Was bedeutet "evangelikal"?
Vor kurzem gab es bei j.de einen Austausch, in dem jemand sich als nicht mehr evangelikal bezeichnete. Ich habe das nur am Rand verfolgt, aber gemerkt, dass die Reaktionen einen Austausch über die theoretischen Grundlagen der Verwendung dieses Begriffs nahelegen.
Da es sich bei "evangelikal" um einen recht jungen Begriff handelt, eröffne ich diesen Thread bewusst im Forum "Kirchengeschichte". Denn Definition heißt immer auch Abgrenzung, und diese kann ja nur die gegenüber anderen christlichen Strömungen in der Kirchengeschichte sein.
Damit ist nicht gesagt, dass die Sache selbst neu sei. Der Anspruch, das Christentum möglichst ursprünglich zu verstehen, ist also davon unberührt. Diesen Anspruch hat aber ja fast jede christliche Strömung. Insofern hat die kirchen- und theologiegeschichtliche Einordnung auch wieder Sinn.
Mich würde interessieren:
Was bedeutet der Begriff Eurem Verständnis nach?
Wie kommt Ihr zu diesem Verständnis?
Wie bestimmt Ihr das Verhältnis zu anderen Strömungen / Gruppen / Bewegungen / ... der Christenheit?
Gibt es etwas, was sich Eurer Ansicht nach gegenseitig mit "evangelikalsein" ausschließt?
Was gäbe es sonst noch zu sagen?
Vielleicht als Bonus-Frage: Würdet Ihr Euch selbst so bezeichnen?
Meinen eigenen derzeitigen Ansatz werde ich in einem ersten Kommentar darzulegen versuchen.
Den Wikipedia-Artikel kenne ich, Danke! Er ist brauchbar, aber nicht das, wonach ich fragte. 😊
Dank und Gruß von
Andreas
Veröffentlicht von: @andreas-wendt
Mich würde interessieren:
Was bedeutet der Begriff Eurem Verständnis nach?
Wie kommt Ihr zu diesem Verständnis?
Wie bestimmt Ihr das Verhältnis zu anderen Strömungen / Gruppen / Bewegungen / ... der Christenheit?
Historisch stammt der Begriff aus dem Englischen, wo der schon eine längere Geschichte hat. In den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde er von den Pietisten in D entdeckt und als Selbstbezeichnung übernommen, was an sich durchaus ok war (und die Pietisten haben auch eine längere Geschichte …).
Historisch ist so manches Positives durch evangelikale Gruppen gekommen: Abschaffung des internationale Sklavenhandels durch duie Methodisten, „innere Mission” durch den Pietisten Wichern, und die Baptisten waren, als sie im 17. Jh. die Religionsfreiheit gewissermaßen „erfanden”, zwar nicht evangelikal im damaligen Sinn des Wortes, gehören aber heute dazu.
Bei den, was sich in den USA evangelical nennt, gibt es einerseits eine Aufweichung theologischer Positionen - in einem englischen Forum meinte jemand auf meine Frage, warum evangelical nicht als Gruppe o.ä aufgeführt war, dass die evangelicals doch nur noch wischi-waschi wären, keiner wüsste, wofür das Wort steht. Andererseits bekommen wir in den Medien mit, dass viele US-evangelicals sich politisch immer mehr nach rechts orientieren. Zwei Gründe, warum ich mich oft nicht als evangelikal bezeichne.
Zum traditionellen pietisch-evangelikalen gehört:
- Betonung einer persönlichen Beziehung zu Jesus (schon im 17.Jh., in Abgrenzung zur lutherischen Orthodoxie, die einseitig auf die »rechte Lehre« bedacht war)
- Betonung der persönlichen Heiligung (dito, die extreme Gegenposition war die Auffassung, evangelische Freiheit zeige sich gerade darin, dass man bewusst sündigte)
- Daraus abgeleitet: Betonung der Notwendigkeit einer Bekehrung (wobei der Punkt unterschiedlich stark betont wird …)
- Betonung der Glaubwürdigkeit der Schrift, und dass sie maßgeblich ist (v.a. seit dem 18.Jh., in Abgrenzung zur mit der Aufklärung beginnenden Bibelkritik)
- Betonung der Gemeinsamkeit aller Gläubigen in den verschiedenen Kirchen
Typisch evangelikal ist, dass man sich in einem Hauskreis trifft und über die Bibel spricht, dass man nicht alles schluckt, was der Pastor oder Prediger erzählt, sondern sich durch (gemeinsames und persönliches) Bibelstudium sein eigenes Urteil bildet, und eben, dass es darauf ankommt, was die Bibel sagt.
In den evangelikalen Kreisen, in den ich mich bewegt habe, war es selbstverständlich, dass es auch Fragen gibt, zu den die Bibel keine Antwort hat (adiaphora nennen das Theologen), dass man auch Fachinformationen (historische, sprachliche etc.) zu Rate zieht, um den Sinn einer Stelle zu verstehen (oder mindestens, dass das die benutzten Ausleger getan haben), aber auch die Option, eine Bibelstelle ganz persönlich und bewusst subjektiv auf sich zu beziehen („das hat der Herr mir heute gesagt”). Die Enge, die ich aus manchen »anti-evangelikalen« Beiträgen hier herauslese, hab ich so selten erlebt. Und auch nicht den Fanatismus. Wir sollen den Sünder (alle Menschen sind Sünder, also auch ich) lieben und die Sünde hassen. Und jeder kann sich irren, ich bin nicht unfehlbar 😉
Gibt es etwas, was sich Eurer Ansicht nach gegenseitig mit "evangelikalsein" ausschließt?
- Bewusstes Abweichen oder eindeutiges Uminterpretieren der Heiligen Schrift
- Sich als einzig wahre Gruppe zu verstehen (»Allianzgedanke«)
- Ein Lebensstil ohne den Kampf gegen die innewohnende Sünde
Veröffentlicht von: @andreas-wendtWas bedeutet der Begriff Eurem Verständnis nach?
Veröffentlicht von: @andreas-wendtWie bestimmt Ihr das Verhältnis zu anderen Strömungen / Gruppen / Bewegungen / ... der Christenheit?
