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Holocaust:"... fast normales Ereignis" ?

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Orangsaya
Themenstarter
Beiträge : 2983

Wegen seiner Holocaust-Äußerungen wird das neue Buch des Mitbegründers der Klimabewegung Extinction Rebellion, Roger Hallam, nicht beim Ullstein Verlag auf Deutsch erscheinen. Hallam hatte den Holocaust in einem Interview der »Zeit« als »fast normales Ereignis« bezeichnet. »Tatsache ist, dass in unserer Geschichte Millionen von Menschen unter schlimmen Umständen regelmäßig umgebracht worden sind.«

https://www.juedische-allgemeine.de/politik/ullstein-stoppt-buch-von-extinction-rebellion-gruender/
Wie denkt ihr darüber? Politisch wurde ja schon öfters versucht, die Judenvrrnichtung für die eigenen Ideen zu mißbrauchen: "Hühner KZ", "Homocaust" bis hin zu vergleichen, der Abtreibung mit den Nazis.
So eine Aussage ist nicht neu und eine Spur härter. Da wird der systematische und möglichst entgültige Vernichtungsversuch eines Volkes als normales Ereignis in der historischen Kette der Genozide eingereiht. Ich finde, um mich in der Wortwahl nicht zu vergreifen, das ist starker Tobak.

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54 Antworten
Lucan-7
Beiträge : 21310

"Holocaust" gab es schon immer...
Ich sehe in den Reaktionen gewisse Gefahren, auch gerade mit der Erstarkung der "neuen Rechten".

Denn einerseits ist der Holocaust natürlich ein in der Geschichte einmaliges Ereignis. Nie zuvor hat es einen Völkermord in einem derartigen Ausmaß gegeben - zeitgleich mit dem Vernichtungskrieg gegen die Sovietunion, der ausdrücklich nicht nur die Unterwerfung des Landes, sondern auch die Ermordung eines Großteils der Bevölkerung zum Ziel hatte.

Allerdings sollte man sich auch klar machen: Die Völkermorde der Nazis mögen in ihrem Umfang und der Durchführung einmalig sein - ihre Gesinnung ist es aber nicht!
Und ich vermute, dass Hallam genau darauf hinauswollte, auch wenn ich seine Äusserungen für unangemessen halte.

Für unangemessen und kontraproduktiv halte ich allerdings auch die Reaktionen darauf. Denn wer immer wieder betont, wie "einmalig" der Holocaust doch gewesen sei, der verharmlost damit im Grunde vergleichbare Verbrechen und Gesinnungen, die es in der Geschichte überall immer wieder gegeben hat. Der einzige Unterschied ist, dass niemals diese Ausmaß erreicht wurde.

Damit besteht aber auch die Gefahr der Relativierung. Denn egal welche Verbrechen auch geschehen und wieviele Menschen getötet werden... der Holocaust war immer "schlimmer"!
Dabei zeigen brennende Asylantenheime und ermordete Migranten genau die gleiche Gesinnung. Der einzige Unterschied ist, dass den Tätern die Mittel und die Unterstützung fehlen, um noch mehr Menschen zu töten.

Wenn wir dann aber immer sagen: "Ja, aber der Holocaust war schlimmer!", dann wird der Satz "Es darf nicht wieder geschehen" zur leeren Phrase.
Denn es geht nicht darum, lediglich zu verhindern dass noch einmal Millionen von Menschen in Vernichtungslagern ermordet werden - es geht darum, dass KEIN EINZIGER Mensch mehr aus Hass, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus ermordet wird!

lucan-7 antworten
4 Antworten
Orangsaya
(@orangsaya)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 2983

Denn einerseits ist der Holocaust natürlich ein in der Geschichte einmaliges Ereignis. Nie zuvor hat es einen Völkermord in einem derartigen Ausmaß gegeben - zeitgleich mit dem Vernichtungskrieg gegen die Sovietunion, der ausdrücklich nicht nur die Unterwerfung des Landes, sondern auch die Ermordung eines Großteils der Bevölkerung zum Ziel hatte.

