Angst vor Tabus - was die Deutschen denken, dass man besser nicht offen ansprich

Forscher zum Thema
Hier ein zweiter Focus Artikel.

- Druck auf abweichende Meinungen, um so größer, je geringer der Zusammenhalt in der Gesellschaft. Interessant, dachte eigentlich umgekehrt.

- Die Furcht vor Isolation spielt wohl auch eine Rolle.

- Real life Äußerungen und in socialen Medien sind sehr unterschiedlich, weil man die negativen Reaktionen unterschiedlich transportiert bekommt.

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Ich glaube nicht, dass es wirklich Tabus gibt im dem Sinne, dass man zu bestimmten Themen seine Meinung gar nicht frei äußern dürfte. Ich glaube eher, dass das Problem darin liegt , WIE man diese Themen anspricht und wie man sich klar ausdrückt ohne missverstanden zu werden.

Wenn ich zum Beispiel sage, alle Ausländer seien ein kriminelles Dreckspack, darf ich mich nicht wundern ein Rassist genannt zu werden. Deswegen ist aber Thema "Kriminelle Ausländer" an sich nicht tabu.

Wie mich dieses Opfergewese anödet...
Aha, zwei Drittel der Deutschen haben da also so ein Gefühl, dass man etwas nicht sagen dürfe. Und dann sagen sie's, diese unterdrückten Mehrheitshelden, und dann darf man aber nix dagegen sagen, denn das ist ja irgendwie nicht so schön und würde sie noch weiter unterdrücken.
Und dann kommen die Heldenverteidiger daher: "Man wird ja wohl noch sagen dürfen!"

Ich hab mal - und Achtung, jetzt wird's ganz doll ausländerfeindlich und rassistisch! - vor rund 20 Jahren einer Szene in einem Kaufhaus zufällig beigewohnt, da kam es zu einer Art Tumult an der Kasse. Eine füllige Frau, so um die 50 herum und mit volumniösem Stimmorgan, heulte und kreischte und ruderte mit den Armen und ließ sich nicht beruhigen. So genau war nicht auszumachen, worum es ihr ging, da sie ja nur wenige deutsche Brocken in ihren Sermon mischte. Es lief anscheinend darauf hinaus, dass ihr das Geld zum Bezahlen fehlte, weil man ihr - Alarm, Alarm! - die Geldbörse gestohlen habe. Aber sie müsse die Ware mit heim bringen, sonst werde ihr Mann oder ihr Vater oder Bruder - irgendein böser Prügler auf jeden Fall - sie schlagen. Und nun bestand doch tatsächlich ein Angestellter des Kaufhauses, der sie dabei erwischt hatte, wie sie ohne zu Bezahlen den Kommerztempel verlassen wollte, darauf, dass dies so nicht ginge. Und nicht nur dies: dass die Angelegenheit der Polizei gemeldet werde...
Ich kam mir vor wie in einem griechischen Theaterstück. Die Frau schrie und kreischte, dann wieder redete sie hastig (auf Rumänisch oder Bulgarisch oder sonst einer mir unbekannten Sprache) auf die Umstehenden ein, auf die Kassiererin, den Hausdetektiv, auf die umherstehenden Gaffer (nicht auf mich, ich hielt mich als Gaffer in der zweiten Reihe, Fremdschämen geht besser im Verborgenen). Man müsse ihr helfen, daheim werde sie geschlagen, es sei ein Verbrechen geschehen, der Dieb ihrer Geldbörse müsse ausfindig gemacht werden...

Und ich dachte so bei mir: "Wie kann sie glauben, dass sie mit dieser Opferlamm-Posse durchkommt? Das kann sie doch nicht ernsthaft annehmen, dass man ihr glaubt, dass man sich darauf einigt, dass ihr Unrecht geschehen sei und also geholfen werden müsse? Kommt sie aus einer Kultur, in der eine solche Aufführung als normal, als nachvollziehbar, als in Ordnung verstanden wird? In welcher so ein Verhalten eine erfolgverstprechende Strategie ist? Das ist doch kaum möglich, so eine Kultur würde doch nicht funktionieren."

