Empathie?
Hi,
hier nun meine fast verschollene Frage.
Es gibt anscheinend vereinzelt Menschen, denen Tod und Leiden anderer weniger, ja sogar (ich empfinde es so) gleichgültig sind. Mich macht das sehr zu schaffen. Es gibt in meinem Bekanntenkreis, die Putin voll Okay finden und das Ukraine selber schuld wäre. Es gibt Leute, die Grinsen bei Äußerungen von Trump,. Ich weiß nicht die Quelle...aber Trump sagte mal. Er könne jemanden niederknüppeln und kommt Straffrei davon.
Dann gibt es Menschen, die Menschen als Ware benutzten und ausbeuten. Sexuell oder Arbeit.
An manchen Tagen macht mich das zornig und wütend und an manchen Tagen so verzweifelt wie John Koffee aus "The Green Mile". Ich hasse Ungerechtigkeit wie die Pest und an manchen Tagen bin ich so hilflos.
Andere kommen damit besser zurecht. oder ist das nur ein Schutzpanzer?
Hat Jesus diese Unbarmherzigkeit nicht auch bei den Pharisäern angeprangert?
Für manch boshafte Menschen habe ich einiges übrig und das aschreibe ich lieber nicht rein.
Bin ich zu Empathisch?
Nee, biste wohl nicht ... *zu empathisch*.
Ansonsten ist Deine Frage nach Empathie ein gewaltiger Türöffner und dahinter tun sich viele Räume der Reflexion auf - psychologisch, soziologisch, philosophisch, religiös und sicher auch aus biblischer Sicht, was die menschliche Natur angeht.
Als ich vorgestern etwas in die Rubrik "Worfür wir dankbar sind" schrieb, betraf es die LKW-Katastrophe in NRW auf der A46/A1 ... und ich konnte und wollte meinen Dank für die eigene Bewahrung (zweimal waren ich, unsere Kinder & Enkeltöchter da unterwegs) nicht trennen von tiefer Empathie für die vielen Menschen, die Opfer dieses Geschehens geworden sind.
Bin gespannt auf folgende Posts hier ...
L'Chaim
Ich gelte auch als empathischer Mensch und weniger wäre oft "mehr", doch was soll man machen? Enttäuschungen sind da auch vorprogrammiert, wenn ich mehr für andere da bin als umgekehrt. Ich nehme mir oft vor, mich dbzgl. aus Selbstschutz mehr zurückzunehmen, doch bin ich dann noch ich? Viele Geschichten und Nachrichten verfolgen mich gedanklich und auch bildlich über Tage, weshalb ich kaum noch Nachrichten schaue oder Zeitung lese.
Die Unbarmherzigen wissen entweder nichts von ihrer Kälte oder sie ist ihnen sch...egal!
Ich gelte auch als empathischer Mensch und weniger wäre oft "mehr", doch was soll man machen?
Es gibt einiges, was man machen kann, dass einen die eigene Sensitivität nicht so beutelt und umtreibt.
Es sind ja emotionale Lasten, die auf die Schultern kommen.
Das Ehepaar Lüling von Team F hat dazu ein Buch geschrieben:Lastentragen, die verkannte Gabe.
Man kann falsch emotionale Lasten tragen und bricht irgendwann darunter zusammen.
Man kann richtig emotionale Lasten tragen ....in der Fürbitte zu Jesus und sie dann dort lassen. So wird die Gabe hilfreich und auch der Vers Ein jeder trage die Last des anderen Gal 6,2 praktisch umsetzbar.
Es gibt auch die Möglichkeit, sich von Gott einen Filter geben zu lassen, dass nicht alles ungehindert auf einen einprassselt aus den Nachrichten. So habe ich z.B. darum gebeten, dass mich nur das deutlich berühren möge, wofür ich beten soll. Das ist sehr entlastend. Gleichzeitig habe ich dadurch mehr Kraft auf die Dinge einzugehen, um die ich mich kümmern soll.
@meriadoc Empathie ist nicht dasselbe wie Mitleid oder Solidarität mit irgendwelchen "Opfern". Es ist auch nicht das Gefühl, zu Mitleid oder Solidarität verpflichtet zu sein.
