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Warum der Lucke nicht mehr Prof sein sollte

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Blackhole
Themenstarter
Beiträge : 1112

Lucke will jetzt wieder als Wirtschaftsprofessor arbeiten. Es gab durchaus Proteste gegen ihn, aber meiner Ansicht nach trafen Sie nicht den entscheidenden Punkt.

Nein, auch wenn sich die AfD zu einer ganz klar faschistischen Partei entwickelt hat, ist Lucke selbst noch lange kein Faschist. Von dem Verdacht kann man ihn, guten Gewissens freisprechen und so fair sollte man auch sein.

Aber wenn er eines wirklich ist, dann ein Marktradikaler. Genau dafür hat er seine Partei gegründet: Den Sozialstaat abschaffen!
Der Staat soll niemanden mehr versorgen, egal wie derjenige in Not geraten ist, es soll sich jeder nurnoch holen was er kann oder sterben.
Lucke ist ein Vertreter des Märchens vom ewigen Wachstum (welches physikalisch unmöglich ist) und der Trickle-Down-Economy, die durch alltägliche Erfahrungen -zigmal widerlegt ist. Niemand profitiert davon, wenn ein winziger Personenkreis immer reicher und reicher wird! Und es ist auch keine "Neiddebatte" wenn ich sehe daß vieles in die falsche Richtung läuft, denn nicht ich tu mir leid, ich gehe am Montag wieder arbeiten für ein Gehalt von dem ich durchaus leben kann (endlich!! Das war jetzt auch wieder (krankheitsbedingt) Hausarrest genug!), sondern die Obdachlosen von denen ich immer mehr am Hbf sehe, Kinder die kein warmes Mittagessen mehr bekommen und nicht mit auf Klassenfahrt können, Rentner die Pfandflaschen sammeln usw. tun mir leid!

In einer Zeit wo man aber immer mehr an die physikalischen Grenzen des Kapitalismusses stößt, wo wir alle so langsam zu spüren bekommen, daß wir das komplette Wirtschaftssystem umbauen müssen, auch weil wir diesen Planeten nicht endlos ausbeuten können ohne unsere Spezies selbst zu gefährden, sollte man nicht auch noch Studentenhirne mit den Märchen von vorgestern vernebeln.

Ich bin gegen einen Wirtschaftsprofessor Lucke, weil er fachlich ungeeignet ist.

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129 Antworten
Orangsaya
Beiträge : 2984

Danke, für dein Pamphlet. Es spricht für sich und für die, die die glauben, nein er sprach sich nie gegen eine soziale Marktwirtschaft aus, usw. Mit extremen Überziehungen erreichst du vielleicht den einen oder anderen, aber mit einer gepflegten, zivilisierten Demokratie hat es aus meiner Sicht herzlich wenig zu tun.

Im Bundestag gibt es zwei Parteien die in ihrer Art der AfD nahe sind. Die meisten sehen nur die AfD und viele davon wissen gar nicht, daß es die andere Partei im Bundestag gibt. Das ist auch, weil um die Partei nicht so viel Aktionismus betrieben wird. Lucke und seine Partei findet kaum Beachtung. Jetzt durch die Aktionen in Hamburg und solche Dinge, wie dein Pamphlet, findet er Beachtung. Lucke ist ein Medienprofi und weiß deinen Ausbruch zu seinen Gunsten zu nutzen. Im Sommer lag die AfD bei drei Prozent. Nachdem so viel Tralala um die Partei gemacht wurde, ist nicht nur die Zustimmung gewachsen, sondern man fragt sich vor den wahlen; wird sie stärkste, oder zweitszarkste Kraft, das hängt auch mit dem Wirbel, der um die Partei gemacht wird, zusammen.

orangsaya antworten
1 Antwort
Blackhole
(@blackhole)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 1112

Wenn man sich die Chefetagen der mächtigen Großunternehmen so ansieht, wenn man sich ansieht wer die Macht in unserem Wirtschaftssystem hat und wie sie ausgeübt wird, dann ist es gerade höchste Zeit, ein kritisches Auge drauf zu werfen, was eigentlich an den Hochschulen so gelehrt wird.

blackhole antworten


MrOrleander
Beiträge : 2217
Veröffentlicht von: @blackhole

Ich bin gegen einen Wirtschaftsprofessor Lucke, weil er fachlich ungeeignet ist.

