Benachrichtigungen
Alles löschen

Wie wird man mit versehentlicher Schuld fertig?

Seite 2 / 2

Diesel
 Diesel
Themenstarter
Beiträge : 30

Ich hatte vor ein paar Tagen einen schrecklichen Autounfall. Dabei ist meine liebe Frau ums Leben gekommen. Wie der Unfall passiert ist, weiß ich nicht, ich habe keinerlei Erinnerung daran. In den Medien steht, dass ich nach links in den Gegenverkehr gekommen wäre. Ich weiß, ich bin gefahren und habe irgend etwas falsch gemacht.
Meine Frau fehlt mir sehr. Das ist das eine. Andererseits mache ich mir Vorwürfe, dass ich nicht genügend aufgepasst habe, sonst wäre der Unfall bestimmt nicht passiert. Wie wird man mit dieser Schuld fertig, ein Menschenleben auf dem Gewissen zu haben? Wie wird man damit fertig, dass man den Schwiegereltern ihre Tochter genommen hat, den erwachsenen Kindern die Mutter, den Schwägerinnen die Schwester?

Antwort
25 Antworten
GoodFruit
Beiträge : 2609

Hallo Diesel,

Erst einmal herzliches Beileid. Das ist sicher eine ganz schwere und schmerzvolle Situation für Dich und es ist wichtig, dass Du hindurch und auch irgendwann wieder heraus kommst. Die Frage der Schuld ist das Eine, der Verlust das Andere.

Ich könnte mir vorstellen, dass Dir eher Menschen helfen könnten, die so etwas oder etwas ähnliches mal erlebt haben. Da ist mir spontan Arne Kopfermann eingefallen, der durch einen Unfall, bei dem er gefahren ist, eine Tochter verloren hat.

Hier ein Interview mit ihm auch zu dem Thema:
https://advent-verlag.de/nachrichten/arne-kopfermann-theologie-kann-zu-einem-unbarmherzigen-feind-des-menschen-werden

Arne Kopfermann hat sein Erleben in einigen Büchern und Zeitschriftenartikeln verarbeitet. Ich war mal auf einer Lesung von ihm, die er zusammen mit Martin Dreyer, dem Begründer der Jesus Freaks, der als Drogenabhängiger rückfällig wurde, gehalten hat. Thema war da "Phönix aus der Asche".

Ich wünsche Dir, dass Du erleben darfst, dass unser Herr Jesus Dich durch die schwierige Zeit hindurch begleitet - notfalls hindurch trägt, dass Du erleben darfst, dass Du geliebt bist bei unserem Vater im Himmel und gewiss auch von vielen Menschen in Deinem Umfeld.

Sei lieb gegrüßt
GoodFruit

goodfruit antworten
2 Antworten
Diesel
 Diesel
(@diesel)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 30

Danke für den link, war interessant, was Arne Kopfermann im Interview gesagt hat.

diesel antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480
Veröffentlicht von: @goodfruit

Arne Kopfermann hat sein Erleben in einigen Büchern und Zeitschriftenartikeln verarbeitet. Ich war mal auf einer Lesung von ihm, die er zusammen mit Martin Dreyer, dem Begründer der Jesus Freaks, der als Drogenabhängiger rückfällig wurde, gehalten hat. Thema war da "Phönix aus der Asche".

Guten Morgen, goodfruit

Auch ich habe Arne Kopfermann nach dem Tod seiner Tochter erleben dürfen.

Ich kann von ihm sagen, da ist ein Mensch in die Tiefe gegangen.
Wer seine Liedtexte vor diesem Geschehen im Ohr hat, der wird nach dem Tod seines Kindes ganz andere,viel terere und lebensnagere Texte bei ihm finden.

Sogar die Theologie seines Vaters, der Gründer der Anskar Kirche(n) ist, hat er radikal hinterfragt.

Bei einem seiner neuen Liedtexte war er sich unsicher, ob er den so der ( evangelikalen) Christenheit zumuten könnte.
Er hat einen guten Freund deswegen danach gefragt.
Dessen Antwort:

Nein, du kannst diesen Text nicht nur bringen.
Du musst ihn unbedingt bringen!

