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Hoecke Interview - ein ganz wichtiges Zeitzeugnis!

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Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

Hallo Community,

ich würde Euch gerne auf ein Interview hinweisen, dass Björn Höcke dem ZDF gegeben hat:
https://www.zdf.de/politik/berlin-direkt/zdf-interview-mit-bjoern-hoecke-in-voller-laenge-100.html

Höcke bzw. sein Berater, der in dem Interview im Hintergrund agiert, haben das Interview abgebrochen, weil Herr Höcke angeblich durch das im Interview präsentierte Material stark emontionalisiert war und nach sehr intensiven Stunden, bei denen es wohl um juristische Fragen ging, nicht in der Verfassung war, darauf angemessen zu reagieren.

Ich finde das Interview und vor allem auch die Zeit nach dem Abbruch desselben, die mit aufgezeichnet wurde und in dem Video enthalten ist, hochinteressant.

Inhaltlich ging es um die Sprache und den Gebrauch von Formulierungen und Worten, die dem Wortschatz der Nationalsozialisten entlehnt sind. Dabei wurden AfD Parlamentarier mit Zitaten von Herrn Höcke konfrontiert und diese sollten dann sagen, ob das ein Zitat von Hitler oder von Herrn Höcke war. Keiner konnte dies eindeutig erkennen.

Herr Höcke wurde dann mit Aufzeichnungen dieser Kurzinterviews konfrontiert.

Das mag gemein gewesen sein - aber so geht journalistisches Arbeiten. Mein Ding wäre das nicht, aber ich bin froh, dass es Menschen gibt, die das können. Für mich war das jetzt kein ungewöhnlicher Vorgang. So etwas haben schon Politiker aller Richtung über sich ergehen lassen müssen.

Soweit der Einstieg und auch der grobe Inhalt - denn es ging dort in erster Linie um die Sprache von Herrn Höcke.

Jetzt in kurzen Stichpunkten, warum ich das Interview absolut bemerkenswert finde:

- Herr Höcke wirkte auf mich sehr natürlich und im Grunde genommen sympathisch. Er scheint mir kein böser Mensch zu sein - aber sein Problem bzw. das Problem, das ich mit ihm habe, ist die philosophische Gurndlage, auf der er agiert - mitsamt der Konsequenzen daraus. Herr Höcke wirkte mir keinesfalls emotionalisert und er wurde nicht ausfallend.

- Die AfD Parlamentarier wissen weder, was Herr Höcke so schreibt und denkt - noch kennen sie sich inhaltlich mit dem politischen Konzept Hitlers aus. Die dort interiewten Parlamentarier machten auf mich keinen unmöglichen Eindruck - sie hätten als Menschen in jede Partei gepasst und von der menschlichen Seite her wären sie für mich durchaus wählbar.

Problematisch für Höcke wurde nach meinem Eindruck dieses Interview eigentlich erst nach dem Abbruch. Er hat da offen und ehrlich mit dem Journalisten geredet (nicht unsympathisch) - aber er offenbarte hier die Grundlagen seines Denkens: Biologismus und Sozialdarwinismus!

Die Begriffe "entartet" und "Lebensraum" hielt er für unproblematisch und brachte hier Beispiele aus der Biologie.

Eine entartete Zelle oder ein solches Gewebe ist (wie z.B. Krebs) nicht im Sollzustand sondern hat sich davon entfernt und wird so zum Problem. Ein Raubvogel hat einen bestimmten Lebensraum und braucht diesen auch, um zu überleben.

Das ist alles so richtig - aber kann man das auf den Menschen übertragen?

Wer hat das Recht zu definieren, welche Menschen (welches Volk), welche Kunstrichtung, welche Sprache oder was weiß ich sonst noch "entartet" ist? Das kann nur jemand mit Deutungshohheit - und in einem freiheitlichen und pluralistischen System hat die niemand und die Achtung voreinander ist die Grundlage des gemeinsamen Lebens.

Ein Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass er sich seinen Lebensraum weitgehend selbst gestalten kann, was es ihm ermöglicht, so gut wie überall auf der Erde zu siedeln. Der Afrikaner kann in Deutschland leben wie der Deutsche auch in Afrika leben kann. Alles kein Problem.

Was also das Problem mit Herrn Höcke ist, das ist nicht er als Mensch sondern seine Auffassung, es gäbe so etwas wie ein Volk oder Menschen, die einen Standard darstellen und alles, was dem nicht entspricht, darf als "entartet" bezeichnet werden oder diese besonders edlen Menschen sind mit einem klar definierten und abgegrenzten Lebensraum zu schützen. Hier ist jetzt Interpretation von mir als Biologen mit drin - aber anders kann ich die Worte Höckes nicht einordnen.

Ein letztes Mal habe ich mich in dem Interview kurz vor dem Ende erschrocken. Hier deutete Höcke große Ambitionen (Bundeskanzler?) an und wünschte dem Journalisten viel Erfolg für die weitere berufliche Laufbahn - was vor dem Hintergrund des Interviews und der Ankündigung, mit diesem Jouralisten keine Interviews mehr führen zu wollen, wie eine persönliche Drohung klang.

Meine Konsequenzen aus diesem Interview:
Wir müssen dringend uns mehr mit den wirklichen Inhalten der AfD auseinandersetzen! Sicher macht auch der Ton die Musik - aber es ist an sich nicht so entscheidend, ob jemand brüllt oder sachlich redet, denn auf den Inhalt kommt es an.

