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Unsere Politiker und Menschenrechte

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Themenstarter
Beiträge : 18002

In Ostdeutschland sprechen immer mehr davon, das Demokratie nicht vorhanden ist.

So langsam denke ich das auch. Wir dürfen demokratisch wählen, aber nicht in Entscheidungen reingrätschen. Das einuzige Mittel sind Demonstrationen. Das ist auch gut.

 

Aber wenn unsere Politiker über Menschenrechte in anderen Ländern reden, dann ist es auch gut. Aber die Menschenrechte in Deutschland werden kaum beachtet, bzw. so weitergegeben. Da werden Menschen ausgebeutet und ausgenutzt.

 

Wer gestern "Team Wallraff" gesehen hat, wie Menschen beim Burger King system,atisch ausgenutzt werden, bei dem kann kann nur Wut hochkommen.  Da haben Flüchtlinge, eine riesenangst ihren Status zu verlieren, wenn sie ihren Job verlieren. Lassen es zu, dass Sie 12-14 Stunden schuften...als das sie "angeblich" angeschoben werden.

 

Tja Politiker, ihr moniert über Menschenrechte in anderen Ländern, kriegt es hier nicht gebacken. Das betrifft auch die Christen.

 

Traurig!

 

M.

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112 Antworten
Jigal
 Jigal
Beiträge : 3836

@meriadoc  Nun ich denke  die Ostdeutschen sind nach über 65 Jahren Diktatur anders geprägt.  Die Behauptung kommt ja mit Covid-19 Einschränkungen auf. Negativbeispiel ist eine junge Frau aus Halle die sich mit Sophie Scholl vergleicht und einmal in die Gedenkstätte des Deutschen Wiederstandes in der Stauffenbergstraße in Berlin gehen sollte. Dann würde sie sehen wie eine Diktatur aussieht und welche Freiheiten sie hat.

 

jigal antworten
3 Antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1248

@jigal Hier geht es um ein erschreckend hohes Ergebnis sowohl in Ost als auch in Westdeutschland. (28 Prozent Westdeutsche! „Fast ein Drittel der Bundesbürger stellt laut einer Umfrage das politische System in Deutschland infrage. 31 Prozent der Teilnehmer äußerten in der repräsentativen Befragung demnach die Einschätzung, in einer »Scheindemokratie« zu leben, »in der die Bürger nichts zu sagen haben«. Auffällig ist der Ost-West-Unterschied: In Westdeutschland seien 28 Prozent der Ansicht, in einer »Scheindemokratie« zu leben. In den ostdeutschen Bundesländern werde diese Meinung von 45 Prozent der Befragten vertreten. “)

Es lohnt sich, darüber zu sprechen, warum so viele Menschen so empfinden. Ich bin durchaus auch kritisch, aber „Scheindemokratie“ empfinde ich als einen zu starken Ausdruck. Was bewegt also ca. Ein Drittel der Bundesbürger zu dieser Wahrnehmung? Wieviele sehen über dieses Drittel hinaus Missstände, die sie an der Demokratie zweifeln lassen, verwenden nur nicht gleich das Wort Scheindemokratie?

Man kann darüber philosophieren, warum es einen Unterschied zwischen Ost und West gibt oder ob das alles Rechtsradikale sind - das ist sind aber nur Vermeidungs- und Schuldverschiebungsversuche. 

tagesschimmer antworten
Mariposa22
(@mariposa22)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 475
Veröffentlicht von: @jigal

@meriadoc  Nun ich denke  die Ostdeutschen sind nach über 65 Jahren Diktatur anders geprägt.  Die Behauptung kommt ja mit Covid-19 Einschränkungen auf. Negativbeispiel ist eine junge Frau aus Halle die sich mit Sophie Scholl vergleicht und einmal in die Gedenkstätte des Deutschen Wiederstandes in der Stauffenbergstraße in Berlin gehen sollte. Dann würde sie sehen wie eine Diktatur aussieht und welche Freiheiten sie hat.

