m.A.n. en passant ein ganz entscheidender Punkt erwähnt: dass das evangelikale Christentum schon eine allzu breite und vielfältige Angelegenheit sei, als dass da noch dieses Identitätsgefühl erzeugt werden könne, weswegen sich dann eben diese Unter-Gruppen bilden, welche noch die Tribe-Funktion bieten.

Nenne es confirmation bias, aber für mich wird an dieser Analyse (wieder mal) deutlich, was der eigentliche Sinn und Zweck der Religion für die Menschen ist: In- und Outgroups zu definieren um sich auf diese Weise selbst definieren und die Synnergieeffekte von Gruppen nutzen zu können: nicht das Theologische ist zentral, auch wenn das stets behauptet wird, sondern das Politische.

Warum sollte man also "da rauskommen" wollen? Nur, um eine konsistentere Definition für "Sünde" zu bekommen?

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

es geht nur unter drei Bedingungen:
1. Entwicklung einer Sündenlehre, die weit über Ethik hinausgeht und Sünde in erster Linie als den Zustand sieht, in dem wir von Gott getrennt sind, für den Jesus starb und von dem wir im Glauben an Jesus befreit sind - unabhängig davon, ob wir in ethischen Fragen übereinstimmen.

Genau da liegt der Hase im Pfeffer begraben. Ich behaupte mal: so eine "Sündenlehre" ist/wäre irrelevant. Mit der kann man sich schön - und vor allem wichtig: konsequenzlos - akademisch beschäftigen, aber das ist dann mehr Ablenkung vom Wesentlichen, nämlich eben von der Ethik. Mit ihr wirst Du insbesondere das nicht bieten können, was die Leute dazu bringt, sich einer Gemeinde (oder sonstigen In-Group) anzuschließen: den tribalistischen Geborgenheits-Bonus.
Ironischwerweise ist Dein zweiter Punkt

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

2. Transparenz über die ethischen Linien und Werte der Gemeinde vor Ort und Regelung, dass zumindest im verkündigungsnahen Bereich nur mitarbeiten kann, wer diese Linien nach außen vertritt.

ein Beweis dafür, wie sehr das politische Primat in der Religion regiert. Erinnerst Du Dich an den anderen Diskussionszusammenhang, wo ich behauptete, dass das Theologische in der Religion in Relation zum Ethischen kaum relevant sei? Dein Punkt 2 illustriert diese Behauptung, auch wenn er erst an zweiter und nicht an erster Stelle Deiner Aufzählung steht.

Gruß,
the Jack

jack-black antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806
Veröffentlicht von: @jack-black

Ich weiß nicht, ob Du Dir der euphemistischen Tendenz so einer sprachlichen Verschiebung bewußt bist? Oder bin eher ich dadurch, dass ich mich gerade mit der "christlichen Rechten" in den USA beschäftige, allzu hellhörig und sehe überall böse Schatten?

Ich habe es vermutlich so internalisiert, die Formulierung der jeweiligen Innensicht zu verwenden, dass ich mir über die Frage, wie euphemistisch es klingt, zugegebenermaßen keine Gedanken gemacht habe.

Die Gedanken zum Verhältnis vom Politischen und Theologischen sind auf jeden Fall eine tiefere Beschäftigung wert. Mal meine ersten Assoziationen dazu:

Ich bin soziologisch ein großer Fan dessen, was ich von der "imagined communities"-Theorie verstanden habe. Und die gilt freilich auch für Religionsgemeinschaften.

Dass Religion die Bildung neuer Communities mit Innen- und Außengruppen zur Folge hat, ist natürlich unbestreitbar.
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es Religionen ohne dies nicht geben kann. Und das führt zu all dem, was Du als politisches Vorgehen wahrnimmst.

Religionsgeschichtlich haben sie allerdings fast immer ältere Communities abgelöst. (Juden und Griechen, arabische Tribes, Familienbande ...). Allein, um In- und Outgroups zu definieren, bedürfte es also des ganzen Überbaus nicht. Die gab es schon immer. Und es gibt sie auch in den Gesellschaften, die die Religion hinter sich lassen wollten.

Dass dies aber der Sinn und Zweck der jeweiligen Religion, Ideologie, Weltanschauung wäre, dass es zentral sei, kann ich zumindest dann nicht so sehen, wenn Du das als bewusstes und absichtliches Vorgehen verstehen solltest.

andreas-wendt antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3627
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Dass dies aber der Sinn und Zweck der jeweiligen Religion, Ideologie, Weltanschauung wäre, dass es zentral sei, kann ich zumindest dann nicht so sehen, wenn Du das als bewusstes und absichtliches Vorgehen verstehen solltest.

Nee, so verstehe ich es ja auch nicht. Ich frage ja nicht: Wozu Religionen? Sondern: Warum Religionen? Warum gibt's die? So, wie ich mich frage: Warum gibt's Haare auf der Haut? Oder, ob vom rein Biologischen weg in's Soziologische zu gehen: Warum gibt's Paarbindung (Liebe)? Warum gibt's Hierarchien? Und schließlich: Warum gibt's Ideologien? Für mich fallen ja sämtliche organisierte Religionen in die Kategorie der Ideologien.
Das Interessante ist dabei nicht das Zustandekommen von Ideologien: Da möchte halt jemand verschiedene Ideen miteinander kombinieren, systematisieren, organisieren. Also ein Modell über die Welt (oder das, was einem an der Welt wichtig erscheint) zu erarbeiten.
Viel interessanter ist: warum tendieren die Leute dazu, sich hinter solche Modelle zu scharen wie hinter einen Unteroffizier? Auch - und gerade auch - wenn sie das Modell nicht mal durchblicken/verstehen? Es muß da einen benefit geben, den sie nicht verlieren mögen. Und das ist - so meine Vermutung - eben diese tribalistische In-Group-Wohligkeit. Zu der gehört untrennbar, zu wissen, wer die Anderen, die Konkurrenten, ja die Feinde seien. Denn dass eine Welt begrenzter Ressourcen ein Platz ist, in welchem um diese Ressourcen gekämpft werden muß und somit Konkurrenten/Gegner/Feinde sicher zu erwarten seien - das fühlen die Leute. Deswegen - so meine Vermutung - hauen all die Globalisierungs-Versuche wie das Weltethos-Projekt eines Küng nicht hin: die Leute gehen felsenfest davon aus, dass es Feinde/Gegner/Andere gibt und sie haben das Bedürfnis, diese auch irgendwie lokalisieren, bzw. definieren zu können, schon allein, damit man weiß, von welcher Seite aus der nächste Angriff erwartet werden darf, d.h. in welche Richtung "zurückgeschossen" werden muß. Weswegen ja übrigens auch das Christentum nicht ohne den Teufel auskommt... 😉

Right or wrong - my country! <-- da kann man für country problemlos auch den jeweiligen weltanschaulichen Tribe einsetzen.

jack-black antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 5665

Mauerfall

Veröffentlicht von: @jack-black

die Leute gehen felsenfest davon aus, dass es Feinde/Gegner/Andere gibt und sie haben das Bedürfnis, diese auch irgendwie lokalisieren, bzw. definieren zu können,

Ein interessanter Gedanke.

