Zensur in Kinderbüc...
 
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Zensur in Kinderbüchern

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Lucan-7
Themenstarter
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Es wird heute viel diskutiert über "Cancel Culture", "Wokeism", "Political Correctness" und generell die Frage was man als guter Mensch zu tun oder zu lassen hat... und in diesem Zusammenhang auch und vor allem über die Sprache.

Hier geht jetzt mal wieder die Zensur von Kinderbüchern durch die Medien:

Zensur von Roald Dahl

Es geht hier um Bücher wie etwa "Charlie und die Schokoladenfabrik"... und ich muss gestehen dass ich hier die Änderungen nicht im Detail kenne, sondern nur das was hier oder anderswo dazu geschrieben wurde. Und das macht mich sehr nachdenklich... ich denke, es gibt hier einen grundfalschen Ansatz.

Dabei bin ich nicht generell gegen vorsichtige Änderungen in klassischen Kinderbüchern. Es gibt Begriffe, die man heute einfach nicht mehr verwenden kann - bekanntestes Beispiel hierzulande dürfte wohl der Vater von Pippi Langstrumpf als "Negerkönig" sein. Da gab es ganz klar einen Bedeutungswandel, und das kann man Kindern heutzutage nicht mehr als normales Wort vorstellen. Das Wort nicht zu ändern, hätte hier die Geschichte selbst verfälscht, denn so wie man es heute liest war es ursprünglich nicht gemeint.

Bei den aktuellen Büchern geht es aber noch einen Schritt weiter... hier wird das Wort "fett" als Bezeichnung für das Aussehen eines Jungen nicht mehr verwendet. Und das erscheint mir nicht nur übertrieben - ich denke, dass man die Absicht tatsächlich ins Gegenteil verkehrt.

Denn wenn man Kinder vor allen "negativ besetzten" Wörtern bewahren will, dann schafft man diese Worte damit ja nicht aus der Welt. Hier wird lediglich etwas unter den Teppich gekehrt... solche Wörter werden nicht verwendet, und damit existieren dann auch die Probleme dicker Kinder nicht mehr. Mit der Folge, dass betroffene Kinder auch nicht mehr lernen, sich mit diesen Worten auseinander zu setzen... und sich diese dann auch nicht mehr verteidigen können.

Denn anderen Kindern wird gleichzeitig vermittelt: Ja, "fett" zu sein ist eine üble Beleidigung, denn das Wort ist ja geächtet. Also wird es in seiner Wirkung verstärkt. Und das dicke Kind wird erst recht von dem Wort getroffen... denn ja, schließlich ist es ja "fett".

Würde man das Wort als gegeben akzeptieren, könnte man sich damit auseinandersetzen. Dann könnte das dicke Kind sagen: "Ja, ich bin fett... na und? Wo ist das Problem?"

Diese Möglichkeit besteht aber nach den neuen Vorgaben nicht mehr. Denn "fett" ist negativ, eine Beleidigung... und damit ist "fett" zu sein auch etwas Schlimmes!

Statt zu versuchen, es immer allen und jedem recht zu machen halte ich es für wichtiger, zu lernen sich aktiv mit Bezeichnungen und Zuschreibungen auseinander zu setzen - statt sie verschämt zu verschweigen.

Und damit beziehe ich mich jetzt konkret auf die hier beschriebenen Bezeichnungen... dass man rassistische Klischees und dergleichen, wie bereits erwähnt, durchaus ändern und anpassen sollte halte ich für angemessen.

 

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Mariposa22
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@lucan-7 

Ich verstehe beide Seiten: einmal diejenigen, denen eine achtsame Wortwahl wichtig ist, und diejenigen, die Zäsur befürchten und Angst davor haben, dass freie Rede bald der Vergangenheit angehört. 

Insgesamt sehe ich das mit dem Wokeism und Cancel Culture als spannende Herausforderung an, die die Menschheit vielleicht weiter bringen könnte. Nur müsste man dann die Mitte finden und alle sich gegenseitig entgegenkommen. Die einen müssten lernen, nicht jede unbedachte Äußerung auf die Goldwaage zu legen und endlich mal mit dem Opfergetue aufhören (anderen permanent Schuldgefühle zu machen  ist auch eine Form von Gewalt) und andere müssen endlich kapieren, dass auch im künstlerischen Bereich (oder gerade im künstlerischen Bereich) Achtsamkeit angesagt ist. Mit Worten kann man sehr verletzen. Wenn ich mir so anschaue, was z.B. ein Dieter Bohlen so von sich gibt, dann wünsche ich mir nichts mehr, als dass seine Beiträge gecancelt werden, ehrlich gesagt.

Interessanterweise werden die Leute um so empfindlicher je achtsamer die Kultur ist. Meine Kinder z.B. sind schon verletzt, wenn ich mit der Stirn runzele oder sie schief anschaue. Die verbale Brutalität, die mir als Kind zugemutet wurde, würde sie wohl in tiefe Verzweiflung stürzen 😉 . Trotzdem wünsche ich mir diese Zeit nicht zurück.

 

 

 

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Mariposa22
(@mariposa22)
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P.S. eigentlich wollte ich Zensur schreiben, aber Zäsur passt auch prima 😆 

mariposa22 antworten
Tamaro
 Tamaro
(@tamaro)
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@mariposa22 

 

Mit Worten kann man sehr verletzen. Wenn ich mir so anschaue, was z.B. ein Dieter Bohlen so von sich gibt, dann wünsche ich mir nichts mehr, als dass seine Beiträge gecancelt werden, ehrlich gesagt.

Ich bin halt der Meinung, dass sowas in einer Demokratie auch seinen Platz haben sollte. Konsequenterweise müsste bei solchen Beiträgen mit Argumenten und einer öffentlichen Debatte dagegengehalten werden - statt einer tendenziösen Berichterstattung

Was ich am Wokeism resp. der Cancel Culture schlecht finde ist, dass diese "Bewegungen" praktisch ohne Debatte sich in der Gesellschaft breitschlagen und ein Austausch derzeit kaum stattfindet, der die Chance bieten würde, um einen Konsens zu finden.

 

tamaro antworten
Mariposa22
(@mariposa22)
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Veröffentlicht von: @tamaro

@mariposa22 

 

Mit Worten kann man sehr verletzen. Wenn ich mir so anschaue, was z.B. ein Dieter Bohlen so von sich gibt, dann wünsche ich mir nichts mehr, als dass seine Beiträge gecancelt werden, ehrlich gesagt.

Ich bin halt der Meinung, dass sowas in einer Demokratie auch seinen Platz haben sollte. Konsequenterweise müsste bei solchen Beiträgen mit Argumenten und einer öffentlichen Debatte dagegengehalten werden.

Was ich am Wokeism resp. der Cancel Culture schlecht finde ist, dass diese "Bewegungen" praktisch ohne Debatte sich in der Gesellschaft breitschlagen und ein Austausch derzeit nicht stattfindet, der die Chance bieten würde, um einen Konsens zu finden.

 

Ich stimme dir zu. Deshalb es ist es gut, dass dennoch darüber disktuiert wird.

Mir ist noch eingefallen, dass bevor man Kinderbücher nach "bösen" Worten durchforstet, man doch etwas dagegen tun sollte, wie Frauen in einschlägiger Literatur dargestellt werden. Da kräht kein Hahn danach.

Ich weiß noch, wie es sich für mich als junge Frau angefühlt hat, wenn ich gesehen habe, wie sich Frauen in Pornos erniedrigen lassen müssen, wohl wissend, dass ich nie in der Lage wäre, so etwas zu "leisten". Ich hatte wirklich das Gefühl, eine schlechte Sexualpartnerin zu sein, und mein damaliger Mann hat mir dieses Gefühl auch nicht wirklich genommen. Das war wirklich bitter ... 😪 

 

 

mariposa22 antworten
Tamaro
 Tamaro
(@tamaro)
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@mariposa22 

 

Ich weiß noch, wie es sich für mich als junge Frau angefühlt hat, wenn ich gesehen habe, wie sich Frauen in Pornos erniedrigen lassen müssen, wohl wissend, dass ich nie in der Lage wäre, so etwas zu "leisten".