Ist er fachlich ungeeignet oder vertritt er innerhalb seines Fachs eine Meinung, die Dir nicht behagt?
Ersteres würde bedeuten, daß die Uni Hamburg bei der Berufung Luckes zum Prof geschlafen und einen Dilettanten auf den Stuhl gehoben hat.
Letzteres gehört meinem Empfinden nach zum Wesen einer Universität: Ein Fach in seiner ganzen Breite darzustellen.

mrorleander antworten
3 Antworten
Blackhole
(@blackhole)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 1112

Wenn Universitäten Theorien lehren die nachweislich falsch sind, wie ewiges Wirtschaftswachstum, seligmachender Aktienmarkt oder Trickle-Down-Economy, dann verlassen sie die Wissenschaft und gleiten ins Esoterische.

blackhole antworten
MrOrleander
(@mrorleander)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 2217
Veröffentlicht von: @blackhole

Wenn Universitäten Theorien lehren die nachweislich falsch sind, wie ewiges Wirtschaftswachstum, seligmachender Aktienmarkt oder Trickle-Down-Economy, dann verlassen sie die Wissenschaft und gleiten ins Esoterische.

Bist Du Wirtschaftswissenschaftler und kannst das beurteilen?
Versteh mich nicht falsch: Nichts gegen Kritik am ewigen Wirtschaftswachstum oder dem Aktienmarkt. Aber der Uni Hamburg zu unterstellen, sie würde in diesem Bereich ins Esoterische abdriften, weil sie Lucke als Professor agieren läßt, sollte doch einiges an fachspezifischen Kenntnissen voraussetzen.

mrorleander antworten
Groffin
(@groffin)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1873

Lucke hat die Professur für VWL, Wachstum udn Konjunktur inne.

Er hat viel im Bereich der Makroökonomie geforscht, die gesamtheitliche Zusammenhänge, insbesondere in Bezug auf Handlungen des Staates erforscht.

Dass er Lehren vom "ewigen Wirtschaftswachstum" , "seligmachenden Aktienmarkt" vertritt, halte ich für Polemik.

Es mag sein, dass er hier Meinungen vertritt die sehr liberal sind, aber nicht zwangsläufig unwissenschaftlich.

groffin antworten
PeterPaletti
Beiträge : 1317

Wenn Herr Lucke den Sozialstaat abschaffen will, und sich jeder holen soll, was er kann, dann finde ich das nicht gut. Ich bin ganz froh über unsere soziale Marktwirtschaft.
Im Gegenteil, ich sehe eher Tendenzen, die mich fragen lassen, ob der Staat sein soziales Engagement nicht noch verbessern sollte. Die Schere zwischen Arm und Reich wird in Deutschland doch immer größer und ich glaube auf der Welt auch. Da ist irgendwas faul im kapitalistischen System.
Mir persönlich geht es finanziell noch ganz gut. Aber ich sehe sehr viel Armut in Deutschland, von der Welt ganz zu schweigen. Nicht nur mehr Obdachlose und flaschensammelnde Rentner. Täglich(!) verhungern 17.000 Kinder auf der Welt. Das gibt mir zu denken.

Ich weiß nicht, ob ich gegen einen Wirtschaftsprofessor Lucke bin, dafür kenne ich seine Lehre viel zu wenig. Ich weiß nicht mal, was Trickle-Down-Economy eigentlich ist. Aber dass unsere Marktwirtschaft umgebaut werden muss, dass der Kapitalismus reformbedürftig ist, sehe ich auch.

peterpaletti antworten
11 Antworten
Blackhole
(@blackhole)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 1112

Trickle-Down-Economy ist die Lehre, daß schon genug Krümel für die Armen abfallen würden wenn die Reichen immer reicher werden. Also man lässt die Superreichen immer reicher werden, dann rieselt schon genug nach unten.

blackhole antworten
PeterPaletti
(@peterpaletti)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 1317

Dann sind die Reichen anscheinend noch nicht reich genug.

peterpaletti antworten
Groffin
(@groffin)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1873
Veröffentlicht von: @peterpaletti

Dann sind die Reichen anscheinend noch nicht reich genug.

Werden sie auch nie sein, da sie ja wiederum selber Kinder haben, die ebenfalls reich sein wollen und es immer jemand gibt, der noch reicher ist.