Ich habe so etwa Anfang der 90-er Jahre die merkwürdige Erfahrung gemacht, dass im Gegensatz zu den ganzen Jahren vorher - wo ich fast so etwas wie ein Frauenarzt war, weil so gut wie nur Frauen in die3 Behandlung kamen - zunehmen Männer bei mir auftauchten, die weder vom Hausarzt noch einer Ehefrau geschickt wurden. Das hat sich dann so eingependelt, dass letztlich die Männer in geringer Überzahl waren.

Warum war das so? Ich glaube, weil 1989 die Eiserner Mauer fiel und damit die Projektionsfläche alles Bösen und Schlechten zusammengebrochen war. Damit waren dann die Leute auf sich selbst zurückgeworfen und merkten ganz diffus, dass ihr Leben ziemlich mies war, weil sie selbst irgendwo ihrer Verantwortung für sich nicht gerecht geworden waren und der Osten damit überhaupt nichts zu tun hatte.

queequeg antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3627

Interessante Beobachtung. Ich will da den von Dir vermuteten Zusammenhang jetzt nicht rundweg abstreiten - aber könnte es nicht noch andere Gründe gegeben haben? Die Akzeptanz des Gedankens, man könne auch als Mann zum Psychotherapeuten gehen, hatte ja womöglich auch etwas mit den sich damals ganz allgemein ändernden Rollenvorstellungen zu tun.
Ich meine mich zu erinnern, dass um die 80er herum jede Menge "Frauenliteratur" auf den Markt kam (als ich eben nochmal google, stelle ich fest, dass Marilyn Frenchs Bestseller "Frauen" im Original schon 1977 veröffentlicht wurde - ich hab den aber, von einer Frau sehr dringlich "empfohlen", erst in den frühen 1990ern gelesen...), in der es um Geschlechterrollen und, platt gesagt, die Unterdrückung von Frauen ging. Danach dann, als sozusagen sich das Narrativ verbreitet hatte, dass Männer allesamt chauvinistische Arschlöcher und komplett emotionsbefreit seien, gab es meines Erinnerns so eine Art literarisch-kultureller Gegendarstellungswelle. Beispielsweise mein Lieblingsbuch über die Geschlechterrollenfrage aus männlicher Perspektive: Warum Männer so sind, wie sie sind von Warren Farrell*, oder, hier in Deutschland seltsamerweise erfolgreicher, wiewohl meiner Ansicht nach nicht sonderlich gut, Eisenhans von Robert Bly.

Was ich meine: man müßte Deine Beobachtung womöglich mal im internationalen Rahmen vergleichen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass z.B. in den USA sich der Mauerfall so deutlich auf das Selbstbild von Männern ausgewirkt haben sollte. Während die Akzeptanz von "männlicher Schwäche" oder das Zulassen männlicher Emotionalität (abseits des Fußballlstatiums... 😉 ) in meiner Erinnerung so wie die entsprechende Literatur in den 80ern über den großen Teich herüberschwappten. Kurz: womöglich ist Deine Beobachtung hinsichtlich Deiner Patienten und wie sich bei denen der Geschlechterproporz veränderte, nur zufällig zeitlich zusammengefallen mit dem Wegfall der Mauer?
Meine Skepsis hinsichtlich des von Dir angedeuteten Kausalzusammenhanges rührt auch von dem her, was in dem von Andreas Wendt verlinkten Artikel stand: dass das evangelikale Christentum (zumindest in den USA) schon zu groß/vielfältig sei, um noch als Identifikationsanker dienen zu können, weswegen man sich sozusagen kleinere Nischen schaffe/definiere, eben Unterkategorien des Evangelikalismus.
Und entsprechend vermute ich, dass solche Großgebilde wie die damalige BRD oder eben auch DDR schon zu groß waren, um die hier diskutierten Identifizierungs-Bedürfnisse tatsächlich zu erfüllen. Ich weiß z.B. dass ich und meine Freunde/Schulkameraden, die wir in den frühen 80ern geprägt wurden, mit Nationalismus und Ost-West-Gegnerschaft wenig anfangen konnten. Wir hatten weniger Angst vor "dem Iwan" als davor, dass im Rahmen des Kalten Krieges etwas a la "War Games" schief gehen könne. Wir fürchteten uns mehr vor der Dummheit unserer eigenen politischen Repräsentanten, als vor der Boshaftigkeit der Russen.
Allerdings fällt mir jetzt ein, dass es ja auch darauf ankommen könnte, welches Alter die Patienten, von denen Du sprichst, hatten: Ich entsinne mich, dass wir damals den generations gap sehr intensiv empfanden. Während ich um die Abizeit herum mehreren Kumpels aus dem Sportverein, die's nicht so mit dem Schreiben hatten, die Begründungen für die Kriegsdienstverweigerung schrieb und wir es so empfanden, als gingen nur noch die Doofen, oder die, die unbedingt auf Staatskosten den LkW-Führerschein machen wollten (wozu man sich meines Erinnerns für 2 Jahre verpflichten mußte), zum Bund, waren die Männer, die eine Generation älter waren (also so um die 40+ herum) tatsächlich noch voll im Kalter-Kriegs-Modus: einer meiner Freunde, der seine Tischlergesellen-Prüfung machen wollte, bevor er mit dem Zivi anfinge, kriegte ernsthaft Ärger mit seinem Meister, als der davon erfuhr, dass sein Lehrling vor hatte "sich zu drücken, die Heimat zu verteidigen".
Gut möglich also, dass es jene Generation vor uns war, in der die Männer mit "dem Ostblock" eine praktische Projektionsfläche für alles hatten, was sie gern verdrängt haben wollten.

Gruß,
the Jack

*Der Titel ist so peinlich eingedeutscht wie das Cover peinlich gestaltet ist. Der Buchinhalt war aber für mich damals ein echter Augenöffner auf die Geschlechterrollendebatte.

jack-black antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 5665

Mist, jetzt hab ich so viel geschrieben und es ist gelöscht, weil ich ausgeloggt wurde.

Also nur noch kurz. Es werden, wie fast immer, mehrere Gründe für die Entstehung dieser Gegebenheit verantwortlich sein, die auch nur in ihrem gemeinsamen Auftreten einen Funken gezündet haben.

