Die Pseudolösung der roten Kuh
Liebe Community,
Die Welt verändert sich und es passieren (zumindest für mich) Dinge, die ich schwer einordnen kann. Als Kind waren für mich die Demokratie und die Freiheit sehr hohe Werte, die es zu bauen, zu erhalten und auch zu verteidigen galt.
Amerika war die Schutzmacht und der Garant, dass diese geschehen konnte. Dafür habe ich dieses Land geachtet und geliebt.
Dann passierten Dinge, die die USA geschwächt haben. Ich will nicht sagen, dass es keinen Grund gab für den Erfolg eines Donald Trump, denn Lüge und Manipulation hatten sich in den Machtapparat der USA breit gemacht. Aber Donald Trump war keine wirkliche Alternative und das Land ist gespalten in Demokraten und Republikaner und das, was im demokratischen Sinne eigentlich aufbauend wirken sollte, hat sich zu einer gesellschaftlich destruktiven Macht erwiesen.
Weltweit sind Demokratien gefährdet und autokratische Systeme sind auf dem Vormarsch. Selbst bei Leute, die ich einmal für freiheitlich gehalten habe, finden sich Rufe nach rigide durchgreifenden Regierungen, nach Gesetzlichkeit und Freiheitseinschränkungen und harte Strafen.
Wo bleibt nun die rote Kuh? Hier kommt sie:
Es geht um ein jüdisches Opferritual, das Reinheit bringen soll und die Voraussetzung liefern, dass es zu einem dritten Tempelbau in Jerusalem kommen kann, was dann natürlich die Al-Aksa-Moschee und den Felsendom - wichtige religiöse Stätten des Islam - verdrängen würde.
Der Schlüssel zu dieser Reinheit findet sich nicht bei Jesus, der sie bringen könnte und den wahren Tempel gleich mit (Jesus selbst, der ihn in 3 Tagen wieder aufgebaut hat!), nein die Reinheit soll erlangt werden über Gesetze des Mose, die sich
Hier ein Tagesschau Beitrag dazu:
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/tempel-institut-opfer-kuh-100.html
Und etwas ausführlicher der religiöse Background hier:
https://www.geistlicher-felsen.de/die-bemerkenswerte-bedeutsamkeit-der-roten-kuh-in-unserer-zeit/
Man sucht also nach einer Lösung, die Jesus längst gebracht hat. Man hofft auf Lösungen, die Jesus (man sehe auf das, was Jesus den Pharisäern sagte!) abgelehnt hatte und die am Kreuz durch etwas Besseres und Höheres ersetzt wurden.
Lange hat man keine rote Kuh gefunden, die die Bedingungen erfüllte. Es schien unmöglich. Vielleicht war das ja auch von Gott so gewollt, dass es diese Lösung nicht geben sollte. Bei christlichen Bauern in Texas hat man diese Kühe nun gefunden, sie wurden nach Israel gebracht und auch der Opferaltar ist schon gebaut. Auch die Geräte, die für den Tempeldienst benötigt werden, werden schon vorbereitet. Auch Priester bereiten sich für den Tempeldienst vor.
Hier noch mehr Information aus jüdischer Sicht:
Empfehlenswert ist dort auch das Video, das im Artikel verlinkt ist.
Das finde ich aus mehreren Gründen problematisch:
1) Es wird eine Reinheit gefordert, die uns Jesus durch sein Opfer am Kreuz längst gegeben hat. Jesus wird ein zweites Mal verworfen.
2) Die amerikanische Rechte, die massiv die Vorbereitung für den Tempelbau fördert, scheint die Freiheit, die uns Christus erworben hat, zu verachten und zu verwerfen. Sie fördern politische Kräfte, die autokratische Herrschaft anstreben. Haben sie das Evangelium nicht verstanden? Warum schlechte Konzepte wieder aus dem Mülleimer der Geschichte holen, statt das Potential, das im Evangelium steckt zu fördern und freizusetzen?
3) Durch den Tempelbau würden islamische religiöse Stätten, die mit großer Baukunst errichtet wurden, verschwinden. Dies provoziert Auseinandersetzungen, dies kann einen dritten Weltkrieg auslösen. Es gibt Stimmen, die den Überfall auf die jüdischen Bürger von der Hamas schon in diesem Kontext sehen. Für die Diener im Tempel gilt, dass sie nie mit einem Toten in Berührung gekommen sein dürfen. Vielleicht war es ein Versuch, Menschen zu morden, um die Zahl derer, die für den Tempeldienst in Frage kommen, zu reduzieren.
