Kranken Vater Hoffnung geben
Liebe Forenmitglieder,
ich bin neu hier und beginne gleich mit einem sehr schwierigem Thema:
Mein Vater (Ende 60) litt in den letzten etwa zehn Jahren immer wieder unter depressiven Episoden, die unter anderem mit Klinikaufenthalten verbunden waren. Nach ein paar Wochen erholte er sich und kehrte halbwegs zu einem "normalen" Leben zurück. Die letzte und aktuelle Episode dauert jetzt schon seit Anfang des Jahres an, ohne jegliche Besserung. Er hat sämtliche Lebensfreude und Mut verloren und leidet zudem unter Ängsten.
Ich selbst litt in meinem jungen Erwachsenenalter und in späteren Jahren unter Depressionen und Begleiterkrankungen. In der Rückschau ist mir bewusst, dass Jesus mich durch diese schwierige Zeit getragen und mein Leben gerettet hat (ich stand vor dem Suizid). Mein Glaube war damals nicht wie heute der Mittelpunkt in meinem Leben, er schwang eher unterbewusst mit.
Auch wenn ich fern meines Vaters lebe und wir uns nur etwa 2-3x im Jahr sehen, versuche ich immer, ihm Mut zuzusprechen und Hoffnung zu geben. Ich weiß, wie tückisch die Erkrankung ist und wie taub und blind du bist, für das was andere sagen. Kein Mensch steckt in den Schuhen des anderen und eine Depression, wie ich sie hatte, lässt sich vielleicht nur im Ansatz mit der meines Vaters vergleichen.
Da ich selbst weiß, wie stark die Kraft Gottes ist, würde ich gerne meinem Vater davon erzählen, damit er vielleicht daraus schöpft.
Und nun stehen wir vor der Schwierigkeit - wie soll ich anfangen? Hier stichpunktartig ein paar Gedanken und Hürden, die mir spontan in den Sinn kommen:
- Das Verhältnis zu meinem Vater ist schwierig - ich kann ihm und generell Menschen gegenüber schlecht meine Gefühle ausdrücken über so vertrauensvolle Themen reden - etwas, das ich finde, beim diesem Thema sehr wichtig ist
- Meine Familie ist nicht gläubig. Sie sind zwar getauft, konfirmiert, feiern die traditionellen Feste, sind Mitglied in der Landeskirche etc. aber alles mehr aus Tradition oder alter "Familienpflicht". Ihr Glaube ist wie eine leere Hülle
- Ich selbst bin quasi das "lebende Beispiel" - aber ich kann nicht beschreiben, wie Gott mir eine Hilfe war
- In einer kürzlichen Predigt und in einem Traum heute Nacht ist mir bewusst geworden, wie sehr ich meinem Vater durch Jesus eine Hilfe sein könnte - es schlummert viel ungenutztes Potential in mir. Ich weiß nur keinen Ansatz oder traue mich nicht.
- Ich habe Gott um für mich passende Handlungsansätze gebeten, wie ich meinem Vater neue Hoffnung geben kann
Mir ist bewusst, dass ihr mir keine passgenaue Lösung liefern könnt - aber ich bin für jede Antwort - egal in welche Richtung - sehr dankbar.
Liebe Grüße und guten Samstag,
Morgen
Hi Morgen, willkommen im Forum 🙂
In einer kürzlichen Predigt und in einem Traum heute Nacht ist mir bewusst geworden, wie sehr ich meinem Vater durch Jesus eine Hilfe sein könnte - es schlummert viel ungenutztes Potential in mir.
Was für eine wunderbare Unterstützung.
Ich weiß nur keinen Ansatz oder traue mich nicht.
Das ist ein guter Ansatz für weiteres Nachfragen bei Jesus.
Ich habe Gott um für mich passende Handlungsansätze gebeten, wie ich meinem Vater neue Hoffnung geben kann.
Ausgezeichnet.
Nächster Schritt, der entspannt: Vater im Himmel, ich danke dir für Deine Lösungen, die unterwegs sind.
und: Vater im Himmel, ich bitte dich um vorbereitete Herzen (meins und seins) und Dein Arrangement des richtigen Zeitpunktes und die richtigen Worte. Danke. Amen.
lg
Deborah71
Darf ich fragen, ob er in Behandlung ist?
Ich würde in jedem Fall fragen, bevor du ihn mit religiösen Dingen zu trösten versuchst, ich wäre da sehr empfindlich und hätte eins mehr, mit dem ich zusätzlich klar kommen müsste.
@Deborah71 - Vielen Dank für deine Antwort.
@streptococcus
Klar darfst du das. Ja, er ist in psychiatrischer Behandlung und auf der Suche nach einem Psychotherapeuten.