Das ist ein ganz wesentlicher Grund. Die industriellen Massenvernichtung mit dem Ziel eine Gruppe restlos zu vernichten ist der Unterschied. Es ist nicht nur wegen der Masse industriell sondern das logistische System war eine Form, die heute noch in der Industrie angewendet wird. Es heißt just in time. In Gebäuden die oft vorher jüdische Einrichtungen waren, wurden sie gesammelt, mit der Bahn zum Vernichtungslager gebracht und von der Abfahrt bis zur Vernichtung vergingen 24 Stunden. Je nach Entfernung etwas mehr.
In der Industrie werden die Produkte kurz gesammelt. Das Lager ist erstaunlich klein. Mit der Bahn kommt es nach Zeitplan zur Fabrik. Die Bahn, oder die Lastwagen sind das Lager., weil man für die Sachen im Zug keinen Lagerraum braucht. Kommen die Produkte an, werden sie möglichst nicht gelagert. Das kostet Platz, sondern werden direkt verarbeitet.

Nach ungefähr diesem System wurde der endgültige Vernichtungsversuch durchgeführt. Eine komplizierte Logistik denn wie in den Fabriken muß pünktlich Nachschub bekommen. Es darf keinen Stillstand geben.
Das war mit der Absicht der endgültigen Vernichtung einmalg.
Versuch mal herauszufinden, wie es bei dir im Ort war. Welche Juden es gab wo sie gesammelt wurden, abtransportiert und wie lange es gedauert hat, bis sie ermordet wurden. Ich garantiere die, wenn du nur von deiner Stadt die Schicksale kennst, wird dir schlecht. Dann ist die Frage ob 6000000 es waren überflüssig, denn es ist ein unvergleichlicher Vorgang.
Ansonsten gebe ich dir was die Gefahren betrifft Recht.

orangsaya antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21310
Veröffentlicht von: @orangsaya

Nach ungefähr diesem System wurde der endgültige Vernichtungsversuch durchgeführt. Eine komplizierte Logistik denn wie in den Fabriken muß pünktlich Nachschub bekommen. Es darf keinen Stillstand geben.
Das war mit der Absicht der endgültigen Vernichtung einmalg.

Mag sein. Aber ist denn die Methode entscheidend? Hätte es irgendetwas wesentliches an der Gesinnung geändert, wenn die Deutschen damals inneffektiver gewesen wären und die Leute mit PKWs oder Pferdekarren in die Vernichtungslager getrieben hätten?

Wenn wir sagen: "Das darf nicht wieder geschehen", dann meinen wir doch nicht:
"So ein Massenmord darf niemals mehr wieder so effektiv organisiert werden!", sondern:
"Für so eine Gesinnung darf in unserer Gesellschaft kein Platz sein!"

Das scheint mir immer wieder übersehen zu werden...

lucan-7 antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0

Grün, das finde ich gut auf den Punkt gebracht.
So meinte ich es auch, wenn ich auch nicht so wortgeschickt bin oftmals etwas genau auszudrücken.

Liebe Grüße
Karibu

Anonymous antworten
klappstool
(@klappstool)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 427

Danke. Sehr gut ausgedrückt und ich finde mich in deinem Text wieder.

Und bei allem Respekt mir selbst gegenüber, auf den ein oder anderen Schluss wäre ich gar nicht gekommen. Ich nehme aus dem Text viel für meine eigenen Gedanken mit.

klappstool antworten


Tojak
 Tojak
Beiträge : 402

Roger Hallam ist für mich erledigt
Wenn jemand so etwas raushaut, ist er für mich erledigt. Er sollte keine öffentliche Aufmerksamkeit mehr bekommen, soweit sich das machen lässt. Die Entscheidung des Ullstein-Verlags, Hallams Buch nicht mehr zu veröffentlichen, finde ich völlig richtig.

Vor Jahren gab es in Deutschland den sog. Historikerstreit, ausgelöst durch Äußerungen des Historikers Ernst Nolte, der den Holocaust durch Vergleiche mit dem Gulag Stalins relativierte. Im Vergleich zu den Äußerungen Hallam war das noch harmlos, trotzdem war das Echo in Deutschland heftig und stark ablehnend ggü. Nolte.