Ich denke, der Umgang mit der im Internet stark nachgefragten Pornographie ist in unserer Gesellschaft sowieso von Doppelmoral geprägt.

Einerseits wird sie von der "offiziellen" Gesellschaft eher geächtet oder tabuisiert, andererseits ist wie gesagt die Nachfrage unter dem Deckmantel der Anonymität im Internet gross.

Es müsste diesbezüglich - gerade auch im Sinne eines verbesserten Jugendschutzes - vielleicht eine bessere Sensibilisierung und Prävention bzgl. der Thematik gemacht werden.

 

tamaro antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@mariposa22 

Mit Worten kann man sehr verletzen. Wenn ich mir so anschaue, was z.B. ein Dieter Bohlen so von sich gibt, dann wünsche ich mir nichts mehr, als dass seine Beiträge gecancelt werden, ehrlich gesagt.

Das ist richtig.

Das Problem ist aber nicht, dass er so herumpöpelt - solche Leute gibt es halt. Sondern, dass er gerade deswegen in die Sendung gehoben wird, um Quote zu bringen.

Eigentlich sollten sich solche Leute in einer "guten Gesellschaft" selbst ins Abseits schiessen. Dass er auch noch dafür bezahlt wird zeigt wie es um unsere Gesellschaft zumindest in Teilen steht...

 

lucan-7 antworten
Tamaro
 Tamaro
(@tamaro)
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@lucan-7 

 

Eigentlich sollten sich solche Leute in einer "guten Gesellschaft" selbst ins Abseits schiessen. Dass er auch noch dafür bezahlt wird zeigt wie es um unsere Gesellschaft zumindest in Teilen steht...

Vielleicht vertritt er ja aber auch einen relevanten Teil der Gesellschaft, der seine Sprüche gut findet.

 Seine Art (ich kenne ihn und seine Sprüche nur vom Hörensagen) sollten mMn durchaus den Weg in die gängigen Medien finden, damit sich darüber austauschen lässt. Schlimmer wäre es, wenn diese "Bohlenhaftigkeit" unter der dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung brodeln würde.

Genau deshalb finde ich "Cancel Culture" schädlich für eine Demokratie, sie cancelt die Möglichkeit eines Austausches.

 

tamaro antworten
Mariposa22
(@mariposa22)
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@tamaro 

 Seine Art (ich kenne ihn und seine Sprüche nur vom Hörensagen) sollten mMn durchaus den Weg in die gängigen Medien finden, damit sich darüber austauschen lässt. Schlimmer wäre es, wenn diese "Bohlenhaftigkeit" unter der dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung brodeln würde.

Auf gar keinen Fall. Bohlen benimmt sich nicht etwa nur ungehobelt, sondern richtig verletzend und menschenverachtend!

mariposa22 antworten
Tamaro
 Tamaro
(@tamaro)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

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@mariposa22

Bohlen benimmt sich nicht etwa nur ungehobelt, sondern richtig verletzend und menschenverachtend!

Das mag durchaus sein, ich kann das nicht beurteilen.

Für mich ist halt die Frage, welches nun der richtige Weg ist, um ein solches Verhalten zu entlarven und zu bekämpfen. Lässt man Bohlen nun nicht mehr in den gängigen Medien zu Wort kommen oder ist es besser, einen öffentlichen Diskurs über sein ungehobeltes Verhalten zu führen?

Ich bin der Ansicht, dass an Meinungen möglichst viel zugelassen werden sollte. Extreme Haltungen sind idR nicht mehrheitstauglich und könnten als Peinlichkeit für den Aussagenden eher als Schuss nach hinten losgehen. In einer freien Demokratie sollte bzgl. Meinungsäusserung vieles möglich sein. Als Leitplanken haben wir Gesetze, die rechtlich für Ordnung sorgen und Grenzen setzen.

Heute besteht mMn in der Gesellschaft latent die Tendenz vorzugreifen und Dinge, Meinungsäusserungen usw. verbieten zu wollen, die gar nicht verboten sind. Dabei heisst Demokratie unter anderem auch mit Haltungen oder Erscheinungen leben zu lernen, die man am liebsten weghaben möchte.

 

tamaro antworten
Mariposa22
(@mariposa22)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 475

@tamaro 

Ich bin der Ansicht, dass an Meinungen möglichst viel zugelassen werden sollte. Extreme Haltungen sind idR nicht mehrheitstauglich und könnten als Peinlichkeit für den Aussagenden eher als Schuss nach hinten losgehen. In einer freien Demokratie sollte bzgl. Meinungsäusserung vieles möglich sein.

Vielleicht gönnst du dir den "Spaß" und schaust dir Bohlens verbale Entgleisungen mal an? Er äußert nicht seine Meinung, sondern beleidigt Leute in herablassender und herabwürdigender Weise ... ganz abgesehen von sexuellen Herabwürdigungen. Das hat mit Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun.

Heute besteht mMn in der Gesellschaft latent die Tendenz vorzugreifen und Dinge, Meinungsäusserungen usw. verbieten zu wollen, die gar nicht verboten sind. Dabei heisst Demokratie unter anderem auch mit Haltungen oder Erscheinungen leben zu lernen, die man am liebsten weghaben möchte.

Das sehe ich ja auch so. Nur - es handelt sich bei Bohlen nicht um Meinungsäußerungen. Wenn er nicht gut findet, wie jemand singt, kann er das ja sagen, aber er muss nicht gleich die ganze Person herabwürdigen. Das ist verbale Gewalt, die im TV gezeigt wird. Genausogut könnte man jemanden zeigen, der vor laufender Kamera ausgepeitscht wird und das zu besten Sendezeiten.

mariposa22 antworten
Tamaro
 Tamaro
(@tamaro)
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@mariposa22 

Vielleicht gönnst du dir den "Spaß" und schaust dir Bohlens verbale Entgleisungen mal an?

Nein, dafür ist mir meine Lebenszeit zu schade. 🙂  Ich habe bisher noch nicht eine Sekunde von einer seiner Sendungen geschaut und ich werde das auch in Zukunft nicht tun. Ich mache wohl schon von Natur aus das einzig Richtige und boykottiere ihn total! 🙂 

Mir geht es hier um das grosse Ganze an demokratischen Werten. Das ist mein Punkt.

Dass Bohlen jemanden persönlich angreift und erniedrigt finde ich natürlich inakzeptabel, genauso wie wenn es eine spezifische Gruppe wäre und in einem solchen Falle müsste mE gegen den Sender, der sowas ausstrahlt, vorgegangen werden.

 

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Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 21574

@tamaro 

Vielleicht vertritt er ja aber auch einen relevanten Teil der Gesellschaft, der seine Sprüche gut findet.

Sicher... und genau das finde ich bedenklich. Kann man aber auch nicht ändern, solche wird es immer geben.

Genau deshalb finde ich "Cancel Culture" schädlich für eine Demokratie, sie cancelt die Möglichkeit eines Austausches.

Wobei "Cancel Culture" auch nur ein Kampfbegriff ist. Selbstverständlich können Theater oder Universitäten selbst frei darüber entscheiden, wen sie auftreten lassen wollen und wen nicht.

Da habe ich auch oft kein Verständnis für die Entscheidungen - aber auch das gehört selbstverständlich zur Freiheit dazu. Bedenklich wäre es erst, wenn die "gecancelten" Leute überhaupt keine Möglichkeit mehr hätten, sich öffentlich zu äussern.

Das ist aber nicht der Fall. Deshalb muss man hier auch aufpassen, ob die Vorwürfe nicht selbst einer Agenda folgen...

