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"Aber alle anderen ..." - irrationale Erwartungshaltungen an MmB

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Samira-Jessica
Themenstarter
Beiträge : 64

Ich habe Gehbehinderung und bin allgemein in allem langsamer als Nichtbehinderte.

Mich verfolgt seit 30 Jahren "alle anderen können/müssen/machen auch yx!" und ich mich frustet das total, mittlerweile Gott sei Dank weniger, aber ... es nervt mich total ab, weil ... imho sollte klar sein, dass ein MmB nicht alles genauso kann, wie "alle anderen" und ich hasse es, dass einfach null Rücksicht genommen wird.

Ich will auch ehrlich gesagt gar nicht behandelt werden wie "alle anderen" und verstehe gar nicht, wieso das viele MmB wollen ... Mittlerweile sag ich mir wieder, ich pass mich nicht auf Biegen und Brechen an, wer Probleme mit meinen "Defiziten" hat, soll bitte einfach gehen und mich in Ruhe lassen!

Ich möchte das einfach mal gerne los werden, mit euch teilen und vielleicht zum Austausch darüber anregen, wie ihr es erlebt, seht und damit umgeht.

Antwort
28 Antworten
Scylla
 Scylla
Beiträge : 351

@samira-jessica 

Was bedeutet MmB?

scylla antworten
2 Antworten
Channuschka
(@channuschka)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 4830

@scylla 

Menschen mit Behinderung

channuschka antworten
Scylla
 Scylla
(@scylla)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 351

@channuschka 

Ok, danke für die Erklärung.

 

scylla antworten


neubaugoere
Beiträge : 16488

@samira-jessica 

Jeder kann nur das, was er kann. Ob MmB oder nicht. In Beziehungen kriegt man schon raus, wer was kann und nimmst sich halt einfach so. Alles andere darf mir auch ziemlich egal sein. Ich sage auch gern: Wer ein Problem mit mir hat, kann es auch behalten, es ist ja seins (nicht meins, ich muss es mir also auch nicht anziehen).

Was stinkt dich so an? Magste erzählen?

neubaugoere antworten
12 Antworten
Samira-Jessica
(@samira-jessica)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 64

@neubaugoere Dass trotzdem immer mehr gefordert wird.

samira-jessica antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 16488

@samira-jessica 

Am Anfang meiner Therapie damals (Vergewaltigung) sagte ich zu der Therapeutin, dass alle Männer Schweine sind. Sie dachte ein paar Momente nach und fragte mich dann, ob mein Vater auch dazugehören würde. Nein, natürlich nicht. Im weiteren Gesprächsverlauf fragte sie noch, ob mein Bruder auch dazugehören würde. 🙄 😉 Nein, natürlich nicht. Beim dritten Nachfragen verstand ich. 😉 (Wut an der richtigen Stelle rauslassen und nicht "Unschuldige" schuldig sprechen, weil es wichtig ist, was und wie wir sprechen)

Es lohnt sich, da quasi genau zu sein. Also WER genau fordert VON DIR immer mehr? Oder wer fordert von wem genau immer mehr? 🙂

neubaugoere antworten
Samira-Jessica
(@samira-jessica)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 64

@neubaugoere Danke für deine Geschichte; ich weiß was du meinst und natürlich waren und sind es bestimmte Menschen aber das ... "Grundthema" bleibt gleich und meine Defizite und Probleme einfach ignoriert, von jedem Einzelnen..

samira-jessica antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 16488

@samira-jessica 

Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, weil ich es gar nicht beurteilen kann; aber -Frage-: Geht uns das nicht allen so, dass wir uns ständig über irgendwas oder irgendwen aufregen könnten, weil die sich einfach nicht so "benehmen", wie wir es gern hätten? Wie gesagt, ja, MmB ist nochmal was anderes und ich kann das nur im Ansatz vielleicht nachvollziehen, weil Menschen in meinem Umfeld Dinge nicht können, die andere können, aber das aufgrund Alters (was sich sch.... genug anfühlt) oder Krankheit ...

neubaugoere antworten
Samira-Jessica
(@samira-jessica)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 64