Halten sich für was Besseres und sind nicht im 21. Jahrhundert angekommen.
Veröffentlicht von: @andreas-wendtWie kommt Ihr zu diesem Verständnis?
Trump Wähler, j.de aber auch persönliche Erfahrungen mit ehemaligen Evangelikalen.
Veröffentlicht von: @andreas-wendtGibt es etwas, was sich Eurer Ansicht nach gegenseitig mit "evangelikalsein" ausschließt?
Das Himmelreich.
Danke für diese pointierte These. Ich merke, mein Thread trifft offenbar einen Nerv.
Jedoch scheint:
Veröffentlicht von: @tentHalten sich für was Besseres und sind nicht im 21. Jahrhundert angekommen.
eher eine von Dir festgestellte Konsequenz des Evangelikalseins zu sein und nicht seine Beschreibung.
Und abseits vom Methodischen: Sollten andere, die sich auf Jesus beriefen, Dir wehgetan haben, tut mir das Leid. Ich wünsche Dir die Heilung, die Du brauchst. Gotttes Segen Dir!
Andreas
Veröffentlicht von: @andreas-wendteher eine von Dir festgestellte Konsequenz des Evangelikalseins zu sein und nicht seine Beschreibung.
... abgesehen davon spricht Tent ja allen, die sich alle evangelikal bezeichnen das Heil ab.
Da muss man wirklich nichts mehr zu sagen 😊
Veröffentlicht von: @tristesse... abgesehen davon spricht Tent ja allen, die sich alle evangelikal bezeichnen das Heil ab.
, was andersrum sicher noch nie passiert ist.
Aber was den theologischen Austausch angeht, ist da tatsächlich nicht viel zu sagen.
Ich hab einem Nicht - Evangelikalen nur Sicherheit noch nicht das Heil a gesprochen. Wie käme ich dazu?
Sorry, ich hatte es auch nicht von Dir behaupten wollen.
Aber Menschen anderer Prägung das Heil abzusprechen, habe ich prozentual bisher häufiger unter Evangelikalen* als anderswo erlebt.
Andersrum eigentlich jetzt zum ersten Mal. Nach meinem spontanen Empfinden gehört es sich nicht. Und wenn es gemacht wird, müsste es gut begründet werden.
Aber jetzt haben wir dem Post wohl genug Aufmerksamkeit geschenkt. Gucken wir mal, ob sie / er darauf eingeht.
Veröffentlicht von: @andreas-wendtAber Menschen anderer Prägung das Heil abzusprechen, habe ich prozentual bisher häufiger unter Evangelikalen* als anderswo erlebt.
Veröffentlicht von: @andreas-wendtAndersrum eigentlich jetzt zum ersten Mal.
Wer sich so aufführt muss irgendwann damit rechnen.
Fände ich cool, wenn Du Dir hier einen etwas diskussionsbereiteres Verhalten angewöhnen könntest, anstatt einfach nur lieblos auf die gesamte evangelikale Christenheit einzuhämmern.
Danke.
Wie Du mit Verletzungen durch andere Christen umgehst, bleibt natürlich Dir überlassen. Auch wenn es gerade wenig von "andere Wange" und so erkennen lässt.
Aber es gehört eigentlich nicht hierher. Denn ich habe den Thread bewusst im Theologie-Forum eröffnet, weil ich zunächst mal an einer Klärung interessiert bin, was "evangelikal" heißt. Dazu hast Du bisher noch nichts beigetragen.
Ich würde Dich also gern bitten, diese Ebene in diesem Thread nicht weiter zu behandeln, sondern auf die Fragestellung einzugehen.
Ich denk ja gar nicht dran.
An Dich war der Kommentar, dem Du hier antwortetest, auch gar nicht gerichtet, sondern an Tent.
Wobei mich Deine Meinung zur Ausgangsfrage auch interessieren würde.
Wo wurde sich aufgeführt?
Es wurde nach der persönlichen Definition von "Evangelikal" gefragt.
😊
lg
Tatokala
Hallo.
Veröffentlicht von: @andreas-wendtAber Menschen anderer Prägung das Heil abzusprechen, habe ich prozentual bisher häufiger unter Evangelikalen* als anderswo erlebt.
Was mich hier in der Diskussion stört ist von einigen das verallgemeinernde Abwatschen "der Evangelikalen", die jenes und welches tun und sind. Da wird wenig differenziert.
Und mich verletzt das, genauso wie mich die spöttischen Threads von einigen Usern letztes Jahr gegen "die Charismatiker" verletzt hat. Ich komme auch nicht daher und sage "alle Katholiken" beten Maria an, "die Protestanten" ignorieren Martin Luthers Antisemitismus, "die Mennoniten" sind werksgerecht und glauben nicht an Heilung, e tc.
Veröffentlicht von: @andreas-wendtAndersrum eigentlich jetzt zum ersten Mal. Nach meinem spontanen Empfinden gehört es sich nicht. Und wenn es gemacht wird, müsste es gut begründet werden.
Ich hab mir hier als Evangelikale dafür anderes angehört, was ungerecht war.
Und ich bin nicht sicher, ob ich hier im Thread noch diskutieren möchte, die paar Beiträge haben mir in der Richtung schon gereicht.
Nachtrag vom 17.11.2020 1750
Und mit dem letzten Post von Tent bin ich auch nicht mehr bereit, mich hier klärend einzubringen.
Veröffentlicht von: @tristesseWas mich hier in der Diskussion stört ist von einigen das verallgemeinernde Abwatschen "der Evangelikalen", die jenes und welches tun und sind. Da wird wenig differenziert.
Insgesamt oder in den Beiträgen eines bestimmten Users?
Was letztere angeht, ist es ja auch am Thema vorbei, weil es letztlich Erfahrungen mit Menschen beschreibt, die sie evangelikal nennen, aber keine Definition liefert. Aber lass Dich davon nicht entmutigen.