Dennoch gibt es Gegenbewegungen:

https://de.wikipedia.org/wiki/The_Giving_Pledge

Trotzdem muss eine Wirtschaft auch die Option für Reichtum eröffnen - da dies eine wesentliche Triebkraft für Innovationen und Unternehmensgründungen ist.
Wer Risiken eingeht, will auch dafür belohnt werden.

Man darf allerdings nicht davon ausgehen, dass "die Reichen" automatisch den Rest der Bevölkerung an ihrem Reichtum partizipieren lassen - und wenn, dann nur in sehr geringem Ausmaß.

groffin antworten
PeterPaletti
(@peterpaletti)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 1317
Veröffentlicht von: @groffin

Man darf allerdings nicht davon ausgehen, dass "die Reichen" automatisch den Rest der Bevölkerung an ihrem Reichtum partizipieren lassen - und wenn, dann nur in sehr geringem Ausmaß.[/quote

Dann muss man sie durch Gesetze zwingen.
Ich habe nichts gegen Reichtum, ich wäre selber gerne reich, aber, wenn die Schere zwischen Arm und Reich zu sehr auseinanderklappt, ist das nicht gut für eine solidarische Gesellschaft.

peterpaletti antworten
Groffin
(@groffin)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1873
Veröffentlicht von: @peterpaletti

Dann muss man sie durch Gesetze zwingen.

Tut man ja auch. 😉
Für den einen ist es zu viel, für den anderen zu wenig.

Auf der anderen Seite stehen die Staaten im Wettbewerb um die Gunst der Reichen zueinander.
Wer wirklich reich ist, sucht sich nämlich einfach ein anderes Land, wenn ihm die Belastung zu hoch wird (in den letzten Jahren sind deutlich mehr Millionäre aus Deutschland ausgewandert als davor).

D.h. Regelungen, die das Vermögen der Reichen schmälern haben nur einen relativ geringen Spielraum.

Veröffentlicht von: @peterpaletti

wenn die Schere zwischen Arm und Reich zu sehr auseinanderklappt, ist das nicht gut für eine solidarische Gesellschaft.

Das ist das Problem, mit dem sich alle Gesellschaften rumschlagen müssen. Und alle diese Gesellschaften stehen in Konkurrenz zueinander. Da die Reichen in der Regel auch Leistungsträger sind, hängt an ihnen auch ein Teil des Wohlstands der Bevölkerung. Dyson zum Beispiel hat kurzerhand seinen Firmensitz nach Singapur verlegt. Die neuen Sparten die er angehen möchte (Elektroautos) werden sicher nicht mehr in Großbritannien gefertigt. Das bedeutet, dass potentielles Wachstum, Beschäftigung und somit auch Steuern ins Ausland gewandert sind.

groffin antworten
PeterPaletti
(@peterpaletti)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 1317

Also irgendwo habe ich gelesen, dass die 95 reichsten Milliardäre auf dieser Erde zusammen genommen genauso viel Vermögen wie der die ärmste Hälfte der Menschheit. Bei den 500 reichsten Menschen hat sich das Vermögen in den letzten Jahren um 41% erhöht, während das bei den Ärmsten im gleichen Zeitraum um 44% gesunken ist.
Also mir kann einer sagen, was er will, aber das kann nicht gut sein. Irgendwo ist was faul am kapitalistischen System.

peterpaletti antworten
Groffin
(@groffin)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1873

Schon - aber wo willst Du da ansetzen?
China steht an zweiter Stelle der Länder mit den meisten Milliardären. Russland steht an 5. Stelle.

Die Entwicklung ist sicher nicht gut, aber ich bin etwas ratlos, wie ein einzelnes Land hier etwas ändern kann.

groffin antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @groffin

Schon - aber wo willst Du da ansetzen?

Veröffentlicht von: @groffin

ich bin etwas ratlos, wie ein einzelnes Land hier etwas ändern kann.

Deine Ratlosigkeit weist in die entpsrechende Richtung: es müssen eben international entsprechende Regelungen geschaffen werden. Z.B. in der Weise, dass Gewinne dort besteuert werden, wo sie auch generiert werden. Daran, dass nicht Firmensitze aus steuerlichen Gründen auf Karibik-Inseln dafür sorgen, dass Umsätze, die in den großen Verbraucherländern generiert werden, dem Fiskus entzogen sind, sollten eigentlich alle großen Verbraucherländer interessiert sein.