Sich über irgendwelche Ungerechtigkeiten auf der Welt aufzuregen, über Bösewichte in der Politik oder Wirtschaft, hat indes nicht sehr viel mit Empathie zu tun. "Heiliger Zorn" ist am Ende doch nur Zorn - denn was heilig sei, da scheiden sich stets die Gemüter.
Empathie bedeutet: sich in andere hineinversetzen/hineinfühlen zu können. So kann z.B. auch ein Profiler, der einem Serientäter auf die Spur kommen will, von seinem Empathievermögen profitieren: indem er spürt, was den Täter gerade umtreibt, kann er bessere Voraussagen über dessen zukünftiges Verhalten machen.
Was jemand aus den Erkenntnissen, die ihm sein Empathievermögen verschafft, macht, ist allein seine Sache, man kann aus dem Verhalten von Leuten nicht automatisch schließen, ob sie über ein hohes oder gar kein Empathievermögen verfügen.
Beispiel:
Es gibt Leute, die Grinsen bei Äußerungen von Trump,
Das erinnert mich an eine schon ein paar Wochen zurückliegende Diskussion hier im Forum, wo jemand nicht verstehen konnte, wie man Trump als "charismatisch" bezeichnen könne. Wer wirklich über Empathie verfügt, der kann sich in Leute einfühlen, die über Äußerungen von Trump grinsen (müssen). Ich selbst, der ich Trump zwar nicht für den Teufel, aber doch für eine sehr gefährliche Figur, einen der Sargnägel, mit denen die religiöse Rechte in den USA die Demokratie beerdigt, halte, muss manchmal über einige seiner Frechheiten lachen. Er kann witzig sein und charmant und er verfügt unleugbar über Charisma, also Anziehungs- und Ausstrahlungskraft. Dies kann man bemerken und aus Kalkül (ob das dann korrekt ist, darf dann wieder hinterfragt werden) leugnen oder man kann es leugnen, weil man es nicht bemerkt. Im ersten Fall ist man empathisch (man kann sich in Trump-Fans hineinversetzen und erkennen, was sie da fühlen), im zweiten Fall nicht, und doch wird in beiden Fällen Trumps Charisma geleugnet.
Ich würde es daher so zusammenfassen: Empathie ist ein Erkenntnis-Werkzeug, keine moralische Qualität.
Veröffentlicht von: @jack-blackIch würde es daher so zusammenfassen: Empathie ist ein Erkenntnis-Werkzeug, keine moralische Qualität.
Gut geschrieben.
Ich kommen halt nicht mit dem Gedanken zurecht, das "unschuldige" Sterben, nur weil einer, oder eine Gruppe, Probleme hat. Diese Ungerechtigkeit, dieses eingeschränkte sehen, diese unüberlegten Handlungen. Egal ob religiöse oder nichtreligiöse.
In Frankreich wird eine Frau Massenhaft vergewaltigt und das, weil ihr Mann das so gemacht hat.
Auf Mallorca stirbt eine junge Frau in der Müllverbrennung. Das hat mich tagelang heruntergezogen. Sinnloser und unnützer Tod.
Und ja, ich kann mich hineinversetzen in die Nöte und Schmerz anderer. Hab genug in der Familie erlebt und selbst erlebt. Deswegen denke ich so.
Jedenfalls macht mich das fertig und wütend.
@meriadoc Jedenfalls macht mich das fertig und wütend.
Das kann ich verstehen (bin ja einer von den gaaaaaanz Empathischen 😉 ), aber ich bringe jetzt mal die Standardfrage, die Lucifer immer in der Serie stellt: "Was wünschst Du Dir wirklich?"
