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"Fall Aiwanger": angemessen oder übertrieben?

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Lucan-7
Themenstarter
Beiträge : 25169

Ich wollte schon länger mal einen thread zum Thema "Ansprüche an Prominente" machen, wo es um die Frage gehen sollte, wieviel Perfektion wir eigentlich von Menschen erwarten, die in irgendeiner Hinsicht Vorbilder sein können... Künstler allgemein, Musiker im Besonderen, Schauspieler, Politiker, Schriftsteller und Andere.

Was kann man einem Politiker noch durchgehen lassen, was geht überhaupt nicht mehr?

Es ist schwer dafür allgemeine Maßstäbe zu finden. Was etwa Donald Trump sich alles erlaubt hat hätte hierzulande wohl schon für hundert Rücktritte gereicht. Manchen Leuten verzeiht man viel, andere stolpern schon über vergleichbar geringe Vergehen.

Nun ist also Aiwanger ins Visier geraten, durch eine vermeintlich "antisemitische Hetzschrift", die er mit 17 Jahren verfasst oder zumindest verbreitet oder möglicherweise auch nur in seinem Schulranzen aufbewahrt haben soll.

Der Inhalt dieser Schrift ist hier im Video zu sehen:

Der Fall Aiwanger

 

Zur Schrift selber: Das Ganze scheint als eine Art Satire gemeint zu sein. Der "Antisemitismus" darin besteht darin, dass "Gewinner" eines "Wettbewerbes für Volksverräter" nach Ausschwitz oder in ein Massengrab geschickt werden sollen. Das ist selbstverständlich völlig geschmacklos und eine Verunglimpfung der Opfer, wenn man es so auslegen will. Aber eine Hetze gegen Juden darüber hinaus gibt es nicht, auch keine Erklärungen, was überhaupt der Anlass dieses merkwürdigen Machwerkes sein soll.

Ich persönlich habe für Hubert Aiwanger keinerlei Sympathien. Ich halte ihn für einen Populisten im Stil der AfD, der sich deren Themen und Wortwahl bedient, was für ihn politisch anscheinend recht gut funktioniert. Und da gibt es eine Menge Dinge, die man ihm hier und jetzt ganz konkret vorwerfen kann.

Aber muss man jetzt ein geschmackloses Papier ins Feld führen, das er als 17-jähriger verfasst oder auch nur mit sich im Schulranzen herumgeführt hat?

Mit 17 kann man zwar schon eine gewisse Reife erwarten, man macht aber auch viel Blödsinn. Provokation und Auffallen wollen gehört dazu. Jetzt wird das Ganze aber zur Staatsaffäre, in die sich auch der Bundeskanzler einschaltet. Und ich frage mich, was denn hier los ist... habt ihr gegen diesen Möchtegern-König der Stammtische echt nichts anderes vorzubringen als das geschmacklose Machwerk, das möglicherweise sein Bruderals Jugendlicher verfasst hat?

Muss es wirklich so dargestellt werden. als gäbe es zwischen dem 17-jährigen Hubert A. und dem 52-jährigen Hubert A. keinerlei Unterschiede?

Wer das unterstellen will, der sollte auch aufzeigen können, wie sich der Antisemitismus von damals durch das gesamte politische Wirken Aiwangers zieht. Kann ja sein, dass da was ist - aber dann muss man das auch entsprechend begründen.

Für mich stellt sich die ganze Aktion bisher jedenfalls als Verharmlosung von Antisemitismus dar... und das können wir nun wirklich nicht brauchen.

 

 

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Feliciah
Beiträge : 1271

@lucan-7 ...und wenn man darüber in der Presse so liest, wundert es mich, dass Claudia Roth immer noch in ihrem Amt sitzt und ein Jan Böhmermann weiterhin im Fernsehen auftritt. Warum schweigen die Ankläger bei diesen Leuten?

feliciah antworten
9 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 25169

@feliciah 

..und wenn man darüber in der Presse so liest, wundert es mich, dass Claudia Roth immer noch in ihrem Amt sitzt und ein Jan Böhmermann weiterhin im Fernsehen auftritt. Warum schweigen die Ankläger bei diesen Leuten?