Eigentlich sind ja die Instrumentarien bekannt, die es einzusetzen gälte. Nur die Erzählung von den scheuen Reichen, die dann, wenn ihnen daheim der Fiskus zu fordernd wird, dann schnell mitsamt all ihrer Leistungsträgerschaft von dannen ziehen, ist halt über Dauerberieselung per Mainstream-Media inzwischen zum dominierenden Narrativ geronnen, sodaß jeder Ansatz, das Problem anzugehen, sofort als "sozialistischer Unfug" abgewehrt wird, wir auf die Finanztransaktionssteuer vermutlich noch ebenso bis zum St. Nimmerleingstag warten müssen wie darauf, dass mal die Zahl der Steuerprüfungen auf ein effektives Niveau steigt.

Ich hab schon vor zig Jahren interessante Analysen gelesen darüber, wie in Sendungen wie "Sabine Christiansen" (wer erinnert sich noch an deren Talk-Runden? Na?!) immer und immer wieder allein schon durch die Wahl der Gäste dafür gesorgt wurde, dass die Angst der Reichen vor Steuern als eine Angst, die alle anginge, gezeichnet wurde. Gegen höhere Erbschaftssteuern wurde dann gebetsmühlenartig die kleine Oma, die ihr kleines Häuschen ihren braven kleinen Enkeln vermachen möchte, auf die Bühne gezerrt, gegen die Erbschafts, wie gegen die Finanztransaktionssteuer wurde nach dem Motto agitiert: "Da soll das, worauf wir schon Steuern bezahlt haben, nochmal besteuert werden, das ist soooo ungerecht, der Staat ist soooo gierig!"

Die FDP hat aus der Tendenz der Mittelschichtler, aus Angst vor dem Abstieg ein Bedürfnis nach Distanzierung zu der Unterschicht zu machen, ihr alleiniges Geschäftsmodell gemacht. Diese Angsttendenz hat ja sogar zur damaligen Agenda-2010-Akzeptanz der SPD-Wählerschaft geführt.
Kurz: Seit Jahrzehnten, vermutlich schon vor dem Untergang des Ostblocks, ganz sicher aber danach, wird uns das Hohelied des Kapitalismus in die Ohren geflötet, nach welchem man das scheue Reh, den Milliardär, nur nicht zu hart anpacken dürfe, damit er nicht sein Heil in der Weite sucht oder gar, Gott bewahre, aufhört, Leistungsträger zu sein. Die könnten doch, wenn sie sich keinen Zweit-Privatjet mehr leisten können, auf die Idee geraten, sich faul in die Hängematte zu legen und ihre Innovationskraft ruhen zu lassen... Wer was anderes behauptet, "hat aus dem Untergang der DDR nichts gelernt"...

Letzten Endes hat die kapitalistische Gesellschaft, wenn sie so weitermacht und nicht internationale Regeln aufstellt, die für ein Zusammenführen der Arm-Reich-Schere sorgen, insgesamt nichts aus dem Niedergang des Ostblocks gelernt: dass eben auch Mega-Systeme strukturelle Fehler haben können, die, wenn sie nicht behoben werden, zu einem Zusammenbruch dieser Mega-Systeme führen können.

Anonymous antworten
Groffin
(@groffin)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1873

Hi Jack,

Danke für Deine Ausführungen.

Veröffentlicht von: @blackjack

Deine Ratlosigkeit weist in die entpsrechende Richtung: es müssen eben international entsprechende Regelungen geschaffen werden.

Das meinte ich. Und wieder haben wir ein Thema, das - ebenso wie Klimapolitik - nur in der Gemeinschaft zu lösen ist.

Die größte Krux dabei ist, dass man immer ein paar "schwarze Schafe" hat, die da nicht mitziehen, weil sie sich von einem Kontrakurs mehr versprechen, als mitzuziehen.

Mir ist dann zwar klar, wo es hakt, aber ich sehe nur wenige Chancen, da nachhaltig etwas zu ändern. An die Vernunft der Leute zu appellieren ist da irgendwie so aussichtslos wie King Kong mit Tomaten zu bewerfen.

groffin antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @groffin

Die größte Krux dabei ist, dass man immer ein paar "schwarze Schafe" hat, die da nicht mitziehen, weil sie sich von einem Kontrakurs mehr versprechen, als mitzuziehen.