Eberhard Jäckel nannte damals als entscheidende historische Besonderheit des Holocaust, dass „noch nie zuvor ein Staat mit der Autorität seines verantwortlichen Führers beschlossen und angekündigt hatte, eine bestimmte Menschengruppe einschließlich der Alten, der Frauen, der Kinder und der Säuglinge möglichst restlos zu töten, und diesen Beschluss mit allen nur möglichen staatlichen Machtmitteln in die Tat umsetzte.“

Das trifft es auch heute noch ganz gut.

tojak antworten
15 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21310

Mir erscheint der Typ auch etwas seltsam, weil es offenbar nicht die einzigen Vergleiche zur Nazizeit sind... und spätestens mit dem Vergleich des Klimawandels zum Holocaust ist dann wohl eine Grenze überschritten.

Aber wenn wir nur allein die Äusserung betrachten, um die es hier geht: Was ist daran so falsch? Menschen wie die Nazis hat es doch tatächlich schon immer gegeben und gibt es auch heute noch, und Menschen sind aus den gleichen oder ähnlichen Gründen immer wieder ermordet worden. So betrachtet hat er in diesem Punkt doch recht?

lucan-7 antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 11 Jahren

Beiträge : 402
Veröffentlicht von: @lucan-7

Aber wenn wir nur allein die Äusserung betrachten, um die es hier geht: Was ist daran so falsch? Menschen wie die Nazis hat es doch tatächlich schon immer gegeben und gibt es auch heute noch, und Menschen sind aus den gleichen oder ähnlichen Gründen immer wieder ermordet worden. So betrachtet hat er in diesem Punkt doch recht?

Sobald man in die vergleichende Diskussion einsteigt, hat Hallam bereits einen Teilerfolg erzielt, und den gönne ich ihm nicht.

Alles Notwendige dazu ist m. E. Erachtens bereits im sog. Historikerstreit 1986/87 gesagt und geschrieben worden.

Davon abgesehen bin ich gern bereit (ggf. in einem anderen Thread) über Stalins Gulag, die Ausrottung weiter Teile der indigenen Bevölkerung in Amerika, den Völkermord an den Herero, das Massen-Verhungern in Maos China usw. usw. zu diskutieren. Leider gab und gibt es viel zu viele solcher Massenverbrechen.

Tojak

tojak antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21310
Veröffentlicht von: @tojak

Sobald man in die vergleichende Diskussion einsteigt, hat Hallam bereits einen Teilerfolg erzielt, und den gönne ich ihm nicht.

Wenn du persönliche Vorbehalte höher wertest als historische Fakten, dann hat der Typ schon gewonnen.

Veröffentlicht von: @tojak

Alles Notwendige dazu ist m. E. Erachtens bereits im sog. Historikerstreit 1986/87 gesagt und geschrieben worden.

Damals wurde viel gesagt und geschrieben... wenn das Erbgebnis aber die "Einmaligkeit" der NS-Verbrechen betont, dann verkommt die Aufforderung "Das darf nicht wieder geschehen!" zur leeren Phrase.
Denn etwas "Einmaliges" schliesst ja bereits ein, dass sich jegliche Vergleiche verbieten... und dergleichen auch gar nicht wieder geschehen kann, denn dadurch würde dem Holocaust ja die "Einmaligkeit" genommen. Was ja nicht sein darf.

Mit der Erklärung der "Einmaligkeit des Holocaust" findet somit praktisch auch der Abschluss und Schlussstrich statt, um den es damals unter anderem ging. Und genau das ist es ja, was heutige Rechtsextreme wünschen.

Denn die träumen längst von einer Art "NS-Staat light", ohne Weltkrieg und Vernichtungslager, aber mit Gleichschaltung der auserwählten Bevölkerung und dem Ausschluss und der Unterdrückung von Minderheiten.

Wer dann noch die Vergleiche scheut, der macht es den neuen Nazis damit allzu leicht...

lucan-7 antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 11 Jahren

Beiträge : 402
Veröffentlicht von: @lucan-7

Wenn du persönliche Vorbehalte höher wertest als historische Fakten, dann hat der Typ schon gewonnen.

