Märchen
Lest ihr euren Kindern Märchen vor?
Unser Vater hat meinem Bruder und mir die bekanntesten Grimms Märchen vorgelesen, das habe ich in sehr angenehmer Erinnerung.
Später habe ich Bücher gelesen von z.B. Verena Kast zum Thema psychologische Märchendeutung, sehr spannend!
Jetzt ist mein eigener Sohn 5 Jahre alt, aber es fällt mir schwer, die Märchen einfach so vorzulesen, weil ich oft über etwas im Text stolpere. Z.B. habe ich zuletzt Tischlein Deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack vorgelesen. Mit einer Selbstverständlichkeit wird dort berichtet, dass der Vater seine Söhne mit der Elle schlägt, was mich währen des Lesens sehr empört hat.
Lest ihr euren Kindern Märchen vor? Wenn ja, kommentiert ihr solche Stellen, also z.B. dass heutzutage keine Kinder geschlagen werden dürfen?
Veröffentlicht von: @louisaLest ihr euren Kindern Märchen vor?
Meine Tochter (4) liebt Märchen. Sie kennt einige so gut wie auswendig. Und interessant finde ich, dass sie sich bei (vorgelesenen) Märchen viel weniger gruselt, als bei vielen anderen geschichten.
Allerdings fordere ich sie auch immer wieder auf Geduld zu haben, weil Geschichten, die spannend sind, auch wieder entspannt werden 😉
Veröffentlicht von: @louisaWenn ja, kommentiert ihr solche Stellen, also z.B. dass heutzutage keine Kinder geschlagen werden dürfen?
Nein. Ich kommentiere nicht, schon gar nicht mittendrin. Aber ich unterhalte mich danach mit ihr über den Inhalt der Märchen. Da können auch mal Prügel oder tote Wölfe eine Rolle spielen. Oder was Stiefmütter sind, warum sie anscheinend manchmal fies sind, warum manche böse sind, und dass das Gute gewinnt 😌
Sie wird früh genug erfahren, dass das leider nicht immer so ist...
So halten wir es auch. 😊
Klingt sinnvoll. Empörte Kommentare zwischendrin muss ich mir wirklich verkneifen, das stört ja den Genuss des Zuhörens.
Veröffentlicht von: @louisaEmpörte Kommentare zwischendrin muss ich mir wirklich verkneifen, das stört ja den Genuss des Zuhörens.
Außerdem verhinderst du zu erfahren, was deine Kinder über die Geschichte denken. Wenn die erstmal wissen, dass dich etwas empört, dann ist es wahrscheinlich, dass du nur noch deine eigene Reaktion gespiegelt bekommst 😉
Märchen enthalten Gewalt, Magie, Erotik und vieles mehr. Kinder dürfen (und sollen) Märchen hören. Am Ende siegt immer das Gute. Und das ist die wichtigste Botschaft der Märchen. Der Held widersteht der Gewalt und der Magie durch Klugheit, List und Beharrlichkeit. Damit können sich Kinder gut identifizieren.
Oder willst du deinen Kindern auch deshalb die Geschichten aus der Bibel vorenthalten, weil sie gewalttätig, magisch oder gruselig sind?
Welche biblischen Geschichten müsste ich denn dann weglassen deiner Meinung nach? In unseren Kinderbüchern oder der Kinderbibel fand ich die Geschichten bis jetzt recht kindgerecht erzählt.
An den von mir als Beispiel genannten Märchen störte mich die Selbstverständlichkeit, mit der ein Vater seine Söhne aus dem Haus prügelt. Wir sind absolut für gewaltfreie Erziehung, und so etwas dann einfach mal so nebenbei im Märchen vorzulesen, finde ich spontan irgendwie inkonsequent.
Veröffentlicht von: @louisaAn den von mir als Beispiel genannten Märchen störte mich die Selbstverständlichkeit, mit der ein Vater seine Söhne aus dem Haus prügelt. Wir sind absolut für gewaltfreie Erziehung, und so etwas dann einfach mal so nebenbei im Märchen vorzulesen, finde ich spontan irgendwie inkonsequent.