 

Ja, das war wirklich daneben. Nur sollte man jetzt nicht alle Ostdeutschen über einen Kamm scheren und als Verschwörungstheoretiker und Reichsbürger betrachten. Ich meine jetzt nicht, dass du das tust (bevor mir wieder Unterstellung unterstellt wird), ich will nur darauf hinweisen.

mariposa22 antworten
Mariposa22
(@mariposa22)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 475

P.S. Wobei ich dir jetzt nicht unterstellen möchte, dass du alle Ostdeutschen als Verschwörungstheoretiker und Reichsbürger betrachtest ... ich meinte jetzt nicht dich, sondern die öffentliche Meinung

mariposa22 antworten


Tagesschimmer
Beiträge : 1248
Veröffentlicht von: @jack-black

Nicht jeder ist dazu in der Lage, investigativen Journalismus zu betreiben.

Siehst du dort eine Grenze für dich? Andere haben andere Grenzen. Nicht jeder ist in der Lage, den juristischen Weg zu gehen. Nicht jeder ist in der Lage, sich gegen einen ausbeutenden Chef zu wehren oder auch nur gut zu sein in einer Gehaltsverhandlung. Ich jeder spricht deutsch und ist legal im Land. Menschen haben Grenzen, auch wenn es theoretisch Möglichkeiten gäbe. 

Leider leben wir in einem Land, in dem Menschen als erfolgreich gelten und gute Mitglieder der Gesellschaft sind, die möglichst viel verdienen. Wer wenig verdient, ist automatisch nicht so angesehen und unglaubwürdiger. Wirklich gut wäre es aber erst, wenn derjenige zu den angesehenen in der Gesellschaft gehört, der sich verantwortlich, wohlwollend und fördernd verhält. 

tagesschimmer antworten
7 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21584

@tagesschimmer 

Leider leben wir in einem Land, in dem Menschen als erfolgreich gelten und gute Mitglieder der Gesellschaft sind, die möglichst viel verdienen. Wer wenig verdient, ist automatisch nicht so angesehen und unglaubwürdiger. Wirklich gut wäre es aber erst, wenn derjenige zu den angesehenen in der Gesellschaft gehört, der sich verantwortlich, wohlwollend und fördernd verhält.

Und was hindert dich daran, es genau so zu sehen?

Mir imponiert Reichtum überhaupt nicht, und ich betrachte mächtige Menschen nicht automatisch als "wertvoller" als Andere. Da habe ich ganz andere Maßstäbe, und ich bin sicher nicht der Einzige.

Vielleicht sieht es die Gesellschaft ja gar nicht so einseitig, wie du befürchtest, und die "Mächtigen" stehen aufgrund ihres Geldes und ihrer Macht im Fokus... nicht unbedingt, weil man sie als "gute Mitglieder der Gesellschaft" sieht.

 

 

 

lucan-7 antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1248

@lucan-7 Ich spreche von einer allgemeinen Stimmung, die es manchen Menschen schwerer macht. Natürlich weichen viele Menschen davon ab. Ich habe Frieden durch meine Ansichten, muss aber auch akzeptieren, dass „die Allgemeinheit“ anders tickt. Unser gemeinsames Leben wäre anders, wenn ein Aufschneider und Lügner mehr Nachteile im sozialen Miteinander hätte als seine Opfer. 

Es ist schwierig, so etwas wie Stimmung konkret auszudrücken.

Mir fallen Betrügereien ein: Vor Jahren ging der Fall einer Dame vom Catering durch die Medien, die eine Kleinigkeit mitgenommen hatte und deshalb entlassen wurde. Kleinliche Überwachung und vorsorgliche Drohungen vom Arbeitgeber oder Arbeitsamt kenne ich selbst. Dagegen der Baulöwe Schneider. Er war der Erste, dieser Art, dessen Fall mir ins Bewusstsein gelangt ist. Er bekam unglaubliche Kredite aufgrund von bloßen Versprechen. Aktuellere Fälle lasse ich mal weg, damit wir nicht darüber diskutieren.

Oder stell dir mal eine Elternversammlung vor. Wer hat den größten Redeanteil? Wer bekleidet Ämter? Auch da gibt es Ausnahmen und pragmatische Gründe. Aber ist eine übliche, zusammengewürfelte Gruppe hier und heute bereit, zu durchdenken, was ein ungeübter Sprecher zu Bedenken gibt? Meistens laufen einige Leute jubelnd einem Stimmanführer hinterher und machen „Abweichler“ lächerlich. 

tagesschimmer antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21584

@tagesschimmer 

Ich spreche von einer allgemeinen Stimmung, die es manchen Menschen schwerer macht.

