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Spargeldilemma

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Queequeg
Themenstarter
Beiträge : 5649

An dem letzten Gemeindeabend wurde Diskutiert, ob man den teuren deutschen Spargel oder den billigen ägyptischen kaufen soll oder den spanischen oder griechischen, der dazwischen liegt. In jedem Fall würde man die Bauern und Landarbeiter schädigen, bei denen man nicht kauft. Kauft man den billigen (2,99/kg) ägyptischen nicht, verelenden die dortigen Arbeiter und Bauern noch mehr und es kommen in ein paar Monaten  noch mehr Flüchtlinge nach Europa, aber man macht macht dem deutschen Spargelbauer und den polnischen Feldarbeitern eine Freude (für 9,99/kg).

Egal, wofür man sich entscheidet, man schadet immer jemandem.

Das ganze Thema fand sich dann in der Schublade "Schuld des Menschen" wieder und der Frage, wie man da raus kommt. Das vorläufige Ergebnis: Gar nicht, weil schuldig sein offenbar konstitutiv für den Menschen ist. Nicht wegen irgendeines moralischen Defektes - um Moral ging es überhaupt nicht -, sondern weil sich der Mensch - zunächst von Natur aus, dann aber auch mit hochrangigem eigenem Dazutun -, sozusagen strukturmäßig (z.B. Globalisierung) in dem Dilemma befindet, in jedem Fall eine falsche Entscheidung zu treffen.

Da war dann natürlich auch wieder Drewermann fällig, der so schaurig-schön beschrieben hat, wie sich der Mensch ohne Gott aus allen möglichen Übeln befreit hat, nur um genau durch diese Befreiung in ein neues Übel zu fallen, das noch schlimmer ist wie das, aus dem er grade entronnen ist.

Meine Frage an dem Punkt ist nur: Wie würde es aussehen, wenn der Mensch das nicht ohne, sondern mit Gott machen würde? Aber die Frage habe ich hier schon mal gestellt und nicht wirklich eine Antwort bekommen.

Von da aus ist dann natürlich die Frage - die wir aber nicht mehr aufgreifen konnten -, was ist dann überhaupt Schuld und inwiefern muss die dann vergeben werden?

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Beiträge : 18002

@queequeg Lösungsvorschlag:
wenn jeder seinem Einkommen gemäß einkauft, also die billigen ägyptischen Spargel von den finanziell Schwächeren gekauft werden und die teuren deutschen von den Leuten mit höherem Einkommen, dann wäre (zumindest in bescheidenem Rahmen) so eine Art Gerechtigkeit geschaffen. Jeder erhält, was er sich leisten kann und jeder Erzeuger kann liefern, was seine Kunden benötigen. 

Ob allerdings die polnischen Spargelstecher fair bezahlt und behandelt werden und ob die ägyptischen (oder peruanischen) Spargel unter ökologischen Gesichtspunkten empfehlenswert sind - das ist eine andere Sache...

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Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 5649

@bepe0905 

Ist ja pragmatisch auch kaum anders möglich.

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Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @queequeg

In der Tat. Ich trage überwiegend Hemden, die schon bis zu 20 Jahre alt sind. Waren damals etwas teurer, aber haben bislang so gehalten.

Geht mir ganz ähnlich. Und zwar nicht nur mit den Hemden, sondern besonders mit Schuhen. 
Seit ich mich auf dem Weg in den Ruhestand befinde und nicht mehr so intensive Kontakte zu Auftraggebern habe, frage ich mich manchmal, ob mich meine Business-Hemden, Anzügen, Sakkos usw... vielleicht sogar überdauern werden, von den Krawatten ganz zu schweigen....

 

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Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 5649

@bepe0905 

Gerade sind mir 2 Paar Schuhe auseinander gegangen - große Teile der Sohne haben sich verabschiedet. Jetzt muss ich mir nach Jahren wohl doch wieder neue kaufen.

Schönes Gegenbeispiel: Ich hatte vor vielen Jahren einen Kollegen, der einmal die Woche nach London geflogen ist, um sich dort seine Schuhe putzen zu lassen.

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Gorch-Fock
(@gorch-fock)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 1348

@queequeg 

Ich kaufe Schuhe auch nur nach Bedarf und nicht wegen irgendeiner Modeerscheinung.

Und dein Kollege: Jedem halt das Seine.

Das Geld hätte ich auch besser ausgegeben.

 

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Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 5649

@gorch-fock 

"dein Kollege: Jedem halt das Seine."

Der hatte einfach einen Lüttüttü.

