Bekommen die falschen Leute Kinder?
Hey,
ich hab neulich eine Grafik(Cartoon-Stil, Kategorie Propaganda, nicht Statistik) gesehen aus den Dreizigern und dachte mir... hm. die diskussion ist nicht veraltet, das werfe ich mal in den Raum 😉
Dargestellt war die durchschnittliche Anzahl von Kindern bezogen auf bestimmte gesellschaftliche Gruppen.
Akademiker bekämen 1,x Kinder
Mittelschicht 1,y
bildungsferne (man bedenke die zeit) 4,x
Kriminelle 5+ (ich glaube, es waren 7, ist ja erstmal egal, keiner der Damals lebenden Personen bekommt heute noch Kinder, zumindest wäre es SEHR unüblich)
Erklärtes Ziel des Elterngeldes war es, Akademikerinnen das Kinderkriegen zu versüßen, weil ihre Gehaltseinbußen damit deutlich geringer ausfallen. Hintergedanke: davon wollen wir mehr (aka - von den anderen haben wir genug?).
ich habe in der Vergangenheit oft die sehr platte Rechnung aufgestischt bekommen, wonach wir zu jahreszahl X (ich meine, es waren 10 jahre später etwa) muslimisch sein würden, weil Muslime in Deutschland halt 5 und deutsche nur 1,3 Kinder bekommen würden.
Im Zusammenhang mit desaströsen Ergebnissen bei den Schuleingangsuntersuchungen nicht nur hier sondern überall in deutschland, nach denen bei über 30 % der Schulanfängern behandlungsbedürftige Defizite Bezüglich Sprache, Verhalten, Entwicklung vorliegen, stellt sich die Frage:
Bekommen etwa die falschen Leute (zu viele) Kinder?
(Ich empfinde die Frage als provokativ, aber mindestens Unterschwellig erscheint mir dieser "Glaubenssatz" sehr weit verbreitet - es fällt mir schwer, mein eigenes Empfinden dazu zu greifen.)
@streptococcus
Bekommen etwa die falschen Leute (zu viele) Kinder?
Tendenziell würde ich die Frage mit "ja" beantworten, aber die Statistik halte ich nicht für hilfreich - auch nicht auf heutige Zeit übertragen.
Akademiker haben wir eh viel zu viele, dafür fehlt es beim Handwerk ganz massiv... und ich sehe auch nur indirekt einen Zusammenhang zwischen Bildung und der Fähigkeit, Kinder zu erziehen (Völlig unabhängig ist das nicht voneinander).
Natürlich braucht es dafür eine gewisse Bildung und ein Mindesteinkommen... aber wirklich entscheidend sind die vermittelten Werte.
Also jene Werte, die gesellschaftlich relevant sind... Demokratie, Respekt und die Bereitschaft, sich seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen.
Und da hapert es doch recht häufig... um wie viel genau, da werden wir uns wohl nie einig.
Bekommen etwa die falschen Leute (zu viele) Kinder?
So eine Frage (zu viele oder zu wenige) ließe sich erst beantworten, wenn das Ziel benannt würde. Zu viel für was?!
Erklärtes Ziel des Elterngeldes war es, Akademikerinnen das Kinderkriegen zu versüßen, weil ihre Gehaltseinbußen damit deutlich geringer ausfallen. Hintergedanke: davon wollen wir mehr (aka - von den anderen haben wir genug?).
Der Witz dabei: viel gebracht hat es nicht. Ausser, dass eben Angehörigen der "Macht-Schicht" (Akademikerinnen, bzw. ihren Familien) da Geld zugeschustert wird, das möglicherweise an anderer Stelle sich eher rentieren würde hinsichtlich dessen, zu wie guten Bürgern Kinder erzogen werden. Das ist insofern nicht überraschend, als die Mächtigen dazu tendieren, die Gesetzgebung hinsichtlich ihrer Interessen zu formen und dabei den "Gerechtigkeitsgedanken" vorzuschieben.