Nun, manches verstehe ich auch nicht. Warum bringt man Adligen oder reichen Leuten so viel Bewunderung entgegen? Ich kann ja noch nachvollziehen, dass man Menschen für ihre Ideen und ihre Hartnäckigkeit bewundert, also das was sie leisten.

Aber jemanden dafür bewundern, dass er sich auf Kosten anderer Menschen in einem Ausmaß bereichert, das jeden Rahmen sprengt...? Irgendwann fehlt mir auch dafür das Verständnis...

Und die "Mächtigen", die sich gegenseitig irgendwelche Auszeichnungen und Ehrungen zuschustern... na ja. Das kann ich auch nicht ganz ernst nehmen.

Vieles spielt sich da in recht kleinen Blasen ab und geht an der Bevölkerung völlig vorbei...

 

 

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3634

@tagesschimmer 

Siehst du dort eine Grenze für dich? Andere haben andere Grenzen.

Mit dem investigativen Journalismus bezog ich mich darauf, dass der Threadersteller offenkundig auf einen Beitrag vom "Team Wallraff" im TV reagierte. Solche TV-Beiträge sind hierzulande möglich, was ein Beispiel dafür liefert, dass abgesehen vom Ankreuzen auf Stimmzetteln noch mehr drin ist. Man muß sich halt nur engagieren. Dass unterschiedliche Leute unterschiedliche Grenzen haben, ist freilich trivial - ich nannte ja andere Möglichkeiten, wie sich jemand in unserer Demokratie engagieren kann.

Nicht jeder ist in der Lage, sich gegen einen ausbeutenden Chef zu wehren oder auch nur gut zu sein in einer Gehaltsverhandlung.

Ja. Und nu? Ist also da schon das Ende der demokratischen Fahnenstange oder der Menschenrechte erreicht? Ernsthaft?

Leider leben wir in einem Land, in dem Menschen als erfolgreich gelten und gute Mitglieder der Gesellschaft sind, die möglichst viel verdienen.

Das kann man kritisieren, aber was meinst Du mit: Leider? Gibt es denn Länder, in denen es anders wäre? Und verstößt es gegen Menschenrechte, wenn Leute sich dazu entscheiden, wirtschaftlich erfolgreiche Menschen zu bewundern, bzw. ihnen Geltung einzuräumen? Mich kotzt es ja auch an, wenn - übrigens gerade verstärkt im Unterschichten-TV - bloßer finanzieller Reichtum, King Knete, medial inszeniert wird, als sei Konsum sowas wie die Quintessenz des Daseins. Aber nur, weil mich dieser Dekadenz-Hedonismus ankotzt, komme ich nicht auf die Idee, dass es gegen die Menschenrechte verstieße, wenn andere sich danach verzehren, sich mit den gleichen dreilagigen Feuchtpapierchen den Allerwertesten abzuwischen wie es ihnen ihre Influenzer vorturnen.

Wer viel hat, gilt ganz selbstverständlich mehr als einer, der nicht viel hat. Denn Besitz bedeutet Macht und selbstverständlich ist der Mächtige wichtiger als der Ohnmächtige. Wenn sich jemand seinen Besitz tatsächlich - per Leistung! - verdient hat, ist das Ansehen, dass für ihn daraus resultiert, dann übrigens ebenfalls verdient.

Wer wenig verdient, ist automatisch nicht so angesehen und unglaubwürdiger.

Unglaubwürdiger? 😕

Wirklich gut wäre es aber erst, wenn derjenige zu den angesehenen in der Gesellschaft gehört, der sich verantwortlich, wohlwollend und fördernd verhält.

Ja, wirklich gut wird's denn wohl doch erst im Himmel werden. Oder man kann schon jetzt diejenigen hochschätzen, die sich verantwortungsvoll und konstruktiv verhalten. Davon gibt's - Überraschung! -  jede Menge Leute. Ein paar davon habe ich glücklicherweise im Freundeskreis, ein paar im Nachbars- oder Kundenkreis und ein paar wohnen ein paar Straßen weiter...

