Tatort / Polizeiruf 2023/2024
Hallo Ihr Lieben!
Am Sonntag den 27.08.23 beginnt die neue Sonntagabend Krimisaison mit einem Polizeiruf aus Magdeburg.
Hier ist der Ort, wo wir uns über die Tatorte / Polizeirufe austauschen.
Bewährt hat sich:
Der Thread sollte die ganze Saison umfassen, aber dabei nicht zu unübersichtlich werden. Darum beschränkt er sich auf die Sendungen "Tatort" und "Polizeiruf 110".
Für die Erstausstrahlungen versuchen wir, jede anzulegen. Bei interessanten Wiederholungen alter Folgen fühlen wir uns frei, aus sie hinzuweisen oder nicht.
Manche von uns sehen den Film sofort im Fernsehen, andere später in der Mediathek. Manche auch nur, wenn sie hier lesen, ob er sehenswert ist. Für all die ist es wichtig: Wenn wir relevante Filminhalte posten, setzen wir ganz oben in unsern Kommentar fettgedruckt das Wort "Spoiler".
Manchmal sind wir unterschiedlicher Meinung, wie relevant ein Inhalt ist. Wenn wir nicht sicher sind, wie andere das empfinden: Lieber einmal zu oft "Spoiler" schreiben.
- Eine neue Sendung legen wir an, indem wir immer auf diesen Eingangspost hier antworten. Der Post zur neuen Sendung wird fett überschrieben mit dem Datum und dem Namen und Ort des Films.
- Für weitere Kommentare zu einer neuen Sendung antworten wir nicht auf diesen Post hier, sondern auf den Kommentar, mit dem die Sendung angelegt wurde. Solche Antworten lassen sich "einklappen".
- Spoilern tun wir sinnvollerweise dann erst in der Antwort auf den Post zur jeweiligen Sendung und nicht in diesem selbst.
Wenn das mal nicht hundertprozentig klappt, sind wir alle barmherzig.
Ist das verständlich? Wenn nicht, bitte fragen!
Und jetzt bin ich gespannt auf die ersten Folgen,
Trissi
PS: danke Andreas für Deine Threaderöffnung letztes Jahr, ich konnte das fast alles so übernehmen! 😊
Frankfurt - 10.09.23 - SPOILER
Brix und Jaenneke suchen einen Kollegen, der spät abends spurlos verschwindet.
Um 6 Uhr morgens haben sie zwar eine Leiche gefunden, aber einen zweiten Toten, den sie suchen müssen.
Dazwischen liegt viel Gequatsche, etwas düstere Musik und finstere Gestalten, die durch die Gegend fahren und auch viel quatschen.
Am Ende regnet es Blut, junge Leute trinken Sekt und ich weiß auch nicht.
"Es regnet, wenn wir wollen, dass es regnet" - klingt bedeutungsschwangerer als es ist.
Langweilig, zäh und Jarnneke hat vielleicht 5 Minuten im gesamten Film gehabt.
Dran geblieben sind wir in der Hoffnung, dass es sich wie in Wien neulich gegen Ende noch dreht, aber die Hoffnung war vergebens. Vermutlich haben wir die ganzen Metaphern und sozial relevanten Hinweise auch nur nicht verstanden. Aber es war uns dann nach 90 endlosen, quälenden Minuten egal.
Kann es sein, daß die Drehbuchautoren keine Ideen mehr für den Sonntagabend Krimi haben?
Mir fällt nichts ein, wofür ich Punkte geben könnte.
@tristesse Da sind wir mal wieder nah beieinander.
Ich habe mich eine halbe Stunde lang gefragt, wann der Film endlich losgeht, und dann war schon eine halbe Stunde rum.
Man mag dem ganzen als avantgardistisches Projekt noch etwas abgewinnen, denn das Ganze war nicht schlecht gemacht. Ich fragte mich nur die ganze Zeit, was das soll. (Zugegebermaßen, wie bei den meisten avantgardistischen Projekten.)
Und das wäre dann auch mein mehr als nur subjektiver Kritikpunkt: Ich finde, die Thematik rechter Bedrohung eignet sich nicht für ein Kunstprojekt, das vor allem seine eigene Kunstfertigkeit feiert. Wenn die Macher ernstnehmen, dass es bedrohlich ist, muss ein wenig von dem Gefühl auch bei mir ankommen. Ich habe aber nicht mal die Absicht erkennen können, das zu erreichen.
Symptomatisch für mich da der Dialog "Wie viel Hass muss man haben?" - "Nur'n bisschen!" Und mehr als ein bisschen Hass kam nichtn an.
Beeindruckende Bilder, gute Schauspieler (Godehard Giese mal wieder ganz groß), aber ich erkenne nicht die Absicht dahinter.
Den Stil bei einer anderen Thematik hätte ich vielleicht eher akzeptieren können.
@andreas-wendt Spoiler
Ich habe mich eine halbe Stunde lang gefragt, wann der Film endlich losgeht, und dann war schon eine halbe Stunde rum.
Ja, wir uns auch. So eine Viertelstunde kann man ja als Stilmittel verzweifelt in der Gegend rumfahren, aber bis 21 Uhr war so gar nichts passiert, außer dass man erfahren hat, dass man Brix den Führerschein entzogen hat. Wurde die Geschichte wenigstens aufgelöst, ich glaub nicht?
Wenn die Macher ernstnehmen, dass es bedrohlich ist, muss ein wenig von dem Gefühl auch bei mir ankommen. Ich habe aber nicht mal die Absicht erkennen können, das zu erreichen.
