Ist Gott alleine Gott - oder gibt es andere Götter? Die Frage nach henotheistischer oder monotheistischer Religion.
Hallo Community!
In der Regel sprechen wir vom Judentum, vom Christentum oder auch vom Islam als monotheistischen Religionen. Das heißt, dass nicht davon ausgegangen wird, dass es neben dem Gott dieser Religion noch andere Götter gibt oder überhaupt geben könnte. Wenn wir etwas, haben, was auf Erden bemüht ist, Gott gleich zu kommen, ist es der gefallene Lichtengel Satan, der sich durch Betrug, Lüge oder sogar Mord den Platz Gottes aneignen will. Dabei kann er aber nur versuchen, Gott zu imitieren - er kommt Gott niemals gleich.
In einer henotheistischen Religion achtet man seinen Gott besonders und geht davon aus, dass der eigene Gott ungleich größer ist als andere Götter, aber es wird die Existenz anderer Götter nicht geleugnet.
Ich habe Chat-GPT mal gefragt, welche Bibelverse für eine henotheistische Weltsicht und welche für eine monotheistische Weltsicht sprechen. Hier das Ergebnis:
Für eine henotheistische Sicht spricht z.B.:
2. Mose 20,3 (Erstes Gebot):
„Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“
Dies impliziert, dass andere Götter existieren, diese aber nicht verehrt werden sollen.
5. Mose 6,14:
„Ihr sollt nicht anderen Göttern nachfolgen, den Göttern der Völker, die um euch her sind.“
Auch hier wird die Existenz anderer Götter nicht bestritten, aber ihre Verehrung wird untersagt.
2. Mose 15,11:
„Wer ist dir gleich unter den Göttern, Herr?“
Dieser Vers anerkennt die Existenz anderer Götter, hebt aber die Überlegenheit Jahwes hervor.
Psalm 82,1:
„Gott steht in der Gottesversammlung, mitten unter den Göttern hält er Gericht.“
Der Text zeigt eine göttliche Versammlung, in der Jahwe über andere göttliche Wesen richtet.
Für eine monotheistische Sicht sprechen folgende Verse:
5. Mose 6,4 (Sch'ma Jisrael):
„Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.“
Dies ist eine klare monotheistische Aussage und ein zentraler Vers des Judentums.
Jesaja 45,5-6:
„Ich bin der Herr, und sonst ist keiner; außer mir gibt es keinen Gott.“
Dieser Text bekräftigt, dass es keine anderen Götter gibt.
Jesaja 44,6:
„So spricht der Herr, der König Israels und sein Erlöser, der Herr Zebaoth: Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott.“
Ein weiterer eindeutiger Beleg für Monotheismus.
Psalm 86,10:
„Denn du bist groß und tust Wunder; du allein bist Gott.“
Die Einzigartigkeit Gottes wird betont.
ChatGPT macht folgende Beobachtung:
Theologische Entwicklung
Frühere Texte: Frühere Texte wie Teile der Thora und einige Psalmen zeigen häufig henotheistische Tendenzen. Das reflektiert die religiöse Landschaft des alten Nahen Ostens, in der polytheistische Religionen üblich waren.
Spätere Texte: Die Prophetenbücher, insbesondere Jesaja, drücken einen streng monotheistischen Glauben aus. Diese Entwicklung könnte eine Reaktion auf das Exil in Babylon gewesen sein, wo sich das Judentum von anderen Religionen abgrenzen musste.
Was meint Ihr:
Gibt es andere Götter neben dem Gott der Bibel?
Oder ist Gott alleine Gott und es gibt keine anderen Götter neben ihm (was es auch unmöglich machen würde, effektiv andere Götter neben dem Gott der Bibel zu haben und zu verehren).
Letzteres würde bedeuten, dass die gesamte geistige Welt nur aus Geschöpfen bestehen würde, die von Gott ausgingen - seien es Egel, die Gott dienen oder gefallene Engel/Dämonen, die gegen Gott kämpfen und ihren Pseudogott an erste Stelle setzen wollen?
Ich bin gespannt auf Eure Beiträge!
GoodFruit
Interessant ist doch, wie die Bibel die Entstehung anderer Götter beschreibt.
Römer 8,21
Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. 22 Die sich für Weise hielten, sind zu Narren geworden 23 und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere.
Der Ursprung ist wohl in Babel zu finden, wo nach dem Bibelbericht Nimrod einen Turm baute.
„Allmählich verkehrte er [Nimrod] sein Benehmen in Tyrannei, weil er die Menschen umso eher von Gott abzuwenden gedachte, wenn sie der eigenen Kraft hartnäckig vertrauten. Er wolle, sagte er, sich an Gott rächen, falls er mit erneuter Flut die Erde bedränge, und er wolle einen Turm bauen, so hoch, dass die Wasserflut ihn nicht übersteigen könne. So werde er für den Untergang seiner Vorfahren Vergeltung üben. Die Menge pflichtete den Absichten Nebrods [Nimrods] bereitwillig bei, da sie es für Feigheit hielt, Gott noch zu gehorchen. Und so machten sie sich an die Erbauung des Turmes, der ... schnell in die Höhe wuchs“ (Jüdische Altertümer, übersetzt von H. Clementz, 1. Buch, Kap. 4, Abs. 2, 3, S. 31, 32).
„Nicht nur Ägypter, Chaldäer, Phönizier, Griechen und Römer, sondern auch die Hindus, die Buddhisten Chinas und Tibets, die Goten, Angelsachsen, Druiden, Mexikaner und Peruaner, die Ureinwohner Australiens und sogar die Wilden der Südseeinseln müssen alle ihr religiöses Gedankengut einer gemeinsamen Quelle und einem gemeinsamen Mittelpunkt verdanken. Überall findet man eine höchst erstaunliche Übereinstimmung zwischen den Riten, Zeremonien, Sitten und Bräuchen, Überlieferungen sowie zwischen den Namen ihrer jeweiligen Götter und Göttinnen und deren Beziehungen zueinander“ (The Worship of the Dead, London 1904, S. 3).
@goodfruit guten Morgen und ein frohes neues Jahr,
die Beobachtung habe ich früher auch mal gemacht.
Ich denke das subjektive Verständnis der Schreiber änderte sich mit der Zeit, die Offenbarungen über Gott nahmen mit der Zeit zu.
Zum Beispiel der Patriarch Josef. War der nicht sogar mit einer Priesterin einer anderen, also ägyptischen Religion verheiratet? Er selbst war moralisch 100 Prozent integer. Heute oder später im Judentum wäre sowas eigentlich nicht mehr vorstellbar.
Kann es sein das erst im neuen Testament die Offenbarung da war, das die anderen Götter eigentlich Trugbilder sind?

Na ja, am meisten haben wir wohl durch Jesus über Gott gelernt.
Aber über falsche Götter wussten auch die Israeliten vorher Bescheid. Jesaja hat das so trefflich beschrieben (Kapitel 44):
Er pflanzt einen Lorbeerbaum und der Regen lässt ihn wachsen. Dann wird der Baum zu Brennstoff, mit dem ein Mensch Feuer machen kann. ... Doch er stellt auch einen Gott her und betet ihn an. Er schnitzt aus dem Holz einen Götzen und verbeugt sich vor ihm. Die Hälfte des Holzes wirft er ins Feuer. Mit dieser Hälfte brät er das Fleisch ... Aber den Rest davon macht er zu einem Gott, zu einer geschnitzten Figur für sich. Er verbeugt sich davor und betet ihn an. Er betet zu ihm und sagt: „Rette mich, denn du bist mein Gott.“ Sie wissen nichts und sie verstehen nichts.