Ich habe keine persönlichen Vorbehalte gegen Roger Hallam, ich wusste vor dieser Angelegenheit überhaupt nichts über ihn.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Damals wurde viel gesagt und geschrieben... wenn das Erbgebnis aber die "Einmaligkeit" der NS-Verbrechen betont, dann verkommt die Aufforderung "Das darf nicht wieder geschehen!" zur leeren Phrase.
Denn etwas "Einmaliges" schliesst ja bereits ein, dass sich jegliche Vergleiche verbieten... und dergleichen auch gar nicht wieder geschehen kann, denn dadurch würde dem Holocaust ja die "Einmaligkeit" genommen. Was ja nicht sein darf.

Highly sophisticated! Diese Art von Argumentation nützt genau so m. E. den falschen Leuten.

Ich kann nur jeden auffordern, sich damit auseinanderzusetzen, im Großen und im Detail, eine KZ Gedenkstätte zu besichtigen und am besten nicht nur einmal durchzulaufen, sondern das ein paar Tage vor Ort auf sich wirken zu lassen. Ich habe das in Auschwitz getan und das ändert etwas.

Wenn ich das folgende Punkte bei Dir lese..

Veröffentlicht von: @lucan-7

Und genau das ist es ja, was heutige Rechtsextreme wünschen.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Wer dann noch die Vergleiche scheut, der macht es den neuen Nazis damit allzu leicht...

sehe ich, dass wir offensichtlich ähnliche Ziele haben, uns da nur nicht über die richtigen Mittel einig sind.

Vergleichende "Studien" kommen in diesem Zusammenhang unter einem neutralen und vielleicht wissenschaftlichen Mäntelchen daher, leisten aber im Endeffekt Argumentationen Vorschub nach dem Schema: "Klar, damals wurden ein paar Dinge getan, die vielleicht nicht so ganz in Ordnung waren, aber viele andere haben auch vergleichbar dunkle Stellen in ihrer Geschichte. Hört doch auf, immer auf Deutschland herumzuhacken! Da steht doch nur die Absicht dahinter (von wem auch immer, ein paar Ideen nach bekannten Vorbildern hätte ich schon) , uns klein zu halten."

Mir geht es darum, dass wir uns in Deutschland in erster Linie mal an die eigene Nase fassen, was die Aufarbeitung dieser Verbrechen angeht. Mein Eindruck ist, dass wir da schon einmal weiter waren, und ich stelle mit Besorgnis fest, dass die Grenzen des von Politikern Sagbaren immer weiter in die Nazi-Richtung verschoben werden.

Thomas

tojak antworten
LittleBat
(@littlebat)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1813
Veröffentlicht von: @tojak

ergleichende "Studien" kommen in diesem Zusammenhang unter einem neutralen und vielleicht wissenschaftlichen Mäntelchen daher, leisten aber im Endeffekt Argumentationen Vorschub nach dem Schema: "Klar, damals wurden ein paar Dinge getan, die vielleicht nicht so ganz in Ordnung waren, aber viele andere haben auch vergleichbar dunkle Stellen in ihrer Geschichte. Hört doch auf, immer auf Deutschland herumzuhacken! Da steht doch nur die Absicht dahinter (von wem auch immer, ein paar Ideen nach bekannten Vorbildern hätte ich schon) , uns klein zu halten."

Dafür möchte ich bitte einen Nachweis. Du unterstellst damit einigen Historikern etwas sehr übles - und ich nenne das Verleumdung.
Nur weil du dich mit solchen wissenschaftlichen Ideen bisher nicht befasst hast, heißt das nicht, dass das alles Leute wären, die Rechtsextremisten und Revisionisten Vorschub leisten möchten! Oder dass ihre Argumentationen dafür taugen (hab ich bisher nicht wirklich erlebt).

Das Problem an deiner Argumentation ist, dass du etwas sakrosankt und unsagbar machen möchtest, um zu verhindern, dass Extremisten damit argumentieren. Aber so funktioniert es halt nicht. In dem Moment, in dem man nicht mehr drüber nachdenken darf, in dem Moment haben alle Extremisten gewonnen, denn dann kannst du keine Lehren mehr ziehen oder Phänomene abstrahieren.

littlebat antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 11 Jahren

Beiträge : 402
Veröffentlicht von: @littlebat

Dafür möchte ich bitte einen Nachweis. Du unterstellst damit einigen Historikern etwas sehr übles - und ich nenne das Verleumdung.
Nur weil du dich mit solchen wissenschaftlichen Ideen bisher nicht befasst hast, heißt das nicht, dass das alles Leute wären, die Rechtsextremisten und Revisionisten Vorschub leisten möchten! Oder dass ihre Argumentationen dafür taugen (hab ich bisher nicht wirklich erlebt).

