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Vor 35 Jahren

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Helmut-WK
Themenstarter
Beiträge : 9290

Montag, 28. April 1986
Ich lag in meiner Studentenbude auf dem Bett und hörte Radio, ein Magazin mit Infos und Musik. Eine Meldung war: "In Schweden untersuchen die Behörden intensiv einen Anstieg der Radioaktivität in Mittelschweden, die Ursache ist unklar".

Meine Reaktion war eine Mischung aus "Habs doch gewusst!" und klammheimlicher Schadensfreude. Also gibt es auch in Schweden Skandale wie bei uns um die Nukem oder andere Firmen der Atomindustrie. Mal sehen, ob wenigsten in Schweden alles aufgedeckt wird ...

Am Abend dann der Schock: Die Ursache lag nicht in Schweden, sondern in einer "Havarie" - nein kein Schiffsunglück auf der Ostsee, sondern ein Vorfall in der Ukraine! Von der Ukraine bis Mittelschweden ist es in etwa so weit wie nach Deutschland, auch wenn der Ort des Unglücks (ein Kernkraftwerk nördlich von Kiew) nahezu an der Nordgrenze dieser Sowjetrepublik lag. Damit war klar: sobald der Wind dreht, wird das Zeug auch bei uns ankommen

Genauso kam es auch. Wer alt genug ist, der erinnert sich sicher noch ...

Der Name des Ortes dürfte auch heute noch ein Begriff sein: Tschernobyl.

Helmut

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Alescha
Beiträge : 8166

Wer erinnert sich nicht an die Demonstrationen der Tschernobyl-Leugner gegen Strahlenhysterie und Kohl-Diktatur.
Da steckte auch ein gewisser Bill Gates hinter der Katastrophe:

"Die wollen doch nur, dass jetzt alle drinnen bleiben und diese neumodische MS-DOS-Erweiterung Windows auf ihrem Heimcomputer nutzen!"

alescha antworten
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Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 9290
Veröffentlicht von: @alescha

Wer erinnert sich nicht

Ich. An mir ist das völlig vorbeigegangen.

Aber gut, dass der Postillon daran erinnert 😉

Helmut

hkmwk antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2027 Jahren

Beiträge : 20535

"Ich habe auf einer Klowand gelesen, dass wenn man weniger Geigerzähler einsetzen würde, auch viel seltener überhöhte Strahlung gemessen werden würde. Wir müssen lernen, mit Strahlungswerten von mehreren tausend Becquerel zu leben"
😀

tristesse antworten
DerNeinsager
(@derneinsager)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1449

Das Beispiel hakt nur daran ein bißchen , das damals fast noch niemand ein Rechner hatte.

Soll aber nicht die Corona Leugner heute besser darstellen.

derneinsager antworten


Ungehorsam
Beiträge : 3336

Unsere Informationsquelle für uns DDR-Bürger waren die Westmedien. Unser Staatsfunk hat die ganze Katastrophe verharmlost. Ich wurde fünf Wochen später 16 und habe alles mitbekommen. Bei uns stand ja auch ein Atomkraftwerk vom selben Typ, und in Stendal wurde ein weiteres gebaut.
Ich vermute, Tschernobyl war die Initialzündung zum Protest gegen die Umwelt- und Energiepolitik des Staates. Immer mehr Menschen schlossen sich den Gruppen an, der Protest wurde immer lauter.

Mit großem Interesse verfolgte ich eine amerikanisch-britische Serie über die Reaktorkatastrophe, die auf Pro7 lief. Da wurde ziemlich genau rekonstruiert, wie es dazu kam. Auf der einen Seite sehr spannend, auf der anderen Seite erschütternd.
Mehr dazu habe ich unter "Film und Fernsehen" geschrieben.

ungehorsam antworten
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Jigal
 Jigal
(@jigal)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 5090

Dokus zeigen heute auch, die Läden der DDR waren voll mit Salat und Gemüse das man nicht untergepflügt hatte.
Ich erinnere mich noch dass Fahrzeuge die aus der DDR und CSSR kamen dekontaminiert wurden. Die Spezialisten für ABC Kampfstoffe haben die unter Schutzanzügen gewaschen.

jigal antworten
Ungehorsam
(@ungehorsam)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 3336

die Läden der DDR waren voll mit Salat und Gemüse das man nicht untergepflügt hatte.

