Wenn das Leben zu E...
 
Benachrichtigungen
Alles löschen

Wenn das Leben zu Ende gehen soll...

Seite 2 / 2

Gelöschtes Profil
Themenstarter
Beiträge : 18002

Ihr Lieben,

eben gelesen:

In der Frage des assistierten Suizids gebe es laut der EAIR keine „allgemein verbindliche evangelische Position“.

Da ich gegenwärtig im näheren Umfeld jemanden habe, der sehr schwer erkrankt ist und seit der Diagnose ("Sklerodermie") mit Gedanken an Selbsttötung spielt, da weder Aussicht auf Heilung noch Besserung besteht, interessiert mich Eure Meinung zu dem Thema.

Wie damit umgehen, wenn ein schwerstkranker Mensch sich nichts sehnlicher wünscht als den Tod?

Liebe Grüße,
Plueschmors.

Antwort
69 Antworten
Stefantweeetys
Beiträge : 426

Schwieriges Thema.

Vor einigen Jahren waehre ich fast gestorben, war ziemlich knapp, aber davor war mein Leben sehr langweilig.

Deswegen haette ich nichts dagegen gehabt zu sterben. Nun, ich abe ueberlebt und dann das Leben etwas anders gesehen.

Mein Geld ausgegeben, zwei Weltreisen gemacht und ausgewandert. Jeder Tag den ich lebe, sehe ich als Geschenk. Das Erlebnis hat mein Leben durcheinander gewirbelt.

Veröffentlicht von: @plueschmors

Wie damit umgehen, wenn ein schwerstkranker Mensch sich nichts sehnlicher wünscht als den Tod?

Wegen meinem Hintergrund wuerde ich den Wunsch akzeptieren, auch wenn das komisch klingt. Es ist so, dass wir alle sterben werden, frueher oder spaeter.

Was danach kommt, wissen wir nicht wirklich. Manche glauben dies, manche das.... und macht hier keinen grossen Unterschied. Menschen werden trauern aber in ein paar wenigen Generationen sind wir und all was wir gemacht haben vergessen.

Es kommt also mehr darauf an was wir selbst empfinden. Sagen wir: Jemand moechte sterben weil die Person niemanden zu Last fallen moechte. Wenn man das weiss, kann man sagen das es nicht so ist. Vielleicht aendert das die Meinung, vielleicht auch nicht.

Man kann ueber den Grund sprechen und die Zeit eben bestmoeglich nutzen die man mit der Person hat. Vielleicht alles ueber sein Leben erfahren und aufschreiben. Auf diesem Weg, bleibt die Person zumindest im kleinen Kreis laenger lebendig, auch wenn die Person nicht mehr da ist.

stefantweeetys antworten
1 Antwort
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3627

Grün
Guter Beitrag!

jack-black antworten


agapia
 agapia
Beiträge : 1460

Ich selbst hätte gerne die Gewissheit, mein Leben selbstbestimmt und ohne Todesqual beenden zu können, wenn ich genug hätte. Konsequenz dieses Wunsches wäre, dass ich auch allen anderen diese Gewissheit zugestehe, selbst wenn es mich traurig zurück lassen würde.

Ich kann mir gut vorstellen, dass eine solche Gewissheit in ausweglos empfundenen Momenten noch ein wenig Mut und Gelassenheit in mir zum Weitermachen auslösen würde. Und das würde ich von Herzen dann auch allen anderen wünschen.

agapia antworten
Tinkerbell
Beiträge : 1552

Naja...
Das finde ich schwierig formuliert, "keine allgemein verbindliche evangelische Position". Eine Kirche bzw. eine Religion sollte doch eigentlich Klarheit dahingehend haben, wie sie Leben, Sterben, Freitod usw. betrachtet. Es klingt so ein bisschen beliebig, mal wieder bietet die Evangelische Kirche weder Orientierung noch Reibungsfläche...schade.

Ich persönlich sehe es irgendwie meistens von der anderen Seite: Man bringt jemanden in die Lage, einen großen Anteil am eigenen Tod zu haben. Das finde ich aus christlicher Sicht sehr schwierig. Anders sieht das aus, wenn man sich beispielsweise zum Sterbefasten entschließt - das ist quasi begleiteter, aber nicht assistierter Suizid.