 

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@mariposa22 

 

"Wenn ich mir so anschaue, was z.B. ein Dieter Bohlen so von sich gibt, dann wünsche ich mir nichts mehr, als dass seine Beiträge gecancelt werden, ehrlich gesagt."

 

 

Wer an einem Format wie DSDS teilnimmt und weiß dass Dieter Bohlen in der Jury sitzt, weiß auch ganz genau worauf er sich einlässt.

Dieter Bohlen füllt genau die Rolle aus in dieser Jury für die er eingestellt wurde.

Wer das nicht aushällt sollte sich besser nicht bewerben. 

Und wer derart provokativ reincrached wie Raffaela Raab neulich um ihre, doch sehr extrem dargelegte, Botschaft vom Vegan Leben zu verbreiten, der muss sich nicht wundern wenn er behandelt wird wie er resp. sie behandelt wurde.

 

Wer eigentlich weiß, das er/sie derart unbegabt ist, das er /sie sich nur zum Gespött machen kann aber wild ist auf seine 2 Minuten Bildschirmzeit...nun denn

 

bon Chance und dann halt auch das Echo aus.

Nicht Dieter Bohlen ist das "Problem" und  man löst es auch nicht, indem man ihn cancelt.

 

 

 

 

 

 

 

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Mariposa22
(@mariposa22)
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@antonioa 

Wer an einem Format wie DSDS teilnimmt und weiß dass Dieter Bohlen in der Jury sitzt, weiß auch ganz genau worauf er sich einlässt.

Da wäre ich mir nicht so sicher.

Wer eigentlich weiß, das er/sie derart unbegabt ist, das er /sie sich nur zum Gespött machen kann aber wild ist auf seine 2 Minuten Bildschirmzeit...nun denn

Das Format nutzt hier psychisch labile junge Menschen ganz gezielt aus. Diese Leute hatten noch gar nicht die Möglichkeit und Erfahrungswerte, ihre Persönlichkeit so weit zu entwickeln, um sich selbst zu schützen.

Und es nutzt dazu noch Schadenfreude und Häme der Zuschauer aus.

mariposa22 antworten
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@mariposa22 

"Da wäre ich mir nicht so sicher."

Sorry, wir haben inzwischen zwanzig Staffeln DSDS.

 

"weit zu entwickeln, um sich selbst zu schützen."

 

Dann wäre es Aufgabe des sozialen Umfeldes ( Eltern, Freunde,Partner)  diese Menschen zu schützen, anstatt schlussendlich  auch noch bestärkend hinter der Bühne.zu stehen, beim "sich selbst zum Fraß vorwerfen"

 

 

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Lucan-7
(@lucan-7)
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@antonioa 

Wer eigentlich weiß, das er/sie derart unbegabt ist, das er /sie sich nur zum Gespött machen kann aber wild ist auf seine 2 Minuten Bildschirmzeit...nun denn

Leider sind sich aber nicht alle dessen bewusst. Viele halten sich für gut und begabt. Die schauen sich irgendwelche Stars an, denken "das kann ich auch", trällern und tanzen dann vorm Spiegel herum, finden sich ganz großartig dabei und wollen direkt auf die Bühne.

Und das sind auch die Leute, die dann gerne cacastet und dem Publikum zum Fraß vorgeworfen werden. Und nicht jeder dürfte die mentale Stärke haben, hinterher mit dieser Demütigung umgehen zu können. Und ich bezweifle, dass die Sender hier eine verantwortungsvolle Nachbetreuung haben.

Klar, am Ende kann man trotzdem sagen: "Selber schuld"... aber ich denke, ganz so einfach ist es nicht. Da gibt es seitens der Sender schon eine große Skrupellosigkeit zugunsten der Quote.

 

 

lucan-7 antworten
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@lucan-7 

Ging es um die erste oder zweite Staffel würde ich dir vielleicht sogar noch in einem gewissen Rahmen zustimmen.

Aber nicht nach 20 und dutzenden anderen Derivaten

 

Aber vielleicht ist es ja auch inzwischen nur so, dass  Menschen nicht mehr in der Lage sind ihr eigenes mängelnbehaftetes Unvermögen auszuhalten. 

Da ist es dann natürlich leicht, die Schuld bei anderen zu suchen, wenn man sich de facto  selber "zum Fraß" vorgeworfen hat.

 

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Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21574

@antonioa 

Aber vielleicht ist es ja auch inzwischen nur so, dass Menschen nicht mehr in der Lage sind ihr eigenes mängelnbehaftetes Unvermögen auszuhalten.

Da ist es dann natürlich leicht, die Schuld bei anderen zu suchen, wenn man sich de facto selber "zum Fraß" vorgeworfen hat.

Natürlich ist man spätestens als erwachsener Mensch für sein Handeln selbst verantwortlich. Man kann nicht anderen Leuten die Schuld dafür geben, wenn man sich unbedingt im Fernsehen lächerlich machen will.

Aber hier werden menschliche Schwächen gezielt ausgenutzt. Häme gehört zum Showkonzept. Und es liegt in der Verantwortung der Sender, die Teilnehmer darauf vorzubereiten und sicherzustellen, dass sie entsprechend psychisch stabil sind.

Das wird auch teilweise so gemacht... aber ich behaupte mal, dass das nur so weit geht, dass man sich im Anschluss keine Klage einfängt. Auch wenn die Verantwortung letztlich bei jedem selbst liegt halte ich das für moralisch recht fragwürdig.

 

lucan-7 antworten
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Veröffentlicht von: @lucan-7

aber ich behaupte mal,

Ok, also hast Du keine Belege  für die Aussage oder könntest zumindest auf persönliche Erfahrungen zurück greifen  

Fakt ist. Laut Teilnahmebedingungen liegt  bei DSDS (UFA Statut 1.4) das Mindestalter bei  16 Jahren.

Teilnahmebedingungen

Also bei einem Alter, in dem man schon in vielen  Bundesländern an Kommunal und Landtagswahlen teilnehmen darf.
Wer also für die politische Mitbestimmung psychisch stabil genug ist, dürfte wohl auch einschätzen können, ob er psychisch stabil genug ist sich selber zum Affen zu machen 

"halte ich das für moralisch recht fragwürdig." 

Das darfst Du halten wie ein Dachdecker, um meinen Vater sel. zu zitieren.
Ich halte auch manches für "moralisch fragwürdig".

Nutellabrot mit Butter drunter oder z.B. Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet, an eine Konfliktpartei, der wir weder vertraglich noch bündnisstechnisch gegenüber dazu  verpflichtet sind.  

 

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Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21574

@antonioa 

Ok, also hast Du keine Belege für die Aussage oder könntest zumindest auf persönliche Erfahrungen zurück greifen

Ich habe leider nicht jede Reportage archiviert, die ich mal gesehen habe.

Aber bitte sehr, hier ein Beispiel dass nicht nur ich das so sehe:

https://www.news.at/a/castingshows-studie-depression

 

Das darfst Du halten wie ein Dachdecker, um meinen Vater sel. zu zitieren.
Ich halte auch manches für "moralisch fragwürdig".

Tatsächlich? Interessant, dass du auch manches für moralisch fragwürdig hälst. Auch wenn ich nicht weiss, wie uns die Bemerkung hier jetzt weiterbringen soll.

Was ich kritisiere ist, dass die Demütigung der Kandiaten zum Konzept gehört und kein unerwünschter Nebeneffekt ist. Also ein Verhalten, das wir uns im Leben gerade NICHT wünschen.

 

lucan-7 antworten
Channuschka
(@channuschka)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 4278

@mariposa22 

Wenn ich mir so anschaue, was z.B. ein Dieter Bohlen so von sich gibt, dann wünsche ich mir nichts mehr, als dass seine Beiträge gecancelt werden, ehrlich gesagt.

