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Tatort / Polizeiruf 2023/2024

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tristesse
Themenstarter
Beiträge : 18697

Hallo Ihr Lieben!

Am Sonntag den 27.08.23 beginnt die neue Sonntagabend Krimisaison mit einem Polizeiruf aus Magdeburg.

Hier ist der Ort, wo wir uns über die Tatorte / Polizeirufe austauschen.

Bewährt hat sich:
Der Thread sollte die ganze Saison umfassen, aber dabei nicht zu unübersichtlich werden. Darum beschränkt er sich auf die Sendungen "Tatort" und "Polizeiruf 110".

Für die Erstausstrahlungen versuchen wir, jede anzulegen. Bei interessanten Wiederholungen alter Folgen fühlen wir uns frei, aus sie hinzuweisen oder nicht.

Manche von uns sehen den Film sofort im Fernsehen, andere später in der Mediathek. Manche auch nur, wenn sie hier lesen, ob er sehenswert ist. Für all die ist es wichtig: Wenn wir relevante Filminhalte posten, setzen wir ganz oben in unsern Kommentar fettgedruckt das Wort "Spoiler".
Manchmal sind wir unterschiedlicher Meinung, wie relevant ein Inhalt ist. Wenn wir nicht sicher sind, wie andere das empfinden: Lieber einmal zu oft "Spoiler" schreiben.

  • Eine neue Sendung legen wir an, indem wir immer auf diesen Eingangspost hier antworten. Der Post zur neuen Sendung wird fett überschrieben mit dem Datum und dem Namen und Ort des Films.
  • Für weitere Kommentare zu einer neuen Sendung antworten wir nicht auf diesen Post hier, sondern auf den Kommentar, mit dem die Sendung angelegt wurde. Solche Antworten lassen sich "einklappen".
  • Spoilern tun wir sinnvollerweise dann erst in der Antwort auf den Post zur jeweiligen Sendung und nicht in diesem selbst.

Wenn das mal nicht hundertprozentig klappt, sind wir alle barmherzig.

Ist das verständlich? Wenn nicht, bitte fragen! 

Und jetzt bin ich gespannt auf die ersten Folgen,

Trissi

PS: danke Andreas für Deine Threaderöffnung letztes Jahr, ich konnte das fast alles so übernehmen! 😊 

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78 Antworten
andreas
Beiträge : 1760

29.10. München "Königinnen"

Der gefiel mir persönlich sehr gut (und Ihr merkt an der expliziten Ich-Botschaft schon, das könnte nicht allen so gehen). Ivo, Franz und Kalli ermitteln unter Produktköniginnen in der bayrischen, darf man das sagen?, Provinz, und bereits die Eingangsmusik sagt uns, dies wird humorvoll, und das war es über weite Strecken auch.

Der Fall ein Christie-esker Whodunit, was ja heute nur noch mit einem dicken Augenzwinkern gemacht werden kann. Schöne Kameraschnitte, motivierte Darsteller, hier vor allem Veronica Ferres in einer Rolle, die ihr auf den Leib geschrieben schien und die sie mit ordentlicher (unfreiwilliger?) Selbstironie gab. Kalli, inzwischen Oberkommissar, bekommt immer mehr zu ermitteln. Es gibt einige schöne running Gags. Also ich fühlte mich gut unterhalten.

Ob er uns aber tatsächlich vollkommen gefällt und ob ich ihn empfehlen kann, hängt noch von etwas anderem ab, wofür ich zwar m.E. noch nicht wirklich spoilere, aber doch mindestens eine Content Note, wenn nicht gar Triggerwarnung setze: Denn es geht um sexuelle Übergriffigkeiten. Unsere Einstellung zu dem Film wird also zum einen von unserem Verhältnis zum Thema abhängen; zum andern davon, ob wir die Behandlung des Themas in einem Schmunzelkrimi angemessen finden; zum dritten, ob wir die Verbindung von beidem hier gelungen finden.