Auf jeden Fall provozieren die Vorgänge um die rote Kuh Konflikte und Gewalt. Und sie suchen nach Lösungen, die jemand, der das Evangelium verstanden hat, längst in Jesus Christus finden kann. Und die Lösung Jesu ist deutlich besser als ein menschengemachter Tempel. Den Jesu Joch ist leicht und er schenkt Freiheit, die höherwertige menschliche Gesellschaften ermöglicht, Entitäten von ungeahnter Komplexität und bester Funktionalität. Warum also der Weg zurück ins Mittelalter und davor? Warum fördern amerikanische Christen Systeme, die es nicht braucht, wenn sie nur das Evangelium verstanden hätten?
Was meint Ihr?
@goodfruit Das hast du gut erkannt, es ist Theologisch nicht nachvollziehbar warum man Israelis darin unterstützen möchte, die Ablehnung von Jesu weiter zu verfestigen.
@goodfruit Es gibt 5 Filme von Vorträgen die Johannes Gerloff in verschiedenen Schweizer Gemeinden im Mai 2024 gemacht hat.
Im ersten Vortrag wird er im Fragenteil auf die rote Kuh angesprochen. Anscheinend ist es genau genommen ein Ochse und die Frage der roten Kuh wird nur noch von Christen gestellt oder ehem. Christen die Juden wurden um dabei zu sein.
https://www.youtube.com/watch?v=pmVWNbsOo_8
Hallo Jigal,
vielen Dank für den Link. Ich habe schon mal einen Vortrag von Johannes Gerloff besucht und es ist immer sehr interessant und gut gegründet was er sagt.
In dem Vortrag tauchen die roten Kühe ab 55:37 auf.
Er geht wenig auf die roten Kühe ein als vielmehr auf die Bewegung, die sich den Tempelbau zum Ziel gesetzt hat.
Seine Einschätzung ist wohl - ich sage das mal krass pointiert: Das sind Spinner!
Und die Christen, die da mitmachen, sind im Grunde genommen ehemalige Christen, die zum Judentum konvertiert sind, oft mit der Motivation eben jenen Tempel zu bauen.
Es ist das eine beruhigenden Nachricht, dass diese Pläne nicht von weiten Teilen der Juden geteilt werden.
Aber doch meine ich, dass man diese Bewegung ernst nehmen muss. Sie planen konkret und haben auch schon vieles vorbereitend geschaffen. Es gibt nicht nur Kühe, die man für geeignet hält - diese Kühe sind bereits in Israel.
Noch ein Hinweis von mir: Man versucht da also die perfekte rote Kuh zu finden. Die Suche läuft schon lange und ist bislang immer gescheitert. Zu viele andersfarbige Haare war wohl immer das Problem und die aktuell nach Israel verschafften Kühe haben diesen Makel nicht. Es gibt im Netz Videos, die diese Kühe zeigen und es sind wirklich sehr schöne Tiere (würde sie am liebsten knuddeln!). Aber wenn ich mir eine Kuh anschaue, wie Gott sie geschaffen hat und dann auf diese Kühe sehe, dann fehlt da was: die Hörner!
Wer immer Gott ein perfektes Opfer bringen will, der kann kaum diese Kühe zum Altar bringen! Und wer es trotzdem tut, der sollte vielleicht mit einer unerwarteten Reaktion des Herrn rechnen.
Interessant am Vortrag von Johannes Gerloff finde ich auch, wie er die Bedeutung des Tempels in unserem Verhältnis zu Gott einschätzt. Wir brauchen keinen! Gott möchte mitten unter uns sein.
Jesus hat gesagt, er könne den Tempel einreißen und in drei Tagen wieder aufbauen. Und Jesus hat genau dies in Tod und Auferstehung getan. Der dritte Tempel ist nach meiner Ansicht der auferstandene Herr. Durch den Heiligen Geist mitten unter uns. Ein Gebäude aus Stein, das dazu noch das Potenzial von erheblichem Unfrieden in sich trägt, braucht niemand - auch die Juden nicht. Das sage ich natürlich als Christ. Ein Jude, der Jesus nicht als den Messias akzeptiert, mag das anders sehen.
