Heirat ohne Standesamt

Ich trage mich zur Zeit mit der Frage rum, ob man als Christ heiraten kann, ohne dass man zum Standesamt muss...……..
Zum Hintergrund: mein Partner und ich sind beide verwitwet und bekommen also beide Witwenrente. Ziehen wir beide zusammen, fallen doch beide Renten weg...……..das Resultat davon wäre, dass wir wahrscheinlich mit dem dann noch übrigen Geld niemals zu zweit auskommen könnten. Also behalte ich pro forma meine Wohnung, dann haben wir immer noch mehr übrig, als ohne. Jetzt ist es mir aber als Christ auch wichtig unsere Beziehung offiziell zu machen und auch, wie man so sagt, vor "Gott und den Menschen" das zu besiegeln. Laut Internet besteht die Möglichkeit der kirchlichen Trauung ohne Standesamt, natürlich ohne rechtlichen Konsequenzen. Fragt sich nur auch, welche Gemeinden sowas überhaupt machen?
Hat jemand damit Erfahrungen und kann mir etwas weiterhelfen?
Seit 2009 ist das gesetzlich möglich. Wenn du nach "kirchliche Trauung ohne Standesamt" googelst, bekommst du reichlich Lektüre.
Ob aber eure Gemeinde dem zustimmt, steht auf einem anderen Blatt.
Veröffentlicht von: @anonyma-909e9c0abZiehen wir beide zusammen, fallen doch beide Renten weg...…
wie kommst du darauf? wenn man heiratet fällt eine hinterbliebenenrente weg, sonst nicht.
Veröffentlicht von: @anonyma-909e9c0abFragt sich nur auch, welche Gemeinden sowas überhaupt machen?
und wer es als ehe anerkennt.
Um Deine Frage zu beantworten:
Ja, es gibt die Möglichkeit, ohne Standesamt kirchlich getraut zu werden, aber da musst Du bei Deiner Kirche fragen, ob sie das macht. Ich fürchte aber, Du wirst bei einigen nicht erfolgreich sein.
Was Du nicht gefragt hast, aber wo ich etwas zu sagen möchte:
Veröffentlicht von: @anonyma-909e9c0abZum Hintergrund: mein Partner und ich sind beide verwitwet und bekommen also beide Witwenrente. Ziehen wir beide zusammen, fallen doch beide Renten weg
Nein, die Renten fallen nicht weg. Wie kommst Du darauf?
Veröffentlicht von: @anonyma-909e9c0abJetzt ist es mir aber als Christ auch wichtig unsere Beziehung offiziell zu machen und auch, wie man so sagt, vor "Gott und den Menschen" das zu besiegeln
Wenn es Dir so wichtig ist, vor Gott Deine Beziehung bestätigt zu wissen, wäre es vielleicht schön, mit der Eheschließung auch zu demonstrieren, dass Du Gott vertraust, dass er Euch beide als Paar versorgt, auch wenn Ihr dann evtl. weniger Geld zur Verfügung habt. Zwei Wohnungen bringen doppelte Kosten, ich würde nochmal durchrechnen, ob es sich nicht doch lohnt, formell zu heiraten und zusammen zu ziehen. Auch im Anbetracht des Wohnraummangels wäre es schade, eine Wohnung leer stehen zu lassen.
Das nur so als Anregung.
Tris

grün

Veröffentlicht von: @tristesseVeröffentlicht von: @tristesseZum Hintergrund: mein Partner und ich sind beide verwitwet und bekommen also beide Witwenrente. Ziehen wir beide zusammen, fallen doch beide Renten weg
Nein, die Renten fallen nicht weg. Wie kommst Du darauf?
Meines Wissens tun sie das, wenn es Witwenrenten sind, also nicht auf eigenem Einkommen basieren sondern auf dem des verstorbenen Partners. Denn wenn man wieder heiratet, ist man ja keine Witwe, kein Witwer mehr... Der Gedanke war ja mal, dass die Witwe im Alter versorgt ist. Heiratet sie wieder, wird sie ja durch den neuen Mann versorgt, der ja eine eigene Rente hat. Dass heute Lebenswege oft ganz anders laufen, hatte damals noch keiner im Blick.
Im Zweifel: Gut erkundigen, statt auf Halbwissen zu vertrauen. Ich bin mir da auch nicht sicher und bin kein Fachmann.

Zusammenziehen und Heirat sind zwei Paar Stiefel. Hier geht es um das Zusammenziehen.

Veröffentlicht von: @tineliDer Gedanke war ja mal, dass die Witwe im Alter versorgt ist. Heiratet sie wieder, wird sie ja durch den neuen Mann versorgt, der ja eine eigene Rente hat.
War das tatsächlich der Gedanke? Ich weiß es nicht. Kennst du dazu eine Quelle?

Nein, ich kenne keine Quelle. Aber das frühere Familienbild legt das nahe: Mann ist Ernährer der Familie, Frau bleibt zu Hause bei den Kindern. Ergo hat der Mann eine Rente, mit der er auch im Alter die Frau miternährt. Stirbt die Frau, hat er ja immer noch die Rente. Stirbt allerdings der Mann, muss für die Frau gesorgt werden, und das wurde mit der Witwenrente erreicht.