Die Männer, die dann damals freiwillig und aus eigenem Interesse kamen, waren so um die 40, kamen also aus den frühen 50-er Jahren.
Auch entgegen der Zeit davor, als so gut wie immer Probleme mit dem hindernden Einfluss anderer begründet wurde, wurden jetzt deutlich eigene Ängste und Rat- und Hilflosigkeit thematisiert.

queequeg antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3627
Veröffentlicht von: @queequeg

Mist, jetzt hab ich so viel geschrieben und es ist gelöscht, weil ich ausgeloggt wurde.

Kenne ich! Ist das bei Dir auch providermäßig? Mir passiert das immer, wenn ich nachts um 3 Uhr rum noch ein längeres Posting verfasse... 😀

Veröffentlicht von: @queequeg

Die Männer, die dann damals freiwillig und aus eigenem Interesse kamen, waren so um die 40, kamen also aus den frühen 50-er Jahren.

Das stimmt dann so ungefähr mit dem überein, was ich in dem letzten Absatz meines vorherigen Posting vermutete.

jack-black antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806
Veröffentlicht von: @jack-black

Das Interessante ist dabei nicht das Zustandekommen von Ideologien :... Viel interessanter ist: warum tendieren die Leute dazu, sich hinter solche Modelle zu scharen wie hinter einen Unteroffizier?

Okay, verstehe.
Die Frage finde ich auch interessant. Und ich weiß nicht, wie Du es siehst, aber ich glaube, sie lässt sich unabhängig von der Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Modelle bereden.

Veröffentlicht von: @jack-black

Deswegen - so meine Vermutung - hauen all die Globalisierungs-Versuche wie das Weltethos-Projekt eines Küng nicht hin: die Leute gehen felsenfest davon aus, dass es Feinde/Gegner/Andere gibt und sie haben das Bedürfnis, diese auch irgendwie lokalisieren, bzw. definieren zu können, schon allein, damit man weiß, von welcher Seite aus der nächste Angriff erwartet werden darf,

Immerhin haben auch Globalisierungsmodelle ihre Gegner und setzen sich in ihren Begründungen nicht wenig mit ihnen auseinander. Es wäre spannend zu überlegen, ob sie mit oder ohne diese Gegner besser funktionieren würden. Vermutlich aber gäbe es dazu kaum einen erkennbaren Forschungsgegenstand, weil alles, was ohne negative Hintergrundfolie funktioniert, nicht auffällt.

Veröffentlicht von: @jack-black

Es muß da einen benefit geben, den sie nicht verlieren mögen. Und das ist - so meine Vermutung - eben diese tribalistische In-Group-Wohligkeit.

Ich vermute, dass das auf manche zutrifft. Als Angehöriger einer immer noch Weltreligion und einer immer noch Volkskirche nehme ich ganz unterschiedliche bewusste oder unbewusste Motive wahr, dazuzukommen oder dabei zu bleiben.
Aber die Tendenz, Gemeinschaft mit Geselligkeit oder Tribalismus durcheinanderzubringen, sehe ich auch. Was es nun für Deine These bedeutet, dass ich mich innerhalb meines Systems gegen diese Tendenz wende, kannst Du vermutlich besser einordnen.

Allerdings, unterhalb der Kampf-Rhetorik (Ressorcen, zurückschießen etc.) ist bei Religionen immer auch ein Thema "Mit wem gehöre ich zusammen und mit wem nicht?"
Wenn Paulus schreibt, dass in Christus Juden und Griechen, Sklaven und Freie etc. vereint sind, feiert er das als Fortschritt der Menschheit zur Überwindung von Grenzen, schreibt das aber an eine Gemeinschaft, die die absolute Minderheit gegenüber ihrer Umwelt ist.
Die Hedschra als Anfang muslimischer Zeitrechnung feiert ja nicht die Flucht aus Mekka, sondern dass mit diesem Akt die Gemeinschaft der Familie durch die der Ummá abgelöst wurde.
Proletarier sollten sich über Ländergrenzen hinweg gegen das Bürgertum vereinigen.
Und 1914 kannte der Kanzler keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche.

In all diesen Ideologien* gibt es den Drive der Begeisterung darüber, dass man jetzt mit Leuten zusammengehört, mit denen man vorher nicht zusammengehörte - und dabei ein eher achselzuckendes Inkaufnehmen des Umstandes, dass man jetzt nicht mehr mit Leuten zusammengehört, mit denen man vorher zusammengehörte.

Eine Drinnen-Draußen-Einteilung der Menschheit gibt es in jedem Fall, aber es scheint einen gewissen Nutzen zu haben, wenn man die Begründung für diese Einteilung außerhalb der je eigenen Lebenswelt findet.

Ich würde aber vermuten, dass diese externe Begründung bereits in dem Verb "zusammengehören" angelegt ist, das sich ja auf eine als objektiv wahrgenommene Norm, ein "gehören" bezieht.

Was dann aus dieser konstatierten Zusammengehörigkeit gemacht wird, ist nochmal eine andere Frage. Ich fühle mich micht dem christlichen Hardcore-Fundamentalisten mehr zusammengehörig als mit dem dialogbereiten Atheisten, mag mich mit letzterem aber deutlich lieber im Forum austauschen. 😊

(Was unbeabsichtigt wieder ein bisschen den Kreis zum Verhältnis von Dogmatik und Ethik schließt.)

Als Nebengedanke dazu fällt mir die Frage ein, woran es wohl liegt, dass die "Sunday Assemblies" schon vor Corona immer mehr einschliefen.

So nun muss ich aber an den Gemeindebrief.
Gruß
Andreas

*Ich sehe Religionen mit diesem Begriff nicht ausreichend beschrieben, aber sehe durchaus, dass alle existierenden Religionen eine solche Dimension haben, die sie mit den anderen Beispielen teilen. Ich müsste alternativ den Marxismus und Nationalismus Religionen nennen, aber das behebt die begriffliche Unschärfe eher nicht.

andreas-wendt antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3627
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Die Frage finde ich auch interessant. Und ich weiß nicht, wie Du es siehst, aber ich glaube, sie lässt sich unabhängig von der Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Modelle bereden.

Auf jeden Fall. Denn Antworten finden sich - falls überhaupt - wohl im Soziologischen, Psychologischen und Gesellschaftspolitischen.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Immerhin haben auch Globalisierungsmodelle ihre Gegner und setzen sich in ihren Begründungen nicht wenig mit ihnen auseinander.