Ansonsten ist "evangelikal" halt ein Containerbegriff, der für Christenmenschen ganz unterschiedlicher Prägung und Ansichten benutzt wird, was das Differenzieren schwierig macht. Genau um dieses Dickicht zu lichten, habe ich ja den Thread eröffnet.
Du bezeichnest Dich in diesem Kommentar selbst als evangelikal. Könntest Du sagen, wie Du für Dich den Begriff definierst und wie Du noch so die Fragen beantworten würdest, die ich eingangs stelle?
Gruß von
Andreas
Nein, hab ich nicht.
Der Zug ist durch gefahren und ich bin hier weg.
Schade für mich, aber damit werde ich zu leben lernen. 😊
Bis Sonntag oder so!
Veröffentlicht von: @tristesse"die Protestanten" ignorieren Martin Luthers Antisemitismus,
Ich ignoriere den nicht.
Ich ignoriere höchstens Martin Luther im Ganzen.
Womit Du Trissis These belegt hast, dass solche Verallgemeinerungen nicht viel taugen.
Stimmt. Es kommt vielleicht darauf an, auf welcher Position man sich befindet. 😇
Schubladendenken erleichtert das Leben, und ich denke, daß man trotz allem sichbemühen um Toleranz und Objektivität letztendlich doch einen gewissen Hang dazu hat.
Jedoch scheint:
Tentzum BeitragHalten sich für was Besseres und sind nicht im 21. Jahrhundert angekommen.
eher eine von Dir festgestellte Konsequenz des Evangelikalseins zu sein und nicht seine Beschreibung.
Ich kann Tent an dieser Stelle zustimmen. Auch auf mich wirken viele Evangelikale so. Das sind die Lautesten. Es gibt aber auch die Leisen, ich kenne einige und achte sie sehr, denn bei ihnen stimmen Lehre und Leben überein.
Ich bemühe mich schon um Differenzierung, nur leider stecke ich "evangelikal" reflexhaft zuerst in die selbe Schublade wie Tent.
Bei Diskussionen hier im Forum sehe ich eine Ignoranz gegenüber Argumenten, als bedeute es, gleich ganz den christlichen Glauben aufgeben zu müssen.
Mir blieb im Gedächtnis, wie jemand im von dir angesprochenen Thread, der sich von den US-Evangelikalen abgrenzen wollte, sich nicht mehr als evangelikal bezeichnen wollte. Dann aber resümierte er, wenn er nicht mehr evangelikal sei, wäre es doch auch mit der Orientierung an der Bibel vorbei.
Das heißt doch im Umkehrschluß, Evangelikale halten sich für die Einzigen, die sich an der Bibel orientieren, und andere Christen tun dies nicht - kurz, sie halten sich für was Besseres.
Veröffentlicht von: @ungehorsamEs gibt aber auch die Leisen, ich kenne einige und achte sie sehr, denn bei ihnen stimmen Lehre und Leben überein.
Wollen die auch was Besseres sein?
Dein Umkehrschluß an deinem Postende ist generalisiert und damit hast du ihnen ebenso ein unlauteres Motiv unterstellt.
Wollen die auch was Besseres sein?
Das vermag ich nicht zu sagen, jedenfalls kehren sie es nicht heraus.
Hat dir überhaupt mal jemand so ins Gesicht gesagt: Ich will was Besseres sein?
Ansonsten klingt der Anwurf "die wollen was Besseres sein" mehr nach Unterstellung, ja fast neidisch auf ihre Art ihren Glauben zu leben.
Neulich habe ich eine nachdenkenswerte Aussage notiert:
Vergleiche dich nur mit dir selbst, wo du gestern warst, welchen Fortschritt du gemacht hast und ob du deinem Wachstumsziel näher gekommen bist.
Was bedeutet "etwas besseres sein wollen"?
Hallo deborah,
Veröffentlicht von: @deborah71Hat dir überhaupt mal jemand so ins Gesicht gesagt: Ich will was Besseres sein?
Hast du das jemals jemanden sagen hören? - Ich nicht. Man merkt das jedoch am Umgang mit den anderen.
Will diese Gruppe am liebsten unter sich sein?
Werden die Unterschiede mehr betont als das Gemeinsame?
Sind die "anderen" als gleichwertig und gleichberechtigt anerkannt?
Werden sie und ihre Meinung ignoriert?
Wird pauschal für ganze Gemeinden die Ernsthaftigkeit und der Glaubensstil in Zweifel gestellt, manchmal auch lächerlich gemacht (Mitläufer, Namenschristen, Liturgie heruntergeleiert, kein lebendiger Glaube)?
Wird versucht, Menschen auf die "richtige" Seite zu ziehen, z. B. durch Erklärungen, die Kindertaufe sei ungültig?
Das habe ich alles selbst erlebt.
Veröffentlicht von: @deborah71Ansonsten klingt der Anwurf "die wollen was Besseres sein" mehr nach Unterstellung, ja fast neidisch auf ihre Art ihren Glauben zu leben.
(Das folgende schreibe dir, weil ich denke, dass du eine Person bist, die auch über sich selbst refektieren kann.) Dieser Satz beweist eher die Unfähigkeit der sog. evangelikalen, sachlich mit Kritik umzugehen und den eigenen Standpunkt kritisch zu hinterfragen. Statt dessen werden die Vorwürfe als Neid ausgelegt und man klopft sich auf die Schulter sieht den Beweis darin, auf dem richtigen Weg zu sein.
Wer dennoch als Insider unbequeme Fragen stellt, dem wird bald deutlich und mit der Bibel in der Hand gezeigt, dass er seine Haltung ändern muss. Dem, der sich nicht verbiegen will bleibt nur der Weg, sich zu distanzieren.
Dieser Thread ist ein Beispiel dafür.
LG OpaStefan
Hi OpaStefan,
pauschale Abwatschungen haben noch nie zu einer Verständigung beigetragen und mutmaßliche oder offensichtliche Unterstellungen auch nicht.
Jede deiner Fragen könnte ich jetzt im Gegenzug auf andere Gemeindegruppierungen anwenden. Ich könnte auch Bücher drüber schreiben, wie ich mich hätte verbiegen sollen.