Ich weiß gar nicht, ob es klug ist, auf so etwas überhaupt zu antworten. Ich habe in meinem letzten Beitrag keiner einzigen konkreten Person, keinem Historiker irgendetwas unterstellt und erst recht niemanden verleumdet. Verleumdung wäre im Übrigen ein Straftatbestand. Auch deshalb bitte ich dich um Mäßigung in deiner Wortwahl.

Veröffentlicht von: @littlebat

Nur weil du dich mit solchen wissenschaftlichen Ideen bisher nicht befasst hast,

Woher willst du wissen, mit was ich mich bisher befasst habe?

Zur fachlich-historischen Diskussion erfährst du hier mehr.

https://de.wikipedia.org/wiki/Historikerstreit

Natürlich können sich Historiker über die Einordnung des Holocaust Gedanken machen und diese auch veröffentlichen, aber dann müssen sie eben auch die Kritik daran vertragen.

Das Probleme sehe ich nicht in Fachdiskussionen unter Historikern, sondern in einem neurechten Populismus, der sich aus solchen Diskussionen genau die und nur die Versatzstücke holt, die er gerade gebrauchen kann. Mein in Anführungszeichen gesetztes mögliches Argumentationsschema solche Leute (voriger Beitrag) ist ein Beispiel, wie so etwas laufen kann. In nehme in deinem Sinne an, dass du das als wörtliches Zitat missverstanden hast.

tojak antworten
LittleBat
(@littlebat)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1813

Ich meinte eigentlich die Tatsache, dass es eine vergleichende Genozidforschung gibt. Und nicht den Historikerstreit der 80er.
Die Welt hat sich seit den 80ern überraschenderweise weiter gedreht. Auch die Forschung über den NS ist weiter gekommen.

Wenn du Forschern, die sich mit vergleichender Genozidforschung befassen, nicht unterstellen willst, dass sie Revisionisten seien oder solchen Leuten Argumente liefern - dann schreibs halt nicht.

Ich möchte noch immer einen Nachweis dafür, dass die vergleichende Suizidforschung Revisionismus befördert.

littlebat antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 11 Jahren

Beiträge : 402

Vergleichende Genozidforschung gab es in den 1980er auch schon. Und unterschiedliche grundsätzliche Bewertungen dieser Disziplin ebenfalls.

Die vergleichende Untersuchung von Völkermorden wird bis heute sowohl von Teilen der Menschen, die auf der Seite der Täter, als auch von Teilen der Menschen, die auf der Seite der Opfer stehen, vehement abgelehnt. Wollen erstere die Taten vergessen machen, sehen letztere jeden Vergleich des Leides ihres Volkes als Relativierung oder gar Verhöhnung der Opfer an und können aufgrund der ihnen verursachten Leiden die Leiden der anderen nicht wahrnehmen. Seriöse Völkermordforscher betonen deshalb das Singuläre jedes einzelnen historischen Faktums, das als Völkermord bezeichnet werden kann; besonders im Sinne der Prävention zukünftiger Völkermorde halten sie es aber für sinnvoll und sogar notwendig, Kategorien zu erarbeiten, die strukturelle Vergleiche möglich machen.

Ich bleibe bei meiner Einschätzung. Du kannst das gerne anders sehen. Das nennt man Meinungsfreiheit.

Nachtrag vom 23.11.2019 0753
Das Zitat war aus Wikipedia

tojak antworten
LittleBat
(@littlebat)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1813
Veröffentlicht von: @tojak

Vergleichende Genozidforschung gab es in den 1980er auch schon. Und unterschiedliche grundsätzliche Bewertungen dieser Disziplin ebenfalls.

Ich hab das oben verlinkt. Seit 1943. Ein polnischstämmiger Jude hats erfunden. Und seitdem wird diskutiert. Hab ich oben verlinkt und geschrieben.