Bin mir grad nicht sicher, was Du damit meinst. Könnte damit zusammenhängen, dass wir da zu allgemein/abstrakt reden. Oder damit, dass ich solche "Globalisierungsideologie"-Tribes nicht kenne.
Ich hab jetzt eben nochmal den Wiki-Artikel zum "Weltethos" durchgelesen, und da findet sich im Abschnitt über Kritik diese Passage:

Zotz sieht im Projekt Weltethos die „Tendenz, bei anderen das dem Eigenen Ähnliche wichtiger zu nehmen als Differenzen. Das Bewusstsein einer Universalität des Menschlichen, das nicht Völker und Kulturen entzweien will, führt hier zu Widerständen dagegen, andere als in grundlegenden Elementen verschieden von sich selbst wahrzunehmen.“

Falls Zotz hier richtig liegt (was ich meine), dann ist das der Hinweis, warum z.B. das Projekt Weltethos nicht die von mir vermuteten Tribalismus-Bedürfnisse erfüllt, welche ich mal verkürzen möchte auf: "Selbstfindung und Selbstvergewisserung durch Abgrenzung".

Küngs grundsätzlichlicher Fehler besteht, so meine Unterstellung, in dem blinden Fleck des Religiösen. Er erkennt nicht, was die eigentliche Funktion von Religion ist: die Welt, d.h. die Menschheit, in Gute und Böse, das eigene Lager und das feindliche Lager, Gläubige und Ungläubige, Errettete und Verdammte einzuteilen. Daher erkennt er auch nicht, wie letztlich ergebnislos ein "Dialog der Religionen" sein muß. Denn theologisch vertreten sie logisch unvereinbare Positionen und funktional ist es nun mal ihr Wesen, die In- von der Outgroup zu unterscheiden. Was bleibt dann noch als mögliches Ergebnis des interreligiösen Diskurses? Ethische Trivialitäten wie die, sich darauf zu einigen, dass es doof ist, Leute zu töten, zu belügen oder die Erde unbewohnbar zu machen. Und dass Gerechtigkeit irgendwie der Ungerechtigkeit vorzuziehen sei, auch in wirtschaftlichen Angelegenheiten. Na super!
Wieviel Identifikationspotential soll in solchen "Leitsätzen"

- Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben,
- Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung,
- Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit,
- Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau.

denn bitteschön enthalten sein?

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Allerdings, unterhalb der Kampf-Rhetorik (Ressorcen, zurückschießen etc.) ist bei Religionen immer auch ein Thema "Mit wem gehöre ich zusammen und mit wem nicht?"

Ja: Aber das sind ja die Kehrseiten ein und derselben Medaillie.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Wenn Paulus schreibt, dass in Christus Juden und Griechen, Sklaven und Freie etc. vereint sind, feiert er das als Fortschritt der Menschheit zur Überwindung von Grenzen

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Die Hedschra als Anfang muslimischer Zeitrechnung feiert ja nicht die Flucht aus Mekka, sondern dass mit diesem Akt die Gemeinschaft der Familie durch die der Ummá abgelöst wurde.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Proletarier sollten sich über Ländergrenzen hinweg gegen das Bürgertum vereinigen.

Merkst Du den kleinen, aber feinen Unterschied? Bei den religiösen Ideologien bemerkst Du nur den Aspekt des Vereinigenden, Einschließenden. Bei der politischen Ideologie bemerkst Du darüber hinaus schon den Aspekt des Antagonismus (gegen das Bürgertum).

Dabei ist - das war zumindest mein Punkt - auch bei den religiösen Ideologien für deren Erfolg (die historische Persistenz der organisierten Ideologie, im Fall des Christentums also der Kirche) die Abgrenzung vom Antagonisten wesentlich.
Dass von Vertretern der jeweiligen Ideologie ein Allgemeingültigkeitsanspruch angemeldet wird, widerspricht dem ja nicht: es gehört zum Ideologischen hinzu.

In der Praxis sieht es mit der Überwindung von Grenzen im Jahre 1980 so aus, dass die Ummá, ordentlich separiert in Sunniten und Schiiten, sich einen jahrelangen Vernichtungskrieg im Zweistromland liefert. Und 1947 so - ich muß immer wieder lachen, wenn ich an die diesbezügliche Erzählung meines Onkels denke - dass die "lutherischen" Flüchtlingskinder in einer süddeutschen, von Nonnen geleiteten, Grundschule während der Pause durch einen quer über den Schulhof errichteten Bretterzaun von den einheimischen katholischen Kindern ferngehalten wurden. Vermutlich wegen der drohenden geistlichen Ansteckungsgefahr... Was der gute Paulus wohl dazu gesagt hätte?

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Und 1914 kannte der Kanzler keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche.

Ja klar, sehr schönes Beispiel! Da hatte man denn einen "besseren", weil besser geografisch lokalisierbaren, Feind gefunden und tauschte für ein Weilchen die kleinstämmigen Ideologien gegen eine Großstamm-Ideologie ein: den Nationalismus. Wobei anzumerken sei, dass von Bethmann Hollweg schon vor Kriegsbeginn einer war, der innenpolitisch auf Vermittlung zwischen Links und Rechts gesetzt hatte (Stichwort: Burgfriedenpolitik). Ironischer ist diesbezüglich, wie sich diesem Burgfrieden dann halt sowohl Sozialisten/Sozialdemokraten wie auch Nationalkonervative (die kamen tatsächlich damit klar, dass in den Schützengräben auch Juden ihren Kaiser mit verteidigten...) solange verschrieben, wie es opportun erschien. Nach 1918 dann kamen die Leute auf den Trichter, dass es doch wieder angezeigt sei, sich entlang der vorherigen ideologischen Gräben weiter zu bekämpfen.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

In all diesen Ideologien* gibt es den Drive der Begeisterung darüber, dass man jetzt mit Leuten zusammengehört, mit denen man vorher nicht zusammengehörte - und dabei ein eher achselzuckendes Inkaufnehmen des Umstandes, dass man jetzt nicht mehr mit Leuten zusammengehört, mit denen man vorher zusammengehörte.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

*Ich sehe Religionen mit diesem Begriff nicht ausreichend beschrieben, aber sehe durchaus, dass alle existierenden Religionen eine solche Dimension haben, die sie mit den anderen Beispielen teilen. Ich müsste alternativ den Marxismus und Nationalismus Religionen nennen, aber das behebt die begriffliche Unschärfe eher nicht.