Man mag einwenden, ob diese Anfrage nicht grundsätzlich an jeden Film zu stellen wäre, in dem es um Mord geht, und das stimmt insofern, als Menschen mit Mord-Erfahrung wohl selbst nicht auf die Idee kämen, Krimis zu gucken. Viele andere aber eben doch, und der Schmunzelkrimi ist als Genre ja nicht unbeliebt. Nur, kann er jedes Thema?

Dieser versucht es, und den Spagat werden wir vermutlich unterschiedlich geglückt finden. Ein erkennbarer Spagat bleibt es aber. Das muss keine Kritik sein, denn es zeigt das Bewusstsein der Macher, die Thematik nicht lächerlich machen zu können. Aber dann könnte man fragen, ob das Ganze eine gute Idee ist. Ich konnte mich gut amüsieren, aber weiß, wie viel daran von der eigenen Disposition abhängt.

Mit dieser Content Note würde ich allen, die sich drauf einlassen mögen, empfehlen, sich selbst ein Bild zu machen. Wie gelungen ist der Spagat? Was sagt Ihr?

andreas-wendt antworten
3 Antworten
tristesse
(@tristesse)
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Beiträge : 18697

@andreas-wendt

Danke für die Vorabkritik 😉 

Wir schauen heute, ich melde mich.  

tristesse antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2025 Jahren

Beiträge : 18697

@andreas-wendt 

Wir haben den Tatort am Dienstag gesehen und fanden, dass er einer der besseren Tatorte in dieser Saison war. 

Die folkloristische Handlung passte hervorragend in das Münchner Setting, wo Franz und Ivo sich immer wieder erstaunt über die heutige Zeit und ihre Auswüchse die Augen reiben, bzw. die Augenbrauen hochziehen konnten. Ob jetzt zwei Ermittler, die richtig im Leben und Alltag stehen tatsächlich so naiv und weltfremd daherkommen, sei mal dahingestellt, amüsant war es.

Ob er uns aber tatsächlich vollkommen gefällt und ob ich ihn empfehlen kann, hängt noch von etwas anderem ab, wofür ich zwar m.E. noch nicht wirklich spoilere, aber doch mindestens eine Content Note, wenn nicht gar Triggerwarnung setze: Denn es geht um sexuelle Übergriffigkeiten. Unsere Einstellung zu dem Film wird also zum einen von unserem Verhältnis zum Thema abhängen; zum andern davon, ob wir die Behandlung des Themas in einem Schmunzelkrimi angemessen finden; zum dritten, ob wir die Verbindung von beidem hier gelungen finden.

Seit der MeToo Debatte und Weinstein, Spacey und Co. traut sich kaum einer mehr an die Materie ran aus Angst, irgendwas falsch zu machen und die betreffenden "Frauen-Beauftragten" zu verärgern. Ich finde sexuelle Übergriffigkeit ekelhaft, aber das empfinde ich bei Mord, Entführung oder Diebstahl ebenso. Darum kapiere ich auch nicht, warum man bei einem Tatort wie Münster oder Frankfurt Mord und seine Abarten humorvoll verpacken darf, aber bei Missbrauch nicht. 

Uns hat es nicht gestört, wir haben die vielen kleinen Anspielungen durchaus genossen, der Fall war solide und handwerklich gut gemacht und man konnte sogar ein wenig mitraten, wobei der/die Täter/in ziemlich schnell klar war, denn so verdächtig, wie der/diejenige aufgetreten ist, hätte man auch einen leuchtenden Pfeil über den Kopf schweben lassen können.

Die Autoren müssen ein bisserl aufpassen, dass Kalli nicht zur Witzfigur verkommt. Ein Oberkommissar, der sich dermaßen albern benimmt ist schwer ernzunehmen und nach den Dienstjahren sollte er schon mit etwas mehr Professionalität daher kommen. Da schwächelt der Charakter seit ein paar Folgen doch ziemlich. 

Mit Veronica Ferres werde ich in diesem Leben nicht mehr warm, für mich ist sie verzicht- und austauschbar. Wolfgang Fierek spielte den schleimigen Lustmolch sehr glaubhaft und  im Laufe des  Films ging sämtliche Sympathie für ihn völlig flöten. Ein Bösewicht, wie er im Buche steht.