Das hätte man so schön machen können: Polizisten verstrickt in rechte Gewalt, etwas noch gemixt mit den Aspekt auf die Prepper und dann hätte man Godehard Giese ins Verhörzimmer gesetzt und zugesehen wie sein ganzer Hass auf das System aus ihm rausgekitzelt wird. Aber nein, Brix geht mit dem Hauptverdächtigen erst mal eine Runde auf die Pirsch, allein und ohne zu vermelden wohin er geht. Warum? Um sich dann entwaffnen zu lassen? Ich versteh es nicht. Ich weiß auch nicht, wozu man Janneke überhaupt zum Dreh bestellt, die hat ja nur Brix hinterhertelefoniert.
Beeindruckende Bilder, gute Schauspieler (Godehard Giese mal wieder ganz groß), aber ich erkenne nicht die Absicht dahinter.
Ich fand den Cast super, auch grad mit Uwe Rohde, den seh ich sehr gern. Man hätte wirklich viel rausholen können mit diesen Leuten, aber nicht bei so einem miesen Drehbuch.
Den Stil bei einer anderen Thematik hätte ich vielleicht eher akzeptieren können.
Ich glaub, da wollte jemand einfach modern sein und ist genau daran gescheitert. Das kann man am Theater machen oder bei einer ARD Themenwochen. Aber beim Tatort? Da bin ich vielleicht zu konservativ, aber ich hätte doch zumindest schon gern ein My mehr Polizeiarbeit gesehen.
@tristesse Wenn ich dann noch weiter meckern darf:
Worin bestand eigentlich das spezifisch "Rechtsextreme" in dieser Gruppe?
Es wurde einfach nur benannt. Und irgendwie planen sie einen Umsturz. Aber äußern sie sich nationalistisch, ausländerfeindlich, ist irgendein Kollege mit migrantischer oder queerer Biographie besonders gefährdet? Muss man um irgendwen Angst haben?
Es hätten genausogut kommunistische Polizisten oder welche mit Mafia-Verbindungen sein können.
Und wenn ich da jetzt nach den Motiven frage, ist es schon wieder fast beängstigend. "Lass uns was über Rechtsextreme machen - aber stellen wir sie nicht zu unsympathisch dar, sonst gibt's wieder'n Shitstorm!" Oder wie lief das ab? Ja dann lasst es doch vielleicht ganz. Der letzte aus Berlin hat alles zu dem Thema gesagt.
9 von 10 Punkten vergibt der Spiegel. Die haben anscheinend einen anderen Film gesehen.
Über den Link im Wikipedia-Artikel kann man offenbar die Bezahlschranke des Spiegels zu der vollständigen Kritik umgehen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tatort:_Erbarmen._Zu_sp%C3%A4t.#cite_note-3
Ja, Christian Buß, der die Spiegel-Rezensionen schreibt, hat häufig noch mehr Verständnis als ich für die Filmemacher-Perspektive und die künstlerischen Ideen, und gibt eher Zuschauern die Schuld, wenn sie sich "nicht drauf einlassen".
Kann seinen Ansatz verstehen, aber ich muss selbst fast jeden Sonntagmorgen was abliefern, und meine Gemeinde hätte null Verständnis, würde ich sagen, sie wüssten meine Predigt schon zu schätzen, würden sie sich auf den künstlerischen Ansatz einlassen. Ich finde es also als Mensch, der am Sonntagabend erreicht werden soll, auch völlig okay zu fragen: Konnte es mich erreichen? Wenn nicht, ist es nicht meine Schuld. Ein bisschen Verständnisbrücke muss mir der Film schon bauen. Und ich bin ja schon sehr wohlwollend. Aber das half hier halt auch nicht.
Ich finde es also als Mensch, der am Sonntagabend erreicht werden soll, auch völlig okay zu fragen: Konnte es mich erreichen? Wenn nicht, ist es nicht meine Schuld. Ein bisschen Verständnisbrücke muss mir der Film schon bauen. Und ich bin ja schon sehr wohlwollend. Aber das half hier halt auch nicht.
Ich dachte mir, vielleicht bin ich nicht intellektuell genug um das zu verstehen 😆
Wir fanden es einfach nur langweilig.
Das hätte man so schön machen können: Polizisten verstrickt in rechte Gewalt, etwas noch gemixt mit den Aspekt auf die Prepper und dann hätte man Godehard Giese ins Verhörzimmer gesetzt und zugesehen wie sein ganzer Hass auf das System aus ihm rausgekitzelt wird.
Dass es aber gerade nicht so gemacht wurde, kann man als einen "versteckten", hermeneutischen Hinweis verstehen, der einen stutzig machen und zum Nachdenken anregen soll. Jeder Tatortautor kennt das "Alte Testament" des Tatort, und die damit verbundene Erwartungshaltung der Zuschauer sehr genau. Wenn der Autor seinen Adressaten das gewohnte Sonntagabend-Leckerli vorenthält, dann nicht deswegen, weil er ein schlechter Autor wäre, oder ihm die Zuschauer egal sind, oder er sich intellektuell einen runterholen will - sondern weil er seinem ganzen Fernseh-Volk ein neues "Evangelium" verkünden will: "Es ist höchste Zeit umzukehren, ändert eure Einstellung ..."
