Wenn der Komiker nicht mehr komisch ist
Ungewöhnlich ernste Worte von Komiker und Sänger Helge Schneider.
Aus dem Artikel:
Er sagt: "Ich bin Künstler, und meine Kunst lebt davon, dass ich ein Publikum habe. Das seid ihr. Und in letzter Zeit ist es für mich nicht möglich gewesen, vor euch aufzutreten. Und das soll auch noch sehr lange so gehen."
und weiter:
"Meine Idee ist, erst wieder aufzutreten, wenn alle Freiheiten wieder da sind. Also wirklich alles, ansonsten geht das nicht. Da muss ich konsequent bleiben", meint er weiter. "Ich muss eins schon mal klarstellen: Ich trete nicht auf vor Autos, ich trete nicht auf vor Menschen, die anderthalb Meter auseinander sitzen müssen und Mund-Nasenschutz tragen." Auch mit einem Streaming-Auftritt könne er sich nicht anfreunden, da ihm dort seine Fans fehlten, ein "ganz, ganz wichtiger Teil für meine Arbeit". Damit sei sein Job für die "nächste längere Zeit infrage gestellt".
Ich muss nicht sagen, dass die Kommentare bei Facebook fast alle regelrecht euphorisch waren. "Respekt!", "Endlich sagt jemand mal die Wahrheit...", "Ich versteh dich!" etc. Ganz wenige kritische Kommentare.
Einer davon von mir 😊
Es ist ja sehr schön für Herrn Schneider, dass er seit 1969 für Zeiten wie diese vorgesorgt hat und nicht auf Gagen angewiesen ist. Er kann sich dann in seinen Keller setzen und seine Fans darüber in Kenntnis setzen, dass sie ihm fehlen würden, wenn er vor Autos auftreten müsste.
Aber er stellt sich scheinbar nicht die Frage, ob seine Fans, die seit Jahren in seine Konzerte gehen, seine Filme im Kino gesehen und seine CDs gekauft ihn vielleicht gerade jetzt brauchen. Dass er ihnen eine Freude machen könnte in Zeiten, wo man mehr zu Hause ist als sonst.
Außerdem gibt es ja auch Künstler, die ums Überleben kämpfen und daher auf jeden Auftritt angewiesen sind. Die nicht in Vergessenheit geraten möchten. Und auch die Sympathischen, die einfach Spaß an der Musik haben und andere daran teilhaben lassen. Man muss es sich ja nicht anschauen.
Natürlich kann ich ihn schon verstehen. Aber unterm Strich finde ich diese Ansage egoistisch und wird den Fans nicht gerecht.
Auch wenn diese es bejubeln 😊
Was meint Ihr?
Trissi
Ich finde, das ist seine Sache.
Er wird dieses Jahr 65 und da könnte er auch "ganz normal" in Rente gehen, wenn ihm danach ist und wenn er ausgesorgt hat. Dann kann er seinen Fans auch nichts mehr bieten.
Ich kann mir eh nicht vorstellen, dass jemand ernsthaft darunter leidet, wenn Helge Schneider für längere Zeit keine Auftritte macht. Selbst wenn man ein großer Fan ist, ist das doch nicht lebenswichtig.
Er schuldet den Fans nichts
Veröffentlicht von: @tristesseNatürlich kann ich ihn schon verstehen. Aber unterm Strich finde ich diese Ansage egoistisch und wird den Fans nicht gerecht.
Auch wenn diese es bejubeln 😊
Daran ist überhaupt nichts egoistisch. Fans haben keinen Anspruch auf einen Künstler. Sie bekommen genau das, wofür sie bezahlt haben: Eine CD, ein Konzert, einen Auftritt, ein T-Shirt, einen Film oder was auch immer. Und das war's.
Mehr schuldet ein Künstler den Leuten nicht als das, wofür sie bezahlt haben. Womit er sich zukünftig beschäftigen will ist allein seine Sache.
Sicherlich könnte er vielen Menschen, die seinen Humor zu schätzen wissen (Ich habe vor Ewigkeiten mal eine Liveshow von ihm gesehen, noch bevor er bekannt wurde und war sehr begeistert) eine Freude machen.
Wenn er das aber nicht tun will, dann gibt er anderen Künstlern, die das vielleicht auch nötiger haben als er, Gelegenheit in die Bresche zu springen. Und vielleicht wird ja dann auch jemand Neues entdeckt.
Insofern kann man seine Entscheidung nur respektieren. Und ich hoffe natürlich, dass er irgendwann wieder so wie früher auftreten wird... und wünsche ihm bis dahin alles Gute.
die persönliche Würde in den Tauschwerth aufgelöst
Diese tauschökonomische Sicht der Dinge öffnet allerdings da, wo sie einen berechtigten, weil bezahlten, Anspruch begründet, die Tür zu einer Haltung, vor der man sich fürchten muß.
Ich habe das damals so grauenerregend empfunden, als ich anläßlich des Todes von Amy Winehouse davon erfuhr, wie erbarmungslos ihre Konzertgäste in Belgrad sie fünf Wochen zuvor behandelt hatten, als sie sturzbetrunken auf die Bühne kam und einen erbärmlich schlechten Auftritt ablieferte. Durch das Eintrittsgeld, das die Fans bezahlt hatten, meinten sie sich berechtigt, die schwer kranke Sängerin nicht als Mensch, sondern als Ware zu behandeln.
Das ist es, wovon Marx und Engels 1848 sprachen, als sie feststellten, das Wertesystem der bürgerlichen Gesellschaft habe
[...] kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übrig gelassen, als das nackte Interesse, als die gefühllose „baare Zahlung.“ [...] die persönliche Würde in den Tauschwerth aufgelöst, [...]
https://de.wikisource.org/wiki/Manifest_der_Kommunistischen_Partei_(1848)
Es ist schon zum Kotzen auf diesem Planeten. Wie ließe sich das auszuhalten, wenn da nicht die Hoffnung wäre, daß irgendwann die eigentliche Geschichte der Menschheit beginnen wird, in der zukünftigen Welt, von der Sabrina Setlur gesungen hat, daß sie sie sehen will...
Veröffentlicht von: @liberatusEs ist schon zum Kotzen auf diesem Planeten.
Ach wo!
