Rechtsruck in der deutschen Christenlandschaft
Hallo Jesus.de,
ich beobachte mit zunehmender Besorgnis, wie sich momentan ein regelrechter Rechtsruck durch die deutsche (und besonders auch christliche) Landschaft zieht. Aktuell natürlich durch den Israelkonflikt hervor gerufen hört man vermehrt Stimmen gegen den Islam und Ausländer, früher eher hinter vorgehaltener Hand, jetzt schon mutiger. Man meint sich pro Israel zu positionieren, indem man gegen die Moslems wettert. Das zieht Diskussionen über die Flüchtlingspolitik mit sich, aber natürlich ist keiner (?) "rechts" oder hat was "gegen Ausländer", aber die Richtung ist bei vielen offensichtlich. Da wird gegen Menschen, die es wagen, einfach nur ein wenig zu differenzieren gehetzt, sie seien "Hamasfreundlich" und so weiter und so fort. Das sehe ich auch hier im Forum momentan.
Mich berunruhigt das. Machen wir den Fehler, aus Angst, nicht "israelfreundlich" genug zu sein, Moslems auszugrenzen und vorzuverurteilen? Nicht jeder Moslem in diesem Land verteilt Bonbons und randaliert "Israel-Kindermöder" skandierend durch unsere Städte. Hier in meiner Area gibt es übrigens keinerlei Demonstrationen gegen die Israel-Solidarisierungen und Türken, Araber, Syrer, etc. sind einfach unauffällig.
Wie geht es Euch dabei, was sind Eure Erfahrungen?
Ich freue mich über eine sachliche und friedliche Diskussion.
Trissi

Veröffentlicht von: @tristesseHallo Jesus.de,
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Hier in meiner Area gibt es übrigens keinerlei Demonstrationen gegen die Israel-Solidarisierungen und Türken, Araber, Syrer, etc. sind einfach unauffällig
Wie geht es Euch dabei, was sind Eure Erfahrungen?
Ich freue mich über eine sachliche und friedliche Diskussion.
Trissi
Ich wohne in einer sehr kirchlich geprägten Gemeinde und auch wenn ich selber schon seit über 40Jahren keiner Konfession mehr angehöre, schätze ich doch das kirchliche Engagement in der Flüchtlingshilfe.
Aber auch dadurch, dass hier bei uns die Menschen, eher dezentral untergebracht werden, gab es bisher nur wenig Ärger. Ich habe nicht nur aber doch ganz klar überwiegend positive Erfahrungen gemacht.
Nichtsdestotrotz erwarte ich ein härteres Durchgreifen. Es ist für mich nicht hinnehmbar, dass „Schutzsuchende“ unsere Gesetze unterwandern und uns frech auf der Nase herumtanzen. Hier muss ganz klar die Spreu vom Weizen getrennt werden. Wehret den Anfängen, kann ich da nur sagen. Es ist hinnehmbar, dass eine Minderheit insgesamt ein schlechtes Licht auf alle Flüchtlinge wirft.
Mein bester Freund samt Familie sind übrigens Muslime. Er sagt heute noch, dass es gut war, dass wir auf die Familie zugegangen sind und er sich nicht von seinen Landleuten hat abbringen lassen, dieses zuzulassen.

Nichtsdestotrotz erwarte ich ein härteres Durchgreifen. Es ist für mich nicht hinnehmbar, dass „Schutzsuchende“ unsere Gesetze unterwandern und uns frech auf der Nase herumtanzen. Hier muss ganz klar die Spreu vom Weizen getrennt werden. Wehret den Anfängen, kann ich da nur sagen.
Es ist in unserem Land zwar nicht erwünscht, aber dennoch erlaubt, Antisemit zu sein. Es ist auch erlaubt, sich entsprechend zu äußern, und die Meinungsfreiheit erlaubt auch eine Zustimmung zu den Positionen der Hamas.
Zwar hat eine solche öffentlich geäußerte Zustimmung auch ihre Grenzen, und es gibt in der Tat einen Bereich, in dem sich die Leute strafbar machen würden - aber zu einem gewissen Teil müssen wir so eine Meinungsäusserung wohl aushalten. Das gehört zu einem demokratischen Rechtsstaat dazu.
Natürlich sollte das ein Anlass sein, einmal genauer hinzuschauen, wie sehr sich Menschen mit Migrationshintergrund eigentlich in unsere Demokratie einfügen... und wir müssen feststellen, dass ein Arbeitsplatz allein und das Bezahlen von Steuern dafür wohl nicht ausreichen.
Andererseits: Mit welchem Recht sollten wir Migranten eine bestimmte Gesinnung vorschreiben, wenn wir es bei den hier Geborenen auch nicht tun?
Die Sache stellt sich auf den zweiten Blick nicht so einfach dar, wie sie scheint...

Veröffentlicht von: @tristesseHallo Jesus.de,
ich beobachte mit zunehmender Besorgnis, wie sich momentan ein regelrechter Rechtsruck durch die deutsche (und besonders auch christliche) Landschaft zieht. Aktuell natürlich durch den Israelkonflikt hervor gerufen hört man vermehrt Stimmen gegen den Islam und Ausländer, früher eher hinter vorgehaltener Hand, jetzt schon mutiger. Man meint sich pro Israel zu positionieren, indem man gegen die Moslems wettert. Das zieht Diskussionen über die Flüchtlingspolitik mit sich, aber natürlich ist keiner (?) "rechts" oder hat was "gegen Ausländer", aber die Richtung ist bei vielen offensichtlich. Da wird gegen Menschen, die es wagen, einfach nur ein wenig zu differenzieren gehetzt, sie seien "Hamasfreundlich" und so weiter und so fort. Das sehe ich auch hier im Forum momentan.
Mich berunruhigt das. Machen wir den Fehler, aus Angst, nicht "israelfreundlich" genug zu sein, Moslems auszugrenzen und vorzuverurteilen? Nicht jeder Moslem in diesem Land verteilt Bonbons und randaliert "Israel-Kindermöder" skandierend durch unsere Städte. Hier in meiner Area gibt es übrigens keinerlei Demonstrationen gegen die Israel-Solidarisierungen und Türken, Araber, Syrer, etc. sind einfach unauffällig.
Wie geht es Euch dabei, was sind Eure Erfahrungen?
Ich freue mich über eine sachliche und friedliche Diskussion.
Trissi

ENTSCHULDIGUNG, ich bin auf den falschen Knopf gekommen, finde aber nicht, wie man diesen Beitrag löschen kann.

