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Wagenburgmentalität ( Rußland )


Praktiker
Themenstarter
Beiträge : 706

Was ist eine Wagenburg ? In Western Filmen gab es öfter die Szenen von Wagentrecks ( Pferdebespannte Wagenkolonne ) die im Falle eines Angriffs sich zu einem Kreis formten um sich besser verteidigen zu können .

So beschrieb jemand die Reaktion Rußlands auf "Angriffe" von Außen .

Stellt Euch vor ihr hättet nur folgende Informationen .

1. Das was wir tuen ist notwendig und gut .

2. Die anderen wollen uns deswegen aus Boshaftigkeit schaden .

Würde man sich dann nicht auch gegen den Feind vereinen und sich gegen ihn wehren ? Der Feind ist ja der Böse . 

So , vereinfacht dargestellt , handelt der Großteil der russischen Bevölkerung .

Ich verurteile sie deshalb nicht . Ein sehr aufschlußreicher Beitrag zum Thema Propaganda in Rußland kann man sich unter Visualpolitik anschauen . Ein paar Einzelheiten . In Rußland wird die Behauptung , es handele sich um einen Krieg , mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft . Wir haben die Bilder des 60 km langen Militärkonvois vor Kiew gesehen . Das russische Fernsehen zeigt noch nicht mal die zerstörten Städte . Sie leben praktisch gesehen in einem Paralleluniversum ohne wirkliche Informationen über den Krieg . Sogar die Kleinsten werden mit Propaganda kindergerecht zugeschüttet . Hinzu kommt die dauernde unterschwellig Information das der Westen eigentlich böse ist . Mal ganz davon abgesehen , das das Bild des gefährlichen Faschismus ein sehr einfaches Feindbild ist . Dazu könnte man erwähnen , das die Ukraine zu Beginn des Krieges 2014 Nazis in ihrer Armee hatte , ( siehe Visualpolitik ) die für die Ukraine kämpften und Kriegsverbrechen gegen Russen verübten . Daraus machte die russische Propaganda ein ganzes Heer von Nazi Batallionen .

Man sieht , dauernde Fehlinformationen und Falschdarstellungen die den ganzen Tag über den Bildschirm rieseln .

Ich bin über die Bestätigung von Putins Krieg durch die Bevölkerung nicht schockiert . In ihrer Welt ist das eine normale Reaktion . Leider sehe ich ein ähnliches Verhalten von uns Deutschen in den letzten 2 Jahren des 2. WK . Man ergibt sich in sein Schicksal . Mal abgesehen von wenigen Widerständlern marschierten alle mit bis zum Ende .

Gruß

Praktiker

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25 Antworten
Lucan-7
Beiträge : 21569

@praktiker 

Ich bin über die Bestätigung von Putins Krieg durch die Bevölkerung nicht schockiert . In ihrer Welt ist das eine normale Reaktion . Leider sehe ich ein ähnliches Verhalten von uns Deutschen in den letzten 2 Jahren des 2. WK . Man ergibt sich in sein Schicksal . Mal abgesehen von wenigen Widerständlern marschierten alle mit bis zum Ende .

Du hast also Verständnis für die Deutschen, die bis zum Schluss kämpften und Gräueltaten begangen?

Im Gegensatz zu damals haben die Russen heute bessere Möglichkeit, sich zu informieren - wenn sie es denn wollten.

Außerdem wissen sie, dass die Regierung lügt. Im Gegensatz zu den Nazis sind die Informationen aus dem Kreml heute sehr viel widersprüchlicher.

Ich denke "Verstehen" - also die Mechanismen der Propaganda zu durchschauen - ist etwas anderes als "Verständnis haben", also rechtfertigen, was viele Russen tun und denken.

 

 

lucan-7 antworten
2 Antworten
Praktiker
(@praktiker)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 706

@lucan-7 Ich habe mich eher auf das sich dem Schicksal ergebene Verhalten der Deutschen bezogen , die bis zum Schluß weiterkämpften obwohl der Krieg militärisch schon lange verloren war .

Gräueltaten im 2. WK , da dürfen "wir" auch nicht mit Steinen werfen" , wenn ich da Jesus mal zitiere .