Brüche im Leben verändern.

In welche Richtung liegt mit an uns.

Ich wünsche es dem trauernden Ehemann sehr, dass dieser heftige Bruch ihn in all dem Schmerz, dem Verlust, der Schuld, den Selbstvorwürfen auch Gutes wachsen, erleben und erfahren läßt.

Es gibt einen Sinn dahinter, dass Arne Kopfermann und auch Diesel weierlebt.
Diesen Sinn gilt es zu bergen, so unvorstellbar das jetzt auch klingen mag.
Diesen Sinn können aber nur Betroffene in gutem Abstand zum heftigen Geschehen hoffentlich irgendwann finden.
Er ist nicht von ausserhalb findbar.

irrwisch antworten


Diesel
 Diesel
Themenstarter
Beiträge : 30

Heute war die Beerdigung. Was mir gut getan hat, zwei Neffen haben mir danach gesagt, dass mich keine Schuld trifft, ich war wohl ein Werkzeug Gottes, damit er sein Kind heim holen kann. Das hätte ich nicht erwartet.

diesel antworten
2 Antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0

Hi,
Mein allerherzlichstes Beileid.

Ein Unglück ist ein Unglück und egal wie es passiert, es spielt keine Rolle. Ob es technische Gründe hatte oder Menschliches Versagen, es ist und bleibt ein tragisches Unglück.

Aber zu denken, Gott könnte es wollen, fällt mir persönlich sehr schwer.

Eines Tages, wenn du dich schuldig fühlst, wirst dir selbst vergeben können/müssen/sollen. Für alles andere braucht es Zeit und die kann lange dauern. Zerbrich nicht daran!

M.

Anonymous antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480

Lieber zurück Bleibender

Meine Gedanken waren heute öfter einmal bei dir.
Da du von der Beerdigung letzte Woche gesprochen hast.

Jetzt ist erst einmal die Zeit, um etwas durchzuatmen.

Wir Menschen haben bei unserer Geburt keine Markierung, wann unsere Zeit abgelaufen ist.
Wie auch immer der Unfall mit demTod deiner Frau zuinterpretierenist.

Sicher scheint mir, dass du wohl noch hier Aufgaben hast.
Welche auch immer es sein mögen.
Die Zeit wird es dir zeigen.

In all dem aufgewühlt sein wünsche ich dir Momente der Geborgenheit und des Friedens.

Sei behütet

Inge

irrwisch antworten
Evana
 Evana
Beiträge : 924

Lieber Diesel,

mein herzliches Mitgefühl. Viel Kraft und Verständnis von allen Seiten.

Was mir geholfen hat, mit Schuldgefühlen und Gewissensbissen fertig zu werden, war, dass ich mich an meinem Schöpfer gewendet habe.
In der Bibel fand ich den Trost den ich brauchte und auch Gott als liebende Bezugsperson.

Ich hasste mich, für das, was ich getan hatte, was ich zuließ und wie ich war und habe Jesus mein Leben gegeben, dass er mit mir machen konnte, was er wolle. Nur solle er mir diese Last wegnehmen.
Beim Abendmahl merkte ich dann das mir diese schwere Bürde abgenommen wurde und ich spürte, dass Gott mich angenommen hat. Seine heilende Liebe floss und mein Hass mir selbst gegenüber verflog.

Wenn jemand ein zerbrochenes Herz heilen kann, dann Er.
Und auch Er kann das Gewissen reinigen und Schuld vergeben.

Wir wissen oft nicht, warum Er solche Schicksalsschläge zulässt. Aber er hat den vollen Überblick, während wir nur einen Bruchteil vom Leben kennen.

Du kannst mit deinen Vorwürfen dir selbst gegenüber, nichts rückgängig machen. Das Leben geht weiter. Nur mit Vorwürfen und Schuldgefühlen richtest du dich selbst zugrunde. Und dann verlieren deine erwachsenen Kinder auch noch ihren Vater. Auch sie brauchen Hilfe.

Wenn du möchtest, dann schließe ich euch in meine Gebete mit ein.