Schau Dir mal das Video von Helge in seinem Bastelkeller an. Das Minenspiel, wenn er darauf hinweist, ja schon seit 14 in die Rentenkassen eingezahlt zu haben... So sollte man diese Welt auf diesem Planeten in diesen ach so krisenhaften Zeiten bourgoiser Entfremdung nehmen: mit mühlheimanderruhriger Entspanntheit.*
*Mit Helge ist es wie mit Tucholsky: Wenn man mal morgens beim Frühstück auf die üblichen Drogen wie Kaffe oder Kokain verzichten und dennoch frisch und wohlgelaunt in den Tag starten möchte, liest man ein paar Absätze von Tucho oder guckt ein paar Videoschnipsel mit Helge - schon springt die Wohlfühlhormonmaschine an...
A propos morgens: Heutigen Morgens dachte ich noch: "Wo wohl der Liberatus geblieben ist? Dessen Einlassungen fehlen in letzter Zeit im Forum, vielleicht pinn ich mal eine Suchmeldung am Schwarzen Brett an?" Sollte allein die Macht meiner Gedanken Dich aus der Versenkung emporgeholt haben? Wie dem auch sei: immer schön, Beiträge von Dir zu lesen! 😊
Danke!
Für Deine freundlichen Worte, für das tiefgängige Verstehen meines obigen Beitrags und besonders für die Ermunterung, mir 'Helge hat Zeit' anzuschauen, und mich riesig über jemanden zu freuen, den ich bisher nur am Rande und als Klamaukmacher fehlwahrgenommen hatte. Nein, der Mann hat mich begeistert. Nicht weniger tat das die Stimmkünstlerin Butterscotch. Sowas habe ich nicht mehr gehört, seit 1976 Urszula Dudziaks Album 'Urszula' im Radio-Jazzprogramm vorgestellt wurde. Nur Nina Hagen ist mit manchen ihrer Aufnahmen in die klangliche Nähe gekommen. Ah, ich bin endlich mal wieder ins Schwärmen gekommen, das tut gut... 🙂
Aber gern doch!
Veröffentlicht von: @liberatus'Helge hat Zeit' anzuschauen, und mich riesig über jemanden zu freuen, den ich bisher nur am Rande und als Klamaukmacher fehlwahrgenommen hatte.
Und ich freue mich, da was Gutes geteilt zu haben. Wodurch es ja nicht weniger, sondern mehr wird. 😉
Veröffentlicht von: @liberatusIch habe das damals so grauenerregend empfunden, als ich anläßlich des Todes von Amy Winehouse davon erfuhr, wie erbarmungslos ihre Konzertgäste in Belgrad sie fünf Wochen zuvor behandelt hatten, als sie sturzbetrunken auf die Bühne kam und einen erbärmlich schlechten Auftritt ablieferte. Durch das Eintrittsgeld, das die Fans bezahlt hatten, meinten sie sich berechtigt, die schwer kranke Sängerin nicht als Mensch, sondern als Ware zu behandeln.
Da liegt wohl ein Denkfehler. Nicht der Mensch ist die Ware, sondern das, was der Mensch abliefert. Das wird aber gerade im Kunstbereich oft verwechselt... nicht selten auch von den Künstlern selbst, wie es scheint.
Wenn ein depressiver und kranker Bäcker nur noch angebrannte und schlechte Brote verkauft, dann würden sich die Kunden zurecht darüber beschweren, wenn sie Geld bezahlen und dafür dann ein verbranntes oder schimmeliges Brot bekommen.
Das muss sie aber auf der anderen Seite nicht davon abhalten, die Gründe dafür zu sehen, dass der Bäcker nicht mehr in der Lage ist, die gewohnte Qualität abzuliefern. Aber es ändert nichts daran, dass sie sich zu Recht beschweren... der Bäcker hätte erkennen müssen, dass er nicht mehr in der Lage ist, die gewohnte Qualität zu liefern.
Und genau so hätte auch Amy Winehouse erkennen müssen, dass sie nicht mehr in der Lage war, Musik in der Qualität zu machen, für die die Fans bezahlt haben.
Die persönliche Tragik ist dann noch einmal eine andere Geschichte. Ob und inwiefern jemand da mitfühlen möchte ist dann eine sehr persönliche Sache.
Veröffentlicht von: @liberatusDas ist es, wovon Marx und Engels 1848 sprachen
Nein, ganz sicher nicht. Das eine ist Kapitalismus, das andere ist qualitativ hochwertiges Handwerk.
Das ist nicht dasselbe von dem hier die Rede ist.
Auch in einem funktionierendem kommunistischen Staat wird man kein Verständnis für verbranntes Brot oder schlechte Musik haben. Und menschliches Mitgefühl ist immer unabhängig vom politischen System.
Veröffentlicht von: @lucan-7Und genau so hätte auch Amy Winehouse erkennen müssen, dass sie nicht mehr in der Lage war, Musik in der Qualität zu machen, für die die Fans bezahlt haben.
(Fettung von mir)
Du bestätigst eigentlich den Punkt von Liberatus, indem Du den Besuch eines Live-Konzerts mit dem Kauf von Brötchen auf eine Ebene stellst. Der Bäckereikunde will nur das eine (Geld) gegen das andere (Brötchen) tauschen. Wenn es dem Konzertbesucher nur um den Tausch von Geld gegen Musik ginge, sollte er besser sich die entsprechende Platte im Laden kaufen oder das File von wo auch immer runterladen.
Wer jedoch zu einem Live-Konzert geht, tut dies idealerweise zuallererst, um gemeinsam mit dem Künstler eine schöne Zeit zu verbringen. Was übrigens auch dem Verhältnis zwischen Künstler und Publikum entspricht, auf das Helge in seinem Vid sich bezieht.
Will sagen: es geht da um das Live-Erlebnis, also um das gemeinsame Leben mit dem Künstler. Das unterscheidet den "Auftreter" (so eine Selbstbezeichnung von Helge) von dem bildenden Künstler. Dessen Werke mag man meinetwegen - ich seh mich ja selbst als Handwerker - mit Brötchen vergleichen, deren Qualität gefälligst gut zu sein habe. Aber Live-Performer begeben sich mit jedem Auftritt in ein persönliches Verhältnis zu den Menschen im Publikum. Wie gesagt: idealerweise. Dass der bürgerliche Massenkulturbetrieb (um mich des Sprachduktus eines Adorno zu bedienen) dies schon so lang und so häufig pervertiert hat, dass man die Perversion mit der Norm zu verwechseln beginnt und das Massenpublikum meint, mit dem Kauf einer Eintrittskarte dazu ermächtigt worden zu sein, die Würde des Künstlers so zu behandeln wie es der Plebs mit den Gladiatoren im alten Rom handhabte, die nicht ausreichend performten (Daumen runter), ändert am Ideal nichts: daran, dass ein Konzert - oder Theaterauftritt keine Ware sein dürfte, da die Würde dessen, der unverzichtbarer Teil des Erlebnisses ist - nämlich der auftretende Künstler - nun mal nicht veräußerbar ist. Der Konzertbesucher ersteht mit der Eintrittskarte nur dies: die Möglichkeit, die Chance darauf, einen gelungenen Abend mit dem Künstler zu erleben. Dass der Abend ein Reinfall werden könnte - das ist allein sein Risiko. Es könnte auch ein unvergeßlich schöner Abend werden, von dem er noch seinen Enkeln mit entrücktem Lächeln vorschwärmt (ohne nach dem Konzert dann, weil's soviel besser war als erwartet, nochmal ein paar zusätzliche Geldscheine an der Kasse hinterlassen zu haben). Wie das eben immer so ist, wenn man sich auf eine persönliche menschliche Beziehung einläßt: wie sehr die gelingt, ist nicht zu garantieren.