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neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 12 Jahren

Beiträge : 15276

@queequeg ... oder ne heimliche Freundin in London, nimmt aber die Schuhputzerei als Vorwand ... 😉

neubaugoere antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 5649

@neubaugoere 

Ja, wer weiß. Aber es gibt schon komische Typen.

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B'Elanna
(@belanna)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 1728

@queequeg 

Man kann beim Schuhmacher / Orthopädieschuhwerkstatt die Sohle auch wieder ankleben lassen. Oder auch eine neue Sohle, je nach Ablaufgrad. Deutlich günstiger (und umweltverträglicher) als neue Schuhe.

belanna antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 5649

@belanna 

Gut gebrüllt, Löwe. Nur gibt es im Umkreis von 50 km hier keinen Schuhmacher mehr.

Davon abgesehen, was mir jetzt erst aufgefallen ist: Die Sohle besteht aus einem doppelten Gummi mit einem Luftpolster zwischen den Schichten. Ich glaube kaum, dass man das reparieren kann.

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B'Elanna
(@belanna)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 1728

@queequeg 

Das ist schade, vor allem für Menschen mit Gehbehinderungen in Deiner Gegend, die spezielle orthopädische Schuhe oder Einlagen brauchen. Aber du hast natürlich recht - ab einer gewissen Distanz wird es albern.

belanna antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 5649

@belanna 

Es gibt so vieles hier nicht mehr. Z.B. kein Geschäft für Haushaltswaren. Dafür muss man mindestens 20 km fahren oder eben im Internet bestellen.

Da ein von sich selbst begeisterter Bürgermeister vor einigen Jahren durchgesetzt hat, dass ein Rieseneinkaufszentrum gebaut wurde - dafür eine kleine Wohlfühloase in Form eines Parks geopfert wurde - in das dann fast alle Einzelhandelsgeschäfte aus der Einkaufsstraße gezogen sind, dieses Projekt aber Pleite ging, weil niemand da kaufen wollte, sind jetzt auch diese ehemaligen Einkaufsstraßen -Geschäfte weg. Sein Zentrum steht jetzt zu 4/5 leer - und die ehemaligen Geschäfte auch.

Wir haben auch jetzt gerade mal nur noch 1 (!) Bratwurstimbiss.

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frischebrise
Beiträge : 273

@queequeg 

Das ist ein interessantes Thema.

Es zieht sich ja in viele Bereiche. Schokolade, Kleidung usw.

 

Avocado wurde ja in den letzten Jahren immer beliebter - wenn man dann aber von z.B. Chile liest was es für die Menschen bedeutet an Wasserknappheit.

Chasewkerne genauso - aber wenn man die Erntehelfer sieht die sich nicht immer vor dem ätzenden Öl das beim Öffnen austritt schützen können - fragt man sich schon ob das sein muss.

So kann man vieles weiterzählen - man denke nur an die vielen Kleidunsstücke mit Pailetten gerade auch für Kinder - oft in Kinderarbeit angebracht.

So könnte man es lange weitererzählen.

Keine Schuld da bewußt oder unbewußt auf sich zu laden ist schwer möglich.

 

Die Menschheit wächst ja und irgendwann werden auch die Güter immer knapper werden. Aber wenn wir sparsamer oder bewußter leben würden - dann würde es länger dauern bis es zu dieser Knappheit einmal kommen wird.

 

Gerade was Kleidung anbetrifft ist es oft ein großer Dschungel was ist faire Kleidung - dann der Verbrauch von Wasser für Baumwolle ist ja sehr hoch. Da bietet es sich an Second Hand zu kaufen und zumindest den Wasserverbrauch dadurch zu schonen bzw. Kleidung wieder zu flicken oder aus kaputten Kleidungsstücken neues gestalten.

 

 

frischebrise antworten
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Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 5649

@frischebrise 

Ja, richtig. Wenn man die Bedingungen sieht, unter denen ein Großteil unserer Verbrauchsgüter hergestellt werden, kennt, könnte man nur noch heulen.

Nur - wenn wir den Umgang und Verbrauch dieser Güter irgendwie ändern würden - z.B. Verzicht auf Avocado und längeres Tragen und Flicken von Kleidung - was machen dann die Arbeiter in den Ländern, in denen sie produziert werden. 

So schlimm die Bedingungen da sind, es sind so gut wie immer die einzigen Einnahmequellen.