@neubaugoere Klar, ist das so aber ich finde es - ehrlich gesagt - gerade bei MmB nochmal krasser, dass ständig vorgeworfen wird, was man eben aufgrund der Behinderung nicht kann und was auch nicht auszugleichen ist mit Übung oder so.

samira-jessica antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 16488

@samira-jessica 

Was sind denn das für Menschen, die einem behinderten Menschen vorwerfen, etwas nicht zu können? Also wie "schlau" ist denn so ein Mensch, einem Delphin vorzuwerfen, er könne keinen Baum hochklettern???

neubaugoere antworten
Samira-Jessica
(@samira-jessica)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 64

@neubaugoere Eben, darum geht's ja

samira-jessica antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 16488

@samira-jessica 

Nur wenn du drüber sprechen magst: Wie muss ich mir das vorstellen? Wirft dir jemand, während du im Rollstuhl sitzt, vor, dass du nicht laufen könntest?? Was sind das für "Vorwürfe"??

neubaugoere antworten
Samira-Jessica
(@samira-jessica)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 64

@neubaugoere Mit dem Vergleich kann ich nichts anfangen, weil ich - GsD - nicht im Rollstuhl sitze. Mein Defizit ist schlicht die Langsamkeit - und meine Gehbehinderung. Ich bemühe mich und hab nach 3 Jahren in meiner ersten eigenen Whg. endlich alles unter einem Hut - Haushalt, Termine, Alltag, Zeit für mich und Weiterbildung. Und dennoch muss ich mir anhören, ich würde mich nicht bemühen, denn andere müssten ja zusätzlich noch xy und yz machen!! Ja ... mir ist das aber zu viel, weil ich dann mit allem anderem nicht mehr hinterherkomme! Wird aber nicht ... akzeptiert scheinbar ...

samira-jessica antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 16488

@samira-jessica 

Von mir sage ich auch gern, dass ich mindestens halb so "schnell" ticke wie "alle anderen". Meine Welt ist einfach langsam. Mir hat allerdings noch nie jemand einen Vorwurf draus gemacht. Naaa, okay, bis auf meine Mutter, weil die damit damals nicht umgehen konnte. Über die Jahre haben wir dann unsere Grenzen geklärt und nun ist es eben auch gut. Wenn ich anderen zuhöre, was die alles so machen, hab ich mich früher oft verglichen. Es spielte sich also eher in meinem Kopf ab und die Vorwürfe kamen "aus mir", waren also eher von unserem Widersache, der das immer gern forciert. Oder ich sage gern, ich "höre immer noch meine Mutter". Ich hab ein paar Jahre gebraucht, um da anders ranzugehen und anders umzugehen mit. Mein Umfeld jedoch nimmt mich wie ich bin.

Es ist bestimmt kein leichtes Thema, aber darf ich fragen, von wem diese Vorwürfe kommen, also wer da sagt, du würdest dich nicht bemühen? Familie? Freunde? Arbeit? Ärzte?

neubaugoere antworten
Samira-Jessica
(@samira-jessica)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 64

@neubaugoere Längere Geschichte ...

Hab nur eine Fachpraktiker-Ausbildung, wohnte jahrelang in einer besch*** betreuten WG, hatte dort nur Ärger und lange mit Ängsten und Depressionen zu kämpfen nach psych. Missbrauch. Hab trotz allem ein Fernstudium angefangen, nachdem ich gemerkt habe, in einer normalen Weiterbildung komme ich einfach vom Tempo her überhaupt nicht mit und mich immer wieder hingesetzt, nicht aufgegeben.

War immer offen und hab dem Jobcenter mitgeteilt wenns nicht ging, weil mir eben alles über den Kopf wuchs. Zurückkam nicht, ich soll weitermachen.

Vor drei Jahren fand ich endlich eine tolle barrierefreie Wohnung und vor zwei Jahren hab ich das Fernstudium als Selbstzahlerin weitergemacht. Jetzt hab ich aber halt auch alles weitere, wie Haushalt, Termine, Alltag, Zeit für mich zusätzlich zu managen, was ich mittlerweile auch super alleine kann und es auch gar nicht mehr anders möchte.