Wenn da wirklich jemand glaubt, es würde uns gut tun. Menschen anderer Herkunft aus rassistischen Gründen auszuschließen, dann kann ich ihm sagen, dass das nicht stimmt.

Ich habe schon mit Menschen aus so gut wie allen Gebieten der Erde zusammengerbeitet und es war nie ein Problem. Ich habe da überaus fähige Menschen kennengelernt und viele waren eine absolute Bereicherung.

Biologisch gesehen gibt es so etwas wie Menschenrassen nicht - und was noch wichtiger ist: unsere genetschen Unterschiede sind für das, was wir sind, längst nicht so entscheidend, wie viele glauben.

Unsere Welt steht vor großen Problemen und das letzte, was die Menschheit brauchen kann, sind regionale Gruppen, die meinen sie seinen die Krone der Schöpfung und alles müsse nach ihrer Pfeife tanzen. Wir als Mitglieder der riesengroßen "Familie Mensch" werden unsere Probleme nur solidarisch, in gegenseitiger Achtung und mit Wohlwollen füreinander lösen, als großes Team und nicht als die ganze Welt unterwerfende Elite, die wissenschaftliche Erkenntisse nicht achtet oder nur missbraucht, um die eigene Macht zu begründen.

Seien wir wachsam und bewahren wir uns das, was uns wirklich produktiv und glücklich leben lässt - und lehnen wir jedes kaputtreden oder anderweiteige Zerstörung ab.

Die Feuerprobe muss die Demokratie, unser Land und unsere Gesellschaft nicht in Zeiten des Wohlstands bestehen. Hoffen wir auf Besonnenheit, wenn es uns einmal schlechter gehen sollte.

Die Lösungen, die uns Menschen wie Herr Höckem verkaufen wollen, führen in den totalen Ruin. Aber das kennen wir ja aus der Geschichte - nur glaube ich nicht, dass uns die Welt noch einmal gnädig eine Chance geben würde.

LG
Ecc

Antwort
480 Antworten
myhopeinHim
Beiträge : 80

Habe mir das Interview gerade angeschaut.
Erst mal: die ganze Zeit wurde der Reporter nicht gezeigt, nur Herr Höcke in Nahaufnahme. Ist der Reporter zu feige zu dem zu stehen was er gemacht hat oder hat er gehofft, er bekommt eine starke Reaktion zu sehen, was er dann wieder journalistisch hätte ausschlachten können? Wenn das stimmt, was Herr Höcke gesagt hat, dass er unter falschen Vorgaben in dieses Interview hineingegangen ist/ angefragt wurde, dann finde ich das Verhalten der Reporter auch extrem unfair. Die Weigerung das Interview nicht widerholen zu wollen mit der Begründung, dass man sowas aus Prinzip nicht macht, finde ich auch nicht ok dem Zuschauer gegenüber, denn wirklich viel Information ist aus diesem Interview nicht gekommen, eher eine philosophische Diskussion über Sprachgebrauch.
Und ich stimme Herrn Höcke zu, wenn es um die Informationsweise der öffentlich/ rechtlichen Sender geht.
Seit einem Jahr verfolge ich intensiv die Nachrichten und Talk shows im deutschen Fernsehen. Was sich da die Moderatoren und Reporter leisten an manipulierenden Fragen und Lenkung des Gespräches in bestimmte Richtungen, Unterbrechen von Meinungsäußerungen, die nicht zu dem gewollten Eindruck passen usw., das macht eine objektive Meinungsbildung des Zuschauers doch unmöglich. In Talkshows kann ich das vielleicht noch verstehen, aber selbst in den Hauptnachrichten sind die Fragen und Nachfragen der Moderatoren oft so penetrant auf eine Antwort fixiert, die man impliziert und unbedingt vom anderen ausgesprochen haben möchte, das ist schon peinlich. Und das schädigt auf Dauer nicht nur die AfD sondern auch andere Parteien, wenn so Meinungsmache im Fernsehen gemacht wird.
Von sachlichen Themen, die die AfD vielleicht angesprochen hat oder Vorschlägen, hört man gar nichts. Nun vielleicht gibt es auch keine, aber auch das wird dann nicht sachlich dargestellt.
Ich habe die Wörter Lebensraum und entartet gegoogelt und man findet tatsächlich für Lebensraum nur die Bedeutung in Verbindung mit dem 3. Reich, entartet kann auch anders benutzt werden.
Ansonsten habe ich in dem Interview nichts von politischen Lösungen von Herrn Höcke gehört.

myhopeinhim antworten
1 Antwort
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7390
Veröffentlicht von: @myhopeinhim

Erst mal: die ganze Zeit wurde der Reporter nicht gezeigt, nur Herr Höcke in Nahaufnahme.

Abwechselnd den Reporter und den Interviewpartner zu zeigen ist eine Methode, mit der man verschleiern kann, dass ein Interview zusammengeschnitten wurde. Bei geschicktem Schneiden fällt es im Ton nicht auf, wenn da Sätze fehlen. Beim Bild könnte das schon auffallen - aber eben nur, wenn immer der gleiche Mensch gezeigt wird.

Helmut

hkmwk antworten


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