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Begegnungen auf der Straße

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Vigil
 Vigil
Themenstarter
Beiträge : 386

Ich stelle mir vor ...

Die Pfarrerin, der Pfarrer einer Gemeinde, in einem Dorf leichter als in der Stadt (?), geht durch die Straßen seiner Gemeinde.
Die/der eine jeden Tag, die/der andere einen über den anderen Tag, verbindet das vielleicht mit Einkäufen oder anderen Erledigungen. Eineinhalb Stunden sollten es schon sein, aufgeteilt vielleicht in den Vormittag und den Nachmittag.

Da sind dann Menschen zu treffen - jetzt zu Corona-Zeiten sicher weniger -, zu grüßen, nach dem Befinden zu befragen oder gar nach Aktuellem aus den Familienleben.
So sind Pfarrerin, Pfarrer im Gespräch mit Menschen ihrer Gemeinde, vielleicht auch mit anderen, die sie kennen.

Romantisch, oder?

Nee, früher normal und üblich. Und früher ist erst 40, 50 Jahre her.
Da lebte die kirchliche Gemeinde alleine schon und auch durch die Präsenz von Pfarrerin und Pfarrer im Alltagsleben der Zivilgemeinde.

Das fiel damals unter "Seelsorge".
Das wurde durchaus auch in der Freizeit, nicht der Dienstzeit gemacht.
Das brachte "Nähe", manchmal auch zunächst ungewollte.
Das zeigte Interesse.

Was bist du das letzte Mal deine Pfarrerin, deinen Pfarrer außerhalb der Diensträume Kirche, Gemeindehaus und Pfarrbüro begegnet?

Antwort
40 Antworten
Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @vigil

Was bist du das letzte Mal deine Pfarrerin, deinen Pfarrer außerhalb der Diensträume Kirche, Gemeindehaus und Pfarrbüro begegnet?

gut beobachtet, danke. Aber warum ist das so?

Anonymous antworten
2 Antworten
Vigil
 Vigil
(@vigil)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 386

Die vielen, durchaus auch gegensätzlichen Beiträge zeigen, es ist durchaus Bedarf zum Nachdenken.

Meine Zuordnung "früher" war eigentlich nur "ein Anknüpfer" für das Thema.

Das anonymer Werden vieler in unserer Gesellschaft lässt viele alleine, die von sich aus nicht so gut auf andere zugehen können. Das gilt auch für Gemeinden.
Anchormen (Moderator*innen, Ansprechpartner*innen) sind nicht mehr präsent von sich aus, was ich sehr bedaure.
In unserem Stadtviertel gab es den Polizisten auf Fußstreife, den Hausarzt, den Pfarrer, Lehrerinnen und Lehrer, andere, die als solche gesehen wurden. Man "schwätze" miteinander, kommunizierte, zeigte gegenseitiges Interesse.
Auf dem Land kamen noch Förster und Bürgermeister hinzu.

Dieser Verlust von Präsenz ist aus meiner Sicht bedauerlich.

vigil antworten
lubov
 lubov
(@lubov)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2684
Veröffentlicht von: @vigil

Dieser Verlust von Präsenz ist aus meiner Sicht bedauerlich.

Andere schätzen es vielleicht, nicht mehr dauernd unter Beobachtung zu stehen oder sich fürchten zu müssen. Mein Vater erzählt aus seiner Kindheit, dass die (kleinen) Jungs, wenn sie durch's Dorf tobten, darauf achteten, eben nicht dem Herrn Lehrer und schon gar nicht dem Herrn Pfarrer über den Weg zu laufen, weil es, wenn sie doch unaufmerksam genug dazu waren, "prophylaktisch" Schläge, Tritte und Stockhiebe (letztere vom blinden Pastor, dessen Reichweite denn auch größer war) gab. Später als größere Kinder "durften" sie dann auch schonmal für "ungebührliches Benehmen am Tag vorher" in der Ecke stehen oder kassierten Schläge - da reichte es oft, den Lehrer von weitem gesehen zu haben, und es traf Jungen wie Mädchen.

Nein, ich sehe in zunehmender Anonymität auch nicht viel Gutes, aber ich kann mir vorstellen, dass nicht jeder nur bedauert, dass "die Honorationen" nicht mehr ganz so grefbar sind. Ich kann mir übrigens auch gut vorstellen, dass "die Honorationen" das durchaus auch selbst so sehen, sonst würden sie nämlich Raum schaffen, es anders zu leben.

Veröffentlicht von: @vigil

Anchormen (Moderator*innen, Ansprechpartner*innen) sind nicht mehr präsent von sich aus, was ich sehr bedaure.

Wie gesagt: Von Kirche ausgehend, erlebe ich das anders. Übrigens nicht nur in unserer Gemeinde, auch, wenn die das erste Beispiel war, das mir einfiel.

Der Bürgermeister kommt übrigens mindestens einmal im Jahr zu einer vorher groß angekündigten Bürgerversammlung im Stadtteil. Da kann man hingehen und mit ihm reden. Da kann man ihm auch vorher oder hinterher schriftlich (und auch anonym) schicken, was man nicht vor allen sagen möchte. Oder man geht bloß hin und hört zu. Nein, das ist nicht jede Woche mehrfach. Aber der Mann ist OB einer Landeshauptstatt. Und Stadträte kann man durchaus mal "auf der Straße" treffen.

lubov antworten


Suzanne62
Beiträge : 7672
Veröffentlicht von: @vigil

Nee, früher normal und üblich. Und früher ist erst 40, 50 Jahre her.
Da lebte die kirchliche Gemeinde alleine schon und auch durch die Präsenz von Pfarrerin und Pfarrer im Alltagsleben der Zivilgemeinde.

Ja, ich kenne dieses "Früher" aus meiner Kindheit....in der Kleinstadt, in der ich meine ersten Lebensjahre verbracht habe, war das tatsächlich so üblich....viele, vor allem ältere Menschen vermissen das auch.
Ich denke, es hatte zwei Seiten: natürlich ist es schön, wenn irgendwie jeder jeden kennt und man sich nicht nur sonntags in der Kirche, sondern auch im Alltag begegnet.
Aber es war eben auch mit ausgeprägter sozialer Kontrolle, viel Klatsch und auch Heuchelei verbunden. Das vermisse ich wirklich nicht.
Und so wie das Früher nicht nur gut war, ist das Heute auch nicht nur schlecht, ist es doch verbunden mit größeren persönlichen Freiräumen, mehr Eigenverantwortung und mehr Respekt vor der Privatsphäre jedes Einzelnen.

suzanne62 antworten
Blackhole
Beiträge : 1112

Das war vor ein paar Wochen, unsere Pfarrerin war auf dem Weg zu einem Gespräch. Eine Frau hatte sie angerufen, weil ihre Tochter sich umgebracht hat.

blackhole antworten


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