Was ich dir noch empfehlen könnte, wäre der Film "Die Hütte" da geht es um einen Vater, der seine kleine Tochter durch ein Verbrechen verloren hat. Er wurde "blind" für die Probleme der Familie (seiner Frau und seinen Kindern). Dann verbrachte er ein Wochenende bei Gott und viele seiner Fragen wurden geklärt.

Unfall ist Unfall. Suche nicht weiter nach den Fehlern, die Gegenwart ist schwer genug. Die Kraft brauchst du zum Leben.

Wenn du dich gerne ausreden willst, kannst du es bei mir auch gerne über das Postamt.

LG
Evana

evana antworten
1 Antwort
Diesel
 Diesel
(@diesel)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 30

Den Film habe ich zusammen mit meiner Frau gesehen, noch gar nicht so lange her. Wir fanden ihn recht gut gemacht.

diesel antworten


Diesel
 Diesel
Themenstarter
Beiträge : 30

Ich muss hier eine kleine Korrektur vornehmen. Die heute erwachsenen Kinder hatte meine Frau bereits, als wir uns kennen lernten. Inzwischen haben diese Kinder selber wieder Kinder, sie sind also schon "ziemlich erwachsen". Trotzdem sind es die Kinder ihrer Mutter, meiner verstorbenen Frau.

diesel antworten
nili
 nili
Beiträge : 42

Wie geht es dir? Ist dir auch körperlich etwas passiert oder bliebst du unverletzt? Viel Kraft!

nili antworten


Jack-Black
Beiträge : 3630

<b😠
Mein Beileid zum Verlust Deiner Frau. Ich bin kein guter Tröster und weiß in Fällen wie Deinem - wenn Menschen geliebte andere Menschen verloren haben - selten etwas Aufbauendes zu sagen, dass nicht irgendwie floskelhaft wirkt.

In Deinem Fall aber möchte ich eins sagen: Es gibt keine "versehentliche" Schuld. Aus dem römischen Recht gibt es eine Regel, die ich gern zitiere, gern auch auf Latein: Ultra posse nemo obligatur. Sinngemäß übersetzt: "Über das, was ein Mensch vermag, ist er nicht verpflichtet."

Schuld, die nicht vermieden werden konnte, ist keine Schuld im moralischen Sinne. Du hast Dich ja nicht entschieden, den Unfall zu verursachen, hättest Dich also auch nicht dagegen entscheiden können. Du hättest ihn höchstens dadurch vermeiden können, dass Du generell kein Autor gefahren hättest. Wenn also das Einzige, was zu entscheiden da in Deiner Verantwortung lag - überhaupt am Straßenverkehr teilzunehmen - nicht moralisch falsch entschieden wurde - dann trifft Dich keine Schuld. Es sei denn halt eine Schuld, die täglich Millionen von Bundesbürgern auf sich laden.

Wir Menschen suchen, wenn wir Kontingenzerfahrungen machen, fast schon reflexhaft nach Schuldigen. Meiner Ansicht nach ist dies die Grundlage aller Religionen: Dass wir es kaum fertig bringen zu akzeptieren, dass unser Wohlergehen nicht vollständig in unserer Hand liegt, dass uns jederzeit Schicksalsschläge treffen können: Umweltkatastrophen, Krankheiten, nicht vorhersehbare Unfälle. Wenn Menschen durch solche kontingente (übersetzt: zugeteilt, zu verstehen im Gegensatz zu: selbst gewählt) Geschehnisse einen schmerzlichen Verlust erleiden, wie Du jetzt gerade einen erlitten hast, wie ihn aber eben auch alle erlitten haben, die Deine Frau ebensosehr liebten - dann tendieren sie dazu, einen Schuldigen, einen Verantwortlichen zu suchen. Das ist ein normaler psychischer Reflex und als solcher kann er nicht mit ein paar wohlgewählten Worten wegdiskutiert werden.