Ich glaube, dass er offen sein muss dafür - wie jeder Mensch. Ich suche noch nach dem für mich und für ihn passenden Weg und hoffe, es gelingt mir. Ich weiß, dass die Krankheit das Positive und die Kraftquellen ausblendet. Die Hammerschlagmethode ist nicht mein Ding. Es muss zu mir, zu ihm - also uns beiden passen.
Über weitere praktische Ratschläge freue ich mich.
@morgen Ich denke, es wäre sinnvoll, wenn du dich damit an eine Beratungsstelle wendest. Der sozialpsychiatrische Dienst (die haben auch Listen mit Therapeuten, auch wenn die nicht immer aktuell sind) des Gesundheitsamtes ist in Deutschland ein Ansprechpartner, der die Aufgabe zu Beratung an der Stelle hat. Es gibt sicher auch diverse Vereine, die dir fachlich richtig weiter helfen können.
Nichts falsch machen kannst du damit, regelmäßig anzurufen und Interesse zu zeigen - es ist relativ zwecklos, Hilfe im Sinne von: "sag, wenn du was brauchst" anzubieten - lieber regelmäßig konkret nachfragen.
Was auch hilfreich sein könnte, ist bei Äußerungen von Sorgen und Ängsten diese anzuerkennen ("Puh, ich sehe, das macht dir echt zu schaffen!") aber gleichzeitig Lösungswege im Auge behalten ("was könntest du da tun? wie wäre es...." Die Perspektive fehlt Depressiven oft, sie fallen in ihr Loch und das wenigste von solchen Situation ist tatsächlich nicht lösbar)
Auch wichtig: Sekundären Krankheitsgewinn reduzieren. Das hab ich Jahre lang falsch gemacht und einem Depressiven sehr viel abgenommen, um ihn zu schonen. Streckenweise ist das vielleicht mal (!) angemessen, in Summe hält man aber Krankheitsmuster mitunter von außen am Leben, weil der Betroffene aus seiner Erkrankung einen Vorteil zieht und damit in seinem (ungesunden) Verhalten bestärkt wird.
Struktur erhalten: Von Ferne vielleicht auch schwierig - aber vielleicht kannst du ihn ermutigen, Dinge regelmäßig zu tun. Morgens aufstehen, Abends ins Bett gehen. Mittag essen. Spazieren gehen. Waschen. Der Verlust/die Aufgabe äußerer Struktur ist in aller Regel ein Faktor, der psychisch Erkrankten oder Personen mit dem Risiko nicht gut tut und zu unschönen Begleiterscheinungen führt. (ich freu mich auf jeden neuen Montag, weil die Woche einfach deutlich mehr Struktur bietet für mich, die es mir schwer fällt, sie mir selbst zu geben)
In der Praxis ist das schwer und gut, wenn man nicht in einem Haushalt wohnen muss. Es ist so schon sehr belastend.
@morgen Und wo ich gerade die anderen Antworten gelesen habe, möchte ich auch in das "nicht hinein steigern" einstimmen.
Du bist NICHT für deinen Vater verantwortlich. Das ist er ganz alleine und du kannst ihn nicht retten.
Solange keine akute Eigengefährdung besteht, hat jeder Mensch das Recht, sein Leben zu gestalten, wie er das selbst möchte. Manchmal, das tut von außen weh zu sehen, gehört dazu auch soetwas wie ein gewisses Maß an Verwahrlosung, übermäßigen aber nicht suizidaler Missbrauch verschiedenster Substanzen, dem Unwillen, Hilfe in Anspruch zu nehmen oder Schulden aufzuhäufen.
Mehr als Hilfe anbieten kann man nicht, wenn der andere nicht mit macht.
(-->Beratungsstelle im Hinterkopf - manchmal kann gerichtlich ein Betreuer gestellt werden, dazu müsste es aber über eine "einfache" Depression wohl hinaus gehen).
Was ich nicht hoffe, aber am Rande für den Hinterkopf, wenn man selbst in Panik ist, ist ja handeln auch manchmal schwierig:
Wenn es um Eigengefährdung gehen sollte (er zum Beispiel äußert, sich etwas antun zu wollen), dann biete ihm an, mit ihm ins nächste Krankenhaus zu fahren (vorzugsweise mit Psychiatrie, ist das nicht machbar, warum auch immer, tut es jedes andere auch) und sollte er nicht mitkommen wollen, niemand erreichbar sein, der ihn fahren könnte (das tut, so er das zulässt, im Zweifel auch ein Taxi), etc. dann rufe bitte bei der 112 an, schildere denen den Fall, der Notarzt darf Team blau anfordern und ihm mit diesem gegen seinen Willen kurzfristig helfen, sollte das angezeigt sein.
