Wie ethisch korrekt...
 
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Wie ethisch korrekt lebst du so (in allem)?

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Lachmöwe
Themenstarter
Beiträge : 1527

Hallo liebe alle,

Haltung zeigen und entsprechend der eignen Haltung leben - wie gut gelingt dir das? Wo bist du gut informiert? Wie oft lässt du Dinge einfach so laufen, weil du nicht über alles informiert sein kannst (oder auch willst)? Worauf bist du bereit zu verzichten? Um ehrlich zu sein, benötigen wir sehr viel nicht, was das Leben bequemlich(er) macht, haben z.B. ein erstaunlich technisch-, digital-geprägtes Freizeit- und Kommunikationsverhalten (brauchen wir das? warum?) und nehmen es kaufend hin, dass sich alles stets weiter entwickelt. Warum? … weil wir den Gewinn darin sehen? … weil uns nichts anderes übrig bleibt? … weil genau das so sein muss? … weil es uns zusteht?

Was wiederum tun wir konkret dafür, dass es auf dieser Welt besser/ fairer/ ausgeglichener ist? Und inwieweit ist das heuchlerisch, weil wir ja doch in vielem so weiter leben (müssen(?)), wie bisher? Ist es schon falsch, dass es mir gut geht, wenn ich weiß, wie prekär andernorts Lebensverhältnisse sind, wo ich nichts (oder ggf. nur minimalst) zur Veränderung beitrage?

Ethisch leben ist für die meisten von uns (für alle?) ein steter Kompromiss. Ich finde es gut, wenn sich jede*r so „gut“ verhält, wie er es vermag und offen ist für weitere praktische Anregungen. Luft nach oben haben wir sicher (fast?) alle. Worauf ich raus möchte: Bleiben wir im Gespräch, aber lassen wir bitte einander stehen und gestehen einander zu, dass jede*r seine (ethische) Verantwortung anders lebt. Wem steht es zu, bei dieser Thematik überheblich zu sein?

Viele Grüße von Seidenlaubenvogel

 

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67 Antworten
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Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @seidenlaubenvogel

Hallo liebe alle,

Haltung zeigen und entsprechend der eignen Haltung leben - wie gut gelingt dir das? 
...
Worauf ich raus möchte: Bleiben wir im Gespräch, aber lassen wir bitte einander stehen und gestehen einander zu, dass jede*r seine (ethische) Verantwortung anders lebt. Wem steht es zu, bei dieser Thematik überheblich zu sein?

Viele Grüße von Seidenlaubenvogel   

ich denke, dass "ethisches Verhalten" fast immer von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein wird. 
Da spielen Herkunft und Erziehung eine Rolle, ganz wichtig ist wohl auch die Bildung, die Sozialisation sowieso, 
und nicht zuletzt auch die eigenen finanziellen Möglichkeiten. 

Und bei mir persönlich merke ich gerade, dass auch das eigene Alter (also die damit verbundenen Erfahrungen und Zukunftsgedanken) nicht ganz nebensächlich sind. 

Unabhängig davon sehe ich aber eine "Grundethik", die wohl von den meisten Menschen befürwortet, wenn auch leider nicht immer gelebt wird. Und diese Grundethik hat biblische Wurzeln, beginnt mit klaren Anweisungen wie z.B. "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" und reicht bis zu "Bewahrung der Schöpfung" (auch wenn letzteres inzwischen recht "abgedroschen" klingt). 

Nachdenkliche Grüße von 
Dschordsch

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Tamaro
 Tamaro
(@tamaro)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 1743

@bepe0905 

Denkst du denn, dass bessere finanzielle Möglichkeiten einem ethisch vorbildlich geführten Leben eher förderlich sind oder nicht?

 

tamaro antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21584

@tamaro 

Denkst du denn, dass bessere finanzielle Möglichkeiten einem ethisch vorbildlich geführten Leben eher förderlich sind oder nicht?

Da wäre sicherlich auch zu bedenken, woher diese "finanziellen Möglichkeiten" denn eigentlich stammen... ab einer gewissen Grenze wird auch Vermögen fragwürdig.

 

lucan-7 antworten
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Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@tamaro 
Auch hierbei kommts wohl auf die Person bzw. deren ethische Vorstellungen und Ziele an. 
Aber grundsätzlich dürfte es bei einem gehobenen finanziellen Hintergrund leichter sein als wenn jemand am Existenzminimum lebt.