Gleich und gleich gesellt sich gern... das ist nicht nur allgemein so, sondern auch bei Christen.
Das bietet aber auch allen Christen eine Chance, ihr zu Hause zu finden, das ihnen entspricht und wo sie aufblühen können.
lg
Deborah
Veröffentlicht von: @deborah71Jede deiner Fragen könnte ich jetzt im Gegenzug auf andere Gemeindegruppierungen anwenden. Ich könnte auch Bücher drüber schreiben, wie ich mich hätte verbiegen sollen.
Das waren ja nur rhetorische Fragen, die deutlich machen sollten, wie ich die Arroganz empfinde, ohne dass das jemand offen ausspricht.
LG OpaStefan
Lieber OpaStefan,
du hast mir ein sehr gutes Beispiel gegeben, wie persönliche Empfindungen Einfluß nehmen können.
Es trifft auf das Thema der vierfachen Ohren... und Jesu Worte: seht zu, wie ihr hört. ....denn das bestimmt das Was... die Interpretation des Gehörten.
Eine sehr versteckte Botschaft, die im Vorwurf "du willst was besseres sein" enthalten ist, wird meist übersehen: hier wird gewertet und der Vorwerfende sieht sich (unbewusst) selbst als weniger wert. Er hat wertend verglichen, statt auf der Ebene der Wahrnehmung zu bleiben: aha... da ist etwas anders. > ohne zu werten.
Das Gespräch mit dir hilft mir gerade nochmal deutlicher den Unterschied zwischen be-urteilen und ver-urteilen zu greifen und zu festigen.
Danke dafür 😊
lg
Deborah
Ich habe dazu gerade was geschrieben.
Leute die meinen sie wären bessere Christen oder die anderen die selten in den Gottesdienst gehen wären keine Christen.
In den 80ern meinten die schon dass sie besser sind, wenn sie kein TV haben durch das der Teufel ins Haus kommt.
inzwischen wird der Vorwurf ja wesentlich weiter gefasst und oft schon da verwendet, wo jemand nur ein wenig anders denkt und andere Glaubenserfahrungen gemacht hat.
Was du beschreibst, das hätte ich gesetzlich genannt und sehr angstbestimmt.
Da lese ich gerade ein interessantes Buch von Arnold Fruchtenbaum, Gesetz und Gesetzlichkeit.
Sehr spannend. Er arbeitet die Freiheit des Christenmenschen gut nachvollziehbar heraus und hat einen ausführlichen Blick auf die Bergpredigt. Das nächste Kapitel dreht sich um das Apostelkonzil...da freu ich mich schon drauf...
Der Teufel nicht nur vermutlich Zeit vergeigung
Liebe deborah,
du weißt ja sehr genau, was in mir vorgeht.
Leider geht es nicht nur um das Hören und die Interpretationen sondern um Taten. Ein Beispiel: Als Mitglied einer LKG (Landeskirchlichen Gemeinschaft), die sich selbst als evangelikal und bibeltreu bezeichnet, bin ich wie viele andere gleichzeitig Mitglied der örtlichen Kirchgemeinde. Der Gottesdienst findet sonntags 9.30 Uhr statt.
Nun hat man vor ca. 10 Jahren angefangen, einmal im Monat die zentrale wöchentliche Sonntagsversammlung (17.00 Uhr), die Gemeinschaftsstunde, auf den Sonntagvormittag 11.00 Uhr anzusetzen. begründet wurde das mit dem anschließenden gemeinsamen Mittagessen. Die Teilnahme an beiden Veranstaltungen ist jedoch für ältere Menschen nicht zu schaffen. Ich habe mich dagegen ausgesprochen. Das wurde ignoriert und mir immer wieder die negativen Seiten der EKD, der Landeskirche und der örtlichen Pfarrer/Gemeinde vorgehalten.
Inzwischen gibt es den Sonntagvormittagtermin 2x im Monat um 10.30 Uhr und kein Mittagessen mehr. Inzwischen bezeichnet man sich als Gemeinde und nicht mehr als Gemeinschaft. Es nimmt an normalen Sonntagen kaum jemand aus der LKG am Gottesdienst teil. Inzwischen wurde ein Gemeinschaftsleiter gewählt, der aus der Kirche ausgetreten ist.
LG OpaStefan
Veröffentlicht von: @opastefanLiebe deborah,
du weißt ja sehr genau, was in mir vorgeht.
hmm...ich hatte allgemeine Grundlagen beschrieben, wozu du mir einen Impuls gegeben hast,.... nicht dich. Dazu kenne ich dich zu wenig.
Veröffentlicht von: @opastefanLeider geht es nicht nur um das Hören und die Interpretationen sondern um Taten.
Die Taten folgen natürlich dem Gedanken.
Schade, dass sie auf deinen Einwand nicht gehört und mit Nebenthemen argumentiert haben.
lg
Deborah
Hallo, OpaStefan,
ich bin auch Mitglied einer LKG. Ich erinnere mich noch dunkel, ganz früher, da war der Gottesdienst auch um 17 Uhr, um keine Konkurrenz zur EKD zu sein. Die Gemeindeglieder sagten auch nicht "Wir gehen zum Gottesdienst", sondern "Wir gehen zur Stunde". Fand ich ja damals schon seltsam, weil es praktisch dassselbe war, nur nachmittags. Und keiner von denen, die nachmittags zur Stunde gingen, waren morgens im Gottesdienst gewesen.
Heute hat sich das bei uns dahingehend geändert, dass über einige Zwischenstufen jetzt jeder GottesDienst (der auch genauso heisst) um 10:30 Uhr stattfindet, also parallel zur EKD. Ich finde das ehrlicher. Wer will denn wirklich beides? Die Unterschiede sind so eklatant, dass man nicht gut beides mögen kann. Wobei auch nicht eine LKG wie die andere ist..... diese Erfahrung durfte ich auch schon machen.
Welche Kirche ist nun besser? Wer will das beurteilen?