Das Publikum, das die Performer ausbuht ist wie der Mann, der eine Frau ausführt und dann, wenn es nicht, wie von ihm erhofft, zum Sex kommt, sie eine Schlampe schimpft: unfähig, den Frust der Enttäuschung in anständiger Weise zu ertragen.
Wozu manche kulturelle Umstände eben ihr Scherflein beitragen. In einer Kultur, in der persönliche zwischenmenschliche Interaktionen defaultmäßig als Tauschgeschäfte betrachtet werden, fühlt sich das buhende Publikum so sehr im Recht wie der ausfällig werdende sexuell Frustrierte.
Nein es geht darum, was ein Konzertbesucher erwarten darf. Er wird nicht anders behandelt als anderen auch. Das ist nichts weiter als Critcshaming. Bitte fasse dich kürzer, mehr Worte bedeuten nicht unbedingt mehr Inhalt.
Es geht mitnichten auch um das Leben mit dem Künstler. Wie kommt man überhaupt auf diese Idee? Das ist eigentlich schon eine Form des Victimblaming. Niemand behauptet der Job sei einfach aber dieses Getue, man müsse immer Verständnis haben wird dann gerne vergessen, wenn der Künstler Inhalte produziert, die man so gar nicht mag. Dann werden auf einmal diesselben Maßstäbe angelegt. Because of reasons! Nö nö man muss dann schon sagen, was erwartet werden darf. Jemand vorzugaukeln es gäbe eine Show und dann nur nur besoffen auf der Baustelle aufzulaufen ist nicht mehr als Betrug. Achja Kunst ist ja soviel erhabener wie andere menschliche Arbeit.... nein ist sie nicht. Wenn jmd shice abliefert, dann darf man das auch genau so sehen.
Und auch dein letzter Absatz klammert einfach die berechtigten Erwartungen des Publikums aus. Das gleicht dann schon ein Vergewaltigung, wenn nur einer bestimmen darf wo´s langgeht. Auch in Dienstvertrag, darauf zielst du in deiner Argumentation ab darf nicht jeder Scheiß als angemessen betrachtet werden. Zumal und das ist das eigentlich perverse dran, diese Sicht NIE UND NIEMALS Amy Whinehouse geholfen hätte von ihrem selbszerstörerischem Weg herunterzuhelfen.
Der letzte Absatz ist genauso schlecht. Wieso lässt sich eine Frau dann überhaupt zum Essen ausführen, wenn sie genau weiß, dass sie nichts von dem Mann will und gleichzeitig erkannt hat, dass der Mann Interesse hat? So eine Frau ist ein schlechter Mensch!
Veröffentlicht von: @showtimeSo eine Frau ist ein schlechter Mensch!
q.e.d.
Veröffentlicht von: @blackjackDu bestätigst eigentlich den Punkt von Liberatus, indem Du den Besuch eines Live-Konzerts mit dem Kauf von Brötchen auf eine Ebene stellst.
Es ist immer noch dieselbe Ebene. Ob ich jetzt dafür bezahle die Liveatmosphäre eines Konzertes zu geniessen oder mir eine CD kaufe, die jederzeit überall hören kann ändert nichts daran, dass ich eine "Ware" erwerbe, die der Künstler anbietet. Und für das Geld, das ich bezahle, kann ich auch ein gewisses Minimum an Qualität erwarten. Welche Qualität das ist hängt dann vom Niveau des Künstlers ab.
Natürlich bestehen bei einer Live-Show immer Risiken, dass die Qualität nicht den Erwartungen entspricht. Da hängt es dann immer sehr von den Umständen ab... Regen bei einem Freiluftkonzert ist nicht zu ändern.
Wenn aber der Künstler zugedröhnt und betrunken auf die Bühne stolpert, dann ist er auch selbst dafür verantwortlich. Und dann ist die Beschwerde über die schlechte Qualität auch gerechtfertigt... denn offenbar nimmt der Künstler sein Publikum ja nicht ernst.
Die persönliche Tragik, die dahinterstecken mag, ist dann noch einmal eine andere Ebene. Möglicherweise hat der Künstler sein Leben längst nicht mehr im Griff, und skrupellose Berater und Manager versuchen hier, bei den Fans noch abzukassieren... dann sollte sich der Ärger natürlich gegen diese Personen richten.
Veröffentlicht von: @blackjackDer Konzertbesucher ersteht mit der Eintrittskarte nur dies: die Möglichkeit, die Chance darauf, einen gelungenen Abend mit dem Künstler zu erleben. Dass der Abend ein Reinfall werden könnte - das ist allein sein Risiko.
Nein, so einfach ist das nicht. Es kommt immer auch auf die Umstände an. Natürlich kann eine Live-show trotz aller Mühen auch ein Reinfall werden... dann ist das so, und du hast recht, dass das Publikum das dann halt hinnehmen muss.
Wenn der Künstler sich aber vor dem Auftritt hemmungslos besäuft, dann liegt die Verantwortung beim Künstler selbst... oder, falls er sich nicht mehr unter Kontrolle hat, bei seinem Management.
Dass sich der Ärger der Fans bei einem solchen Verhalten aber zunächst mal auf die Person auf der Bühne richtet ist menschlich nachvollziehbar.
Wenn ich als Geiger in einem Orchester spiele und sturzbetrunken zur Vorstellung erscheine - dann wird mich der Dirigent auch hochkant rausschmeissen und menschlich wenig Verständnis dafür aufbringen, dass ich seine Stücke ruiniere...
Veröffentlicht von: @blackjackDas Publikum, das die Performer ausbuht ist wie der Mann, der eine Frau ausführt und dann, wenn es nicht, wie von ihm erhofft, zum Sex kommt, sie eine Schlampe schimpft: unfähig, den Frust der Enttäuschung in anständiger Weise zu ertragen.