Genau, die Einzigartigkeit jedes Einzelnen wird betont.
Trotz allem darf man Vergleiche anstellen, ohne dass man gleichzeitig Revisionist ist.
Du behauptest allerdings:

Vergleichende "Studien" kommen in diesem Zusammenhang unter einem neutralen und vielleicht wissenschaftlichen Mäntelchen daher

und da ist einiges sehr deutlich, womit du dich sehr weit aus dem Fenster lehnst. Du bezweifelst die Wissenschaftlichkeit, du betrachtest Studien in dem Bereich als unwissenschaftlich, du behauptest, dass die Forscher*innen nicht neutral und wissenschaftlich arbeiten.

Und diese Behauptungen gehen gegen alle Leute, die in dem Forschungsbereich arbeiten. Und auch wenn das nicht gegen einen persönlich gerichtet sein mag, verunglimpfst du hier ohne Nachweis, ohne Beleg einen ganzen Zweig der Geschichtswissenschaften.

Und deine Behauptung, dass der Besuch einer KZ-Gedenkstätte für jeden Menschen etwas ändern würde (und dann sogar alles) - ist nachweislicher Unfug. Du glaubst nicht wie viele Rechtsextremisten dorthin gehen , für die sich gar nichts an ihrem Leben und Denken ändert. Möchtest du Fotos?

littlebat antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 11 Jahren

Beiträge : 402
Veröffentlicht von: @littlebat

Du behauptest allerdings:

Vergleichende "Studien" kommen in diesem Zusammenhang unter einem neutralen und vielleicht wissenschaftlichen Mäntelchen daher

und da ist einiges sehr deutlich, womit du dich sehr weit aus dem Fenster lehnst. Du bezweifelst die Wissenschaftlichkeit, du betrachtest Studien in dem Bereich als unwissenschaftlich, du behauptest, dass die Forscher*innen nicht neutral und wissenschaftlich arbeiten.

Jetzt verstehe ich erst, was dich da so stört. Das war für mich ein völliger Nebenaspekt. Ich könnte mich jetzt noch herausreden, dass ich ja keineswegs geschrieben habe, dass alle vergleichenden Studien so sind, aber mir bricht kein Zacken aus der Krone, wenn ich mich hier und jetzt korrigiere und präventiv entschuldige:

Es gibt eine wissenschaftlich seriöse vergleichende Genozidforschung. Es war nicht meine Absicht, den beteiligten Personen schlechte Absichten zu unterstellen, sie herabzusetzen oder gar zu verleumden. Wenn jemand aus dieser Gruppe sich durch meine Äußerungen in diesem Thread auf jesus.de beleidigt oder verleumdet gefühlt haben sollte, bitte ich um Entschuldigung.

tojak antworten
LittleBat
(@littlebat)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1813
Veröffentlicht von: @tojak

Jetzt verstehe ich erst, was dich da so stört. Das war für mich ein völliger Nebenaspekt.

Danke. Dann haben wir einander missverstanden. Sorry, wenn ich dich zu heftig angegangen hab. Tut mir echt leid.

Ich bin die letzte, die bestreitet, dass Argumente aus wissenschaftliche Forschungszusammenhängen eben auch von den Falschen benutzt werden. Ist so. Aber nicht zu forschen, kann nicht die Antwort darauf sein. Zumindest denke ich das.

LG Bat

littlebat antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0

Er hat sich - wie dieser Thread zeigt - ja praktisch selbst erledigt. Von nun an ist er der Typ mit dem Holocaust-Vergleich. Who the fuck cares jetzt noch about extinction rebellion?

Was mich ernüchtert ist, wie schnell und verläßlich das Klimawandel-Thema doch den üblichen Boden der Godwin'schen Schlammgrube erreicht hat.
Ich kannte Roger Hallam nicht und von mir aus darf er auch so schnell wie möglich aus dem öffentlichen Diskurs verschwinden. Aber nicht, weil er den Holocaus relativiert - denn in der Hinsicht werden nach ihm andere kommen, so sicher, wie man immer wieder mal auf's Scheißhaus muß.
Sondern weil die Gefahr besteht, dass die Assoziation mit ihm das ohnehin schon an medialer Aufmerksamkeit verlierende Thema "Menschengemachter Klimawandel - was können/müssen wir tun?!" nun zusätzlich noch vergiftet.

ceterum censeo, dass ich froh bin, keine Kinder zu haben.