Ich gebe mir wirklich Mühe, schreibe für mich gute und ja längere Zusammenfassungen und somit dauert es halt auch bis ich Aufgaben einsenden kann und Noten bekomme, die ich dann vorweisen kann.

Statt das zu sehen und v. a. zu berücksichtigen, wird seit zwei Jahren so getan, als würde ich "nichts"! tun und Anfang April durfte ich mir von einer anfangs verständnisvollen neuen Fallmanagerin anhören, ich würde mich ja nicht bemühen und andere würde ja noch Bewerbungen schreiben müssen usw.

Ich habe keine Ahnung, wie sie darauf kommt, weil von Anfang klar war oder gewesen sein sollte, dass ich mich ja weiterbilde und mich nur darauf konzentriere und alles anderen eben zu viel ist.

 

Von meiner Familie fang ich gar nicht erst an. Zum Großteil hab ich keinen Kontakt mehr und das ist besser so!

samira-jessica antworten
hundemann
(@hundemann)
Beigetreten : Vor 9 Monaten

Beiträge : 785

@samira-jessica 

liebe Samira-Jessica,

oh da hast du ja keine einfache Lebensgeschichte. Meine ist ähnlich. War auch

immer zu langsam................................................................................

Doch ich durfte im Leben lernen, die Liebe ist letztendlich das Wichtigste, gute

Beziehungen. Und das Gottes Liebe die wichtigste und  erste Liebe für mich ist.

Jede noch so innige menschliche Liebe ist bestenfalls die zweitbeste Liebe.

Weil die Liebe Gottes eine ganz andere Qualität hat. Sie ist die einzig verlässliche

Liebe für die Bedürfnisse unserer Seele. Sie bleibt fest, konstant, ewig.

Sie ist bedingungslos und selbstlos, nichts kann sie erschüttern.

Die Liebe zwischen uns Menschen ist hilfreich und gut. Aber sie kann auch

sehr schwankend sein. Sie ist verletzlich, abhängig von unseren Gefühlen,

Lebenserfahrungen, unseren jetzigen Umständen, von meinen Launen.

Selbst möchte ich mehr und mehr lernen, mein Herz immer mehr von der

vollkommenen Liebe erfüllen zu lassen....um mehr und mehr mich mit

meiner eigenen Unvollkommenheit, die Unvollkommenheit anderer Menschen zu

versöhnen.

Oft sind wir in Gefahr, so viel Liebe  von Menschen zu erwarten wie von Gott.

Und dann überfordern wir uns selbst, und andere Menschen.

Oft folgt dann Enttäuschung, Anklage, Bitterkeit, Rückzug.

Häufig stoße ich selbst an die Grenzen meiner Liebesfähigkeit.

Aufgrund meiner Lebenswunden, Prägungen, habe ich schon manche

Menschen leider enttäuscht und verletzt. Leider...

Unsere Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit, Beziehungen dürfen wir uns

von unserem guten Gott und Vater stillen lassen.

Unsere zu großen Erwartungen vielleicht eher los lassen............

 

in guten Gedanken für Dich,

liebe Grüße,

 

 

hundemann antworten
hundemann
Beiträge : 785

@samira-jessica 

das empfinde ich jetzt eine sehr gute Lebenseinstellung von dir, ehrlich. Wer Probleme mit deinen 

Defiziten hat, kann dich gern haben, oder auch nicht. ..........................................................

Selbst kenne ich psychische und körperliche Probleme mit mir selbst. Und oft habe ich versucht, diese

Dinge immer irgendwie auszugleichen, um ein besseres Selbstwertgefühl zu bekommen.

Sei es durch Perfektionismus, vergleichen, dafür auf manchen Gebieten besser zu sein wie andere.

Und es hat mich eitel gemacht........

Heute weiß ich mehr, wir Menschen sind voll wertvoll, weil wir nach dem Bilde Gottes geschaffen 

und erschaffen sind. Meine Identität und mein Selbstwert hängen nicht mehr mit meinem Aussehen,

meiner Leistung zusammen, sondern das ich bis in alle Ewigkeit, ein Kind Gottes sein darf.