Aber für Dich selbst könnte es hilfreich sein, dies zu erkennen: Selbst, wenn nun andere Dir ausdrückliche oder (häufig viel schwerer zu ertragende) indirekte Vorwürfe machen, Du seiest am Tod Deiner Frau schuld: Du bist es nicht. Du, bzw. Dein Fahrverhalten mag kausalursächlich verantwortlich für den Unfall gewesen sein. Aber Du bist ein Mensch, Menschen begehen Fehler, weil sie nicht perfekt sind. Du hast nicht vorsätzlich gehandelt, das ist der wesentliche Punkt dabei. Auch wenn Dir nun andere Menschen durch ihr Verhalten signalisieren, dass sie Schuld bei Dir sähen - sie tun dies nur, weil es eben in ihrer "menschlichen Natur" liegt. Und irren sich dabei. Ich denke, Du kannst ihnen solche Signale verzeihen - weil diese Signale ja lediglich ein Ausdruck dessen sind, dass sie Deine Frau eben auch liebten. Und in dieser Liebe zu Deiner Frau sind sie mit Dir verbunden, auch, wenn das im konkreten Miteinander nicht sonderlich viel hilft.

Meide also in nächster Zukunft solche Menschen, bei denen Du merkst, dass sie Dir einen (unausgesprochenen) Vorwurf bezüglich des Todes Deiner Frau machen. Sie müssen ihre Trauer bewältigen, Du mußt Deine Trauer bewältigen - und nicht immer ist es hilfreich oder auch nur möglich, dies gemeinsam zu tun. (Man hört öfter, dass sich Paare nach dem Verlust eines gemeinsamen Kindes trennen, weil sie zu unterschiedlich trauern oder eben auch nicht so stark sind, den Reflex, nach Schuldigen zu suchen, zu überwinden). Was immer Dir andere nun also vorwerfen könnten: Du bist unschuldig und solltest Dir nichts anderes einreden (lassen).

Es sei denn, man hätte Dir schon vor dem Unfall häufiger mal gesagt, Du solltest besser Deinen Führerschein abgeben aufgrund von nachlassender Fahrtüchtigkeit im Alter.

In dem Fall - wenn also Du fahrlässigerweise noch Auto fuhrest, obwohl es medizinisch angezeigt gewesen wäre, dies sein zu lassen (oder spezielle Senioren-Auffrischungskurse zu besuchen, wie sie ja angeboten werden), träfe Dich tatsächlich eine Schuld. Allerdings immer noch keine Schuld in dem Sinne, dass Du den Unfall gewollt hättest. Sondern die Schuld fahrlässiger Gefährdung.

Ich komme auf diesen Trichter nur, weil Du schreibst, dass Ihr schon erwachsene Kinder habet, was mich zu der Vermutung bring, dass Du schon alt genug sein könntest, dass Dein Alter und damit einhergehende Einschränkungen ursächlich für die Entstehung des Unfalls war. Und weil das gerade bei mir im Freundeskreis ein gewisses Thema ist: Meine Eltern sind um die achtzig Jahre alt, so wie die Eltern mancher meiner Freunde. Und unter denen gibt es einige, die man nicht mehr so ohne weiteres auf den allgemeinen Straßenverkehr loslassen möchte. Ich dränge insbesondere meine Mutter seit Monaten, einen Auffrischungs- und Sicherheitskurs fürs Autofahren zu belegen, ein Bekannter hat seinem lansam auch vergeßlich werdenen Vater den Führerschein geklaut, weil der sich gegen entsprechende Senioren-Fahrschulungskurse sträubt. Der Plan dabei: wenn sein Vater nun hingehen und einen neuen Führerschein beantragen muß, wird ihm womöglich von der Behörde an's Herz gelegt, seine Fahrtüchtigkeit mal zu überprüfen... Der Plan ging indirekt auf, denn der Senior wagt aus eben dieser Überlegung nicht, sich einen "neuen Führerschein" zu besorgen und verzichtet also jetzt unfreiwillig-freiwillig auf's Fahren.