Anonymous antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 11 Jahren

Beiträge : 402
Veröffentlicht von: @blackjack

Sondern weil die Gefahr besteht, dass die Assoziation mit ihm das ohnehin schon an medialer Aufmerksamkeit verlierende Thema "Menschengemachter Klimawandel - was können/müssen wir tun?!" nun zusätzlich noch vergiftet.

Dieses Thema hängt nicht von Roger Hallam ab, auch nicht von Greta Thunberg. Und ganz gleich, ob die Medien es gerade hypen oder nicht, es wird früher oder später wieder in den Blickpunkt rücken.

tojak antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21310

Klimawandel ist ein emotionales Thema - kein rationales

Veröffentlicht von: @tojak

Dieses Thema hängt nicht von Roger Hallam ab, auch nicht von Greta Thunberg. Und ganz gleich, ob die Medien es gerade hypen oder nicht, es wird früher oder später wieder in den Blickpunkt rücken.

Ich fürchte der Einfluss ist da nicht zu unterschätzen. Für die meisten Menschen ist das keine rationale, sondern eine emotionale Frage, auch wenn sie sich dessen gar nicht bewusst sind. Zustimmung oder Ablehnung von Maßnahmen gegen den Klimawandel wird auch in Zukunft ganz entscheidend vom Charisma deren Fürsprecher abhängen.

Leider.

lucan-7 antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0

Ich hoffe, Du hast recht und ich liege falsch. Womöglich sollte ich vollständig darauf verzichten, irgendwelche bento-Artikel zu lesen, aber kurz bevor ich diesen Thread sah, hatte ich halt das Interview mit Luisa Neubauer auf bento gelesen, wo auch als eine der ersten Fragen die nach Roger Hallam kam. Zwar sagte Neubauer sinngemäß, dass sich die fff-Bewegung nicht von ein paar dämlichen Aussagen wie den seinen aufhalten lassen werde - aber für mich klang da ein wenig das Flöten im Walde mit an.

Zum Nachlesen (auch wenn ich etwas Bauchschmerzen habe, auf 'nen bento-Artikel zu verlinken).

Anonymous antworten
Liberatus
Beiträge : 132

Distanziert Ullstein sich denn auch von Jason Brennan?
Das Interview, um das es gehen soll, ist hinter der Bezahlschranke der ZEIT. Hat irgendjemand hier es gelesen? Ich nicht. Da ich die kritisierten Aussagen von Roger Hallam also nicht im Zusammenhang kenne, und auch ihre Kritiker nur kontextlose Bruchstücke daraus zitieren, kann ich sie nicht sinnvoll diskutieren.

Der Stil der Debatte erinnert mich an den weitverbreiteten idiotischen Brauch, mit einem Satzfragment von drei Wörtern – "Auge um Auge" – Israel und seinen Gott charakterisieren zu wollen.

Wenn nun der Ullstein-Verlag wegen der Äußerungen Roger Hallams dessen Buch zurückzieht, dann wirft das für mich ein Glaubwürdigkeitsproblem auf. Ullstein hat das Buch Gegen Demokratie von Jason Brennan veröffentlicht, dessen verfassungsfeindliche Auffassungen weder der Verlag noch sonst irgendwer im Lande für abnormal genug zu halten scheint, um sich von ihnen zu distanzieren.

https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/gegen-demokratie-9783550081569.html

liberatus antworten


Tertullian
Beiträge : 415

Vordergründig mag das Zitat an die berühmte Äußerung von Hannah Ahrendt über die Banalität des Bösen erinnern. Dieses entstand aber auch in einem konkreten Zusammenhang mit dem Holocaust, nämlich dem Eichmann-Prozess 1961. Zudem war Hannah Arendt selbst Jüdin. Was aber den Begründer einer Umweltschutzbewegung zu einem derartigen Zitat treibt stimmt bedenklich. Zumal man nach der Lektüre des verlinkten Titels sofort auch an Gauland denkt.

tertullian antworten
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