Diese Wahrheit kann uns freier, unabhängiger, von der Meinung anderer Menschen sein lassen.

Wir müssen uns nicht mehr für uns schämen.

 

liebe Grüße,

hundemann antworten
2 Antworten
Samira-Jessica
(@samira-jessica)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 64
Veröffentlicht von: @hundemann

@samira-jessica 

das empfinde ich jetzt eine sehr gute Lebenseinstellung von dir, ehrlich. Wer Probleme mit deinen 

Defiziten hat, kann dich gern haben, oder auch nicht.

[...]

Heute weiß ich mehr, wir Menschen sind voll wertvoll, weil wir nach dem Bilde Gottes geschaffen 

und erschaffen sind. Meine Identität und mein Selbstwert hängen nicht mehr mit meinem Aussehen,

meiner Leistung zusammen, sondern das ich bis in alle Ewigkeit, ein Kind Gottes sein darf.

Diese Wahrheit kann uns freier, unabhängiger, von der Meinung anderer Menschen sein lassen.

Wir müssen uns nicht mehr für uns schämen.

 

liebe Grüße,

Danke, ich empfinde es manchmal als (evtl. ja sündigen) Stolz, den ich mir zugelegt habe, um mich von diesen Menschen nicht länger klein machen zu lassen ...

Ja, das weiß ich mittlerweile auch endlich, aber es hat sehr lange gedauert, diese Erkenntnis auch zu verinnerlichen und jetzt zu leben. Vermutlich hängt das auch sehr mit dem Umfeld zusammen, in dem ich zu lange war, und in dem ich heute bin.

samira-jessica antworten
hundemann
(@hundemann)
Beigetreten : Vor 9 Monaten

Beiträge : 785

@samira-jessica 

liebe samira-jessica

Du bei mir hat das auch viele lange Jahre gedauert, das die Freundschaft mit Christus viel wichtiger ist,

die Beziehung zu Ihm. Und das mir die Freundschaft Gottes  in manchem Lächeln von Menschen oder

Tieren entgegenkommt, in jedem guten Wort, in jeder Liebe die ein Mensch uns erweist, in so

mancher Blume die für uns blüht...........................................................................

Was zählt ist das Vertrauen das wir zu Gott haben dürfen. Christus nennt uns Seine Freunde,

und nicht Seine Diener. Bei Christus steht die Herzensbeziehung an erster Stelle, und nicht der

Dienst, die Leistung für IHN.

ER wünscht sich unsere Nähe mehr als unsere Arbeit für IHN. ER möchte uns das Herz Seines

Vaters zeigen, der Sehnsucht nach uns, Seinen geliebten Kindern hat.

Wir dürfen Seine Gegenwart genießen, Zeit mit IHM verbringen. IHM ist das wichtiger als 

alles andere was für IHN tun.

Mir hilft das, weil ich durch meine Einschränkungen nicht mehr so die Leistung bringen kann.

 

in guten Gedanken für Dich, 

liebe Grüße,

hundemann antworten


MrOrleander
Beiträge : 2317

@samira-jessica 

und vielleicht zum Austausch darüber anregen, wie ihr es erlebt, seht und damit umgeht.

Da Du auch nach persönlichem Erleben fragst: Ich erlebe es nicht so, daß "null Rücksicht" genommen würde. Im Gegenteil (und das ist womöglich auch der Grund vieler Menschen mit Behinderung, "wie alle anderen" behandelt werden zu wollen) habe ich früher manchmal eher ein Zuviel an Rücksichtnahme erlebt, was mir immer wieder verdeutlich hat, daß ich eine (gar nicht mal so schwerwiegende) Behinderung habe. 

Für Menschen ohne körperliche Einschränkungen ist es nicht immer leicht, den richtigen Ton zu treffen. Das merke ich auch selbst, wenn ich mit dem Sohn guter Freunde von mir spreche, der sprachlich absolut fit, aber kognitiv dennoch stark eingeschränkt ist. Wenn er seine politisch radikalen Thesen vertritt: Betrachte ich ihn dann als einen Erwachsenen und seziere seine Argumente, oder nehme ich Rücksicht auf seine Behinderung - ihn dann aber auch nicht mehr für 'voll'?