Bei Bohlens Beiträgen ist es allerdings der Inhalt und nicht die Sprache, was sie so verletzend macht. Bohlen sollte man daher tatsächlich nicht canceln, sondern zensieren, bzw. einfach nicht zu Wort kommen lassen. Aber scheinbar ist er gewollt. Da hilft nur, es zu boykottieren.

channuschka antworten


Tagesschimmer
Beiträge : 1247
Veröffentlicht von: @lucan-7

Statt zu versuchen, es immer allen und jedem recht zu machen halte ich es für wichtiger, zu lernen sich aktiv mit Bezeichnungen und Zuschreibungen auseinander zu setzen - statt sie verschämt zu verschweigen.

Ich kann mit deinem Text absolut mitgehen. Für mich berührt der obige Satz den Kern des Problems. 

Es geht bei Menschen immer um Einzelfälle. Mir wird zu viel von strukturellen Problemen gesprochen. Da wo es sie gibt, sollte man sie kritisieren, klar. Aber machen wir es wirklich den meisten Benachteiligten Recht, wenn wir sie in eine Gruppe packen? Wenn wir alles in Schubladen packen, werden sich in jeder Schublade Menschen finden, die oben schwimmen und einen Vorteil aus dem Leid anderer ziehen. Das mache ich ihnen nicht zum Vorwurf, sie nutzen einfach die Gelegenheit. In Förderprogrammen und Diskussionsrunden kommen normalerweise die vor, die die Stärksten ihrer Gruppe sind. Ganze Gruppen werden aber automatisch nach hinten gestellt, wenn andere begünstigt werden. Das ergibt neue Ungerechtigkeiten. 

Es ist gar nicht möglich, alle Bevorzugungen und Benachteiligungen zu werten und strukturell zu behandeln. Da sind wir nämlich wieder beim Einzelfall. Damit sind wir auch wieder beim Zeit nehmen, zuhören, Werte entwickeln, sich im positiven Sinn auseinandersetzen.

So gesehen scheint unser schneller-höher-weiter-Denken der Gerechtigkeit für den Einzelnen entgegenzustehen. Wir ersetzen kennenlernen durch einordnen, zuordnen. Die strukturellen Vergünstigungen, die sich in letzter Zeit so sehr in Sprache ausdrücken sollen, wirken auf mich als der oberflächliche Versuch ein echtes Problem nach aussen hin als gelöst darzustellen. (Wenn nur alle brav mitmachen würden) Aber wie du im Grunde schon sagst, Probleme kann man nicht wegbezeichnen, man muss sie lösen. 

tagesschimmer antworten
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Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3630

@tagesschimmer Es geht bei Menschen immer um Einzelfälle. Mir wird zu viel von strukturellen Problemen gesprochen.

Mir nicht, ganz im Gegenteil! Mir scheint vielmehr, dass die allerwenigsten überhaupt wissen, was ein strukturelles Problem ist. Über Einzelfälle läßt sich soooo viel leichter reden, zum individuellen konkreten Fall hat jeder schnell eine felsenfeste Meinung zur Hand. Deswegen werden einzelne Phänomene, die eigentlich "nur" als Symptome eines strukturellen Problems gedeutet werden müßten, so personalisierend skandalisiert: weil sich da dann emotional hemmungslos reagieren läßt.

Aber machen wir es wirklich den meisten Benachteiligten Recht, wenn wir sie in eine Gruppe packen?

Das hat nichts mit der Betrachtungsperspektive "strukturelles Problem" zu tun, sondern mit der derzeitigen Mode des identitären Denkens. Welche selbst ein Symptom struktureller Probleme darstellt, beziehungsweise das Resultat davon ist, wenn man strukturelle Probleme zu lösen versucht, ohne sie tief genug analysiert zu haben.

Das identitäre Denken ist historisch betrachtet eine Reaktion auf zwei grundlegende Formen von Diskriminierung: Rassismus (eine Rasse sei anderen Rassen überlegen) und Machismus (Männer seien Frauen überlegen). Ein Problem von Diskriminierung besteht darin, dass die Normalität von Diskriminierung in den Diskriminierten Minderwertigkeits-Überzeugungen installieren kann. So etwas wie "Sklavenmentalität" wird entwickelt, wenn man stets als Sklave behandelt wird. Das Selbstbild der Diskriminierten wird also durch das Bild der Herrschenden geprägt.

Im Diskriminierungsalltag kommt für's Opfer der Diskriminierung neben dem erlebten Leid noch der Hohn obendrauf, sobald es sein Leid zum Ausdruck bringt: "Stell dich nicht so an, sei kein Jammerlappen, dein Mimimi ist sowas von verweichlicht, heul nicht!" So soll ihm jeglicher Stolz genommen werden, darin besteht eine sich bewährt habende Strategie der Unterdrücker: wer keinen Stolz hat, läßt sich besser beherrschen und tendiert weniger dazu, zurück zu schlagen.

 

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Cut hier, wegen: analoges Leben. Später weiter...

jack-black antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1247

@jack-black Mir scheint vielmehr, dass die allerwenigsten überhaupt wissen, was ein strukturelles Problem ist. Über Einzelfälle läßt sich soooo viel leichter reden, zum individuellen konkreten Fall hat jeder schnell eine felsenfeste Meinung zur Hand. Deswegen werden einzelne Phänomene, die eigentlich "nur" als Symptome eines strukturellen Problems gedeutet werden müßten, so personalisierend skandalisiert: weil sich da dann emotional hemmungslos reagieren läßt.

Vielleicht benutze ich den Begriff falsch. Es geht aber um den Inhalt. Ich dachte an strukturellen Rassismus. Das wird ja so gebraucht, dass Menschen wegen bestimmter Merkmale benachteiligt werden.

Was du beschreibst, gibt es natürlich auch. Das sind oft die Einzelfälle, die ich mit „die Stärksten ihrer Gruppe“ meine, z.B. die wunderschöne, mittelbraune Abiturientin, deren Eltern zum studieren nach Deutschland gekommen sind und seit dem hier gut verdienen, die sich von dem Kasachen diskriminiert fühlt, der kaum deutsch spricht und sie etwas ungeschickt angebaggert hat. Klar kann sie den Sachverhalt herzerwärmend in den richtigen Rahmen stellen. Echte Einzelfälle finde ich aber nicht so eindeutig, weder sachlich noch emotional.

Das hat nichts mit der Betrachtungsperspektive "strukturelles Problem" zu tun, sondern mit der derzeitigen Mode des identitären Denkens. Welche selbst ein Symptom struktureller Probleme darstellt, beziehungsweise das Resultat davon ist, wenn man strukturelle Probleme zu lösen versucht, ohne sie tief genug analysiert zu haben.

Du meinst, die Zuschreibungen kommen eher von innen als von außen?

Das identitäre Denken ist historisch betrachtet eine Reaktion auf zwei grundlegende Formen von Diskriminierung: Rassismus (eine Rasse sei anderen Rassen überlegen) und Machismus (Männer seien Frauen überlegen).

Ist es nicht egal, um welche Art von Diskriminierung es geht? 

 

tagesschimmer antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3630

@tagesschimmer Vielleicht benutze ich den Begriff falsch.

Nicht unbedingt. Ich muss mich hier übrigens erstmal entschuldigen, dass ich mein Posting nach der Unterbrechung nicht weiterführte. Aber die Unterbrechung bestand in zwei Tagen "real life-Problemen"... 😉 Jetzt da den Gedanken, wo ich ihn verließ, wieder aufzunehmen und weiter zu argumentieren, paßt vermutlich nicht mehr hier rein, bezw.: die Karawane ist inzwischen schon längst weiter gezogen... 😉

 

Also nein, Du benutzt den Begriff nicht unbedingt falsch. Aber ich stimme eben Deiner Meinung nicht zu, dass zuviel von strukturellen Problemen, statt von Einzelfällen gesprochen werde: Deine Fokussierung auf die individuelle statt auf die kollektive Ebene halte ich für nicht unbedingt weiterführend insofern, als man beim Blick auf den Einzelnen schnell mit einem "Urteil" bei der Hand ist, ohne einer Problemlösung näher gekommen zu sein.