Ich kann nur für mich sagen, dass ich aus meinen wenigen Besuchen in der EKD nichts mitnehme. Die Pfarrer der EKD, die mir persönlich bekannt sind, haben einen anderen GLauben als ich. Viele verstehen Tod und Auferstehung Jesu nur symbolisch. Da kann ich nicht mitgehen. Andere sind vom Theologen zum Weltverbesserer mutiert - ihre Predigten drehen sich um Umweltschutz, Nächstenliebe und der persönliche Friede. Gott kommt da kaum noch vor, schon gar nicht als Beziehungspartner. Andererseits gibt es auch in der EKD Menschen, die brennen für Jesus. Ud auch bei uns welche, für die alles nur blanke Theorie ist.
Ich bin - wie hier vielleicht manche schon wissen - über 25 Jahre mit einem Katholiken verheiratet. Der hat nochmal einen ganz anderen Glauben als ich. Aber wir können einander stehen lassen - jeder hat so seins, aber keiner denkt, dass der Glaube des anderen weniger wert wäre (außer über die Marienverehrung, da diskutieren wir doch öfters).
Manchmal tun mir die EKDler und die Katholiken ein bisschen leid, weil sie manche Erfahrungen, die ich in meinem Glaubensleben gemacht habe, nie machen werden. Aber wer weiss - vielleicht haben sie dafür andere Erfahrungen gemacht, und ich tue ihnen leid..... wer weiss das schon?
Gott allein sieht das Herz an - und welchen Glauben er darin findet und wie stark.
Wer bin ich, dass ich meine Geschwister richten würde?
Die Gemeindeglieder sagten auch nicht "Wir gehen zum Gottesdienst", sondern "Wir gehen zur Stunde". Fand ich ja damals schon seltsam, weil es praktisch dassselbe war, nur nachmittags. Und keiner von denen, die nachmittags zur Stunde gingen, waren morgens im Gottesdienst gewesen.
Tja, ursprünglich war ja die Stunde ein zusätzliches Angebot für die Glaubenden, die sich da trafen und natürlich auch vormittags im Gottesdienst saßen, für den ungläubigen Pastor beteten auf dass er sich bekehre, bzw. wenn der Pastor gläubig war hat er die Gemeinschaft als »Kerngemeinde« im Sinne Luthers wahrgenommen und behandelt.
Im 20. Jh. haben sich die Gemeinschaften von diesem Modell allmählich gelöst, dass man nicht mehr zu beiden Veranstaltungen ging war wohl der erste Schritt.
Daran, dass die Landeskirchen-Pastoren eine anderen Glauben haben, kann es nicht gelegen haben - liberale Theologen, die die Wunder der Bibel für erfundene Legenden erklärten, hatten ja auch einen deutlich anderen Glauben.
Ich habs als junger Mensch für inkonsequent gehalten, dass Manche aus der Gemeinschaftsecke (in der ich auch aufgewachsen bin) nicht wollten, dass jemand zum Kirchentag geht - Hallo? Entweder man will als »Salz« in die Kirche hineinwirken, dann muss man auch da hingehen und Akzente setzen, oder man hält das für aussichtslos (hat keinen Glauben dass da Gott noch mal ne Wende schenkt) - dann sollte man besser diese Kirche ganz verlassen (was ich irgendwann gemacht habe, wobei da noch andere Punkte mitspielten).
Wer bin ich, dass ich meine Geschwister richten würde?
Trotzdem gibt es auch in der Bibel deutliche Verurteilungen von falschen Lehren, z.B. wenn die Auferstehung rein innerweltlich gedeutet wird (2.Tm 2,17-18). Ob der Eine oder die Andere trotz falscher Lehren doch noch gerettet wird (vgl. 1.Kor 3,14-15) sollen wir nicht beurteilen sollen - und bei der Frage was falsche Lehre ist auch vorsichtig sein (es gibt garantiert auch Punkte, die ich falsch sehe …).
Ich hab das Gefühl keinem geht es drum die Motive der anderen Seite, in dem Fall die Evangelikalen, zu verstehen oder zu schätzen.
Solange jene grundsätzlich es mit Christus ernst meinen und es Ihm gemäß ihrem Verständnis recht machen wollen, solange sollte man einen gewissen Grundrespekt bewahren auch wenn es nicht immer alle Personen der Gegenseite tun.
Ich war früher auch evangelikal. Der Gedanke das Christliche Tradition auch wirklich Christlich ist denn fand ich aus damals gegebenen Gründen schwer fassbar. Ich hatte gar keinen so wirklich christlichen Hintergrund ursprünglich.
Heute sehe ich das anders und die Bibel in ihrer wörtlichen Formulierung ist etwas in den Hintergrund gerückt. Ja es gibt dort manche die Traditionelle Kirchenformen zum Teil sogar, ohne es zu sagen aber wenn weiterdenkt, als Teufelswerk betrachten. Mich ärgert das dann auch - aber die Art und Weise wie gewissenhaft und ernsthaft jene dann auch wieder den Glauben auch leben beschämt mich dann wieder.
Ich kenne da eine Gruppe, es sind Großteils Exortodoxe also Aramaische Gläubige.
Veröffentlicht von: @deborah71Gleich und gleich gesellt sich gern...
Veröffentlicht von: @deborah71ihr zu Hause zu finden, das ihnen entspricht und wo sie aufblühen können.
Radikalisierung und Terrorismus entsteht so allerdings auch. 😈
Veröffentlicht von: @ungehorsamezeichnen wollte. Dann aber resümierte er, wenn er nicht mehr evangelikal sei, wäre es doch auch mit der Orientierung an der Bibel vorbei.
Das ist eben die Konsequenz einer unklaren Begrifflichkeit. 😀
"evangelikal" im Sinne von "am Evangelium orientiert."
Aber so scheint der Begriff ja gar nicht entstanden zu sein.
Aber so scheint der Begriff ja gar nicht entstanden zu sein.
„Evangelikal” stammt aus dem Englischen, Übersetzung von evangelical.
Nun ist evangelical ein Ausdruck mit einer gewissen Bandbreite, so dass er z.B. auch mit „evangelisch” übersetzt werden kann. Tatsächlich nennt sich die EKD auf Englisch ganz offizielle »Evangelical Church in Germany«.