ich habe in der Vergangenheit oft die sehr platte Rechnung aufgestischt bekommen, wonach wir zu jahreszahl X (ich meine, es waren 10 jahre später etwa) muslimisch sein würden, weil Muslime in Deutschland halt 5 und deutsche nur 1,3 Kinder bekommen würden
Naja, 10 Jahre wäre aus statistischer Sicht wohl eine seeeeeeehr gewagte Prognose. Aber das Argument, wonach Kinder von muslimischen Müttern (Väter spielen bei der "Vererbung" von Religion im Vergleich mit den Müttern eine nachgeordnete Rolle) tendenziell auch als Erwachsene noch eher Muslime als Katholiken sind, ist ja empirisch belegbar (Kinder von Christen sind tendenziell auch als Erwachsene noch Christen, jedenfall deutlich häufiger als Hindus, Buddhisten, Muslime oder Paganisten). An dem Argument ist also etwas dran, allerdings muss bedacht werden, dass deutsche muslimische Frauen in der zweiten oder dritten Generation im Schnitt nur noch ungefähr soviele Kinder bekommen wie die durchschnittliche Frau: Integration in eine Gesellschaft betrifft offenkundig nicht zuletzt auch die Familienplanung. Wo unterschiedliche Geburtenraten mit Bezug auf Religiosität einen Unterschied machen, läßt sich derzeit dagegen in Israel betrachten: die Ultra-Orthodoxen Juden bekommen deutlich mehr Kinder im Vergleich zu den säkularen Israelis, was sich nun eben auch in der Politik bemerkbar macht.
Im Zusammenhang mit desaströsen Ergebnissen bei den Schuleingangsuntersuchungen
Wäre dies denn das zu lösende Problem? Dass Kinder bei der Einschulung Defizite aufweisen?
Falls ja: Wäre es realistischerweise eine effektive Lösung, bestimmten Leuten das Kinderkriegen zu vermiesen (wie genau?) und bestimmte Leute zum Kinderkriegen zu motivieren (per Elterngeld hat's nicht funktioniert, also auch hier: wie genau)?
Oder wäre es eine realistischere Lösung, statt Elterngeld zu zahlen noch deutlich mehr sich staatlicherseits um die Vorschul-Kinder zu kümmern, beispielsweise indem schwangere Frauen mit geringem Einkommen zusätzliche medizinische Angebote bekommen und z.B. kostenlos gesundes Essen (die Benachteiligung fängt schon im Mutterleib an, je nachdem, wie gesund oder ungesund die Schwangere lebt, bzw. zu leben gezwungen ist), oder indem Krippenplätze nicht nur flächendeckend für sozial Schwache kostenfrei angeboten, sondern auch in den entsprechenden Bevölkerungsschichten hinreichend niederschwellig beworben werden?
Das Deiner Frage eigentlich zugrunde liegende Problem ist jenes, dass hierzulande sowohl Reichtum wie auch Armut "vererbt" werden, weil letztlich die Eliten ihre Interessen in die Gesetzgebung einfließen lassen. Dazu vielleicht interessant dieser Vortrag von Michael Hartmann, der die interessanten Bezüge zum Erstarken des Rechtspopulismus erläutert. Der Gedanke, dass "die falschen Leute" die Kinder kriegen, ist ja immer schon eine im faschistisch-totalitären Milieu verbreitete Idee gewesen mit entsprechenden Problemlösungsphantasien, vom Karnickelorden bis zur "Euthanasiehilfe" bei Erbkranken oder sonstwie nicht zum Ideal des properen Vorzeigebürgers passenden Menschen.
In den USA findet die Idee, dass Fürsorgeprogramme für alleinerziehende Frauen auch letztlich darauf hinaus liefen, dass die falschen Frauen falsche Kinder kriegen und dass überhaupt alle Sozialleistungen an wirtschaftlich Schwache nur dazu beitrügen, dass die Falschen Leute sich vermehren, in der rechten Hälfte der Gesellschaft stetig mehr Gehör: es läuft auf die stets selbe Idee hinaus, die seit hunderten von Jahren im Interesse der Reichen und Mächtigen die Angst vor dem ungebildeten Pöbel und somit die Skepsis gegen demokratische Ideale per se bestärkt. Gerade vorhin hab ich mir mal den Wiki-Artikel zu John Stuart Mill durchgelesen, um so eine Ahnung zu kriegen, wo im Rahmen des Liberalismus solche anti-demokratischen Denkfiguren herstammen. Mills Vater war ja einer der Erfinder des Utilitarismus und erzog seinen Sohn so richtig als Vorzeigemodell für seine Thesen (man schaue sich mal an, was der kleine John da so in seinen ersten 14 Lebensjahren für ein Program zu absolvieren hatte: verglichen damit bin ich so bildungsfern wie ein Neandertaler erzogen worden 😀 ). Entsprechend waren dann später seine Einstellungen zu Bildungs- und Wahlrechtsfragen.
