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Wenn Christen sich aus Angst nicht in die Kirche trauen (Trigger)

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Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

Hallo,

vielleicht hat hier jemand, dass gleiche Problem, dass sie sich aus Angst nicht in die Kirche trauen. Meinem Mann geht es so.
Er hat PTBS, ist Christ, liebt eigentlich Gottesdienste, aber er liebt nicht den Gedanken, dass ihm die Kirche vorkommt, wie eine Todesfalle. Er mag es nicht, jemanden hinter sich sitzen zu haben. Er mag es nicht, dass es bei uns in der Kirche eine erhöhte Empore gibt, wo sich *wer weiß was* dort verstecken könnte. Er hasst es, dass bei uns während des Gottesdienstes die Türen geschlossen werden, hat Angst umzukippen und dass es dann peinlich ist.
Gleichzeitig aber sehnt er sich danach öfter in die Kirche zu gehen und hat es als Neujahrsvorsatz.
Entschuldigung bitte für viele Posts in letzter Zeit, musste ein paar Dinge aufschreiben, die ich auf dem Herzen hatte. Dies ist wahrscheinlich mein letzter.

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38 Antworten
tristesse
Beiträge : 19096

Hallo,
ist dein Mann in therapeutischer Behandlung?
Tris

tristesse antworten
16 Antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0

Ja, er ist in Behandlung, aber seine derzeitige Therapeutin ist keine Christin. Daher versteht se nicht den Unterschied zwischen sich nicht in Fussballstadion trauen und sich nicht in die Kirche trauen.
Er arbeitet an seiner Angst, abreibst jetzt fühlt er sich in der Kirche noch immer sehr unwohl insbesondere, wenn dort viele Menschen sind und muss Gottesdienstbesuche oft abbrechen oder gar ausfallen lassen.

Anonymous antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19096

Ihn irgendwie an den Rand zu setzen habt ihr sicher versucht?

Mich machen Menschenansammlungen auch nervös, das liegt bei mir aber an der HSP, das sind mir einfach zu viele Reize.

Mir hilft es, außen in der 2. Reihe zu sitzen, dann bemerke ich die vielen Menschen nicht

Habt ihr Kleingruppen? Das ist evtl weniger anstrengend?

Aber gut, dass er schon in Behandlung ist.

tristesse antworten
Tineli
 Tineli
(@tineli)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 1380
Veröffentlicht von: @anonyma-85ea7af24

Daher versteht se nicht den Unterschied zwischen sich nicht in Fussballstadion trauen und sich nicht in die Kirche trauen.

Und was ist für dich, für deinen Mann der Unterschied?

tineli antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0

So wie wir unseren Glauben auslegen macht es aus spiritueller Sicht keinen Unterschied. Das ist sicherlich Diskussionssache, aber wir sehen es so.

Für mich macht das insofern einen Unterschied, als dass ich gewisse Sachen gerne mit meinem Mann zusammen erleben würde. Ich schäme mich ein wenig, im Familiengottesdienst, wenn ich nur mit den Kindern da bin.

Für ihn macht das einen Unterschied, da er zu seinem Glauben stehen möchte und sich nicht feige oder ängstlich sich vor etwas verstecken möchte. Er kommt sich vor, wie jemand, der seinen Glauben verleugnet.

Auch das Gefühl der Gemeinsamkeit spielt eine Rolle, insbesondere an hohen Feiertagen.

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Tineli
 Tineli
(@tineli)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 1380

Das sind alles Dinge, die der Therapeut (m/w) verstehen sollte und die übertragen durchaus auch auf "Fußballstadion" zutreffen für Menschen, die das sehr gerne tun.

Aber über Nacht lässt sich das nicht ändern. Ein PTBS ist zwar gut behandelbar, aber es braucht Zeit. Du kannst deinen Mann anregen, mit dem Therapeuten da offen drüber zu reden. Und dir selbst rate ich, die Scham abzulegen, wenn du allein im Gottesdienst bist.

Gruß, Tineli

tineli antworten
Morran
 Morran
(@morran)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 490
Veröffentlicht von: @anonyma-85ea7af24

Daher versteht se nicht den Unterschied zwischen sich nicht in Fussballstadion trauen und sich nicht in die Kirche trauen.

Und was soll - aus therapeutischer Sicht - dieser Unterschied sein?

morran antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0

Vielleicht, dass man es "einfach" lassen kann?
Fußballstadien ist dann Pech, aber Kirchen möchte jemand unbedingt besuchen können?