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Tagesschimmer
Beiträge : 1248
Veröffentlicht von: @seidenlaubenvogel

Haltung zeigen

uuui, da merke ich, wie ich so genervt von Leuten bin, die mir sagen wollen, was ethisches Verhalten ist, dass ich selbst gar nicht darüber sprechen mag. Meine Meinung weicht da etwas ab und ich habe nie die Möglichkeit, sie so darzustellen, dass ich zufrieden bin. Bestenfalls bin ich die alte weiße Frau, die man trotzdem ein bisschen lieb hat, aber heimlich für blöd hält.

Für mich nach meinen Grundsätzen leben geht schon besser. Ich erwarte keine Perfektion von mir. Das ist schon der erste Grundsatz. Kleidung ist da so ein Thema. Während ich nur Biofleisch esse, trage ich ganz gern Lederschuhe. Meine oberste Priorität ist bei Kleidung, dass sie lange gut passt, danach kommen Schadstoffe und Preis und erst danach die Herstellungsbedingungen oder gar Transportwege. Dann könnte ich auch auf den Fahrstuhl verzichten - aber das ist mir echt zu anstrengend.

Mir ist es wichtig, Prioritäten zu setzen. Ich denke, dass eine Auslandsreise im Jahr wahrscheinlich klimaschädlicher ist als tägliches Fahrstuhlfahren und ein unfair gehandelter Kaffee, den ich mit einer Freundin trinke, weniger ins Gewicht fällt, als wenn sie sich nicht hätte aussprechen können. 

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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@tagesschimmer 

"Haltung zeigen" 

Das riecht nach "Klassenstandpunkt" und "Kritik und Selbstkritik"
aus unseligeren  Tagen und Systemen.

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Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1248

@antonioa Ja und leider unter Menschen immer eine Gefahr. Die unseligen Systeme haben das nur auf die Spitze getrieben. Unser Wunsch nach Zugehörigkeit kann so leicht ausgenutzt werden.

Es sollte wertgeschätzt werden, wenn jemand in der Lage ist, eine gut und gründlich erarbeitete und bewährte Haltung zu zeigen, auch und gerade, wenn sie sehr individuell ist. In dem Fall klingt „zeigen“ eher wie „demütig zur Verfügung stellen“. Da wird aus der Kampfansage die Einladung zu einem Spiel. 

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Channuschka
Beiträge : 4280

@seidenlaubenvogel Was ist gutes Verhalten? Das ist doch immer auch eine Sache der Definition. Die will ich gerade mir aber nicht überlegen.

Ich hab schon lange aufgegeben, durch mein Verhalten die Welt retten zu wollen. Ich hab mir kleine Dinge gesucht, die ich versuch durchzuziehen ohne daraus ein Prinzip ohne Ausnahmen zu machen.

So achte ich z.B. bei Getränken (Kaffee, Tee, Saft, Kakao) auf faire trade. Auch bei Schokolade und so. Oder ich achte darauf, dass es regional ist. Ich esse kaum Fleisch und wenn ich selbst welches kaufe, dann ist es Bio. Ich versuche auf Plastik zu verzichten und Recyclingprodukte zu kaufen.

Anderseits verzichte ich nicht auf meine Badewanne, denn die tut mir gut. Und ich fahre viel mit dem Auto, weil es viel schneller und billiger ist als die Öffis (und ich eine Angststörung habe, die es für mich nochmal anstrengender macht mit Bus und Bahn zu fahren).

Ich kaufe Kleidung, die sicher nicht aus den besten Herstellungsketten kommt. Aber ich kaufe eher teuer und achte aud Qualität. Dafür kauf ich weniger und trage die Sachen oft bis ich sie nicht mal mehr spenden möchte, weil sie so fertig aussehen. Auch Elektrogeräte nutze ich bis sie wirklich kaputt sind und wenn es meine Finanzen erlauben, dann achte ich bei Neuanschaffungen von Fernseher, Kühlschrank und Co auf die Energieeffizienz.

Und ich gehe wählen und unterstütze Unterschriften Kampangen und Organisationen, die sich auf politischer Ebene für mehr Gerechtigkeit einsetzen.

Da ist an vielen Stellen noch Luft. Aber es ist mein Kompromiss zwischen was tut mir gut und wo kann ich was tun ohne daran kaputt zu gehen oder es mir unnötig schwer zu machen.