Um nicht falsch verstanden zu werden: die Positionen, die Mill vertrat, waren durch und durch vernünftig und er war - z.B. was das Frauenwahlrecht anging - seiner Zeit durchaus voraus. Aber während er für das Wahlrecht von Frauen eintrat, trat er gleichzeitig für ein gestaffeltes Wahlrecht ein, nach welchem die Stimmen von gebildeten Leuten mehr Gewicht haben sollten als die von Ungebildeten. Und woran wäre das Bildungsniveau der Wähler festzumachen gewesen? Am Geldvermögen. Entsprechend der Regel, wonach Vermögendere auch gebildeter sind, hätten also Mills Ansicht nach die Reicheren auch gewichtigere Stimmen bei politischen Wahlen gehabt als die Armen.
Diese Angst vor der Macht des Pöbels, die ja im Prinzip gut begründet ist, hat also im liberal-konservativen Milieu eine lange Tradition. Und es hat auch eine lange Tradition, der Problematik, dass wirtschaftlich Schwächere per Familienherkunft regelmäßig auch ungebildeter sind, nicht etwa dadurch beizukommen, dass man den wirtschaftlich Schwächeren (per fairerer Verteilung des gesamtgesellschaftlich erwirtschafteten Vermögens) hilft - sondern dass man ihren Einfluß zu marginalisieren versucht.
Der Gedanke, dass "die Asis zu viele Kinder kriegen, die nachher verwahrlosen, während Stütze und Kindergeld von den Alten versoffen werden", ist so weitverbreitet, wie er in der Tendenz falsch ist (es gibt wenige solche Fälle, aber zumeist wenden sozialhilfebedürftige Eltern sehr wohl die geringen Mittel, über die sie verfügen, auch für das Wohl ihrer Kinder - so, wie sie es verstehen - auf, statt sie zu versaufen): es ist ein Gedanke, der übrigens gerade in der unteren Mittelschicht weite Verbreitung hat, in jener Schicht also, in welcher die Abstiegsängste dafür sorgen, dass das Abgrenzungsbedürfnis zu der Unterschicht am drängendsten ist.
Und dieser Gedanke wird nicht etwa durch stete Aufklärung entkräftet, sondern in Form tausender TV-Formate und Zeitungsartikel immer und immer weiter gefüttert: die kleinen Leute sollen so mit ihrer Abneigung zu den noch kleineren Leuten beschäftigt werden, dass sie nicht danach fragen, was die Eliten eigentlich so treiben und woher deren Paläste angesichts des Bildungsnotstands bei den Vorschulkindern immer noch beheizt werden können - samt Swimmingpool auf der dritten Etage der Edel-Yacht.
@hkmwk Wem gehört diese Edelyacht?
Vermutlich der KI, mit der das Bild erstellt wurde. 😉 (Hab das erste hübsche Bild verwendet, dass Google mir bei der Eingabe "Luxus-Yacht" vorschlug.)
@jack-black ich habe mich ganz kurz gefragt, ob es einen Karnickelorden gab 🤣
@streptococcus
Nannte sich Mutterkreuz.
@streptococcus Den Begriff kenne ich, seit ich ein kleines Kind war: damals hörte ich von einer Tante, wie die verächtlich über eine andere Familie (bzw. die Mutter in jener Familie) redete, die in irgendeiner Lokalität, wo wir eingekehrt waren, in schierer Heeresstärke einfiel: "Na, der hätte der Führer wohl eigenhändig den Karnickelorden um den Hals gelegt. Nicht, dass es ihr groß gehoben* hätte...!"
Als kleiner Junge, der begeistert von dem war, was so im Kaninchenstall unserer Nachbarn zu beobachten war (ich bekam schließlich nur ein erbärmliches einzelnes Meerschweinchen, dass forthin mit all meiner Liebe zugeballert wurde ausserhalb der Zeiten, wo ich seinen Stall säubern sollte...), wollte ich natürlich wissen, was ein Karnickelorden sei.
*Nehm'Se Jrün, Gnädichste, dit hebt Ihne!
es läuft auf die stets selbe Idee hinaus, die seit hunderten von Jahren im Interesse der Reichen und Mächtigen die Angst vor dem ungebildeten Pöbel und somit die Skepsis gegen demokratische Ideale per se bestärkt.