Letztlich muss man sich immer fragen, wie man selbst mit gewissen Diagnosen umgehen würde. Vielleicht hätte man selber auch nicht die Kraft, 20 oder 30 Jahre durchzuhalten. Es gibt ja genug Krankheiten, wo man vielleicht dank Palliativmedizin schmerzfrei ist, aber trotzdem sehr leidet. Den Entschluss zu sterben fasst ein Mensch ja nicht leichtfertig, und interessanterweise leben viele Menschen weiter, nachdem sie beispielsweise in der Schweiz alles so geklärt haben, dass dem assistierten Suizid nichts im Wege steht - sie haben die innere Ruhe, dass sie dann, wenn es wirklich nicht mehr geht, einen Ausweg haben. Und dadurch werden viele so beruhigt, dass sie ihren Plan aufschieben.

Veröffentlicht von: @plueschmors

Wie damit umgehen, wenn ein schwerstkranker Mensch sich nichts sehnlicher wünscht als den Tod?

Überlegen, was man sich selber wünschen würde, wenn man in der Lage wäre. Den Wunsch ernstnehmen und für sich eine Position finden, wie weit man denjenigen unterstützen kann. Alternativen aufzeigen, so es welche gibt. Gnädig sein, wenn derjenige sich trotzdem dahingehend entscheidet, und ihm keine Schuldgefühle machen. Das ist ein schwerer Weg, und aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass es an die Substanz aller Beteiligten geht, diesen Prozess und letztlich die Tat auszuhalten. Aber es ist auch ein Akt der Nächstenliebe. Aus gesunder Sicht lässt sich schnell sagen "Gott will das nicht!", aber ich bin mir sehr sicher, dass Gott gnädig ist, wenn jemand einfach nicht mehr kann. Sei es nun physisch oder psychisch.

tinkerbell antworten
5 Antworten
agapia
 agapia
(@agapia)
Beigetreten : Vor 12 Jahren

Beiträge : 1460

Sehr einfühlsames Statement, danke!

agapia antworten
paramaribo1954
(@paramaribo1954)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 524
Veröffentlicht von: @tinkerbell

Aus gesunder Sicht lässt sich schnell sagen "Gott will das nicht!", aber ich bin mir sehr sicher, dass Gott gnädig ist, wenn jemand einfach nicht mehr kann. Sei es nun physisch oder psychisch.

1. Korinther 13

Das Wichtigste ist die Liebe,

paramaribo1954 antworten
Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

Danke für alle Eure Beiträge!
Ich häng mich einfach mal an Deinen schönen Beitrag ran, um mich gleichzeitig für alle Beiträge in diesem Thread zu bedanken: Von ganzem Herzen lieben Dank, alle miteinander!

😊

Veröffentlicht von: @tinkerbell

Eine Kirche bzw. eine Religion sollte doch eigentlich Klarheit dahingehend haben, wie sie Leben, Sterben, Freitod usw. betrachtet. Es klingt so ein bisschen beliebig, mal wieder bietet die Evangelische Kirche weder Orientierung noch Reibungsfläche...schade.

Ja, das ist mittlerweile ziemlich nervig. "Kirche, wohin gehst Du?" Offenbar weiß sie es selber nicht mehr so recht und erfindet sich gerade neu in einer Zeit, wo sich ja vieles neu erfindet, weil sich das Verlangen nach immer Neuem immer aufdringlicher meldet in der Welt. Wer will noch festhalten am Alten?

Veröffentlicht von: @tinkerbell

Es gibt ja genug Krankheiten, wo man vielleicht dank Palliativmedizin schmerzfrei ist, aber trotzdem sehr leidet.

Die Palliativmedizin in allen Ehren, aber auch sie garantiert keinen idealen Tod - sich verabschieden, den letzten Segen sprechen, die Hand in die Hände der Kinder legen, sanft einschlafen und nicht mehr aufwachen -, sondern Dank ziemlich wirksamer Schmerz- und Beruhigungsmittel garantiert sie bestenfalls, daß man schon lange hinüber ist, bevor man richtig hinüber ist.

Veröffentlicht von: @tinkerbell

Aus gesunder Sicht lässt sich schnell sagen "Gott will das nicht!", aber ich bin mir sehr sicher, dass Gott gnädig ist, wenn jemand einfach nicht mehr kann. Sei es nun physisch oder psychisch.

Ich bin hier eben noch bei Luther gewesen:

Diejenigen, welche sich selbst erhängen oder sonst töten, leiden Gewalt vom Teufel, wie der, welcher von einem Räuber getötet wird. Sie sind ihrer selbst nicht mächtig. Deshalb kann ich sie nicht verdammen, obgleich man dies dem Volke nicht sagen soll.