Du kannst den Beitrag nicht selbst löschen. Das kann nur der Moderator. Schreib ihn einfach an über das Alarmdreieck in deinem post. Dann hat er/sie auch gleich den Ort, wo er/sie gefragt ist.

Hej @kantor
fürs nächste Mal: Man kann den Beitrag nur 5 Minuten lang bearbeiten oder löschen nach Abschicken. - Sonst, wie deborah schon anmerkte, kann es nur der Moderator (wo kämen wir hin, wenn man zu jederzeit alles wieder löschen könnte, was jeder so mal gesagt hat?) - Wenn du also versehentlich mal wieder was klickst - gibt es 5 Minuten Zeit. 🙂 (rechts unten sind ja Symbole und da ist ein "Bearbeiten-Symbol" und ein "Mülleimer-Symbol" zu den drei anderen, die immer da sind)
Leider muss ich Dir zustimmen. Was Israelis und auch deutschen Juden nicht abverlangt werden kann, dass sie die Situation in und um Israel nüchtern distanziert sehen sollen, halte ich für eine Pflicht für alle Außenstehenden. Aber das sehe ich weitläufig nicht.
Die Betroffenheit, die Habeck heute in seinem Statement zeigte, hat mich beeindruckt. Aber seine Formulierung einer uneingeschränkten Solidarität hat mich irritiert. Uneingeschränkt im Anspruch auf Frieden, uneingeschränkt im Recht, für seine Sicherheit zu sorgen, uneingeschränkt auch in dem Ziel, die Terroristen zu bestrafen. Aber nicht uneingeschränkt in der Wahl der Mittel. Wenn Israel für die Durchsetzung ihrer gerechtfertigten Interessen Mittel anwendet, die humanitär nicht toleriert werden können, dann findet das nicht mehr meine uneingeschränkte Solidarität.
Wenn ich jünger wäre und die Möglichkeiten dazu hätte, würde ich heute eine medizinische Hilfe für Gaza und gleichzeitig eine Spendenaktion für den israelischen Traumafond organisieren.
In der kommenden Woche werde ich an die entsprechenden Ministerien und die Bundestagsabgeordneten meines Wahlkreises schreiben, dass sie unsere Gesetze so verändert sollen, dass Menschen, die jetzt der Hamas zujubeln, umgehend ausgewiesen werden können, aber auch, dass sie dabei sehr fein zwischen Anhängern der Hamas und der Palästinenser unterscheiden sollen.
Mir ist schon klar, dass ich damit wenig bewirken werde. Aber nichts sagen, ist keine Alternative.
Hatte vorgestern ein Telefonat mit meinem Bruder. Ihn hat völlig verunsichert, dass "nun wieder Davidsterne an Wohnungen gemalt werden".
Hier ist eine Grenze der Toleranz erreicht. "Das macht 'was mit mir."
Und ich frage mich, ob deutsche jüdische Menschen, die aus IL mit ihren Kindern in die deutsche Heimat fliehen, hier überhaupt noch in Sicherheit leben können.

Es ist bedrückend, auch wenn ich nicht glaube, dass aktuell in Deutschland ein jüdischer Mensch wirklich lebensbedroht ist. Aber ein Leben in permanenter Angst reicht ja schon.
Was mir aber seit geraumer Zeit noch mehr Angst macht, dass ein deutlicher Rechtsruck durch so viele Länder gegangen ist. Das bedeutet, dass sich jüdische Menschen und alle, die nicht selbst rechtsaußen sind, nirgendwo sicher fühlen können.
Einziger Lichtblick hier - wenn sich die Meldungen bestätigen -, dass Polen offenbar zur Mitte zurückgekommen ist.