Ein paar von denen werden heute vormittags die Mülltonne, die ich eben noch - nach einem Blick in den Kalender - vor die Haustür gerollt habe, entleeren, Danke, liebe Jungs von der Müllabfuhr, was wären wir ohne Euch! Leute, die ihren Job gut und verläßlich machen, genießen in meinen Augen nämlich ein ziemlich hohes Ansehen. Und ich begegne solchen Leuten täglich in dieser wunderbaren Gegend namens Deutschland.

 

jack-black antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1248
Veröffentlicht von: @jack-black
Unglaubwürdiger? 😕
Nur ein Beispiel, damit es nicht zu lang wird: Um Bildungseinrichtungen herum gibt es ja etliche Firmen/Vereine, die Mitarbeiter anbieten, die nie die entsprechende Ausbildung bekommen haben. So kann in der Werbung für diese Einrichtungen von angestellten Fachleuten gesprochen werden. Von Externen wird nicht gesprochen.
 
Diese Vereine verwalten die Arbeitnehmer ähnlich unpersönlich wie das Arbeitsamt. Ein Vertrauensverhältnis und damit auch Kulanz gibt es gegenüber denen, mit denen man direkt arbeitet, die Chefs sind Betriebswirtschaftler, die man nur von seltenen Versammlungen kennt. Viele der externen Arbeitnehmer sind Multijober mit unterschiedlichen Arbeitsverträgen und Bezug von Aufstockung.
 
Werden diese Leute krank, müssen sie am ersten Tag zum Arzt, eine Krankschreibung holen, diese an alle Arbeitgeber versenden und in Jobs ohne Krankengeldzahlung später nacharbeiten. Würde man sie für glaubwürdig halten, dürften sie mal einen Tag im Hauptberuf ausruhen, so wie es für ihre direkten Kollegen üblich ist. Dieses Misstrauen schwebt in vielen Bereichen über Geringverdienern, allen voran im Arbeitsamt, wo schon im Voraus permanent mit Sanktionen gedroht wird. Vor 20 Jahren trugen die Medien ihren Teil bei. Heute gibt es gelegentlich Beiträge, die realistischer sind. Leider ist der Ruf von Aufstockern noch geblieben. Viele Arbeitgeber reagieren darauf mit Misstrauen und Kontrolle. Auch wenn diese Arbeitnehmer faktisch in den gleichen Einrichtungen zu gleichen Bedingungen arbeiten, leiden sie unter dem zusätzlichen Druck enorm.
 
Dagegen habe ich bei einer Beamtin erlebt, wie sie ohne Repressalien zu ihrem reichlichen Urlaub und Ausschöpfung der Krankenzeiten auch noch mehrmals in wenigen Jahren Kuren bekam und danach im Hamburger Modell wiedereingegliedert wurde und zwar so, wie sie sich fühlte. Sie hat umfangreiche Behandlungen bekommen, deren Zuzahlungen für sie kein Problem waren.
 
tagesschimmer antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3634

@tagesschimmer Danke für die Erläuterungen, jetzt verstehe ich, was Du meintest!

jack-black antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19099

@tagesschimmer 

Leider leben wir in einem Land, in dem Menschen als erfolgreich gelten und gute Mitglieder der Gesellschaft sind, die möglichst viel verdienen. Wer wenig verdient, ist automatisch nicht so angesehen und unglaubwürdiger.

Beobachte ich in meinem Umfeld völlig anders, sowohl bei Christen, als auch Nichtchristen. 

tristesse antworten
ichsen
 ichsen
Beiträge : 244
Veröffentlicht von: @tagesschimmer

Nicht jeder ist in der Lage, sich gegen einen ausbeutenden Chef zu wehren oder auch nur gut zu sein in einer Gehaltsverhandlung.