Mittlerweile sag ich mir wieder, ich pass mich nicht auf Biegen und Brechen an, wer Probleme mit meinen "Defiziten" hat, soll bitte einfach gehen und mich in Ruhe lassen!

Eine gute Einstellung, für alle Menschen, ob nun mit oder ohne Behinderung. 

mrorleander antworten
1 Antwort
Samira-Jessica
(@samira-jessica)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 64

[...] (und das ist womöglich auch der Grund vieler Menschen mit Behinderung, "wie alle anderen" behandelt werden zu wollen) habe ich früher manchmal eher ein Zuviel an Rücksichtnahme erlebt, was mir immer wieder verdeutlich hat, daß ich eine (gar nicht mal so schwerwiegende) Behinderung habe.

Aha ok, das erklärt mir jetzt, warum viele das so wollen, das hab ich bisher nie verstanden.

Aber man kann doch Rücksicht nehmen und den anderen trotzdem normal behandeln. Mein Papa schneidet mir das Essen, wenn ich es nicht hinkrieg, ganz selbstverständlich beim Essengehen, und behandelt mich trotzdem nicht wie ein Baby.

Rücksichtnahme schließt ja nicht aus, den Anderen trotzdem normal zu behandeln.

Für Menschen ohne körperliche Einschränkungen ist es nicht immer leicht, den richtigen Ton zu treffen. Das merke ich auch selbst, wenn ich mit dem Sohn guter Freunde von mir spreche, der sprachlich absolut fit, aber kognitiv dennoch stark eingeschränkt ist. Wenn er seine politisch radikalen Thesen vertritt: Betrachte ich ihn dann als einen Erwachsenen und seziere seine Argumente, oder nehme ich Rücksicht auf seine Behinderung - ihn dann aber auch nicht mehr für 'voll'?

Warum bist du der Ansicht, ihn nicht mehr für "voll nehmen" zu ... müssen, können, nur weil er's nicht gleich versteht ... Geht es darum überhaupt? Wenn ja, erklär es ihm doch einfach so dass er's versteht. Wenn er's versteht ... kannst du ihn ja wie einen Erwachsenen behandeln. Warum auch nicht.

Ich kenne einige MmB, die auf den ersten Blick nicht so wirken aber kognitiv total fit sind. Man muss jemanden, der im Rolli sitzt und sein Essen nicht alleine schneiden oder essen kann nicht gleich ... behandeln als wäre er ... naja ... geistig nicht fit, das ist nämlich meistens gar nicht der Fall.

 

Eine gute Einstellung, für alle Menschen, ob nun mit oder ohne Behinderung.

Das stimmt!

samira-jessica antworten
Lucan-7
Beiträge : 23830

@samira-jessica 

Mich verfolgt seit 30 Jahren "alle anderen können/müssen/machen auch yx!" und ich mich frustet das total, mittlerweile Gott sei Dank weniger, aber ... es nervt mich total ab, weil ... imho sollte klar sein, dass ein MmB nicht alles genauso kann, wie "alle anderen" und ich hasse es, dass einfach null Rücksicht genommen wird.

Ich finde das immer sehr schwierig, weil es da keine allgemeingültigen Regeln gibt. Bei jeder Behinderung muss man sich individuell einstellen. Ich hatte mal eine Bekannte zu Gast, der eine Hand fehlt. Wie decke ich dann den Tisch? Nutzt sie Messer und Gabel? Womit kommt sie klar, womit nicht? In diesem Fall stellte sich heraus, dass sie wesentlich mehr konnte als ich vermutet hätte... aber das muss man halt erst rausfinden. Bei jemand anderem mit ähnlichem Problem ist dann wieder alles anders. Und es erscheint ja nicht angemessen, die Leute jedesmal auszuhorchen, was geht und was nicht... vor allem wenn man sie noch nicht gut kennt.