Was mir aber seit geraumer Zeit noch mehr Angst macht, dass ein deutlicher Rechtsruck durch so viele Länder gegangen ist. Das bedeutet, dass sich jüdische Menschen und alle, die nicht selbst rechtsaußen sind, nirgendwo sicher fühlen können.
Genau das ist es, was auch mir immer tiefere Sorgenfalten in die Stirn treibt und Angst um kommende Generationen macht. Kürzlich hörte ich mehrere Wissenschaftler zu diesem Thema und fühlte meine eigenen Beobachtungen bestätigt:
Immer, wenn Menschen sich unsicher und evtl. sogar bedroht fühlen, wenn sie Zukunftsängste haben, um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes fürchten, sehen, wie ihre Ersparnisse (sofern vorhanden) dahinschmelzen, dann suchen sie nach einer "starken Hand", also nach starken Personen, die ihnen aus dieser Krise raushelfen und sie auf den richtigen Weg bringen sollen. Dies gilt auch (und manchmal besonders) dann, wenn es zuvor einige Zeit aufwärts ging und nun ein Um- und Abschwung besonders deutlich wahrgenommen wird.
Zu sehen war (und ist) es am Auffälligsten an vielen Menschen der ostdeutschen Bundesländer, die nach der Wende mit dem Verlust von Arbeitsplätzen, vertrauter Umgebung, Nachbarn, Freunden und lieben Gewohnheiten fertig werden mussten und außerdem die Ungleichbehandlung von West- und Ostdeutschen erlebten.
Nun aber, nachdem es längere Zeit für die meisten wirtschaftlich wieder bergauf ging, erleben sie erneut Wirtschaftskrise, Finanzkrise, soziale Ungleichheit - und das führt schnell zu Zukunftsangst.
Natürlich ist das auch in Westdeutschland so, wenn auch (noch) nicht ganz so deutlich zu spüren. Aber dafür um so mehr in manchen Ländern Osteuropas, wo die Menschen eine ähnliche Entwicklung durchmachten und wo wir (als Zuschauer) in den letzten Jahren bei Wahlen einen Rechtsruck feststellen mussten.
Aber so scheint das nun mal zu sein: der Mensch sucht einen festen Halt, Sicherheit, Geborgenheit und genug zu essen. Und da sollte man niemandem vorschnell einen Vorwurf machen, wenn man dessen Lebenssituation nicht kennt. Wie schon Bert Brecht schrieb: "zuerst kommt das Fressen - und dann die Moral". Weniger drastisch ausgedrückt finden wir es in der "Maslowschen Bedürfnispyramide".
Realistisch betrachtet sieht die Situation für die meisten Menschen heute immer noch besser aus als vor 30 oder 40 Jahren. Aber was heißt schon "realistisch gesehen", wenn die Emotionen unser Leben bestimmen. Und daran gebe (nicht nur ich) unseren Politikern (quer durch fast alle Parteien) und ganz besonders der Bundesregierung gehörig die Mitschuld.
Das Zaudern und Zögern bei Entscheidungen, gefühlte "Bevormundung" der Bürger, permanenter Zank und Sich-Widersprechen in den Fraktionen und Ministerien, Unnahbarkeit und Volksferne der Abgeordneten, Macht der Lobbyisten, unklare oder verschwommene Gesetzeslagen - das alles schafft nicht ein Gefühl, dass "die da" in Berlin wirklich die Interessen des "kleinen Mannes" vertreten und für die Bürger da sind. Hinzu kommt eine völlig aus dem Ruder gelaufene Migrationspolitik, wo einerseits scheinbar jeder "dahergelaufene" herzlich aufgenommen wird, anscheinend beste finanzielle Versorgung erhält - und andererseits beruflich ausgebildete und gut integrierte Ausländer wieder ausgewiesen werden (weil sie vielleicht vor 10 Jahren bei der Einwanderung irgendeinen Formfehler gemacht hatten).
Und wenn dann auch noch Menschen miterleben, wie ihnen ihr Wohnviertel auf einmal fremd wird, andere Sprachen, andere Kleidung und andere Hautfarben dominieren, dann kommen halt nicht selten Verlust- und Zukunftsangst hoch und sie laufen den Rattenfängern nach und übernehmen deren Sprüche. Denn bekanntlich glaubt der Mensch einer gut und sicher in die Diskussion eingeworfenen Lüge eher als einer stockend und leise vorgetragenen Wahrheit.
Ja - glücklicherweise gibt es manchmal Lichtblicke. Und sie zeigen, dass es immer noch denkende, liberale, tolerante und hilfsbereite Menschen gibt, die ihr Fähnchen nicht schnell nach dem Wind hängen und nicht einfach platte Parolen übernehmen. Aber das erfordert halt eigenes Denken, Bereitschaft zum Handeln, und Mut, die eigene Meinung auch unter schwierigen Verhältnissen zu sagen. Und manchmal dauert es auch etwas, bis ihnen klar wird, wem sie da nachlaufen und vertrauen.
Was uns Mut machen sollte: auch in Westdeutschland (gerade bei uns in Hessen) gab es Zeiten, wo die NPD (wer ist das heute eigentlich noch) und die Republikaner deutliche Wahlerfolge erlebten und sogar in die Parlamente einzogen. Mit dem zurückgekehrten Gefühl der Sicherheit und durch das Wirken engagierter und vertrauenswürdiger Politiker verschwand der Spuk wieder. Und im Moment erleben wir bei den Polen, dass sich nicht alle Menschen durch Angstmacherei, volkstümelnde Parolen und Berufung auf "christliche Werte" verdummen und vereinnahmen lassen.
Hoffen wir, dass sich die dortige neue Regierung nicht in 2 bis 3 Jahren wieder in Koalitionsstreitigkeiten zerreibt (so wie es unsere Ampel gern macht), hoffen wir, dass sich Vernunft, Friedens- und Nächstenliebe wieder stärker durchsetzen und versuchen wir, solche Menschen zu unterstützen, die sich ernsthaft im Sinne der Völkerverständigung und des Friedens engagieren - in Deutschland wie auch anderswo!

Leider hast Du völlig recht.
Was mich gegenwärtig besonders irritiert und besorgt, dass es auch Stimmen gibt, die überhaupt nichts mit Hamas zu tun haben, aber aus einer ganz anderen Ecke meinen, dass Israel und überhaupt die Juden überall es selbst Schuld seien, was sie erleben, und möchten, dass sie zusammen mit den Palästinensern ausgewiesen werden, weil sie uns nur Unglück bringen.
Mal sehen, wie der Wind weht, wenn es uns im Zusammenhang mit Nahost real schlechter geht als jetzt noch, z.B. bei drastisch erhöhten Ölpreisen.

Ja, leider scheint die Welt derzeit in Israel den schrittweisen Niedergang des liberalen und weltoffeneren Judentums zu sehen. Und dies bei gleichzeitigem Erstarken erzkonservativer, rechtsreligiöser und rechtsnationaler Kräfte, die es geschafft haben, aus einer starken Minderheitsposition das Handeln einer Regierung zu bestimmen und das internationale Ansehen des Staates Israel zu beschädigen.
Und für viele Menschen außerhalb Israels sind das dann wieder mal "die Juden"...

Und ich frage mich, ob deutsche jüdische Menschen, die aus IL mit ihren Kindern in die deutsche Heimat fliehen, hier überhaupt noch in Sicherheit leben können.
Wie Queequeg schon sagte, glaub ich auch nicht, dass es für jüdische Menschen hier allgemein bedrohlich wird. Natürlich gibt es immer Extremisten, aber auch Asylantenheime sind ja schon angezündet worden ohne dass jetzt Flüchtlinge generell damit rechnen müssten, hier verfolgt zu werden.
Ich frage mich bei Deiner Antwort, warum Du sie ausgerechnet auf meinen Eröffnungsbeitrag gepostet hast. Ich bezog den Rechtsruck ja vor allem auf muslimische Menschen, eigentlich nicht auf Juden, also quasi anders herum.

Ich habe direkt auf deine Frage
Wie geht es Euch dabei, was sind Eure Erfahrungen?
im Eingangsbeitrag reagiert.
Bisher habe ich die Flüchtlingspolitik der BR überzeugt mitgetragen. Durch das Skandieren israelfeindlicher Parolen auf deutschen Straßen ändert sich gerade etwas bei mir. Das meine ich mit "das macht 'was mit mir."
Ich wünsche mir, dass es den Menschen in unserem demokratischen System gelingt, sich klar vom Terror abzugrenzen.
Ich freue mich, dass unsere Politiker da sehr klar sind. Und hoffe, dass sie sich durchsetzen können.

Bisher habe ich die Flüchtlingspolitik der BR überzeugt mitgetragen. Durch das Skandieren israelfeindlicher Parolen auf deutschen Straßen ändert sich gerade etwas bei mir. Das meine ich mit "das macht 'was mit mir."
Und wie ist das mit deutschen Neonazis, die Flüchtlingsheime anzünden?
Ohne Frage bin ich sofort dafür, Menschen die Judenfeindliche Parolen von sich geben zu bestrafen und natürlich ggf. auch auszuweisen. Aber das ist ja erst mal kein Flüchtlingsproblem, denn das sind Einzelfälle.

Und wie ist das mit deutschen Neonazis, die Flüchtlingsheime anzünden?
Finde ich merkwürdig, diese Frage gestellt zu bekommen. Das Menschenbild der Neuen Rechten ist mit meinem Gewissen unvereinbar.