Aber jeder ist doch wohl in der Lage, in die für seinen Bereich zuständige Gewerkschaft einzutreten. Damit hat er dann doch jemanden an seiner Seite, wenn es Probleme mit dem Chef gibt.

ichsen antworten
4 Antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19099

@ichsen

... sofern man eine hat. Ich hab keine 😉 

tristesse antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1248

@ichsen Es scheint ja hier viele zu geben, die andere Erfahrungen haben als ich. Das ist oft ein Grund, warum sich Diskussionen lange und ergebnislos hinziehen, was wir sicher vermeiden wollen. Ich möchte trotzdem einmal hier die Gruppen beschreiben, an die ich denke, wahrscheinlich hat „Team Wallraff ähnliche Erfahrungen“. Jeder kann sich ja fragen, inwieweit er persönlichen Zugang zu den Gruppen hat und ob für diese Leute tatsächlich eine Gewerkschaft zur Verfügung steht. 

Was muss ein Arbeitgeber tun, um am Arbeitnehmer zu sparen? Angst und Schuldgefühle beim Arbeitnehmer lassen sich gut erzeugen, wenn die Alternative zu dieser Arbeit viel schlimmer ist.

Es gibt ein paar Schwierigkeiten, in Deutschland eine gutbezahlte Arbeit zu bekommen. Das schafft eine große Gruppe von Arbeitnehmern, die keine bessere Alternative haben, als zum Mindestlohn bzw. deutlich darunter zu arbeiten. Man muss legal im Land sein und sollte eine Wohnadresse haben und man sollte eine (für viele unbezahlbare) Ausbildung haben. Viele sind aber nur deshalb legal, weil sie einen legalen Arbeitsvertrag haben, das teure Massenquartier vermietet der Arbeitgeber dazu. Andere können nur deshalb eine qualifizierte Arbeit tun, weil der Arbeitgeber eine Möglichkeit gefunden hat, das Problem der mangelnden Abschlüsse zu umgehen. Das schafft Abhängigkeiten. 

Die Gruppe der Nichtdeutschen wird oft von einem Landsmann für ganz bestimmte Jobs ins Land geholt. Sie bekommen einen in Deutschland üblichen Vertrag, aber arbeiten zu ganz anderen Bedingungen. Sie sind völlig abgeschottet und zusätzlich in Abhängigkeitsverhältnissen, die sie aus ihrer Heimat mitgebracht haben. Wenn sie nicht krankenversichert sind, gehen sie still und leise zurück in die Heimat, wenn es nicht mehr geht. Es gibt auch Deutsche, die diese Gruppe austrickst, z.B. durch überhöhte Mieten im Massenquartier. Beide Fälle kenne ich persönlich. 

Es gibt für bestimmte Arbeitgeber sicherlich noch mehr individuelle Schlupflöcher. Vereine haben z.B. durch die Übungsleiter- und Ehrenamtsbeschäftigten einen Bereich, in dem es nahezu keine staatlichen Reglen gibt. Hier arbeiten oft Frührentner und Hartz-IV-Bezieher, die durch eine Grundzahlung abgesichert sind.

Selbst wenn man im Sozialbezug ist, wird nur dann eine Ausbildung finanziert, wenn man nie vorher eine hatte. Wer zum Arbeitsamt in der Hoffnung geht, Arbeit zu bekommen, gibt aber als allererstes an, was er alles für Kenntnisse und Abschlüsse hat. Dumm gelaufen, wenn diese nicht anerkannt sind oder so nicht genutzt werden können. Auf dem Arbeitsmarkt sind diese Menschen ungelernt und verdienen nie genug, um sich anerkannte Ausbildungen zu finanzieren. Vor dem Arbeitsamt zählen die früheren Ausbildungen. 

Dazu kommen legale Arbeitsverhältnisse, die so gestaltet werden, dass der Arbeitnehmer automatisch die Schuld trägt:

- Eine so hohe Arbeitslast, dass sie nie in der Arbeitszeit geschafft werden kann, also permanente unbezahlte Überstunden, bei einem einem Job zum Mindestohn. 

- Abwälzen des Risikos, indem der Arbeitnehmer keine festen Arbeitszeiten hat, sondern nach Anfall der Arbeit zeitlich (oft auch räumlich) flexibel sein muss, ggf. mehrmalige Anfahrtszeiten.

- So großer zeitlicher Druck bei Jobs mit dem Auto, dass Geschwindigkeitsübertretungen und Falschparken vom Arbeitnehmer in Kauf genommen werden.