Wenn du den Vergleich schon bringst: Der Künstler wäre in so einem Fall nicht einfach eine normale Frau, sondern eine Prostituierte, welche nach Bezahlung die vereinbarte Dienstleistung verweigert.
Schliesslich bezahlen die Leute ja nicht den Theatersessel in der Hoffnung, dass der Künstler vielleicht auftreten könnte... sondern in der sicheren Erwartung, dass er es auch garantiert tut und eine gewisse Qualität abliefert!
Veröffentlicht von: @lucan-7Es ist immer noch dieselbe Ebene. Ob ich jetzt dafür bezahle die Liveatmosphäre eines Konzertes zu geniessen oder mir eine CD kaufe, die jederzeit überall hören kann ändert nichts daran, dass ich eine "Ware" erwerbe, die der Künstler anbietet.
Ich verstehe, dass Du diese Position vertrittst. Und auf genau diese Position bezog sich Liberatus' Hinweis. Genau diese Position atmete übrigens schon das Eingangsposting aus: dass der Auftreter der Gesellschaft/dem Publikum/seinen Fans oder wem auch sonst etwas schulde, sein Tun als letztendlich eine Ware sei und sein Nichttun damit zu einer gleichsam einzuklagenden Verbindlichkeit. Selbst wenn Du der im konkreten Fall widersprachst. Dein Widerspruch war aber gar nicht prinzipieller Art, sondern bezog sich darauf, dass Du die konkrete Vertragslage anders einschätzt bei Helge. Der hat nirgendwo unterschrieben, dies und jenes zu leisten, also kann man das auch nicht einklagen.
Mit diesem Argument aber hast Du gewissermaßen anerkannt, dass prinzipiell ein kultureller Akt wie eine Konzert - oder Theaterperformance unter rein ökonomischer Perspektive zu betrachten sei. Darin spiegelt sich Deine bourgoise Weltsicht, in welcher Kunst jedweder Art zur Ware gerinnt, die sich den Marktmechanismen zu fügen habe. Ich will gar nicht mal behaupten, dass diese Weltsicht falsch sei (in unserer kapitalistischen Gesellschaft ist es schlicht die Beschreibung der Fakten). Dazu müßte ich die einzig wahre Weltsicht (c) kennen, und ich hab die zwar irgendwo mal notiert, kann aber mein Notizheft gerade nicht finden... 😉
Aber die Kritik von Marx und Engels ist damit ja nicht obsolet und nimmt etwas vorweg, was später Adorno/Horkheimer noch näher betrachteten: Dass die Markt-Ideologie eben eine dialektische Tendenz zum Massenkulturbetrieb und damit zur Barbarei aufweist und Phänomene wie das Verhalten der Fans gegenüber Amy Winehouse nicht so sehr als individuell-persönliches Versagen einiger weniger Fans zu verstehen sind, denn vielmehr als Ausdruck eines kollektiven Bewußtseins, nach welchem Kunstgenuß ein bloßer Konsumakt sei und also in Geschäfts- und Warenkategorien gedacht werden kann, darf, ja: muß!
Veröffentlicht von: @lucan-7Wenn du den Vergleich schon bringst: Der Künstler wäre in so einem Fall nicht einfach eine normale Frau, sondern eine Prostituierte, welche nach Bezahlung die vereinbarte Dienstleistung verweigert.
Nein, Du hast meinen Vergleich nicht verstanden. Der Mann in meinem Vergleich ist einer, der menschliche Beziehungen nur noch inform von Marktbeziehungen denken kann: Für ihn ist Sex eine Ware und daher sieht er das Ausführen der Frau auch als Tauschgeschäft an. Für ihn ist jede Frau eine Prostituierte, insbesondere, wenn sie sich auch noch einen Drink bezahlen läßt: damit hat er ja schon eine Anzahlung geleistet, nicht wahr? Darin besteht ja das Phänomen der Entfremdung, auf das Marx und Engels hinweisen: Dass alle zwischenmenschlichen Akte als Marktvorgänge verstanden werden.
Deswegen fühlt sich der Mann im Recht.
Veröffentlicht von: @lucan-7Schliesslich bezahlen die Leute ja nicht den Theatersessel in der Hoffnung, dass der Künstler vielleicht auftreten könnte... sondern in der sicheren Erwartung, dass er es auch garantiert tut und eine gewisse Qualität abliefert!
Genau: diese Leute verhalten sich ganz gemäß ihrer bourgoisen Ideologie, nach welcher der Künstler, der da auftritt, zur Ware wird und nach den üblichen Marktgepflogenheiten als Ware behandelt werden darf.
Vorausgesetzt wird dabei, dass sich sowas wie "eine gewisse Qualität" überhaupt hinsichtlich von künstlerischen Auftritten quantifizieren lasse (denn sonst ließen sich ja keine "fairen" Ticketpreise errechnen, nicht wahr?), womit wieder der Auftreter (als unverzichtbares Element der ganzen Angelegenheit) nicht mehr als Mensch, sondern als Ware(nbestandteil) betrachtet wird.
Nun ließe sich einwenden, dass ja niemand die Performer dazu zwingt, überhaupt mitzumachen bei dem ganzen Geschäft. Aber genau dahin zielt ja der gedankliche Ansatz von Marx/Engels und derer, die Kulturkritik auf dieser Schiene später weiterachten: In unserer Gesellschaft zu leben, bedeutet für die Performer, hier keine Alternative zu haben. Entweder, sie unterwerfen sich den Mechanismen des Markts oder sie tun es nicht. Manche tun es womöglich gar nicht - die werden dann hier auch nicht thematisiert, weil die dann niemand kennt, ausser ein paar Leuten, die das Glück haben, persönlich mit ihnen in einem rein menschlichen Verhältnis zu stehen. Ich erinnere mich an eine Frau, die bei irgendeiner Exkursion während meines Studiums mit dabei war. Die sang manchmal - wenn wir zusammen einfach nur durch die Stadt zogen, oder abends gemeinsam am Lagerfeuer saßen oder auf einen verspäteten Zug warteten... Sie sang absolut großartig und gekonnt, mal lustige Lieder, mal irgendwelche Opernarien... Leute, die vorbeikamen, blieben stehen um zu lauschen und bei manchen merkte man richtig, wie sie nach dem Sammelbehältnis für die "Spenden" suchten. Immer wieder wurde diese Frau - auch von mir übrigens 😉 - gefragt, ob sie Sängerin von Beruf sei. Nein. War sie nicht. Warum sie den Gesang denn nicht zum Beruf mache (sie sah auch noch ziemlich umwerfend aus und hätte keine Kamera scheuen brauchen), wo sie doch so eindeutig begabt, ja begnadet sei? An ihre Antwort kann ich mich noch immer mit einem wohligen Schauer erinnern (vermutlich, weil ich sofort ein klein wenig in sie verliebt war): "Ach, ich singe nur für Leute, die ich mag. Und von solchen Leuten will ich nicht bezahlt werden, die möchte ich beschenken."