Es gibt also immer etwas Verunsicherung. Und in deinem Fall, so würde ich vermuten, trauen die Leute dir wesentlich mehr zu, als du tatsächlich leisten kannst. Was ja eigentlich besser ist als umgekehrt... schlimmer wäre es, wenn man dir überhaupt nichts zutrauen würde, auch nicht Dinge, die du sehr gut kannst. Aber so ist es halt nervig, klar...

Was ich trotzdem irgendwie nicht verstehe ist, dass Leute auch weiterhin so reagieren, nachdem du Dinge klargestellt hast. Das finde ich etwas merkwürdig und auch etwas übergriffig... es ist ja nicht Aufgabe anderer Leute, dich zu irgendwelchen Höchstleistungen zu animieren.

lucan-7 antworten
4 Antworten
Samira-Jessica
(@samira-jessica)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 64
Veröffentlicht von: @lucan-7

@samira-jessica 

Mich verfolgt seit 30 Jahren "alle anderen können/müssen/machen auch yx!" und ich mich frustet das total, mittlerweile Gott sei Dank weniger, aber ... es nervt mich total ab, weil ... imho sollte klar sein, dass ein MmB nicht alles genauso kann, wie "alle anderen" und ich hasse es, dass einfach null Rücksicht genommen wird.

Ich finde das immer sehr schwierig, weil es da keine allgemeingültigen Regeln gibt. Bei jeder Behinderung muss man sich individuell einstellen. Ich hatte mal eine Bekannte zu Gast, der eine Hand fehlt. Wie decke ich dann den Tisch? Nutzt sie Messer und Gabel? Womit kommt sie klar, womit nicht? In diesem Fall stellte sich heraus, dass sie wesentlich mehr konnte als ich vermutet hätte... aber das muss man halt erst rausfinden. Bei jemand anderem mit ähnlichem Problem ist dann wieder alles anders. Und es erscheint ja nicht angemessen, die Leute jedesmal auszuhorchen, was geht und was nicht... vor allem wenn man sie noch nicht gut kennt.

Naja also ich finde es nicht schlimm, würde man nachfragen. Allerdings bin ich auch eher ein Mensch, der auf andere zugeht, wenn er Hilfe braucht. Und es gibt ja auch Dinge, z. B. bei mir beim Fleischschneiden, da könnte man ja merke dass sie vielleicht Hilfe braucht und nachfragen.

Es gibt also immer etwas Verunsicherung. Und in deinem Fall, so würde ich vermuten, trauen die Leute dir wesentlich mehr zu, als du tatsächlich leisten kannst. Was ja eigentlich besser ist als umgekehrt... schlimmer wäre es, wenn man dir überhaupt nichts zutrauen würde, auch nicht Dinge, die du sehr gut kannst. Aber so ist es halt nervig, klar...

Was ich trotzdem irgendwie nicht verstehe ist, dass Leute auch weiterhin so reagieren, nachdem du Dinge klargestellt hast. Das finde ich etwas merkwürdig und auch etwas übergriffig... es ist ja nicht Aufgabe anderer Leute, dich zu irgendwelchen Höchstleistungen zu animieren.

Nein, diese Leute denken einfach nicht weit genug und ihnen ist es schlicht egal.

Ich habe mir die letzten Jahre die Finger wund geschrieben mit Ellenlangen Erklärungen ... Jetzt gibts nur noch 'n Fuckoff!e

Aber es strengt halt mega an, wenn man eh schon genug zu tun hat mit und wegen der Behinderung!

samira-jessica antworten
hundemann
(@hundemann)
Beigetreten : Vor 9 Monaten

Beiträge : 785

@samira-jessica 

liebe samira-jessica,

oh das habe ich auch immer wieder versucht zu erklären, damit es andere Menschen besser verstehen....

Aber das ist schon sehr anstrengend, und raubt dir Kraft für das eigene Leben....

Nein, es gibt auch Menschen, die verstehen können. 

Und Gott kann uns am Besten verstehen. Eingehüllt in die Seine guten Vaterhände....

Geborgenheit finden in IHM........Auch wenn wir von Gott auch nicht alles verstehen können.