Selbst in gut bezahlten Berufen ist es mittlerweile üblich, nur noch zeitlich befristet einzustellen, schlechte Auftragslagen durch Arbeitslosigkeit zu überbrücken, einige Fachkräfte fest anzustellen, aber den Großteil der Arbeit durch unausgebildete Externe machen zu lassen, Scheinselbständigkeiten zu nutzen. 

Ich kann aber sagen, dass meine Kinder (die „normal“ in Deutschland aufgewachsen sind) alle nicht davon betroffen sind. Ich denke, da gibt es tatsächlich Blasen, in denen das alles komplett abweicht. 

tagesschimmer antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3634

@tagesschimmer Gut argumentierte Darlegung der tatsächlich bestehenden Probleme. Die allerdings unter'm Strich ein Plädoyer dafür sein sollte, dass Arbeitnehmer, wo es ihnen möglich ist, sich gewerkschaftlich organisieren sollten. Wenn man von solchen (insbesondere schlicht illegalen) Arbeitsumständen, wie Du sie beschreibst, erfährt, könnte übrigens die Gewerkschaft, die für diesen Teil des Arbeitsmarkts "zuständig" ist, der erste Ansprechpartner sein. Beispielsweise, wenn untertariflich oder sogar unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns bezahlt wird, betrifft das ja indirekt immer auch die in der Gewerkschaft Organisierten.

jack-black antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1248

@jack-black Du hast schon Recht - im Prinzip.

Ich habe selbst gerade nach Jahren des Ansprechens und vertröstet-werden den Mut gehabt, 2 Ebenen zu überspringen und eine Erhöhung auf den Mindestlohn erreicht, allerdings noch keine bezahlten Feiertage, Krankschreibung, Betriebsferien muss ich rausarbeiten…

Erst jetzt habe ich entdeckt, dass es eine Art Arbeitnehmervertretung bei uns gibt und ich habe vorher wirklich fleißig gesucht. Sie sitzen weit weg von meinem Arbeitsort und ein Telefonat hinterließ bei mir den Eindruck, dass man dort die Dinge nur nach Schema F betrachtet. Ein kurzer Überschlag im Kopf ala „Arbeitszeit rechnen wir mal mit 4 Wochen im Monat, naja Feiertage gibts ja nicht viele. Dann haben sie doch Urlaub, wenn es Betriebsferien gibt…“.

Woher soll ich wissen, wie sie zum Arbeitgeber stehen und wenn ich das schon nicht einschätzen kann, wie geht es Menschen, die aus einer anderen Kultur kommen? Es wurde nach Aussagen gefragt, die mir Druck machen. Soll ich jemanden hinhängen, der selbst „von oben“ Druck bekommt? Wahrscheinlich wird mir erklärt, dass ich nur als Kontrolle wahrnehme, was menschliche Anteilnahme ist. Das ist alles viel zu unklar. Vielleicht wollen die nur die unzufriedenen Arbeitnehmer beschwichtigen oder aussortieren. 

Ich habe es ja ein bisschen besser als viele. Ich finde im privaten Bereich ganz gut Arbeit (das klingt nur nicht so gut) und wahrscheinlich gehe ich den Weg auch bald. Ich habe regelmäßig nach einiger Zeit ein super Arbeitsklima im privaten Bereich bei Leuten, die selbst gut verdienen und dafür Leistung bringen. 

tagesschimmer antworten


Gelöschtes Profil
Themenstarter
Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @tagesschimmer

Leider leben wir in einem Land, in dem Menschen als erfolgreich gelten und gute Mitglieder der Gesellschaft sind, die möglichst viel verdienen. Wer wenig verdient, ist automatisch nicht so angesehen und unglaubwürdiger. 

Das ist nichts Neues unter der Sonne. Es betrifft auch nicht nur unser Land, sondern ist schlicht und einfach menschliches Denken und Handeln. Und es war schon zu Zeiten des AT so.

Schau mal nach bei Prediger 9, Verse 14 bis 16:
14 Da war eine kleine Stadt und wenig Männer darin, und es kam ein großer König, der belagerte sie und baute große Bollwerke gegen sie.
15 Und es fand sich darin ein armer, weiser Mann, der die Stadt rettete durch seine Weisheit; aber kein Mensch dachte an diesen armen Mann.
16 Da sprach ich: Weisheit ist besser als Stärke, doch des Armen Weisheit wird verachtet, und auf seine Worte hört man nicht.