Weil es kein objektives Regelwerk dazu gibt, wann jemand zurückzutreten hat und wann nicht. Die einen machen einen kleinen Fehler und sind weg... die anderen sammeln Vergehen wie andere Briefmarken, und trotzdem bleiben sie in Amt und Würden...

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8764

Vor allem ist ein Rücktritt immer die Entscheidung dessen, der (nicht) zurücktritt. Und da haben die Einen ein zartes Gewissen, Andere ein ziemlich dickes Fell - und jede Menge dazwischen.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@hkmwk 

Vor allem ist ein Rücktritt immer die Entscheidung dessen, der (nicht) zurücktritt. Und da haben die Einen ein zartes Gewissen, Andere ein ziemlich dickes Fell - und jede Menge dazwischen.

Bei Mitgliedern von Regierungen hängt das natürlich auch stark davon ab, welchen Rückhalt sie an den entscheidenden Stellen noch haben, und bei Politikern allgemein wie sehr sie dem Ansehen der Partei schaden.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8764

@feliciah (zum Beitrag)

wundert es mich, dass Claudia Roth immer noch in ihrem Amt sitzt und ein Jan Böhmermann weiterhin im Fernsehen auftritt.

Bei Roth fallen mir in erster Linie Verleumdungen von Rechts ein, die nicht stimmen (z.B. falsche Zitate), und was Böhmermann angeht: Satire darf Alles … (sagte Tucholsky).

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 25169

@hkmwk 

Bei Roth fallen mir in erster Linie Verleumdungen von Rechts ein, die nicht stimmen (z.B. falsche Zitate), und was Böhmermann angeht: Satire darf Alles … (sagte Tucholsky).

Das Fass wollte ich jetzt nicht auch noch aufmachen.

Es ist aber wohl offensichtlich, dass Vergehen von Politikern oder Prominenten, die man selbst nicht leiden kann, wesentlich schwerer wiegen als solche jener, denen man eher freundlich gesonnen ist...

lucan-7 antworten
Feliciah
(@feliciah)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 1271

@hkmwk 

Frau Roth wurde bereits vor der Documenta von jüdischen Vertretern gewarnt und hat nicht eingegriffen. Oder findest Du es übertrieben, dass sie auf dem Jewrovision-Contest ausgebuht wurde?

Bei Roth fallen mir in erster Linie Verleumdungen von Rechts ein, die nicht stimmen (z.B. falsche Zitate)

Hier nicht von "rechter" Seite. Da muss jetzt nicht abgelenkt werden:

Claudia Roth ausgebuht auf der Jewrovision 2023 - YouTube

 

Jan Böhmermann: "Judenwitz"-Sketch war gemeinsam ausgedacht - DER SPIEGEL

 

feliciah antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8764

@feliciah 

Hier nicht von "rechter" Seite. Da muss jetzt nicht abgelenkt werden:

Du hattest nur Andeutungen gemacht, also tu nicht so als ob ich gewusst hätte, was du meinst.

Claudia Roth ausgebuht auf der Jewrovision 2023 - YouTube

Einige Leute haben Roth ausgebuht, und das auf Video aufgenommen. Waren es mehr als 10? Das Video lässt nicht erkennen wie viele es waren.

Jan Böhmermann: "Judenwitz"-Sketch war gemeinsam ausgedacht - DER SPIEGEL

Ein Sketch, bei dessen Beschreibung mir nicht klar ist, wie der gemeint war. Auch in seinem »königlichen« Magazin agiert Böhmermann zuweilen gegen seien Überzeugungen, um so das, was er kritisieren will, als kritikwürdig zu entlarven.

Ich werde nicht drei Dutzend Webseiten erlauben, ihre Scripts auf meinem Computer abzuspielen, nur um das Video auf Spiegel-de sehen zu können. Und auf YouTube ist es anscheinen d nicht vorhanden (oder unter welchen Stichwörtern ist er doch zu finden?)

hkmwk antworten
Feliciah
(@feliciah)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 1271

@hkmwk 

Hier nicht von "rechter" Seite. Da muss jetzt nicht abgelenkt werden:

Du hattest nur Andeutungen gemacht, also tu nicht so als ob ich gewusst hätte, was du meinst.