Bekommt 4 von 5 Weißwürstchen und ein Korb gemischter Zwiebeln oben drauf.

tristesse antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 1760

Spoiler

und man konnte sogar ein wenig mitraten, wobei der/die Täter/in ziemlich schnell klar war, denn so verdächtig, wie der/diejenige aufgetreten ist, hätte man auch einen leuchtenden Pfeil über den Kopf schweben lassen können.

Ging mir tatsächlich erst im Rückblick so, und das war dann schon sehr Poirot-mäßig.

Das lag aber auch daran, dass ich einer anderen Spur auf den Leim ging: Kalli begegnet einer Polizeischülerin und fragt, was die hier will, und dann nimmt sie ihn in den Schwitzkasten, und das im 94. Fall von Franz und Ivo - was für eine großartige Szene, dachte ich, um die neuen Münchner Tatort-Kommissare erstmals aufeinandertreffen zu lassen. So ging ich sehr lang davon aus, dass hier uns Kalli und Anneli als neues Team vorgestellt werden sollten, und ich muss sagen, das hätte mir gefallen.

War es Absicht der Macher, mich so in die Irre zu führen, oder bin ich's allein gewesen? Jedenfalls wird nichts draus.

Die Autoren müssen ein bisserl aufpassen, dass Kalli nicht zur Witzfigur verkommt. Ein Oberkommissar, der sich dermaßen albern benimmt ist schwer ernzunehmen und nach den Dienstjahren sollte er schon mit etwas mehr Professionalität daher kommen. Da schwächelt der Charakter seit ein paar Folgen doch ziemlich.

Ja, jetzt wo Du's sagst... Das ging einher damit, dass Kalli zuletzt überhaupt immer mehr Anteile an der Handlung bekam, weshalb er ja als "der, der dann nach Fall 100 bleibt" gehandelt wird. Aber stimmt, wenn man das wollte, müsste man bald mal die nächste Phase der Charakterentwickung zünden.

andreas-wendt antworten


tristesse
Themenstarter
Beiträge : 18697

Tatort Dresden- 05.11.23  - ACHTUNG SPOILER!!!!!

 

Und zwar ein ziemlich fetter Spoiler! 

 

"Eine junge Frau erwacht orientierungslos und benommen mit einem Messer in der Hand neben ihrem erstochenen Freund. Als Kommissarin Leonie Winkler am Tatort eintrifft, erkennt sie in ihr ihre Schulfreundin Sarah Monet. Ihre Kollegin Karin Gorniak und die Kriminaltechnik sind bereits bei der Arbeit. Alle Spuren deuten auf eine Beziehungstat hin. Hat Sarah ihren Freund unter Alkoholeinfluss getötet, möglicherweise in Notwehr? Leonie Winkler will ihrer Freundin helfen, wird aber von ihrem Chef Schnabel wegen möglicher Befangenheit von Sarahs Fall abgezogen. Auf eigene Faust ermittelt sie weiter."

Quelle:  Was ihr nicht seht - Tatort - ARD | Das Erste

Solider, spannender und unterhaltsamer Krimi. Am Anfang tappt man noch leicht im Dunkeln, aber irgendwann findet Leo dann im Alleingang heraus, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Dass sie den Anordnungen ihres Chefs und des neuen Staatsanwalts (Timur Isik - ganz toll gemacht! Vermisst irgendwer die komische blonde Staatsanwältin von früher? Nö, oder? 😉) komplett zuwider handelt, löst zwar Zorn und Unverständnis aus, aber im Endeffekt stellt sich Schnabel hinter "seine besten Männer" (kleiner Schmunzler) und der Staatsanwalt zieht dann schlussendlich auch mit. Warum er das macht: Keine Ahnung, im normalen Polizeialltag hätte Leo nach der Nummer erst mal wieder Strafzettel ausgestellt. Das Befangenheitsproblem hatten wir ja nun schon des Öfteren in letzter Zeit ("Was für ein Zufall, Sachen gibt's!"), nervt ein wenig, ändert aber nichts am Film an sich, der wirklich gut gemacht ist. Gerade die intensive Kameraführung, die ganz dicht an den Personen dran ist, das stumme oder verzweifelte Leid der Opfer, die Trauer von Leo und der erbitterten Bemühungen von Karin, alle Fäden zusammen zu halten lassen einen nicht unberührt zurück. 