Eigentlich ist übrigens so gut wie jedes gesellschaftlich relevante Problem struktureller Art: Ob wir von Diskriminierung sprechen oder Altersarmut, Kriminalität oder Staatsverschuldung: um solche Probleme lösen zu können, muß man immer die Strukturen, das "Systemische" analysieren und darf sich nicht dadurch verleiten lassen, besonders spektakuläre Einzelfälle zur Grundlage für Lösungsansätzen heranzuziehen. Spektakulär ist nämlich in aller Regel das Gegenteil üblich.

Leider taugen spektakuläre Einzelfälle aber am besten, wenn man in einer ohnehin schon emotional erhitzten Debatte die Berechtigung der jeweils eigenen Position "belegen" möchte und in der heutigen Zeit, da meinem Empfinden nach ohnehin die Emotionalisierung jedes Interessenkonflikts systemisch stärker ist (hat was mit der "Aufmerksamkeitsökonomie" zu tun, also damit, dass Emotionen sich in erhöhten Klick-Zahlen auszahlen, was handfeste Geldbeträge für die Medien meint), haben wir uns schon so sehr daran gewöhnt, dass wir kaum mehr bereit sind, die analytische Mehr-Arbeit zu leisten, die es bedeutet, vom Einzelfall zu abstrahieren und die Strukturen zu betrachten. Strukturen erzeugen in uns keine sonderlich starken Gefühle, Einzelfälle aber durchaus. Je drastischer der Einzelfall, desto schwerer ist es für uns, dessen eigentliche Bedeutung (Relevanz) einzuschätzen.

Worauf ich hinaus will: die meisten Probleme sind ohnehin struktureller Art, weswegen üblicherweise die stehende Formulierung "strukturelle Gewalt" lautet, nicht "strukturelles Problem". Letztere Formulierung wird nur dann verwendet, wenn ausdrücklich darauf hingewiesen werden soll, dass es sich bei bestimmten Ereignissen (z.B. dem Töten eines von der Polizei festgenommenen Farbigen) nicht um Einzelfälle handele, also nicht die Beschönigung mit den schwarzen Schafen, die es in jeder Herde halt gebe, als valides Argument betrachtet werden dürfe. Da wird dann der Polizei vorgeworfen, nicht nur ein paar (individuelle) schwarze Schafe in ihren Reihen zu beherbergen, sondern eben ein strukturelles Problem zu haben, will sagen: die Polizei sei so strukturiert (Befehlsketten, Ausbildung, Rekrutierung von Mitgliedern in bestimmten Milieus usw. usf.), dass aufgrund dieser Strukturen praktisch unvermeidlich immer wieder Farbige sterben müssen.

Das paßt genau zu dem, was Du selbst schreibst:

Ich dachte an strukturellen Rassismus. Das wird ja so gebraucht, dass Menschen wegen bestimmter Merkmale benachteiligt werden.

 

Rassismus ist die Struktur, aus der dann die Gewalt gegenüber Angehörigen bestimmter Gruppen resultiert. Deswegen spricht man eben beim Rassismus von "struktureller Gewalt" - die man gerade nicht dadurch verhindern kann, indem man sich auf die Einzelnen konzentriert.

Nur: wie will man diese Gewalt - also hier: den Rassismus - verhindern, bzw. minimieren? Man muß analysieren, warum, und wie er entsteht. Was sind die Wurzeln des Rassismus? Aber auch (wo wir schon mal bildsprachlich in der Botanik sind): was sind die Konditionen, unter denen Rassismus besonders gut gedeiht und wächst und unter welchen Konditionen verkümmert und vertrocknet er? Da wird es dann spannend und wir können z.B. überlegen, inwieweit Sprachgewohnheiten hier einen (wesentlichen) Einfluß auf die Wachstumsbedingungen des Rassismus haben.

Selbiges gilt für andere Bereiche struktureller Gewalt, also der diskriminierenden Behandlung von Minderheiten (Dicke, Alte, Behinderte, Drogenabhängige - aber auch z.B. Kinder...).

Eine ganz, ganz wichtige Diskriminierung fällt bei solchen Aufzählungen übrigens regelmäßig unter den Teppich, und das ist die der Armen/wirtschaftlich Schwachen. Dabei ist die Diskriminierung von Armen die verbreitetste und gesellschaftlich destruktivste Diskriminierung von allen. Was aber in unsererm kapitalistischen System nicht gesagt werden darf, jedenfalls nicht in der Entschiedenheit, die eigentlich angemessen wäre, wollte man das Problem ernsthaft beheben: es handelt sich hier nämlich um die Diskriminierung der Gesellschaftsmehrheit (global betrachtet) durch die Elite, welche die Machtmehrheit hat. Eine Diskriminierung, die nur beendet werden könnte, wenn das herrschende finanzkapitalistische System an der Wurzel reformiert oder gleich ganz ausgetauscht würde.

Bevor das geschieht, friert die Hölle ein, wie man so schön sagt. Denn die Machtelite sorgt dafür, dass die Dringlichkeit des Problems den Beherrschten nicht bis in's Bewußtsein drängt. Unter anderem eben auch dadurch, dass Narrative, in denen Individualität gefeiert wird, mit atemlosem Stakkato in den gesellschaftlichen Diskurs geblasen werden. Das bekannteste dieser Narrative kennen wir als "the american dream", die Geschichte vom Tellerwäscher, der in den herrschenden Verhältnissen jederzeit sich zum Millionär hocharbeiten kann, wenn er nur wirklich will.

Das läßt sich in Variationen zu allen möglichen Diskriminierungsvarianten erzählen: die Frau, die es ohne Quote zur Firmenchefin bringt. Der Schwarze, der ohne Minderheitenförderung in Anspruch zu nehmen, einen Professorenjob in Harvard sich erarbeitet. Der Rollstuhlfahrer, der es zum Bundestagspräsidenten bringt oder zum Innenminister... Aber die Kernidee ist diejenige, dass harte Arbeit zum Erfolg führt und dass also jeder ein Schuft und selbst an seinem womöglich miserablen Leben schuld ist, der nicht hart zu arbeiten bereit ist. Während eben die Reichen untereinander heiraten und ihre Millionen ihren Kindern vererben, ganz egal, wie hart die zu arbeiten bereit wären...

Die Diskriminierung, d.h. die strukturelle Gewalt gegen finanziell Schwache ist eigentlich unabweisbar zu belegen. Wer als Mann hierzulande (!) in die niedrigste Einkommensgruppe (Arme) hineingeboren wird, hat bei seiner Geburt eine um 8,6 Jahre niedrigere Lebenserwartung als einer, der in die höchste Einkommensgruppe geboren wird.

Wenn man das zugrunde liegende Problem analysieren will, bringt es wenig, sich auf Einzelfälle zu kaprizieren, denn auch die Kinder reicher Eltern sterben ab und an schon früh und auch die Kinder armer Eltern erreichen mitunter methusalem'sche Altersregionen. Aber selbst, wenn man sich zu der Einsicht durchringen könnte, dass es bei uns scheinbar wirklich primär darauf ankommt, in welche Schicht man hineingeboren wird, so ist damit ja noch keine Problemlösung erkennbar ausser der, zu sagen: oh ja, die Welt ist ungerecht! Und das weitere dann Gott zu überlassen oder  auf die Idee zu verfallen, die Armen dazu aufzufodern, noch fleissiger zu arbeiten, um ihre Aufstiegschancen zu erhöhen - alles Ablenkungsmanöver, um nicht darüber nachdenken zu müssen, wie die Strukturen geändert werden sollten, um die aus ihnen resultierende Gewalt zu mindern.