Denkst du nicht, dass die Kinder eine gewaltfreie Erziehung besser zu schätzen wissen, wenn sie erfahren, dass das keine Selbstverständlichkeit ist? Es vorzulesen stellt ja noch keine Bestätigung dar, dass dieses Verhalten richtig wäre...
Veröffentlicht von: @louisaWir sind absolut für gewaltfreie Erziehung, und so etwas dann einfach mal so nebenbei im Märchen vorzulesen, finde ich spontan irgendwie inkonsequent.
Wie geht denn die Geschichte weiter? 😉
Ich denke, dass du - so wie die Kinder ja auch - die gesamte Geschichte betrachten solltest. Und der Vater im "Tischlein deck dich" bereut seine Tat, und ist am Ende froh (und stolz) über die Rückkehr der Söhne.
Welche biblischen Geschichten müsste ich denn dann weglassen deiner Meinung nach?
Kain und Abel
Die Sintflut
Ägyptische Plagen
Samson
David und Goliath
David und Bathseba
Daniel im Feuerofen/in der Löwengrube
Kindermord zu Bethlehem
Passionsgeschichte Jesu
Veröffentlicht von: @ungehorsamOder willst du deinen Kindern auch deshalb die Geschichten aus der Bibel vorenthalten, weil sie gewalttätig, magisch oder gruselig sind?
Damit sollte man in der Tat vorsichtig sein... ich fand damals als Kind die Geschichten aus der Bibel mit am Schlimmsten. Vor allem, da es oft kein Happy-End gab..
Unsere Kinder sind 9 Jahre alt und kennen ein paar wenige Märchen von dem einen und anderen Pixie-Buch, das ihnen mal in die Hände gefallen ist (gestiefelter Kater, Rotkäppchen, Schneewittchen ?? ). Vorgelesen habe ich ihnen in der ganzen Zeit nur drei Märchen von Grimm - bei einem Kurzurlaub bei Oma, in Ermangelung eines anderen Buches. Das ist allerdings schon 3 oder 4 Jahre her und die Kinder waren damals nicht besonders begeistert, sodass sie zuhause keine Fortsetzung wünschten.
Unsere Kinder haben bisher kein Interesse gezeigt an Märchen, wir halten sie derzeit auch nicht für notwendig, wobei ich denke sie sollten wenigstens die gängigsten irgendwann lesen, weil sie zur Allgemeinbildung gehören, Kulturgut sind.
Wir müssten mit unseren Kindern auf jeden Fall im Anschluss über das Märchen reden - auch weil sie ziemlich sensibel sind und leicht schlecht träumen.
Dann wirst du deinen Kindern wohl auch nicht die Sintflutgeschichte, David und Goliath oder gar die Geschichte von der Kreuzigung Jesu erzählen können. Da kriegen die armen Kinder ja Alpträume von!
Veröffentlicht von: @ungehorsamDann wirst du deinen Kindern wohl auch nicht die Sintflutgeschichte, David und Goliath oder gar die Geschichte von der Kreuzigung Jesu erzählen können. Da kriegen die armen Kinder ja Alpträume von!
Nein, das bekommen sie nicht. Biblische Geschichten hören sie seit ihrem ersten Geburtstag täglich. - und nicht nur die schönen.
In der Tat macht es für sie einen Unterschied ob die Geschichte aus der Bibel kommt oder Fiktion ist. Biblische Geschichten zu hören oder lesen können sie gut ab, vermutlich einfach weil sie Gott kennen und ihm vertrauen und ihren Heiland Jesus haben, wobei unsere Tochter z.B. Probleme hat mit den Bildern in der "Action Hero Bible" ihres Bruders und er sich schwer tut mit Bibelfilmen wie "Prinz von Ägypten" oder einzelnen Filmen der Superbook-Reihe.
Veröffentlicht von: @ungehorsamDa kriegen die armen Kinder ja Alpträume von!