Ob man jetzt nen Schusswechsel-Showdown im Keller braucht ist wieder eine andere Frage, aber immerhin hat der Täter sich nicht selbst hingerichtet, sondern ihm wurde final in den Rücke geschossen, wo man auch erst mal inne hält, ob das so hätte sein müssen.

Einen kleinen Twist am Ende hat man uns auch noch gegönnt und die allerletzten Sekunden machen einem dann klar, dass es nicht damit getan ist, einen Täter zu erledigen, weil das den Opfern kein bisschen hilft. Wie Schnabel wenig philosophisch, leicht resigniert den Kolleginnen gegenüber zugibt: "Wir machen nur den Dreck weg."

Schade dass Karin Hanczewsk demnächst aufhört, so langsam hab ich Spaß am Team.

Bekommt von mir ein "sehenswert" mit 4 von 5 Messingschlüsseln und nen Quarkteilchen oben drauf.

 

 

tristesse antworten
tristesse
Themenstarter
Beiträge : 18697

Polizeiruf - Ross (12.11.23)

Kommissar Ross reist nach Cottbus, sein Team bleibt am Hauptstandort zurück und ermittelt aus der Ferne. Opfer ist diesmal ein polnischer Künstler und Wagenbauer, der mitsamt seinen Karnevalswagen für den kommenden Festzug in seiner Werkstatt verbrannt ist.

An seiner Seite die Kollegin Luschke vor Ort, beide misstrauisch beäugt von ihrem Chef, der im Laufe der Handlung tiefer in die Handlung verstrickt werden wird, als ihm lieb ist.

Ziemlich klassischer Krimi mit einer Reihe Verdächtigen aus dem näheren Umfeld, allerdings zieht der Fall weitere Kreise als gedacht und endet schön aufgelöst in einem kleinen, aber feinen Showdown.

Meiner Meinung nach haben die Autoren und der Regisseur hier alles richtig gemacht. Tolle Bilder, schöne Dialoge, interessante Figuren und ein Andre Kaczmarczyk, der von der ersten Minute an den Film immer unter Kontrolle hatte.

Bekommt von mir 5 von 5 Dosen Karnevalsbier und ne Tüte Konfetti obendrauf.

tristesse antworten
2 Antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

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@tristesse Fand ihn auch recht gut, er blieb aber m.E. hinter den letzten Folgen zurück.

Mit Ross, Luschke und Rogov haben wir drei sehr profilierte Charaktere, aber das wussten wir eigentlich nur aus den früheren Filmen (Luschke hat schon mal mit Raczek ermittelt). Hier ermitteln sie routiniert drauflos, der Film beginnt mir etwas zu langsam, und seine Temposteigerung zum Schluss wirkte auf mich nicht ganz stimmig. Nun ist es auch Botschaft eines Films, wenn so unterschiedliche Typen einfach nur gut zusammenarbeiten, aber mir schien, dass dafür in dieser Folge die Unterschiedlichkeit etwas runtergefahren wurde. Alle, die sie dann doch thematisierten, waren vom ersten Moment an Unsympathen.

Diese leichte Enttäuschung liegt halt auch daran, dass ich aus den letzten Filmen weiß, wie viel besser der rbb es kann. Hätte ich diesen Film nur für sich gesehen, könnte ich ihn vermutlich noch mehr würdigen.

Der Fall selbst: Genau, klassisch, solide, zum Miträtseln samt Chance, drauf zu kommen. Wobei ich allerdings zur Thematik nicht ganz den Zugang fand.

Das Ganze ist Jammern auf hohem Niveau. Auch in dieser Saison sind für mich die Polizeirufe bisher die besseren Tatorte. Ross, Rogov und Luschke sehe ich gern beim Ermitteln zu. Ich würde nur gern nächstes Mal wieder ein bisschen mehr von Ross, Rogov und hoffentlich auch Luschke sehen. Dieses Team hat so ein Potential, dass der Dortmunder Tatort sich hinten anstellen müsste, würde der rbb es nur mal nutzen.