So - das waren meine Hintergedanken, als ich Dir da so vehement widersprach, was die Perspektive - individuell oder kollektiv/strukturell angeht, unter welcher man die Dinge betrachten sollte.

Insofern sind wir und ja eigentlich völlig einig, wenn Du nun schreibst:

Echte Einzelfälle finde ich aber nicht so eindeutig, weder sachlich noch emotional.

Öhm - was war überhaupt nochmal unser Streitpunkt? 😉

 

Du meinst, die Zuschreibungen kommen eher von innen als von außen?

Bei den identitären Strömungen: ja. Identität benötigt ja ein Bild (das sich entsprechend beschreiben läßt) von sich selbst. Und zu so einem Bild gehören immer Distinktionsmerkmale, als die Selbstzuschreibungen, die sich überprüfen lassen, um diejenigen, bei denen sie nicht vorliegen, als nicht zugehörig identifizieren zu können. Selbstverständlich werden da dann Merkmale gewählt, die irgendwie positiv interpretiert werden können. Beispielsweise eine Hautfarbe, Geschlecht, Alter oder auch sexuelle Orientierung. Aber beispielsweise auch Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe (Südstaatler, Serben, Ostdeutsche usw. usf.), die sozusagen eine gemeinsame historische Vergangenheit hat und daraus ihr Identitätsgefühl zieht. Die Zugehörigkeit zu einer religiösen Gruppe gehört übrigens auch dazu (der Universalitätsanspruch mancher Weltregionen ist da nur ein schwaches Gegenargument; denn, wie ja jeder aus der Praxis weiß, sind nicht alle Christen auch wahre Christen. Sondern häufig ist schon die Bevorzugung des Predigers aus dem Nachbardorf ein klares Indiz, dass da einer nicht "zu uns gehört"...)

Ist es nicht egal, um welche Art von Diskriminierung es geht?

Wie meinst Du diese Frage? Aus der Perspektive des Betroffenen ist es freilich insofern egal, als sich die Diskriminierung für ihn als Leid darstellt. Aber je nach Art der Diskriminierung kann dieses Leid ja unterschiedliche Schweregrade haben: wegen seiner billigen Schuhe nicht am Türsteher einer Disco vorbeizukommen, ist ja schon etwas anderes, als wegen seiner Hautfarbe von einer Bande gelangweilter Skinheads totgeprügelt zu werden.

Insbesondere aber ist die Art der Diskriminierung dann nicht egal, wenn man die aus ihr resultierende strukturelle Gewalt mindern will, also analysierend an die eigentlichen Wurzeln heran muß.

Beispielsweise könnte man ja das "klassische" Rassismusproblem dadurch lösen, dass man Leute unterschiedlicher Hautfarben einfach nicht mehr aufeinandertreffen läßt. Das Apartheids-Regime in Südafrika war ein entsprechender Lösungsversuch. Der funktionierte irgendwie nicht so richtig - allerdings ist diese Betrachtungsweise auch wieder sehr abhängig vom Standpunkt. Für die weißen Südafrikaner funktionierte die Apartheid ja über mehrere Jahrzehnte relativ gut... Und wer weiß? Wenn es allein auf die Hautfarbe ankäme, könnte eine vollständige Apartheid womöglich tatsächlich rassistisch motivierter Gewalt vorbeugen. Nur würde vollständig eben auch "wirtschaftlich entkoppelt" bedeuten. Aber damit bekäme dann der Kapitalismus seine argen Probleme: der weisse Kapitalist könnte nur noch Weisse ausbeuten und der schwarze Kapitalist nur noch Schwarze. So weit wollten es dann auch die südafrikanischen Buren nicht übertreiben...

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@tagesschimmer 

Es geht bei Menschen immer um Einzelfälle. Mir wird zu viel von strukturellen Problemen gesprochen. Da wo es sie gibt, sollte man sie kritisieren, klar. Aber machen wir es wirklich den meisten Benachteiligten Recht, wenn wir sie in eine Gruppe packen?

Ich vermute, dass wir da ganz ähnlich denken, aber ich kann deine Erklärung nicht ganz nachvollziehen... denn so weit ich es verstehe beschreibst du hier doch ein strukturelles Problem.

Es gibt heute tatsächlich die Tendenz, Menschen aufgrund von einzelnen Eigenschaften in eine bestimmte Gruppe zu ordnen. Und für diese Gruppe werden dann spezielle Rechte eingefordert. Da sind dann die Homosexuellen, die Dicken, die Alten, die Schwarzen, die Muslime und viele Andere. Und alle fordern sie "Rechte", ganz speziell für sich und ihre Gruppe. Und jedesmal wenn eine Gruppe gerade durch die Medien gejagt wird formiert sich schon die Nächste, die auch unbedingt Beachtung fordert.

Das ist im Einzelfall sicher auch sinnvoll, wenn es um Dinge geht, die eben nur diese eine Gruppe betreffen - etwa die Eheschliessung von Homosexuellen.

Damit hat sich's dann aber auch. Denn eigentlich sollten wir alle als "Menschen" betrachten, die alle die gleichen Rechte und die gleiche Verantwortung haben... egal ob wir nun schwul oder dick oder schwarz oder sonstwas sind. Aber in der Wahrnehmung bleiben die Menschen ihrer zugeordneten Gruppe zugehörig. Ein Mann ist dann eben nicht einfach nur ein Mann, der zufällig schwul ist (was niemanden groß etwas angeht) - nein, er ist dann ein Homosexueller, der zu dieser speziellen Gruppe gehört.

Diese Tendenz, hier ständig neue Grenzen abzustecken und dann "Rechte" einzufordern finde ich etwas bedenklich... irgendwie wird die Gesellschaft hier immer weiter aufgesplittert und voneinander abgetrennt.

Und versucht man dann, diese Grenzen zu überwinden wird dann plötzlich "kulturelle Aneignung!" gerufen... denn jeder hat gefälligst in den gesetzen Grenzen zu bleiben, wo er hingehört!

Und das hat dann bereits faschistische Aspekte. Ich hoffe sehr, dass sich hier nicht irgendwas unbemerkt einschleicht.

 

lucan-7 antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
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@lucan-7 Ob nun strukturell oder nicht, diese Sätze sind sogar noch etwas mutiger formuliert und treffen das, was ich meine: 

Diese Tendenz, hier ständig neue Grenzen abzustecken und dann "Rechte" einzufordern finde ich etwas bedenklich... irgendwie wird die Gesellschaft hier immer weiter aufgesplittert und voneinander abgetrennt.

Und versucht man dann, diese Grenzen zu überwinden wird dann plötzlich "kulturelle Aneignung!" gerufen... denn jeder hat gefälligst in den gesetzen Grenzen zu bleiben, wo er hingehört!

Und das hat dann bereits faschistische Aspekte. Ich hoffe sehr, dass sich hier nicht irgendwas unbemerkt einschleicht.

Meine persönliche Konsequenz ist, dass ich nach Möglichkeit den einzelnen Menschen sehen möchte. Das klappt im Alltag auch gut. Oft bekommt man so ein geschwisterliches Empfinden: Dich hat dieses Leid getroffen, mich jenes… Die Erfahrung führt ja doch meistens zu ähnlichen Erkenntnissen/Verhalten/Werten und die schaffen Achtung und Verbundenheit.