Am Ende hast du nur die Verantwortung für dich selbst und dein Handeln. Du darfst dich auch selbst schützen und sollte es für dich ganz unerträglich sein, dann schütze dich bitte und nimm Abstand, wie auch immer das Konkret für dich aussehen würde.
Depressionen sind echt Mist, das kann keiner wirklich nachvollziehen, der es nicht selbst erlebt hat.
Hi, ich war in einer ähnlichen Situation wie Du. Habe auch gebetet und brauchte von Gott Hilfe.
Alle drei Dramen endete in einem Drama und alle drei starben ohne Jesus.
Ich wünsche Dir bessere Erfahrungen und einen Gott der hilft. Meine Erfahrung nach hat es keinen Sinn.
Ich will Dich nur bitten, nicht hineinzuversteigern. Das macht noch mehr fertig.
M.
Veröffentlicht von: @morgenDa ich selbst weiß, wie stark die Kraft Gottes ist,
Hej,
es freut mich, dies zu lesen. - Manchmal ... manchmal ... durchleben wir Situationen, in denen wir geschult werden, wo es um uns geht, wo wir weiter ent-wickelt (ausgewickelt) werden von Gott. Die Situation, wie du sie beschreibst, ist wirklich nicht einfach, kann ich mir vorstellen. Ich hab keinen Rat. Ich stecke selbst gerade in einer Situation, in der ich völlig ratlos bin, weiß mich aber von Gott getragen. Ich wünsche dir, dass du auch in dieser Situation nicht aus den Augen lässt, wie stark die Kraft Gottes ist, die alles überwinden kann. Wie seine Pläne aussehen, sehen wir eher selten.
Ich selbst bin quasi das "lebende Beispiel" - aber ich kann nicht beschreiben, wie Gott mir eine Hilfe war
Hast du darüber schon mal nachgedacht? Es "klingt" mir nach einer Barriere, einer Mauer, die vor dir steht. - Könntest du es mir/uns beschreiben? Oder vielleicht nur deiner Familie gegenüber nicht? Ich kenne diese Situation. Ich kann auch jedem Christen beschreiben, wie Gott mich gerettet hat, wie er mir begegnet ist, meiner (ungläubigen) Familie gegenüber könnte ich das auf diese Art nicht. Da "fehlt" mir irgendwie was ... Worte ... eine "Art" ... vielleicht ist es auch gar nicht meine Auf-Gabe ...
Ich gehe nunmehr seit über 10 Jahren mit Gott ... und erlebe, wie sich meine Familie (Mom&Dad) verändert (wir feiern dieses Jahr erstmals nach vielen Jahren mit meinem Bruder (ich hab keinen Kontakt zu ihm) wieder Weihnachten), auch ohne, dass ich ihnen wörtlich von Gott erzähle. Ich erlebe, wie Gott wirkt in meiner Familie durch mich, die ich die Liebe in die Familie trage, ganz praktisch sozusagen. Und diese Dinge sind oftmals die ganz kleinen Details ... wie ich Problemlösungen angehe (die Art) ... wie ich über andere denke ... dass ich da bin ... solche Dinge eben. Ich vertraue Gott, dass er einen perfekten Zeitplan hat und meine Familie nicht vergisst. "Nicht ohne meine Familie", hab ich Gott gesagt, angelehnt an das Buch "Nicht ohne meine Tochter" ... Ich hatte nie wirklichen Zugang zu den Menschen, die meine Mom und mein Dad sind, ich kenne sie kaum als Menschen, was sie bewegt, was sie antreibt, was sie bremst und so. Ich lerne sie kennen. Und das bewegt mich. Wenn sich deine Mutter dir plötzlich mal anvertraut ... das bewegt tief im Inneren - eben vor dem Hintergrund, dass wir vor vielen Jahren gar keinen Kontakt (mehr) hatten. Doch Gott kann eben alles verändern. Vielleicht nicht so, wie wir uns das gern vorstellen. *schmunzelt*
Erinnere dich immer an die Kraft Gottes. Sie kann alle Mauern einreißen. Sie kann alles überwinden. Dieser große Gott ist uns in Jesus Christus vorausgegangen, hat alles überwunden, damit wir in seiner Kraft heute alles überwinden können. Vertraue seiner Führung. Sie ist gut. Sie ist perfekt. Ich glaube, dass ein großer Segen darin besteht, das Eigene, die eigenen Vorstellungen loslassen zu können (zu überwinden) und ihm zu vertrauen, auch wenn nicht sichtbar ist, wie es weitergeht.
Ich segne dich mit Gottes Weisheit, mit der Liebe des Vaters und der Kraft des Heiligen Geistes.