Worauf ich hinaus will: Falls (und nur, falls!!!) es auf Dich zutreffen sollte, dass Du Auto fuhrst, obwohl Dir schon verschiedenerseits geraten wurde, dies nicht mehr zu tun - dann trifft Dich eine Mitschuld im Sinne der Fahrlässigkeit. Und dann wäre es verlogen, Dir etwas anderes zu beteuern.
Wie wäre nun mit so einer Mitschuld umzugehen? Indem Du womöglich in Zukunft daran mitarbeitest, andere Leute davor zu warnen, einen ähnlichen Fehler zu begehen. Viele ältere Leute wollen nicht einsehen, dass sie inzwischen zu einem Verkehrsrisiko auch für andere werden, die Ausreden, warum man z.B. nicht zu solchen Senioren-Fahrschulungskursen gehen will, sind Legion. "Bei mir wird schon nix passieren!" - ist die übliche Haltung jener, die auf den Komfort des Autofahrens einfach nicht verzichten wollen. Ich kann mir vorstellen, dass solche Leute, die nur aus Bequemlichkeit darüber hinwegspielen, dass sie eventuell nicht mehr wirklich hundertprozentig fahrtüchtig sind, sich eher von jemandem beeindrucken lassen, der sich vor sie hinstellt und sagt: "Ich dachte auch so. Nun bin ich Witwer. Das fühlt sich absolut Scheiße an, überlegen Sie sich, ob Sie dasselbe riskieren wollen!"

Kurz: Du könntest Dich in der Zukunft engagieren, dass andere nicht einen solchen Fehler begehen wie Du es tatest. Damit kannst Du das Geschehene nicht ungeschehen machen. Aber Du kannst dadurch verantwortlich mit Deiner Schuld umgehen: Sie Dir - und anderen -eingestehen und aus ihr lernen und gleichzeitig daran arbeiten, dass andere nicht so eine schlimme Erfahrung machen müssen wie Du. Deinen Kindern kannst Du ihre Mutter nicht zurückgeben. Aber vielleicht kannst Du daran mitarbeiten, dass andere Kinder ihre Mütter (oder Väter...) nicht verlieren. Dies hielte ich für einen verantwortlichen und konstruktiven Umgang mit Schuld (-gefühlen).

Aber nochmal: Ich will hier nicht behaupten, dass es bei Dir so lief, dass Fahrlässigkeit in Deinem Fall vorlag. Es ist nur eine Möglichkeit, an die ich dachte, weil dieses Thema mich in den letzten Wochen und Monaten mehrfach beschäftigte.

Wie auch immer: Ich wünsche Dir viel Kraft, die dunklen Tage, Wochen, vielleicht Monate oder Jahre, die nun vor Dir liegen, durchzustehen und dort, wo es möglich ist, das Helle zu sehen und konstruktiv weiter zu leben. Hhmm... Das liest sich jetzt für mich selbst schon wieder irgendwie phrasenhaft. Es ist aber ernst und aufrichtig gemeint.

jack-black antworten
3 Antworten
Diesel
 Diesel
(@diesel)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 30

Du hast ganz schön viel geschrieben, das dauert, um alles zu lesen ☻

Also, ich habe keine Kinder, meine Frau hatte welche. Aber die sehe ich nur ganz ganz selten. Und ich bin in einem Alter, in dem ich noch berufstätig bin, und Auto fahren muss. Bis zur Rente dauert es noch ein paar Jahre.

Und als Antwort auf die Frage von nili, ich bin seit dem Unfall krank geschrieben, wegen diverser Knochenbrüche und Sehnenverletzungen. Das dauert vielleicht noch eine Weile, bis ich wieder fit bin.

diesel antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3630
Veröffentlicht von: @diesel

Du hast ganz schön viel geschrieben, das dauert, um alles zu lesen ☻

Naja, Du schreibst, dass Du diverse Knochenbrüche usw. hast. Da stelle ich mir vor, Du liegst im Bett - da hat man ja Zeit zum Lesen. 😉

Veröffentlicht von: @diesel

Und ich bin in einem Alter, in dem ich noch berufstätig bin, und Auto fahren muss.