In England steht der Begriff für die low church, die der eher katholisierenden high church gegenübersteht (dazwischen gibt es noch die broad church). Als Kampfbegriff wurde er besonders für die „besonders evangelischen” Gruppen benutzt - das normale Wort für evangelisch wäre im Englischen protestant.
Eine wichtige evangelical Bewegung in England war der Methodismus, der u.a. vom deutschen Pietismus beeinflusst war. Neben typischen pietistischen Anliegen (Treue zur Bibel, persönliche Beziehung zu Jesus, persönliche Heiligung) war für ihn die Betonung der Gleichheit aller Menschen vor Gott kennzeichnend - heute natürlich längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr.
Ab den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts haben sich die deutschen Pietisten zunehmend als „Evangelikale” bezeichnet, offenbar vor allem, um von angestaubten Begriff „pietistisch” wegzukommen. Ein Buch aus jeder Zeit hieß „Aufbruch der Evangelikalen” und beschäftigte sich mit den zunehmenden gesellschaftlichen Engagement der US-evangelicals.
Wobei es damals auch noch Linksevangelikale gab, bei Meldungen aus den USA kommen die aber heute überhaupt nicht vor, mit dem was mir da in den Medien präsentiert wird kann ich mich jedenfalls nicht identifizieren.
So weit im Kürze zur Herkunft des Begriffs.
Gibt es etwas, was sich Eurer Ansicht nach gegenseitig mit "evangelikalsein" ausschließt?
Das Himmelreich."" "" ""
Bibelstellen weswegen Evangelikale weniger Anrecht darauf haben als..... Menschen die Urteilen wollen wie es einem Menschen eigentlich nicht Zusteht?
Sorry letztes kommt einem in den Sinn bei deiner letzten Aussage. Bin selbst nicht mehr evangelikal.
Nicht im 21. Jahrhundert angekommen?
Das sehe ich eher bei Muslimen und Katholiken.
Hast du zu denen nichts zu sagen? Oder hast Angst das die Muslimen dir was antun? Ich hab noch kein Fall gehört das z. B. Evangelikale homosexuelle töten.
Hmmh..
M.
Nachtrag vom 15.01.2021 2254
Ach....orthodoxe in Russland hassen Homosexuelle. Willkommen im 21. Jahrhundert.....sososo....,*kopfschüttel*
M.
Nachtrag vom 15.01.2021 2232
Ach....orthodoxe in Russland hassen Homosexuelle. Willkommen im 21. Jahrhundert.....sososo....,*kopfschüttel*
M.
Veröffentlicht von: @meriadocDas sehe ich eher bei Muslimen und Katholiken.
Veröffentlicht von: @meriadocHast du zu denen nichts zu sagen? Oder hast Angst das die Muslimen dir was antun? Ich hab noch kein Fall gehört das z. B. Evangelikale homosexuelle töten.
Veröffentlicht von: @meriadocNachtrag vom 15.01.2021 2254
Ach....orthodoxe in Russland hassen Homosexuelle. Willkommen im 21. Jahrhundert.....sososo....,*kopfschüttel*
Ich glaube, weder die Evangelikalen, noch die Anglikaner, die Katholiken oder die Muslime können es sich leisten mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen.
Wir zeigen immer auch auf uns.
Das sollte man echt unbedingt mal tun.
Auf uns selber zeigen.
M.
Find ich als Katholik und auch Ex-Evangelikalen, trotzdem nicht korrekt so eine Aussage. Der Herr Entscheidet immer noch wer in Ewigkeit ihm würdig ist.
Natürlich wäre es möglich, sprachgeschichtlich ranzugehen und "evangelikal" als Eindeutschung des englischen "evangelical" zu verstehen, was wiederum die Übersetzung des deutschen "evangelisch" war. Das würde nur nicht allzu viel nützen, da es den Sprachgebrauch nur noch diffuser macht. So nennt sich die liberalste lutherische Kirche Americas "Evangelical Lutheran" im Sinne des deutschen "evangelisch", gleichzeitig gibt es dort große Abgrenzbewegungen zur "evangelical"-Bewegung.
Wenn man außerdem bedenkt, dass im Deutschen das Wort "Evangelium" mitklingt, im Englischen aber nicht, weil es da "Gospel" heißt, macht es die Sache nur komplizierter und hilft nicht besonders, das Verständnis des deutschen Wortes zu erhellen.
Mein Ansatz, "evangelikal" zu verstehen, wäre zunächst mal ein empirischer und religionssoziologischer, will sagen: Alles, was sich selbst so nennt, ist es erstmal auch. Im Folgenden werde ich darum dazu übergehen, "alle, die sich evangelikal nennen" schlicht "alle Evangelikalen" zu nennen.
Es gibt in Deutschland Versuche, "evangelikal" inhaltlich zu füllen, ja festzulegen. Helge Stadelmann hat mit der Absicht ein paar Bücher geschrieben. Der Charme dieses Ansatzes ist, am Ende genau sagen zu können, wer evangelikal ist und wer nicht. Die Schwäche ist, dass der Kriterienkatalog kein Ergebnis des Aushandelns ist, sondern ein einzelner (sicher fundiert!) die Deutungshoheit beansprucht. Die Gefahr ist dann, dass jemand, der sich selbst als evangelikal versteht, vielleicht nicht ganz in die Schablone passt.
Andere Bücher beschreiben das, was sich so nennt, aus der ganzen oder halben Außenperspektive, nehmen aber häufig jene Phänomene, in denen sie Unterschiede zur "Restchristenheit" bemerken, als das wichtigste Merkmal wahr und schließen von ihnen auf alle, die sich so nennen, ohne zu fragen, ob das auch auf sie zutrifft.
Auch das hat methodische Schwächen.
Mein Ansatz hat natürlich auch ein methodisches Problem: 1. Gibt es etwas, was alle, die sich so nennen, gemeinsam haben? 2. Würden sie alle auch sagen, dass dieses Gemeinsame das ist, was ihr Evangelikalsein ausmacht? 3. Unterscheidet dies sie von der Restchristenheit?