Es geht hier aber nicht um rechts! Nicht von Stimmen seitens der AfD oder welcher rechten Gruppierung auch immer, sondern um Juden in Deutschland, die zurecht über die Documenta empört sind und auch darüber, dass Frau Roth bereits vor der Veranstaltung, der Documenta, gewarnt wurde, über diese schrecklichen Bilder, und sich trotzdem mit Anhängern der BDS-Bewegung traf.

Na, geben Sie es zu. Sehen Sie. Und warum soll man an Böhmermann andere Maßstäbe richten? Wegen ein paar blöden Judenwitzen ist man schließlich noch lange kein Antisemit – meinen Sie? Na ja, ich denke, es kommt darauf an, an wen sich die Witze richten und wo sie gemacht werden. Bei einer Fernsehshow nach einem Auftritt eines jüdischen Schriftstellers öffentlich nach einem Desinfektionsmittel zu rufen? Ich finde, das ist eine antisemitische Grenzüberschreitung. Und der betroffene Schriftsteller hat das offenbar auch so gesehen.

Ob Böhmermann sich entschuldigt hat?

Aber vielleicht hat sich Böhmermann entschuldigt, fragen Sie? Nun, beim Staatspräsidenten musste ihn erst ein Gericht dazu zwingen, diese Äußerung nicht mehr zu wiederholen. Und beim jüdischen Schriftsteller? Böhmermanns Reaktion: Er könne ohne Umsatzbeteiligung leider nicht mitwirken – und jetzt wörtlich – an der „nachträglichen Umdeutung von ultrakrassen Ficki-Ficki-Comedykarrieren in schillernde, sensible Intellektuellenbiografien“.

Hier mehr: Aus Borgmann Blick (Jüdisches Forum)

Ist Böhmermann ein Antisemit? (Borgmanns Blick) - YouTube

feliciah antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8764

@feliciah 

Es geht hier aber nicht um rechts!

Das hast du schon einmal gesagt, und ich habe es zur Kenntnis genommen. Ich hatte mich nur gegen den Vorwurf gewehrt, ich würde »ablenbken« (ohne zu wissen wovon ich ablenke!).

Ob Böhmermann sich entschuldigt hat?

Laut nem Video von »Achtung Reichelt«: Ja.Die haben es ihm nur nicht abgenommen.

Was du von ihm zitierst (indirekt über ein Zitat ohne Quellenangabe von dir) läuft doch daraus hinaus: Das war damals Comedy auf niedrigem Niveau (»ficki-fiscki«)und sagt nichts über seien Einstellung aus.

 

hkmwk antworten


lhoovpee
Beiträge : 3210

@lucan-7 

Was er als 17 Jähriger gemacht hat, ist mir recht egal. Um sein Weltbild und seine Politik abzulehnen reicht es, seine aktuellen Reden anzuhören.

lhoovpee antworten
Martha
 Martha
Beiträge : 812
Veröffentlicht von: @feliciah

wundert es mich, dass Claudia Roth immer noch in ihrem Amt sitzt

Claudia Roth muss sich spätestens seit der "documenta fifteen" in Kassel folgenden Vorwurf von Josef Schuster gefallen lassen:

Das unklare Verhältnis zur »Initiative GG 5.3 Weltoffenheit« oder zum BDS verstört die jüdische Gemeinschaft zutiefst. Gerade die Kulturförderung muss endlich über klare Vorgaben keinerlei Platz für Antisemitismus lassen.

https://www.juedische-allgemeine.de/politik/den-protest-ernst-nehmen/?amp=#amp_tf=Von%20%251%24s&aoh=16935476707649&referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com

martha antworten
14 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 25169

@martha 

Claudia Roth muss sich spätestens seit der "documenta fifteen" in Kassel folgenden Vorwurf von Josef Schuster gefallen lassen:

Das ist die eine Seite... es geht aber auch um Kunst- und Meinungsfreiheit, und die wiegt schwer, weil sie ein wesentlicher Teil unserer Gesellschaft ist.

Das Fass wollte ich an der Stelle aber eigentlich nicht aufmachen...

 

lucan-7 antworten
Martha
 Martha
(@martha)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 812

@lucan-7 

Verständlich.

