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Zur Woche gegen Rassismus

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nonconformista
Themenstarter
Beiträge : 172

Hallo zusammen,

anlässlich der Woche gegen Rassismus habe ich letztens an einer Zoom-Diskussion teilgenommen und war doch ziemlich entsetzt darüber, wie Rassismus neuerdings definiert wird. Kannte ich Rassismus noch als Diskriminierung aufgrund der Ethnie - also vor allem der Hautfarbe - wurde es uns im Vorfeld der Runde in einer Powerpoint-Präsentation u.a. so verklickert:

- Ursprung von Rassismus wären europäischer Kolonialismus und transatlantischer Sklavenhandel
- es zählt allein die Perspektive der Betroffenen (also: Wenn jemand etwas als rassistisch empfindet, ist es automatisch Rassismus)
- Betroffene sind aber grundsätzlich niemals Weiße.

Auf meinen Einwand, dass aber doch gerade auch in der islamischen Welt aktiv Sklavenhandel betrieben wurde und der erst durch kolonialistische Einflüsse abgeschafft wurde, hier aber einzig und allein Europäer und Amerikaner als die bösen Verursacher dargestellt würden, bekam ich keine vernünftige Erklärung.

Auch wehrten sich die Veranstalterinnen gegen meine Ansicht, dass durchaus auch Weiße rassistisch diskriminiert werden könnten - ich wurde z.B. tatsächlich mal in der Fußgängerzone von dunkelhäutigen Männern wegen meiner hellen Hautfarbe angepöbelt. Das bezeichnete eine andere Diskussionsteilnehmerin als lächerlich.

Im Laufe der Diskussion berichteten Betroffene von ihren Erfahrungen, die ich ziemlich interessant fand. Teils konnte ich ihre Gefühle gut nachvollziehen, teils fand ich es aber auch verstörend. Z.B. wenn ganz offenbar einfach nur Sprachprobleme oder eigene Minderwertigkeitskomplexe zu einer vermeintlich "rassistischen" Beleidigung geführt haben, die aus meiner Sicht einfach nur ein Missverständnis war. Ein falsches Wort beim Elternsprechtag, eine harmlose Frage wg. der islamischen Kopfbedeckung und schon ist der Lehrer ein böser Rassist und die freundlich-interessierte Nachbarin eine böse Rassistin.

Weil eben jeder Dunkelhäutige oder Muslim bestimmen darf, was rassistisch ist und wer Rassist ist - "privilegierte Weiße" bzw. Nicht-Muslime haben nichts mehr zu melden und müssen sich dem Urteil beugen.

Diese neue Ideologie, die ich dem linksextremen Spektrum zuordne und die übrigens mit Landesmitteln gefördert wird, ist meiner Ansicht nach selbst zutiefst rassistisch. Sie schafft erst recht Gräben zwischen den einzelnen Ethnien, sie sorgt für ständiges Misstrauen und auch für Wut. Ich persönlich habe mich bei der Diskussion wie auf einem Minenfeld gefühlt, da mir als "privilegierte Weiße" ja keinerlei Kompetenz zugestanden wurde. Als am Ende ein orientalisch aussehender junger Mann meinte, dass ich Recht hätte - auch er war der Ansicht, dass es Rassismus gegen Weiße gibt - war ich sowas von erleichtert...

Wie seht Ihr das? Fühlt Ihr Euch als "privilegierte Weiße" und habt Ihr den Eindruck, dass dieses "Schwarz-/Weiß"-Denken unsere Gesellschaft weiterbringt?

Liebe Grüße
non

Antwort
238 Antworten
Tamaro
 Tamaro
Beiträge : 1731

Spitzfindigkeiten für die Tonne

Veröffentlicht von: @nonconformista

Wie seht Ihr das? Fühlt Ihr Euch als "privilegierte Weiße" und habt Ihr den Eindruck, dass dieses "Schwarz-/Weiß"-Denken unsere Gesellschaft weiterbringt?

Ich würde mich mit diesen ganzen Spitzfindigkeiten bzgl. der richtigen Wortwahl etc. nicht zu sehr aufhalten.

Wichtig ist - für mich - (und so würde ich mir das für die Gesellschaft auch wünschen), dass ich mit allen Menschen - völlig ungeachtet ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, der sexuellen Orientierung etc. - respektvoll, höflich und fair umgehe. Dieser Respekt sollte mMn nicht nur aufgesetzt sondern wirklich verinnerlicht sein. Ich sehe mich auch nicht in einer Position, um gegen strukturell bedingten Rassismus/Ungleichbehandlung, von denen ich mir wünschte, dass es sie nicht gäbe, etwas tun zu können.

Wenn ich darauf aufmerksam gemacht werde, dass ich bestimmte Bezeichnungen für Süssigkeiten etc. nicht mehr verwenden soll, versuche ich das zu beachten.

Wobei mMn beim Verständnis von Rassismus die Intention entscheidend ist und nicht der Gebrauch eines Begriffes an sich. Rassistisch ist es dann, wenn ich den Begriff (Negerkuss, Mohrenkopf usw.) in einer Art und Weise verwende, um dunkelhäutige Menschen anzugreifen, zu verletzen oder diskriminieren. Wenn es mir einzig und alleine um die Süssigkeit geht, weil die nun mal so heisst bzw. während vielen Jahrzehnten so genannt wurde, ist das nicht rassistisch, weil ich dabei nicht an einen Menschen sondern an die Süssigkeit denke.

Irgendwo denke ich, müssen wir uns überlegen, welches Verhalten usw. vernünftig ist. Die Gefahr, dass man auf der anderen Seite des Pferdes runterfällt ist gross, wenn es der Spitzfindigkeiten zu viele sind und zu pharisäerhaft damit umgegangen wird.

tamaro antworten


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