In dieser Antwort steckte viel mehr als nur "Großzügigkeit", das hab ich damals sofort begriffen, auch wenn ich's nicht in Worte hätte fassen können. Denn Großzügigkeit ist ja schon wieder eine Kategorie, die innerhalt des Waren- und Tauschhandelsdenkens überhaupt erst Sinn ergibt. Indem sie für uns sang, ging sie eine Art Liebesbeziehung zu uns ein: wir erlebten gemeinsam mit ihr Schönheit.
Wenn Du Zeit und Muße hast, schau Dir mal dieses Youtube-Video mit Helge Schneider an: Helge hat Zeit Ungefähr in Minute 3 fängt da die Kamera ein, was einer der Zuschauer gerade in sein Smartphone eingibt; vielleicht, um einen Freund oder seine Facebookgruppe neidisch zu machen: "Mega! Ich sitz gerade neben Helge bei einer tv-aufzeichnung mit ca. 50 leuten!"
Der Abend hat gerade eben erst angefangen, ob Helge an diesem Abend sonderlich gut performen wird oder nicht, kann der da im Publikum noch gar nicht wissen. Aber hey - er sitzt neben Helge! Wie geil ist das denn?! Helge ist da - ich bräuchte mich nur rüberbeugen, dann könnte ich ihn anfassen! Das allein reicht schon, den Besucher dermaßen glücklich zu machen, dass ihm sein Glück soweit bewußt wird, dass er sogar andere darüber informieren möchte.
Darum kann es bei künstlerischer Performance gehen: um Glück, dass sich nicht so richtig von Liebesglück unterscheiden läßt. Allerdings muß man das zulassen, und das heißt: sich auf den Performer als liebenswerten Menschen, nicht nur als nützlichen Dienstleister, der eine "gewissen Qualität" zu liefern imstande ist, einlassen können.
Ich gebe zu: sowas ist sehr, sehr schwer möglich in unserer durchökonomisierten Welt. An bekannten Performance-Künstlern fällt mir ausser Helge Schneider niemand ein, dem der Spagat zwischen der Normativität des kollektiven Bewußtseins, d.h. der Kommerzialisierung - und dem Freiheitsglück der Kunst so gelingt. Aber selbstverständlich gibt es vermutlich mehr solcher Menschen wie die Frau, die ich oben erwähnte: Menschen, die Kunst schenken, ohne in Warentausch-Kategorien zu denken.
Relativ regelmäßig konnte man das (bis zur Coronakrise...) an den Jam-Session-Abenden im Hamburger "Birdland" erleben, wo nach dem "Hauptact" des Abends jeder, der Lust hatte, mal auf die Bühne gehen und mitspielen konnte. Ohne Bezahlung, nur aus purer Lust am Spiel, an der Musik und an den Vibes, die zwischen Performern und Zuhörern entstanden. Ich bin bei meinem Besuchen immer in's Birdland gegangen, wenn Jamsessions auf dem Programm standen (da war dann auch der Eintritt immer frei): das Publikum bestand dann zum überwiegenden Teil aus Musikern (üblicher Gesprächsbeginn unter Tischnachbarn: "Was spielst du für'n Instrument?"). Und wiewohl die Georg-Kreisler-Liedzeile "Denn jedem Künstler ist es recht, spricht man von andern Künstlern schlecht!" wohl immer einen Stammplatz in meinem Hinterkopf einnehmen wird, war mein Eindruck im Birland immer gänzlich anderer Art: jedem, der sich auf die Bühne wagte, wurde vom Publikum nach seinen Soli applaudiert, nicht ein einziges Mal erlebte ich, dass jemand, der nicht so dolle was konnte und eigentlich sozusagen besseren Performern die Stelle auf der Bühne wegnahm, ausgebuht oder ausgepfiffen oder sonstwie mit negativen Reaktionen konfrontiert wurde. Warum auch? Der Großteil des Publikums bestand aus Musikern oder Jazz-Kennern, die daheim ganze Regalmeter voller CDs mit genialer Musik stehen haben. Sie suchten hier nicht handwerklich ordentlich gemachte Konsumware, sondern Gemeinschaft und Glück.
Langer Abschweifungen kurzer Sinn: das, was Auftreter-Kunst so wertvoll machen kann ist das, was eigentlich unbezahlbar ist: das persönlich-menschliche (Liebes-) Verhältnis zwischen Publikum und Künstler. Das Unbezahlbare läßt sich aber nicht in Warenkategorien denken und ein kollektives Bewußtsein, das vom Denken in solchen Kategorien bestimmt ist und sie für alternativlos hält, hält dann auch die Folgen solchen Denkens für alternativlos. Beziehungsweise versteht dort, wo mal nicht in den entsprechenden Kategorien gedacht wir, nicht mehr wirklich, worum es überhaupt geht.
Dieser Thread ist das beste Beispiel für so ein Nicht-Verstehen.
Veröffentlicht von: @blackjackIch verstehe, dass Du diese Position vertrittst.
Nur dass du meine Position überhaupt nicht verstanden hast.
Veröffentlicht von: @blackjackGenau diese Position atmete übrigens schon das Eingangsposting aus: dass der Auftreter der Gesellschaft/dem Publikum/seinen Fans oder wem auch sonst etwas schulde, sein Tun als letztendlich eine Ware sei und sein Nichttun damit zu einer gleichsam einzuklagenden Verbindlichkeit.
Nein. "Einklagen" kann ich nur das, wofür ich bezahlt habe. Wenn ich für ein Konzert Eintritt bezahle, dann erwarte ich auch eine "Ware" zu bekommen. Ob diese Ware zu meiner Zufriedneheit ausfällt oder nicht unterliegt einem gewissen Risiko.
Wenn dann der Künstler aber beispielsweise sturzbetrunken auf die Bühne torkelt und aufgrundessen nicht dazu in der Lage ist, die versprochenene Performance abzuliefern, dann kann ich mich zunächst mal zu Recht darüber beschweren.