Wirklich helfen würde nur, wenn europäische Unternehmen wirklich faire Preise zahlen und dafür sorgen würde, dass die auch an die Arbeiter bezahlt würden und nicht an irgendeine korrupte Maffia. Aber dann würden die Dinge so teuer sein, dass wir sie gleich hier produzieren könnten und dann auch noch eine bessere Ökobilanz hätten. Aber was sollen dann die Leute machen, die bislang nur in den Billig-Läden kaufen (können).

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Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @queequeg

Aber was sollen dann die Leute machen, die bislang nur in den Billig-Läden kaufen (können).

Lösungsvorschlag: faire Preise nicht nur im internationalen Handel, sondern faire Löhne auch bei uns. 

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Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 5649

@bepe0905 

Und woher nimmt der Arbeitslose das Geld?

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Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3612

@bepe0905 Lösungsvorschlag: faire Preise nicht nur im internationalen Handel, sondern faire Löhne auch bei uns.

Geht aber nicht*, weil: Kapitalismus. 🙂

Die harte Wahrheits-Antwort auf Queequegs Frage müsste lauten: die armen Leute müssten auch hierzulande verzichten auf praktisch alle Konsumwaren, deren Produktion mit hohem Aufwand (Arbeitszeit, Energie, Rohstoffe) verbunden ist. Darin besteht nämlich das Arm-Sein: sich vieles nicht leisten zu können.

 

 

 

*Was wären denn "faire" Löhne anderes als Löhne, die darauf basieren, dass der produzierte Mehrwert zum ganz überwiegenden Teil den Arbeitern zufiele? Das kapitalistische System basiert aber auf dem Prinzip, dass dieser Mehrwert zum ganz überwiegenden Teil den die Produktionsmittel Besitzenden, also den Kapitalisten zufällt, was schön euphemistisch als "Gewinnanreiz" bezeichnet wird. Die "soziale Marktwirtschaft", die wir in Deutschland angeblich seit ein paar Jahrzehnten haben, ist global betrachtet keine Option, denn global herrscht der Kapitalismus in seiner Moloch-Form.

jack-black antworten
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@jack-black

- so lange die Staaten darauf verzichten, ihre Ausgaben über angemessene Steuern zu finanzieren und stattdessen die Märkte weitgehend privaten Investoren überlassen, 
- so lange zu wenig in Bildung investiert wird, sich die schulische Bildung auf "MINT-Fächer" konzentriert und Ethik, Soziales und Allgemeinwissen vernachlässigt, 
- so lange Reichtum und Bekanntheitsgrad in den Social-Networks als wichtigste Lebensziele angesehen werden, 
- so lange sich der normale Arbeitnehmer weitgehend jeglicher gemeinschaftsbildender Organisation enthält

wird sich wohl nichts ändern!

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Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3612

@bepe0905 - so lange (...) wird sich wohl nichts ändern!

Richtig. We are all doomed! Insbesondere, da wir das ja alle so sehen und alle der entschiedenen Meinung sind, dass bitte sehr erstmal die anderen anfangen müssen, was zu ändern, weil wir nun wirklich nicht können, weil: siehe oben!  🙂

jack-black antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 5649

@jack-black 

Das ist das Problem. Und ich sehe nicht mal ansatzweise eine praktikable Lösung dafür.

Das ist übrigens auch das, was Drewermann meint, wenn er sagt, dass die Menschen von Anfang an in der Lage waren, sich an den eigenen Haaren aus einer Misere zu ziehen und dann in Hinblick auf diese Misere dann auch besser dazustehen. Aber das nur um den Preis, dass sie genau damit eine nur umso größere Problematik geschaffen haben.

Schon gut möglich, dass nach dem 2. WK die Globalisierung eine Lösung der damaligen Probleme war. Nur hat sie uns Probleme geschaffen, die es damals gar nicht gab und heute unlösbar erscheinen.

Aus den 60-Jahren ist mir noch ein Vorgang bekannt, bei dem ein mittelständischer Spielzeughersteller aus unserer Gegend drohte Pleite zu gehen. Er hat seine Belegschaft - so um die 20 Leute - gefragt, ob sie mitmachen würden, drei Monate auf ihr Gehalt zu verzichten oder es vorziehen würden, dass die Firma an ein chinesisches oder französisches Unternehmen verkauft würde. Seine Mitarbeiter haben sich entschieden, für den Verzicht entschieden - er allerdings auch, er hatte sechs Monate keinen "Lohn" aus den Unternehmenseinnahmen abgezweigt. Nach den drei Monaten ging es der Firma besser. Das hatte aber nur funktioniert, weil er es selber mitgemacht hatte. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es heute noch so etwas gibt.

queequeg antworten
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