Ich wollte im Nachhinein noch "off topic" darüber schreiben, aber da waren die 5 min Bearbeitungszeit  wohl schon um. 

martha antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 25169

@martha 

Verständlich.

Ich wollte im Nachhinein noch "off topic" darüber schreiben, aber da waren die 5 min Bearbeitungszeit  wohl schon um. 

Wäre natürlich mal einen eigenen Thread wert... "Kunst und Antisemitismus - was geht, was geht nicht?"

Denn idealerweise sollte man Juden natürlich genau so wie alle anderen gesellschaftlichen Gruppen behandeln können - also auch in Karikaturen und Satire, und eben auch auf überzogene Weise.

Dem steht aber natürlich die Rücksicht auf die Geschichte entgegen, und das wiegt natürlich auch schwer.

Wie man hier aber die richtige Balance finden soll, auch, nachdem wir etwas mehr Abstand zu den geschichtlichen Ereignissen einerseits, aber immer noch einen starken Antisemitismus haben... dafür gibt es kaum objektiven Kriterien.

 

lucan-7 antworten
Martha
 Martha
(@martha)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 812

@lucan-7 

 "Kunst und Antisemitismus - was geht, was geht nicht?"

Im Nachgang der documenta gab es ein Gutachten, in dem 5 Thesen aufgestellt wurden. 

Für Meron Mendel sind sie eine mögliche Vorlage, zukünftige Debatten über Antisemitismus in der Kunst zu versachlichen. 

In sofern erfolgte seitens Claudia Roth ein Aufarbeitungsprozess.

Siehe dazu in der  "Hessenschau" vom 24.01.23:

Die wichtigste Aussage des Gutachtens ist, dass es die Aufgabe der Gesellschaft ist, gegen Antisemitismus zu kämpfen. Nur in Ausnahmefällen, wenn es um Volksverhetzung geht, dann sollte der Staat eingreifen.  

https://www.hessenschau.de/kultur/meron-mendel-zu-documenta-gutachten-die-zivilgesellschaft-muss-aktiv-werden-v1,interview-mendel-documenta-gutachten-100.html#Auch

martha antworten
Feliciah
(@feliciah)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 1271

@martha 

Für Meron Mendel sind sie eine mögliche Vorlage, zukünftige Debatten über Antisemitismus in der Kunst zu versachlichen. 

Gegen Meron Mendel Aussage gab es von vielen jüdischen Vertretern Gegenwind:

Gegen diese Solidaritätsnote melden sich nun wiederum eine Reihe jüdischer Bürger zu Wort, die die Verfasser des ersten in einem zweiten offenen Brief als „Selbstdarsteller“ bezeichnen und ihnen vorwerfen, Roth nur in Schutz zu nehmen, weil sie als Leiter diverser Institutionen von staatlichen Geldern profitierten.

Kritisiert werden außer Roths Zusammenkünften mit iranischen Politikern auch ihre Ablehnung der BDS-Resolution im Bundestag und ihr Umgang mit dem documenta-Skandal. „Angesichts dieser Tatsachen waren die Buhrufe gegen Claudia Roth an der Jewrovision eine Art Katharsis.“ Zu den Unterzeichnern, die für sich in Anspruch nehmen, für „die meisten Juden in Deutschland“ zu sprechen, gehören mehrere Vorsteher jüdischer Gemeinden sowie  die jüdische Aktivistin Malca Goldstein-Wolf, aber auch der Vorsitzende der Gruppierung „Juden in der AfD“. Die Debatte um Roths Verhältnis zur (vielstimmigen) jüdischen Gemeinschaft scheint noch nicht beendet.

Jüdische Gemeinschaft streitet um Claudia Roth (faz.net)

 

feliciah antworten
Martha
 Martha
(@martha)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 812

@feliciah 

Gegen Meron Mendel Aussage gab es von vielen jüdischen Vertretern Gegenwind.

Ja, ich weiss.

Ich habe Meron Mendel auf der Buchmesse kennengelernt, als er sein Buch "Über Israel reden" vorstellte.

Er ist dem liberalen Spektrum zuzuordnen. 

martha antworten
Feliciah
(@feliciah)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 1271

@lucan-7 

Das ist die eine Seite... es geht aber auch um Kunst- und Meinungsfreiheit, und die wiegt schwer, weil sie ein wesentlicher Teil unserer Gesellschaft ist.