Wie bekommst Du Deine Informationen ? Über ein frei zugängliches Internet . Das ist in Rußland jetzt so zensiert , das man nur noch mit höherem techn . Wissen an andere Informationsquellen rankommt . Sonstige Informationsquellen sind unter staatlicher Kontrolle , 100 % . Die Gebildeten wissen , das Putin lügt . Außerdem hat die russische Gesellschaft nicht die "offene" Entwicklung vollziehen können , wie wir sie genießen konnten . Wir sind es gewohnt , die Dinge selbstständig an zu gehen . Sie lebten fast nur unter einer Diktatur die jetzt die Daumenschrauben angezogen hat . Wie würdest Du Dich in einem solchen System verhalten ?

Anpassung , wie auch damals bei Hitler , oder Auswanderung . Das ist oft die einzige Wahl .

Gruß

Praktiker

praktiker antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21569

@praktiker 

Ich habe mich eher auf das sich dem Schicksal ergebene Verhalten der Deutschen bezogen , die bis zum Schluß weiterkämpften obwohl der Krieg militärisch schon lange verloren war .

Ich denke, dieses Verhalten kann man nicht für sich allein betrachten... da gibt es ja eine entsprechende Vorgeschichte.

Gräueltaten im 2. WK , da dürfen "wir" auch nicht mit Steinen werfen" , wenn ich da Jesus mal zitiere .

Es gibt auch andere Möglichkeiten, auf Unrecht aufmerksam zu machen, als mit Steinen zu werfen...

Wie bekommst Du Deine Informationen ? Über ein frei zugängliches Internet . Das ist in Rußland jetzt so zensiert , das man nur noch mit höherem techn . Wissen an andere Informationsquellen rankommt .

So kompliziert ist das auch nicht. Und allein die Tatsache, dass eine massive Zensur stattfindet, sagt schon einiges aus. Das wissen auch die Russen. Und genau wie die Deutschen damals bei den Nazis stehen sie vor einer Wahl: Mitmachen - oder sich widersetzen?

Mitmachen ist bequemer, klar. Aber das bringt einen nicht aus der Verantwortung.

Außerdem hat die russische Gesellschaft nicht die "offene" Entwicklung vollziehen können , wie wir sie genießen konnten .

 

Doch, eine Zeitlang schon. Aber das wurde nach und nach wieder zurückgenommen.

Wie würdest Du Dich in einem solchen System verhalten ?

Anpassung , wie auch damals bei Hitler , oder Auswanderung . Das ist oft die einzige Wahl .

Das ist halt die Gretchenfrage. Aber es besteht immer noch ein Unterschied zwischen stillhalten oder Putin zujubeln...

 

 

 

lucan-7 antworten


der_alte
Beiträge : 1235
Veröffentlicht von: @lucan-7

Du hast also Verständnis für die Deutschen, die bis zum Schluss kämpften und Gräueltaten begangen?

Hat nun nicht konkret mit dem Thema zu tun: Und sie musste nie ernsthaft dafür büssen. Dafür ein Deutscher zu sein muss ich mich schämen und ekeln. Und wenn ich meinen Eltern eines vorwerfen kann (mögen sie in Frieden ruhen): Dass sie sich nicht lieber einen Hund gekauft haben als mich in diese Schuld zu setzen. Sie hätten es lassen sollen. Ein in ein Leben dieser Schuld zu setzen.

 

Meine Sichtweise für mich wer das für sich anders sieht, dem sei das unbenommen.

 

der_alte antworten
10 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21569

@der_alte 

Hat nun nicht konkret mit dem Thema zu tun: Und sie musste nie ernsthaft dafür büssen. Dafür ein Deutscher zu sein muss ich mich schämen und ekeln.

Die meisten User hier sind wohl Deutsche... ich wüsste nicht, dass wir uns für unsere Herkunft schämen und ekeln müssten.

Ich hatte selber überzeugte Nazis in der Familie... und ich sehe meine Verantwortung darin, herauszufinden, wie das möglich war und es gegebenenfalls weiterzugeben (Was ich hier und da auch schon getan habe).

Von "Erbschuld" halte ich gar nichts. Das würde ja auch die Leute in Russland oder Kambodscha treffen... oder in den USA, die auch viele Kriegsverbrechen begingen (Bombardierung der Zivilbevölkerung, Atombomen, Entlaubungsmittel, Drohnenkrieg...).

 

Nein, ich denke dass Jesus da eigentlich auch ziemlich klar war: Wir sind selbst verantwortlich dafür, wer sind, was wir glauben und was wir tun.