Asis gibt's immer, aber nach denen kann man ja nicht die Regeln festlegen, oder?

Veröffentlicht von: @groffin

An die Vernunft der Leute zu appellieren ist da irgendwie so aussichtslos wie King Kong mit Tomaten zu bewerfen.

Demokratie ist das Bohren dicker Bretter... Man braucht allerdings, je stärker sich die Widersprüche im System krisenhaft aufschaukeln, umso weniger an die Vernunft zu appelieren. Irgendwann sollte es ausreichen, an das Eigeninteresse zu appellieren. Fridays for future ist letzten Endes eine demgemäße Bewegung: die jungen Leute, die sich da engagieren, haben schlicht ihr eigenes Interesse im Blick. Ähnlich, wie auch diejenigen, die einst die Gewerkschaften gründeten und/oder z.B. gegen Bismarck die ersten Sozialgesetze erzwangen, ihre eigenen Interessen im Blick.

In den USA gibt's ja inzwischen einige Superreiche, die selbst merken, wie schlecht das Auseinanderdriften der Einkommensschere für die Gesamtgesellschaft ist.
Am "eigenen Leib" werden die Reichen mehrheitlich die Problematik womöglich erst dann verspüren, wenn die zunehmende Ungleichheit zu einem Anstieg der Kriminalität führt und sie ihren Reichtum irgendwann nicht mehr in der Öffentlichkeit ausleben können. Und dann, wenn sie nicht mehr ihre überteuerten Produkte loswerden, weil die Käuferschichten, die sich jene leisten können, langsam erodieren.
Es gibt Grenzen des Wachstums. Es gab sie schon immer - inzwischen dehnen sie sich gewissermaßen aus, indem sie nach der Dritten Welt auch in unseren Wohlstandsoasen immer mehr Areale umzäunen.

Kürzlich sah ich beim Zappen irgendeine "Dokumentations"-Ankündigung auf RTL oder RTL2 oder einem jener anderen Unterschichts-Fernsehkanäle. Darüber, was die jungen Superreichen in der Golfregion mit all ihrem Geld so machen. Das waren vermutlich nur 20 bis 30 Sekunden, die ich da mitkriegte, aber die allein reichten, um in mir Ekel ob dieser obszönen Dekadenz zu erzeugen. Ich fragte mich, ob bei den Sendeverantwortlichen sich nicht vielleicht mal ein Anflug von Sorge entwickeln könne, ob solche Protz-Formate nicht in der avisierten Zuschauergruppe ähnliche Emotionen auslösen könnten wie bei mir. Klar, die Konsum-Orientiertheit in jungen Jahren ist höher und dieses ganze Mackertum, nach welchem Besitzen ein Wert an sich sei, kommt bei jüngeren Leuten entsprechend besser an (als jemand älteren Semesters kann ich z.B. überhaupt nicht verstehen, welche Faszination die Protzerei in der Hip-Hop-Szene ausweislich der üblichen Musik-Videos ausübt). Aber erinnert man sich nicht auch daran, was Marie Antoinette & Co einst die Köpfe kostete? Irgendwann muß das doch umkippen, irgendwann wird aus dem bloßen Neid der Besitzlosen doch der Hass auf die Besitzenden?

Da Reichtum auch bedeutet, Zugang zu besserer Bildung zu haben: ist nicht zu erwarten, dass die solcherart besser Gebildeten irgendwann begreifen, dass ein System, dass grundsätzliche Fehler hat, notwendig auf einen Zusammenbruch zusteuert?

Freilich: da ich selbst inzwischen nicht mehr so sehr interessiert bin an der Zukunft (keine eigenen Kinder und gleichzeitig relativ gut abgesichert bei relativ niedrigen Bedürfnissen) richte ich da meinen Blick vielleicht weiter voraus als das viele tun, die eher auf das tagespolitische Geschehen blicken. Ob sich an den grundsätzlichen Regeln schon in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren etwas ändert, weiß ich nicht. Womöglich wird das Problem der wirtschaftlichen Ungleichheit, bevor es seinen ganzen machtpolitischen Impact entfalten kann, schon vom Problem der menschengemachten Umweltkatastrophe gewissermaßen rechts überholt.

Anonymous antworten
Orangsaya
(@orangsaya)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 2984

Wenn Herr Lucke den Sozialstaat abschaffen will, und sich jeder holen soll, was er kann, dann finde ich das nicht gut. Ich bin ganz froh über unsere soziale Marktwirtschaft.