Willst Du weniger "fertig und wütend" sein? Oder gibt es da irgendwelche gefühlsmäßig positiven Nebeneffekte, denen zuliebe Du es Dir weiter antust, solche durch die - sorry, aber wir wollen ja ehrlich sein! - Schundblätter und Skandalkanäle gepushten Nachrichten reinzuziehen? Man kann sich dadurch, dass man sich stets von den neuesten Skandalen triggern läßt zu Gesten des Wutes und der Empörung, auch von der Analyse jener Ereignisse ablenken, an denen man selbst etwas bewerkstelligen könnte. Wenn man sich halt die Zeit und Ruhe nähme, mal gründlicher zu analysieren: wie kommt sowas von sowas? Eine Frau, die in einer Müllverbrennungsanlage auf Mallorca umkommt (ich hab von dem Fall noch nix gehört und bin irgendwie gerade stolz drauf! 😀 ) - was hat die mit Dir zu tun? Wem ist damit gedient, dass Du Dich mit ihrem Fall auseinandersetzt? Kennst Du sie? Kennst Du ihre Angehörigen? Haben Strukturen in der Abfallwirtschaft, die auch in Deinem Heimatort vorliegen, zu ihrem Tod geführt, sodaß Du womöglich vor Ort darauf drängen könntest, diese Strukturen abzuändern? Falls nicht - was geht Dich das Schicksal dieser Frau an? Du beschäftigst Dich dann nur für Dich mit diesem Ereignis. Und wenn Du diesen Fall jetzt hier zur Diskussion stellst, könntest Du Dich entsprechend fragen: Warum tue ich das? Was erhoffe ich mir davon?
Möchtest Du dafür von anderen gemocht werden, dass Dich solche Ereignisse anscheinend so aufwühlen? Meinst Du, dass Empathie sowas wie eine Tugend sei, für die man gelobt werden kann? Gnothi seauton - erkenne dich selbst! Das stand angeblich über dem Eingang zum Orakel von Delphi geschrieben und immer, wenn ich mich über irgendetwas besonders, d.h. in übertriebenem Maße aufrege (oder auch freue, oder mich ängstige) versuche ich, gemäß dieses Mottos herauszufinden, was eigentlich dieser Zweck meiner übermäßigen emotionalen Beteiligung sein könnte.
Bei mir sind es meist zwei Motive, auf die ich solche emotionalen "Ausraster" zurückführe bei der Analyse: Eitelkeit und Lust am Chaos. Eitelkeit insofern, als ich erstmal Aufmerksamkeit von den anderen will. Ich versuche dann, mich als besonders schlau oder als besonders moralisch darzustellen, als besonders menschlich... Und erwünsche mir neben Aufmerksamkeit dann halt auch Achtung, Bewunderung, Zustimmung, Sympathiebezeugungen aller Art - aber allem voran eben Aufmerksamkeit: ich will gesehen werden, denn wer gesehen wird, ist nicht so allein und einsam. Kurz: manchmal engagiere ich mich angeblich, weil ich irgend eine Ungerechtigkeit, irgend etwas Falsches nicht ertragen kann - obwohl ich eigentlich mich nur grad etwas einsam und unbemerkt fühle.
Manchmal aber habe ich auch einfach nur Lust an der Aufregung. Dann trolle ich rum, nehme ich irgendwelche Ereignisse und kommentiere die auf provokante Art und Weise und hab Spaß, wenn die Diskussionen im Tonfall scharf und hitzig geführt werden, wenn sie auch mal eskalieren und in solchen Fällen hab ich dann auch kein Problem damit, wenn andere Diskussionsteilnehmer, sozusagen meine "Feinde" in der Diskussion, dann verletzt werden. Geschieht denen doch recht, diesen Doofmannsgehilfen! Der Punkt ist: in solchen Momenten bemerke ich das nicht. Ich gehe nicht vorsätzlich hin mit der Idee: Heute trolle ich mal schön rum!
Nein: ich lasse mich einfach von einem Thema, einem Ereignis triggern, verpasse meiner inneren Kontrollinstanz, die üblicherweise dazu mahnt, mal etwas von der emotionalen Schiene runterzukommen und gründlicher zu analysieren, bevor ich die Klappe aufreiße, einen Maulkorb - und ziehe dann schwungvoll beseelt vom "heiligen Eifer", also der Überzeugung, schon richtig zu liegen, vom Leder.
Warum? Weil ich mich gern mal streite. Weil Aggressivität ein Teil meiner Persönlichkeit ist. Die kann hilfreich sein in Fällen, wo man mich sonst übertölpeln könnte, in Fällen, wo jemand mich einzuschüchtern versucht. Sie kann auch hilfreich sein in Fällen, wo ein gewisses Durchhaltevermögen erforderlich ist. Aber sie kann eben auch hinderlich sein, wenn sie zügellos ausbricht und dazu führt, dass ich mich verrenne oder Leute verletzte und mir zu Feinden für's Leben (oder zumindest die nächsten paar Wochen - zum Glück haben ja nicht alle ein Elefantengedächtnis... 😀 ) mache.