Und wie ist das mit deutschen Neonazis, die Flüchtlingsheime anzünden?
Wie meinst du das? Deutsche dürfen nicht ausgebürgert oder ausgewiesen werden, das ist im Grundgesetz verboten worden. Schon die Aberkennung der Staatsbürgerschaft bei jemanden, der als Ausländer zu uns kam und eingebürgert wurde, ist grenzwertig und nicht so einfach.
Neonazis mit Migrationshintergrund gibts zwar, aber sie sind doch sehr selten. Also Neonazis ausweisen geht wohl nur bei Österreichern o.ä. In der regel brauchen wir gar nicht über so was nachdenken, weil es schlicht unmöglich ist.

So sehr ich Deine Beiträge auch schätze, aber ich glaube nicht, dass antisemitische Äußerungen Einzelfälle sind. Oder meintest Du das Anzünden von Flüchtlingsheimen?
Ich bin einfach entsetzt darüber, wie sich in Deutschland immer mehr der Antisemitismus breit macht. Haben die Deutschen nichts aus der Geschichte gelernt? Hat Deutschland nicht aufgrund seiner Geschichte hier eine besondere Verantwortung?
Da wir in einer Demokratie leben, herrscht Meinungsfreiheit, auch wenn manche Meinungen schwer auszuhalten sind. Aber es gibt Grenzen, und das hat die damals CDU-geführte Regierung damals gut gemacht: Hakenkreuz und Hitlergruß, judenfeindliche Äußerungen usw. sind unter Strafe gestellt, und das ist gut so! Damit gehe ich Deiner Meinung konform, dass solche Straftaten auch entsprechend geahndet werden müssen!
Ich denke, es sind die wenigsten Flüchtlinge, die antisemitisch eingestellt sind. Am meisten sind es wahrscheinlich Islamisten und Palästinenser. Wenn - wie Du ja angedacht hast - man solche Leute ausweisen soll, müsste man dann dies auch für andere Straftaten so handhaben? Ich persönlich glaube nicht, dass sich diese Leute dadurch in ihrer Haltung verändern.
Gäbe es denn Deiner Meinung nach die Möglichkeit, diese Leute davon zu überzeugen, dass Antisemitismus der falsche Weg ist? Welche Möglichkeit hat der deutsche Staat hierfür?
Gruß Helle

Ich denke, es sind die wenigsten Flüchtlinge, die antisemitisch eingestellt sind.
In Syrien oder dem Irak gehört Antisemitismus zum 'guten Ton'. Der Irak verbietet seinen Bürgern sogar jeden Kontakt zu Israelis.
Wenn nun Menschen aus diesen Ländern nach Deutschland kommen, legen sie ihre antisemitischen Einstellungen nicht an der Landesgrenze ab.
Ich persönlich glaube nicht, dass sich diese Leute dadurch in ihrer Haltung verändern.
Das denke ich auch nicht. Allerdings pflegen sie ihre 'Haltung' dann nicht länger in Deutschland, sondern in arabischen Bruderländern. Wäre mir persönlich sehr viel lieber.
Wir haben doch wahrlich genug mit unseren eigenen Nazis und Judenhassern zu tun, die trotz Holocaust und jahrzehnelanger Erinnerungskultur weiterhin zahlreich und aktiv sind. Da brauchen wir jetzt nicht noch jährlich zehntausende weitere Antisemiten aus muslimischen Ländern. Wohin das führt, sieht man ja aktuell hier - und schon sehr viel länger in Frankreich.

Vielen Dank für Deine dargelegte Sichtweise. Klar haben wir am meisten mit DETSCHEN Judenhassern zu tun. Dieses Problem ist auch nach einem dreiviertel Jahrhundert leider noch existent. Ich sehe in dieser Gruppe eine weitaus größere Gefahr, als durch die zugewanderten Antisemiten.
Wie hoch schätzt Du denn den Anteil der Antisemiten in den Zuwanderern? Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass Zuwanderer aus muslimischen Ländern Antisemiten sind. Ich schätze, hier handelt es sich eher um eine kleine Minderheit.
Mir stellt sich immer noch die Frage, was eine Regierung tun kann, um aus den Köpfen der Nazis den Antisemitismus rauszukriegen und ob die Regierungen der letzten Jahrzehnten dieses Problem bewusst unter den Teppich gekehrt haben. Richtige Aufklärung wäre der erste Schritt!
Gruß Helle

Klar haben wir am meisten mit DETSCHEN Judenhassern zu tun.
Warum ist das "klar"? Hast Du dazu Statistiken?
Wie hoch schätzt Du denn den Anteil der Antisemiten in den Zuwanderern?
Ich schätze da gar nichts, weil mir keine entsprechenden Zahlen bekannt sind. Was ich allerdings immer wieder lese, ist, daß bspw. im Irak der Antisemitismus quasi Staatsdoktrin ist, entsprechend auch in den Schulen gelehrt wird. Es wäre daher eher überraschend - aber auch nicht unmöglich -, wenn Migranten aus dem Irak (oder vergleichbaren muslimischen Ländern) keine Antisemiten wären.
Ich schätze, hier handelt es sich eher um eine kleine Minderheit.
Dann hast Du vermutlich belastbare Zahlen, die Dich zu dieser Schätzung führen?

Warum ist das "klar"? Hast Du dazu Statistiken?
Ich »habe« dazu auch keine, aber ich kann mich erinnern, mal von welchen gehört zu haben, sowie entsprechende Äußerungen jüdischer Mitbürger. Demnach geht eine deutliche Mehrheit von antisemitischen Straftaten von Rechtsextremen aus.
Aber dass für viele Araber die Protokolle der Weisen von Zion den wahren Charakter der Juden aufzeigen, ist mir aus Berichten bekannt. Und bei »Kindermörder Israel« muss ich an das Hamas-Video denken, das mal als abschreckendes Beispiel gezeigt wurde: Rabbiner locken ein Kind in die Falle und schächten es, weil die das Blut für ihre Rituale brauchen.
Dem klassischen muslimischen Antisemitismus war das fremd, das ist von Europa in den Nahen Osten exportiert worden. Wir importieren also im Wesentlichen Antisemitismus, der vorher von den Nazis (und anderen Antisemiten) exportiert wurde.
Auch das ist ein Aspekt des Nahostkonflikts …

