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Antirassismus = manchmal auch Rassismus??

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Blackhole
Themenstarter
Beiträge : 1112

Eine seltsam klingende Überschrift, ich weiß.

Daß Rassismus immer scheiße ist, egal wo und in welcher Form, da sind wir uns hoffentlich alle einig.

Zuweilen frage ich mich aber ehrlich, ob so manche die sich für die glühendsten Antirassisten halten, lieber mal ihre eigenen Assoziationen überprüfen sollten.

Ich weiß nicht, wer beim ZDF auf die Idee kam, daß im Kinderlied "Die Affen rasen durch den Wald" People of Color gemeint sind. Ich hatte diese Assoziation als Kind nicht. Ich dachte einzig und allein an AFFEN, an nichts anderes.
Wie kommt man nun darauf daß sowas gemeint wäre, wenn man nicht selbst diese Assoziation im Kopf hätte?

Genauso wie bei "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?"
Auch da wüsste ich nicht, daß wir als Kinder jemals eine afrikanische Herkunft assoziiert hätten.

Neulich auch was gelesen: Irgendwelche hässlichen Bankerkobolde bei Harry Potter sollen antisemitische Vorurteile schüren, dazu wurde eine Karikatur aus dem Stürmer gezeigt.
Gierige Kapitalisten sind also alles Juden, oder umgekehrt??
Da sollte jemand lieber einmal über seine eigenen Klischees nachdenken!! Mein Verhältnis zum Judentum hat zugegebenermaßen Risse, aber nicht deswegen, weil ich Juden alle für gierige Kapitalisten halten würde, sondern weil ich sehr fanatische, giftige und ja, rassistische Debatten während einer Bombardierung des Gazastreifens erlebt habe!

Etwas anderes ist die Kutsche, die König Willem-Alexander gerade einmotten ließ. Da huldigen schwarze Menschen einer weißen Frau und knien vor ihr, und da steht auch noch: "Huldigung der Kolonien". AUTSCH!!
Ja, wird Zeit daß diese Kutsche ins Museum kommt.

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107 Antworten
GoodFruit
Beiträge : 2561

Es ist oft so, dass im Grunde genommen ganz harmlose Dinge, verdorbene Vorstellungen von Menschen getriggert können, und die dann daraus ein großes Ding machen.
Klar, dass dann die unreinen Assoziationen dieser Menschen das Problem sind - aber drunter leiden müssen alle.

Das geht in die Richtung, die Manfred Lütz feststellte, als er das Buch "Irre! Wir behandeln die Falschen" schrieb.

Die Gesellschaft ist komplett gaga - und der Normalo landet auf der Couch ...

Da ließen sich noch viel mehr Beispiele finden - nicht nur im Bereich rassistischer Vorstellungen.

goodfruit antworten


Lucan-7
Beiträge : 21304
Veröffentlicht von: @blackhole

Zuweilen frage ich mich aber ehrlich, ob so manche die sich für die glühendsten Antirassisten halten, lieber mal ihre eigenen Assoziationen überprüfen sollten.

Ich stimme dir vollkommen zu!

Es ist tatsächlich oft nicht eindeutig, und da sage ich mir auch, dass man lieber vorsichtig sein soll. Aber manchmal schießt man auch eindeutig über das Ziel hinaus. Und es ist tatsächlich ein erheblicher Unterschied, ob man einen Juden als "hässlichen Menschen mit langer Nase" darstellt... oder ob man die Darstellung eines hässlichen Menschen mit langer Nase als "Juden" identifiziert, obwohl gar kein entsprechender Zusammenhang gegeben ist.

Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit Bekannten, von denen einer sich in einer anderen Firma bewerben wollte. Darauf hin antwortete ein anderer, er solle aufpassen, dass der Chef dort kein Rassist ist. Denn der Mann, der sich bewerben wollte, ist schwarz.

Es war eindeutig, dass die Bemerkung bei einem Nicht-Schwarzen in dieser Form nie gefallen wäre... und da habe ich mich auch gefragt, ob die Assoziation "Schwarzer Mann" - "Rassismus" nicht selbst bereits einen gewissen Rassismus birgt... denn warum sollte ich so etwas überhaupt erwähnen? Auch wenn es "gut gemeint" war... die Bemerkung war völlig überflüssig und betonte einen Unterschied, wo keiner sein sollte.