Ich kann Aggressivität leichter und unbeschwerter ausleben in Fällen, wo ich mir sehr sicher bin, auf der "richtigen Seite" zu stehen. Also bin ich auch anfällig dafür, besonderst starke "moralische Standpunkte" dort zu vertreten, wo die Sache sehr eindeutig ist. Wenn nun z.B. in der Zeitung über den Fall einer "unschuldigen Frau" berichtet wird, die "ohne Grund" von jemandem vergewaltigt, entführt oder ermordet wurde, dann kann es dazu ja eigentlich keine unterschiedlichen moralischen Meinungen geben: der Täter ist ein Monster und die Frau ist zu bedauern. Und weil die Sache so eindeutig ist, kann man dann besonders feurig-engagiert Stellung beziehen: Die Todesstrafe ist doch für so ein Monster noch viel zu gnädig, dem sollte man den Sack abschneiden oder ihn mir irgendwelchen besonders kräftigen Schlägern in eine Zelle sperren... Oder man kann den Fall auch zum Anlaß nehmen, über die generelle Boshaftigkeit aller Menschen zu räsonnieren, als Beleg dafür, dass es die Menschheit überhaupt nicht verdient habe, noch viel länger die Erde zu verschandeln. Dass Weltuntergangsszenarien a la Armageddon besser früher als später kommen sollten...
Wie auch immer: Aggressivität und Komplexität beißen einander: ich suche mir also dann, wenn ich zu faul bin, analytisch etwas tiefer in ein Thema einzusteigen, solche Themen, bei denen nicht nur ich, sondern auch alle anderen eher an der Oberfläche bleiben, weil es so einfach ist. Oft mache ich mir dann den (trolligen) Spass und denke nur eine (1!) dialektische Ecke weiter als die meisten anderen. Und schon kann ich mit wenig Denkaufwand schön viel Kontroverse erzielen...
So. Jetzt hab ich viel über meine (nicht immer, aber halt manchmal vorhandenen) Motivationen, mich über ein Thema aufzuregen, verraten. Und nun kannst Du ja mal überlegen, wo Dir sowas bei Dir selbst vielleicht auch begegnet ist und inwiefern das "Empathie"-Thema vielleicht in diese Kategorie der "vorgeschobenen" Themen gehören könnte.
Natürlich nur, falls Dich das tatsächlich fertig macht...
Bin ich zu Empathisch?
Empathie ist die Fähigkeit, die Gefühle anderer Menschen zu erkennen. Ein wenig empathischer Mensch hält vielleicht eine Bemerkung von ihm für harmlos und ist dann erschrocken, wenn ihm mitgeteilt wird was er damit angerichtet hat. Oder er hat ein »dickes Fell«, weil er gar nicht bemerkt was für Spitzen da gegen ihn gestichelt werden. Und so weiter …
Was du beschreibst ist was Anderes: Wer bei Äußerungen Trumps nur grinst, der will gar nicht zur Kenntnis nehmen, wie schlimm das ist (ähnlich bei Untaten Putins).
Ich bin unterdurchschnittlich empathisch (nicht völlig empathielos, aber weniger empathisch als Andere), aber eigentlich reicht es auch wenn der Verstand sagt, dass da Menschen Leid zugefügt wird, um das schlimm zu finden …
aber Trump sagte mal. Er könne jemanden niederknüppeln und kommt Straffrei davon.
Ich kenne das nur als »Ich könnte jemand auf offener Straße erschießen und käme damit davon«.
Andere kommen damit besser zurecht. oder ist das nur ein Schutzpanzer?
Könnte beides sein, die Antwort ist wohl nicht für alle gleich.
Bin ich zu Empathisch?
Wie oben gesagt: »empathisch« ist das falsche Wort. Es geht um Barmherzigkeit, Rücksicht, Engagement …
Wenn das deine Lebenskräfte lähmt du du deshalb weniger für Andere tust als Leute mit mehr etwas Gleichgültigkeit: Dann ist das zu viel.
Ansonsten musst du dir da keine Vorwürfe machen (lassen).