König  David aus dem Alten Testament war auch immer wieder mit ausweglosen Herausforderungen

konfrontiert. Er wurde verfolgt, verlassen, war voll verzweifelt.

Und trotzdem hat er den Psalm 23 geschrieben, "der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln."

Oder den Psalm 131...zufrieden wie ein Kind und still. Wie ein Kind in den Armen seiner Mutter bei 

Gott. 

Auch wenn deine Zeit als Kind nicht gut war, bei Gott darfst Du liebevoll gehalten sein. Beschützt

und geborgen. Wenn du dich verletzt fühlst, abgelehnt, du dir zu viele Ängste und Sorgen machst,

darfst du vor Gott wie ein Kind sein, Sein geliebtes Kind.

Wir Mensch en sehnen uns nach einer heilen Welt, liebevolle Beziehungen............................

Diese heile Welt gibt es weder in uns Menschen selbst, sondern nur in Beziehung zu Gott und 

Seiner Liebe für Dich.

Und da darf dein Herz auch zur Ruhe kommen, Frieden---------

Vielleicht einmal ein Tuch oder eine Decke um dich legen. Und dir bewusst machen, das du 

in Gottes Liebe eingehüllt bist. Und das dich diese Liebe immer fester und stärker macht.

Unabhängiger.........

 

In guten  Gedanken für dich, 

liebe Grüße,

hundemann antworten
Samira-Jessica
(@samira-jessica)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 64

@hundemann 😍 Danke, Hundemann, für deine Worte!

Mir ist (mal wieder) klar geworden, dass es manchmal / oft kein "nicht verstehen können" ist, sondern ein schlichtes nicht wollen!

Und ja, ich weiß. Gott hat mir in meinen dunkelsten Zeiten Menschen geschickt, bei und durch die ich genau das fühlen und sein konnte. Und dank denen ich nicht zerbrochen bin.

samira-jessica antworten
hundemann
(@hundemann)
Beigetreten : Vor 9 Monaten

Beiträge : 785

@samira-jessica 

liebe Samira-Jessica,

oh Danke für deine ehrlichen Worte. Mein eigener Stolz versucht immer gut drauf zu sein..

Und wie oft habe ich das schon aus eigener Kraft versucht. Mit religiöser Leistung. Mich arbeiten

und abmühen ohne Gottes guten Segen für mich.  Und dann werden wir immer unzufriedener,

enttäuschter, vielleicht auch neidisch auf Menschen, die ohne Einschränkungen leben müssen...

Gott tut es, kann so vieles tun......ER ist der Schöpfer allen Lebens, Menschen, Tiere, Pflanzen.

In dem Psalm 127 steht, das denen die Gott lieben, alles Nötige im Schlaf schenkt.

Und dann kann selbst in unserem Leben Frucht entstehen.....................................

Das gilt meiner Meinung nach für alle unsere Beziehungen. 

Zwischen Frauen und Männern, Freunden, Gott und uns Menschen.

Ohne Nähe, Vertrauen....entsteht kein Leben.

Das Gott uns im Schlaf beschenken möchte, stellt mein ganzes deutsches Leistungsdenken

auf den Kopf. Nicht made in hundemann, sondern made in Gott..........

Gerade in Zeiten des nichts tun, ausruhen, möchte Gott dir und mir ganz nahe

kommen. Hier dürfen wir Gottes Segen empfangen, den wir an andere Menschen,

Tiere, Pflanzen........weiterfließen lassen können.

Irgendwie die Ausgeglichenheit finden, uns von Gott beschenken lassen, dann aber auch

wieder aufstehen...............

Manche unserer Aktivitäten hindern uns, in eine tiefere Vertrautheit mit Gott zu kommen.

Gottvertrauen, und dadurch kann mehr Selbstvertrauen kommen, versuchen das 

anzunehmen, was wir nicht so gut können. Auch unsere ganze nicht so gute Vergangenheit.

Für mich ist das ein täglicher Lernprozess................

 

Und da wünsche ich dir selbst, liebe Samira-Jessica, immer mehr Gottvertrauen und 

Selbstvertrauen--------ganz viel Segen von oben.

hundemann antworten


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