Das, was auf der Documenta präsentiert wurde, war ganz eindeutig keine Kunst- und Meinungsfreiheit, sondern Antisemitismus. Ein Judenhass unter dem Deckmantel der "Kunst" verpackt. 

feliciah antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 25169

@feliciah 

Das, was auf der Documenta präsentiert wurde, war ganz eindeutig keine Kunst- und Meinungsfreiheit, sondern Antisemitismus. Ein Judenhass unter dem Deckmantel der "Kunst" verpackt. 

Was genau macht das für dich so eindeutig?

Ich habe das nur am Rande verfolgt und erinnere mich an umstrittene Darstellungen... aber so "eindeutig" erschienen die mir nicht.

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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Beiträge : 8764

@lucan-7

Was genau macht das für dich so eindeutig?

Ich habe das nur am Rande verfolgt

Ich habs etwas aufmerksamer verfolgt, und mein Eindruck war: Den indonesischen Künstlern war nicht klar, dass antisemitische Klischees, die in Indonesien selbstverständlich sind, in D als Antisemitismus wahrgenommen werden.

aber so "eindeutig" erschienen die mir nicht

Auf Wiki steht:

Am 20. Juni 2022 kam es zu einer lebhaften und breiten Debatte über ein großformatiges, dreiteiliges Banner mit dem Titel People’s Justice (Die Gerechtigkeit des Volkes) des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi auf dem Friedrichsplatz, weil darauf unter anderem eine Figur dargestellt ist, die eine „Art ‚Judenhut‘ mit SS-RunenSchläfenlocken, blutunterlaufene Augen, spitze Zähne …“ hat. Ebenfalls gezeigt wird ein Soldat mit Schweinsgesicht, der „ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift ‚Mossad‘“ trägt[Quelle]

Das war der erste Fall, weitere folgten (wurden später aufgedeckt), wie es im Artikel auf Wikipedia heißt.

Nicht eindeutig?

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 25169

@hkmwk 

Nicht eindeutig?

Ich habe keine Ahnung, was ein Jude mit SS-Runen bedeuten soll. Auch hier fehlt mir der Zusammenhang.

Da es keine solche Einordnung gab und der Verdacht nicht ausgeräumt wurde besteht natürlich eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich eine antisemitische Darstellung ist, in der entweder die Juden als "selbst schuld" am Holocaust dargestellt werden sollen oder ihnen eine ähnlich menschenverachtende Gesinnung unterstellt wird, und beides ist natürlich inakzeptabel.

Aber ich kenne auch hier den größeren Zusammenhang nicht, also inwiefern diese Darstellung einseitig die Juden betrifft und was der Rest des Werkes zu bedeuten hat.

lucan-7 antworten
Feliciah
(@feliciah)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 1271

@lucan-7 

Was genau macht das für dich so eindeutig?

Ich habe das nur am Rande verfolgt und erinnere mich an umstrittene Darstellungen... aber so "eindeutig" erschienen die mir nicht.

Ich habe mehrere Berichte darüber verfolgt. Die Ausstellung zeigt bspw. Bilder des israelischen Geheimdienstes (Mossad) als Schweine. Ekelhaft, was dort gezeigt wurde. Die Bilder lassen sich über Google und "Bilder" finden. 

Wie also kann es sein, dass jüdische Künstler aus Israel von der Weltkunstausstellung in Kassel gezielt ausgeschlossen wurden? Wie kann es sein, dass Proteste von jüdischen Verbänden gegen diese Entscheidung komplett ignoriert wurden? Wie kann es sein, dass auf der documenta das wohl scheußlichste antisemitische »Kunstwerk« ausgestellt wurde, das seit 1945 öffentlich in Deutschland zu sehen war?

Wie kann es sein, dass Juden auf einem Gemälde als Schwein samt Davidstern und »Mossad«-Aufschrift gedemütigt werden? Wie kann es sein, dass Juden in einem »Kunstwerk« in einer Art und Weise dargestellt werden, wie man es sonst nur aus dem NS-Hetzblatt »Stürmer« kennt: mit Pejes, Kippa, übergroßen Monsterzähnen, blutrünstigen Augen und SS-Abzeichen auf dem Hut? Wie kann es sein, dass ein anderes Werk die israelischen Streitkräfte mit der Wehrmacht vergleicht?