Darum geht es dem Autor nicht darum, einen einzelnen "Verbrecher" dingfest zu machen, sondern auf die viel zu weit verbreitete Grundstimmung im Volk aufmerksam zu machen, die den einzelnen dazu verführt, mit gutem Gewissen Verbrechen zu begehen. Das kommt, finde ich, in dieser Szene gut zum Ausdruck:
"Nächstes Jahr um die Zeit wird es Hinrichtungen geben, und wir werden Eintritt verlangen."
"Du bist verrückt."
"Ich bin ganz klar."
"Wann hat das angefangen? Du warst mal ..."
"Was? Ein Guter? Bin ich immer noch. - Deshalb ja."
Daraufhin bekommen die Bösen einen Lachflash. weil sie sich für "die eigentlich Guten" halten - im Gegensatz zu den wenigen "verblendeten Gutmenschen" um sie herum.
"Wir sind so viele, Paul, und du wirst keine Beweise finden."
...
"Wenn wir wollen, dass es regnet, dann regnet es."
"Wie viel Hass muss man haben?"
"Ein bißchen."
Zu einer solch verzerrten Wahrnehmung kann man nur kommen, wenn im Volk eine Melange von Patriotismus, Ausländerfeindlichkeit und Verschwörungstheorien vorhanden und relativ weit verbreitet ist - und dazu braucht es nur "ein bißchen" Hass. Aber das ist der Nährboden für die unausbleiblichen Fanatiker, die ihre Netzwerke im Untergrund aufbauen, im Glauben daran, eines Tages das "bißchen Hass" zu einem großen Flächenbrand ausweiten zu können.
Darum denke ich, dass der Autor auf alles Konkrete, auf die mit dem Verstand greifbare Kriminalistik bewusst so weit wie möglich verzichtet hat, um diese diffuse Stimmung im Volk in den Vordergrund zu stellen, die sich einstellt, wenn dieses "bißchen Hass" im Volk, wie ein Myzel unter der Oberfläche, im Verborgenen wuchert.
In diesen Tatort-Bildern geht es nicht um die konkreten Auswüchse, nicht die Pilze, die hie und da vereinzelt die Oberfläche durchstoßen, und dann die Nachrichten beherrschen. Es geht dem Autor um das, was man nicht verhaften kann, das, was nie vor Gericht verhandelt wird. Darum gibt es in diesem Tatort, keinen konkret dargestellten Mord, keinen konkreten Mörder, keine Beweise und keine Verhaftung. Der Zuschauer wird auf seine diffusen Gefühle, dass irgend etwas nicht in Ordnung ist zurückgeworfen, und damit allein gelassen - damit er sich selbst hinterfragen, und seinem "bißchen Hass" im Herzen auf den Grund gehen kann. So meine unmaßgebliche Deutung.
Mir hat dieser Tatort wegen dieser beklemmenden Gefühle, die ich zunächst an nichts festmachen konnte, die mich aber zum Nachdenken anregten, sehr gefallen.
Kann es nicht vielleicht auch sein, dass du da ein wenig zu viel hinein interpretierst?
Ohne die Intention des Drehbuchautors genau kennen ist deine Interpretation schon ein bisserl sehr phantasievoll.
Kann es nicht vielleicht auch sein, dass du da ein wenig zu viel hinein interpretierst?
Ja.
Ohne die Intention des Drehbuchautors genau kennen ...
Wer kennt die Intention des Drehbuchautors genau?
... ist deine Interpretation schon ein bisserl sehr phantasievoll.
Ja.
Das hätte man so schön machen können: Polizisten verstrickt in rechte Gewalt, etwas noch gemixt mit den Aspekt auf die Prepper und dann hätte man Godehard Giese ins Verhörzimmer gesetzt und zugesehen wie sein ganzer Hass auf das System aus ihm rausgekitzelt wird.
Deiner enttäuschten Erwartungshaltung mangelt es auch nicht an Phantasie.
Hat der Autor darum "versagt", weil er mehr oder weniger Phantasie in seine Arbeit gesteckt hat als du oder ich?
Wer kennt die Intention des Drehbuchautors genau?
Ich nicht, aber Du scheinbar 😉
Deiner enttäuschten Erwartungshaltung mangelt es auch nicht an Phantasie.
Ja und? Immerhin interpretiere ich nicht etwas rein, was es meiner Meinung nach nicht ist.
Hat der Autor darum "versagt", weil er mehr oder weniger Phantasie in seine Arbeit gesteckt hat als du oder ich?
Ich nicht, aber Du scheinbar
Wie kommst du da drauf? Der Einzige der die Intention des Autors genau kennt - ist der Autor selbst. Wenn du die genaue Intention des Autors als Bewertungskriterium für eine Interpretation anführst, tust du, und nicht ich so, als würdest du sie scheinbar kennen, und darauf dein Urteil stützen, dass ich etwas hineininterpretiere, was nicht ist. Das wissen wir doch beide nicht.
Ja und?
Wieso ist für dich "sehr phantasievoll" bei mir etwas zu beanstandendes, aber bei dir selbst lediglich ein "Ja und?" wert? Womit soll man denn ein Phantasieprodukt interpretieren, wenn nicht mit Phantasie? Das "Na und?" gilt dann aber wohl für alle Interpretationen. Wie sähe denn deine Interpretation aus?
Immerhin interpretiere ich nicht etwas rein, was es meiner Meinung nach nicht ist.