Heute greint also laut Studie eine gesellschaftliche Mehrheit so herum wie die Frau damals, tanzt den Opferposen-Rumba. Freilich in der Billigversion. Aus "Man hat mich bestohlen!" wurde der Refrain: "Ich trau mich nicht, was zu sagen, sonst...!"
Ja, sonst was? Sonst kommt der Shitstorm? Tja nu - Shit happens und wer keinen Regen verträgt, soll halt nicht ohne Friesennerz in's Freie gehen.
Aber tatsächlich kommt der große Shitstorm überhaupt nicht, wenn Friede Müller von nebenan über die Ausländer was Schlechtes sagt. Tatsächlich nicken ihre Kaffeekranz-Freundinnen vielmehr zustimmend, insbesondere, wenn sie, nachdem sie was Schlechtes über die Ausländer gesagt hat, noch ein "aber das darf man heute ja nicht mehr sagen!" hinterherschiebt.
Wie erbärmlich, das Ganze! Wie erbärmlich, diese Pose.
Ja, dann spielt doch weiter die Opfer. Dann bestätigt Euch doch weiter gegenseitig, wie ungerecht Ihr behandelt werdet, wenn die Provokatiönchen, die Ihr, vor Bekennermut zitternd, so von Euch gebt, tatsächlich eine Reaktion hervorrufen, die über gelangweilte Indifferenz hinausgeht. Dann seid doch ein Volk der auf der Fernsehcouch, hinterm Monitor und im SUV im Stau sitzenden Empörten und Beleidigten! Was soll man dazu schon sagen? Letztlich ist's ein ästhetisches Problem, Argumente bringen da soviel wie bei verschmiertem Kajal. Heulen macht häßlich, vor allem, wenn die Tränen falsch sind.

Der häßliche Deutsche von heute - der greint.*

*Denn konstruktives Engagement ist viiiel zu anstrengend.

Ich kann jedes Thema ansprechen.
Es kommt darauf an, wie ich das tue.
Dabei muss ich einkalkulieren, dass ich mit Themenstellung und -auswahl nicht gut ankomme. Das habe ich dann eben auszuhalten.
Rechthaberisch und besserwisserisch zu werden, bringt nichts.
Für eine Sache werben, schon.
Und dennoch kann ich mit meinen Aussagern alleine da stehen.
Das muss ich aushalten können.
Andererseits: Ich will nicht über alles diskutieren. Das dann genau so zu sagen, nehme ich mir das Recht heraus.
Es ist aber sehr schwer, immer freundliche Gelassenheit aufzubringen.
Daran, denke ich, scheitert dann vieles.
Ansprechen kann ich aber alles.
(Ob es immer klug ist, ist ein neues Thema...)

Hi,

das ist ja echt krass was so alles gefragt wurde und wie ehrlich man da ist.

Da gab es einige Dinge die mich auch gestört hat und das ist bis in den Gemeinden eingedrungen.

Man spricht nicht darüber. Schweig!

Mehr als die hälfte der Deutschen finden den "Gender(dings)" einfach nur überzogen (ich gehöre dazu).

Also ich schäme mich nicht heikle Themen offen auszusprechen. Nicht nur aus christlicher Überzeugung, sondern auch aus persönlicher.

Die Ehe ist dem Mann und der Frau vorbehalten. Das ist ein Punkt wo ich sicherlich oft angegriffen werde, aber ich trotzdem keine Scheui habe.

Auch vollverschleierte Muslime sind mir ein Dorn im Auge und deren Distanz zu unserem Rechtsstaat. Ich spreche das offen aus.

Ach, da gibt es viel.

Ich finde diese Umfrage super.

Max

Solange sich Menschen trauen zu sagen, dass man heutzutage seine Meinung nicht offen äußern dürfe, kann es nicht so arg um Deutschland bestellt sein. 😀