Zum Thema antisemitische Straftaten. Die meisten wurden bisher, wenn der Täter nicht sicher zugeordnet wird, pauschal als 'rechts' gezählt.
Ich zitiere aus der Welt im Juni 2021:
...Wer mit Juden in Deutschland spricht, weiß, dass die Täter neben Rechtsradikalen insbesondere bei Gewalttaten häufig Muslime und Migranten sind. Diese Evidenz ist nicht nur anekdotisch. So gab der unabhängige Expertenkreis Antisemitismus des Bundestages im Jahr 2017 eine Studie in Auftrag.
Nach antisemitischen Erfahrungen gefragt, gingen nach Einschätzung der befragten Juden 62 Prozent der Beleidigungen und 81 Prozent der körperlichen Angriffe von Muslimen aus. Zwar war die Datenbasis relativ klein, aber eine Tendenz lässt sich durchaus ablesen. Und die Diskrepanz zu den Zahlen der Statistik des Bundeskriminalamts ist so gravierend, dass zumindest geschlossen werden kann, dass die Perspektive der Betroffenen dort nicht ausreichend abgebildet wird.
Polizeistatistik-Antisemitische-Straftaten-muessen-genauer-zugeordnet-werden.html

@goldapfel
Zum Thema antisemitische Straftaten. Die meisten wurden bisher, wenn der Täter nicht sicher zugeordnet wird, pauschal als 'rechts' gezählt.
So ist es. Das soll demnächst geändert werden:
Faeser will antisemitische Straftaten differenzierter erfassen

@miss-piggy habe ich auch als Überschrift gesehen. Ich hoffe, da wird wirklich etwas umgesetzt und es bleibt nicht nur bei Lippenbekenntnissen.

@goldapfel (zum Beitrag)
Die meisten wurden bisher, wenn der Täter nicht sicher zugeordnet wird, pauschal als 'rechts' gezählt.
Danke für die Aufklärung. Mal sehn was die Statistik sagt, wenn in Zukunft (wie angekündigt) besser differenziert wird.

Ich »habe« dazu auch keine, aber ich kann mich erinnern, mal von welchen gehört zu haben, sowie entsprechende Äußerungen jüdischer Mitbürger. Demnach geht eine deutliche Mehrheit von antisemitischen Straftaten von Rechtsextremen aus.
Ich hab's genau anders vernommen. Aber als Momentaufnahme taugt das vermutlich ohnehin nichts.
Nehmen wir mal zwei eher offizielle Stellungnahmen aus Neukölln hinzu.
Zum einen von GÜNER BALCI, Integrationsbeauftragte des Bezirks:
Wenn jemand in Neukölln Hebräisch spricht oder einen Davidstern trägt, dann riskiert er eine schwere Körperverletzung.
Und dann noch von MARTIN HIKEL, Bezirksbürgermeister von Neukölln:
Der israelbezogene Antisemitismus war in der arabischen Bevölkerung in Neukölln immer da, er wurde mitgebracht und weiter kultiviert.

Ich sehe in dieser Gruppe eine weitaus größere Gefahr, als durch die zugewanderten Antisemiten.
Ich weiß nicht, zwar gibt es von deutscher Seite leider genug Antisemitismus, auch das Bild des gierigen Juden, der die Weltherrschaft anstrebt, hält sich leider hartnäckig auch in sonst ganz 'normalen' Leuten, aber das aggressive Gewaltpotenzial, das dazu führt, dass Juden gejagt, zusammengeschlagen oder sonstwie körperlich angegriffen werden, dass Israel Flaggen verbrannt werden, sehe ich aus dieser Richtung eher nicht. Das scheinen dann doch eher zugewanderte Menschen zu sein.
Es gibt unter den Migranten leider genug, die Hitler gut finden und auch das, was er mit den Juden gemacht hat. Und das sind erstmal ganz nette und unauffällige Menschen, die vielleicht zunächst auch nichts machen, nur die Meinung haben. Vielleicht nennen ihre Kinder andere, die sie nicht mögen, auf dem Schulhof 'Jude' oder sie übermalen auf einer Karte in einem Schulbuch das Wort Israel, aber sonst sind sie nicht besonders auffällig und tun nichts. Aber was passiert, wenn Israel mal wieder gegen Terroristen vorgeht? Wie reagieren sie dann, auf welche Medien hören sie, wem glauben sie?
Dass Migranten ihre lebenslange Prägung mit Einreise nach Deutschland ablegen, finde ich doch eher etwas blauäugig. Und wie Orleander schon schrieb, Judenhass oder zumindest Misstrauen gegenüber Juden ist in vielen islamischen Ländern total normal.

@goldapfel 😍 😘
Zum Thema: In der Türkei gab/gibt es eine Serie in der u.a. Juden als schlecht und verworfen dargestellt werden, die sich Beliebtheit erfreut und damals zum Eklat führte:
Das Buch "Mein Kampf" ist in der Türkei auch ganz "gut" in den Verkäufen.
https://taz.de/Mein-Kampf-in-der-Tuerkei/!5609262/
Auch interessant, Juden sind da oft erwähnt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Verschw%C3%B6rungstheorien_aus_der_T%C3%BCrkei
Hallo @tristesse
Was ich beobachte, ist ein Schubladendenken. Sobald man einen Begriff nennt, ist man wahlweise rechts, links, woke, antisemitisch, patriarchalisch, xyz-Hasser, Anti-abc. Die Schubladen sollen dabei nicht beschreiben, sondern abwerten. Ganz schnell wird man dann in Diskussionen mit Positionen konfrontiert, die von extremen Vertretern dieser Schubladen kommen. Statt über die Sache zu diskutieren und dort über diesen einen Aspekt, mußt Du Dich umständlich von irgend jemand oder irgend einer Gruppe distanzieren. Um am Ende zu hören: Wenn Du so denkst, bist Du ein XYZ. Das verhindert die differenzierte und sachliche Auseinandersetzung.
Ich kann es verstehen, wenn der eine oder andere keine Lust darauf hat. Ist der Ruf erst ruiniert ... Wenn man immer wieder in eine Ecke gestellt wird, macht es einem irgendwann nichts mehr aus, das Label verpaßt zu bekommen. Der Ton wir rauher, aggressiver und undifferenzierter - und wird viel mehr als früher auf einer persönlichen Ebene geführt.
Hier im Forum würde ich mir manchmal ein früheres Eingreifen der Moderatoren wünschen. Nicht mit der Gelben Karte. Sondern als Vermittler zwischen den Parteien - eben als Moderator, der eine entgleisende Diskussion erkennt und sie durch geschickte Fragen oder Bemerkungen in eine Richtung steuert, die es den Parteien erlaubt, ohne Gesichtsverlust ihre Position zu vertreten.
Das traue ich den Moderatoren hier durchaus zu. Sie geben den Diskussionen einen großen Spielraum, und sie können gut zwischen ihrer Rolle als Moderator und Diskussionsteilnehmer unterscheiden. Das schätze ich sehr.
Das könnte natürlich auch jeder Einzelne von uns machen: ab und zu dem anderen besser zuhören, ihm eine differenzierte Meinung zugestehen, nicht vorschnell reagieren, nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Und dem anderen "erlauben", nicht alles perfekt und widerspruchsfrei durchdacht zu haben, erst mal "laut zu denken": in einer Diskussion eine Position "auszuprobieren", indem man seine Gedanken in Worte faßt, indem man Gegenargumente erhält und hinterfragt, um am Schluß entweder die eigene Meinung gestärkt oder relativiert zu haben.
Mir fällt die Diskussion schwer, wenn ich den Eindruck habe, persönlich angegriffen zu werden - oder eben in eine Ecke gestellt zu werden. Darauf reagiere ich nicht gelassen genug, so daß es sich bisweilen hochschaukelt. Mein Lernfeld ... 😉
Die Polarisierung kommt meiner Meinung von den Extremen, die zu allem fordern, daß man Haltung zeigen soll. "Sag mir, wo du stehst und welchen Weg du gehst", sang der Oktoberklub in der DDR. So kommt es mir oft vor. Kennst Du das Lied? Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Das finde ich schrecklich. Ich mag nicht gezwungen sein, zu jedem Thema eine Haltung zu haben.
Insgesamt glaube ich nicht an einen Ruck in irgendeine Richtung. Ich glaube, daß die meisten Menschen auf der Welt in Frieden mit ihren Mitmenschen leben wollen und lediglich ihr kleines Glück suchen. Wenn man sie zwingt, sich für eine Position zu entscheiden, werden sie es tun: nicht aus Überzeugung, sondern um in Ruhe gelassen zu werden. Der Zwang, sich zu entscheiden, wird allerdings immer stärker, und es gibt immer mehr Lebensbereiche, die davon betroffen sind. So entsteht der Eindruck, es gäbe diesen Ruck.

