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Schwarzmalerei

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Evana2
 Evana2
Themenstarter
Beiträge : 475

Über das Märchen "die kluge Else" bin ich auf dieses Thema erneut aufmerksam geworden.

Es wird eine Geschichte erfunden, die dazu dient, die Menschen in eine gewünschte Richtung zu lenken.
Schwarzmalerei ist eine Art von Manipulation.
Kennt ihr solche fiktiven Geschichten, wo Menschen anderen Menschen Angst einjagen und sie deshalb in eine Starre,
eine Handlungsunfähigkeit kommen und sie dadurch leichter zu lenken sind?

Also in dem Märchen spricht die junge Frau: Wenn wir verheiratet sind und ein Kind bekommen, kann die Kreuzhacke,
die in der Decker hängt, unser Kind erschlagen. - Also es werden ungelegte Eier ausgebrühtet und ein Drama draus gemacht.

Antwort
65 Antworten
Martha
 Martha
Beiträge : 915

Guten Morgen.

Nachdem Durchlesen aller Beiträge habe ich noch einmal bei Wikipedia zu diesem Märchen nachgelesen und den für mich wichtigen Hinweis gefunden, wie die Situation im Keller, in dem die Hausgemeinschaft vorm Bierfass mit Else über die Kreuzhacke meditiert u mit Else über ungeborene Kinder weint, endet:

"Zum Schluss geht auch Hans in den Keller, hört von dem möglicherweise eintretenden Unglück und beschließt mit den Worten „mehr Verstand ist für meinen Haushalt nicht nöthig“ die kluge Else zu heiraten."

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Die_kluge_Else

Sollte nicht gerade dieses Resümee zu denken geben?

martha antworten
3 Antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 6881

@martha 

Und was schließt Du daraus?

queequeg antworten
Martha
 Martha
(@martha)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 915

@queequeg 

Zwei Dinge.

Zum einen frage ich mich: Ist dem Verfasser das _Bier_fass wichtig? 🤔 

Zum anderen: Dem Hans scheint Elses Einfalt, die sich auf die Hausgenossen überträgt, ganz gut in den Kram zu passen. Er lässt sie in diesem Glauben. 🤐 

martha antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 6881

@martha 

Ja, so ist es wohl. Und eine einfältige Else ist allemal pflegeleichter als eine selbstbewusste.

queequeg antworten


GoodFruit
Beiträge : 3896

@evana2 DA habe ich in den letzten Tagen ein Beispiel gefunden, wie man genau das im deutschen Fernsehen gemacht hat.

Es gibt da eine neue Doku über Aktenzeichen XY ungelöst - der Sendung mit Eduard Zimmermann, bei der es um Verbrechensbekämpfung ging und ungelöste Kriminalfälle vorgestellt wurden, bei denen man hoffte, mit Hinweisen aus der Bevölkerung einer Lösung, dem Festnehmen der Täter, näherzukommen.

Die Sendung war etwas Besonderes. Die Gattung "True Crime" gab es da noch gar nicht. Die Sendung war ein Vorreiter dafür. Und man war wirklich dran an echten und relevanten Fällen. Ich erinnere mich, dass der Bibelraucher, jener Christ, der im Gefängnis zum Glauben gekommen ist und eine ziemlich lange Verbrecherkarriere hinter sich hat, mal erzählte, dass er die Sendung nie verpasste. Es war für ihn so etwas wie Heimatfunk. All seine Bekannten kamen da vor - vermutlich er selber auch gelegentlich.

Jetzt der Zusammenhang zu Deinem Märchen und der Manipulation: Man weiß heute, dass die Sendung auch andere Aufgaben als wie die Verbrechensbekämpfung zum Ziel hatte. Es sollte Angst in der Bevölkerung gestreut werden und ein normativer Standard dessen vermittelt werden, was man sich unter gutem bürgerlichen Leben vorstellte.

Dass die Sendung frauenfeindlich und homophob war, mag der Zeit geschuldet sein. Man bediente die Klischees der Zeit und verfestigte diese damit natürlich auch. Ein Beispiel für bewusste Angstmache und ist die ständige Warnung davor, als Anhalter mitzufahren. Es wurde der Eindruck vermittelt, dass das sehr gefährlich war. Und dann stand da Eduard Zimmermann mit einem dicken Bericht des Bundeskriminalamts und warnte - nur in dem Bericht fand sich nichts Entsprechendes. Es wurde da vielmehr festgestellt, dass die Gefahr beim Trampen nicht größer war als bei Bekanntschaften, die in einem Lokal gemacht wurden. Das Trampen galt in jenen Jahr als Ausdruck der Freiheit - und die sollte in Deutschland nicht zu groß werden.

Die Sendung ließ einen mit einem unguten Gefühl zurück und ich kann mich erinnern, dass auch ich schon nach so einer Sendung noch mal geschaut habe, ob die Tür wirklich verschlossen war. Angst ist ein prima Instrument, um brave Bürger zu generieren und das Regieren zu erleichtern.