Von daher: Das Karnevalsbier wurde in Flaschen serviert, und ich gebe 4 von 5.

andreas-wendt antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2025 Jahren

Beiträge : 18697

@andreas-wendt 

 Fand ihn auch recht gut, er blieb aber m.E. hinter den letzten Folgen zurück.

Vielleicht sind wir bei Ross einfach zu anspruchsvoll geworden 😉  Stell Dir vor, Schwarzwald hätte so eine Performance abgeliefert, da wären wir alle vermutlich völlig ausgeflippt 😆 Ich vermisse Raczek überhaupt nicht, die Präsenz von Andre reicht eigentlich völlig aus.

Der Fall selbst: Genau, klassisch, solide, zum Miträtseln samt Chance, drauf zu kommen. Wobei ich allerdings zur Thematik nicht ganz den Zugang fand.

Ich fand es gegen Ende einfach etwas zu verworren: wer hat jetzt wen übers Ohr gehauen und was ist nun mit der Frau des Chefkommissars und warum will die Schwester nach Canada und was hat das überhaupt damit zu tun. Und warum arbeitet sie genau in dem Hotel, in dem Ross absteigt ("Sachen gibt's!"),  und wie hängt die Ex da mit drin, die ständig auftauchte? Es wurde in der letzten halben Stunde etwas viel, was der ersten halben Stunde fehlte. Aber gestört hat es mich nicht sehr.

Auch in dieser Saison sind für mich die Polizeirufe bisher die besseren Tatorte. Ross, Rogov und Luschke sehe ich gern beim Ermitteln zu. Ich würde nur gern nächstes Mal wieder ein bisschen mehr von Ross, Rogov und hoffentlich auch Luschke sehen. Dieses Team hat so ein Potential, dass der Dortmunder Tatort sich hinten anstellen müsste, würde der rbb es nur mal nutzen.

Ich bin nicht sicher, ob Luschke in nächster Zeit wieder auftaucht oder ob wir wieder 2 Jahre warten müssen. Ich fand sie gut, auch menschlich sehr schön ausgearbeitet. Freundlich, offen, lässt sich aber auch nichts gefallen, schlagfertig. Viktor  geht leider, leider neben Rogov etwas unter, ich finde den zurückhaltenden Polen super und würde ihm nach der langen Zeit mehr Präsenz wünschen als bisher. Verdient hätte er es. Ich hab ja eigentlich gedacht, er würde gegen Rogovs Übergriffe mehr reagieren als nur Augenrollen. Schlußendlich ist er es dann aber, der den finalen Tipp gibt.

Aber Du hast Recht, Luft nach oben gibt es immer und ich hoffe, dass andere Drehbuchautoren genau hingesehen haben, wie man interessante Figuren in Szene setzt. Die Geschichte kann noch gut sein, wenn der Cast die nicht rüberbringt, ist es nur halb so sehenswert.

 

tristesse antworten


andreas
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19.11. Stuttgart "Vergebung"

Yeah, schon wieder einer aus dem Team persönlich involviert, hab jetzt schon kein Bock mehr ... dachte ich, als ich die Ankündigung las. Aber wenn man es schon machen will, dann bitte so konsequent und intensiv wie hier.

Zugegeben, das war mehr Krimidrama mit Midlifecrisis, Jugenderinnerungen und ein wenig Philosophie als heiter-spannende Tätersuche am Sonntagabend, aber ersteres war es halt ziemlich gut, kompromisslos, wusste, was er wollte, und tat es auch, ohne je zäh oder bedrückend zu werden. Juristisch und kriminalistisch hätte ich ein paar Anfragen, aber vielleicht kann ich mir die auch sparen, weil's darum nicht ging.

Von daher ein guter Film, wenn man sich auf etwas mehr als Unterhaltung einlassen möchte.

Was ich noch nicht verstanden habe und gern mit denen, die ihn gesehen habe, diskutieren würde, und dafür die Seite dieses Namens für den geeignetsten Ort halte, ist: Warum heißt er "Vergebung"?

andreas-wendt antworten
5 Antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2025 Jahren

Beiträge : 18697

@andreas-wendt 

Von daher ein guter Film, wenn man sich auf etwas mehr als Unterhaltung einlassen möchte.