 

 

lucan-7 antworten
Praktiker
(@praktiker)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 706

@lucan-7 Ein Vers, der mich in der Seelsorge sehr beschäftigt , ist , das der der Frucht bringt gereinigt wird . Dabei sehe ich auch öfters Schuld von Ahnen . Jesus ist nicht gekommen das Gesetz auf zu heben , sondern zu erfüllen . Für mich heißt das , das er Schuld , die da ist , vergibt und uns davon reinigt wenn ich Frucht bringe . Der 2. Faktor den ich sehe : " Wer viel liebt , dem wird viel vergeben werden ." Das betrifft dann nicht nur aktuelle Sünden sondern auch die von Ahnen und eigene .

Da er nicht gekommen ist das Gesetz auf zu heben mache ich folgenden Hinweis .

2. Mose 20 ; 5-6 ( NLB ) Ich lasse die Sünden derer , DIE MICH HASSEN , nicht ungestraft , sondern ich strafe die Kinder für die Sünden ihrer Eltern bis in die dritte und vierte Generation . Denen aber , DIE MICH LIEBEN und meine Gebote befolgen, werde ich bis in die tausendste Generation gnädig sein .

Jesus ist gekommen das Gesetz zu erfüllen , auf das Gebiet der Ahnenschuld bezogen , heißt für mich das oben gesagte ( Frucht , Liebe ) . Eine reine Gnadentheologie kann ich leider nicht sehen . In der Form das alles so aus Gnade geschieht .Dann müßten alle Christen die glücklichsten Menschen sein , mal überzogen dargestellt .

Gruß

Praktiker

praktiker antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22985

@praktiker

Hier wird der Zusammenhang erklärt, warum Gott die folgenden Generationen zur Umkehr von angelerntem Verhalten bringen will und sie für Verharren in falschem Verhalten zur Rechenschaft zieht.

Die Vorfahren werden für ihre eigene Schuld belangt, so sie sich nicht um Vergebung an Gott gewandt haben. Die nächste Generation sehe ich in der Verantwortung, den Vorfahren ihr Vorbild zu vergeben und sich selbst von falschen Motiven und Verhaltensweisen ab- und Gott zuzuwenden. Die Gnade und Erneuerung kommt vom Kreuz und wird empfangen durch Glauben. DAS Osterthema! 🙂 

https://www.gotquestions.org/Deutsch/generationenfluch.html

 

deborah71 antworten
Praktiker
(@praktiker)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 706

@deborah71 Also stimmts Du nicht der Wirksamkeit von 2. Mose 20 ; 5-6 zu ? Oder verstehe ich Dich falsch ?

So wie ich Dich interpretiere geht es mehr um einen Gesinnungswandel ... 

Gruß

Praktiker

praktiker antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22985

@praktiker  Ich stimme der Wirksamkeit zu, interpretiere die Stelle aber anders und zwar aus dem Blickwinkel eines gnädigen Gottes und unter Einbeziehung aller relevanten Bibelstellen dazu.

deborah71 antworten
lubov
 lubov
(@lubov)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 2684

@deborah71 Ich finde das Thema fast zu schade, um es hier in einem Kriegsthread einzugraben. Meinst du, du könntest dazu nen Thread eröffnen - und dort auch auf Praktikers Nachfrage eingehen? Ist für andere leichter zu finden, die ein theologisches Thema eher nicht unter "Politik, Wirtschaft..." suchen. 🙂

 

Gruß und Segen

lubov

lubov antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22985

@lubov 

Wie verlinke ich im neuen Forum auf den Beitrag eines anderen Threads, der den Anlass für einen neuen Thread in einer anderen Rubrik gegeben hat?

Deine Idee ist gut, allein es scheitert noch an meinem Technikverständnis im neuen Forum.

deborah71 antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22985

@praktiker 

Auf Wunsch von lubov habe ich einen neuen Thread gestartet in Bibelstellen für den Bibelforschungsaspekt:

https://forum.jesus.de/community/bibel-bibelstellen/2-mose-20-4-6-heimsuchung-oder-heim-gesucht/#post-313405

deborah71 antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2605

@lucan-7 Du schriebst: Die meisten User hier sind wohl Deutsche... ich wüsste nicht, dass wir uns für unsere Herkunft schämen und ekeln müssten.