Nur ein Gedanke, muss ja nicht stimmen, aber das kommt mir dabei in den Sinn.

Anonymous antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0

mein System spinnt gerade, ich wollte das gar nicht mehr veröffentlichen, kam an den Button links oben (da ist ja noch einer ....)
Hoffe, dass das nicht irgendwie missverstanden wird, mir ging es nur um die Therapeutin die den christlichen Aspekt nicht zu verstehen scheint.
Da ist dann Fußballstadion dasselbe für sie wie ein Kirchenbesuch. Ob es da überhaupt darum ging, dass es "nicht unbedingt nötig ist", weiß ich ja wie gesagt gar nicht. Aber die Therapeutin (notfalls wechseln wenn das geht?) müsste halt schon verstehen (können), warum das eine wichtiger ist als das andere bzw. im Gegensatz zum Anderen elementar wichtig ist.
Und man es daher nicht lassen, sondern geheilt sehen möchte.

So vielleicht verständlicher.

Liebe Grüße
Karibu

Anonymous antworten
Morran
 Morran
(@morran)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 490
Veröffentlicht von: @karibu20

Aber die Therapeutin (notfalls wechseln wenn das geht?) müsste halt schon verstehen (können), warum das eine wichtiger ist als das andere bzw. im Gegensatz zum Anderen elementar wichtig ist.

Nein, das muss sie überhaupt nicht verstehen. Das einzige, was sie verstehen muss, ist, dass ihr Patient Angst hat und diese Angst bewältigen möchte. Ob das Angst vor Fußballstadien, Kirchen oder lila-gelb-gestreift gestrichenen Bahnhofstoiletten ist, kann ihr erstmal völlig egal sein.

morran antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0

Ich verstehe glaube ich, was Du meinst.
Aber wenn ihr Ansatz nun mal ein anderer ist dabei?

Wie gesagt, bleibt ja eh Spekulation hier letztlich.

Aber wenn ihre Bewältigungsstrategien darauf abzielen, es erstmal zu meiden, und/oder dann nur im Fernsehen oder Internet anzusehen, oder raus zu gehen wenn es zu hart wird, oder mit Ohropax und Abdunkelungsbrille hin zu gehen bis es besser wird, man dann aber nichts versteht usw. usw.?

Anonyma schrieb es, also ist es wichtig, und deshalb scheint es elementar zu sein, dass ihr Mann eine Therapeutin hat, die es "richtig" versteht und darauf eingeht.
Jedenfalls, wenn das "erstmal" dann vorbei ist und es ans Eingemachte geht?

lG
Karibu

Anonymous antworten
Morran
 Morran
(@morran)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 490
Veröffentlicht von: @karibu20

Aber wenn ihre Bewältigungsstrategien darauf abzielen, es erstmal zu meiden, und/oder dann nur im Fernsehen oder Internet anzusehen, oder raus zu gehen wenn es zu hart wird, oder mit Ohropax und Abdunkelungsbrille hin zu gehen bis es besser wird, man dann aber nichts versteht usw. usw.?

Solange ihre Bewältigungsstrategien geeignet sind, das Ziel der Angstfreiheit langfristig zu erreichen, dann ist das gut so. Kein Therapeut der Welt kann Anonymas Mann ein Zaubermittel verordnen, mit dem von heute auf morgen die Angst verschwindet und der Gottesdienstbesuch plötzlich wieder möglich ist.
Jeder Therapieerfolg wird in kleinen Schritten (mehr oder weniger) mühsam erarbeitet. Dazu gehören auch Zwischenetappen, die für sich genommen unbefriedigend sind, aber auf dem Weg zum Ziel eben zu passieren sind.

Veröffentlicht von: @karibu20

Anonyma schrieb es, also ist es wichtig, und deshalb scheint es elementar zu sein, dass ihr Mann eine Therapeutin hat, die es "richtig" versteht und darauf eingeht.
Jedenfalls, wenn das "erstmal" dann vorbei ist und es ans Eingemachte geht?

Dass es "erstmal" egal sei, ob jemand sich in Kirchen, Stadien oder lila-gelb gestreiften Bahnhofstoiletten fürchtet, schrieb ich, weil unterschiedliche Ängste gegebenenfalls unterschiedliche therapeutische Ansätze erfordern.
Aber auch wenn es ans Eingemachte geht, ist ziemlich egal, ob die Therapeutin persönlich nachvollziehen kann, warum er in die Kirche gehen möchte. Sie muss nur verstehen, dass er das gerne möchte, aber momentan nicht kann.