Ja, nee, du schreibst gleich den Plot für ein ganzes Drehbuch, das nicht ist. Ich interpretierte den gesendeten Tatort, weil ich, genau wie du nicht weiß, was die genaue Intention des Autors ist. Das ist aber immer so, selbst wenn einem ein Tatort gefallen hat, hat man ihn irgendwie interpretiert - und kann dennoch daneben liegen.
Woher willst du wissen, dass meine Interpretation die Intension des Autors nicht getroffen haben könnte? Immerhin sagtest du eben, dass du die genaue Intention des Autors auch nicht genau kennst. Deiner Meinung nach, liege ich falsch. Okay. Keine Einwände Euer Ehren. Weil das mit den Meinungen immer so ist, schrieb ich extra dazu: "So meine unmaßgebliche Deutung."
Warum kommt dir eine Deutung falsch vor, wenn du mit ihr nichts anfangen kannst - selbst oder gerade dann, wenn du selbst keine andere ins Spiel bringst?
Versagt hat er zumindest, weil kaum einer so richtig versteht, worum es ihm ging. Geht ja nicht nur hier so, ließ Dir mal die Stimmen im Web dazu durch.
Ob die Intention des Autors richtig verstanden wurde, kann nur der Autor Bastian Günther beantworten. Ich habe mir einige Stimmen im Web dazu durchgelesen - nicht zuletzt darum, weil ich zunächst auch nicht so recht wusste, was ich von diesem Tatort halten soll, und einigermaßen ratlos dastand.
Das meiste davon war Gemeckere (ohne und mit "ein bißchen Hass" z.B. auf die Redaktion, den Autor, und unausweichlich auf die GEZ) - und das ist auch völlig in Ordnung, schließlich hat mir gerade dieses "bißchen Hass" in den Kommentaren auf die Sprünge geholfen.
Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten? Nein. Ich finde, man darf mit und ohne Ahnung sowohl meckern als auch loben. Jetzt gibt es dazu zwei weitere Stimmen im Web - deine und meine.
Weiter atmen.
Darum denke ich, dass der Autor auf alles Konkrete, auf die mit dem Verstand greifbare Kriminalistik bewusst so weit wie möglich verzichtet hat, um diese diffuse Stimmung im Volk in den Vordergrund zu stellen, die sich einstellt, wenn dieses "bißchen Hass" im Volk, wie ein Myzel unter der Oberfläche, im Verborgenen wuchert.
Sehr gut ausgedrückt. 👍
Danke für Eure Perspektive.
Ich verweigere mich der "was will der Autor sagen?"-Fragestellung sonntags immer ein wenig, teilweise bewusst, weil mich mehr interessiert, ob es ihm auch gelingt, es so zu sagen, dass es ohne diese Fragestellung ankommt.
Aber ich finde, Eure völlig andere Herangehensweise ist eine wichtige Ergänzung. Und ich fand Eure Deutungen um einiges einleuchtender als die in den positiven Rezensionen in den Medien. Bringt neue Farbe in dieses Forum.
(Ich würde freilich nichts als "Evangelium" bezeichnen, was als Appell formuliert ist, aber das ist eher eine theologische als eine cineastische Frage, die hier wohl den Rahmen sprengen würde. 😉 )
Am Ende regnet es Blut, junge Leute trinken Sekt und ich weiß auch nicht.
😊 Schön zusammengefasst. So ging es mir auch. Ich kam schon ins Überlegen, ob ich bereits zu alt bin für Tatort.
Am Ende regnet es Blut, junge Leute trinken Sekt und ich weiß auch nicht.
Aber gerade das unterstreicht doch noch einmal, worum es geht.
Ein Teil in der Gesellschaft, kriegt überhaupt nichts mit. Er lacht (und trinkt) den Ekel, vor dem ihn die weisse Luxuslimousine schützt, einfach weg.
Einem anderen Teil in der Gesellschaft graut es, denn er ahnt (und teilweise weiss er auch), was es mit dem Blutregen auf sich hat. Er fühlt sich ihm ggü ohnmächtig.
Und ein Teil ist für den Blutregen verantwortlich. Achselzuckend und frech ins Gesicht lächelnd.
Ich glaub, das ist mir jetzt einfach zu viel Interpretation 😉
Kann ja nicht sein, dass die Bedeutung so komplex ist, dass die Zuschauer ne Woche danach raten müssen, worum es geht. Das ist Fernsehunterhaltung und nicht Kajka 😆
Fernsehunterhaltung
Für mich war es mehr als das. Im Dunkeln lief der gesamte Tatort wahrscheinlich deshalb ab, weil es um die Schattenseiten der Ordnungshüter ging.
"In der Nacht sind alle Katzen grau". Nebelscheinwerfer von Polizeiautos. Zum Teil gruppiert, als würden sie sich unterhalten. Und du weisst nicht: ist das jetzt "ein Guter oder ein Böser"?
Schwarzhumorig auch, dass die Leiche des jungen Polizisten ausgerechnet durch seinen Handy-Wecker-Ton gefunden wird: der disziplinierte deutsche Beamte steht um 6 Uhr auf...
Meine drei Worte: Dunkelheit, Beleuchtung, ratlose_Gesichter
Polizeiruf München - 17.09.23
Ein neues Team wird eingeführt.
Die heitere, eher unauffällige Cris Blohm (Johanna Wokalek) ermittelt mit ihrem urbayrischen, etwas cholerischen Kollegen Dennis Eden (Stephan Zinner), unterstützt von dem kühlen und überkorrekten Nigerianer Otto Ikwuake (Bless Amada) in der Münchner Uniszene. Scharf beobachtet Von der zickigen, stellvertretenden Polizeichefin und dem etwas farblos daneben stehenden Pressesprecher, denen die gute Darstellung der Polizei und political Correctness über alles geht.