Sonst waren sie Mangelware und ratzfatz ausverkauft. Doch nun wollte es keiner haben, vielleicht nur ein paar treue SED-Genossen.

ungehorsam antworten
Jigal
 Jigal
(@jigal)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 5090

oder im Tal der Ahnungslosen. Ich denke wer ARD und ZDF geschaut hat wusste Bescheid.

jigal antworten
Orangsaya
(@orangsaya)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 3018
Veröffentlicht von: @jigal

Dokus zeigen heute auch, die Läden der DDR waren voll mit Salat und Gemüse das man nicht untergepflügt hatte.

Es gab damals auch in der BRD, keine Aktionen, dass vom Staat aus die Ernte untergepflügt werden musste. Weder Weizen, noch Kartoffeln, noch Salat. Es war ein Chaos, ähnlich wie Corona eins ist. Es gab Ansätze, dass wusste man ungefähr den Sachverhalt und versuchte verschieden, den Risiken zu begegnen. Noch nicht mal die Grenzwerte waren klar. Die Länder hatten keine einheitlichen Grenzwerte. Bei den Grenzwerten ging es nicht darum, was angebaut werden, oder vernichtet werden muss, sondern um die Frage, ab wann etwas nicht mehr in den Handel darf. Es kann sein, dass so mancher Bauer sein Gemüse unterpflügte, aber es was nicht staatlich verordnet. Ich kann mich an so etwas nicht erinnern. Ich erinnere mich an eine Szene in der Tagesschau. Ein Politiker aus Bayern hatte auf der grünen Wiese ein Glas frisch gemolkene Milch getrunken, um das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen. Es ging wohl, um die bayrische Milchwirtschaft, die man in Gefahr sah. Ansonsten war ein Hype um Jod. Damals war Jodsalz nicht so üblich. Ob nun Jod-Tabletten aus der Apotheke, Salz aus den Supermarkt, Lebensmittel wie Fisch, auf alles wurde sich gestürzt und man wusste nicht, wie man sich schützt, oder ob man sich schützen muss.
Keiner wusste, was richtig ist. Vor Ägypten strandete sogar ein deutsches Schiff, weil die Nägel nicht gelöscht werden durften. Sie waren in Deutschland hergestellt und für Ägypten, war Deutschland zu nah an Tschernobyl dran. Tatsächlich verseucht waren sie eigentlich nie.

orangsaya antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 9290
Veröffentlicht von: @orangsaya

Es war ein Chaos, ähnlich wie Corona eins ist.

Die staatlichen Stellen wussten z.T. nicht mal, was der Unterschied zwischen Curie, Becquerel und Sievers ist.

Veröffentlicht von: @orangsaya

Vor Ägypten strandete sogar ein deutsches Schiff, weil die Nägel nicht gelöscht werden durften.

Sogar bei Nägeln aus Kiew könnte ich mir kaum vorstellen, wie die verseucht gewesen sein könnten. 😀 😀

Helmut

hkmwk antworten
Jigal
 Jigal
Beiträge : 5090

Genau genommen war das ja in der Sowjetunion.
Eigentlich habe sie eine Test gemacht der außer Kontrolle geraten ist.
Deutsche Kernkraftwerke haben einen ganz anderen Standard.

