Zuletzt gesehener Film 2024
Hallo Filmfreunde,
neues Jahr, neuer Thread 😉 Wir tauschen über gesehene Filme aus, egal ob auf der großen Leinwand, im Streaming oder Fernsehen.
Bewährt hat sich, in Fettbuchstaben den Titel anfangs zu posten. Wer möchte kann gern auch eine Kritik schreiben und / oder den Trailer verlinken.
Viel Spaß uns allen,
Trissi
Die Abenteuer des Rabbi Jakob
Ein Film mit Louis de Funes, den ich bisher nicht kannte... ich kam darauf, weil ich auf youtube auf die Szene stieß, in der er in der Verkleidung als Rabbi genötigt wird, mit Bewohnern eines jüdischen Viertels zu tanzen, da habe ich mir den Film dann in Gänze angesehen. Sehr unterhaltsam und mit relativ wenig Funes'schem Klamauk, den ich nur als Kind lustig fand... wer sich allerdings daran ergötzt, andere der "kulturellen Aneignung" zu zeihen, wird wohl eher nicht lachen können 😀
Irgendwo habe ich gelesen, der Film sei Funes' bester gewesen. Ich ziehe weiterhin "Brust oder Keule" vor, aber den Rabbi Jacob spielt er wirklich grandios.
@tristesse Arte Mediathek .
Shtisel
3 Staffeln
Verfügbar bis zum 06/05/2025
Im jüdisch-orthodoxen Viertel Geula in Jerusalem herrscht Shulem Shtisel, ein verwitweter und angesehener Rabbiner, wie ein Patriarch über seine Kinder, darunter der jüngste Sohn Akiva, der nach Emanzipation strebt. Eine Familiensaga zwischen intimen Geheimnissen und Respekt für religiöse Traditionen, die gerade durch ihre Situationskomik und ihre Herzlichkeit zu.
Original mit deutschen Untertiteln. teilweise hebräisch und jiddisch.
@awhler Ich habe mal den realen Altersunterschied von Kiva und der Bankerin Elisheva geschaut.
Die Schauspielerin ist mehr als 10 Jahre älter als der Schauspieler, ich glaube es waren sogar 15 Jahre.
Das ist es also real wenn sie ihm die grauen Haare zeigt (Jahrgang 1969). Ich finde sie ist eine attraktive Frau.
Im Netz habe ich noch gelesen, der Schauspieler hat sich mit Haredim am Schabbat getroffen um überzeugend spielen zu können.
Ich finde die Oma im Heim auch klasse, sie will neben der Rebezim Ehrlich gut da stehen und bekommt hintenrum ihren Willen. Soviel zu . Die Männer bestimmen in dieser Gesellschaft.
@awhler Gestern war ich über zwei Dinge entsetzt. Wenn eine 15-jährige sich in einem Cafe mit jemand verlobt sieht man das als gültige Ehe an und um der Frage zu entgehen wer Frau Konigstein ist, sagt man es wäre die Verlobte nachdem man alle anderen praktisch nur ausgenutzt hat. Jetzt fällt man mit ihr auf die Nase. Wäre ich jetzt Autor würde ich Frau Konigstein fallen lassen, die Sekretärin wieder einstellen und den Mann der Sekretärin sterben lassen, so das der Rabbi Shmuel diese Frau heiratet. Aber ich bin kein Autor und warte was weiter geschieht.
@tristesse ich hatte nicht den Eindruck, dass die Serie interessiert.
@tristesse Den Eindruck habe ich nicht, mit diesem verwirrenden Baumprinzip sieht man doch gar nicht was man schon gelesen hat.
Ich sehe hier wird über andere Filme diskutiert und es gibt keinen Spoileralarm.
Ich machs wenn ich dran denke, ich hatte mich gefreut, dass überhaupt mal jemand was interessiert.
Du willst die Serie also noch anschauen, gut.
St
Stiesel ist übrigens die Verniedlichung von Stuß. Also a bissle Unsinn.