Nun, für mich ist das nicht primär eine Frage der Schuld. Die meisten derer, die in der Zeit des Nationalsozialismus persönliche Schuld auf sich geladen haben, dürften inzwischen tot sein. Es heißt, dass es Strafen für Schuld bis ins dritte oder vierte Glied (Generationen) gibt. Da wären wir noch nicht durch mit der Sache - aber Jesus wäscht ja alle Schuld ab und so bliebe jedem Einzelnen und auch dem ganzen Volk die Möglichkeit, die Sache von jetzt auf gleich zu bereinigen, indem man sich konsequent und radikal in die Nachfolge Christi stellt. Sehe ich nur leider bislang kaum.

Was ich viel wichtiger ist, das ist der Umstand, dass aus unserem Volk, aus detuschen Köpfen, übelste Theroien und Gedanken entsprungen sind, die die geistige Grundlage für den Nationalsozialismus gebildet haben. Und mir scheint diese geistige Ebene immer noch nicht ganz überwunden. Hier ist Dreck, für den man sich schämen sollte. Und in diesem kulturellen Kontext steht jeder Deutsche. Und es ist an jeden Deutschen persönlich, sich dafür einzusetzen, dass entsprechende Ansätze nicht wieder an Kraft gewinnen.

Mit Blick auf Russland sehe ich auf eine geistige und politische Macht, die in einer ähnlichen Liga spielt wie die Nazis: Freiheit wird unterdrückt, ein Menschenleben ist nichts wert bzw. eine Achtung vor Menschenleben ist schwer erkennbar. Statt Wahrheit gibt es Narrative. Es gibt Menschen, die sich das Recht nehmen, Wahrheit zu definieren. Es gibt Günstlingswirtschaft - und all dies ist verbunden mit einem expansiven missionarischen Geist. Und wenn aus so einem System heraus Krieg mit "Kampf gegen Nazis" begründet wird, dann darf einem bewußt werden, wie schwer die Beeinträchtigung des russischen Selbstbildes therapierbar sein dürfte. Die Welt hat da ein echtes Problem und wird sind bei dessen Lösung auf Gottes Hilfe angewiesen.

 

goodfruit antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21569

@goodfruit 

Was ich viel wichtiger ist, das ist der Umstand, dass aus unserem Volk, aus detuschen Köpfen, übelste Theroien und Gedanken entsprungen sind, die die geistige Grundlage für den Nationalsozialismus gebildet haben.

Zweifellos. Aber das ist kein spezifisch deutsches Problem. Die Neigung zu Faschismus und Rassismus sind international und kommen auch immer wieder hoch. Das erleben wir ja zur Zeit gerade - eben auch in Russland.

Dass ich Religion für keine Lösung halte weisst du natürlich. Nicht zuletzt deshalb, weil das seit zweitausend Jahren nirgendwo politisch etwas gebracht hat. Jesus spricht ja auch die Menschen als Individuen an, er fordert keine Staatsreligion... möglicherweise hat er ja auch geahnt, was daraus folgen würde. Leute wie Putin oder Franco in Spanien waren und sind eng mit der Kirche verbunden.

 

lucan-7 antworten
Tatokala
Beiträge : 2623
Veröffentlicht von: @lucan-7

Im Gegensatz zu damals haben die Russen heute bessere Möglichkeit, sich zu informieren - wenn sie es denn wollten.

Da sollte man aber die Sprachbarrieren nicht unterschätzen. Vor allem für die Generation, die kein Englisch kann.

tatokala antworten
2 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21569

@tatokala 

 

Da sollte man aber die Sprachbarrieren nicht unterschätzen. Vor allem für die Generation, die kein Englisch kann.

Es gibt auch Auslandsmedien auf russisch.

 

lucan-7 antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2605

@lucan-7 Wie sieht es aus mit dem Zugang? Internetseiten lassen sich sperren oder derart verlangsamen, dass sie praktisch kaum nutzbar sind.

goodfruit antworten


MrOrleander
Beiträge : 2217
Veröffentlicht von: @praktiker

Ich bin über die Bestätigung von Putins Krieg durch die Bevölkerung nicht schockiert

Ich auch nicht. Es mag ja sein, daß junge Russen über das Wissen verfügen, sich an den Zensurbarrieren vorbei alternativ über den Krieg zu informieren. Die Masse der Bevölkerung aber schaut das gleichgeschaltete Fernsehen, was übrigens kein neues Phänomen ist: Printmedien wurden und werden kaum gelesen. 