Wir fanden den einfach nur langweilig, mühsam und dröge 😉 Da es insgesamt nur 4 Verdächtige gab (einer davon war originellerweise das Opfer selbst) war der Täter schnell ausgemacht. Konflikte wurde nur angerissen, die Figuren waren in unseren Augen eher unsympathisch, stereotyp und profillos. Null Leidenschaft oder annähernd so etwas wie eine Emotion. 

Ulrike C. Tscharre spielt inzwischen  gefühlt in jedem zweiten Tatort mit und verleiht der Figur wie immer weder Ausdruck, noch Tiefe. Dazu kommt die unglaubwürdige Unprofessionalität des Pathologen ("Was für ein Zufall, Sachen gibt's!"), die Befangenheitsgeschichte hattest Du ja schon angesprochen, machte das Ganze nicht sehenswerter. 

Lediglich die Rückblenden in den 80er Jahre nahmen einen so ein wenig mit, wobei das "große, dunkle Geheimnis" natürlich von Anfang an über der Story schwebte. Das war dann doch plump geraten.

Mittendrin Bootz und Lannert, die eher zufällig über den Täter stolpern, als es schon fast zu spät ist. Lustlos spielten sie ihre Rollen ab, ein wenig Gefrozzel, eine geteilte Pommes, das Feierabendbier und "Hoppla, jetzt wäre uns doch beinah der Täter entwischt." Als es dann endlich mal losging, war es auch innerhalb von 5 Minuten vorbei.

Die einzig schöne Szene empfanden wir das Schlussbild, wo 3 Gestalten im Morgengrauen am See aufs Wasser schauen.

Dabei war der Fall an sich nicht langweilig, wenn man dem Ganzen denn etwas mehr Leben eingehaucht hätte. Da wünscht man sich ja fast Bootz' Ehekrise zurück, da hat er wenigstens mal gegen einen Mülleimer getreten oder jemanden angeschrien. Richy Müller schwebt wie üblich abgeklärt über der Szenerie, wahnsinnig vielschichtig war er ja noch nie, aber wenn das Drehbuch dann auch keine Originalität hergibt, fallen einem schon mal die Augen zu. Gekrönt wird das Ganze noch von einem Darstellercast, der bis auf 2 Ausnahmen nicht schwäbisch spricht.

Ich könnte jetzt stundenlang weiternörgeln, aber ich denke, es ist rausgekommen, wie ich das Ganze diesmal so fand 😉 

Was ich noch nicht verstanden habe und gern mit denen, die ihn gesehen habe, diskutieren würde, und dafür die Seite dieses Namens für den geeignetsten Ort halte, ist: Warum heißt er "Vergebung"?

Vielleicht weil das genau das Problem war? Jemand bekennt sich zu einer Tat und wird mit Rache dafür bestraft? Wäre jetzt so mein Ansatz.

Diesmal gibt es drei Rettungsdecken mit der Goldseite nach oben für die letzte Szene, ansonsten keine Punkte. 

 
 
 
tristesse antworten
Martha
 Martha
(@martha)
Beigetreten : Vor 3 Monaten

Beiträge : 184
Veröffentlicht von: @tristesse

@andreas-wendt 

Was ich noch nicht verstanden habe und gern mit denen, die ihn gesehen habe, diskutieren würde, und dafür die Seite dieses Namens für den geeignetsten Ort halte, ist: Warum heißt er "Vergebung"?

Vielleicht weil das genau das Problem war? Jemand bekennt sich zu einer Tat und wird mit Rache dafür bestraft? Wäre jetzt so mein Ansatz.

Ich hätte noch hinzuzufügen:

Auch der Vater des ertrunkenen Jungen fragte den Mittäter, den das schlechte Gewissen und Schuldgefühl zu ihm trieb (und der in meinen Augen unausgesprochen Vergebung suchte): "Also bin ich etwa Schuld?!" Und konnte sich seinerseits nicht vergeben, weil er den ständig gemeinsam trainierenden Jungs nichts über die Herzschwäche seines Sohnes gesagt hatte.

martha antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 1760

Spoiler

@martha @tristesse

Ja genau, der Umgang mit Schuld ist permanentes Thema in diesem Film. Sie wird verdrängt und geleugnet. Sie wird bestraft. Es wird gefragt, ob es überhaupt wichtig ist zu wissen, was passiert ist, also auch: die Schuldfrage zu stellen.