@seidenlaubenvogel aha. Es gibt einen schönen Artikel zur Sendung in der jüdischen Allgemeinen. Die dritte Staffel wurde von New York aus finanziert und es gab eine Premiere in einem Tempel in New York mit 2 x 2.500 Leute und Interviews mit den Schauspielern. Der Darsteller von Shulem wollte diese Rolle, der von Akiva ist wohl in Israel ein Frauenschwarm und hatte Bedenken. Ein Blick in eine ganz andere jüdischen Welt als in New York. Durch die jiddischen Passagen kam die Serie im deutschsprachigen Raum so gut an.
Die Frauenzeitschrift elle hat sich dem Phänomen Shtisel gewidmet und über die starken Frauen in der Serie berichtet.
@mamba Gestern fand ich es erstaunlich und widerum auch nicht mit der Geschichte der Tochter die in eine andere Konfession wechselte, wenn ich die verschiedenen Richtungen mal so bezeichnete.
Also eine Tochter hat einen Mann geheiratet, der zu einer anderen Schule gehört und der Vater ging nicht auf die Hochzeit und hat den Kontakt abgebrochen. Das hatten wir hier in Deutschland vor Jahrzehnten ja auch noch zwischen evangelisch und katholisch bzw. freien Gemeinden.
Nun wurde Reb Shulem von der Tochter vor einem Rabbinatsgericht verklagt sich um die religiöse Erziehung der Kinder /Enkel zu kümmern, zu denen er keinen Kontakt hatte.
@jigal ja es gibt das sehr vieles, was ich auf Anhieb nicht verstanden habe. Es ist einfach eine völlig andere Welt und Kultur, von der ich nicht allzuviel wusste. Manche Teile musste ich zwei oder dreimal anschauen, bis ich halbwegs verstanden habe. Aber trotzdem - es hat sich gelohnt , vielleicht schaue ich es jetzt nochmal auf ARTE
@tristesse Ich hab heute mit meinem kleinen Männerclub "Die Katze auf dem heißen Blechdach" - nach einem Bühnenstück von Tennessee Williams gesehen. Ein großartiger Film.
Hiermitz verrate ich nicht zuviel - hoffe ich.
"Schon 1958 drehte R. BROOKS nach dem Bühnenstück von TENNESSEE WIL-LIAMS den Film «Die Katze auf dem heißen Blechdach» eine sehr wahre, psychisch stimmige Geschichte von dem jungen Brick, der nach dem Tod seines Freundes zu einem Alkoholiker wird; er fühlt sich impotent und haßt seine Frau dafür, daß er sich als einen Versager erlebt, er haßt seinen Vater, von dem er sich für homosexuell gehalten glaubt, doch weder er noch seine Frau begreifen so recht, daß das ganze Malheur dieses jungen Mannes durch die Übergestalt seines Vaters bedingt ist. Erst als an einem heißen Nachmittag die kondensierte Wut aller Beteiligten während einer lang-dauernden, langweiligen Geburtstags-Party, gespickt mit all den üblichen Nettigkeiten und kleinlichen Intrigen, zum Platzen kommt, erst als man den pflichtbewußt anwesenden Partypastor der Familie endlich verabschiedet hat, geschieht es, daß unten im Rumpelkeller, als «Big Daddy» die Treppe herunterkommt und seinen verzweifelten Sohn wie so oft stark betrunken antrifft, das erste wahre Gespräch zwischen dem Vater und seinem Jungen zustande kommt, ein Gespräch voller zuckender Blitze, voller Zornesausbrüche, die im Film sinngemäß mit dieser Frage beginnen: «Wieso bist du denn eigentlich <groß>, Big Daddy? Weil du ein Kerl von zwei Zentnern bist - bist du deshalb <Big Daddy>? Oder weil du niemals etwas anderes neben dir gelten ließest? Was du sagtest, mußte stimmen, denn du wußtest es. Wie du dachtest, mußte ich denken, denn das war die Wahrheit. Nennt man dich deshalb <Big Daddy>?»"
Eugenb Drewermann, Das matthäus-Evangelium, Zweiter Teil, Die Perspektive der "Kleinen"
@tristesse Da er Richard Books nennt, vermute ich mal: Ja. Ist ja wirklich ein Klassiker, der mich schon vor ~35 Jahren oder so beeindruckte. Ein Freund von mir damals so: "Der Film ist mehr Psycho als der von Hitchcock!"