Lass uns der Einfachheit von Ideologien statt von Religionen reden, solange, bis Du weißt, wie die hinsichtlich des Diskussionsthemas wesentliche "begriffliche Unschärfe" aufzuklären sei. Du sprichst von einem Drive der Begeisterung darüber, jetzt zu jemandem zu gehören, zu dem man vorher nicht gehörte.
Ich bestreite, dass die Dinge so richtig beschrieben sind. Ich bestreite dieses Vorher-Jetzt-Gefälle. Denn die Zugehörigkeit zu einem "ideologischen Stamm" ist m.M.n. in der weit überwiegenden Zahl aller Fälle etwas Kontingentes von Kindheit an. Man entscheidet sich nicht, Christ zu werden, sondern man wird in's Christentum hineinsozialisiert. Man entscheidet sich nicht, Sozialist zu werden, sondern man wird da hineinsozialisiert.
Dass es die Fälle gibt, in welchen jemand "von aussen" zu so einer Gruppe hinzustößt, will ich gar nicht bestreiten. Und häufig sind diese Fälle diejeingen, die zu besonders spannenden Geschichten taugen: von der RAF weiß heute noch jedes Kind, von denen aber, die, aus sozialdemokratischen Arbeiterfamilien stammend, heute noch die Mehrheit der Gewerktschaftsmitglieder stellen, redet kaum einer.
Seinen Stamm sucht man sich nicht aus. Man stammt aus ihm. Und bevor jetzt hier einer ankommt und sagt: "Nein, wir wiedergeborenen Christen gehören erst dann dazu, wenn wir aus eigenem Antrieb aus eigener, bewußter Entscheidung uns Jesus übergeben haben..." sei schon erwidert:
Initiationsriten hat jeder ordentliche Stamm im Repertoire. 😀

Typisch und konstituierend für ideologische Stämme sind deren Gründer ebensowenig wie für ethnische Stämme. Jeder pompejanische Tavernenwirt war ein typischerer Römer als Äneas (oder Romulus und Remus...). Und jeder Besucher Deiner Gottesdienste ist hinsichtlich des hier diskutierten Stammesidentität-Aspekts ein typischerer Christ*, als es Paulus war.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Ich fühle mich micht dem christlichen Hardcore-Fundamentalisten mehr zusammengehörig als mit dem dialogbereiten Atheisten, mag mich mit letzterem aber deutlich lieber im Forum austauschen.

Auch wenn Du da jetzt noch ein Smilie dahintersetztest: erschreckt Dich das nicht selbst? Ich befürchte ja, dass Du da über Dich selbst etwas zutreffend beschreibst, was die Regel ist. Und Du ahnst vielleicht, warum diese Befürchtung es mir sehr schwer macht, von "moderater Religiosität" zu reden: Weil eine Gesellschaft, die von einer solchen "nicht fundamentalistischen" Religiosität mehrheitlich geprägt ist, immer noch das Wasser bietet, in welchem sich die Hardcore-Fundamentalisten wie die Fische tummeln können. Jederzeit kann im Konfliktfall an die entsprechenden tribalistischen Ressentiments wider die Out-Group appelliert werden.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Als Nebengedanke dazu fällt mir die Frage ein, woran es wohl liegt, dass die "Sunday Assemblies" schon vor Corona immer mehr einschliefen.

Die können wir vermutlich mit Blick auf die bisherige Diskussion einvernehmlich beantworten: Weil denen der Gegner/Teufel fehlte. 😀

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

So nun muss ich aber an den Gemeindebrief.

Schreib zur Abwechslung mal was Schlaues in den rein. 😛 😀

Gruß,
the Jack

*In ihrem Buch "Amerikas Gotteskrieger" zitiert Annika Brockschmidt einen befreundeten Theologen, der auf ihre Frage, was eigentlich christlich sei und was nicht, antwortete: "Christlich ist, was Christen tun."

jack-black antworten
Queequeg
(@queequeg)
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Veröffentlicht von: @jack-black

eine Gesellschaft, die von einer solchen "nicht fundamentalistischen" Religiosität mehrheitlich geprägt ist, immer noch das Wasser bietet, in welchem sich die Hardcore-Fundamentalisten wie die Fische tummeln können

Hast Du gut formuliert. Genau das ist eine meiner wichtigsten Grundlagen meiner Kritik. Und das umso mehr, als von den mehrheitlich Nicht-fundamentalistischen oftmals den Fundamentalistischen ein Schonraum geboten wird, weil man ja sozusagen im "gemeinsamen Stall" steht.

queequeg antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

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Veröffentlicht von: @jack-black

Auch wenn Du da jetzt noch ein Smilie dahintersetztest: erschreckt Dich das nicht selbst?

Auf den Gedanken kam ich bisher nicht. Aber ich kann ihn verstehen. Zumindest wenn wir unter Fundamentalisten die Gewaltbereiten verstehen. Aber auch sonst ... ja, ich kann Deine Frage verstehen. Da es hier eine Anfrage an mein Empfinden ist, wäre es unangemessen, aus der Hüfte zu antworten, das würde auf irgendeinen rationalisierenden Selbstrechtfertigungsmodus hinauslaufen. Also ist hier mal das "in mich reinspüren" die sinnvolle Reaktion.

Die sachliche Frage, die dahintersteht, könnte man formulieren: "Wodurch wird Zusammengehörigkeit konstituiert?"
Wobei mich interessieren würde, ob sich ohne ideologischen(TM) Überbau überhaupt sagen lässt, dass es so etwas wie Zusammen-Gehörigkeit gibt. Mir scheint, in dem "gehören" steckt immer schon etwas Normatives, was naturgemäß von außerhalb dessen, was gehört, kommen muss.

(Mich nervt es übrigens immer, wenn vornehmlich Kirchenvertreter von "wir haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede" ohne Zwischenschritte auf "uns verbindet mehr, als uns trennt" schließen. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.)

Veröffentlicht von: @jack-black

Falls Zotz hier richtig liegt (was ich meine), dann ist das der Hinweis, warum z.B. das Projekt Weltethos nicht die von mir vermuteten Tribalismus-Bedürfnisse erfüllt, welche ich mal verkürzen möchte auf: "Selbstfindung und Selbstvergewisserung durch Abgrenzung".

Ich habe nur am Rand in Tübingen mitbekommen, dass die, die dem Weltethos-Projekt nahestanden, sich durchaus besonders miteinander verbunden sahen im Gegenüber zu denen, die "noch nicht so weit" seien. Nicht nur Ratzinger hatte was gegen Küng, andersrum gab es das auch. Das Ziel der Weltethos-Leute war natürlich die Überwindung dieser Grenzen dadurch, dass alle anderen einsahen, dass das Projekt richtig liegt. Kommt uns bekannt vor, oder?
Aber das mag noch nicht das Tribalismus-Potential der anderen Beispiele haben und ist auch, wie gesagt, nur eine Wahrnehmung vom Rand.

Veröffentlicht von: @jack-black

Ja: Aber das sind ja die Kehrseiten ein und derselben Medaillie.

Es ist ja oft genug auch möglich, die Rückseite der Medaille anders zu verzieren. Ob man gegen die anderen gewinnen will oder ob man die anderen gewinnen will, mag man, wenn man als "anderer" wahrgenommen wird, gleich empfinden, aber stellt sich doch recht unterschiedlich dar.

Veröffentlicht von: @jack-black

Merkst Du den kleinen, aber feinen Unterschied? Bei den religiösen Ideologien bemerkst Du nur den Aspekt des Vereinigenden, Einschließenden. Bei der politischen Ideologie bemerkst Du darüber hinaus schon den Aspekt des Antagonismus (gegen das Bürgertum).