Schwierig wird es, wenn mich mein Gegenüber gleich als Vertreter einer verabscheuten Gruppe wahrnimmt. Das kann ich manchmal nicht auflösen. Es ist unglaublich, welche Zuschreibungen man z.B. als Christ bekommt, als Aufstocker oder als Ostdeutsche. Da wäre man von allein nie drauf gekommen. 😀 

Es kommt gar nicht darauf an, WAS die Besonderheit ausmacht, sondern ob ein Mensch dieser Art zu denken anhängt, die du oben beschreibst. So wohlwollend und sozial solche Menschen sein mögen, plötzlich verändern sie ihr Verhalten krass, wenn sie von der einen Sache hören, die bei ihnen die Abneigung/Beurteilung auslöst. Man verliert in ihren Augen die Menschenwürde und ist (im Namen des Guten) regelrecht zur Vernichtung freigegeben. Ich befürchte, dieses Denken hat sich bereits eingeschlichen, es ist geradezu Mode geworden. Das erkennt man daran, ob man Mut braucht, ein gutes Verhältnis zu einem Andersdenkenden zu pflegen. 

tagesschimmer antworten
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@lucan-7 

Dann bleibt Interessierten wohl nichts mehr anderes übrig, als zu versuchen sich Bücher auf dem Gebrauchtmarkt zu besorgen, damit man unredigierte Versionen erwischt.

Mein erstes Buch ( Comics/Bilderbücher hatte ich kaum)  hab ich mit 4 in den Händen gehalten. Mit 5 hatte ich mir das Lesen selber beigebracht.

Ich bin mit Magelan um die Welt gesegelt, hab die Meuterei auf der Bounty erlebt,  bin auf Raumschiffen zu fernen Welten geflogen und saß neben Hanni und Nanni im Internat auf der Schulbank.

Es gab Indianer, Neger, weisse, dunkle, fette, dumme, sehr schlaue, ganz normale Kinder/Menschen.

Ich bin froh und dankbar das ich eine ganz normale  literarische, Kindheit hatte. Ich gelernt habe Dinge, Beschreibungen einzuordnen, zu hinterfragen, selber zu denken.

 

Aber so ändern sich Zeiten!

Galten Huxley ( Brave New World), Bradburry ( Farenheit 451) , Orwell ( 1984, Animal Farm) vor ein paar Jahren noch als Mahnung, werden sie heute offenbar ehr als Blaupause zur Indoktrination und Manipulation betrachtet.

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Lucan-7
(@lucan-7)
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@antonioa 

Dann bleibt Interessierten wohl nichts mehr anderes übrig, als zu versuchen sich Bücher auf dem Gebrauchtmarkt zu besorgen, damit man unredigierte Versionen erwischt.

Als Erwachsener, sicherlich. Ich denke aber nicht, dass man Kindern alles unkommentiert zugänglich machen sollte. Wenn ich da etwa an Abenteuerbücher für Jungen aus den 50er oder 60er Jahren denke, dann werden da etliche koloniale und rassistische Klischees bedient, welche ich Kindern sicher nicht als Realität präsentieren wollte. Ich würde diese Bücher aber auch nicht umstricken wollen, sondern dann eben lieber neue Geschichten präsentieren - etwa die Kolonialzeit aus der Perspektive eines afrikanischen Jungen oder Mädchens. Da könnte ich mir viele spannende Geschichten vorstellen... auch ohne ständig erhobenen Zeigefinger.

Und wenn es dann doch orginale Geschichten sind, dann sollte man die auch einordnen und erklären.

 

lucan-7 antworten
der_alte
(@der_alte)
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@lucan-7 siehe TinTin: https://www.tagesspiegel.de/kultur/comics/rassistische-stereotypen-und-stilbildende-kunst-4028188.html

Für den Bereich des Staates (Schulen etc.) lässt sich das einfach regeln: Es sind nur Werke erlaubt zum Einsatz im Unterricht, die staatlich freigegeben sind. Lehrer:innen etc. sind Staatsangestellte und unterliegen der Weisungsbefugnis. Das im Unterricht zu verwendende Material wird dann von den zuständigen Behörden freigegeben, idealerweise in deren Auftrag erstellt, da man so den Inhalt, der dann zum Unterricht verwendet wird unter vollständiger Kontrolle hat.

Warum alte Werke verwenden? Warum Werke von Autor:innen wie Schiller oder Göhte? Was sollen die der nachwachsenden Generation "sagen"? Das sind ugs. olle Kamellen. Da hat man ständig das Problem nach arbeiten zu müssen, wie wenn man etwas Altes hat das man ständig flicken muss, da macht dann doch auch eine Neuanschaffung mehr Sinn...

der_alte antworten
Channuschka
(@channuschka)
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@der_alte 

Warum alte Werke verwenden? Warum Werke von Autor:innen wie Schiller oder Göhte? Was sollen die der nachwachsenden Generation "sagen"? Das sind ugs. olle Kamellen. Da hat man ständig das Problem nach arbeiten zu müssen, wie wenn man etwas Altes hat das man ständig flicken muss, da macht dann doch auch eine Neuanschaffung mehr Sinn...

 

Weil Kenntnis der eigenen Kultur und deren Geschichte, die unsere heutige Gesellschaft prägt nicht schaden kann. Dazu kann Literatur gut und unterhaltsamer beitragen als reine Fakten.

und du könntest Johann Wolfgang die Ehre erweisen ihn richtig zu schreiben. Bei Eigennamen hat noch nicht mal die Rechtschreibreform was an der Schreibung geändert. Rechtschreibfehler aus Filmtiteln zu übernehmen, lässt dich nicht klüger erscheinen.

channuschka antworten
der_alte
(@der_alte)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 1235

@channuschka ob sich die Jugendlichen davon unterhalten fühlen? Als ich im zarten Jugendalter in Realschule und dann Gymnasium (nicht erfolgreich beendet, soviel zu ich und klug...) mit den anderen "Adoleszierenden" Werke wie "Tod in Venedig" oder "Emilia Galotti", die auch ihren Stammplatz im Kanon der Schullektüre haben (hatten?), via Deutschunterricht zur Lektüre bekam, erschien es mir nicht so als ob das nun als großes Entertainment angesehen wurde von den Lesenden.

Die Vorstellung dass Jugendliche sich freudig zur Lektüre von Klassikern hinsetzen entlockt mir geistig das ostdeutsche Sprichwort "Das gibt es in keinem Russenfilm" (und die "Russenfilme" waren sehr sehr kreativ in ihrem Skript, habe "Padenie Berlina" und "Stalingradskaya bitva I & II" bspw. gesehen und die hatten schon ein der Realität nicht zwingend 1:1 entnommenes Drehbuch... sind aber sehr unterhaltsam m.E.)

Mit "Faust" verbinden die dann doch eher MMA-Kämpfe als das Werk der deutschen Klassiker.

der_alte antworten
Channuschka
(@channuschka)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 4278

@der_alte Faust war ne zeitlang mein Lieblingsbuch 🙂

Meine Erfahrung ist - wer gerne ließt kann sich auch an dem einen oder anderen Klassiker erfreuen und wer kein Bock hat auf Schullektüre findet auch das neuste Werk langweilig. Ich kenne einige, die durch die Schullektüre Kafka für sich entdeckt haben (also von denen, die auch sonst gelesen haben).

Und ganz ehrlich - über die Hälfte meiner Klasse hat die Lektüren alle nur in Ausschnitten gelesen. Meistens die Ausschnitte, die man interpretieren musste, weil das ohne Lesen doch schwer geht. Selbst die Lektüren (Kabale & Liebe; Effi Briest) fürs schriftliche Abi (das jede/r schreiben musste) haben nicht alle ganz gelesen gehabt.

Aber wie gesagt, auch die modernen Bücher waren nicht beliebt und wurden nicht gelesen. "Fifty Shades of Grey" eignet sich halt nicht zur Schullektüre (und ich hätte nicht dazu gezwungen werden wollen, das zu lesen).