Hier Bericht zu der aktuellen Doku über diese Sendung: https://uebermedien.de/87006/wem-wollte-eduard-zimmermann-angst-machen-und-warum/

„Noch ahnen sie nicht …“ - aber die Gänsehaut hatten alle.

 

 

 

goodfruit antworten
Queequeg
Beiträge : 6881

@evana2 

"Kennt ihr solche fiktiven Geschichten, wo Menschen anderen Menschen Angst einjagen und sie deshalb in eine Starre,
eine Handlungsunfähigkeit kommen und sie dadurch leichter zu lenken sind?"

Nein, so kenne ich das nicht. Das jemand einem Angst einflößen will schon, auch dass jemand einen anderen manipulieren will. Aber die Verbindung, die Du hier ansprichst, kenne ich so nicht.

Das wäre ja auch völlig unsinnig, weil eine Angst nicht gesteuert ist und sich nicht steuern lässt. Auch wenn jemand bei einem anderen Angst induzieren könne, wäre ja keineswegs gewiss, wohin diese dann den anderen führt.

Ich muss mich etwas korrigieren. Wenn es nur darum geht per Angst Unsicherheit zu erzeugen - das funktioniert natürlich, besonders im politischen Rahmen. Da kann man tatsächlich auch größere Gruppe in eine Angst manövrieren, aus der heraus man dann die allein selig machen Erlösung anbieten kann. Jeder kennt die bundesdeutsche Partei, die das z.Z. hervorragend handhabt.  Aber da geht es dann auch nicht um eine gezielte Richtung, in die man die Leute manipuliert, sondern darum, sie diffus unzufrieden über das Bestehende zu machen.

queequeg antworten


Queequeg
Beiträge : 6881

@evana2 

Prompt fällt mir doch noch was ein.

Die Generierung von Angst vor der Hölle ist ja doch eindeutig der Versuch, Menschen zu einem christlich Glauben zu manipulieren. Hat ja auch überwiegend hunderte von Jahren funktionier. Nur ist natürlich die Frage, was ein Glaube taugt, der auf Angst basiert.

queequeg antworten
6 Antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 5246

@queequeg Die Generierung von Angst vor der Hölle ist ja doch eindeutig der Versuch, Menschen zu einem christlich Glauben zu manipulieren. Hat ja auch überwiegend hunderte von Jahren funktionier.

Ich wünschte, ich hätte mir eine Diskussionsrunde, die ich mal irgendwo im Netz verfolgte, gebookmarked, in der ein katholischer und ein evangelischer Theologe (keine Leute aus der dritten Reihe, aber ihre Namen habe ich dennoch mir nicht gemerkt) mit zwei Nicht-Christen (kann sein, dass einer von ihnen Michael Schmidt-Salomonn war, bin mir aber auch da nicht mehr sicher) darüber diskutierten, inwiefern die moderne Gesellschaft noch den christlichen Glauben als ethische Orientierungshilfe brauche. Da kam dann irgendwann auch von der "ungläubigen" Seite das (nicht sonderlich neue oder originelle) Argument, wie mit Teufels- und Höllendrohungen die sogenannten christlichen Werte und Tugenden doch eigentlich nur erpresst würden. Richtig skandalös würde dass, wenn schon Kinder, im Rahmen von Kinderbibelstunden und anderen kirchlichen pädagogischen Maßnahmen mit der Angst vor Feuerseen und Verdamnis indoktriniert würden.

Worauf der eine der beiden Geistlichen zu einer längeren, recht predigenden Erwiderung anhob und in seine Argumentation irgendwann, gewissermaßen en passant, sinngemäß einflocht: "Teufel und Hölle werden so heute eigentlich gar nicht mehr gelehrt. Die spielen bei uns keine Rolle - oder?" Dabei blickte er Einverständnis heischend zu seinem Kollegen von der Konkurrenzkirche, der bestätigend nickte. Ich musste so laut lachen, wie da einer, zu dessen eigentlichen Tugenden es doch gehören sollte, bei der Wahrheit zu bleiben, mal eben so, der besseren medialen Präsentation halber, Teufel und Hölle aus der reinen Lehre entfernte - und der Kollege von der anderen Fraktion spielte diese PR-Choose mit, weil doch die eine Krähe die andere nie schwarz zu zeihen wagen würde, und weil man ja gemeinsam dem Eindruck entgegentreten musste, das bewährte Instrument der Angstmacherei heutzutage immer noch einzusetzen. Zwei Wölfe, die nach einem Kreidemahl im Duett säuseln - herrlich!