Eigentlich haben die Reichen und Mächtigen nichts gegen "ungebildeten Pöbel", ganz im Gegenteil: Wem Bildung fehlt, der ist leichter zu beeinflussen und hinterfragt die Dinge weniger. Nicht umsonst neigen rechtspopulistische Parteien eher dazu, Gelder im Bereich Bildung und Forschung zu kürzen. Für die Zwecke des intelligenten Nachwuchses, den man ja auch in einem gewissen Umfang braucht, dienen dann Privatschulen, in denen man für das entsprechende ideologische Umfeld sorgt (statt es dem Staat zu überlassen).
@lucan-7 Eigentlich haben die Reichen und Mächtigen nichts gegen "ungebildeten Pöbel", ganz im Gegenteil: Wem Bildung fehlt, der ist leichter zu beeinflussen und hinterfragt die Dinge weniger.
Das ist richtig, mir ging es allerdings um die Marginalisierung des "Pöbels" hinsichtlich politischer Teilhabe. Menschenskinder, jetzt verwende ich diesen diffamierenden Begriff auch schon, na, wenigstens denk ich noch an die Gänsefüßchen... 😀 Woraus ich hinaus wollte, ist der Umstand, dass es ganz im Sinne der Herrschenden - divide et impera - ist, wenn die unteren Schichten damit beschäftigt sind, sich gegenseitig zu belauern und zu mißtrauen und zu verachten. Es gehört ja ein gewisses Maß an Unbildung dazu, z.B. "die Asis" so zu verachten, wie man es auf Stammtischniveau häufig mitbekommt: wer gebildeter ist, weiß (sobald er mal ein paar Gedanken daran verschwendet, kann er's zumindest wissen) dass Armut und damit einhergehende Unbildung strukturell verstanden werden müssen, also gar nicht so sehr in der persönlichen Verantworung liegen, wie man angesichts der heftigen Verachtung des Prekariats durch Leute der (unteren) Mittelschicht vermuten könnte. Im übrigen stören dysfunktionale Menschen aus der Unterschicht die Reichen auch gar nicht so sehr, weil sie nicht als Konkurrenz begriffen werden.
Nimm dafür mal das hier diskutierte Problem mit den "schuluntauglichen" Erstklässlern. Wer richtig reich ist, wohnt in Gegenden, in denen auch die anderen reich sind und Schulen in solchen Einzugsgebieten haben derartige Probleme gar nicht: bei denen handelt es sich sozusagen um umgekehrte Brennpunkt-Schulen mit vollen (Spenden) Kassen, weil betuchte Eltern sich ja nicht lumpen lassen, wenn die Schule, auf die ihr Kind geht, mal etwas Unterstützung braucht bei der Anschaffung neuer Sportgeräte oder der Ausstattung der Computerräume oder der Unterstützung einer Schultheatergruppen-Reise in's benachbarte Ausland und so weiter und so fort. Mal ganz abgesehen davon, dass Privatschulen, gern gleich noch als Internate im Ausland, für Reiche jederzeit eine Alternative darstellen, falls ihnen das heimische Schulumfeld nicht paßt. Wenn Dein eigenes Kind nicht dadurch tangiert wird, dass in seiner Klasse ein halbes Dutzend Problemfälle einen geregelten Unterricht praktisch unmöglich machen - dann juckt Dich sowas auch nicht: im eigenen Alltag kommt es nicht vor. Daher hast Du dann auch keine solche emotionale Beziehung zu dem Thema. Im gewissen Sinne verhält sich das Problem mit den dysfunktionalen Kindern bei der Einschulung für Reiche analog dem Problem der Brotpreise für Marie Antoinette (jaja, die Worte wurden ihr in den Mund gelegt, aber doch nur, weil sie eben situativ so perfekt passten): die relative Armut , die nicht zurückgeht, sondern zunimmt, ist für die Herrschenden kein Alltagsproblem, das praktisch gelöst werden müsste.
@streptococcus
ich hab neulich eine Grafik(Cartoon-Stil, Kategorie Propaganda, nicht Statistik) gesehen aus den Dreizigern
Das ist nun wirklich sehr provokativ, seinerzeit hat dieses Denken zu Euthanasie und »Rassenhygiene« geführt.
Auch wenn wir den Rassismus im engeren Sinne ausklammern, wenn heute Kinder, die bei etwas Förderung ein glückliches Leben haben können (Paradebeispiel: Down-Syndrom) lieber abgetrieben werden (klar, spart Geld, so funktioniert der »Kapitalismus«), zeigt das, wie unmenschlich so ein Denken ist.
Bekommen etwa die falschen Leute (zu viele) Kinder?