Ich als Witwe sage hier:" Tolles Post!"
Wäre mein Weg 🙂

Danke 😊

Bei Heirat wird Hinterbliebenenrente abgefunden
Hallo Tristesse,
Veröffentlicht von: @tristesseNein, die Renten fallen nicht weg. Wie kommst Du darauf?
Weil es so ist: Ich zitiere aus Wikipedia:
Heiratet der Hinterbliebene erneut, so entfällt seine Hinterbliebenenrente, die nach § 107 SBG VI mit bis zu 24 Monatsrenten abgefunden wird. Wenn der zweite Ehepartner stirbt oder die zweite Ehe geschieden wird, kann die Rente vom ersten Ehepartner ab dem Folgemonat des Todes oder der Rechtskraft des Scheidungsurteils wieder geleistet werden. Eine gezahlte Abfindung wird angerechnet, wenn die neue Ehe weniger als 24 Monate gedauert hat.
Ich habe auch im entsprechenden Gesetz nachgelesen, Wiki hat recht.
Liebe Grüße
Jadwin
Hallo Jadwin
Es war nun aber nicht von Wiederheirat die Rede, sondern vom Zusammenziehen. Tristesse bezog sich auf diese Aussage:
Veröffentlicht von: @anonyma-909e9c0abZiehen wir beide zusammen, fallen doch beide Renten weg
Zusammenziehen kann man bekanntlich, ohne zu heiraten.
Deswegen hat wiki zwar recht, aber es hat nichts mit der vorliegenden Aussage zu tun.
LG
Alescha

Hallo Alescha,
Danke für deinen Beitrag. Da habe ich wohl nicht genau genug gelesen, dass sich Triss Aussage konkret auf das Zusammenziehen bezieht, ich dachte sie stellt generell in Frage, dass die Hinterbliebenenrente wegfällt. So wie es aussieht, bezieht sich das nur auf Wiederheirat oder Eingehen einer Lebenspartnerschaft.
An den TE: Ich würde mich bei der Diakonie mal beraten lassen. Die haben für gewöhnlich viel Erfahrung in solch rechtlichen Dingen und wissen vielleicht auch, welche Gemeinden die Eheschließung ohne Trauschein praktizieren.
Bei uns hieß es vor Jahren, dass wir das nicht wollen. Vielleicht hat sich das aber auch geändert.
Liebe Grüße
Jadwin

Ja, aber von der Hinterbliebenrente war im Eröffnungspost nicht die Rede?

Witwenrente ist doch Hinterbliebenenrente...…….???

Ich hab das irgendwie anders aufgefaßt. Man bekommt ja auch die eigene Rente und die fällt nicht automatisch weg.

Das ist genau Eure Situation, die eine Heirat ohne Standesamt (finanziell) attraktiv macht.
Ich meine, dass einige Baptistengemeinden solche Heiraten mal unterstützt haben.
Generell wird aber die Gemeinde die standesamtliche Hochzeit wohl fordern. Der Grund ist folgender: Nur auf dem Standesamt kann man verfolgen, wer ihr seid und ob ihr nicht vielleicht woanders noch verheiratet seid. Das kann die Kirche nämlich nicht ausschließen und so geht sie dann ein Risiko ein.
LG
Ecc
Veröffentlicht von: @ecclesiajaGenerell wird aber die Gemeinde die standesamtliche Hochzeit wohl fordern. Der Grund ist folgender: Nur auf dem Standesamt kann man verfolgen, wer ihr seid und ob ihr nicht vielleicht woanders noch verheiratet seid. Das kann die Kirche nämlich nicht ausschließen und so geht sie dann ein Risiko ein.
Interessante Begründung. Die habe ich tatsächlich noch in keiner der Erklärungen gelesen. Zumindest nicht bei den Freikirchen, die begründen ihre Ablehnung nicht damit. Woher kennst du das so? EKD?

Hallo Tinkerbell,
die Diskussion um diekirchliche Ehe ohne Standesamt ist ja nicht neu. Ich kann mich erinnern, dass das von mir gebrachte Argument vor einigen Jahren hier auf Jesus.de in dem Kontext diskutiert wurde. In offiziellen Schriften der Kirche habe ich das nicht wiedergefunden.
Eine solche Schrift wäre das hier:
https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/ekd_texte_101.pdf
Den Link zu dem Text habe ich von dieser Webseite:
https://www.theology.de/kirche/amtshandlungen/trauung/kirchlichetrauungohnestandesamt.php
Ein wichtiges Argument der Kirchen ist offenbar, dass eine Ehe ohne Standesamt rechtlich bedeutungslos ist. Damit ist eine solche Ehe abgekoppelt von all den Schutzmaßnahmen, die eine rechtliche Ehe mit sich bringt - und in diesem Kontext könnte ich mir vorstellen, dass die Möglichkeit des Standesamtes, unbekannte Doppelehen zu vermeiden, mit dazu gehört. Es geht um den Schutz des Schwächeren und ein faires Verfahren, fallls es zu einer Trennung kommen sollte. All dies kann eine krichliche Trauung nicht bieten.
LG
Ecc

Diese Begründung kenne ich noch nicht.