Dann habe ich es so fein geschrieben, dass es Dir entging. Die Gemeinden des Neuen Testaments als Minderheit sahen sich natürlich im Gegensatz zu ihrer Umwelt, und die Ummá im Gegensatz zur Sippe.
Aber Du hast insofern Recht, als die Verteter der politischen Ideologien gegen die anderen gewinnen wollten, die der religiösen die andern gewinnen wollten. Der im Weltkrieg bekämpfte Engländer hatte gar nicht die Chance, Deutscher zu werden und damit zur In-Group zu wechseln, der Wechsel zur Gemeinde war nicht nur möglich, sondern sogar das Ziel ihrer Bestrebungen. Zumindest in der Anfangsphase, so wie sie überliefert wird.

Dass ich bei der Darstellung zu sehr die Anfangsphase dargestellt habe und zu wenig die spätere, in der man schlicht in die Gemeinschaft hineingeboren wurde, hast Du richtig bemerkt. Und dass es auch in Religionen den Impuls des Bekämpfens statt des Missionierens gab, musst Du gar nicht bemerken, weil es bekannt ist.

Veröffentlicht von: @jack-black

Ich bestreite, dass die Dinge so richtig beschrieben sind. Ich bestreite dieses Vorher-Jetzt-Gefälle. Denn die Zugehörigkeit zu einem "ideologischen Stamm" ist m.M.n. in der weit überwiegenden Zahl aller Fälle etwas Kontingentes von Kindheit an. Man entscheidet sich nicht, Christ zu werden, sondern man wird in's Christentum hineinsozialisiert. Man entscheidet sich nicht, Sozialist zu werden, sondern man wird da hineinsozialisiert.

Da hast Du Recht. Das Vorher-Nachher ist für alle Generationen ab der zweiten eher tradiertes Narrativ als beschriebenes Erleben.

Man müsste präziser sagen: in dem ideologisch begründeten System sieht man sich mit Menschen zusammengehörig, mit denen man es ohne dies nicht täte.
Und umgekehrt. Was halt seltenener im Blick ist, und da, wo es im Blick ist, zu den beiden Impulsen "Bekämpfen oder missionieren" führt. Oder unseligen Mischformen der beiden.

Veröffentlicht von: @jack-black
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

So nun muss ich aber an den Gemeindebrief.

Schreib zur Abwechslung mal was Schlaues in den rein. 😛 😀

Ich mache hauptsächlich das Layout.

Gruß von
Andreas

andreas-wendt antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

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Ein paar unsortiere weitere Gedanken.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Die Gemeinden des Neuen Testaments als Minderheit sahen sich natürlich im Gegensatz zu ihrer Umwelt, und die Ummá im Gegensatz zur Sippe.
Aber Du hast insofern Recht, als die Verteter der politischen Ideologien gegen die anderen gewinnen wollten, die der religiösen die andern gewinnen wollten.

Je länger ich drüber nachdenke, würde ich sagen: Der universale Anspruch der meisten Religionen, der sich ja in der Regel verbindet mit dem Ziel, alle Menschen zu überzeugen, steht in einer gewissen Spannung zu der Gruppenbildung, v.a. wenn es um den Kampf um Ressourcen geht.
Man müsste es noch mal genauer untersuchen, aber mir scheint, dass es im Christentum und Islam, also den beiden größten Religionen mit universalem Anspruch, eine größere Tendenz zum Dualismus gibt als etwa im Judentum oder den Yeziden, in welchem dafür wieder die Abstammung eine größere Rolle spielt.
(Dass der denkend-reflektierende Teil von Christentum und Islam den Dualismus ablehnt, spielt dafür erstmal keine Rolle. Man lehnt ja nur begründet ab, was überhaupt da ist.)

Aber irgendein transzendenter Dualismus taugt natürlich nichts, wenn man um Ressourcen kämpft.

Ich schwanke nun ein bisschen: Ist Deine These, dass Religion der Schaffung von In-und-Out-Groups dienlich ist, vielleicht doch nicht richtig? Oder ist sie richtig, und erklärt genau das den Niedergang der großen Religionen? Weil man nämlich mit den großen politischen Ideologien etwas gefunden hatte, was diese Funktion noch viel besser erfüllt.

andreas-wendt antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3627
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Aber irgendein transzendenter Dualismus taugt natürlich nichts, wenn man um Ressourcen kämpft.

Warum nicht? Er ist sogar gut geeignet, weil man damit freier ist, den Gegner je nach tagesaktuellen Bedürfnissen zu definieren.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Ist Deine These, dass Religion der Schaffung von In-und-Out-Groups dienlich ist, vielleicht doch nicht richtig? Oder ist sie richtig, und erklärt genau das den Niedergang der großen Religionen? Weil man nämlich mit den großen politischen Ideologien etwas gefunden hatte, was diese Funktion noch viel besser erfüllt.

Sobald Du meine Behauptung, dass Religionen nur eine Untermenge der Ideologien seien, akzeptierst, erübrigen sich solche Fragen. (Ja, ich weiß, ich habe eine simple Weltsicht... 😉 )

Darüber hinaus habe ich ja nicht behauptet, dass ein Individuum immer nur exklusiv genau einer In-Group sich zugehörig fühlen müsse/könne/sollte. Das würde ja, soziologisch betrachtet, schon beim ersten Hinschauen widerlegt: Ich habe meine Familie, ich habe meinen Verein, ich habe meine Dorfgemeinschaft, ich habe meine Gemeinde, ich habe meine Nationalität, ich habe meine Ideologiegemeinschaft. Meine Identität, d.h. meine Zugehörigkeit (die implizite eine Solidaritätspflicht bedeutet) , findet auf den unterschiedlichsten Ebenen statt. Wenn meine Familie Stress mit den Nachbarn hat, interessieren "höheren" Ebenen wenig, egal, ob der Nachbar Mitglied in meiner Partei ist: sein Sohn ist der Bösewicht, der meiner Tochter den Lolli weggenommen hat (denn meine Tochter hat es mir so dargestellt und damit ist es wahr).

Ideologien tendieren nun allerdings dazu, auf den unterschiedlichen sozialen Ebenen wirksam sein zu wollen (meint: ihre führenden Verfechter melden ihre Gültigkeit auf all diesen Ebenen an) - das ist ihr totalitäres Element, weswegen übrigens ich sie samt und sonders ablehne.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Oder ist sie richtig, und erklärt genau das den Niedergang der großen Religionen?