Von daher kann man auch die eigene Kultur der Dichter und Denker vermitteln. Dazu gibt es für die Schüler immerhin schon genug Lektürenhilfen, die sie lesen können. Hab nie verstanden warum manche lieber drei oder vier Lektürenhilfen gelesen haben, aber nie das Buch selbst.

channuschka antworten
der_alte
(@der_alte)
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Beiträge : 1235

@channuschka ja, Dichter und Denker, später waren dann viele dann Richter und Henker... Was im Ausland auch Erstaunen neben der Abscheu hervorrief, wie die Nation von den ganzen Literaturkoryphäen nun solche Taten begehen konnte... Denke ich an die Studierenden die ich so um 2010 rum kennenlernte, die waren dann dichter als man denkt. Immer gerne Richtung Phase 5 - Verlust der Muttersprache und der Grobmotorik...

Und alle "zielorieniert", es wid nur das das gelernt was zwingend nötig ist, kein Millimeter daneben. Ergibt dann halt Fachleute die neben dem Fach nix anderes mehr können.

Kostet ja Aufwand und heute gibt es so nette andere Beschäftigungen wie auf jesus.de posten, statt Allgemeinbildung zu erwerben.

Mir selbst ist der Frieddrich Dürrenmatt in Erinnerung geblieben als gute Lektüre. Und Ernst Jandl mit "Ottos Mops".

Die Lektürehilfen sind halt Cheats, die man sich "reinzieht", früher(?) gab es das von Reclam ja.

Heute würde ich die Wikipedia nehmen die Bücher zusammenfasst, auf alle Fälle wenn man Buch kennt und nur wieder sich in Erinnerung rufen möchte.

Nehme es um mir Filmzusammenfassungen zu lesen, dann kann ich mitreden ohne den Film schauen zu müssen. Und wer den Film gesehen hat weiss ja auch nicht mehr alles...

 

der_alte antworten


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Veröffentlicht von: @lucan-7

einordnen und erklären.

Ich hatte als Kind ein Problem mit Onychophagie.
 Trotzdem ich den Struwelpeter gelesen hab (war wimre das einzige Bilderbuch das ich hatte) wusste ich das kein Typ mit einer Schere kommt und mir die Finger abschneidet. So wie ich  wusste, das das Buch eine Ansammlung eine übertriebene Darstellung von Verhaltensweise und Folgen davon  ist .
WEIL meine Eltern natürlich mit mir geredet und das eingeordnet haben
Das nennt man landläufig Erziehungsauftrag.
Etwas was manche Eltern nicht mehr erfüllen können oder wollen und dann nach der staatlichen Nanny rufen. 

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Lucan-7
(@lucan-7)
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@antonioa 

WEIL meine Eltern natürlich mit mir geredet und das eingeordnet haben
Das nennt man landläufig Erziehungsauftrag.
Etwas was manche Eltern nicht mehr erfüllen können oder wollen und dann nach der staatlichen Nanny rufen.

Klappt allerdings auch nicht immer. Ich habe mich als Kind vor Dingen gegruselt, die für meine Eltern völlig selbstverständlich waren. Da hilft die Erwachsenenperspektive nicht weiter, wenn da irgendwas getriggert wird.

Das kann allerdings immer passieren, auch mit vermeintlich harmlosen Dingen. Ich kenne Kinder, die auch von Disney Filmen wie König der Löwen schockiert waren... und das nicht bei den tragischen, sondern bei den eher "harmlosen" Szenen.

 

 

lucan-7 antworten
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Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@lucan-7

Man kann Menschen nicht vor jedem Unbill, jeder negativen Erfahrung beschützen und behütet.

Wir können auch nicht bei allem immer nur die "Schwächsten", die die vielleicht irgendetwas nicht aushalten können zum Maßstab der Dinge machen.

Aber genau DAS versucht (grün-roter) Wokismus. Über geschaffene und realiter vorhandene Befindlichkeiten Einzelner zur Kontrolle der breiten Bevölkerung.

Das was gestern für die meisten noch normal war, gilt diesen  heute generell als "böse" und "schlecht"

 

Ansonsten:

Es gibt nur einmal Dinge die geschehen weil sie geschehen, weil sie zum Leben dazu gehört.

 

Eine Gesellschaft die sich in Gänze nach Sankt Phantasien und Lummerland zurückzieht, wird irgendwann ganz rüde auf den Boden der Realität zurückgeholt.

 

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Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 21574

@antonioa 

Man kann Menschen nicht vor jedem Unbill, jeder negativen Erfahrung beschützen und behütet.

Richtig. Aber es schadet auch nicht, sich Gedanken über bestimmte Sprache und Bilder zu machen.

So bin ich absolut dafür, das Wort "Neger" nicht mehr zu verwenden und auch in Neuauflagen klassischer Bücher nicht einzusetzen, wenn es ursprünglich neutral gemeint war. Denn das wäre heute missverständlich.

Genau so lehne ich Erziehungsmethoden durch Angst ab, wie sie im Struwwelpeter propagiert werden... aber das ist ohnehin längst Konsens. Das Buch gilt als Klassiker einer längst vergangenen Zeit, ein neues Werk gleicher Machart hätte wohl kaum Chancen auf Veröffentlichung.

Wir können auch nicht bei allem immer nur die "Schwächsten", die die vielleicht irgendetwas nicht aushalten können zum Maßstab der Dinge machen.

Das vielleicht nicht... aber wir dürfen sie auch nicht einfach auf der Strecke lassen. Dass manche Dinge für manche Kinder beängstigend oder deprimierend sein können - und zwar über ein gewöhnliches Maß hinaus -, das sollte man auf jeden Fall berücksichtigen.

 

 

lucan-7 antworten
Tamaro
 Tamaro
(@tamaro)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 1743

@antonioa 

Wir können auch nicht bei allem immer nur die "Schwächsten", die die vielleicht irgendetwas nicht aushalten können zum Maßstab der Dinge machen.

Aber genau DAS versucht (grün-roter) Wokismus.

... und das auch nur bei ausgewählten Gruppierungen, die ins Konzept passen.

 

tamaro antworten
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Offensichtlich rudert der Verlag von Roald Dahl ein Stück weit zurück.

Es sollen beide Versionen erscheinen, also auch weiterhin die Orginaltexte

 

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der_alte
Beiträge : 1235

@lucan-7 warum nicht einfach neue, progressive Werke schreiben? Warfum alter Literatur umschreiben, anstatt sie beiseitezuschieben? Ist auch in anderen Bereichen komisch wie dem Theater bei dem Shakespeare umgeschrieben wird, anstatt ihn zu lassen und etwas Neues zu machen. Oder Richard Wagner, wobei bei diesem schon die Person bedenkenswert ist, ihr Wirken, SInnen und Trachten.

Warum den Kindern (und den anderen) nicht neue Literatur schaffe, die den Geist der Zeit wiedergibt und nicht mühsam und fehlerbehaftet umgeschrieben werden muss?

So gewöhnen sich die Nachwachsenden gleich daran, wie heutzutage Texte zu tönen haben.

Man gewöhnt sich sicher daran, wie an das Gendern, an das gewöhnen ich mich immer mehr, seit Jahren und denke wenn Dinge höre/sehe wie man diese gendert, wenn es nicht geschehen ist. Beispielsweise im Rundfunk, wenn dann nur Falschfahrer statt Falschfahrer:in gesagt wird (man weiss ja das Geschlecht nicht und selbst wenn man die Person im Fahrzeug sah wäre es ja nur eine Zuschreibung eines Geschlechts, also dass man die Person als Mann bspw. liest). "Tempora mutantur, nos et mutamur in illis" - "Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen.".

Wobei ich im Bereich der Kinderliteratur schon die Anstrengung sehe, dass neue Werke entstehen, die dann bspw. LGBTQIA+ einbeziehen.

"Panta rhei" - Alles ändert sich und nichts bleibt.

Auch wenn men alte Texte ändert so bleiben sie doch in der Erzählstruktur der damaligen Zeit, zwingenderwiese, weil jede:r ein Kind seiner/ihrer Zeit ist. Wenn man das alles ändern will, dann bleibt ein Torso der den Aufwand doch kaum noch lohnen dürfte.

der_alte antworten
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