Der Fall an sich ist simpel, auch in der Auflösung, aber an sich nicht langweilig, denn darum geht es nicht.
Das Team, anfamgs noch mit den üblichen Startschwierigkeiten, die ihre Gegensätzlichkeiten mit sich bringen, findet schnell zusammen. Es gibt kleine, feine Tanzeinlagen, Frozzeleien und Grenzüberschreitungen.
So weit so gut. Hätte ein solider Polizeiruf werden können. Allerdings stößt das Team in ihren Ermittlungen auf eine Welle des Misstrauens, des Hasses und jeder, der ihnen über den Weg läuft stellt eine überkarikierte öffentliche Meinung über Rassismus, Feminismus, Wokeness, Diversität und Queerness dar. Und jeder schwingt seine oder ihre Reden über, das Lieblingsthema und man hört sich in 90 Minuten sehr viel an, was so an Stimmen und Meinungen durch die Medien und Netzwerke schwimmen.
Das kippt irgendwann ins Absurde ab und lenkt vom Eigentlichen ein wenig ab. Und genau das ist ein ziemlich cleveres Stilmittel. Täter werden nicht überführt, sondern von lauten Meinungen gemacht und vorverurteilt. Aus dem Täter wird ein Opfer und alle tanzen um den Scheiterhaufen herum, den sie selbst errichtet haben.
Ich gebe zu, das war anstrengend, teilweise körperlich schmerzhaft. Ein weniger starkes Team hätte mich aufgeben lassen, aber mit welcher Ruhe und Fröhlichkeit Johanna Wokalek und ihr Team diesen kontroversen Fall über alle Übertreibungen und unsympathischen Figuren hinweg trägt ist schon ein Erlebnis und ich bin gespannt wie es weiter geht.
Aber es ist mal wieder kein typischer Krimi geworden. Ob wir uns davon verabschieden müssen, weil es ein "normal" nicht mehr gibt?
Bekommt 3 von 5 Punkten.
@tristesse Jupp, Danke für Deinen Aufschlag. Ich wusste gestern Abend gar nicht so recht, was ich damit jetzt anfangen sollte.
Muss gestehen, als ich sah, dass Johanna Wokalek die Rolle übernimmt, befürchtete ich, dass der Münchner Polizeiruf in der Schiene bleibt, die er seit Brandt eingeschlagen hat: künstlicherisch anspruchsvolle Filme, bei denen man vor allem merkt, dass die Macher viel Spaß hatten, aber nichts davon rüberkommt. Insofern war ich zunächst angenehm überrascht: Das ganze ist mit viel Leichtigkeit gemacht. Plaudertasche Cris samt wortkargem Otto und Urgestein Dennis sind ein unterhaltsames Team, funktionieren aber auch nur als Team. Jeder Charakter für sich ist erstmal nicht mehr als Plaudertasche, wortkarg, Urgestein. Dass Wokelek damit schauspielerisch nicht wirklich gefordert ist - geschenkt! (über die andern Beiden weiß ich zu wenig.) Ich mag dieses Team. Wegen denen schalte ich gern wieder ein.
Den Fall mochte ich hingegen weniger. "Kommt, lasst uns über die Themen Rassismus, Sexismus, Deutungshoheit, sexualisierte Gewalt, gesellschaftliche Spaltung eine flockig-sommerliche Satire machen!" Bei einem Film, der sich so viel vornimmt, konnten alle Figuren nur zu Karikaturen werden. Und das Problem ist, dass auch die Karikaturen nicht wirklich ausgespielt werden konnten, weil dann ja schon das nächste Thema durchs Dorf getrieben wurde. Die Vielzahl der Themen verhinderte paradoxerweise beides: Dass irgendwas davon ernstgenommen wurde - und dass es richtig lustig wurde. Die Entscheidung, keine politische Botschaft zu senden, ist zu respektieren, aber auch irgendwie nur halb gelungen. Der Film hatte erkennbar den Anspruch, eine Satire zu sein. An diesem muss er sich m.E. messen lassen - und erfüllt ihn leider nicht.
Ob es dann eine gute Idee war, ihn zum Oktoberfest und zum Endspurt des bayrischen Wahlkampfs zu senden, wäre noch mal eine ganz neue Frage.
Aber auch so einen an der eigenen Überambition gescheiterten Plot trägt das Team, und das macht doch Hoffnung.
Den Fall mochte ich hingegen weniger. "Kommt, lasst uns über die Themen Rassismus, Sexismus, Deutungshoheit, sexualisierte Gewalt, gesellschaftliche Spaltung eine flockig-sommerliche Satire machen!" Bei einem Film, der sich so viel vornimmt, konnten alle Figuren nur zu Karikaturen werden. Und das Problem ist, dass auch die Karikaturen nicht wirklich ausgespielt werden konnten, weil dann ja schon das nächste Thema durchs Dorf getrieben wurde. Die Vielzahl der Themen verhinderte paradoxerweise beides: Dass irgendwas davon ernstgenommen wurde - und dass es richtig lustig wurde.
Ja, es wurde einfach immer mühsamer. Am Anfang dachten wir noch, der Drehbuchautor hätte ein wenig zu tief in die Klischeekiste gegriffen, aber die Klischees häuften sich und irgendwann merkten wir auch, dass das so gewollt ist, aber leider nicht funktioniert.