Wenn nicht, taugt entweder der Begriff nichts, oder mein Ansatz, oder beides.
Klopft man einzelne inhaltliche Fragen ab, wird es tatsächlich kompliziert: Irgendwie geht es allen um Jesus, um die persönliche Beziehung zu ihm, um die Bibel. Aber wird es konkreter, wird es diverser:
Es gibt unter den Evangelikalen keine allen einheitliche Position z.B. zu Fragen nach:
freiem Willen,
Taufe,
Abendmahl,
Geistesgaben,
Inspiration der Schrift,
Frauen in Lehrpositionen.
Es gibt hingegen gemeinsame Positionen zu
Trinität,
Zweinaturenlehre,
Sündenvergebung durch den Tod Christi,
seiner leiblichen Auferstehung,
den restlichen Aussagen des Glaubensbekenntnisses,
aber zum einen spielen die im alltäglichen Glaubensleben Evangelikaler eher eine Nebenrolle. Zum andern unterscheidet es sie nicht von den meisten anderen Strömungen.
In der Innen- und Außenwahrnehmung kommt oft rüber "die sind alle gegen Homosexualität". Aber eine spezifische sexualethische Position dürfte kaum das sein, was sie als Kern ihres Evangelikalseins verstehen würden. Und es ist kein Unterschied zu röm-kath und orthodoxer Position.
Okay, genug des Problematisierens! Hier kommt mein Versuch einer These:
Was allen Evangelikalen gemeinsam und zentral und unterscheidend zu andern ist, ist keine bestimmte Position, sondern eine bestimmte Frage. Die Frage "Was sagt die Bibel?"
Diese Frage geht natürlich auf das "sola scriptura" der Reformation zurück, weitet es aber aus: War in der lutherischen Reformation die Ausgangsfrage "Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?" und wurden in Bezug auf diese Frage nur vernünftig auf der Bibel begründete Argumente für gültig erachtet,
und baute die Schweizer Reformation auf dieser Grundlage ein ganzes theologisches System, sah sie also als Quelle zur Beantwortung der Fragen klassischer theologischer Loci, die als zentral gesehen wurden,
wird die Frage "Was sagt die Bibel?" im Evangelikalismus selbst zentral und zur Frage, die bei jedem Thema gestellt wird. Das ist kirchengeschichtlich neu und auch keineswegs selbsterklärend.
Diese Frage so zu stellen, ist das, was Evangelikale von, soweit ich sehe, allen anderen Bewegungen der Christenheit unterscheidet.
Auch Evangelikale kommen, wenn sie danach fragen, was die Bibel sagt, zu unterschiedlichen Antworten. Das ist aber gerade keine Schwäche. Denn die Stärke liegt in der Frage selbst.
Der evangelikale Beitrag im Konzert der Gesamtchristenheit wäre es, diese Frage weiterhin hörbar zu machen.
Im Dialog mit anderen Strömungen, aber auch immer mehr untereinander, könnte es für Evangelikale wiederum gewinnbringend sein, wenn sie lernten, dass die Antwort manchmal eben auch lautet "wir sind nicht sicher" oder sogar "nichts".
Grün!
Da hast du dir echt viel Mühe gemacht. Dieser Beitrag gefällt mir sehr, und allein für deinen letzten Satz
Im Dialog mit anderen Strömungen, aber auch immer mehr untereinander, könnte es für Evangelikale wiederum gewinnbringend sein, wenn sie lernten, dass die Antwort manchmal eben auch lautet "wir sind nicht sicher" oder sogar "nichts".
könnte ich dir sogar zwei grüne Sternchen verleihen.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Veröffentlicht von: @andreas-wendtAuch Evangelikale kommen, wenn sie danach fragen, was die Bibel sagt, zu unterschiedlichen Antworten. Das ist aber gerade keine Schwäche. Denn die Stärke liegt in der Frage selbst.
Warum ist das Deiner Ansicht nach eine Stärke? Erkenntnistheoretisch würde ich das Primat einer solchen Frage eher als Schwäche deuten, weil am Anfang jedes folgenden Gedankens das Autoritätsargument steht.
Worthaus hat einen Ableger "Das Wort und das Fleisch" mit Thorsten Dietz. Da sind interessante Erklärungen zu hören: https://wort-und-fleisch.de/ .
Könntest Du sagen, was aus den Erklärungen dort auch Deine wäre?
Die Links sind mir alle bekannt. Mir geht es hier um Austausch.
Tschuldigung
Bei mir ging der Lehrmeister mit mir durch...
Meine evangelikale Zeit ist schon einige Zeit her und dauerte nur sehr kurz, die Erinnerungen sind immer noch da und ziemlich übel.
Veröffentlicht von: @ich-bin-doch-ichBei mir ging der Lehrmeister mit mir durch...
Eine Romanze?
Veröffentlicht von: @andreas-wendtWas bedeutet der Begriff Eurem Verständnis nach?
Für mich bedeutet der Begriff in der dt. Sprache eigentlich etwas positives. Nämlich nahe am Evangelium zu sein. Leider hat der Begriff durch die Radikalchristen in den USA hier bei uns zu einer negativen Bedeutung des Begriffs geführt. Leider lässt sich die Sache nicht mehr
umkehren, es sei denn, die dt. Presselandschaft würde nicht von den "Evangelikalen" sondern von "radikalen Christen" sprechen, wenn sie die US-Szene meinen.
Veröffentlicht von: @andreas-wendtVielleicht als Bonus-Frage: Würdet Ihr Euch selbst so bezeichnen?
Nachdem der Begriff leider so verheizt wurde, würde ich ganz klar "Nein" sagen. Evangelikal im dt. Sprachgebrauch bedeutet für mich den anderen in seiner Meinung stehen lassen zu können, ihm mit Liebe zu begegnen - auch wenn er nicht biblisch handelt und die Politik so weit wie möglich aus dem religiösen Leben herauszuhalten.
Veröffentlicht von: @1-ichthyses sei denn, die dt. Presselandschaft würde nicht von den "Evangelikalen" sondern von "radikalen Christen" sprechen, wenn sie die US-Szene meinen.