Weil ich damals den Hitchcock-Klassiker noch nicht kannte und mir erst nach der Blechdachkatze anguckte, dauerte es dann beim Füllen dieser Bildungslücke ein Weilchen, bis ich die falschen Erwartungen über Bord warf.
Ja, das war es.
Ich hab die vor Jahren mal gesehen und auch wenn ich mich nicht mehr explizit an die Handlung erinnere, fand ich die Darsteller ziemlich gut. 😉 Tennessee Williams ist natürlich inhaltlich sehr gehaltvoll und ich hab vermutlich die Hälfe nur kapiert...
Ich hab heute mit meinem kleinen Männerclub "Die Katze auf dem heißen Blechdach" - nach einem Bühnenstück von Tennessee Williams gesehen. Ein großartiger Film.
Habe ich vor Ewigkeiten mal gesehen und fand ihn total langweilig... ich denke aber, das hängt mit meiner damaligen Situation und Erwartungshaltung zusammen und hat wenig mit dem eigentlichen Film zu tun.
Wobei mich diese Fixierung auf das Verhältnis zum Vater bei sehr vielen Filmen schon extrem genervt hat, weil das Thema oft viel zu übertrieben ausgereizt wird. Vor allem, wenn es nicht darum geht, sich selbst zu erkennen und seinen eigenen Weg zu finden, sondern wenn genau das erst möglich wird, wenn man endlich die Anerkennung vom Vater bekommt...
Nun ist der Film ja ein Klassiker, und ich denke, ich sollte da irgendwann noch mal einen neuen Versuch machen, möglichst unbefangen - das Thema hat ja trotz allem einiges an Potential.
@lucan-7 Wobei mich diese Fixierung auf das Verhältnis zum Vater bei sehr vielen Filmen schon extrem genervt hat, weil das Thema oft viel zu übertrieben ausgereizt wird.
Das liest sich jetzt so, als habest Du zum Glück ein relativ normal-entspanntes Verhältnis zu Deinem Vater gehabt. Mir ging es da ähnlich - früher konnte ich auch mit diesen Generationenkonflikt- und insbesondere Sohn-Vater-Konflikt-Filmen nicht viel anfangen. Das war aber in den fünfziger- sechziger und siebziger Jahren wohl ein echtes Hauptthema - die Entfremdung zwischen Vätern und Söhnen. Seit ich meine Liebe zu Kafka entdeckte und seinen "Brief an den Vater" las (sowie mehrere Biografien...) ist für mich der (Über-)Vater-Sohn-Konflikt der archetypische Konflikt schlechthin, und vermutlich gibt's dazu ganze Regalmeter an soziologischer und psychologischer Fachliteratur: wir müssen uns klar machen, dass in den Generationen vor uns die Väter - je erfolgreicher in Beruf und Karriere desto eher - durch Abwesenheit in der Familie glänzten. Die eigentlich natürliche Identifikationsfigur war ständig ausser Haus, entweder im "Betrieb" oder gleich ganz auf "Handlungsreise".
Wie wichtig Anerkennung (und Liebe?) des Vaters für Männer gemeinhin sind, davon erzählt ja schon die Bibel an unzähligen Stellen: der idealen Verbindung zwischen Jesus uns seinem Vater gegenüber stehen all die problematischeren Beziehungen, allen voran die zwischen Abraham und Isaak, aber dann auch die zwischen Isaak und seinen Söhnen Esau und Jacob.
Das Patriarchat ist ja nicht zuerst eine Männer-Herrschaft, sondern eine Väter-Herrschaft und die Angst, vor dem Vater nicht bestehen oder genügen zu können, die dann als Motiv, sich besonders anzustrengen, irgendwie auch fruchtbar wird, ist gewissermaßen die treibende Kraft in der patriarchalen Gesellschaft. Und das Wort Herrschaft deutet es ja schon an: aus jeder Familie wird so eine Art Mini-Thronfolge-Angelegenheit mit all den Ingredenzien des Hoflebens: Intrigen, Ranküne, Machtspiele, das Buhlen um die Gunst des Herrscherst, die stete Tendenz zur Revolte...