"Ich glaube, daß die meisten Menschen auf der Welt in Frieden mit ihren Mitmenschen leben wollen und lediglich ihr kleines Glück suchen."
Das ist die schöne Seite der Medaille. Die andere Seite ist von der Angst geprägt, dass man nicht so leben kann, wie man will, wenn andere es anders machen.
Ich sehe durchaus globusumspannend eine Richtung zu rechtsnationalem Denken und Ausgrenzung von anderen. Das jüngste Beispiel ist der Ausschluss der Aborigines bei Entscheidungen in Australien vorige Woche.

Das jüngste Beispiel ist der Ausschluss der Aborigines bei Entscheidungen in Australien vorige Woche.
Ihnen wurden keine Sonderrechte zugestanden, darum gings bei der Abstimmung - formal sind sie nicht ausgeschlossen. Aber bei Benachteiligten Gruppen Sonderstellungen zu gewähren, z.B, Gleichstellungsbeauftragte oder eben ein beratender Sonderausschuss für indigene Fragen, ist grundsätzlich eine gute Idee. Die ist in Australien vorläufig gescheitert - über die Gründe weiß ich zu wenig, aber »Ausschluss der Aborigines bei Entscheidungen« ist eine Formulierung, die wieder die Polarisation anheizt, statt zu differenzieren.

"»Ausschluss der Aborigines bei Entscheidungen« ist eine Formulierung, die wieder die Polarisation anheizt, statt zu differenzieren."
Das ist aber die Sachlage.
"Die vorgeschlagene Änderung sah die Anerkennung der australischen Ureinwohner in der Verfassung vor, indem ein Gremium mit der Bezeichnung „Aboriginal and Torres Strait Islander Voice“ geschaffen werden sollte, das „gegenüber dem Parlament und der Regierung in Fragen, die die Aborigines und Torres-Strait-Insulaner betreffen, Stellung nehmen kann“. Der Änderungsvorschlag wurde abgelehnt." Wikipädia

Das ist aber die Sachlage.
Genau: Ein Sonderausschuss, der den Aborigines eine Stimme verleiht. Entscheiden aber tut das Parlament, das auch von Aborigines gewählt wird (wenn sie zur Wahl gehen …).
Ich finde immer noch, dass ich die Sachlage zwar knapp (und somit vereinfachend), aber zutreffend dargestellt habe.

Exzellenter Kommentar, Danke! 🙂
Nur das mit dem früheren Eingreifen der Moderatoren ist vielleicht etwas gar viel verlangt, im Sinne eines deutlichen Mehraufwandes, der das für sie wäre. Mein Eindruck ist der, dass es idR nicht so heftig ausartet resp. kann es sein, dass die Beteiligten es so erleben, aber von aussen betrachtet es eher noch moderate Zustände sind.

Nachtrag (da Zeit abgelaufen):
Deshalb tendiere ich eher dazu, mir meine persönlichen Grenzen zu setzen (die vielleicht enger sind) und dem Gegenüber eine gedachte gelbe Karte zu zeigen, anstatt das Eingreifen eines Moderators abzuwarten. Ich denke, sie machen das gut und können besser abschätzen, wann ein Moderieren nötig ist und wann nicht, als ich.