Was genau meinst Du mit dem "Niedergang der großen Religionen"? Ihre sozialpolitische Funktion der dualistischen Aufteilung läßt sich quer über den Globus an unzähligen Beispielen aufzeigen, die ist - man lese zu der Thematik nochmal bei S. Huntingtons "Clash of Civilizations" nach - gerade beim eskalierenden Ukraine-Konflikt maßgeblich (und keiner redet drüber, man will einfach nicht wahrhaben, wie traurig richtig S.H. da lag! 😀 ). Ihre ontologische Welterklärungsfunktion freilich (ich habe nie behauptet, Religionen hätten nur diese eine gruppenstiftende Funktion) haben die Religionen schon seit ein paar Jahrhunderten verloren - die wird aber nicht durch große politische Ideologien übernommen, sondern von den Naturwissenschaften. Und wer den Bedeutungsverlust der Religionen in dieser Hinsicht aufhalten möchte, muß sich gegen alles wehren, was mit Bildung und rationalem Denken zu tun hat. Moderne politische Ideologien haben da einen gewissen Marktvorteil gegenüber den Religionen: sie müssen nicht naturwissenschaftlich erwiesenen Unsinn in ihrem Traditionsrucksack mit sich herumschleppen, bzw. verzichten auf Behauptungen über die Welt, die sich leicht empirisch widerlegen lassen, komplett: weder der Kommunismus noch der Liberalismus oder der Nationalfaschismus maßen sich an, wichtige und gleichsam exklusive Aussagen über die Entstehung der Welt geben zu können.

Wenn Du speziell den Niedergang der christlichen Religion vor Augen hast, so würde ich ja beinahe (nicht ohne sarkastische Süffisanz) behaupten, dass der darin besteht, dass die christliche Religion nur dort noch merklich wächst, wo die Leute sich entlang der Verteidigung dieser eigentlich längst überranten ontologischen Linien gruppieren: wo der Evangelikalismus sich ausbreitet (siehe USA und Brasilien), breitet sich auch der Kreationismus aus. Das ist in der Tat ein intellektueller Niedergang des Christentums, nicht aber unbedingt auch ein politisch-soziolgischer: statt den Aufklärungsfortschritt vor dem Islam zu nutzen, nähert man sich ihm wieder an: weil offenbar sowas wie ein Solidaritätsbenefit dort auftritt, wo gemeinsam an etwas Irrationales und sachlich nicht zu Verteidigendes geglaubt wird: man hat, um dabei sein zu dürfen, akzeptiert, Unvernünftiges als Tatsache zu akzeptieren.

Und da schließt sich gewissermaßen der gedankliche Kreis hinsichtlich des von Dir weiter oben verlinkten Artikels: das (selbst nur näherungsweise) Bestreiten einer Höllendrohung ist nicht nur deswegen ein unvergebbares und somit selbst-exkommunizierendes Verbrechen, weil damit die einigende Gefahr von außen bestritten, also die Notwendigkeit der Gruppensolidarität infrage gestellt wird. Sondern auch, weil der Wert des intellektuellen Opfers infrage gestellt wird, das jeder, der an solchen Unfug an die Hölle oder den Teufel glaubt, schon erbracht hat.

Nachtrag vom 20.02.2022 1516
Korrektur: (...) an solchen Unfug [del]an[/del] wie die Hölle oder den Teufel (...)

jack-black antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806

Danke für die Ausführungen. Ich gehe mal nur auf den Teil ein, in dem ich mich noch nicht verstanden fühle.

Veröffentlicht von: @jack-black
Veröffentlicht von: @jack-black

Aber irgendein transzendenter Dualismus taugt natürlich nichts, wenn man um Ressourcen kämpft.

Warum nicht? Er ist sogar gut geeignet, weil man damit freier ist, den Gegner je nach tagesaktuellen Bedürfnissen zu definieren.

Schon klar, dass er dazu benutzt werden kann. Aber dafür muss er aus der Tranzsendenz wieder in die Immanenz geholt werden.

Meine Überlegung (These wäre zu viel gesagt) war ja aber, ob es Zufall ist, dass dieser transzendente Dualismus vor allem in den Religionen eine Wirkungsgeschichte bis heute entfaltet hat, die in der Immanenz mit dem Ziel auftraten, die Einteilung der Menschheit in In- und Outgroups zu beenden.

Denn das ist ja bei Christentum und Islam der Fall (wenn auch nicht in jeder geschichtlichen Ausformung, so doch zumindest in ihren Gründungserzählungen): Es sollten alle Völker zu Jüngern gemacht werden, die ganze Menschheit spätestens am Ende der Zeit nur noch In-Group, Jüngerkreis, Haus des Islam sein.

Das Verhältnis dieses universalen Anspruchs einerseits zu dem faktischen Resultat - vielleicht gar Funktion - einer weiteren Gruppenbildung andererseits scheint mir in unserem Diskurs noch etwas unterbestimmt.

(Und die Frage "Was konstituiert Zusammengehörigkeit?" interessiert mich weiterhin...)

andreas-wendt antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7390
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Denn das ist ja bei Christentum und Islam der Fall (wenn auch nicht in jeder geschichtlichen Ausformung, so doch zumindest in ihren Gründungserzählungen): Es sollten alle Völker zu Jüngern gemacht werden, die ganze Menschheit spätestens am Ende der Zeit nur noch In-Group, Jüngerkreis, Haus des Islam sein.

Das Verhältnis dieses universalen Anspruchs einerseits zu dem faktischen Resultat - vielleicht gar Funktion - einer weiteren Gruppenbildung andererseits scheint mir in unserem Diskurs noch etwas unterbestimmt.

Das gilt ja entsprechend auch für manche christliche Strömung. Paradebeispiel sind die Darbisten, die als eher undogmatische "Brüderbewegung" zwecks Vereinigung aller wahren Christen begannen und zu einer der exklusivsten Gruppen wurden ... es gibt eine gewisse Bewegung wieder davon weg, aber diesbezüglich bin ich nicht auf dem Laufenden.

Helmut

hkmwk antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806
Veröffentlicht von: @hkmwk

Das gilt ja entsprechend auch für manche christliche Strömung. Paradebeispiel sind die Darbisten, die als eher undogmatische "Brüderbewegung" zwecks Vereinigung aller wahren Christen begannen und zu einer der exklusivsten Gruppen wurden

Ja, vermutlich ist die Entwicklung, dass Vereinigungsbewegungen exklusiv werden, sogar der Regelfall. Soziologisch wohl sogar erklärbar, aber dennoch etwas rätselhaft.

Allerdings wäre mir eine Gruppe, die "undogmatisch" und "wahre Christen" im selben Satz verwendet, von Anfang an suspekt. Jede Definition von "wahren Christen" ist per se dogmatisch.

andreas-wendt antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7390
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Allerdings wäre mir eine Gruppe, die "undogmatisch" und "wahre Christen" im selben Satz verwendet, von Anfang an suspekt. Jede Definition von "wahren Christen" ist per se dogmatisch.

Das war jetzt meine Formulierung. Möglicherweise hab sich die frühe Brüderbewegung damit nicht ganz richtig dargestellt?