Im Eingangsposting hat aber niemand für irgendwas bezahlt. Der Künstler hat sich entschieden, seine "Ware" unter den gegebenen Umständen nicht anzubieten - und das ist sein gutes Recht. Und keiner hat das Recht, hier irgendetwas einzuklagen.
Und was die singende Freundin betrifft, die du erwähnt hast: Das ist ja schön und richtig, und ich freue mich, dass es Menschen gibt, die sich einfach nur an der Kunst erfreuen. So soll es ja auch sein. Ich mache innerhalb meiner Familie auch Musik (Wenn auch ziemlich schlecht...), einfach nur aus Spaß an der Sache.
Falls sie aber deinem Ratschlag folgen würde und die ganze Sache professionell für ein großes Publikum hätte betreiben wollen, dann bin ich ziemlich sicher, dass ihr niemand umsonst eine Halle, ein Orchester und das nötige Equipment zur Verfügung gestellt hätte.
Das alles hätte eine Menge Kosten verursacht, und diese Kosten werden durch die Eintrittspreise gedeckt... genau wie ihr Lebensunterhalt, den sie ja auch irgendwie bestreiten müsste.
Daran ist nichts verwerfliches, deshalb wird der Künstler selbst noch nicht zur "Ware".
Dass natürlich manche Künstler Knebelverträge eingehen und um ihren Erfolg betrogen werden... das kommt natürlich vor, und das geht dann natürlich in die Richtung, die auch Marx kritisiert hat.
Das gilt es zu vermeiden, aber das ändert zunächst mal nichts am Prinzip, von dem hier die Rede ist.
Du vermischst hier eine ganze Menge querbeet miteinander... und das hat nicht mehr viel mit dem zu tun, was ich tatsächlich geschrieben habe.
Veröffentlicht von: @lucan-7Nur dass du meine Position überhaupt nicht verstanden hast.
Schon klar.
Veröffentlicht von: @lucan-7Nein. "Einklagen" kann ich nur das, wofür ich bezahlt habe.
😀
Daher ich denn auch das "gleichsam" mit in meinen Satz reinformuliert hatte.
Veröffentlicht von: @lucan-7Du vermischst hier eine ganze Menge querbeet miteinander... und das hat nicht mehr viel mit dem zu tun, was ich tatsächlich geschrieben habe.
Na gut, hab mich dann wohl nicht verständlich machen können. ^^
Veröffentlicht von: @blackjackNa gut, hab mich dann wohl nicht verständlich machen können.
Du warst ziemlich verständlich. Nur das du mir da eine ganze Menge untergeschoben hast, das ich so nie geschrieben habe... in dem Fall war dir deine eigene Agenda wohl wichtiger als auf das einzugehen, was ich tatsächlich geschrieben habe.
Veröffentlicht von: @lucan-7Nur das du mir da eine ganze Menge untergeschoben hast, das ich so nie geschrieben habe...
Nun ja.
Das hab ich gerade bei Dir in diesem Thread, was meine Beiträge anbelangt auch so empfunden. Vielleicht hattest Du bei mir auch Deine eigene "Agenda" vor Augen?
Wir sollten wirklich bemüht sein zu lesen, was da steht und nicht, was man da lesen will. Da nehme ich mich selbst natürlich auch in die Pflicht.
Veröffentlicht von: @tristesseDas hab ich gerade bei Dir in diesem Thread, was meine Beiträge anbelangt auch so empfunden. Vielleicht hattest Du bei mir auch Deine eigene "Agenda" vor Augen?
Nun, was genau du jetzt mit "egoistisch" meintest und weshalb du seine Motivation als Künstler in Frages stelltst, wenn er nicht zu "Corona-Bedingungen" auftreten will... das habe ich immer noch nicht verstanden. Da fällt es dann natürlich auch schwer, darauf einzugehen.
Veröffentlicht von: @tristesseIch kann es nicht besser erklären leider.
Geht mir auch oft so... dann müssen wir das Missverständnis wohl einfach hinnehmen 😉
Interessant ist der Themenbereich trotzdem, und wenn ich hier etwas kritisiere dann geht das ja nicht gegen dich persönlich...
o.T.?
Veröffentlicht von: @blackjackWenn es dem Konzertbesucher nur um den Tausch von Geld gegen Musik ginge, sollte er besser sich die entsprechende Platte im Laden kaufen oder das File von wo auch immer runterladen.
Wer jedoch zu einem Live-Konzert geht, tut dies idealerweise zuallererst, um gemeinsam mit dem Künstler eine schöne Zeit zu verbringen.
Es ist mir noch nie so aufgefallen, aber hier hast Du eine sehr schöne Beschreibung für das geliefert, was Live-Gottesdienste von anderen kirchlichen Angeboten unterscheidet.
Veröffentlicht von: @andreas-wendtEs ist mir noch nie so aufgefallen, aber hier hast Du eine sehr schöne Beschreibung für das geliefert, was Live-Gottesdienste von anderen kirchlichen Angeboten unterscheidet.
Siehste!? 😊 Und entsprechend bin ich ja auch der Ansicht, dass Live-Gottesdienste mit Live-Konzerten ordnungspolitisch gleich behandelt werden sollten... 😛
😀
Touché!
Das hieße: Konzerte sind mit Hygienekonzept, Anwesenheitsliste, festen Plätzen in mindestens 1,5m Abstand, mit Mund-Nasen-Schutz und ohne Mitsingen erlaubt? Und dann kann jeder Veranstalter entscheiden, ob er es unter diesen Bedingungen machen will oder nicht?
Bin dafür!
Ich glaube, Du hast den Punkt, den Helge machen wollte, verstanden. 😊
Dienstvertrag und Werkvertrag
Strenggenommen handelt es sich beim Auftritt eines Künstlers um eine Dienstleistung. Man hat als Konzertbesucher nicht das Recht, dass einem die Aufführung zusagt oder die Aufführung toll ist.
Die Fans von Amy Winehouse hatten kein Recht, Geld zurückzufordern (meines Wissen) - also ich kann mich auch irren - bin kein Rechtler.
Beim Bäcker hingegen, handelt es sich bei dem Brötchen um ein Werk und man hat Anspruch auf ein "erfolgreiches" Brötchen, d.h. dass es nicht von schlechter oder gesundheitsgefährdender Qualität ist.
Werkvertrag: Ein Werkvertrag liegt vor, wenn sich der Werkunternehmer zur (entgeltlichen) Herstellung des vereinbarten Werkes verpflichtet. Geschuldet ist also nicht das Tätigwerden an sich, sondern der konkrete Erfolg.