Deshalb bin ich der Meinung, dass es objektiv für den Therapieerfolg egal ist, ob die Therapeutin von Anonymas Mann nun die Bedeutung des Kirchenbesuchs aus eigener Anschauung verstehen kann oder nicht.

Natürlich kann sich ein Mensch auch aus ganz subjektiven Gründen von seinem Therapeuten unverstanden fühlen, was dann dem Therapieerfolg im Weg steht. Wenn das der Fall ist, ist ein Therapeutenwechsel wohl anzuraten.

Aber prinzipiell davon auszugehen, dass ein(e) Therapeut(in) nur Menschen helfen kann, deren Problem er/sie aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann, scheint mir nicht sinnvoll.

morran antworten
Anyway
 Anyway
(@anyway)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 332
Veröffentlicht von: @karibu20

Da ist dann Fußballstadion dasselbe für sie wie ein Kirchenbesuch.

Hallo Karibu,
zu diesem Satz aus Psychotherapeutensicht eine kurze Anmerkung. Wenn es jetzt speziell um Angstbehandlung geht, ist die Situation wirklich völlig egal - zumindest aus verhaltenstherapeutischer Sicht. Natürlich macht es für den Betroffenen wahrscheinlich einen Unterschied, ob er ins Fußballstadion kann oder in die Kirche (es sei denn er ist glühender Fußballfan und nicht gläubig), aber die Behandlung, die dahinter steht und die notwendigen Schritte sind absolut identisch. Daher ist es meiner Meinung nach auch völlig irrelevant, ob die Therapeutin selbst gläubig ist oder nicht - zumindest für diesen Teil der Behandlung.

Anders gelagert sieht das Ganze aus, wenn das Thema Kirche/Glauben ursächlich für das Trauma sind. Dann müsste man da etwas anders ran gehen, aber schlussendlich läuft es auch auf Konfrontation mit den Ängsten heraus.

Veröffentlicht von: @karibu20

Aber die Therapeutin (notfalls wechseln wenn das geht?) müsste halt schon verstehen (können), warum das eine wichtiger ist als das andere bzw. im Gegensatz zum Anderen elementar wichtig ist.

Eine gute Therapeutin lässt immer den Patienten festlegen an welchen Themen er zuerst arbeiten möchte (auch hier nur verhaltenstherapeutische Arbeitsweise). Natürlich kann sie korrigierend eingreifen, wenn der Patient sich unter- oder überfordert, aber prinzipiell gibt der Patient vor welchen Themen er sich stellen möchte.

Ich hoffe, das hilft etwas weiter. Schlussendlich konnte ich hier aber nicht rauslesen was für ein Psychotherapeut das ist und Tiefenpsychologen und Analytiker arbeiten anders.

Liebe Grüße
Anyway

anyway antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0

Hallo,

so weit ich weiß ist es ein verhaltenstherapeutischer Ansatz. Er hat leider viele Ängste gehabt und andere Sachen, waren für den Alltag wichtiger und deswegen hat er daran gearbeitet und zum größten Teil erfolgreich muss man sagen. Die gleichen „Wergzeuge“ wendet er bei seiner Angst vor der Kirche an.

Die Angst vor der Kirche als Todesfalle ist eine seiner ausgeprägtesten Ängste, gleichzeitig ist die Kirche nicht so wichtig wie andere Dinge für sein Alltagsleben. Andererseits hat sie eine emotionale Bedeutung für ihn, die die Therapeutin nicht versteht.

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Morran
 Morran
(@morran)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 490
Veröffentlicht von: @karibu20

Vielleicht, dass man es "einfach" lassen kann?

Etwas aus Angst einfach bleiben zu lassen ist zwar ein praktischer Notbehelf, aber nie Therapieziel.

Wenn ein Mensch aus Angst etwas unterlässt, was er eigentlich gern tun würde, dann muss Ziel der Therapie sein, diese Angst zu bewältigen. Dabei ist es völlig egal, ob der Therapeut nachvollziehen kann, dass und warum die Angst den Menschen belastet.