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Mariposa22
(@mariposa22)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 475
Das ist nichts Neues unter der Sonne. Es betrifft auch nicht nur unser Land, sondern ist schlicht und einfach menschliches Denken und Handeln. Und es war schon zu Zeiten des AT so.

Schau mal nach bei Prediger 9, Verse 14 bis 16:
14 Da war eine kleine Stadt und wenig Männer darin, und es kam ein großer König, der belagerte sie und baute große Bollwerke gegen sie.
15 Und es fand sich darin ein armer, weiser Mann, der die Stadt rettete durch seine Weisheit; aber kein Mensch dachte an diesen armen Mann.
16 Da sprach ich: Weisheit ist besser als Stärke, doch des Armen Weisheit wird verachtet, und auf seine Worte hört man nicht.

Wohl wahr ...

Besser man hält sich vom politischen Geschehen fern, besser für den Seelenfrieden. Jesus hat ja auch zur Absage an die Welt geraten und auch gemeint "Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist".

mariposa22 antworten
Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @mariposa22

Besser man hält sich vom politischen Geschehen fern, besser für den Seelenfrieden. Jesus hat ja auch zur Absage an die Welt geraten und auch gemeint "Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist".

Nein, denn dies schlägt der Text m.E. nicht vor. Im Gegenteil - der Text will aufrufen, gerade auf die Stillen und Zurückhaltenden zu achten und zu hören, auf solche, die sich nicht vordrängen und schnell das Wort ergreifen, also auch auf solche, die in ihrer bisherigen Lebensbilanz keine Highlights und keine stolzen Erfolge vorzuweisen haben. 
Der Text zeigt, dass Klugheit nicht automatisch mit Reichtum und angesehener Position zusammen hängt, sondern dass möglicherweise gerade bei denen, denen man nichts zutraut, viel Potenzial vorhanden ist. 
Und er ruft somit zu einem offenen Miteinander auf anstatt auszugrenzen. 

Und auch Jesus hat nicht wirklich zur Absage an die Welt geraten. Als er sagte "Mein Reich ist nicht von dieser Welt", die lag die Betonung auf "Mein Reich" und auf nicht "Euer Reich sei nicht von dieser Welt".  

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tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19099

@bepe0905 

Gut gesagt.

Ich finde es fatal, wenn man sich als Christ meint aus allem raushalten zu dürfen. Wir brauchen Christen in der Wirtschaft, der Politik, dem Gesundheitswesen, im sozialen Leben... einfach überall. Weil allein die Tatsache, dass man seine Entscheidungen im Gebet fällt, sich von Gottes Geist leiten lässt und im Einklang mit der Schrift lebt schon einen Unterschied machen kann. Damit meine ich auf keinen Fall, dass wir hier eine Art "Gottesstaat" anstreben sollen 😉 sondern einfach, wo man lebt und wirkt, ein Zeugnis ist und Gutes tut.

tristesse antworten
Irrwisch
Beiträge : 3481

@meriadoc 

 

Hi Meriadoc

 

In welchen Land dieser Erde würdest du denn bessere demokratische Verhältnisse sehen?

In welchem Land würdest du denn dann leben wollen?

irrwisch antworten
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@irrwisch 

In keinem................

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Irrwisch
Beiträge : 3481
Veröffentlicht von: @mariposa22

- der Großteil der Bevölkerung ist leider so beschäftigt damit, irgendwie seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, dass er gar keine Zeit hat, sich über Demokratie auch nur Gedanken zu machen.

Seit wann ist denn über der Hälfte der Wahlberechtigten ihr Wahlrechtaberkanntworden?

 

Seitwann sind denn Wahltermine sogelegt, dass über der Hälfte der Wahlberechtigtennicht an der Wahlteilnehmen können?

 

Wir leben weder im Schlarffenland noch im Paradies.

 

Und nein,ich mussaoch " kleine Brötchen backen".

 

Aber ich lebe in Freiheit!

 

Welches Land würde dich denn zum Auswandern reizen?

irrwisch antworten
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