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Kann mir mal jemand erklären,

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Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

Hallo,

Meine Kindheit und auch das ganze Leben ist etwas härter ausgefallen, als das vieler anderer Menschen.
Trotzdem denke ich, es gibt auch genug andere, die es auch hart, oder sogar härter hatten.

Seit einigen Jahren mache ich eine Trauma Therapie.
Nun möchte meine Therapeutin, daß ich meine Kindheit betrauere, und mich selbst mehr bemitleide.
Wo soll es mir helfen?
Lande ich da nicht in einem Loch, aus dem ich nicht wieder raus komme?
Auch ist Kindheit usw gelaufen. Es ist nicht mehr zu ändern.

Sicher habe ich mit anderen mehr Mitleid, als mit mir selbst, und deckele Gefühle wie Trauer, Wut, Hass und Schmerz.
Trotzdem kann ich Freude und Glück empfinden.

Kann mir das jemand erklären?

LG Ano

Antwort
39 Antworten
Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @anonyma-9cedebbcf

Nun möchte meine Therapeutin, daß ich meine Kindheit betrauere, und mich selbst mehr bemitleide.
Wo soll es mir helfen?
Lande ich da nicht in einem Loch, aus dem ich nicht wieder raus komme?
Auch ist Kindheit usw gelaufen. Es ist nicht mehr zu ändern.

Hallo Ano,

erstmal sei gesagt: wenn dir dieser Post zu viel werden sollte, dann musst du ihn nicht zu Ende lesen. Ich brauche keine Antwort.

Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, dass das "die Kindheit betrauern" und "sich selbst mehr bemitleiden" hilft, mehr zu sich selbst zu kommen. Es ist das Eine, im Kopf, Versand, zu verstehen, dass die Kindheit vorbei ist und man sie nicht mehr ändern kann. Etwas ganz anderes ist es, das auch zu fühlen. Es vom Kopf in die "Seele" rutschen zu lassen. Es hilft zu mehr Frieden, zu mehr Loslassen, zu mehr "Heute" - auch, wenn man selbst, bis man die Erfahrung macht, vielleicht gar nicht merkt, wie sehr "das Gestern" ins "Heute" verwoben ist.

Vielleicht hilft es dir, die Worte etwas genauer anzuschauen - mir hat das geholfen. Das Wort "bemitleiden", ob jemand anderen oder mich selbst, hat für mich immer einen "blöden" Beigeschmack. Es ist "von oben herab", auf etwas oder jemand "hinunter" schauen. Das finde ich ganz schlimm, bei der Vorstellung, dass ich auf mich als Kind "von oben herab" schauen soll. Ich habe mir dieses Wort irgendwann "ersetzt", mit "Mitgefühl haben mit mir", man könnte auch sagen: "mich in mich als Kind hineinversetzen, aber von Heute, als Erwachsene, auf mich, dieses Kind, zu "schauen".

Für mich persönlich ist übrigens auch der Ausdruck "die Kindheit betrauern" schlecht gewählt. Ich weiß, was deine Therapeutin auch damit meint, aber "die Kindheit betrauern" hieße für mich, die ganze Kindheit zu betrauern. Ich habe aber auch gute Erlebnisse und Erfahrungen gemacht - und diese brauche ich ganz dringend, die möchte ich auch weiterhin spüren dürfen, dass da "Dinge" waren, die gut waren - waren sie auch noch so klein (wie ein Spaziergang im Wald). Ich habe es dann in der Therapie so gemacht, dass ich mir die schlimmen Erfahrungen einzeln "angeschaut" habe und mich in mich in dem jeweiligen Alter hineinversetzt habe. Ich habe dadurch diese Erlebnisse betrauert, aber nicht meine ganze Kindheit. Es gibt Menschen, die sehen das als "Haarspalterei", aber ich habe festgestellt, dass Worte gerade in der Therapie ganz wichtig sind. Nicht nur die Worte, sondern auch, was wir (und andere, wie z. B. die Therapeutin) uns darunter vorstellen...

Landet man da in einem Loch? Auch da kann ich nur aus meiner Erfahrung sagen: Ich nicht. Aber ich hatte große, große Angst davor! Als ich es dann zugelassen habe, das in mich hineinversetzen in einer schlimmen Situation in meiner Kindheit, sie zugelassen habe, die Gefühle, die dabei in mir hoch kamen, da war die Angst weg. Das hat sich angefühlt, wie "ganz werden", wie eine Wunde, der man beim Zuwachsen zuschauen kann. Das heißt nicht, dass danach alles gut war, aber "der Kreis hat sich geschlossen", ich war wieder "ganz", was diese eine schlimme Situation anging - ohne dass ich vorher gemerkt hätte, dass er vorher nicht "ganz" war... Aber das ist schwer zu erklären.

Wo es helfen soll? Ganz zu werden, würde ich sagen. Ich sehe meinen Weg von den Traumata weg hin zu einem "normal-guten" Leben wie ein Puzzle mit 1000 oder gar 10000 Puzzleteilen. Mit jedem guten Schritt in der Therapie (und außerhalb) vereinen sich zwei der Teile miteinander und das Bild, das das Puzzle zeigt, wird immer klarer und klarer. Es ist ein - aus meiner Ansicht - nötiger und wichtiger Schritt, Trauma zu überwinden. Was aber wiederum nicht heißt, dass es ein Schritt ist, der für dich jetzt dran ist. Ich glaube, dass man solche Schritte erst dann macht, wenn man sie macht. Und das hat seinen Sinn und ist gut so!

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute für deinen Weg.

Liebe Grüße

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