Wer an Flugangst leidet, dem wird sein Therapeut ja auch nicht sagen, er solle doch einfach nicht fliegen, an der Nordsee sei es auch schön, und Fliegen sei sowieso ganz schlecht für's Klima.

morran antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0

Darf ich Dich an dieser Stelle fragen, wieviel Erfahrung Du mit Therapeuten in Deinem Leben gemacht hast?

Egal, ob selber oder mit Kindern oder so.

Liebe Grüße
Karibu

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Morran
 Morran
(@morran)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 490

Genug.

morran antworten


Irrwisch
Beiträge : 3480

Liebe Anonyma,

so, wie ich dich hier schon länger wahrnehme, machst du dir sehr viele Gedanken um deinen Mann.
Manchmal so viele, wie Mütter um ihre Kinder.
Sehr gerne möchtest du ihm dazu verhelfen, dass es ihm gut geht.
Das ist bis zu gewissen Grenzen auch legitim.

Bedenken solltest du aber, dass dein Mann ein erwachsener Mensch ist.
Der zwar im Moment durch seine PTBS etwas eingeschränkt ist.
Ich kann seine Angst aber durchaus nachvollziehen.

Es ist sicherlich schwer, sich Panikattacken auszusetzen.
Dein Mann scheint noch nicht so weit zu sein, diese anzugehen.

Du schreibst, dasss er in Therapie ist.

Als Hinweis für ihn habe ich, dass es manchmal helfen kann, in einer Klinik daran weiter zu arbeiten.
Weil Klinik den Vorteil hat, einmal am Stück Gewesenes aufzuarbeiten.

Ich kenne eine Klinik sehr gut, die auch jeden Sonntag Gottesdienste hat. Wo er in geschütztem Rahmen seine Ängste überwinden lernen könnte.
Chor und Bibelgesprächskreis sein dort ebenfalls im Angebot.
Konzerte, Vorträge, Lesungen gehören zum Kulturprogramm dieser Klinik.
Patienten sind dort aus allen Bundesländern anzutreffen und zum Teil auch aus deutschsprachigen Nachbarländern.

Falls er Interese hat, mag er mich gerne hier anschreiben

Liebe Grüße
Inge

irrwisch antworten
Tagesschimmer
Beiträge : 1243

Dein Mann hat ja ernsthafte Probleme mit Angst. Da hilft meistens tatsächlich mehr, was er in der Therapie lernt, als was wohlmeinende Glaubensgeschwister raten, die auch mal etwas Angst hatten.

In einer Depressionsphase habe ich diese Erfahrung gemacht. Damals hatte ich kaum noch soziale Kontakte, aber hielt es im Gottesdienst einfach nicht länger aus. Es war schon ein riesiges Ding, überhaupt aus dem Haus zu gehen. Ich kam total unter Druck und zog mich weiter zurück, wenn ich belehrt wurde, was ich alles tun kann, um den Standarts wieder zu genügen. Das war Meilenweit von meiner Lebenswirklichkeit entfernt.

Ich habe dann stur alle Ratschläge überhört und gemacht, was mir guttat. Sind wir Glaubensgeschwister denn nicht dazu da, einander auch mal auszuhalten? Ich bin später zum Gottesdienst gekommen, habe mich ganz hinten hingesetzt, bin zwischendrin rausgegangen, war einfach nur Teilnehmer, ohne mitzuhelfen oder die aktiven Mitarbeiter zu loben und bin gegangen, wann es mir richtig erschien. Ich habe mich auch nie festgelegt, ob ich beim nächsten Mal da bin usw.

Dazu braucht man ein Gefühl dafür, was einem guttut. Da hilft die Therapie. Man braucht auch die Kraft, diesen Weg zu gehen. Für mich war es gut, gar nicht so viele Leute zu fragen, sondern mehr Frieden in Gott zu finden, um das zu hören und zu tun, was ich selbst spürte.

tagesschimmer antworten
1 Antwort
Distelnick
(@distelnick)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 1335

Dafür Mal grün von mir!!

distelnick antworten


Herbstrose
Beiträge : 14194

Er hat PTBS, ist Christ, liebt eigentlich Gottesdienste, aber er liebt nicht den Gedanken, dass ihm die Kirche vorkommt, wie eine Todesfalle. Er mag es nicht, jemanden hinter sich sitzen zu haben. Er mag es nicht, dass es bei uns in der Kirche eine erhöhte Empore gibt, wo sich *wer weiß was* dort verstecken könnte.