 

Kurz: Wie konnte es so weit kommen, dass die in Handlungen und Zielen antisemitische BDS-Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions) ihren Hass auf Israel und Juden bei der documenta ungehindert verbreiten konnte?

Schuld daran sind, man muss es ganz klar sagen, die Entscheider im sonst so auf korrekte Haltung bedachten Kultur- und Politikbetrieb. Konkret: Dass die documenta nun weltweit mit Antisemitismusskandalen statt mit feinsinnigen Kunstbetrachtungen Schlagzeilen macht, dafür ist – neben documenta-Chefin Sabine Schormann, Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) und Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) – allen voran Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) verantwortlich.

Zur Erinnerung: Kuratiert wird die documenta von dem indonesischen Kollektiv ruangrupa, dessen Mitglieder zum Teil offene Unterstützer des BDS sind oder sich nicht von der Boykottbewegung distanzieren mochten

Doch statt den neuen Bann jüdischer Künstler in Deutschland zu verurteilen, wurde die viel beschworene »Perspektive des globalen Südens« noch bis vergangene Woche auf höchster Ebene gefeiert und verteidigt. Claudia Roth versprach: »Das wird eine neue, sehr provokative, auflösende Form von Kunst und Kultur sein.« Man könne sich auf eine »produktive Debatte« freuen. »Ich bin auf die Konfrontation gespannt.«

 

Dass jüdische Israelis schon im Vorfeld der documenta von ruangrupa systematisch gecancelt wurden, darauf ging Roth nicht ein. Dabei hatte unter anderem der Zentralrat der Juden bereits Ende April in einem Brandbrief an Roth den Umgang der Verantwortlichen mit dem Thema Antisemitismus kritisiert. »Gegen Antisemitismus helfen nur klare Bekenntnisse und noch viel mehr, entschlossenes politisches Handeln«, stellte Zentralratspräsident Josef Schuster damals klar. »Von dieser Verantwortung darf sich niemand - auch nicht im Namen der Kunstfreiheit - freisprechen.«

Doch auch danach blieb die oberste Kulturpolitikerin der Bundesrepublik, die sich von der wegweisenden Anti-BDS-Resolution des Bundestags im Jahr 2019 distanziert hatte, untätig.

...

Die Frage sei erlaubt: Für wie naiv hält Roth die jüdische Öffentlichkeit? Zuerst lässt sie es zu, dass Künstler mit erwiesenermaßen antisemitischem Weltbild die documenta kuratieren. Nun will sie überrascht von den antisemitischen Exzessen sein. Dabei ist es ganz simpel: Wer dem Antisemitismus des BDS Tür und Tor öffnet, der bekommt ihn auch. Im Zweifel auch in Form von widerlichen judenfeindlichen Schmähgemälden, neben denen die Wittenberger »Judensau« noch geradezu zurückhaltend wirkt.

Das Bekenntnis zu Israel und das Eintreten gegen jede Form von Antisemitismus gehört zur DNA der Bundesrepublik. Steuergelder dürfen in diesem Land niemals für lupenreinen Judenhass ausgegeben werden. Die documenta hat diesem Selbstverständnis eine schallende Ohrfeige verpasst. Es war die Aufgabe von Kulturministerin Roth, dies zu verhindern. Dabei ist sie krachend gescheitert.

 

Mehr nachzulesen hier:

documenta der Schande | Jüdische Allgemeine (juedische-allgemeine.de)

 

Hessen, Kassel: Ein Ausschnitt des umstrittenen Großgemäldes des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi auf dem Friedrichsplatz.

feliciah antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 25169

@feliciah 

Ich habe mehrere Berichte darüber verfolgt. Die Ausstellung zeigt bspw. Bilder des israelischen Geheimdienstes (Mossad) als Schweine.

Ja, daran erinnere ich mich. Allerdings ist der Mossad ein Geheimdienst wie der CIA. Und wenn man CIA Leute mit Schweineköpfen malt, dann betrifft das eben diesen Geheimdienst - und nicht die US-Amerikaner als solche. Anders wäre es gewesen, wenn man "Jude" dort hin geschrieben hätte, dann wäre es eindeutig.