Es wird die Sehnsucht nach Sühne erzählt.

All das macht den Film für mich auch durchaus interessant.

Aber ich finde keinen Moment in dem Film, in dem tatsächlich vergeben wird.

Und ich musste an den gleichnamigen Stieg-Larsson-Krimi denken.

andreas-wendt antworten
Martha
 Martha
(@martha)
Beigetreten : Vor 3 Monaten

Beiträge : 184

@andreas-wendt 

Aber ich finde keinen Moment in dem Film, in dem tatsächlich vergeben wird.

In gewisser Weise vllt das Schlussbild, in dem die 3 Männer mit den güldenen Wärmedecken beinahe "meditierend" am See sitzen.

Denn die Ermittler fühlten sich vom Rechtsmediziner ja auch hintergangen - und sprangen trotzdem zu seiner Rettung in den See. 

Sie haben dadurch diesen Vergeltungskreislauf unterbrochen und der Mörder musste zusehen, wie der  Gerettete wieder zu atmen begann. Weil ihm ohne sein Zitun u vom Mörder unverhofft durch Dritte (den "Hütern des Rechts") geholfen wurde. 

martha antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2025 Jahren

Beiträge : 18697

@martha 

Denn die Ermittler fühlten sich vom Rechtsmediziner ja auch hintergangen - und sprangen trotzdem zu seiner Rettung in den See. 

Naja. Beim Vater ging es um den Verlust eines Kindes, der Pathologe war in zwei Punkten nicht aufrichtig, deshalb lässt man einen Kollegen nicht ertrinken, so persönlich können die zwei das nicht  genommen haben. 

tristesse antworten
andreas
Beiträge : 1760

26.11. Kiel / Wacken "Borowski und das unschuldige Kind von Wacken"

Content Note: Totes Baby

Als ich las, dass der Fall eines toten Säuglings vor dem Hintergund des Wacken Open Air verhandelt werden sollte, fragte ich mich, wie das denn gehen soll, gilt "Wackeeeen!" doch eher als Spaß-Veranstaltung, und da gäbe es, wollte man es im Tatort würdigen, sicher weniger triggernde Todesarten.

Atmosphärisch wurde das dadurch gelöst, dass eher der düster-trübsinnige Aspekt von Metal-Musik den Score bestimmte. Ansonsten aber spielte Wacken keine Rolle. Der Fall hätte überall spielen können - und war auch nicht so richtig packend. Vielleicht zum einen, weil die Leiche gleich jede Leichtigkeit nahm, zum andern, weil man sie trotzdem noch reinbringen wollte, statt konsequent die Tragik zu erzählen, zum Dritten auch, weil ich schon lang vor Borowski auf die Auflösung kam - und ihm deswegen verzieh, dass er eher aus Intuition als Ermittlungsgeschick drauf kam. (Vielleicht auch - Transparenzhinweis - weil ich gerade aus dem Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag kam, wo meine Mutter verlesen wurde ...)

Die Diskussion, ob mit dem Festival nun der Tod oder das Leben gefeiert werde, bleibt offen, und vielleicht hätte man auch aus dieser Frage was Tiefsinniges machen können. Aber auch der Film wusste nicht so recht, was von beidem er wollte. Schöne Bilder, tolle Schauspieler, Musik war ... ähm ... stimmig. Aber ich weiß trotzdem nicht recht, was das jetzt sollte.

Das ist für mich als Wahl-Holsteiner umso enttäuschender, weil "Wackeeen!" einen besseren Film verdient hätte. Aber das nur nebenbei.

andreas-wendt antworten
1 Antwort
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2025 Jahren

Beiträge : 18697

@andreas-wendt 

Danke für die Vorabkritik, wir werden ihn wohl erst Freitag schauen können 😉 

tristesse antworten


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