Weiter schreibt er, man solle "mit solchen Toten hart umgehen, sie verbrennen usw., damit die Welt davon abgeschreckt werde" und "dem Satan nicht Gelegenheit geboten wird, ein Blutbad anzurichten" (WA 222).

In der Summe, auch was ich hier von anderen gelesen habe, will auch ich alle Menschen, die sich für den Tod frei entscheiden, unverdammt lassen und glauben, daß Gott gnädig und barmherzig ist mit denen, denen das Leben so sehr viel größere Angst gemacht hat als der Tod und daß alle die erwachen mögen in dem weiten Raum der Freude, denen das Leben die entsetzlichste Hölle war.

Als Teenager - allerdings nicht liebeskrank - fand ich mein erstes Gefallen an der Bibel in Hiob 3:

Warum gibt Gott das Licht dem Mühseligen und das Leben den betrübten Herzen – die auf den Tod warten, und er kommt nicht, und nach ihm suchen mehr als nach Schätzen, die sich sehr freuten und fröhlich wären, wenn sie ein Grab bekämen...

Ich habe zum Glück dann irgendwann zum Glauben gefunden. Ohne Glauben wär ich wohl nicht mehr. Es ist aber auch mit dem Glauben nicht leicht gegen einen so mächtigen Feind, darum ist es auch kein Wunder, wenn ein Mensch "einfach nicht mehr kann", wie Du geschrieben hast.

Gott ist barmherzig. Das steht fest.

deleted_profile antworten
Tinkerbell
(@tinkerbell)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 1552
Veröffentlicht von: @plueschmors

Ja, das ist mittlerweile ziemlich nervig. "Kirche, wohin gehst Du?" Offenbar weiß sie es selber nicht mehr so recht und erfindet sich gerade neu in einer Zeit, wo sich ja vieles neu erfindet, weil sich das Verlangen nach immer Neuem immer aufdringlicher meldet in der Welt. Wer will noch festhalten am Alten?

Sie will einfach keinem wehtun in einer Zeit, wo ihnen eh schon alle weglaufen. Dann das Risiko einzugehen, noch mehr zu vergraulen...? Dann lieber nur schönes Geschwurbel.

Veröffentlicht von: @plueschmors

Die Palliativmedizin in allen Ehren, aber auch sie garantiert keinen idealen Tod - sich verabschieden, den letzten Segen sprechen, die Hand in die Hände der Kinder legen, sanft einschlafen und nicht mehr aufwachen -, sondern Dank ziemlich wirksamer Schmerz- und Beruhigungsmittel garantiert sie bestenfalls, daß man schon lange hinüber ist, bevor man richtig hinüber ist.

Ich habe erst neulich einen interessanten Artikel dazu gelesen, wo es genau darum ging - viele Patienten werden eben am Ende NICHT von Palliativmedizinern eingestellt, sondern eben vom normalen Internisten oder Hausarzt. Dann endet es oft so, wie du es beschrieben hast. Aber letztlich ist selbst das noch besser als die endlosen Schmerzen, die manch einer ohne entsprechende Mittelchen hätte.

tinkerbell antworten
Herbstrose
(@herbstrose)
Beigetreten : Vor 9 Jahren

Beiträge : 14194
Veröffentlicht von: @plueschmors

Die Palliativmedizin in allen Ehren, aber auch sie garantiert keinen idealen Tod - sich verabschieden, den letzten Segen sprechen, die Hand in die Hände der Kinder legen, sanft einschlafen und nicht mehr aufwachen -, sondern Dank ziemlich wirksamer Schmerz- und Beruhigungsmittel garantiert sie bestenfalls, daß man schon lange hinüber ist, bevor man richtig hinüber ist.

Nein, Palliativmedizin "ballert nicht weg", wie man landläufig sagen würde. Aber dazu braucht es ausgebildete Palliativmediziner. Diese übernehmen zusätzlich zum Hausarzt, der nach wie vor für die eigentliche "Versorgung" der Patienten zuständig ist, die palliative Behandlung. Ob das nun Schmerzmittel sind oder Gespräche oder Beruhigungsmittel oder einfach nur zusätzliche intravenöse Flüssigkeit, weil die eigentlichen Medikamente für einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf sorgen ... Palliativmedizin ist eben viel mehr und ganz anders als ein "Ruhigstellen" des Patienten.

herbstrose antworten


Seite 2 / 2
Teilen:

Hey du!

Dieses Forum ist für dich kostenlos.
Das funktioniert nur, weil uns treue Menschen regelmäßig mit ihrer Spende unterstützen.
Bist du dabei?