Insgesamt hat dieser Thread für mich die Erkenntnis verstärkt, dass Jesus dringend in Israel oder generell unter Juden als Ihr Messias bekannt werden sollte. Es tut der Welt und insbesondere den Juden nicht gut, wenn sie den Retter, den Gott Ihnen und der Welt gegeben hat, nicht erkennen und nicht anerkennen.
@goodfruit Nun das messianische Judentum ist am Wachsen. Für mich hat das ganze etwas von "erzwingen wollen". Man kann den Felsendom nicht abreissen ohne einen Weltkrieg auszulösen.
@jigal Es gibt ja verschiedene fromme Aktivitäten, die alle das Ziel haben, die Wiederkunft des Herrn zu ermöglichen. Ich weiß von Leute, die deshalb versuchen dem letzten Indianerstamm im Regenwald das Evangelium zu bringen, weil Jesus nicht kommt, bevor jedes Volk erreicht ist. In so einem Zusammenhang dürfte auch dieser Versuch, ein bekanntermaßen ziemlich kriegerisches Volk Jesus nahezubringen, stehen:
https://de.wikipedia.org/wiki/John_Allen_Chau
Dabei ist Jesus durch den Heiligen Geist doch längst unter uns und wir könnten so viel Potenzial freisetzen, wenn wir ihm nur hören würden. Das Himmelreich ist längst im Bau. Und ich denke, dass jeder mitbauen könnte, wenn er mal die Bremsen im Kopf und vor der Haustür lösen würde.
Insgesamt hat dieser Thread für mich die Erkenntnis verstärkt, dass Jesus dringend in Israel oder generell unter Juden als Ihr Messias bekannt werden sollte.
Auf jeden Fall!
Ich bin sicher, die Leute dort haben bislang noch nie etwas von Jesus gehört...
Das ist doch eigentlich alles nicht neu. Die arbeiten da seit Jahren dran. Ich hab da 2005/6 mehrer Vorträge von Ludwig Schneider zu gehört, der da sehr gut vernetzt schien. Damals sind gerade die Purpur-Schnecken wieder in der Menge aufgetaucht, dass man die Priestergewänder färben konnte. Die mit Laser geschnittenen und in Plastikfolie gewickelten Steine (darf wohl kein Metall dran kommen) lagen schon damals bereit um den Tempel wieder aufzubauen. Und auch geeignete Kandidaten für den Priesterdienst waren schon gefunden.
Und jeder Krieg in Israel, selbst der Gaza-Abzug, wurde und wird von einigen Christen (und Juden) als Zeichen gesehen.
Es scheint auch genug Israel fanatische Christen zu geben, die eine Vielzahl von Dingen erfüllt sehen wollen/müssen bis Jesus wiederkommt und die da fleißig dran mitarbeiten, dass es wirklichkeit wird. Es gibt Organisationen, wie z.B. Operation Exodus, Ebenezer Hilfsfond, die Juden bei der Einwanderung nach Israel unterstützen. Ich hab dazu jetzt keine schriftlichen Quellen gefunden, aber an einem Stand auf Kirchentag oder Christival von Ebenezer wurde mir erklärt, dass zumindest diese Person sich dafür einsetzt, weil sie glaubt, dass xy% aller Juden weltweit in Israel leben müssen bevor der Messias wiederkommt. Erst dann kannn der dritte Tempel errichtet werden. Andere glauben, dass eine gewisse Anzahl an Juden sich zu Jesus bekehren müssen bevor Jesus wiederkommt und die Juden selbst glauben auch unterschiedliche Dinge, was passieren muss, damit der versprochene Retter überhaupt mal kommt.
Und gerade die jetztige politische Situation ist da sehr intressant für diese Strömungen. Denn für viele geht es eben auch um das Land und eine Zwei-Staaten-Lösung ist undenkbar. Und die nationalistische Regierung mit ihrer Siedlungspolitik, die gerade in Israel an der Macht ist, wir von diesen Strömungen natürlich unterstützt. Ich zitiere mal aus einem Vortrag von Dr.Martin Kloke an der Evangelischen Akademie Bad-Boll aus dem Jahr 2006, Seite 10
Viele christliche Fundamentalisten sind nicht nur davon überzeugt, dass der Staat Israel endzeitlich
eine weltgeschichtlich herausragende Rolle spielt: Ähnlich wie nationalreligiöse Strömungen im Zio-
nismus beschwören sie ein Groß-Israel, das auf einer biblizistisch motivierten Aktualisierung der klas-
sischen Landnahme-Verheißungen beruht. Jeder weiß, dass bei der Wiederaufnahme des Friedenspro-
zesses dem Staat Israel eine Reihe territorialer Konzessionen abverlangt werden. Die Formel »Land
gegen Frieden und Sicherheit« ist inzwischen auch innerhalb der Regierung Scharon mehrheitsfähig.