Wie gesagt, das Team hat es rausgerissen, aber die Randfiguren haben uns null berührt und mitgenommen. Auch diese dick aufgetragene Feindseligkeit, das Rumgegifte der Vorgesetzten... alles in allem einfach zu dicke. Da hätte man locker drei, vier Figuren rausstreichen und den anderen mehr Profil geben können, dann wäre das vermutlich witzig wie bei Weimar geworden.
Das Klischee von dem frisch zusammen gestellten Team, dass sich erst misstrauisch beäugt und erst mal gegeneinander arbeitet, anstatt zusammen haben wir in der Vergangenheit zu häufig gehabt. Cris Blohm erinnert mich irgendwie an die Schwester von Bokow (Polizeiruf Rostock), ich hoffe, sie bekommt noch mehr Profil in den nächsten Folgen.
@tristesse es war alles beabsichtigt. Dieses "Woke" Dinges. Ich fand es gut.
Habe heute einen Artikel darüber gelesen. Ist alles "Ironisch...Satire" gemeint.
https://www.sueddeutsche.de/medien/polizeiruf-110-little-boxes-johanna-wokalek-1.6228969
Kannste es öffnen?
@meriadoc Nun ja, dass das alles als Satire gemeint war, haben wir ja nun auch erkannt. Die Frage ist halt, ob wir es innerhalb dieser Absicht für gelungen halten.
Dieser Polizeiruf will mit Ironie die Verkrustungen des Diskurses lockern.
heißt es in dem von Dir verlinkten Artikel. Und ich denke, dass er genau das nicht tut. Er ironisiert nicht, sondern karikiert, und ihm fehlt völlig die Selbstironie. Niemand aus der "woken" Szene würde sich selbst fair dargestellt sehen, nur die eher konservativen Ermittelnden wirken normal. Wenn man sich vor allem in deren Nähe positioniert und es toll findet, wie der Film über "die Woken" herzieht, kann man ihn sicher genießen. Verkrustungen des Dialogs auflockern kann er aber so nicht.
Eine Satire, die weder zum Nachdenken noch nennenswert zum Lachen bringt, ist halt keine gute Satire.
24.09. Zürich "Blinder Fleck"
Ein geradlinig erzählter konventioneller Krimi mit ein paar Thriller-Elementen, zeitgeschichtlichem Bezug, sympathischer Darstellung der Ermittlerinnen, die jetzt erstmals etwas nahbarer wurden, ohne dass es vor Betroffenheit troff. Ich fand ihn spannend. Und das sollte ein Krimi sein.
Kritisch könnte man sehen, dass er nun irgendwie gar nichts Innovatives hatte. Aber da wir auch Tatorte kennen, die es mit Innovation versuchen, und dann klappt es nicht, bin ich doch auch zwischendurch mal froh über einen fast ganz normalen Krimi, der weiß, was er kann, und das gut macht.
Ein anderer Punkt wäre, ob nicht ein zwei Themen weniger dem Film gut getan hätten. Die ruhige Erzählweise, die sonst eher langweilen kann, sorgt hier aber dafür, dass das nicht nervig wird.
Ich kann mich an keinen Zürcher Tatort erinnern, der mir so gut gefiel wie dieser. Aber das mag genausogut an meinem Gedächtnis liegen wie an den Zürcher Tatorten.
Ist schon okay so.
@andreas-wendt Kind-als-Zeuge, Krieg-rächen, Fadenkreuz
Ich hab den letzten Tatort tatsächlich nicht gesehen. An dem Sonntag konnten wir nicht und als wir gestern nachschauen wollten, konnte die Österreicherin in unserer WhatsApp Gruppe wegen Geoblocking nicht mehr auf den Film zugreifen. Wozu hat man eigentlich die EU gegründet? 🤨 (Ja ich weiß, die Schweiz gehört nicht zur EU, aber in Deutschland kann man den Schweizer Tatort ja auch noch länger abrufen)
Also haben wir es gelassen.
@tristesse Hat sie probiert, ob es über die SRF-Mediathek geht? https://www.srf.ch/play/tv/tatort/video/blinder-fleck?urn=urn6bd39b53-eded-4151-acd3-6dc23df4278f
Ist zwar Originalton, aber das muss kein Nachteil sein.
Wobei ich jetzt auch sagen würde, allzu großen Aufwand rechtfertigt die Folge auch nicht. So gern ich sie geschaut habe, ist sie halt auch keine, die man gesehen haben muss, um bei dieser Saison mitreden zu können.
8.10. Mainz "Aus dem Dunkel"
Ellen Berlingers letzter Fall. Das allein wäre Grund, ihn zu gucken, wenn man vorher je Zugang zu der Figur Ellen Berlinger gefunden hätte. Hat aber vermutlich kaum jemand. Es wäre wohl mehr gegangen mit einer Darstellerin wie Heike Makatsch, aber irgendwie hat es niemand richtig gewollt, und nun ist auch gut, wenn es nicht weitergeht.
Der Film selbst: Nicht schlecht, solide Krimi-Psychothriller-Mischung, innerhalb des Genres aber auch nicht sehr besonders.
Matthias Lier als Gegenüber von Berlinger macht seine Sache nicht schlecht, hat es aber schwer, weil eine ganz ähnliche Rolle mal von Lars Eidinger gespielt wurde, und naja, da drängt sich der Vergleich auf, in dem auch bessere als Lier keine Chance hätten. Blendet man das bewusst aus, ist es wirklich okay.