Helmut

hkmwk antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3627

Aus dem Auge verloren
Moin Andreas,
ich hatte schon eine längere Antwort verfaßt gehabt, dann war wieder ein poviderseitiger Abbruch erfolgt und ich war zu wütend darüber gewesen, um gleich nochmal von Neuem anzufangen. Und dann hab ich's verpennt und nun sehe ich gerade, dass ich's schon einen geschlagenen Monat lang verpennt habe...
Bist Du inzwischen noch weiter an den diskutierten Fragestellungen interessiert? Dann würde ich mich nochmal um eine Antwortformulierung bemühen. Ansonsten laß uns an anderer Stelle zu anderen Themen irgendwann mal andere Diskussionen führen. 😉

Gruß,
the Jack

jack-black antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806

Moin Jack!

An einer Fragestellung (Was konstituiert Zusammengehörigkeit?) bin ich tatsächlich immer noch interessiert, nicht nur im Dialog mit Dir, sondern auch in Rückfrage an mich selbst. Aber ich hatte eher überlegt, das zu gegebener Zeit als eigenen Thread aufzumachen. Den würdest Du dann vermutlich bemerken.

Also an anderer Stelle gern. Ob es auch eine andere Diskussion würde, sehen wir dann.

Gruß von
Andreas

andreas-wendt antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7390

Durch die Antwort von Jack Black kam ich dazu, mir deinen Beitrag wieder anzuschauen, und mit fiel eine Aussage ins Auge, die ich wohl seinerzeit überlesen habe:

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Es sollten alle Völker zu Jüngern gemacht werden, die ganze Menschheit spätestens am Ende der Zeit nur noch In-Group, Jüngerkreis, Haus des Islam sein.

Das trifft wohl auf den Islam zu, aber im Christentum ist die Erwartung doch eher, dass am Ende die Apokalypse steht, in der nahezu die gesamte Menschheit dem "Tier" zujubelt und die Gläubigen verfolgt.

Das Ziel, dass "die ganze Menschheit spätestens am Ende der Zeit nur noch In-Group, Jüngerkreis" ist, würde ich mit der Hure Babylon assoziieren, nicht mit der kleinen Herde, von der Jesus sprach.

Helmut

hkmwk antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806

Interessanter Aspekt.

Nun ist in der Offenbarung auch von denen, die am Ende dem Lamm huldigen, nicht mehr als kleiner Herde, sondern als großer Schar die Rede, die aber dann die gesamte verbliebene Menschheit ausmacht.

Aber konzediert: das wäre tatsächlicht nicht "spätestens am Ende der Zeit", sondern eher, wenn man so sagen könnte, kurz danach.

So zumindest die Aussicht. Der Wunsch wäre ein anderer.

andreas-wendt antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7390
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Nun ist in der Offenbarung auch von denen, die am Ende dem Lamm huldigen, nicht mehr als kleiner Herde, sondern als großer Schar die Rede

Wenn ich jetzt mal pessimistisch bin und annehme, dass von den Christen in China, die ja unter dem dortigen Druck eine ganz andere Ernsthaftigkeit an den Tag legen als wir, nur 10% wahre Nachfolger sind, die gerettet werden, wären allein das schon 13 Millionen. Die kann man schon als große Menge wahrnehmen ...

Bei der zeitlichen Einordnung der Ereignisse in der Offenbarung bin ich immer skeptisch, schließlich wissen wir auch nicht den kairos (bzw. die kairoi, Apg 1,7). Spätestens wenn eine Auslegung der Offenbarung zu einem System führt, das uns sagt, wann Jesus nicht wiederkommt, ist meiner Ansicht nach etwas schiefgelaufen.

Helmut

hkmwk antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7390

Was is'n das?

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Ich fühle mich micht dem christlichen Hardcore-Fundamentalisten mehr zusammengehörig als mit dem dialogbereiten Atheisten, mag mich mit letzterem aber deutlich lieber im Forum austauschen. 😊

Was ist eigentlich ein "Hardcore-Fundamentalist"? Ein Darbist (der womöglich den Kriegsdienst verweigert)? Einer dieser "religious rights", die ich nur aus dem Fernsehen (als abschreckendes Beispiel) kennen? Woran machst du (a) "Fundamentalist" und (b) "Hardcore" fest?

Helmut

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andreas
(@andreas-wendt)
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Beiträge : 1806

In diesem Fall habe ich ausnahmsweise mal nicht die Selbstbezeichnung gewählt, sondern das, was in der sicher unpräzisen Außenwahrnehmung durchaus mit polemischer Absicht so genannt würde.

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Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7390
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

sondern das, was in der sicher unpräzisen Außenwahrnehmung durchaus mit polemischer Absicht so genannt würde.

Dann könnte am Ende sogar ich darunter fallen?

Helmut

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andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806

Dafür kenne ich Dich zu wenig. 😊

Aber ich glaube, Du liest mehr hinein, als ich sagen wollte. Die Aussageabsicht, die Jack richtig erkannte und erschreckend fand, war:

Ich fühle mich mit den schlimmsten Christen mehr zusammengehörig als mit den besten Atheisten.

Wenn ich noch einmal in mich gehe, würde ich sagen, das ist nicht gleichbedeutend damit, wem ich mich näher fühle.

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Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7390
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Aber ich glaube, Du liest mehr hinein, als ich sagen wollte. Die Aussageabsicht, die Jack richtig erkannte und erschreckend fand, war:

Ich fühle mich mit den schlimmsten Christen mehr zusammengehörig als mit den besten Atheisten.

Solange man davon ausgehen kann, dass diejenigen eine Beziehung zu Jesus haben und ihnen ihre Sünden vergeben werden, sollten wir uns auch "zugehörig" fühlen.

Nur bei "schlimmsten" ist ja irgendwo der Punkt erreicht, an dem man jemanden keinen wahren Glauben mehr attestieren kann.

Helmut

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andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806
Veröffentlicht von: @hkmwk

Nur bei "schlimmsten" ist ja irgendwo der Punkt erreicht, an dem man jemanden keinen wahren Glauben mehr attestieren kann.

Auch in "schlimmsten Christen" ist "Christen" impliziert.
Ich sehe es ohnehin nicht als meine Aufgabe, anderen Glauben zu attestieren oder nicht zu attestieren. Da nehme ich immer ganz simpel das jeweilige Selbstverständnis.

andreas-wendt antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7390
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Auch in "schlimmsten Christen" ist "Christen" impliziert.

Also auch im Inquisitor, der evangelische Christen verbrennen ließ? Oder in der berüchtigten WBC?

Helmut

hkmwk antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1806

Familie kann man sich nicht aussuchen.
Auch der Brudermörder ist Bruder.

Also, ja.

andreas-wendt antworten
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