In einer zunehmens mobileren und arbeitsteiligeren Gesellschaft sah es dann so aus, dass der König der Familie, der Patriarch, ständig nicht selbst am Hofe war und/oder dann, wenn er denn anwesend war, vorzugsweise in seiner Funktion als Richter und Scharfrichter in Personalunion. Evergreen von in der Erziehung ihrer Jungen überforderten Müttern damals: "Warte bloß, bis Papa nach hause kommt!"
Relativ spät erfuhr ich, was sich in meiner eigenen Familie einst zutrug und was beinahe das Format einer antiken Tragödie hätte bekommen können: Mein Vater, ältester von drei Brüdern, bekam im Alter von 8 Jahren von meinem Großvater den Auftrag, ein Gartenbeet anzulegen/umzugraben. Beziehungsweise: alle drei Söhne sollten das Gartenbeet gemeinsam anlegen, aber meinem Vater wurde als Ältestem die Verantwortung übertragen, dass die Arbeit auch vollständig und gut ausgeführt sein möge, wenn sein Vater des Abends von der Arbeit heim käme.
Nun waren die zwei jüngeren Brüder aber nicht sonderlich erpicht auf harte Gartenarbeit und versuchten sich zu drücken, bzw. alberten bei der Arbeit herum und "sabotierten" sozusagen das Beet-Projekt, für dessen Gelingen mein Vater die Verantwortung trug. In seiner Not (Angst vor dem "bösen Papa") drohte er seinen Brüdern Prügel an, wenn sie nicht endlich richtig mit anpacken würden. Aber sie waren zu zweit und er nur einer und sie hatten eher Lust, sich mit ihrem größeren Bruder zu prügeln, als in der kalten und harten Erde zu wühlen. Allein gegen zwei sah mein Vater sich gezwungen, zur Waffe zu greifen: dem Spaten, der bereit lag, das Beet umzugraben. Damit schlug er einem der beiden anderen auf den Kopf, der darauf sofort "wie ein nasser Sack umfiel".
Hirnerschütterung vermutlich, zum Glück hatte mein Vater mit der flachen Seite, nicht mit der Kante des Spatens zugeschlagen. Ansonten hätte er seinen Bruder getötet und was das mit ihm und unserer ganzen Familie damals und später gemacht hätte, wage ich mir gar nicht allzu detailliert auszumalen. Brudermord, Kain und Abel... Alles unter dem Vorzeichen der Ehrfurcht vor dem Herrscher-Vater.
Diese quasi-göttliche Autorität, die in solchen üblichen Familienverhältnissen damals dem Vater zukam - die machte natürlich auch und besonders mit deren Söhnen etwas. Insbesondere, wenn ja da dieses Liebes-Ideal als unerreichbare Kontrastfolie im Hintergrund leuchtete: die Söhne sollten ihren Vater lieben und fürchten gleichzeitig und sich schon mal darauf vorbereiten, zukünftig selbst solche geliebt-gefürchteten Figuren zu werden. Und das immer angesichts des Umstands, dass es sich eben bei ihnen und ihren Vätern nicht um Jesusse und Götter handelte, sondern um fehlbare Menschen: als Sohn merkt man ja ungefähr so im Alter zwischen acht und elf, dass der eigene Vater keineswegs göttliche Unfehlbarkeit als Eigenschaft hat, sondern genauso ein zwischen Karrieredruck und Familien-Führungsaufgaben sich zerreibendes armes Würstchen wie all die Väter in der Nachbarschaft: einer, der auch mal flucht und furzt und Blödsinn erzählt und lügt und sich um unangenehme Entscheidungen zu drücken versucht, einer, dem auch nicht alle Frauen nachlaufen und der häufig genug selbst mit seiner Ehefrau (der geliebten Mutter!) nicht so zurecht kommt, wie man es von einem Souverän erwarten würde...