Ebenso wenig habe ich verfolgt, inwiefern diese Darstellung nur jüdische Organisationen betreffen, oder auch andere Gruppen auf ähnliche Weise dargestellt wurden. Denn wenn die Juden hier nur eine Gruppe von vielen sind, die auf ähnliche Weise als Schweine oder Ähnliches dargestellt werden, dann wäre die Aussage im Kontext wieder anders zu bewerten.

Würde ich etwa ein Kunstwerk mit dem Titel "Soldaten sind Schweine!" erstellen, in dem ich hundert Soldaten verschiedener Nationen als Schweine darstelle, und einer davon ist dann eben auch von der israelischen Armee, dann hätte das mit Antisemitismus nichts zu tun. Falls es der einzige mit Schweinekopf ist und alle anderen Normal dargestellt sind, dann sähe das wieder ganz anders aus.

Dieser Zusammenhang fehlt mir hier. Ich habe mir damals das Kunstwerk angesehen... und nicht allzu viel verstanden von dem, was darauf abgebildet ist. Ich kann nicht beurteilen, wie einseitig die Darstellung ist, weil ich die anderen Figuren und Symbole nicht erkenne. Und ich habe auch keinen Bericht gelesen, der sich hier erklärend um eine Gesamteinordnung bemüht hätte... deshalb schrieb ich ja, ich hätte es nur "am Rande" mitbekommen.

Dass diese Darstellung auch abgesehen von einem möglichen Zusammenhang in Deutschland problematisch sein würde hätte aber in der Tat im Vorfeld klar sein müssen. Dass dann auch im Nachhinein keine Einordnung erfolgt ist macht die Sache nicht viel besser und erhärtet natürlich den Verdacht, dass es sich hier tatsächlich um antisemitische Darstellungen handelt.

Aber wie gesagt - gerade weil das Werk nicht aus Deutschland kommt erscheint es mir in seiner Darstellung auch nicht eindeutig. Dafür fehlt mir der größere Zusammenhang, insbesondere in der Frage, inwieweit hier die negative Darstellung von Juden im Gesamtwerk heraussticht.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8764

@lucan-7 

Ein Ausschnitt daraus ist ja hier verlinkt, wenn man die Grafik genauer betrachtet (in eigenem Tab, auf 1:1 vergrößert, dann sieht man:

  • Der Mossad-Mann ist in einer Reihe von Leuten aus einem Geheimdienst o.ä. Neben »police« erkenne ich Mossad, M-I5 (sic), KGB, 007. Alle sind ähnlich gekleidet, tragen Helme, die nicht alle gleich sind - die »Schweineschnauze« könnte auch als Atemluftfilter gedeutet werden.
  • Der Mann mit den Monsterzähnen und der SS-Rune am Hut hat tatsächlich die Schläfenlocken eines orthodoxen Juden. Eine Kippa erkenne ich nicht, und ohne den Hinweis in den von Felicia zitierten Texten wären mir die Schläfenlocken auch nicht aufgefallen. So was kann man tatsächlich leicht übersehen.

Ich nehme es den Künstlern ab, dass sie nicht antisemitisch sein wollten. Aber sie haben in Indonesien gängige antisemitische Klischees in ihrem Bild drin. Das spricht weniger gegen die Künstler als gegen die indonesische Kultur bzw. die dort übliche »Bildsprache«.

Die Künstler waren offenkundig von der Reaktion überrascht und hatten bis dahin wohl auch vom Holocaust so gut wie keine Ahnung.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 25169

@hkmwk 

Ich nehme es den Künstlern ab, dass sie nicht antisemitisch sein wollten. Aber sie haben in Indonesien gängige antisemitische Klischees in ihrem Bild drin. Das spricht weniger gegen die Künstler als gegen die indonesische Kultur bzw. die dort übliche »Bildsprache«.

Die Künstler waren offenkundig von der Reaktion überrascht und hatten bis dahin wohl auch vom Holocaust so gut wie keine Ahnung.

Das halte ich auch für recht wahrscheinlich. Aber es ist natürlich schwierig, das Ganze hier in Deutschland einzuordnen. Möglicherweise haben sie einfach willkürlich Symbole und Figuren genommen, die irgendwie mit Grausamkeit und Konflikt im Zusammenhang stehen und diese dann willkürlich kombiniert.