Tendenziell bekommen die Leute so viele Kinder, wie sie sich wünschen. Ob Kondom oder Enthaltsamkeit: mehr oder weniger wirksame Maßnahmen zur Geburtenbegrenzung gabs schon immer. Und für Statistiken wie die von dir zitierte reicht eine Wirksamkeit von 90% aus, um in etwa an das »Wunschergebnis« zu kommen.
Warum haben Akademiker so wenig Kinder? Weil sie auch kinderlos im Alter keine Angst haben müssen, arm zu werden (gilt für das heutige »akademische Proletariat« so nicht mehr). Gute Sozialleistungen sind der beste Weg, die »falschen« Leute dazu zu bringen, weniger Kinder zu haben. In D hat die Rentenreform von Adenauer (und das »Wirtschaftswunder«) um sog. »Pillenknick« geführt …
Warum haben Akademiker so wenig Kinder? Weil sie auch kinderlos im Alter keine Angst haben müssen, arm zu werden (gilt für das heutige »akademische Proletariat« so nicht mehr). Gute Sozialleistungen sind der beste Weg, die »falschen« Leute dazu zu bringen, weniger Kinder zu haben. In D hat die Rentenreform von Adenauer (und das »Wirtschaftswunder«) um sog. »Pillenknick« geführt …
Ich denke, ein weiterer Faktor ist, dass sich manche Akademikerinnen auch denken, dass sie doch nicht studiert haben, um dann einen Karriereknick hinnehmen zu müssen oder gar nicht erst soweit zu kommen wie ihre männlichen Kollegen.
gilt für das heutige »akademische Proletariat« so nicht mehr
Ja, das merke ich. Ich habe auch nicht nennenswert mehr verdient als jemand, der nach Mittlerer Reife oder Abi eine vernünftige Berufsausbildung gemacht hat. Nur das letzterer viel früher angefangen hat, Geld zu verdienen.
Gute Sozialleistungen sind der beste Weg, die »falschen« Leute dazu zu bringen, weniger Kinder zu haben.
Jetzt mal ganz boshaft: Wenn ich mich so umschaue, dann scheint es in der Praxis gerade anders auszusehen, nämlich dass gute (reichliche) Sozialleistungen die "falschen" Leute dazu bringen, mehr Kinder zu haben.
@bepe0905 kannst du das statistisch zeigen oder ist das eine subjektive Wahrnehmung? 😉
@streptococcus
Natürlich ist das eine subjektive Wahrnehmung. Wobei ich mich bemühe, hier die "üblichen Mainstream- und Stammtisch-Bemerkungen" mal außen vorzulassen. Im wesentlichen stützt sich meine (etwas flapsige) Bemerkung aus meinem Beitrag oben auf 2 Erfahrungen:
1. Wie die meisten von euch wohl wissen, war ich über Jahrzehnte hinweg als Mitarbeiter und Leiter in Jugendgruppen aktiv. Obwohl es christliche Gruppen waren (mit überwiegend evangelischen Mitgliedern) machten wir immer Werbung im "nichtchristlichen Umfeld" und nahmen zu Jungschar-Sommerfreizeiten bis zu ca. 15% der Teilnehmer solche Kinder mit, die über die Stadt oder Hilfsorganisationen vermittelt wurden. Und dadurch bekam ich teilweise gute Kontakte und Einsicht in deren Umfeld und zu den Eltern/ Geschwistern und Lebensumständen.
2. Meine Frau hatte sich in ihrer Jugend/ Schulzeit in einem "Sozialteam" engagiert, das sich in 2 "Problem-Wohnbezirken" unserer Stadt um Kinder kümmerte. Später arbeitete sie kurze Zeit als Lehrerin (u.a. wieder in einem "Problem-Vorort") und danach als Erzieherin in einigen KiTas. Und da sie sich nie damit begnügte, einfach ihre Stunden abzuleisten, sondern stets versuchte, die Eltern "mitzunehmen", werte ich ihre Erfahrungen als sehr authentisch und vertrauenswürdig.
Nun ist es ja so, dass subjektive Wahrnehmungen immer "im Auge des Betrachters", also in dessen Blickfeld liegen, also kaum jemals einen gesellschaftlichen Gesamtstand beschreiben können. Sie zeigen also lediglich ein Mosaiksteinchen - aber die Frage bleibt, aus wie vielen solcher Mosaiksteinchen sich ein Gesamtbild zusammensetzt.
@bepe0905 (zum Beitrag)
nämlich dass gute (reichliche) Sozialleistungen die "falschen" Leute dazu bringen, mehr Kinder zu haben.