Okay, dann traf das, was ich über zu alte Autofahrer schrieb, nicht zu auf Dich. Damit trifft Dich also auch nicht die Schuld der Fahrlässigkeit. Das solltest Du Dir in Momenten klar machen, in denen es sich anders anfühlt. Ja, womöglich hast Du einen Fahrfehler gemacht. Aber Du bist ein Mensch und Menschen begehen Fehler. Das ist nie auszuschließen und eigentlich normaler Alltag - nur dass eben in den vielen Momenten wo wir alle Fehler begehen, meistens kein schrecklicher Unfall entsteht. Fühlen wir uns schuldig bei jedem Fehler, jeder Unachtsamkeit, die wir begehen? Nein! Vorhin habe ich, als ich von der Küche in den Vorratsraum ging, tänzerisch mit den Armen gewedelt zu irgendeinem groovigen Musikstück im Radio. Dabei hab ich voll mit der einen Hand gegen den Türrahmen gehauen, zwei Fingerknöchel bluten grad vor sich hin, während ich hier tippe. Das war ein typischer Alltags-Fehler, schmerzhaft, aber nach dem ersten Wutschrei mußte ich dann über mich und meine Dusseligkeit lachen. Was, wenn mir letztens, als ich mit meinem Neffen "tobte", so eine Dusseligkeit unterlaufen wäre und ich ihn, als er vom Klavier, auf das er gekrabbelt war, herabsprang in meine Arme nicht aufgefangen hätte? Es wäre nicht direkt meine Schuld gewesen, denn ich hatte ihn nicht ermuntert, da runter zu springen (wie es in anderen Situationen mal vorkam...). Aber trotzdem hätte er sich dabei vermutlich ernstlich verletzt oder hätte sich das Genick brechen können. Es war nichts weiter als Glück, dass ich da reaktionsschnell genug war, um ihn aufzufangen. Solche Glücksfälle hat wohl jeder häufig im Leben - nur man vergißt sie schnell wieder, weil ja eben - glücklicherweise! - nichts Schlimmes passierte.
Überleg mal, wie häufig Du schon solche Glückfälle erlebt hast, wo alles "nochmal glimpflich" verlief. Irgendwann schlägt dann die Statistik zu, irgendwann hat man dann mal nicht nur kein Glück, sondern sogar Pech. Das ist Dir jetzt widerfahren. Schrecklich genug. Aber kein echter (d.h. vernünftig so zu nennender) Grund, Dir Schuldvorwürfe zu machen.

Veröffentlicht von: @diesel

Das dauert vielleicht noch eine Weile, bis ich wieder fit bin.

Ich drück Dir die Daumen, dass nicht nur Dein Körper, sondern auch Deine Psyche das möglichst rasch hinbekommen! (Aber hey: keinen Druck aufbauen, Verletzungen brauchen genügend Zeit zum Heilen!)

jack-black antworten
Seltenhier
(@seltenhier)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 69

Dem TE gilt mein Mitgefühl. Nimm dir alle Zeit, die du brauchst und verlange nicht vorschnell Unmögliches von dir.

Veröffentlicht von: @jack-black

Aus dem römischen Recht gibt es eine Regel, die ich gern zitiere (...) übersetzt: "Über das, was ein Mensch vermag, ist er nicht verpflichtet."

Eine interessante Haltung. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Aus welcher Zeit/welchem Kontext ist das? Und wer ist dann schuld, wenn nicht man selber als Verursacher?

In eigener Erfahrung lerne ich, dass die innere Klärung (ich meine nicht die juristische Klärung) der Schuldfrage nur begrenzt weiter hilft. Es ändert ja nichts mehr.

Viel wichtiger scheint mir die Frage: Wie gehe ich mit den Folgen dieser Situation um?
Vielleicht hilft auch die Frage nach dem Ziel: Was soll am Ende des Trauerprozess bestenfalls raus kommen?

Buchtipp für den TE: Arne Kopfermann (2017) Mitten aus dem Leben: Wenn ein Sturm deine Welt aus den Angeln hebt.

seltenhier antworten
Seite 2 / 2
Teilen:

Hey du!

Dieses Forum ist für dich kostenlos.
Das funktioniert nur, weil uns treue Menschen regelmäßig mit ihrer Spende unterstützen.
Bist du dabei?