Je größer die - den üblichen gesellschaftlichen Normen gemäß erwartete - Autorität des Vaters also ist, desto größer wird auch die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit für die heranwachsenden Söhne: über Jahre hinweg muss man gewissermaßen Theater spielen und den Vater als eine Respektsperson behandeln, wiewohl man ihn gar nicht mehr respektiert. Wenn dann noch die Konkurrenze mit Brüdern hinzukommt, wie im Film...
Ach übrigens, da ich gerade nochmal das Drewermann-Zitat, das queequeg verwendete, durchlese:
er haßt seinen Vater, von dem er sich für homosexuell gehalten glaubt
In der literarischen Vorlage wird meines Wissens ziemlich deutlich, dass Brick tatsächlich homosexuell ist, was die Sache nochmal um eine ganze Umdrehung verflixter macht. Einem Vater, dessen Verdacht begründet ist, steht man nochmal ganz anders gegenüber als einem, dessen Verdacht unbegründet und also ungerechtfertigt ist. Mit einer Frau verheiratet zu sein und "heile Hetero-Welt" zu spielen, obwohl man eigentlich Männer bevorzugt - das ist eine Verlogenheit, die neben dem Hass auf den Vater vor allem auch den Selbsthass befeuert...
Das liest sich jetzt so, als habest Du zum Glück ein relativ normal-entspanntes Verhältnis zu Deinem Vater gehabt.
Das habe ich zum Glück immer noch, in der Tat... wobei es da einiges zu erzählen gäbe, wenn ich in der Familiengeschichte weiter bis zu meinem Urgroßvater und Großvater zurückgehe. Ich hatte da nämlich einige überzeugte Nazis in der Familie, und ich habe auch genug Informationen, um zu ahnen, woran das lag. Und mein Vater musste sich dann seinerzeit erst noch davon emanzipieren, was sich dann auch auf mich abgefärbt hat...
Soll heißen: Ich bin keineswegs grundsätzlich gegen dieses Thema, da kann man je nach Hintergrund einiges drauf aufbauen. Das kann sehr persönlich sein oder auch allgemein symbolisch.
Aber manche Filme reiten doch sehr arg auf dem Thema herum, und das auf eine sehr befremdliche (oder auch entlarvende) Weise.
Mich nervt es, wenn sich etwa ein Film darauf beschränkt, dass ein Sohn nach vielen Jahren nach Hause kommt und sich ständig mit seinem kühlen und abweisenden Vater streitet, weil er vermeintlich nicht gut genug ist... während die Mutter irgendwo stickend im Hintergrund sitzt und ab und zu mal um Verständnis für den ein oder anderen Part bittet. Und am Ende kommt es dann zum "Happy End", wenn sich der Vater (gerne mal sterbend) endlich dazu durchringen kann, auszusprechen dass er doch irgendwie stolz auf seinen Sohn ist.
Da frage ich mich doch immer mal wieder, ob solche Filme wohl auf der Angst des Patriarchats beruhen, hinter dem großen Einfluss der Mutter zu sehr zurückzustehen, so dass diese quasi völlig ausgeblendet und der Vater gottgleich als Alleinherrscher ins Zentrum gerückt wird... was ja zu gewissen Zeiten, wie du auch schreibst, ein gängiges Ideal war.
Wie gesagt, das kann trotz allem eine gute Geschichte sein - wenn die Vaterfigur in ihrer Übermacht denn auch eine gewisse Glaubwürdigkeit mitbringt und die Handlung tragen kann. Aber das ist oft einfach nicht der Fall, und dann ist alles nur noch leere Theatralik. Vor allem dann, wenn die Filme nicht so alt sind, dass sie sich auf die Ideale ihrer Zeit berufen könnten, sie also noch nicht einmal als Lehrstück des damaligen Zeitgeistes dienen können.
Denn oft genug scheint es nämlich lediglich der Wunsch zu sein, die "gute alte Zeit" wieder herzustellen, die auf solche Erzählungen zurückgreifen lässt...
Wäre ich Regisseur würde ich mir wohl den Spaß machen, ein ähnliches Stück mit der Mutter im Mittelpunkt aufzuführen...