Die Aufgabe biblischen Landes ist aber in der Lesart der neuprotestantischen Orthodoxie ein illegiti-
mer Eingriff in den göttlichen Heilsfahrplan.
Mit dem Rückzug Israels aus dem Gaza-Streifen ist das Weltbild vieler Evangelikaler gehörig ins
Wanken geraten: Perspektiven in Richtung eines Groß-Israels auf dem biblisch verheißenen Boden
sind in weite Ferne gerückt; die Hoffnungen der meisten Israelis richten sich auf zwei koexistierende
Staaten zwischen Jordan und Mittelmeer. Wenn aber die konfrontative Zuspitzung vermieden werden
kann und die Aussichten auf einen Dritten Weltkrieg schwinden, dann bedroht einer solcher Frie-
densprozess die eigene religiöse Identität
Bei dieser Überzeugung gepaart mit den Thesen von Ludwig Schneider und den Bestrebungen des Tempel-Instituts ist es natürlich besonders aufregend, dass gerade dieses Jahr zum ersten Mal die Züchtung dieser roten Kuh gelungen ist. Hier kommt gerade ganz viel zusammen. Und es wird gerade nochmal spannend, wie es mit dem Nach-Kriegs-Plan für Gaza weitergeht. Ich hab ja so meine Befürchtungen und die begründen sich auf dem sehr unreligösen an der Macht kleben von Nethanjahu, der einfach seinen eigenen Popo vor der Justiz retten will.
Für mich persönlich sind Demokratie und Freiheit sehr sehr hohe Werte, die ich auch bereit bin zu verteidigen (also Leute geht am 9.Juni zur Wahl!). Ich teile die Ansichten dieser Gruppen nicht, sie haben für mich etwas von Verschwörungstheorie. Und ich beobachte es irgendwie mit einer gewissen Faszination (gut wenn man damals als Teenager "Das Finale" gelesen hat... vermutlich eine Nachwurkung davon). Gerade aber auch mit einer gewissen Angst. Angst, weil es gerade nicht nur die religösen Verfolger dieser Ideen sind, sondern weil sie gerade vor Ort auf eine rechts-nationale, z.T. religöse, Regierung treffen, die selbst auch einige dieser Ideen zumindest gut findet. Dazu kommt die Stimmung hier und in den USA, die einen ausgewogenen Blick auf die Situation fast nicht mehr zulässt und damit auch gemäßigte dazu bringt sich auf eine Seite zu schlagen. Ob und welche Auswirkungen es auf die politische Stimmung in Israel hat, keine Ahnung. Ich hoffe das Beste. Wir werden sehen, was daraus wird.
Und was den religösen Aspekt angeht
Falls Gott tatsächlich Netanjahu und den 7.Oktober nutzen will um sein Reich jetzt aufzubauen, weil es ihm gerade passt, dann wird es so kommen. Solange ich nicht einen ganz deutlichen an mich persönlich gerichteten Auftrag von Gott bekomme, daran mitzuwirken, werde ich für Frieden und eine Lösung beten, die aus menschlicher Sicht gerecht erscheint. (Und falls so ein Auftrag kommt, werde ich sicher mehr als zwei Fließ auslegen) Mein Heil hängt nicht davon ab, dass ich rate, was gerade Gottes Heilsgeschichtlicher Plan mit der Welt ist und wie ich dazu welche Bibelstelle korrekt deuten kann und dann aktiv werde. Gerettet bin ich dadurch, dass ich den Tod und die Auferstehung Jesu angenommen habe und versuche seinem Auftrag gerecht zu werden - und der lautete, das Evangelium zu verkünden und die Menschen zu taufen. Und nicht ein weltliches Reich Gottes in Israel aufzubauen.