Veröffentlicht von: @herbstroseDiese Begründung kenne ich noch nicht.
Ich kann mich erinnern, dass das in vorigen Diskussionen ihier auf Jesus.de mal genannt wurde. Und es ist ja tatsächlich so, dass ein Standesbeamter mehr Möglichkeiten hat, eine unbekannte Ehe aufzudecken und so eine Doppelehe zu vermeiden, als wie dies ein Pfarrer kann. Beim Standesbeamten gehört dies im Rahmen der Prüfung der Ehefähigkeit zu seinen Aufgaben.
Im übrigen sahen offenbar unsere Reformatoren die Sache mit der Bigamie eher etwas lockerer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_I._(Hessen)
Philip I von Hessen, ein offenbar angesehener und für die Reformation auch wichtiger Fürst, heiratete eine zweite Frau. Nach einigem Zögern willigen Luther, Melanchton und Bucer dieser Ehe ein - Melachton hat bei der Hochzeit wohl mitgefeiert.
Damals drohte für Bigamie nach weltlichem Recht die Todesstrafe.
Ein wirklich interessanter Fall. Hat vielleicht mit diesem Thread hier weniger zu tun - aber wenn man da grad so drüber stolpert ...
Auf jeden Fall gibt es also historische Beispiele, dass sich Kirchen über weltliches Recht hinwegsetzen, um den Bedürfnissen der Kinder Gottes gerecht zu werden.
LG
Ecc

Veröffentlicht von: @ecclesiajaDer Grund ist folgender: Nur auf dem Standesamt kann man verfolgen, wer ihr seid und ob ihr nicht vielleicht woanders noch verheiratet seid. Das kann die Kirche nämlich nicht ausschließen und so geht sie dann ein Risiko ein.
Dafür reicht ein Ehefähigkeitszeugnis. Kriegt man vom Standesamt.

Veröffentlicht von: @groesste-liebeDafür reicht ein Ehefähigkeitszeugnis.
Das bescheinigt, dass man nicht standesamtlich verheiratet ist. Aber ob man schon mal ohne Standesamt geheiratet hat, kann das Standesamt nicht wissen.
Also hilft so ein Schein der Kirche, die Ehe ohne Trauschein unterstützen will, nicht weiter.
Helmut
Vor Gott und den Menschen
Wie schon Luther sagte: Die Ehe ist ein weltlich Ding. Insofern bist du, laut protestantischem Verständnis, ohne eine standesamtliche Trauung dann nicht verheiratet. Ich finde diese Regelung auch dahingehend schwierig, dass gerade Christen in Deutschland immer wieder betonen, dass Ehe und Familie geschützt, ja besonders gefördert werden sollten - gleichzeitig möchten aber nicht alle die Konsequenzen tragen, die mit einer Ehe einhergehen, auch wenn wir alle gerne zitieren, dass sich auch Christen den Gesetzen ihres Staates beugen.
Allein der Ausdruck "Witwenrente" zeigt ja, wofür diese gedacht ist: Als Versorgung eines Hinterbliebenen, der sonst ganz alleine wäre. Aber das ist man nicht mehr, wenn man heiraten möchte. Würdet ihr wirklich in derartige finanzielle Nöte geraten, die durch keine staatliche Hilfe (es gibt ja mehr als nur die eigene Rente, wenn Bedürftigkeit vorliegt) gelindert werden könnten? Könntet ihr tatsächlich nicht zu zweit in einer gemeinsamen Wohnung von euren beiden Renten leben, oder wäre es eben nur weniger als jetzt (was verständlicherweise nicht sonderlich angenehm ist, wer hat schon gerne weniger Geld)?
Ich kann euch nur Mut machen, die Sache "richtig" zu machen - es zeugt nicht nur von Gottvertrauen, sondern sendet auch wichtige Signale an jüngere Paare oder solche, die eben auch Angst vor einem ähnlichen Schritt haben. Aus meiner eigenen Familie kenne ich zwei Ehepaare, denen es genauso ging wie euch - und Gott hat diesen Schritt sehr gesegnet, es geht ihnen gut, sie sind versorgt und leiden keine Not. Auch wenn der Preis natürlich hoch ist, klar. Es würde sich mit Sicherheit finanziell für beide Paare entspannter und schöner leben, wenn sie auf die standesamtliche Trauung verzichtet hätten. Aber beide wollten eine "echte" Ehe, mit allen Konsequenzen.
Besprecht die finanzielle Situation mit einem Experten (gerade Diakonie und Caritas haben oft gute Leute, die sich in den verschiedensten Konstellationen hervorragend auskennen) und schaut dann nochmal, ob es wirklich unmöglich ist. Anschließend würde ich euch empfehlen, sich mit dem Anliegen an einen Seelsorger oder Pastor zu wenden. Es gibt Kirchen und Gemeinden, die in extremen Ausnahmefällen solche Trauungen durchführen. Aber es dürften tatsächlich wenige sein.