Was ich beobachte, ist ein Schubladendenken. Sobald man einen Begriff nennt, ist man wahlweise rechts, links, woke, antisemitisch, patriarchalisch, xyz-Hasser, Anti-abc. Die Schubladen sollen dabei nicht beschreiben, sondern abwerten. Ganz schnell wird man dann in Diskussionen mit Positionen konfrontiert, die von extremen Vertretern dieser Schubladen kommen.
Das kommt sicher häufiger vor. Umgekehrt gibt es aber auch genau diese Fälle, wo Leute zwar versichern, auf keinen Fall "Rassisten" zu sein, sich dann aber eindeutig rassistisch äussern.
Aber du hast recht, um die Einstellung eines Menschen zu beurteilen reichen ein, zwei Schlagworte nicht aus. Ich bin gegen das Gendern und gegen Abtreibung, vertrete aber meist eher "linke" Ansichten (so weit sich so etwas einordnen lässt, ich sehe mich selber eigentlich eher konservativ... aber das passt meist nicht...).
Der Rechtsruck hat schon vor einiger Zeit begonnen. Ich erinnere mich noch, wie unser Pastor erwähnte, dass in Sachsen es efGs gibt, wo Pegida etc. voll unterstützt wird. Hier in Kreuzberg war das kein Thema, aber auch wenn man in die Leserbriefe im idea-Magazin schaut, sieht man das.
Teilweise ist es eine Reaktion auf zu wenig Kritik am (insbesondere radikalen) Islam. Aus Angst, ausländerfeindlich zu werden, oder vergleichbaren Motiven, wurden Missstände lange kleingeredet oder ignoriert, und die Diskussion darum war auf bestimmte Bereiche der Gesellschaft beschränkt. Das Gefühl »bestimmte Dinge darf man nicht sagen, denn sonst wird man gleich als Nazi o.ä. angesehen« kommt ja nicht von ungefähr.Auch wenn das objektiv so nicht stimmte - dass Leute wie Nuhr oder Kelek in die Nähe von Nazis gerückt wurden, wäre mir neu.
Und jetzt, wo die Politik Töne gegenüber der Hamas anschlägt, die zuvor von Politikern selten zu hören waren, sagen viele offen, was sie bisher nur gedacht oder am »Stammtisch« geäußert haben.
Dabei kommt auch viel undifferenziertes Denken hoch. Bei Diskussionen zum Nahostkonflikt korrigiere ich falsche bzw. überzogene Aussagen von Israelfeinden und Israelverteidigern, zuweilen Beides in der gleichen Diskussion. Auch hier auf jesus.de hab ich aktuell erlebt, dass jemand, der differenziert zu argumentieren versucht, als Unterstützer der Hamas hingestellt wurde (du meinst mit deinen Worten wohl den gleichen Fall). Wobei ich seine Haltung als nicht ganz ausgewogen ansehe - und vermutlich bin ich ihm zu israelfreundlich? Aber gleich in die extreme Ecke zu stellen (Hamasfreund, islamophob) ist nicht gut. Undifferenziert zu differenzieren ist ein Widerspruch in sich.
Hier in meiner Area gibt es übrigens keinerlei Demonstrationen gegen die Israel-Solidarisierungen und Türken
Hier in Kreuzberg oder gar dem benachbarten Neukölln sieht das leider anders aus. Auch wen ich natürlich nicht überall bin und das meiste auch nur aus den Medien erfahren habe.
Gestern hab ich nach Solidaritätsbekundungen für Israel auf der amtlichen Seite mit den Demos in Berlin geschaut. Da war fast nix angemeldet. Immerhin: Einer hat den Mut, eine Demo »Kein Platz für die Hamas - Berlin gegen Antisemitismus« in Neukölln (mitten im arabischen »Clan-Land«) zu organisieren. Ich überlege ob ich da hingehe. Den Mut bzw. das Gottvertrauen dazu habe ich - aber der Initiator ist auch nicht ganz unproblematisch (Marcel Luthe), wenn auch bei anderen Themen als diesem (oder hab ich was übersehen?). Na ja, bis Freitag hab ich noch Zeit, mir zu überlegen, ob ich dahingehe - und wenn was Privates dazwischen kommt (Freitags »immer drin«!), werde ich das als »Zeichen« sehen und zuhause bleiben.
Die Demo »Gegen die illegale Besetzung des israelischen Militärs in Palästina« ist die einzige, in deren Titel Israel erwähnt wird, nur bei einer zum Gedenken an den 9.11. kommt das Wort »israelitisch« vor …
Soviel zur Lage „in meiner Area”. Sei froh dass es bei dir anders ist.
PS: Wollte jetzt eigentlich gar nicht auf jesus.de - aber bei dem Thema … die aktuell 57 ungelesenen »Benachrichtigungen« werde ich aber erst später anschauen - als nächstes geh ich erst mal ins reale Leben 😉

@hkmwk wobei es in der Hand der Kirchen liegt dagegen vorzugehen und es deren Aufgabe ist.
Sie haben die Möglichkeit der Gemeindezucht/Exkommunikation und können klar festlegen, dass jede Person die sich rechts positioniert umgehend bis sie Buße ggf. leistet ausgeschlossen wird und keine Sakramente irgendwelcher Art erhält.
In der RKK steht dem Papst die Möglichkeit zu so etwas auch unfehlbar festzulegen, in dem er es "ex cathedra" verkündet. Dann kann auch kein Teil der RKK davon abweichen.
Es steht den Kirchen frei zu definieren welche politische Positionen zulässig sind und was zu einer Unvereinbarkeit führt, gibt in anderen Organisationen auch Unvereinbarkeitbeschlüsse. Warum also nicht bei den Kirchen festlegen, dass nur politisch links bis mitte stehende Personen Teil sein können? Es liegt in der Macht der Kirchen. Sie können diese nutzen.

Warum also nicht bei den Kirchen festlegen, dass nur politisch links bis mitte stehende Personen Teil sein können?
Jesus Christus ist für alle Menschen am Kreuz gestorben, völlig unabhängig von irgendwelchen politischen Ausrichtungen.
Somit müssen auch die Kirchen für alle Menschen offen sein, ohne jemanden auszugrenzen. Es sei denn, jemand verhält sich so, dass es für die Gemeinschaft insgesamt nicht mehr tragbar ist, resp. dieser Schaden zugefügt wird.
Ich kann gar nicht glauben, dass du den Inhalt deines Posting ernst meinst. 🙂 Würdest du anstelle von "rechts" "militant rechtsradikal" meinen, könnte ich es noch halbwegs nachvollziehen.

@der_alte Ich glaube nicht, daß es der Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts freisteht, jemanden wegen seiner politischen Ansichten zu diskriminieren.

es stellt nur das dar was den Kirchen offensteht, sie können entscheiden, wer Mitglied ist.
Nur ob das auch in Gottes Willen ist …
Es gibt sicher Haltungen, wo eine Kirche Flagge zeigen könnte - gerade auch beim Thema Antisemitismus. Weil »Jesus Christus geborener Jude ist« - das ist ein Zitat, den Autor zu nennen würde noch ein Fass aufmachen 😉
Aber wo ist die Grenze? Muss jeder ausgeschlossen werden, der Abtreibung befürwortet? Oder zu zivilem Ungehorsam aufruft (»Seid untertan …«)? Vermutlich lässt dich zu jeder politischen Richtung ein Punkt finden, der dem widerspricht, was Gott durch die Bibel offenbart hat. Und dann?
Machen wir den Fehler, aus Angst, nicht "israelfreundlich" genug zu sein, Moslems auszugrenzen und vorzuverurteilen? Nicht jeder Moslem in diesem Land verteilt Bonbons und randaliert "Israel-Kindermöder" skandierend durch unsere Städte.
Wen verstehst du unter "wir"?
In meinem Umfeld wird klar differenziert zwischen Islamisten und moslemischen Menschen. Es ist ruhig in der Stadt.
Nach wie vor halte ich den Vortrag von Johannes Hartl (Hartl's Senf #14) für wesentlich, genau zwischen Terror und Kriegshandlungen zu unterscheiden und nicht beide Parteien auf eine Stufe zu stellen in der persönlichen Ausdrucksweise. So sehe ich auch jeden, der sich verformuliert nicht als Hamassympatisanten an. Da muss schon mehr kommen.
Die Besonnenheit in @Tamaro s posts und die Würdigung der besonnenen Moderatorenarbeit finde ich sehr gut.