Als radikalen Christen (von radix - die Wurzel) würde ich mich auch bezeichnen. Ich glaube, wer sich so aufführt, wie manch fanatische Geschwister, ist nicht wirklich radikal.
Veröffentlicht von: @andreas-wendtAls radikalen Christen (von radix - die Wurzel) würde ich mich auch bezeichnen. Ich glaube, wer sich so aufführt, wie manch fanatische Geschwister, ist nicht wirklich radikal.
Oh, sogar noch besser. 😉
Der Begriff "fanatisch" ist mir gar nicht eingefallen, bezeichnet es aber weitaus besser als radikal.
Veröffentlicht von: @1-ichthysEvangelikal im dt. Sprachgebrauch bedeutet für mich den anderen in seiner Meinung stehen lassen zu können, ihm mit Liebe zu begegnen -
So erlebe ich Evangelikale aber nicht.
Veröffentlicht von: @1-ichthysauch wenn er nicht biblisch handelt
Das erwartet man schon eher: Anderes Bibelverständnis = nicht biblisch, falsch, verwerflich, verdammenswert, Abtreibung ist Mord, ...
Veröffentlicht von: @1-ichthysdie Politik so weit wie möglich aus dem religiösen Leben herauszuhalten
Dafür sind Evangelikale nicht gerade bekannt.
Veröffentlicht von: @tentSo erlebe ich Evangelikale aber nicht.
Ich schon. Kommt wahrscheinlich auf die Kreise an, in denen man verkehrt. Man kann den dt. Evangelikalismus nicht nur in eine Richtung denken, das Spektrum ist breit.
Veröffentlicht von: @tentDas erwartet man schon eher: Anderes Bibelverständnis = nicht biblisch, falsch, verwerflich, verdammenswert, Abtreibung ist Mord, ...
Erlebe ich so nicht.
Veröffentlicht von: @tentDafür sind Evangelikale nicht gerade bekannt.
Ich kenne nur wenige Evangelikale, die politisch engagiert sind. Und die, die es sind, erlebe ich als wertkonservativ oder sogar liberal.
Das Spektrum ist auch hier breit.
Hi,
eine misshandelte Frau wird immer wieder die Erfahrung machen das nicht alle Männer A....l..,er sind.
Bei dir sind es wohl alle Evangelikale?
Schade!
M.
Zum Teil geb ich dir recht. Beim in Schutz nehmen von Abtreibung verstehe ich es nicht ganz.
Wie soll man das vernichten von geschenktem Leben von Gott eigentlich bezeichnen? Rein im sachlichen Akt?
Ich möchte niemand verurteilen aber es ist schlimm
Natürlich ist Abtreibung schlimm. Das bestreitet ja niemand.
Es ist aber ein Unterschied, ob man die betroffenen Frauen unbarmherzig zur Mörderin abstempelt oder die Problematik differenziert betrachtet und der Frau auch wirklich zuhört.
Es ist aber ein Unterschied, ob man die betroffenen Frauen unbarmherzig zur Mörderin abstempelt
So eine Haltung würde ich eher bei Katholiken verorten als bei Evangelikalen.
So hat halt jeder seine Vorurteile 😉
@hkmwk Worauf spielst du an?
Auf das Wasser, das inzwischen die Wupper hinabgeflossen ist, seit Ungehorsam den Beitrag, auf den Du hier antwortest, verfaßte. Sowas nannte man einst "Thread-Necromancing".
Ah, seh erst jetzt, wie alt der Beitrag war, auf den ich geantwortet hatte.
Böse Falle: in der Themenliste war das als NEU gekennzeichnet. Auf die Daten habe ich gar nicht geachtet, ging davon aus, dass die Beiträge hier alle relativ neu sind …
EDIT: Jetzt haben wir nahezu gleichzeitig gepostet …
@hkmwk Jetzt haben wir nahezu gleichzeitig gepostet …
Passiert schon mal. 😉
Veröffentlicht von: @1-ichthysauch wenn er nicht biblisch handelt
Typisch evangelikal ist, wenn meine These oben stimmen sollte, die Verwendung von "biblisch" als Kriterium.
Aber der Einwand, dass damit das je eigene Bibelverständnis mit "biblisch" gleichgesetzt wird, ist aber nicht ganz von der Hand zu weisen, oder?
Und dass man dann jemanden, der auch den Anspruch hat, biblisch zu handeln, aber es nach anderem Verständnis tut, schnell abspricht, biblisch zu handeln, ist zumindest eine reale Möglichkeit.
Und ich muss gestehen, ich handle auch nicht biblisch. Ich habe nicht all meine Habe verkauft und das Geld den Armen gegeben.
Oder was meinst Du mit "biblisch handeln"?
Veröffentlicht von: @andreas-wendtOder was meinst Du mit "biblisch handeln"?
Das habe ich allgemein gemeint im Sinne von:
Veröffentlicht von: @andreas-wendtUnd dass man dann jemanden, der auch den Anspruch hat, biblisch zu handeln, aber es nach anderem Verständnis tut, schnell abspricht, biblisch zu handeln, ist zumindest eine reale Möglichkeit.
Dass man das dann eben nicht tut.
Dann wäre es doch aber konsequenter, auf die Formulierung "biblisch handeln" zu verzichten.
Denn wenn ich sage, ich begegne jemandem mit Liebe, auch wenn er nicht biblisch handelt, impliziert das, dass ich weiß, was objektiv biblisches Handeln ist.
Evangelikal.
Also Evangelisch bedeutet hat den Hintergrund von Luthers Sola Scriptura . Allein das Evangelium.
Evangelikal ist heute meistens eine Abgrenzung zur Mehrheit der großen Landeskirchen. Eine Art " ich bin frommer", oft verbunden mit der Kritik, die Landeskirche hätte zu viele Karteileichen.
Ich bin um diese Karteileichen froh, da man sonst einiges nicht mehr finanzieren könnte, bzw. der Staat Dinge wie Kindergärten voll tragen müsste und nicht Förderung der Kirche, minus Kindergartenbeitrag, davon x %.