Die Behauptung Lucke wolle unsere soziale Marktwirtschaft abschaffen ist ein gemacht worden, aber nicht belegt.

Wir sind zur sozialen Marktwirtschaft verdammt, weil es unsere Verfassung fordert. Wenn auch indirekt. Die Würde des Menschen kann nur gewährleistet werden, wenn man sie in einer Notlage nicht verhungern lässt, medizinisch versorgt werden, ein Dach über den Kopf haben, usw.
Damit begründete sich das alte Sozialgesetzbuch und eine Vielzahl von Novellen. Auch Gerichtsbeschlüsse begründeten damit so manches Urteil.
Die soziale Marktwirtschaft anzuschaffen, ist vom Verständnis her so absurd, wie die Demokratie anbuschaffen und das auf Basis unserer Verfassung.
Etwas anderes ist die Frage, wie weit und bedingungslos geholfen werden muss und was für negative Effekte die soziale Marktwirtschaft haben kann. Ein Beispiel : die Sozialhilfe und der Verdienst hat sich seit den funfzigern bei Familien angeglichen und übersteigt teilweise den einfachen Verdienst. Wie das heute ist, weiß ich nicht. Das Problem wurde bei der Sozialhilfe so gelöst, dass Familien ergänzende Sozialhilfe bekommen konnten. Das wurde, weil man es nicht wusste nicht immer in Anspruch. Was richtig wäre darüber lässt sich herzlich streiten. Ob der Sozialstaat bestehen darf, steht aber außer Frage.

orangsaya antworten


JohnnyD
Beiträge : 1419
Veröffentlicht von: @blackhole

wenn er eines wirklich ist, dann ein Marktradikaler. Genau dafür hat er seine Partei gegründet: Den Sozialstaat abschaffen!
Der Staat soll niemanden mehr versorgen, egal wie derjenige in Not geraten ist, es soll sich jeder nurnoch holen was er kann oder sterben.

Wie kommst du auf diese Idee?

Veröffentlicht von: @blackhole

Ich bin gegen einen Wirtschaftsprofessor Lucke, weil er fachlich ungeeignet ist.

😀 😀
Nein, genau das glaube ich dir nicht. Diesen Täuschungsversuch hättest du dir sparen sollen.

johnnyd antworten
5 Antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @johnnyd

Nein, genau das glaube ich dir nicht. Diesen Täuschungsversuch hättest du dir sparen sollen.

Ad Hominem.

Anonymous antworten
JohnnyD
(@johnnyd)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 1419

Wo?

johnnyd antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0

Dein letzter Satz. Vorwurf eines Täuschungsversuchs. Auf welcher Grundlage?

Anonymous antworten
JohnnyD
(@johnnyd)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 1419

Grundlage ist die Komposition des Eingangsbeitrags.

johnnyd antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0

Und?

Anonymous antworten
Miss.Piggy
Beiträge : 1940
Veröffentlicht von: @blackhole

Genau dafür hat er seine Partei gegründet: Den Sozialstaat abschaffen!

Wenn ich mir das Programm seiner jetzigen Partei (LKR) durchlese, dann finde ich da nichts, was darauf hindeutet, dass der Sozialstaat abgeschafft werden soll.

Nur mal als Beispiel das Thema Rente:
Im Moment ist es ja so, dass die zukünftigen Renten immer geringer ausfallen werden und deswegen dazu geraten wird, dass man privat vorsorgen soll. Da sich das aber sowieso nur Menschen mit höherem Einkommen leisten können und es sich wegen der Nullzinspolitik auch für diese immer weniger lohnt, schlägt die LKR vor, dass der Staat einen Nationalen Rentenvermögensfonds anlegen soll, aus dem dann die zukünftigen Renten zusätzlich aufgebessert werden.

Ich kann nicht beurteilen, ob das die beste Lösung für das Rentenproblem ist, aber unsozial erscheint es mir nicht, im Gegenteil.

Veröffentlicht von: @blackhole

Ich bin gegen einen Wirtschaftsprofessor Lucke, weil er fachlich ungeeignet ist.

Es steht eigentlich gar nicht zur Debatte, ob er Wirtschaftsprofessor sein soll oder nicht, denn er ist es schon.

miss-piggy antworten


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