Dazu kommt, daß die Bevölkerung seit Jahren im steten Propagandastrom schwimmt, der nicht immer so plump daher kam, wie er es heute in Kriegszeiten tut, mit all den flankierenden Zensurbemühungen und bizarren Strafandrohungen. Ich kenne auch Deutsche ohne russische Vorfahren, die heute noch der Ansicht sind, daß die NATO wenigstens mitschuldig an der Entwicklung sei, wenn nicht sogar die eigentlich Schuldige. RT.DE und wie sie alle heißen war auch hierzulande erfolgreich, obwohl wir in einer unvergleichlich freieren Medienlandschaft leben.

mrorleander antworten
7 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21569

@mrorleander 

RT.DE und wie sie alle heißen war auch hierzulande erfolgreich, obwohl wir in einer unvergleichlich freieren Medienlandschaft leben.

Was zeigt, dass die Ursache nicht unbedingt in einer freien oder unfreien Medienlandschaft zu suchen ist, sondern damit zusammenhängt, dass kritisches Hinterfragen oft mühsamer ist als die vorhandenen Informationen so aufzunehmen, wie es gerade am bequemsten erscheint.

Es ist also mehr eine Frage der Haltung als des Angebotes.

 

lucan-7 antworten
MrOrleander
(@mrorleander)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 2217

@lucan-7 

Was zeigt, dass die Ursache nicht unbedingt in einer freien oder unfreien Medienlandschaft zu suchen ist

Nicht ausschließlich, aber diese Freiheit spielt schon eine große Rolle. Nicht umsonst glaubt die Mehrheit der Deutschen der russischen Propaganda nicht.

dass kritisches Hinterfragen oft mühsamer ist als die vorhandenen Informationen so aufzunehmen, wie es gerade am bequemsten erscheint.

Dafür muß man in einer Gesellschaft leben, die solch 'kritisches Hinterfragen' als sinnvoll erachtet und womöglich schon von Kindesbeinen an fördert. Das setzt schon viel Freiheit voraus, auch Stabilität, also alles Faktoren, mit denen Russland nicht unbedingt gesegnet ist. 

mrorleander antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21569

@mrorleander 

Dafür muß man in einer Gesellschaft leben, die solch 'kritisches Hinterfragen' als sinnvoll erachtet und womöglich schon von Kindesbeinen an fördert. Das setzt schon viel Freiheit voraus, auch Stabilität, also alles Faktoren, mit denen Russland nicht unbedingt gesegnet ist.

Was ja nichts Anderes bedeutet, als dass es hier vor allem um eine kulturelle Frage geht. Es wird hierzulande so getan, als würde Putin mit autoritären Mitteln die russische Gesellschaft formen. Ich würde allerdings eher sagen, dass Putin umgekehrt das zu erwartende Produkt eben dieser Gesellschaft ist.

Deshalb reicht es auch nicht, einfach Putin oder die Regierung auszutauschen - die russische Gesellschaft wird sich als Ganzes die Frage stellen müssen, welchen Weg sie in den nächsten Jahrzehnten eigentlich gehen will. Und das wird im weitesten Sinne eine kulturelle und weniger eine politische Frage sein.

 

lucan-7 antworten
MrOrleander
(@mrorleander)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 2217

@lucan-7 

Was ja nichts Anderes bedeutet, als dass es hier vor allem um eine kulturelle Frage geht. 

Ist es denn eine kulturelle Frage? Gehört es zur Nationalkultur der Russen, sich einen starken Führer zu wünschen, der das verlorene Großreich wieder aufrichtet? Vermissen die Russen die Gebietsherrschaft über die Ukraine, das Baltikum oder Ostpolen? Singen sie traurige Lieder vom verlorenen Liebchen in... Transnistrien?

Wenn Du dazu mehr weißt, wäre ich für Informationen dankbar. Die Begeisterungsfähigkeit für einen starken Führer könnte natürlich in diese Richtung gehen, könnte aber auch das Produkt wirtschaftlicher Unsicherheit sein; seit dem wilden Aufbruch in den 90igern ist es für die Mehrheit der Bevölkerung ja stetig bergab gegangen.

 

mrorleander antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21569

@mrorleander 

Ist es denn eine kulturelle Frage? Gehört es zur Nationalkultur der Russen, sich einen starken Führer zu wünschen, der das verlorene Großreich wieder aufrichtet?

Das ist eine Frage, mit der ich mich inzwischen schon seit Jahren beschäftige, weil das immer wieder auch mein Umfeld betrifft.

auf der einen Seite sind mir "die Russen" irgendwie als Volk durchaus sympathisch. Auf der anderen Seite gibt es da etwas, das mich gewaltig stört, das ich aber bis vor kurzem nicht recht in Worte fassen konnte.