@lucan-7 Mich nervt es, wenn sich etwa ein Film darauf beschränkt, dass ein Sohn nach vielen Jahren nach Hause kommt und sich ständig mit seinem kühlen und abweisenden Vater streitet, weil er vermeintlich nicht gut genug ist... während die Mutter irgendwo stickend im Hintergrund sitzt und ab und zu mal um Verständnis für den ein oder anderen Part bittet. Und am Ende kommt es dann zum "Happy End", wenn sich der Vater (gerne mal sterbend) endlich dazu durchringen kann, auszusprechen dass er doch irgendwie stolz auf seinen Sohn ist.
Ja klar, solche Billig-Konserven sind natürlich dämlich und nervig. 🙂
Wäre ich Regisseur würde ich mir wohl den Spaß machen, ein ähnliches Stück mit der Mutter im Mittelpunkt aufzuführen...
Da hab ich doch vor ein paar Wochen/Monaten/Jahren mal nen Streifen gesehen, wo sich der Bruder einer mathematisch Hochbegabten nach deren Suizid um ihre Tochter kümmerte und dabei Ärger mit seiner Mutter, der erfolgsgeilen (aber nicht gaaaanz so begabten) Großmutter des Mädchens, bekam, die aus der Kleinen - natürlich ebenfalls hochbegabt - ein Mathematisches Wunderkind zu basteln wünschte. Der Streifen war nicht schlecht, mir fallen nur gerade weder Titel noch Darstleller (allesamt hochkarätig) nicht ein. Das würde so ein bisserl in die Richtung gehen: der "Mann" in der Konstellation ist ja zufällig mal der Gute und Verständnisvolle. Allerdings gibt's dann ein Happy End der von Dir oben musterhaft dargestellten Versöhnung-Sorte...
Das Ende von "Die Katze auf dem heißen Blechdach" ist mir nicht mehr erinnerlich (ich werd den also wohl nochmal gucken müssen), aber billig und seicht und klischeehaft ist der Film ganz gewiß nicht. Die Dialoge zwischen Brick (Newmann) und seiner Frau (Liz Taylor) waren derart geschliffen fies, dass ich mich noch heute dran erinnere, dass ich mit beiden Figuren einfach nur Mitleid hatte: sie schufen sich ihre ganz private Ehehölle...
Ja klar, solche Billig-Konserven sind natürlich dämlich und nervig.
Es sind halt nicht nur B-Movies, wo man nicht viel erwartet, sondern eben auch aufwändige, modernere Produktionen... die verpacken das zwar besser, erzählen aber trotzdem die gleiche abgeschmackte Geschichte.
...und natürlich wäre es schön, wenn ich da spontan ein paar Titel nennen könnte, aber die fallen mir grad natürlich nicht ein. Der letzte Film dieser Art wäre wohl Disneys "Strange World" (der mit den phantastischen Welten, aber grundschlechten Story...), aber da gibt es noch einiges mehr... "Star Wars" blieb davon ja genau so wenig verschont wie viele andere Filme, die das Thema mal mehr, mal weniger gelungen aufgreifen...
Das Ende von "Die Katze auf dem heißen Blechdach" ist mir nicht mehr erinnerlich (ich werd den also wohl nochmal gucken müssen), aber billig und seicht und klischeehaft ist der Film ganz gewiß nicht. Die Dialoge zwischen Brick (Newmann) und seiner Frau (Liz Taylor) waren derart geschliffen fies, dass ich mich noch heute dran erinnere, dass ich mit beiden Figuren einfach nur Mitleid hatte: sie schufen sich ihre ganz private Ehehölle...
Deshalb will ich mir den ja auch nochmal ansehen... ich denke, damals war ich einfach nicht bereit für diese Art Film (Ist wirklich sehr lange her), deshalb würde ich da heute natürlich ganz anders herangehen.
"beiden Figuren ... [Brick und seine Frau] schufen sich ihre ganz private Ehehölle..."
Ganz sicher. Aber auch alle anderen haben nämliches getan, jeder auf seine Weise.