Ob und wie man so etwas dann in Deutschland zeigen kann ist natürlich fraglich. Da hätte es in dem Moment, wo der Inhalt bekannt wurde, sehr viel deutlichere Reaktionen geben müssen, eben in der Richtung was das Ganze jetzt soll und wie es zustandekam.

Und im Zweifel kann man so etwas dann halt nicht zeigen.

lucan-7 antworten


Martha
 Martha
Beiträge : 812

Die heutige Morgenandacht im DLF befasst sich übrigens auch mit diesem Thema.

https://share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.3265.de.html?mdm:audio_id=dira_DLF_d087229 8" target="_blank" rel="noopener">Aus der Dlf Audiothek | Morgenandacht | Morgenandacht – 01.09.2023 https://share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.3265.de.html?mdm:audio_id=dira_DLF_d0872298

Von Matthias Viertel, ca 4 min. 

martha antworten
Gelöschtes Profil
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@lucan-7 

"der ohne Schuld werfe den ersten Stein." Selbst war ich mit 17 Jahren extrem politisch links, Altöko,

Alk, Drogen. Aber ich durfte mich verändern. Letztendlich geht es wieder nur um die Macht.

Und um an die Macht zu kommen ist alles erlaubt. Extrem politisch links find ich genau so schlimm,

wie extrem rechts. Wo jetzt Aiwanger steht, kann ich nicht beurteilen, so auch nicht verurteilen.

Aber ich hoffe, das die Wahrheit so gut wie möglich ans Licht kommt..........

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Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 25169

@hundemann 

"der ohne Schuld werfe den ersten Stein." Selbst war ich mit 17 Jahren extrem politisch links, Altöko,

Alk, Drogen. Aber ich durfte mich verändern.

Eben.

Ich erinnere mich, dass bei uns an der Schule damals die meisten Schüler "links" bis "linksradikal" waren. Dazu gab es dann eine entsprechende Gegenbewegung einzelner Schüler, die dann eben "rechts" bis "rechtsextrem" waren und mit Nazisymbolen provozierten.

Wie ernst das zu nehmen war stellte sich dann aber erst später heraus... ich weiß von keinem, der tatsächlich eine rechtsradikale Einstellung noch im Erwachsenenalter gehabt hätte. Bis zu einem gewissen Alter sind das eben oftmals einfach Dummheiten.

Deshalb wäre es für Aiwanger ja auch so einfach gewesen aus der Sache herauszukommen: "Tut mir leid, ich habe damals wohl ziemlich viel Mist erzählt, ich erinnere mich nicht mehr genau, was das alles war, aber ich wollte vor allem provozieren. Später habe ich  mich dann ernsthaft mit Politik beschäftigt und habe vieles bedauert, was ich damals gesagt und getan habe."

Damit wäre die Sache dann erledigt gewesen. Aber das Ego Aiwangers bringt es anscheinend nicht fertig, Fehler selbst als Jugendlicher zuzugeben... und das wird jetzt politisch ausgenutzt.

Wenn ihn das jetzt also zu Fall bringt, dann hat er sich das jetzt zuzuschreiben... mit seinem Verhalten damals hat das gar nicht viel zu tun.

 

lucan-7 antworten


Gelöschtes Profil
Beiträge : 26767

@lucan-7 

Also ich habe keinen Grund mich selbst zu rühmen. 

ich war als Kind und Jugendlicher ein mieses Arschloch.

Rebellisch, Erniedrigend, Gewaltätig Verlogen und Egoistisch

 

M

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Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 25169

@meriadoc 

Also ich habe keinen Grund mich selbst zu rühmen. 

ich war als Kind und Jugendlicher ein mieses Arschloch.

Rebellisch, Erniedrigend, Gewaltätig Verlogen und Egoistisch

Und damit stehst du wohl nicht alleine da...

Ich erinnere mich an einen Mitschüler, der sich Jahre später auf einem Klassentreffen bei mir entschuldigte, dass er immer so aggressiv gewesen ist. Das fand ich doch sehr bemerkenswert.

 

lucan-7 antworten
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