So endet die Ellen-Berlinger-Ära mit einem "Okay"-Gefühl. Der Film ist okay, und es ist auch okay, das Kapitel abzuschließen.
Lernen wir irgendwas daraus? Vielleicht, dass bekannte Darstellernamen einen Film nicht retten, wenn der Rest der Produktion meint, der bekannte Darsteller rettet den Film allein. Weiß ich aber nicht. Irgendwie schade um das Potential von Heike Makatsch. Hoffe, dass sie und der SWR-Tatort ohne einander mehr zur Entfaltung kommen.
SPOILER
Ich werde die Mainzer nicht sehr vermissen. Der Fall an sich war gar nicht mal so uninteressant, allerdings hat bis auf die Kneipenbesitzerin keine Figur bei mir Sympathie oder einen Hauch von Nähe wecken können.
Die Logik blieb ständig auf der Strecke. Wie kommt es auf einmal zu dieser Annäherung zwischen dem Stalkingopfer und dem Assistenten? Wieso lässt die Berlinger einen verdächtigen Kollegen munter mitermitteln? Wieso verschafft man sich bei einer eh schon dünnen Beweislast widerrechtlich Zugang zun Haus des Verdächtigen, etc etc? Das ganze war schon recht schlampig erzählt und am Ende wird wieder der Sack hastig zugemacht.
Man kann nicht einfach ein prominentes Gesicht in den Tatort setzen und erwarten, dass eine allein ein schwaches Drehbuch rettet. Und dann dieser grünstichige Film über dem Setting, ich kann es nicht mehr sehen. 🙄
Und du hast völlig recht, der Schauspieler, der den Täter spielt ist nicht Lars Erdinger, bemüht sich aber, einer zu sein. Aber ich glaub, auch ein Erdinger hätte aus dem Tatort keinen guten Film gemacht. Immerhin durfte Berlinger überleben.
Die Endszene hätte auch gut als Beginn einer neuen Reihe getaugt. Aus den beiden hätte ein gutes Team werden können.
Bekommt zwei von fünf Abschiedspunkten und ein Taschentuch zum winken.
Und du hast völlig recht, der Schauspieler, der den Täter spielt ist nicht Lars Erdinger, bemüht sich aber, einer zu sein.
Der Lars-Eidinger-Vergleich ist nicht von mir, sondern ich las ihn mehreren Kritiken. Ich fand ihn zuerst etwas unfair, weil ich dachte, Lier kann ja nichts dafür, dass Eidinger so eine ähnliche Rolle mal gespielt hat.
Aber an Deiner Vermutung, dass er sich bewusst an dem Kai-Korthals-Subtext orientiert und Eidinger nacheifern will, könnte natürlich auch was dran sein. Das wäre freilich doppelt blöd von ihm: Wenn er schon die Ähnlichkeit merkt, könnte er die Rolle doch auch völlig anders anlegen. Dann wäre er einem Vergleich mit Eidinger, bei dem er nicht gewinnen kann, entgangen.
Tatort Wien - 15.10.
Bibi und Moritz ermitteln einen Mord im Schweinezuchtmilieu.
Hach ja.
Das drumherum war schon witzig und auch die kleinen Kuriositäten haben uns schmunzeln lassen im Großen und Ganzen war das auch ein klassischer Tatort mit Opfer, Verdächtigen und Ermittlungen... aber irgendwie war uns das alles zu zäh und langweilig.
Es gab am Ende einen Täter, der moralische Zeigefinger hing ständig in der Luft und man arbeitete sich an typischen Ausländer-Tierschützer-Großindustriellen-Klischees systematisch ab.
Bekommt 2 von 5 Wurstsemmeln und eine 80er Jahre Jogginganzug obendrauf.
Kam erst heute dazu, ihn zu schauen, gerade noch vor dem nächsten.
Ja, begann herrlich schwarzhumorig, endete wunderbar anrührend. Dazwischen wurde es halt abgearbeitet nach Rezeptbuch. Bissl Politik, bissl Generationenkonflikt, bissl Gegrantl, bissl Ermittlung. Nichts falsch gemacht, aber in eben diesem Bestreben auch wieder etwas unpersönlich.
Durchgehend starke Darsteller, die auch das Konventionelle für mich sehenswert machten.
22.10. Wiesbaden / Frankfurt "Murot und das Paradies"
Dann haben wir den Tukur-Tatort für dieses Jahr auch hinter uns gebracht.
Wie immer ein unheimlich starker Film und ein eher schwacher Krimi.
Habe z.B. selten eine Therapiesitzung so gut gespielt und gleichzeitig so unglaubwürdig dargestellt gesehen.
Viel Stoff zum Nachdenken, auch zum Lachen, große Darsteller, denen die Freude am Spiel anzumerken war. Ein Wiedersehen mit Martin Wuttke und Eva Matthes etwa. Sie alle haben die Erzählung selbst nicht ganz ernst genommen, und das sollten wir auch nicht, dann kann es ein Genuss sein.
Freilich war einiges auch unfreiwillig komisch. Wenn gerade Tukur/Murot sich über "krankhafte Narzissten" auslässt, muss ich schon spontan loslachen.
Hoffe, das war noch unterhalb des Spoiler-Radars. Kann ihn als cineastische Unterhaltungskunst sehr empfehlen. Als Krimi, ach naja...
Man weiß inzwischen, was einen bei einem Tukur-Tatort erwartet, und das war es dann auch.