Leider fand sich am nächsten Tag in meinen üblicherweise konsumierten Medien nirgendwo die elektrisierende Überschrift: "Die deutschen Kirchen haben Teufel und Hölle abgeschafft!"

jack-black antworten
Seidenlaubenvogel
(@seidenlaubenvogel)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 1971

@jack-black Hmm, hmm. Hmmm. Wie soll ich sagen… Wie ehrlich sind wir denn alle so? Und wie konsequent? Wenn ich meinen Glauben weite und mir dabei (eher vorwurfsvoll) Allversöhnung unterstellt wird, was heißt das dann für den Glauben des andren, wenn nicht dass es eine klare Trennung (zu Lebzeiten wie im Tod) zwischen Christen und Nicht-Christen gibt?

Hier sind vermutlich einige vertreten, die davon ausgehen, dass eine Vielzahl an Menschen - nach aktuellem Stand - verloren gehen werden. Was ich nicht verstehe und dennoch gleichzeitig begrüßenswert finde (weil ich anders (weiter) glaube), dass dann ein nicht viel stärkerer Drang zur Mission vorhanden ist. 

seidenlaubenvogel antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 6881

@seidenlaubenvogel 

"Hier sind vermutlich einige vertreten, die davon ausgehen, dass eine Vielzahl an Menschen - nach aktuellem Stand - verloren gehen werden."

Ja, das ist sicher so - und nicht nur hier. Aber glücklicherweise sind militante Missionierungsversuche heute kaum noch durchführbar - jedenfalls in unserer Gesellschaft.

"klare Trennung (zu Lebzeiten wie im Tod) zwischen Christen und Nicht-Christen"!

Vor geraumer Zeit hatte ich hier zu diesem Thema einen Austausch mit einer Userin, die klar meinte, dass sie sich nicht von einem Atheisten wie mir - wie sie meinte - retten lassen würde, wenn sie am Ertrinken wäre und ich mit einem Boot vorbei käme. Tja, muss sie dann halt untergehen.

queequeg antworten
Seidenlaubenvogel
(@seidenlaubenvogel)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 1971

@queequeg 

Vor geraumer Zeit hatte ich hier zu diesem Thema einen Austausch mit einer Userin, die klar meinte, dass sie sich nicht von einem Atheisten wie mir - wie sie meinte - retten lassen würde, wenn sie am Ertrinken wäre und ich mit einem Boot vorbei käme. Tja, muss sie dann halt untergehen.

Und ich frag mich, wie sie dich so in deinem Boot allein weiterfahren lassen kann, in ihrem Glauben wissend, dass du „dem Untergang“ geweiht bist. Aber gut, du hast schon recht, es ist besser, dass sie es kann. Ich stell nur deutlich fest, mit so einem Glauben könnt ich nicht leben.

Für mich ist das nur so krass faszinierend, dass ich komplett eingewoben bin (und war) in diese ganz klaren, bibeltreuen (wie sie genannt werden) Glaubenssätze und dass sich mein Glaube auf dieser Grundlage so fein hat weiten dürfen, ohne an Substanz zu verlieren.

Was ich nicht verstehen kann, wie man sich so eng im Glauben aufstellen kann, dass man letztendlich über Gott steht. Da kann ich tatsächlich besser verstehen, dass man nicht an Gott glauben kann - und Kirche und Christen geben einem oft genug genug Grund dafür.

 

seidenlaubenvogel antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 6881

@seidenlaubenvogel 

Tja - sie meinte dem Sinne nach, dass sie in angesprochenen Fall nur sterben und dann aber in den Himmel kommen würde, während ich dann wirklich untergehen würde.

"sich mein Glaube auf dieser Grundlage so fein hat weiten dürfen"

Eine schöne Formulierung, die Dir aber wohl nicht viel Freunde machen wird.

"wie man sich so eng im Glauben aufstellen kann, dass man letztendlich über Gott steht"

Na ja, das denkt ja niemand. Im Gegenteil, Menschen die sich sehr am Text der Bibel orientieren gehen ja davon aus, dass sie sich gerade deshalb ganz in der Nähe Gottes und alle anderen sich in einem katastrophalen Irrtum befinden.

Mich hat bei diesen Fragen immer gewundert, wieso Jesu Gegnerschaft zu den Frommen seiner Zeit so völlig selbstverständlich hingenommen, das auf die heutige Zeit übertragen, ganz und gar nicht gesehen  wird. 

queequeg antworten
Seidenlaubenvogel
(@seidenlaubenvogel)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 1971

@queequeg 

Seidenlaubenvogel: "sich mein Glaube auf dieser Grundlage so fein hat weiten dürfen"

Queequeg: Eine schöne Formulierung, die Dir aber wohl nicht viel Freunde machen wird.

So lange ich stets den anderen stehen lasse, komme ich damit meist gut klar. Lange Zeit war ich auch sehr zurückhaltend. Inzwischen freue ich mich, dass ich oft auch bei andren auf auf „mehr Weite“ stoße, als ich zunächst erwartet hatte.

 

 

seidenlaubenvogel antworten
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