Dienstvertrag: Gegenstand des Dienstvertrages sind Dienste jeder Art.Dabei schuldet der Dienstverpflichtete die Leistungs- / Arbeitshandlung, nicht den konkreten Leistungserfolg. Geschuldet ist also nur ein bestmöglichstes Tätigwerden.
https://praxistipps.focus.de/werkvertrag-und-dienstvertrag-abgrenzung-einfach-erklaert_107566
§ 631 Vertragstypische Pflichten beim Werkvertrag
(1) Durch den Werkvertrag wird der Unternehmer zur Herstellung des versprochenen Werkes, der Besteller zur Entrichtung der vereinbarten Vergütung verpflichtet.
(2) Gegenstand des Werkvertrags kann sowohl die Herstellung oder Veränderung einer Sache als auch ein anderer durch Arbeit oder Dienstleistung herbeizuführender Erfolg sein.
Veröffentlicht von: @lombard3Die Fans von Amy Winehouse hatten kein Recht, Geld zurückzufordern (meines Wissen) - also ich kann mich auch irren - bin kein Rechtler.
Wahrscheinlich nicht... denn der Auftritt hat ja stattgefunden, die "Ware" wurde demnach geliefert. Eine bestimmte Qualität war nicht Teil der Vereinbarung. Aber ich habe das jetzt auch weniger von einer juristischen Perspektive aus gewertet.
Dass die Fans dennoch verärgert sind ist allerdings verständlich. Würde so etwas regelmäßig vorkommen hätte das auch massive Auswirkungen auf Konzertbetriebe allgemein, weil man ja nie wüsste, ob man auch bekommt, wofür man bezahlt hat.
Dass Musiker zumindest routiniert ihr Set abspulen, auch wenn sie nicht inspiriert sind, kann man zumindest in der professionellen Liga schon erwarten. Ohne dem wäre auf Dauer das ganze System in Frage gestellt, was dann auch den Künstlern selber schaden würde.
Dass Musiker zumindest routiniert ihr Set abspulen, auch wenn sie nicht inspiriert sind, kann man zumindest in der professionellen Liga schon erwarten. Ohne dem wäre auf Dauer das ganze System in Frage gestellt, was dann auch den Künstlern selber schaden würde.
Für mich wäre so ein leidenschaftsloses Konzert eine herbe Enttäuschung.
Lieber Lucan-7,
ein wirklich gutes und vor allem sachliches Statement.
Helge Schneider hat seine Sache gut gemacht. Er hat vielen Leuten ne Menge Spaß und Freude gebracht. Er hat sich würdig und angemessen verabschiedet und auch begründet, warum jetzt für ihn erst einmal Schluß mit öffentlichen Auftritten ist.
Vielleicht, wenn sich in einigen Monaten alles wieder normalisiert haben sollte, steigt er doch nochmal "in die Bütt" und läßt und noch einmal oder mehrmals von Herzen lachen über seinen köstlichen Humor. wer weiß das schon.
Aber ich kann bei ihm keine Verantwortung verorten, dass er jetzt noch mal Einsatz zeigen sollte um seinen vielen Fans, die praktisch seine "Kunden" waren und mit für seinen bescheidenen Wohlstand gesorgt haben, noch etwas zurück zu geben. Sie haben bezahlt und viel Spaß gehabt und Helge hat geliefert.
Ich könnte mir auch keinen Bäcker vorstellen, der, nachdem er seine Bäckerei aus Altersgründen geschlossen hat, seiner treuen Kund-schaft anschließend noch ab und zu kleine Brötchen backt.
Er hätte es etwas anders ausdrücken können. Ansonsten ist es allein deine Entscheidung, ob er aktuell auftreten möchte oder nicht. Für solch eine Entscheidung muss sich niemand rechtfertigen.
Sehr sympathisch!
Sehr sympathisch! Nach Deinen Zitaten ein Künstler, der nun einmal ohne seine Fans wie früher nicht will und kann. Punkt.
Meine Kunst lebt davon, dass ich ein Publikum habe. Das seid ihr. Und in letzter Zeit ist es für mich nicht möglich gewesen, vor euch aufzutreten.
Ohne Freiheit geht das nicht.
Meine Fans sind ein ganz, ganz wichtiger Teil für meine Arbeit.
❤
Das ist vielleicht so, wie wenn Du in der Apotheke stehst und den Patienten auf reichlich Abstand zwar die Medikamente hinter Plexiglas zeigen darfst, darfst ihnen aber weder Beratung geben noch ihnen was verkaufen.
Das bringt weder Dir noch den Patienten was.
P.
Veröffentlicht von: @plueschmorsDas ist vielleicht so, wie wenn Du in der Apotheke stehst und den Patienten auf reichlich Abstand zwar die Medikamente hinter Plexiglas zeigen darfst, darfst ihnen aber weder Beratung geben noch ihnen was verkaufen.
Ich hab heute mit einer Kneipenwirtin gesprochen. Sie dürfen ab Montag den Biergarten öffnen, müsen aber 1,5m vom Gast weg bleiben. Wie machen sie das mit dem Servieren? wird dann der Teller wie ein Frisbie geworfen, dass er perfekt vor dem Gast auf dem Tisch landet?
Veröffentlicht von: @herbstroseIch hab heute mit einer Kneipenwirtin gesprochen. Sie dürfen ab Montag den Biergarten öffnen, müsen aber 1,5m vom Gast weg bleiben. Wie machen sie das mit dem Servieren? wird dann der Teller wie ein Frisbie geworfen, dass er perfekt vor dem Gast auf dem Tisch landet?
Kellner stellt Bier auf ein seperaten Tisch. Tischnummer wird aufgerufen für den das Bier ist. Er holt es sich. Fertig.
OT: Essen mit Mundschutz?
Veröffentlicht von: @lhoovpeeKellner stellt Bier auf ein seperaten Tisch. Tischnummer wird aufgerufen für den das Bier ist. Er holt es sich. Fertig.
So geht es wohl. Man muß sich auf ein paar Umstände einstellen.
Lustig fand ich gestern im Chat eine Userin, die meinte, ein Lokal in ihrem Ort wiese darauf hin, daß die Gäste zum Essen unbedingt den Mundschutz mitbringen sollten.
Wenn ich ´n Restaurant hätte, würde ich den Gästen vielleicht einfach so ´nen Freßsack um die Ohren binden, woraus Pferde ihren Hafer verköstigen. Dann können die Gäste essen und haben zugleich einen wirksamen Virenschutz.
Hier nochmal Helge, um beim Thema zu bleiben.