Veröffentlicht von: @blackhole

Ich weiß nicht, wer beim ZDF auf die Idee kam, daß im Kinderlied "Die Affen rasen durch den Wald" People of Color gemeint sind. Ich hatte diese Assoziation als Kind nicht. Ich dachte einzig und allein an AFFEN, an nichts anderes.
Wie kommt man nun darauf daß sowas gemeint wäre, wenn man nicht selbst diese Assoziation im Kopf hätte?

Sehe ich grundsätzlich genau so. Allerdings gibt es Hinweise, dass das Lied ursprünglich tatsächlich einen rassistischen Unterton hatte.

Und im Grunde kann man hier nur alles falsch machen: Verwendet man ein versteckt rassistisch gemeintes Lied weiter, so ist das falsch. Verwendet man es aber nicht mehr, obwohl es längst nicht mehr rassistisch verstanden wird, werden die Klischees darin indirekt bestätigt.

Ich selber würde ja etwas mehr Gelassenheit im Umgang mit diesen Dingen fordern... als weißer Mann, der selbst keiner Diskriminierung ausgesetzt ist, sollte ich mich hier aber auch besser zurückhalten.

Ich halte es allerdings für völlig illusorisch, die Welt frei von jeglicher Diskriminierung zu machen. Deshalb sollte die Frage immer lauten, wo denn die größten Baustellen liegen.

Und wenn Kinderlieder wie das mit der Affenbande tatsächlich zu Rassismus in einer Gesellschaft beitragen können, dann stimmt etwas Grundsätzliches in dieser Gesellschaft nicht - und genau dort müssen wir dann auch ansetzen.

lucan-7 antworten
Jigal
 Jigal
Beiträge : 3777

Es steht vieles in Kritik. Bei den Affen denken Kinder natürlich an Affen,
es gab aber auch Rassisten die Afrikaner mit Affen gleich setzten.

Beim Fangspiel wer hat Angst vor dem Schwarzen Mann geht es doch ums Fangen. Ich habe mal gehört der schwarze Mann war damals eher der Schornsteinfeger, es gab mal eine Serie über Kinder die in die Kamine kriechen mussten um sie zu reinigen. Das waren arme Kinder,
also war vielleicht auch Vorsicht geboten nicht bestohlen zu werden.

Mir ist auch der Strubbelpeter eingefallen, der auch in der Kritik steht.
Mit der Geschichte mit dem Mohren spricht er sich aber gerade gegen Rassismus aus. Die Kinder die sich lustig machen werden ins Tintenfass gesteckt.

jigal antworten
1 Antwort
Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 17470
Veröffentlicht von: @jigal

Beim Fangspiel wer hat Angst vor dem Schwarzen Mann geht es doch ums Fangen. Ich habe mal gehört der schwarze Mann war damals eher der Schornsteinfeger

Als Kind eines Pfarrers habe ich natürlich immer an Pfarrer gedacht ... 😀

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lhoovpee
Beiträge : 2789

Grundsätzlich gebe ich dir recht.
Aber es kommt nicht nur darauf an, was Kinder dabei denken oder was der Autor des Werkes mal damit gemeint hat, sondern wie das Werk heute genutzt wird und wie es verstanden wird.

Beispiel: Bei "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" habe ich immer an ein Schornsteinfeger gedacht. Das änderte sich als in der weiterführende Schule ein schwarzer Schüler mit diesen Spruch diskriminiert wurde. Dem harmlosen Satz wurde eine neue Bedeutung eingehaucht.

Ob das umdichten des Werkes dann die richtige Lösung ist, kann allerdings angezweifelt werden. Das eigentlich Problem wird damit nicht tangiert.

lhoovpee antworten
Tagesschimmer
Beiträge : 1211

Ja, ich sehe es auch so, dass manchmal ganz harmlose Menschen verunsichert und ausgegrenzt werden, besonders ü 60er und allgemein Leute, die die schnellen Medien nicht so aktuell verfolgen. Genau deine Beispiele treffen es ganz gut. Ich habe bis heute bei Affen an Affen gedacht 😊 .

Mir geht es in manchen Gesprächen so, dass ich mich wie in einem Mienenfeld bewege und versuche, die Worte zu verwenden, die mein Gegenüber benutzt, um überhaupt mal über Inhalte sprechen zu können.

Äußerlichkeiten statt echte innere Haltungen,
schnelle Schlagworte statt Verständnis,
Fronten statt Freundlichkeit…

Aber in der Gemeinde soll es anders sein. Da gebe ich nicht auf.

tagesschimmer antworten


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