Erinnern kann ich mich auch noch. Ich war Tage später mit dem Mofa in einen Regen geraten. Man sagte das würde jetzt leicht strahlen.
Die Frage die man sich stellte war, welche Auswirkungen hat das auf den Körper. Mein Vater war der Meinung, wenn jetzt meine Uhr deswegen ein Jahr früher abläuft, dann ist das eben so.
Den Salat der Oma konnten wir aber vorerst vergessen und es wurde darüber nachgedacht, ob die Spielplätze neuen Sand bekommen müssen.
Über Sowjetrepubliken machte sich da auch keiner Gedanken.
Nun vor zwei Jahren hatte ich die Idee Massivholzmöbel.
Dänisches Bettenlager hatte etwas interessantes da.
Ursprung: Ukraine, nun Holz das in der Ukraine gewachsen ist, wollte ich lieber nicht.

jigal antworten
5 Antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 9290

Ukraine war eine Sowjetrepublik in der Sowjetunion

Veröffentlicht von: @jigal

Genau genommen war das ja in der Sowjetunion.

Das ist, wie in der Überschrift gesagt, kein Gegensatz zu "in der Ukraine". Die Ukraine gabs ja auch damals schon. Sie war nur nicht unabhängig.

Wenn ich von Wales rede, wird ja auch niemand "genau genommen Vereinigtes Königreich" sagen ....

Helmut

hkmwk antworten
Orangsaya
(@orangsaya)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 3018

Genau genommen war das ja in der Sowjetunion.

Veröffentlicht von: @hkmwk

Die Ukraine gabs ja auch damals schon. Sie war nur nicht unabhängig.

Also, für uns war damals die Sowjetunion die Sowjetunion. Es war damals wenig ein Interesse hier genauer hinzuschauen, zum wir historisch uns an Ländern, wie die Ukraine die Finger verbrannt haben und schuldig gemacht.

Veröffentlicht von: @hkmwk

Wenn ich von Wales rede, wird ja auch niemand "genau genommen Vereinigtes Königreich" sagen ....

Wenn es um GB ging, waren wir bereit, besser zu differenzieren. Das war uns alles näher. So hab ich das damals zumindest erlebt.

orangsaya antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 9290
Veröffentlicht von: @orangsaya

Also, für uns war damals die Sowjetunion die Sowjetunion.

Für euch (wer ist das?) vielleicht. Ich hab mich immer geärgert, wenn jemand "Russland" sagte, aber die Sowjetunion meinte. Es gab ja neben der RSFSR noch 14 andere Sowjetrepubliken. Und als Ende der 80-er Jahre die Leitung der KP der Sowjetunion sich mit der Leitung der russischen KP stritt, fand ich das nur interessant, andere waren verwirrt.

Ich hatte auch was dagegen, wenn jemand "Holland" sagte und die Niederlajnde meinte, oder "England", wenn der das vereinigte Königreich meinte (allerdings habe ich meist "Großbritannien" gesagt und damit Nordirland außen vor gelassen 😉 ), heute bin ich da toleranter.

Helmut

hkmwk antworten
ALF.MELMAC
(@alf-melmac)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 2158

als Russland, Weißrussland und Ukraine

Soffjetunion ist frei nach Adenauersprech... 😊

alf-melmac antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 9290

SSoffjetunion

Veröffentlicht von: @alf-melmac

Soffjetunion hatte drei Stimmen in der UNO

Das wurde 1945 so beschlossen. Weil die Sowjetunion etwas gegen das Übergewicht der westlichen Staaten tun wollte, verlangte Stalin einen Sitz für jede der 15 Sowjetrepubliken. Daraufhin konterten die USA, das ginge nur, wenn sie 48 Sitze (für jeden US-Staat, damals waren Alaska und Hawaii nur "Territorien") ... am ende einigte man sich darauf, dass die drei Gründerrepubliken der UdSSR je einen Sitz bekamen.

Veröffentlicht von: @alf-melmac

Soffjetunion ist frei nach Adenauersprech... 😊

Nein, das war Ssoffjet .. und das "Ss" am Anfang stimmt ja eigentlich auch 😉

Helmut

hkmwk antworten


Tojak
 Tojak
Beiträge : 533
Veröffentlicht von: @hkmwk

Genauso kam es auch. Wer alt genug ist, der erinnert sich sicher noch ...

Oh, ja.