Mag kurzfristig so sein, aber langfristig (über zwei oder drei Generationen, zuweilen auch schneller) ist das erfahrungsgemäß anders.
@hkmwk
das bleibt zu hoffen - und dazu gibt es auch immer wieder positive Anzeichen.
@streptococcus Mir ist nicht wohl bei dieser Fragestellung. Lenkt das nicht die Gedanken in die Richtung: „Wie verhindern wir die falschen Kinder?“ Wäre es nicht besser, darüber nachzudenken, wie man mehr Chancengleichheit schafft? Wenn Armut und Bildungsferne vererbbar sind, dann habe ich das Gefühl, dass bereits zu viel verhindert wird.
@tagesschimmer es beruhigt mich, derartige Gedanken zu lesen <3
Aber ist halt trotzdem etwas, das hier weit verbreitet scheint...
@streptococcus
ich habe in der Vergangenheit oft die sehr platte Rechnung aufgestischt bekommen, wonach wir zu jahreszahl X (ich meine, es waren 10 jahre später etwa) muslimisch sein würden, weil Muslime in Deutschland halt 5 und deutsche nur 1,3 Kinder bekommen würden.
Die Rechnung ist nicht platt, sondern falsch, weil Muslime keine 5 Kinder bekommen. Black-Jack hat schon darauf hingewiesen: Spätestens in der 3. Generation hat sich die Geburtenrate der muslimischen Migranten der der einheimischen Bevölkerung weitgehend angepasst.
Übrigens ein Phänomen, dass weltweit zu beobachten ist: Sobald Frauen Zugang zu Bildung und Verhütungsmitteln bekommen, reduziert sich die Zahl der Kinder.
Bekommen etwa die falschen Leute (zu viele) Kinder?
Wenn man bedenkt, dass es früher gar nicht erst so viele Akademiker gab wie heute, fällt das Argument, dass es 30% Defizite aufweisen, weil sich nur Bildungsferne, Asoziale und muslimische Migranten vermehren, m.E. weg.
Dafür gibt es wohl keine einfache Erklärung. Aber eine Möglichkeit ist sicher, dass heute genauer hingeschaut und gründlicher gesiebt wird. Andere Faktoren sind Überforderung, gestiegene Ansprüche, etc.
@alescha ich möchte betonen, dass das nicht mein Gedankengang ist, sondern etwas, das mir im gesellschaftlichen Kontext häufig begegnet ist.
Ich glaube auch, das ist Mumpitz.
Die Rechnung ist nicht platt, sondern falsch, weil Muslime keine 5 Kinder bekommen. Black-Jack hat schon darauf hingewiesen: Spätestens in der 3. Generation hat sich die Geburtenrate der muslimischen Migranten der der einheimischen Bevölkerung weitgehend angepasst.
Wir sollten uns in der Diskussion nicht zu sehr auf Muslime konzentrieren.
Es mag vielleicht ein "typisch christlich-deutscher Reflex" sein, bei diesem Thema das Bild "Großfamilie (Clan) mit vielen Kindern, Migranten im Paradies Deutschland, Eltern ohne Deutschkenntnisse, Mütter als "Gebärmaschine" zuhause, Vater mit Kontakten zum Türkischen oder Anatolischen Verein..." vor Augen zu haben und damit Ausnahmen zur gefühlten Regel zu machen.
Aber meine Erfahrungen haben ihren Ursprung in recht normalen deutschen Familien, leider sehr oft mit solchen in prekären Verhältnissen. Die Gründe hierfür waren extrem unterschiedlich.
Ich lernte aber auch das extreme Gegenteil kennen - schließlich gibt es in unserer Stadt eine große Zahl wohlhabender Familien.
Und da hatte ich manchmal den Eindruck, dass die Kinder entweder eine Art Statussymbol waren (das zu funktionieren hatte) oder eher "abgeschoben" waren, wobei oft das großzügige Taschengeld die elterliche Zuwendung ersetzen musste.
Mein Fazit: die "falschen Leute" finden wir in allen Bevölkerungsschichten und allen Regionen.
@bepe0905
die "falschen Leute" finden wir in allen Bevölkerungsschichten und allen Regionen
So wie die Frage gestellt war war falsch aber ziemlich eindeutig auf »Unterschicht, mit kriminellen Neigungen« bezogen. Klar kann man auch andere Leute als die falschen Eltern ansehen, die besser keine Kinder bekommen hätten - aber ist dann ein etwas anderes Thema.