@deborah71 In meinem Umfeld wird klar differenziert zwischen Islamisten und moslemischen Menschen.
Wie?

Indem erstens, die Ausdrucksweise entsprechend ist, zweitens, der gute Umgang mit den moslemischen Mitbürgern zu sehen ist. Ich habe selber gute Beziehungen zu moslemischen Frauen. Leider ist meine eine moslemische gute Bekannte im Alter von 70 Jahren an Krankheit verstorben, bevor wir unserern 70. zusammen feiern konnten.
Praktisch ist hier auch noch keiner (weder Inländer noch Ausländer) mit einer islamistischen Gesinnung aufgefallen. Noch leben wir in paradiesischem Miteinander und ich hoffe, dass das hier auch so bleibt.
Hier sind eher Drogen ein Problem, weil hier Zollgrenzgebiet ist.

@deborah71 Indem erstens, die Ausdrucksweise entsprechend ist, zweitens, der gute Umgang mit den moslemischen Mitbürgern zu sehen ist.
Dass erscheint mir als Differenzierungskriterien nun aber reichlich vage. Also frage ich nochmal etwas deutlicher nach: Worin besteht der Unterschied zwischen islamistisch und muslimisch, und wie kann ich bei jemandem, der sagt, er/sie sei muslimisch aber nicht islamistisch, erkennen, ob er/sie da mit der Selbsteinschätzung richtig liegt oder nicht?
Zur Verdeutlichung meines Problems: In meinen Augen bedeutet "islamistisch", der islamischen Ideologie anzuhängen. So, wie jemand, der sich als "sozialistisch" versteht, Anhänger einer sozialistischen Ideologie ist, jemand, der sich als nationalistisch versteht, Anhänger des (i.d.R. eines bestimmten) Nationalismus ist und so weiter und so fort. Üblicherweise bezeichnen sich die Anhänger von Ideologien nicht so, dass darin der ideologische Aspekt ihrer Weltsicht schon klar erkennbar ist, so wird sich ein Nationalist vermutlich als Patriot bezeichnen, ein Stalinist als Kommunist, ein Faschist als Nationalkonservativer und so weiter und so fort. Entsprechend wird jemand, der der islamischen Ideologie anhängt, sich dann also auch eher als Muslim bezeichnen.
Wie differenzierst Du da also? Was wäre ein "islamistisches" Verhalten in Abgrenzung zu einem muslimischen Verhalten, und wo verlaufen da die von aussen erkennbaren Grenzen? Ich will nicht behaupten, dass, falls es tatsächlich zwei Gruppen - die Muslime und die Islamisten - geben sollte, die Grenze zwischen ihnen glasklar erkennbar sein müsse. Es wird sicherlich eine Art "Graubereich" geben. Aber wer behauptet, zwischen dem einen und dem anderen differenzieren zu können, müsste dann ja diesen Graubereich seinen Differenzierungskriterien beschreibend hinzufügen können.
Das Differenzierungskriterium: "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!" lasse ich indes nicht gelten. Denn was hilft mir die Unterscheidung zwischen einem Muslim und einem Islamisten, wenn ich ihn heute, weil er noch nicht eine Spende an die Hamas, oder seine Tochter zur Zwangsvermählung in die Türkei oder nach Syrien verfrachtet hat und einfach nur seine Gebete absolviert und auf Alkoholgenuß verzichtet, einen Muslim nenne und morgen, nachdem seine Tochter plötzlich nicht mehr im Unterricht auftaucht und er 'nen Tausender an die Muslimbrüderschaft, den IS oder die Hamas überwies, dann einen Islamisten? Muss man nicht, wenn man Deiner Differenzierungsweise folgt, davon ausgehen, dass sich jeder Islamist sogleich per Ausdrucksweise und destruktivem Sozialverhalten immer sofort selbst outet und hieße dies nicht, Islamisten die Fähigkeit zur Verstellung rundweg abzusprechen?

Islamistische Gesinnung:
- Bewusste Abgrenzung von Nichtmuslimen.
- Diffamieren von gemäßigten Muslimen als »Ungläubige«, Heuchler o.ä, jedenfalls als keine echten Muslime.
- Islam wird stark oder gar primär als politisches Programm verstanden. Ziel der Weltherrschaft.
- Nicht-muslimische Vorgesetzte von Muslimen werden nicht akzeptiert.
- Die Vorgaben des Islams stehen über dem staatlichen Recht.
Soweit ins Unreine. Das Phänomen, dass Islamisten manchmal auch »Kreide gefressen haben« und sich als harmlose Muslime tarnen, ist noch gar nicht berücksichtigt. »Islam ist Frieden« stammt beispielsweise von Qutb, einem antikolonialistischen Aktivisten, der gerade darin zum Vordenker des Islamismus geworden ist.

Zur Verdeutlichung meines Problems: In meinen Augen bedeutet "islamistisch", der islamischen Ideologie anzuhängen.
https://www.planet-wissen.de/kultur/religion/islam/pwieislamischerfundamentalismus100.html
Kurzdefinition nach obigem Artikel.
Islam (islamisch, moslemisch) ist eine Religion, Islamismus (islamistisch) eine politische Ideologie, die darauf zielt, einen Gottesstaat zu errichten durch Unterwerfung.
Taqiyya ist ein Problem... denn die Taktik ist so, sich moderat zu verhalten, bis man eine Übernahme versprechende Mehrheit bildet. Man muss dann genau hinhören... kommt unterschwellig was durch in Richtung > die Scharia wird präferiert, wie ist das Frauenbild, an welchen politischen Diskussionspunkten werden sie unruhig, wo wird undemokratischen und antisemitischen Gedankenmustern zugestimmt.
Das letztnahe Beispiel sind die Taliban...sie haben alles Mögliche an Freiheiten versprochen und schwupps, durften die Frauen nicht mehr studieren und wurden unter den Hijab gezwungen.