Ich war damals auch Student, in Berlin. Woran ich mich besonders erinnere, was das Treffen mit den Freunden von der Friedensgruppe im Wedding. Wir haben uns da alle ziemlich betreten angeguckt. Zurecht besonders besorgt waren der junge Pfarrer und seine Frau die gerade schwanger war. Zum Glück ist da aber alles gut gegangen.

Thomas

tojak antworten
Helle
 Helle
Beiträge : 806

Das ganze geschah nur, weil ein Versuch am 26. April 1986 um 1:24 Uhr daneben ging (die Leistung wurde immer weiter nach oben geschraubt, dann geriet alles außer Kontrolle).

Wie es so im Kommunismus ist, versuchte die kommunistische Regierung alles zu vertuschen, schickten Feuerwehrleute ohne Schutzkleidung zum Löschen und wunderten sich über die Strahlenbelastung bis zu 250 Rem. Etliche starben schon Stunden nach ihrem Einsatz.

In Pribjat spielten Kinder draußen im Freien. Millionen Quadratkilometer wurden belastet. Noch heute sind die Böden vor allem in Bayern sehr hoch belastet.

Noch heute habe ich einige Zeitungsartikel von damals, z.B. "Atomfabrik brennt" u.a.

helle antworten
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Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 9290

Genauer

Veröffentlicht von: @helle

Das ganze geschah nur, weil ein Versuch am 26. April 1986 um 1:24 Uhr daneben ging (die Leistung wurde immer weiter nach oben geschraubt, dann geriet alles außer Kontrolle).

Das könnte eine falschen Eindruck erwecken. Der Versuch begann mit einer fast kompletten Abschaltung des Reaktors (ein Stromausfall sollte simuliert werden). Das Wiederhochfahren klappte nicht sofort und dann praktisch gar nicht: Inzwischen waren schon Prozesse in gang gekommen, die den Reaktor ausbremsten ("Krypton-Vergiftung" - habe ich auch erst letztens gelernt, als ich noch mal bei Wiki nachschaute, wie die Details waren).

Normalerweise hätte man jetzt den Kraftwerksblock komplett herunterfahren müssen, warten bis die Lage besser ist (sollte von allein passieren) und dann wieder hochfahren. Stattdessen versuchte die Mannschaft, das Ding "hochzukitzeln". Am Ende war so ziemlich jede Sicherung gegen einen Störfall manuell abgeschaltet worden ...

Schließlich wurde der Strom gebraucht, wenn sie den Block für mehrere Stunden vom Netz genommen hätten, hätten sie viel Ärger bekommen!

Veröffentlicht von: @helle

Wie es so im Kommunismus ist

Gorbatchow, der gerade "Glasnost" verkündet hatte, war not amused. Indirekt hat das Unglück auch zu Reformen und Verfall in der Sowjetunion beigetragen. Aber das wär ein eigenes Thema.

Helmut

hkmwk antworten
Ungehorsam
(@ungehorsam)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 3336

Indirekt hat das Unglück auch zu Reformen und Verfall in der Sowjetunion beigetragen. Aber das wär ein eigenes Thema.

Der Zerfall der Sowjetunion wäre wohl sowieso gekommen, aber Tschernobyl hat ihn wohl beschleunigt. Sogar Gorbatschow hat das zugegeben.

ungehorsam antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 9290
Veröffentlicht von: @ungehorsam

Der Zerfall der Sowjetunion wäre wohl sowieso gekommen

Kann sein.

Bei klüger durchgeführten Reformen hätte er vermutlich vermieden werden können.

Aber hinterher ist man ja immer schlauer.

Es war auch ein Fehler von Gorbatschow, seine Amtszeit wie Stalin mit einer Kampagne gegen Trunksucht zu beginnen. Nicht nur dass das (und eine überraschend lobende Erwähnung Stalins zum 50. Jahrestag des Kriegsendes 1945) den Westen misstrauisch machte (erinnert sich noch jemand den Vergleich mit Goebbels, den Kohl zog?), auch hatte Gorbatschow von da an den geschassten, aber relativ beliebten Bürgermeister von Moskau zum Feind - einen gewissen Boris Jelzin ...

Helmut

hkmwk antworten


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