Inzwischen sind einige Artikel zum Thema erschienen, die ich spontan leider nicht alle wiederfinde... hier mal ein Beispiel:

Der Club der Versager

Es gab auch einen ähnlichen Artikel in der Zeit über den russischen "Muschik", aber nur für Abonnenten verfügbar, der weniger die Potenz sondern das Rollenverständnis in den Mittelpunkt stellt. Denn darum geht es in erster Linie.

 

Das russische Männlichkeitsverständnis ist sicher nicht die Grundursache für alle Probleme, aber wohl recht bezeichnend für eine Nation, die sich in der modernen, westlich geprägten Welt verloren fühlt - aber auch keine Alternative für eine eigene Zukunft bietet.

Möglicherweise wird Russland einen Zusammenbruch brauchen, um einen eigenen Weg und Neuanfang zu finden. Nicht dass ich mir das unbedingt wünschen würde - aber die Geschichte hat gezeigt, dass es manchmal nicht anders geht.

Putins Weg war in jedem Fall der falsche. Aus Russlands Perspektive betrachtet nicht einmal aus moralischen Gründen - sondern weil er schlicht nicht funktioniert und das Land in die Isolation und den Ruin treibt, statt es zu neuem Glanz zu führen.

 

 

 

lucan-7 antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2605

@lucan-7 RT.de hat da sehr geschickt agiert. In Zeiten, wo man den Eindruck bekommen konnt, dass die Meidenlandschaft in Deutschland nicht so frei war, wie das für eine freiheitliche Demokratie der Fall war, sendete RT.de fleißig Interviews mit Experten, deren Meinung hier bei uns von einigen wohl nicht erwünscht war. Ich denke hier vor allem um Meinungen zu Corona, der Impfung und den Maßnahmen zur Eindämmung.

Das haben sie so erfolgreich gemacht, dass diese Filme in Russland selber sehr populär wurden und eine funktionierende Strategie gegen Corona damit in Russland schwierig bis unmöglich wurde.

Eine Offenheit im Umgang mit kritischen Themen, kann auch propagandistisch missbraucht werden. Dann nämlich, wenn ein butner Mix aus allem möglich geliefert wird, ist das Ergebnis bei Menschen, die die jeweiligen Meinungen nicht einordnen können, nicht informiertsein sondern komplette Verwirrung oder das sich Aneignen schräger Meinungen basierend aus der vielleicht sogar korrekten Sicht von in der Sache wenig relevanten Teildisziplinen.

Im Grunde genommen sollte es solche Probleme in einer Demokraite nicht geben. Der mündige Bürger muss mit jedweder Information klarkommen - und das geht nur bei sehr fundierter und umfassender Bildung.

Ich halte eine gut Bildung für den Erhalt eines freiheitlichen Staates für deutlich wichtiger als Waffen - auch wenn es ohne diese wohl auch nicht geht. Leider. Aber wie wir in der Ukraine sehen können, ist ein im Herzen fundiertes freiheitliches System in der Lage, selbst größten Armeen zu trotzen. Möge die Freiheit stets siegen!

goodfruit antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21569

@goodfruit 

Im Grunde genommen sollte es solche Probleme in einer Demokraite nicht geben. Der mündige Bürger muss mit jedweder Information klarkommen - und das geht nur bei sehr fundierter und umfassender Bildung.

 

Dem stimme ich zu. Aber bei der Flut an Information, der wir ausgesetzt sind, kann ich auch verstehen dass da manch einer nicht mehr mitkommt. Ich kann auch selbst nicht für jede Information, die ich für glaubwürdig halte, die Hand ins Feuer legen, auch wenn ich alles kritisch hinterfrage. Aber es ist einfach zu viel.

Das ist in der Tat ein großes Problem unserer Zeit, und ich fürchte dass es deshalb auch eine Art kontrollierter Zensur geben muss, um zumindest dem größten Blödsinn Einhalt zu gebieten. Diese Kontrolle muss aber offen und nachvollziehbar sein, und es muss auch möglich sein, sich darüber zu informieren, welche Inhalte genau zensiert wurden und warum.

Leider kann Freiheit auch missbraucht werden und sich ins Gegenteil verkehren... das ist eine bittere Erkenntnis.

 

lucan-7 antworten
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