Ich bin allein dadurch privilegiert geboren, dass ich in Deutschland geboren wurde. Dafür muss ich mich nicht schämen oder rechtfertigen oder selbst kasteien.

Und wenn jeder etwas tut, dann bewegt sich überall ein klein bisschen was. So meine Hoffnung.

channuschka antworten
Mr.K
 Mr.K
Beiträge : 69

@seidenlaubenvogel Ich hadere ehrlich gesagt mit dem Begriff der Ethischen Korrektheit. Ethik bezeichnet laut Wikipedia die Bewertung und die Voraussetzung menschlichen Handelns sowie das methodische Nachdenken über Sitte und Moral. Gerade letzteres wird ja von der Gesellschaft festgelegt, und genau hier komme ich ins Straucheln, da m.E. die Gesellschaft selbst nicht weiß was denn heutzutage gerade sittlich und moralisch ist.

War es vor 20 oder 30 Jahren noch ein Zeichen der guten Sitte, dass man für eine Frau die Türe öffnet, wird es heutzutage - wenn man Pech hat und an entsprechende Personen gerät - so ausgelegt, als traue man einer Frau noch nicht einmal das Öffnen der Türe zu.

Ich könnte mich jetzt stundenlang damit beschäftigen, Beispiele aufzubringen, wo das eigene gut gemeinte und eigentlich niemanden schädigen wollende Verhalten von Menschen aus der Gesellschaft so ausgelegt werden kann, als wäre es das Übelste, was man hätte machen können. Da kannste auch dran kaputt gehen, vor allem wenn die Gesellschaft grad so tut, als wärst Du schlimmer als der Leibhaftige, weil Du in der Fußgängerzone eine nicht vegane Bratwurst mit Senf gegessen hast. (Ist jetzt überspitzt dargestellt, aber so kommt es einem manchmal schon vor...).

Ich versuche einfach, so zu leben, dass ich Abends im Reinen mit mir selbst vor den Spiegel treten kann. Die Welt und die Gesellschaft wird einen ohnehin abstempeln, egal was man tut. Allein die Tatsache, dass ich Christ bin gibt Teilen der Gesellschaft schon die Möglichkeit, mich als heteronormativen Faschisten zu bezeichnen, weil ich als Christ eben nicht die Vielgeschlechterphilosophie vertreten kann.

Dennoch versuche ich, meinem Gegenüber so zu begegnen, wie es uns die Bibel lehrt, denn dass bin ich jedem schuldig, dem ich begegne. Natürlich mache ich auch dabei Fehler, und manchmal werde ich dieser Erwartungshaltung weniger als gar nicht gerecht. Aber das wird mich nicht davon abhalten, es erneut zu versuchen, und am nächsten Tag wieder.

mr-k antworten


Suzanne62
Beiträge : 7672
Veröffentlicht von: @seidenlaubenvogel

Ist es schon falsch, dass es mir gut geht, wenn ich weiß, wie prekär andernorts Lebensverhältnisse sind, wo ich nichts (oder ggf. nur minimalst) zur Veränderung beitrage?

Ich kann, ehrlich gesagt, mit dieser Fragestellung nichts anfangen. Weshalb sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn es mir gut geht? Was ich habe, das habe ich mir ehrlich und fleißig erarbeitet und niemand anderem weggenommen.

Und von meiner schlechten Laune wird die Welt auch nicht besser.

Ich halte mich an die Gesetze und erfülle meine Bürgerpflichten und bemühe mich, die Gebote einzuhalten - aber ich habe nicht den Ehrgeiz, da jetzt noch eins draufzusetzen durch irgendeinen Super-Sonderverzicht.

In den Urlaub fahre ich normalerweise mit der Bahn. Aber für die Zeit nach dem Renteneintritt (so lange ist das nicht mehr hin...) plane ich je ein Jahr als Granny-Aupair nach Kanada und Neuseeland zu gehen - und dass FFF das pfui findet, weil das ja mit Interkontinentalflügen verbunden ist, lässt mich herzlich kalt. Noch sind Interkontinentalflüge nicht verboten und eigentlich glaube ich auch nicht, dass das jemals mehrheitsfähig wird.

Generell genügt es mir, wenn sich jeder an die geltenden Gesetze hält - was jeder im Rahmen des Erlaubten tut und lässt, ist seine Sache.

Ich muss niemandem vorschreiben, welches Auto er fahren darf, wohin und mit welchen Verkehrsmitteln er in den Urlaub fahren darf und wie heiß, wie oft und wie lange er duschen darf. Und ich lasse mir meinerseits das auch nicht vorschreiben.