Murot bleibt sich treu 😊
Etwas durchgeknallt, philosophisch und wenn man keinen klassischen Krimi erwartet, dann kommt man durchaus auf seine Kosten. Langweilig war er nicht und ich hatte nach den ersten Vorabrezensionen schlimmeres erwartet. So war ein im All schwimmender Murot eher amüsant.
"Was bedeutet Glück?" war die zentrale Frage des Films und der wurde mit Nachdruck nachgegangen, wobei der eigentliche Fall immer mehr in den Hintergrund geriet, obwohl Murot mitten drin steckte, ohne es verhindern zu können. Sehr clever gemacht.
Wuttke und Matthes haben uns sehr viel Freude bereitet, tolle Rollen, wobei Wuttke sein Potenzial wesentlich mehr entfalten konnte.
Das Ende führte dann doch wieder zum klassischen Fall zurück, die letzten Minuten waren genial umgesetzt, da hat sich jemand Gedanken gemacht.
Für mich einer der stärksten Tatorte der bisherigen Saison.
Bekommt 5 von 5 Vulva Cupcakes und ein kleines Helles für 12, 50.
Rest ist Trinkgeld!
@tristesse Spoiler nicht ausgeschlossen
Nach allem, was zu Recht positiv gesagt wurde: Ein großer Kritikpunkt ist bei mir halt Ulrich Tukur. Das war er schon immer in diesen Filmen. Denn er ist zwar irgendwie ein großer Darsteller, aber kein sonderlich, sagen wir mal, wandlungsfähiger Schauspieler. Darin steht er in einer Reihe mit Heinz Rühmann, von daher ist dieses Urteil in keiner Weise geeignet, ihn abzuwerten.
Aber ich nehme ihm die Tiefen der Figur Murot einfach nicht ab. Murot ist auf der Suche, er ist einsam, er war mehrfach schmerzhaft verliebt, hat Selbstzweifel, und in diesem Film ist er unglücklich und fragt, was Glück ist, und ich glaube Tukur in dieser Rolle nichts davon. Selbst wenn er auf der Couch eines Therapeuten liegt, scheint er alles genau zu wissen. Seine Suche nach Glück ist die eines philosophisch Interessierten, der aber auch erkennbar Spaß daran hat, darüber zu philosophieren. Dass es ihm - und diese Dimension hat das Therapiesetting halt auch - einfach schlecht geht, kommt nicht rüber. Selbst sein Blick, als er aus dem Tod wieder ins Leben geholt wird, sagt eher "Na sowas!" als dass er den Schock der Rettung in letzter Sekunde ausdrückt.
Tukur wirkt in vielen seiner Rollen souverän und selbstgefällig, auch hier. Das ist einerseits schade für die Figur Murot, die viel mehr Facetten hat, als Tukur darstellt. Und seltsam, da er die Figur doch selbst mitentworfen hat. Andererseits hat er damit natürlich auch das Recht, ihn genau so zu spielen, und viele gucken ihn genau deswegen gern. Auch ich kann mich der Faszination dieser Darstellung nicht entziehen. Aber manchmal frage ich mich, was wohl ein, ich sag's ungeschützt, richtiger Schauspieler aus der Figur rausholen könnte.
So, und nun widersprecht mir gern. Aber das musste mal raus.
So, und nun widersprecht mir gern. Aber das musste mal raus.
Nee, muss ich gar nicht. Mir war das nur bisher tatsächlich so noch nie aufgefallen, was vermutlich daran liegt, dass es nur einen Murot pro Jahr gibt und ich vergesse schnell. 😉
Tukur wirkt in vielen seiner Rollen souverän und selbstgefällig, auch hier. Das ist einerseits schade für die Figur Murot, die viel mehr Facetten hat, als Tukur darstellt. Und seltsam, da er die Figur doch selbst mitentworfen hat. Andererseits hat er damit natürlich auch das Recht, ihn genau so zu spielen, und viele gucken ihn genau deswegen gern. Auch ich kann mich der Faszination dieser Darstellung nicht entziehen. Aber manchmal frage ich mich, was wohl ein, ich sag's ungeschützt, richtiger Schauspieler aus der Figur rausholen könnte.
Vielleicht hat Herr Tukur auch einfach im Laufe der Jahre einen Tunnelblick für seine Figur bekommen und sie nicht mehr ausgereizt oder "aufgefrischt". Er spielt halt den Murot wie er ihn immer spielt und traut sich nichts Neues oder Unbequemes, wie es zum Beispiel der Berliner Tatort Kommissar Waschke gemacht hat, der mal eben durch die neue Kollegin ein völlig anderes Verhalten an den Tag gelegt hat. Hat mich irritiert, aber er hat an seiner Rolle gearbeitet und sie entwickelt. Oder Jörg Hartmann, der sich als Dortmunder Faber durchaus traut, jede Folge andere Facetten darzulegen. Mir fehlt bei Tukur auch tatsächlich, dass er anscheinend nie an seine Grenzen geht.
Das fehlt mir übrigens auch bei den Münsteranern, deshalb sind die Filme mit ihnen inzwischen auch so langweilig. Köln bewegt sich auch in die Richtung, aber ich bin einfach zu verknallt in Freddy und Max, um mich dran zu stören 😆
Kann schon sein, dass Tukur zu selbstgefällig geworden ist. Ich mag ihn eigentlich ganz gern, auch wenn mir Murot als Typ nicht sehr sympathisch ist.