Diese Gefühle kenne ich von meinem Mann. Er hat zwar nicht PTBS sondern andere Störungen. Aber sein Erleben ist ähnlich. Was du schilderst, hat aber nicht rein mit dem Gebäude "Kirche" zu tun. Vielmehr ist es so, dass eine Reizüberflutung stattfindet, sobald Input nicht nur von einer Seite (z.B. Kinoleinwand, Kanzel ...) kommt, sondern aus verschiedenen Richtungen (z.B. in der Fußgängerzone, im Bahnhof). Der Betroffenen fällt dann schwer herauszufiltern, was ihn betrifft und auszublenden, was nicht für ihn bestimmt ist.

Mein Mann löst das für sich so, dass wir dann im Kino z.B. in der letzten Reihe sitzen. Wenn er mit dem Bus zu einem Termin fährt, hat er Regengeräusche auf den Ohren, so dass anderes ihn nicht erreichen kann. Wenn wir verreisen, konzentriert er sich auf mich. Ich sehe zu, dass ich auf dem Bahnsteig dann einen für ihn geeigneten Warteplatz finde. Im Zug dann, wenn er an seinem Platz sitzt, geht es wieder.

Gleichzeitig aber sehnt er sich danach öfter in die Kirche zu gehen und hat es als Neujahrsvorsatz.

Wie bei allem: die Dosis macht das Gift. Vielleicht wäre es eine Idee, sich einen Platz in der Nähe der Tür zu suchen und einfach zu gehen, wenn es zu viel wird.

Ich wünsche euch auf jeden Fall, dass dein Mann seine Pläne umsetzen kann.

herbstrose antworten
4 Antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480
Veröffentlicht von: @herbstrose

Vielmehr ist es so, dass eine Reizüberflutung stattfindet, sobald Input nicht nur von einer Seite (z.B. Kinoleinwand, Kanzel ...) kommt, sondern aus verschiedenen Richtungen (z.B. in der Fußgängerzone, im Bahnhof). Der Betroffenen fällt dann schwer herauszufiltern, was ihn betrifft und auszublenden, was nicht für ihn bestimmt ist.

Hallo Herbstrose,

ich vermute sehr stark, dass Anonymas Mann mit seiner PTBS nicht unter den Begriff " Reizüberflutung" fällt.

Lieben Gruß
Inge

irrwisch antworten
Herbstrose
(@herbstrose)
Beigetreten : Vor 9 Jahren

Beiträge : 14194

Du weißt aber schon, dass Reizüberflutung bei PTBS triggert?

herbstrose antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0

Wie meinst du das?

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Herbstrose
(@herbstrose)
Beigetreten : Vor 9 Jahren

Beiträge : 14194

Reizüberflutung (zu viele Geräusche, aus zu vielen Richtungen z.B. oder mehrere Leute, die gleichzeitig etwas von einem wollen) kann Panik auslösen. Das äußert sich z.B. in Schweißausbrüchen, unkontrollierbarem Zittern, der Betroffene hält sich die Ohren zu, weil alles zu viel ist ...

herbstrose antworten
andreas
Beiträge : 1806

Hi!

Ich kenne es aus manchen Gesprächen, dass Menschen nicht gern in unsere Kirche zum Gottesdienst kommen, weil sie den Raum mit der Trauerfeier nach einem schlimmen Todesfall in der Familie verbinden.

Aber bei Deinem Mann ist der Wunsch danach, dort hin zu können, größer.
Auch eine Therapeutin, die keine Christin ist, sollte das verstehen. Man muss weder an Sport noch an Religion Interesse haben, um den Unterschied zu kennen. Wenn er klar den Wunsch äußert, können da professionell Schritte vereinbart werden, wie er dort weiterkommt.

Meine Fantasie aus der Entfernung wäre, nicht gleich in einen Gottesdienst zu gehen, sondern erst einmal allein in die Kirche.

Vielleicht auch auf die Empore. Vielleicht den Pastor dort treffen, für sich beten, sich segnen lassen, nach 5 Minuten wieder raus. Die Türen offen lassen, während er drin ist. Vielleicht ist es gut, wenn Du ihn begleitest, vielleicht auch gerade, wenn Du es nicht tust.

Wenn er das einmal im Monat zwei Jahre lang erlebt, ist das mehr als bisher.

Aber der Regisseur dieses Wegs ist er selbst und niemand sonst.

andreas-wendt antworten


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