 

suzanne62 antworten
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Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1248

@suzanne62 Ich glaube nicht, dass es um ein schlechtes Gewissen geht. Wir sollen ja ein fröhliches, reines Gemüt haben wenn wir Christen sind. Es geht wohl mehr darum, sich bewusst zu machen, was wirklich gerecht wäre. Wozu sich jeder mit dieser Erkenntnis berufen fühlt, ist unterschiedlich. Ich bin nur dankbar und offen weiterzudenken, ein anderer engagiert sich politisch.

Was ich habe, das habe ich mir ehrlich und fleißig erarbeitet und niemand anderem weggenommen.

Das kann ich nicht so locker sagen. Wenn es uns nicht bewusst ist, wie wir schon durch einfache Einkäufe an der Ausbeutung anderer Menschen beteiligt sind, werden wir vielleicht zu solchen Ellenbogenmenschen, die behaupten „jeder ist seines Glückes Schmied“. 

Den schönen Wollteppich, auf den ich meine Füße stelle, hätte ich mir nie leisten können, wenn von der Schafhaltung über Verarbeitung und Transport alle Beteiligte gerecht behandelt werden würden. Ich bin Nutznießerin eines Systems. In einem anderen System wäre ich schon gestorben, als mein erster Kaiserschnitt nötig war. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die systematisch benachteiligt werden. 

 

 

tagesschimmer antworten
Deborah71
Beiträge : 22992

@seidenlaubenvogel 

Aus deinen Fragen schaut mich ein "Nie genug" an und die Tendenz zu moralischer Leistung.

Hat Jesus sich ethisch-moralisch hinterfragt? 

Ich sehe, dass er agape-geliebt hat und mit Seinem Vater in Einheit war und der Same davon in Jesu Nachfolgern gelegt ist.

Joh 17 ..... 

 

 

 

deborah71 antworten


Suzanne62
Beiträge : 7672
Veröffentlicht von: @lucan-7

ab einer gewissen Grenze wird auch Vermögen fragwürdig.

Auch dann, wenn es ehrlich durch eigene Arbeit erworben wurde? Auch dann, wenn der Vermögende allen seinen Verpflichtungen nachkommt - also seine Mitarbeiter ordentlich bezahlt, seine Steuern und Sozialabgaben pünktlich und auf Heller und Pfennig genau bezahlt? Ich kann unter diesen Voraussetzungen nichts Anrüchiges an einem Vermögen - egal welcher Größenordnung - finden.

Und wo genau würdest du denn die Grenze ziehen, ab der Vermögen "fragwürdig" wird? Und was erwartest du von Menschen, mit einem in deinen Augen "fragwürdigen" Vermögen?

suzanne62 antworten
1 Antwort
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21584

@suzanne62 

Auch dann, wenn es ehrlich durch eigene Arbeit erworben wurde? Auch dann, wenn der Vermögende allen seinen Verpflichtungen nachkommt - also seine Mitarbeiter ordentlich bezahlt, seine Steuern und Sozialabgaben pünktlich und auf Heller und Pfennig genau bezahlt? Ich kann unter diesen Voraussetzungen nichts Anrüchiges an einem Vermögen - egal welcher Größenordnung - finden.

Es ist für einen einzelnen Menschen nicht möglich, sich allein ein Vermögen zu erarbeiten. Dafür braucht man Arbeitskräfte, welche mit einem Teil des erzielten Gewinns bezahlt werden.

Das ist ein gut funktionierendes System, das viele Vorteile bietet. Es ist also nicht grundsätzlich fragwürdig.

Wenn allerdings die Arbeitskräfte gigantische Gewinne erarbeiten, von denen sie jedoch selbst anteilig nur einen Bruchteil erhalten während einzelne Personen den Großteil abgreifen, ohne dass sie einen entsprechenden Anteil erarbeitet hätten - dann wird es irgendwann moralisch sehr fragwürdig.

Diese Grenze kann man natürlich nicht genau festlegen. Aber ab einer gewissen Größenordnung kann man sagen, dass es hier ein großes Ungleichgewicht gibt.

Bedenkt man dann noch, dass es für bereits Vermögende sehr viel leichter ist, ohne große Mühe noch mehr Vermögen anzuhäufen, dann muss man klar sagen, dass in diesem System ein Fehler steckt.

 

 

lucan-7 antworten
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