Das klingt so spöttisch 🙁 für mich bzw unsere Tochter ist es leider Realität ... sie leidet wirklich unter diesen Träumen und es braucht einiges, ihr Ängste zu nehmen, die durch solche Träume oder Geschichten mit Hexen, Geistern, ... (die sie leider auch in der Schule haben) in ihr ausgelöst werden. - ich sehe derzeit auch keine Notwendigkeit, sie mit mehr Bösem/Schrecklichem zu konfrontieren als sie im Alltag mit den Mitschülern mitbekommt bzw. als nötig ist. Ich finde, Kinder haben ein Recht auf eine möglichst heile, unversehrte Kindheit und Kinderwelt, zumindest soweit es uns möglich ist. Mit der harten Realität werden sie noch früh genug zu tun haben.
Mit der harten Realität werden sie noch früh genug zu tun haben.
Richtig. Deshalb solltest du sie nicht verhätscheln, damit sie später widerstehen können.
Veröffentlicht von: @ungehorsamDeshalb solltest du sie nicht verhätscheln, damit sie später widerstehen können.
Vielen Dank für die Empfehlung ... solche Ferndiagnosen hab ich gern ... :-/
Pixibücher waren bei uns auch der Einstieg. Neulich habe ich aber ein richtiges Märchenbuch gekauft, weil ich das gern in unserem Haushalt haben möchte (dein Aspekt Kulturgut passt da ganz gut). Das alte Familienmärchenbuch auch meiner Kindheit ist leider verschollen.
Kinder brauchen Märchen
Kinder haben Ängste, immer. Sie sind am Beginn ganz diffus und können nicht benannt, aber empfunden werden. Märchen können hier sehr hilfreich werden, indem sie diesen unbenennbaren Ängsten "Gestalt" verleihen und somit greifbar machen. Den in den Märchenbildern dargestellten Gefahren kann man ausweichen, außerdem gehen fast alle Märchen gut aus, was enorm tröstlich ist.
Empfehlenswert: Bruno Bettelheim, "Kinder brauchen Märchen" und die Märcheninterpretationen von Eugen Drewermann und Verena Kast.
Veröffentlicht von: @queequegEmpfehlenswert: Bruno Bettelheim, "Kinder brauchen Märchen"
Ein Klassiker, den ich noch aus meiner heilpädagogischen Ausbildung kenne und immer noch sehr schätze.
Ich selbst habe als Kind Märchen geliebt und war froh, dies später weitergeben zu können.
Aus dem Alltag in Waldorfkindergärten und -schulen sind sie ja nicht wegzudenken, was u.a. daran liegt, dass sie der Kreativität der Kinder so sehr förderlich sind.
Was ist daran schlecht, wenn Kinder lernen, daß Kinder es in anderen Zeiten schwerer hatten als heute?
Nichts. Das so zu formulieren. Finde ich ganz hilfreich für mich, andere Zeiten, schwerere Kindheit. Vermutlich bin ich auch persönlich enttäuscht, dass die Märchen, die ich in so guter Erinnerung habe, aus der Perspektive einer Mutter ganz neue Stolpersteine bieten.
Veröffentlicht von: @louisain so guter Erinnerung habe
Aber dann ist doch alles gut?
Die Perspektive einer Mutter/eines Vaters werden deine Kinder wohl erst in zwanzig Jahren haben, schätze ich mal.
Wenn du dir unsicher bist, kannst du deinen Sohn dabei malen lassen oder du animierst ihn zum Nachspielen. (Schau mal, ich habe ein altes Hemd gefunden, das sieht ja fast aus wie vom Hans im Glück, willst du das haben?)
So riskierst du nicht, durch dein Erklären deinen Sohn erst auf die Gewalttätigkeiten aufmerksam zu machen und siehst, was bei ihm wirklich ankommt. Normalerweise nehmen die Kinder ja sogar besser als Erwachsene die Bedeutung dahinter wahr.
Gestern brachte er aus dem Kindergarten ein Bild mit: brennende Höhle, und alles wir zu Gold. Das war bestimmt von Märchen inspiriert (wobei wir das Feuer evtl. auch Feuerwehrmann Sam zu verdanken haben)