Hast Du sehr gut dargestellt. Zu ergänzen wäre noch, dass die Folgen nach einem Krieg/Bürgerkrieg noch bis in die 4. Generation wirksam sind. D.h. erst meine Enkel wären erst frei von Auswirkungen des. 2. WK.
Das gilt natürlich auch für Mädchen/Frauen, aber auf andere Weise. Wenn es darum geht, wie man als Junge Mann sein kann, hilft einem die Gesellschaft kaum, das wäre eine Aufgabe für den Vater. Der oder dessen Vater hat aber den Krieg mitgemacht und neben allen anderen seelischen Verletzungen auch nie gelernt, selbst VAter zu sein.
"wenn es nicht darum geht, sich selbst zu erkennen und seinen eigenen Weg zu finden, sondern wenn genau das erst möglich wird, wenn man endlich die Anerkennung vom Vater bekommt."
Ich glaube, so wird das in dem Film nicht dargestellt.
Davon abgesehen - wenn wirklich das Problem eines Menschen der Vater ist, dann wird es auch tatsächlich erst gelöst, wenn so etwas wie die Anerkennung des Vaters auch erfolgt. Das muss durchaus nicht der leibliche Vater sein, der anerkennt. Das kann ein anderer Mensch sein, der quasi die Rolle des Vaters spielt. Es kann aber auch der "innere Vater" sein, den jeder Mensch in sich hat. Sonst könnten ja auch Therapien überhaupt nicht funktionieren, wenn der Vater bereits nicht mehr lebt.
Den Film habe ich als Kind gesehen und ich fand ihn so beeindruckend, dass ich ihn noch gut in Erinnerung habe. Ich habe mich besonders in die Frau einfühlen können, die um die Liebe ihres Mannes kämpft, der wiederum um die Liebe des Vaters buhlt. Sie ist kinderlos und muss mit ihrer Schwägerin konkurrieren, die einige Kinder "ohne Hals" hat.
Ich hab ihn gesehen, als ich so etwa 18 war, und er hat mich auch damals schon beeindruckt. Es zeigen einfach alle Figuren - natürlich filmisch überzogen - Charakterzüge, die mir sehr bekannt waren und dann in meiner Arbeit später begreiflich wurde, warum sie so sind, wie sie sind.
Die amerikanische Literatur scheint zwischen 1940 und 1960 so eine Art eigenes "Hineingeworfen-Sein-in die Existenz" entwickelt zu haben. Auch in den anderen Stücken, z.B. "Endstation Sehnsucht" oder "Die Glasmenagerie", von denen die Verfilmungen ebenfalls großartig sind.
Tennesse Wiliams, John Steinbeck und Thornton Wilder haben in ihren Werken immer tief in die Seele der Menschen geguckt und deren Elend gesehen und beschrieben. Tatsächlich sind bei ihnen die Menschen fast immer irgendwo hineingefallen, wozu sie nichts konnten, haben dann aber, um diesem Elend zu entkommen, immer wieder Entscheidungen getroffen, die sie nur immer tiefer ins Elend brachten.
Der Engländer Somerset Maugham kannte auch das schicksalhafte Sein, wo man nicht hin will, aber er hat davon Stücke geschrieben, die auch fast humorvoll waren - jedenfalls mit einem deutlich freundschaftlicheren Sinn fürs Leben.
Mein letzter Film war "Der Gesang der Flusskrebse" nach der Romanvorlage von Delia Owens, nachdem ich das Buch als Hörbuch gehört habe. Ich war ziemlich enttäuscht von der Hauptdarstellerin. Ich finde, sie hat zu wenig Charakter, um die Rolle der Kya ausfüllen zu können.
Insgesamt war es aber doch ein gelungener Film, nahe an der Vorlage und schöne Naturaufnahmen.
@mariposa22 Da ich das Buch nicht kenne, hatte ich keine Erwartungen. Ohne den Hintergrund des Buches zu haben, fand ich den Film runder herum gelungen und mir haben alle schauspielerischen Leistungen gefallen. An sich ja eher ein Frauenfilm, hat mir der Film als Mann auch gefallen. Eine interessante und spannende Story, ein interessantes Umfeld und ja, die Naturaufnahmen sind wunderschön!