Veröffentlicht von: @plueschmorsWenn ich ´n Restaurant hätte, würde ich den Gästen vielleicht einfach so ´nen Freßsack um die Ohren binden, woraus Pferde ihren Hafer verköstigen. Dann können die Gäste essen und haben zugleich einen wirksamen Virenschutz.
Ich stell mir das gerade bildlich vor. Hab fast meinen Tee auf die Tastatur gekippt, vor Lachen 😊
Veröffentlicht von: @plueschmorsWenn ich ´n Restaurant hätte, würde ich den Gästen vielleicht einfach so ´nen Freßsack um die Ohren binden, woraus Pferde ihren Hafer verköstigen. Dann können die Gäste essen und haben zugleich einen wirksamen Virenschutz.
Ja, das ist eine richtig gute Idee. Und das hat mich jetzt daran erinnert, dass die Fiaker-Pferde in Wien hinten einen Kack-Sack haben, in dem die Äpfel gesammelt werden. Wäre für Restaurants doch auch gut. Dann wären alle hygienischen Probleme in Sachen Restaurant-Toiletten gelöst.
Veröffentlicht von: @frosch80Kack-Sack
Veröffentlicht von: @frosch80Wäre für Restaurants doch auch gut. Dann wären alle hygienischen Probleme in Sachen Restaurant-Toiletten gelöst.
Auf jeden Fall ein lohnenswertes Feld für Produkt-Designer. Und Maschinenbauingengieure, denn extra hierfür taugliche Restaurantstühle müßten ja in großer Stückzahl zeitnah produziert werden und das geht nur industriell. Will sagen: Corona wird gänzlich neue Geschäftsfelder für die deutsche Wirtschaft eröffnen. Und wenn deutsche Kacksack-Stühle für die Systemgastronomie dann endlich mal technisch dem Rest der Welt wieder voraus sind und dem Label "Made in Germany" eine Politur verpassen, kommen glänzend schwarzrotgoldene Zeiten auf uns zu! 😊
Dehoga: Wiedereintritt in die Gastronomie, Regeln
https://www.dehoga-niedersachsen.de/fileadmin/04_Branchenthemen/Wiedereintritt_Gastronomie_07052020_inklAnlagen.pdf
Veröffentlicht von: @plueschmorsLustig fand ich gestern im Chat eine Userin, die meinte, ein Lokal in ihrem Ort wiese darauf hin, daß die Gäste zum Essen unbedingt den Mundschutz mitbringen sollten.
Das ist richtig mit dem Mundschutz.
Vom Eingang bis an den Platz ist der Mundschutz zu tragen.
Am Tisch ist er nicht nötig....wäre auch kontraproduktiv für den Verzehr.
Bei Toilettengängen an anderen Tischen vorbei ist der Mundschutz wieder zu tragen.
Ebenso dann beim Verlassen des Restaurants vom Tisch bis zum Ausgang.
Nachtrag vom 16.05.2020 1841
Also für Niedersachsen. wie es woanders gehandhabt wird, weiß ich nicht.
nicht nur dort
In meinem Fitnessstudio muss auch Mundschutz getragen werden, und zwar beim Betreten und beim Geräte Desinfizieren (nach jeder Nutzung). Während des Trainingssatzes darf er abgenommen werden.
Da so ein Trainingssatz ja aber (zumindest beim Krafttraining) kürzer geht und dafür öfter wiederholt wird als so ein Essen im Restaurant, bin ich mal gespannt wie das dann aussehen wird.
Den Mundschutz im Lauf eines Trainings mehrmals an- und wieder auszuziehen halte ich jetzt auch nicht grade für sinnvoll.
Das einzig und allein seine Entscheidung.
Veröffentlicht von: @tristesseAber er stellt sich scheinbar nicht die Frage, ob seine Fans, die seit Jahren in seine Konzerte gehen, seine Filme im Kino gesehen und seine CDs gekauft ihn vielleicht gerade jetzt brauchen.
Die Frage muss er sich auch nicht stellen. Er hat keinerlei Pflicht irgendjemanden zu Unterhalten. Und seine Fans haben keinerlei Anspruch auf Unterhaltung, außer sie hätten schon bezahlt. Dann gibts halt das Geld zurück.
Veröffentlicht von: @tristesseAußerdem gibt es ja auch Künstler, die ums Überleben kämpfen und daher auf jeden Auftritt angewiesen sind. Die nicht in Vergessenheit geraten möchten.
Und wie soll ein Auftritt von Helge Schneider denen helfen?
Veröffentlicht von: @tristesseAber unterm Strich finde ich diese Ansage egoistisch und wird den Fans nicht gerecht.
Ich bezweifle, dann man von einer homogenen Gruppe von Fans reden kann. Weder bei Helge Schneider, noch bei irgend welchen anderen Künstlern. Daher kann man dieser Gruppe auch niemals Gerecht werden.
Und Egoistisch darf der Künstler in diesen Augenblick sein. Er allein entscheiden, wo und wann er Auftritt.
Moin!
Veröffentlicht von: @lhoovpeeUnd wie soll ein Auftritt von Helge Schneider denen helfen?
Ich kenne Helge Schneider nicht.
Aber der Pianist Igor Levit hat ueber 50 Abende in Folge aus seinem Wohnzimmer Konzerte gestreamt. Ein paar davon habe ich angehoert; die waren wunderbar und ein Lichtblick im aktuell eher langweiligen Alltag.
Ich denke mir also, dass solche Auftritte von Helge Schneider einen aehnlichen Effekt haetten.
Qapla',
Worf
Veröffentlicht von: @worfIch denke mir also, dass solche Auftritte von Helge Schneider einen aehnlichen Effekt haetten.
Es gibt derzeit tausende Streams von hunderten Künstlern. Ob da nun einer mehr oder weniger streamt...
Helge Schneider hat seine Gründe genannt. Die muss man Respektieren. Damit ist die Diskussion doch eingentlich beendet, oder?
Nun über irgend welche Effekte zu spekulieren, die ein Konzert von Helge Schneider hätten, bringen doch niemanden etwas.
Hat er derzeit überhaupt ein neues Programm?
Ansonsten kann ja jeder Fan die hunderte Stunden Videomaterial von Helge anschauen, die so auf Youtube und Co. zu sehen sind.
Veröffentlicht von: @lhoovpeeEs gibt derzeit tausende Streams von hunderten Künstlern. Ob da nun einer mehr oder weniger streamt...
Du wolltest wissen, wie ein Auftritt von Helge Schneider hilfreich sein kann. Das habe ich beantwortet, nicht mehr und nicht weniger.
Worf